Abhan dlungen -
Königlich Bayerische Akademie der Wissenschaften.
Philosophisch-Philologische Klasse, Bayerische
6'
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ABHANDLUNGEN
Dm
PHILOSOPHISCH- PHILOLOeiSOHEN KLASSE
DER EONIGLIOH BATERISOHEN
AKADEMIE der WISSENSCHAFTEN.
»
ZWEIUNÜZWANZIG8TEB BAND
IK DUt Bim 9EB OBincaOBBIVTBr MB LZXIV. BAIID.
iOnchen tat».
VERLAG DER K. AKADEMIE
IN KOlfMISSlON »ES 0. nUSVSOBStl YtSKLKQS (J. ROTQ).
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A&ADUI13CUB BUCUfiKDCKEKEI VQS K. STaALit IK JlC^lUtKK.
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Inhalt des XX IL ßandes
I. Abteilang (1901—1902). Seite
Jjtfher Ann liiterari.<M:li-aestheÜM)l«ii BUduQgVtMid des «ttiflclMii ThMterpablikttOtt.
Von Adolf Ummer 1
Ueber ein griechisehea QiftMralnf. Von A. Furtwängltr. (Hit «ner Tafel) . 97
ESn MllfihriaUiehes Hypogeuiu im Bereiche der Vigna Ca.s.sia bei Syrakus. Unter Mit-
wirkung von Dr. ruolo Orsi beschrieben ton Dr Jost-ph Füfirer. (Mit .' Tafeln) 107
Die Umschreibung des Perfektunw im Deotscben mit haben und sein. Von Herrn. Faid Ib^
II. AbteiluDg (1902).
Grundfragen der melii>chen Metrik der Griechen. Von W. Clinst 211
Die Gt-iieülotxie <^:>r Rii<).'rl>ATi'isi'I)rirten de« ä«cl»eoqii|«gek. Von Kwt von Amira 325
Homerische Studien. Von Adol/ Jtoemer , 387
UL AbleUnug (1903- 1904).
Dm TropiMMl von Adaniklissi und provinzialrömische Kunst. Von Äit^ Rai-
fränr/Jer. (Mit 12 Tafeln uiii iiiclirf^rcti Texthildern) ..... 458
Die Lebensbeschreibung von Padma äanibhava dem Begründer des Lauuuatutus.
II. Teil: Wirina and BrIclmtMe in Indien. Ans dem Tibatiadiea Vbenetot
»on Emil SrMngintiieit ........... 517
Zur Kritik und Exeget« von Uomer, JSuripidM, Aristophanes und den »Iten Erklärem
derselben. Von Adolf Momer 577
Berieht Ober «iae AdreaM nn den Doini Lonia in Lbnsa (1902) cor Grlaogang von
Bacherver7nielini-.«>>n au> dfti dortjgen bnddbistiseh«B Elostein. Von Emil
ScMagintweiL (.Mit 2 Tafeln) ü57
Gnndzflge einer LentlehM der Kbtti-Spreehe in ihren Bedehangtn- so derjenigen
der Mon-Khmer-Spneben. Mit einem Anhang: Die Palaung-, Wa- und HlSD^
Spraehea des mitUena SiUwin. Von P. W. SehmÜl S. V. D. ... 675
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üeber
den litteraiisch-aesthetischen .Bildungästaud
des
attischen Theaterpublikuins.
'Eati Aij tt'i ßm'hjuä itnv r»J,- .-rnoy/tarriai np
Mtl&tfOfl'l "/> '"'<' 'Arxixvrr i}iar<7>v oofiO'; nid'
oti^ XU» n nuhpfw fgym oM/k, iv <Ji tä n'tv
xntuntttliftrim xiji TW.- nijrriu" oi*t5r»y>c tj^iiüxa XtrfoVf
loti ii xaiä tu xittUiotfir ftytriff$frvtf i^tfvofUU.
Naeh Dionyi t. HalJk.
Von
Adolf Boemer.
Abb. a. J. Cl. a. k. Ak. d. \Vu». XXU. lid. I. Abtb.
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Di6 Erforschung und Betraditung der aesthetisch-litterariscben
Bildung' des attisdieii Theaterpublikunis kann niclii leicht verzichten auf ä'u^
Beleuchtunf^ des Standpunktes und der Stellung, welche die niassgebniden
Persönlichkeiten des Staates, noch mehr aber die grossen unci breiten Massen
des Volkes wissesBchaftlichen Fragm Überhaupt gegenflber dimelimefi.
Auch die Beife oder Unrafe des politischen Urteils, wie dieselbe
uns nicht selten greifbar in den Staatsraden entgegentritt, noch mehr aber
die mehr oder minder populären Elemente der letzteren, und nicht zuletit
der so klar erkennbare und wohlberechnete Zuschnitt der G e r i c Ii t s r e d e n
auf das Gegenteil von Scharfblick und Intelligenz hei den hörenden und
richtenden Massen sind notwendige uud wichtige Etappen auf dem weiten
W^e zur Auf bellnng der anfgeworfenen Frage.
Die Ide^e, welche die Forsdier sieh setzen, die Ideale, welche die
massgebende Gesellschaft im Staate verfolgt, liegen weit ab von den W^en,
auf welchen die Masse des niederen Yolk^ seinen ganz anders gearteten Zielen
zusteuert und zuzusteuern gezwungen ist. Hat eine solche Masse überhaupt
Ideale? Gewiss! Die 7io/.i>;: Das Vaterland! Das setzen wir billig voran und
voraus auch bei der Masse und lassen uns nicht irre machen durch Stimmen,
wie sie unter anderem mm Ausdruck kommen Andoc UI, 96, onw »al vitv
Tiyftf Ufwatv w Yiyru'tnxtir t«*,- itaXlaya^ a'htvii tiatV, iiixi Kai vfjfs
fl yn'i]<U)yTat t// niku' la ya(f iäia ta a</itiif/ avTwf ix t^c ^mffOffias oöx
unokaiißuytir . ä n i> i r itiv t 1 1 y un' {{xcti i'fcitj')?) nvx tlrat ittfiai T{Huft.t'.
Heilig sind ihr auch olxot:, .^cf^J'fs — und vor allem und nicht blos ihr
allein — ;^(//)uaTo, um mit Aristopbaues zu reden. Ein kerngesunder
MateriaUsmns, vpn widerlich abschreckender Hftsslichkeit nur da, wo «e zum
'Götasii der Partei erhoben war, hat gottlob das ganze athenische Yolk von
Anfang an beherrscht und er hat nicht in letzter Linie die kolossalen Kraft-
anstrengungen und die Kiesenerfolge ermöglicht, die das glänzendste Blatt
seiner Geschichte bilden. Die Zeit, wo Athen nur Müsse fand, Tragödien
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aa&ttfahren, Komödien zu belachen, Kunstwerke »xa dem Boden emporsteige
itt Immd, die hat ee dort niem&le gegeben.
Die Stellung, w^he nicht blon die niedere, an und durch des Lebens
Notdurft gebundene, Masse, sondern sicherlich der Grundstock der attischen
Bcvolkpriinnf allen wissenschaftlichen Be.strol)ungen, die t^inen Sdfortii^en
Nut/oti niclit versprechen und auch wirklich nicht haben, gegenüber einnimmt,
ergibt sicii darnach von selbst. Der dickhäutigste moderne Utilitariei' könnte die
Worte gesefarieben haben, mit wdchen laokratee diese Stellung des Volkes kenn-
aeichnet Antidos. § 261 ff.: im uty yei^ nXtiarM Jtßy Av&iftonaMf vjtttl^aat
ddoktaxi(*y yui uix^Hi'/.oyiav flytti ra roiairu ruir ua}>r,ii(tfi»}'- (Dialektik,
Astronomie, Geometrie, Physik) ovtth' ««^'(i»»' «rr' ^.7* /i'u \i)'iv>i' oi'jr'
f7ii Tvir xdirmi' tlrrt / <t r;n i ii in', (tW olkV ty rat,; iti'^«V'/« i)t'<)n-i- /.!>•, )'m'
iufin'fit' lol^ luH' fiut^ofUDV (Vfä tu fif'iit i«ö ßiip :ia{taxo/.i>v'ß^tb' ui,if
nftt§eatv inafivvftv, aJlV f§io jtavTunvatv tlvat ttäy Aruyxaimv, Und
derselbe Mann, welcher nach einem treSEmdes Ausdruck von Wilamowitz,
Aristot. und Athen I y. 340 wohl manchmal mit der Unterströmung, aber nie
gf<jf^n (ipH vollen Strom ilcr olTtutlichiMi Meinung schwaiinn. inuss in dieser
allgen)einen öffontiichen Meuuuig l-imcm sehr starken Rückhalt gehabt haben,
wenn er sogar den :u.iaiiSn\itn'0): niclit m den Kreisen sucht und findet, welche
wir so ziemlich als die Heimstfttten aller höheren künstlerischen und «rissen«'
sdiaftlichen Bestrebungen zo betrachten pflegen Panathen. § 30 riyag ovr
xahft 71 fn ut (y m II t y o u ^.lH(h] r«,- rtx^**S Tttv «' ^ < 'J .** « ■•' '^«tf
J »' j' « « f / i,- d.rrx^'ixi it(t'Cu>; So steht denn nun dioser -if.ia/f^fi/j/j'rs-, der weder
von Natur- noch lieisteswissenschaften auch nur einen Hauch verspürt, der
grossen Masse der iiiui<!(tt'iui gegenüber, uiu die nun folgende Definition iu
aller Kürze zusammensufassen, als der praktische auf seinen Katzen bedachte
Mann mit verbindlichen Umgangsformen, voll Kraft und StandhafHgkeit gegen
die Verführungen, wie gegen die Schicksalgschliige des Lebens, als der Mann,
d«>r ridcli im Glück das richtige Mas** nicht verliert uiiil vor ;ill*>m nir'nt der
'iWisunde der '•■^("- verfallt, der dann mit diesem KüHtzeug vtjrselien ver-
möge seiner natürlichen Einsiebt und nicht durch Ü^ufall in den Besitz der
höchsten Gflter des Lebens, zu Ansehen, Ehren, Macht und Reichtum gelangt.
Die jtai^tvaig nt also hier nichts anderes als Selbsteniehuiig. Darnach mag
man sich das ßild der anai^tviot ia seinen Haupterscheinungen sell)st aus-,
malen.') Dieüc sicherlich in den weitesten Kreisen verbreitete Anacbanung
'/ Dam iXkv Uegcuiaiz zwucL«.-u ,i.u'bild«t* unil .1. uj^obildet" nicht «rat eine Fracht d<a
FhilMO!ph«meitaJt«n wir, Imi Bob. POhlmami «Sokmtea und Min Volk' p. A 0. p. Ifi ff. in einkarli-
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seigt uns eineneita, welch ein grosses nnd reiches Feld die wirkliche Philo«
Sophie zur Bebauung vorfiind, wie sie uns andererseits die nie rastenden
Remühnngpn eines Sol^ratf's, Piaton und Aristoteles begreifen und wfirdifren
lehrt (man vgl. Wilainowitz, Aristot u. Athen I p. 318). Wie eine solche
teils durchaus materiellen Anschauungen huldigende, teild vorwiegend von
dem Ideal des tüchtigen Mannes und Borgers beherrschte Gesellschaft sieh
SU den Fragen der Wissensehaft stellt, ist von vornherein klar, ohne
dass wir uns auf das oben S. 4 ausgeschriebene Zeugniss des Isokrates zu
berufen nötig hätten. D;«nim ist, die staunende lVhr>rrfischnTif,' dp*» Hüiiern
in den Wolken 201 flf. beim erstmaligen Anblick der ihm völlig unbekannten
Instrutneote zum wissenschaftlichen ^ Betriebe der Astronomie, Geometrie
und Geographie zweifellos genau nach dem Leben gezeichnet. Ganz besonders
bezeichnend ist, dass das die äargoyoftut repraesentierende Instrument sein
Interesse niclit im mindesten erregt und er an dieser Spezialität vornehm
vorübergeht, wohl auch ein vollständig ausgiebisj-pr Beweis dafür, dass der
Dichter selbst dieser ältesten Wissenschaft wildfremd gegenüberstand und
darum wohl einen Anknüpfungspunkt nicht fiutid, um an ihr den fiauern-
verstand und den Bauemwitz auszulassen.
Wir wollen nun damit keinen Stein auf das Volk der Athener werfen.
Die auserlesenen Geister der Wissenschaft sind, wie das in der Natur der
Sache liegt, immer einsame Wege gewandelt und seiton oder nie von der'
vollen Sympathie eines ganzen Volkes getragen worden,-) Ja Märtyrer der
teml»T AVeiB«! hcrvor>rt>hol)(in. Dancbcii kann ittftn E. Curtiti«, Altert, n. Oejjenw. fl p. 340, 8>'hr wobl
/.iijffben, tln»" »icli liiescr (ii';f<;nsat./. i'rst mit doT Zeit der l'hilo^ojihcn zur ^n^'i^^itt-n Schroff liejt und
1« hliewlich r.ii einer vfilliifeti Treiiruitif; <iii'l Sonileniiic <!pr bt-idfii Exlrtfra^- entwickelte. F* kann aui-li
i. berna/a sehr irohl daa Hicbtige diunit getrotteu bubeii, wenn er in leinein Pbokkin p. iU ff. tfaurauf
kinirtiat, dam dt« gricchitcbe Fbüoaopbi« mi «IMiiigar Auntthme iler Kyniker ddKh««^ ein« ariato-
krstiicbc RaUiinp bcwnlirte. Alw sie fOhlt »ich doch dem ungebildet«!! Hjimt gegenflher, nnfl ein
GefiJbl wenn nuch nicht )?eniUe iler »trikli'n Venu-htung, »o doch dpr Upl>erlHfrenheit hört man %f>g\\r
«II* <ien Worten eines S.>kr:ites in «einer bekunnten. aber doch weii^- n | oktvoHen Chanikteridlik der
VolksversMumlung hernu« Mem. III. 1, Ii .Tcirooy r<in tue; xt-wj ta; ninör /} tor; nxi tilt; ij tots Trxtnnx;
V TO«* ;[a2irfaf ^ tote ftmUftibe ^ f«V ifUlmjuv; ij roc,- «i' i;', (iyn<>ü u4rrn,ffl/./.o(i(Voi',- nai (f imyrutivTa; oii
lUnoMc ffjf^DMf iMitm»tat ^ggiintti Wie ei« iSnnli< h> r .Scbliichtrnf dAgeffen klingen die
"Worte des Etithyphnm Pl»t. Euthypbron 8 C: uiV oM»» a^t&r jcj'i iQorttZttv, Ali' Sfutat frvai — also
Front milchen jjeffcik die oi .tu//"/, cf. .j A und Kritun 1'. vi iiir, nierkwürdii; liest »ich aucli und
klingt {mi wie ein Viiticinimn l'Ost evetitiiiii, wait Sikml.-^ winen Kichtern zuruft l'bilo. Apidoffic ;i'J C
,Duidl meine Hinrichtunt; ^laidjl ihr, euch einen Munn v-jin Ha!<e srhittfen, der Iterlien.schaff fordert
TOn «unmi Leben.' t6 6i v/tiir xttiv hmvnov djto/?qo«rat, <%? ijü vif - ^idovf ivartoi v/m; «( iUfi^tttt
oüe yüp tfA mntxw, l/uü ti atit ))«Mm«#« ' irai guJii:nitie(tt Imnmt 9tArt$^ thtw, tau vfuis fiSilw
äyiraxitiMtt. M.in Tgl. lo ttuerem OegeutaBd noch Adolf Kircbkoff, Festrede inm S^Angiiat Ittll.
beitiii, |j. Id.
1) Man Tj;l. dazu Edniird >feyer in der Herl, idiilol. Wochenschrift, \f'M\, >^\>. :;ci'.>.
*) Wie nach Aristarcha Meuinng za § 163 die x^tia aitif die pboeaikiacbeu Kauf leute nur
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Wissenschaft h;it es auch im griechisclieii Altertum gosrelx-ii. Dass zuuäichat
einmal r\'w n a t u r wissen bcIi aftl i c h e ri l ntersuchungen und Studifin nicht
bloss alJ^'eits von den "Wegen des Volkes wandelten, sondern geradezu die
direkte Opposition desMlben licrvorriefen , wird um nicht Wunder nehinen.
Mochten auch die einen darin nur unBohnldige und nnpraktiadie Spidereien
erblicken (cf. Plate Rej). 4S^\ C n'/Mt rode ?roil<u;?Mts' {Itjyjn'ta^ thuxa^y
*i7ä o{m fltyniifi' vuvrai^ ovy üua{>Ti',nn, xai rovz i':i<) lovriav t' / i^t n r o t' c
Itynuhrovi xui ii t itiu ^oi, mj / a i; tut,: v'i^ (iliif^tn:; xvjjfjiii nt.:), so formulierten
doch die aggressiveren Elemente sei es aus eigenem Antriebe oder mi Dienste
von Parteibestrebangem darai» Angri£Fe auf die aeit Jahrhunderten feetatehenden
und festgehaltenen religiösen Ansehaunngen des Volkes und fanden damit
einen durchaus günstigen Boden: ov yäg i^rtlyin in toi'v tf vaixmx xal fttTuvyo-
'i.wyc- TUTf >f(ü.m'invttf^. versichert uns Plutarch im 23. Kapitel des NikiMfi
und ausserdem firulon sich noch eine Menge von Zeugnissen, welche ilugo
ßerger in seinem gründlichen Werke , Geschichte der wissenschaftlichea
Erdkunde der Griechen*, Leipzig, 1887 I p. 36 Anm. 3 u. ff. (cf. II, 49) an-
Bammengeiitellt hat. Man bedauert, dats man audi den Sokratee auf Grund
der bekannten Stellen in den Meuiorabilien I, 1, 11 ff. u. IV, 7, 2 ff. so ohne
;i iL' weitorc Bemerkung in dieser GeseUscliaft 'iieht. Und doch hat ihm
Pluto in der Apologie !9 V die Worte in den Mund gelobt: xal ovy lug
*«tiuöjtü<' i.tyui it]r tuiuöii^y 'i.iiüti\^t^f (die Naturwissenschaften), ti n» nt{fl
rdäv ToiouTioy iativ. Der Amw^, diese wichtigen, scheinbar mit den
Stellen der Memorabilien in st&rksten Widerspruch stehenden Worte ab
Platonisdi, nicht als Sokratisdi zu betrachten, verbietet sich durch den Cha-
rakter unserer .Schrift, die uns ein Bild von der wirklichen Lehre des
Sokratcs eiu werfen will, von selbst und ist desswegen nicht gaiiirluir. Man
muss sich darum gegen die Annahme rein Platonischer Elemente abielinend
▼erhalten. Es hat aber auch Schanz a. a. 0. gut anf die Bedeutung des
Zusatzes ti$ mifi rtuy Totovrmy ao^ iouy anfinerksam gemacht, weldier
die W^ für ein wirkliches Wissen auf diesem Gebiete offen l&sst und
EtfttdvBg <bcawr gengtr lur Aiiir«iiduBg) der Bnehitabeaichrift lUurte, m htl auch dM prmhtiaeli«
l^'iliirfni«» dc-i milt-sischfii IIand>'lH zur vTtteti (jcomi'triBch-astronumiscIu-ii Schulnjip fft'föhrf. (Di eis,
,l'i-t.>'r din Ult<'sit-i'ii Fhilasophf iiiflmli'n (Ut Oricclicn.' Philo-ntpli. Auf«., K. Zi llor (fcwiilnift,
S. -^H.} Und *o i^t !•» dftiii filr die durdiaiiis pra kt isi'h i' Ansrliamnii^swi^isu' iIit a!t»'ii .^fhcm-r hf-
»>icliDeiKi graug. diin eine Duaplin, nftmlieb die wiMenscbafilicbe (cf. Üom(>crs, Oriech.
Vcnker I, itl!?} Medixin nicht bfam in Onndn nnAMlinuni, MMidcra tneh iliMn «ntau nnd glSnttndeii
VrrtivtHr Hiflpollimta lux-ti clirteil, of. Tita Ii»; Kflhn III. rt.V) — wolil aus Soranus ßioi latoäh' — not
Ai)uoovf loTt 'fiUtHuWoic ifivtjoay Mtä mAiti/y {'•/oai^iar Hai rijf er /7r>i iiirriVi> nirifotr ido«(t* ti{ j«]x(rov(.
Eh i-it iiUo ein Luftlii>'l>. wi-klii:'!] .\ri>'t<i|>)iaii>'x Nuli. g>'g^n dif mt^iatr'^rvai (Uhrt. Deber dM lutttttt
d<T ,äta&t«&rzte* in Atlivn vgl. ächottiuanD-Lipaiua, Griecfa. Alt. L, 4fü.
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den SdkrfttM la «inem solchen nicht in Gegwaats stellt. Treten wir nun
mit dieeer doguiatiechen Festlegung der Sokratischen Ansicht durch Piaton
an flie angeführten Stellen der Memnrabilion heran, m ist zunächst zu be-
merken, dass beide durchaus nicht gleichwertig neben einander gestellt
werden dürfen. Wenn wir nftmlich in der letzteren leeea IV, 7, 2 i^idaattf
&i XQ» ft^Xlf*^ ^''^ «/t(n«(ioK tlyai ixaatov ngayptjtroe ritv iff^^ niJtMd*v-
fu$n»f, ai$r<Xtt ytutfitr (jiav ftixff^ f'^'' ^^^^'f^' ^V) fiavBa¥Hv, Siae ixavag
TIC yivtUTO, *? nuif tT*;;tJf<f. yf^v ftitiflp üifihü'i fj Tiagalaßfly »' nufiuihwvai
(ftat'tiiifTi f; f(>yut' d.ut^it^aoffai ..... n) <V> >t^/xn iviV fivanvvhfWV f^tcyin'it-
ftaituy ytwftfufiav fiayiyävtiv (i.itdoxittayt uiui weiter über die Astrunüime
§4: ixfltve Jti xal aar^oloyi«^ ifmuQoi,; '/iyyta^ai xaiiavit,^ tu't'tot ut/Qi
taO rtaerie (i* &ifav xal ft^yvit xut ivtwxoö ^wota&ai ytyvioaxuv l^txa aofitias
xui nioC Kai (fvXaxt,i . . to dt ,u«X(*< tovrov aaTtHH'ouiuy uay'iuvtn' itf'x^i roß
xul TU in) ir rt] avii] .y(-{ti<fo(t€e oyrre xai rot,- nkayt^tctj: if xiu unKtflutiTOVi
fiaiifttti yyiävai xai ru^ d.ntnrnan^- arrun' tisiö r/j," ^/J»- xai rf'- 7f{)«><yorv xul
T«s aiiiu^ avrüiy ^r^iuCytus xajaT(fißta{}ui, la/ufjutii äsiti^fni-y , 8o kann dock
dftrans eine grandtftalieh oppositionelli Stellung gegen beide Wiaaenebhafkien
durehans nicht gefolgert werden, so wenig wie etwa der modernen Schul-
leitung, wt-lcli«! beide Disziplinen freilich zu ganz anderen Zwecken und darum
auch nach anderen Gesichtspunkten für (lie Sdinie festlegt und nur pnsspndp
und eng begrenzte Teile don^elbt-ti in ilir Pnnrijuaiu aufniuimt. d.ir;i(iri em
Vorwurf der Unterschützung beider Wisaenscliatten gemacht werden kann, zumal
une Xenophon a. a. 0. versiehst § S xatTM a&e u:in(jöi y aviviy t]y, in den
schwierigen Problemen der Geometri«. War er doch auch bekannt mit der
höheren Astronomie nach § 5 xairot oi^*^ roi'iioy y* i}yi,y<"<.: i]r, wie ja
wohl auch die n^odernen Vertreter derselben dem Sokratn'; ^'i wis.s darin bei-
stimmen werden, dass ein langes Leben zur vollständigen Beherrschung der-
selben gerade hinreichend ist.
In eine ganz andere Sphäre veraetat uns dagegen die Stelle I, 1, 11 ff.,
wie lY, 7, 6: «kme tfi rfSr i^iffeevitoy, fi &aittov o ft^x^^^^h «ipcwritfr^i'
y£yyta,'}at ünfrfftmv^ In dieser wie in den Stellen des ersten Buches handelt
es sich doch um ganz nndnrp Materion . nfinilich um ili« Fraj^« n;u l> dnn
, ersten Dingen": oin): •■i'n ntui n]c tuh' .niyTuiy (fvntut^, '<0i- aüMty
vi n'uloiui, iuiJyfTo, axo^v»' ».itu, /> xukuvutyo^ i'viö tüiy oiMfiOiwi' xtmiKK t/ji
X€U Ttoty 'dyayxws vXttOiu yiyynai rmv aö^yiaty, dAIa xm tma; if^uvii'^ovxas
rcr Toittihta pttoffedroyTus dfitdtlxyve. Diese Versuche deteatierte er nicht bloss
von vornherein mit aller Entschiedenheit von seinem wissenschaftlichen, wie
von eeinem theologischen Standpunkte, Mem. IV, 7, 6, sondern er rückte ihnen
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8
auch auf den Leib mit Ge^nwggmBnteii, wie der Lehre des Anaxagoras von
dem Sonnenfeuer IV, 7, 6 ff., wo wir f&r die Worte fttafeivotfrag dnedtiurvs
einen trefflichen Bcletr bekommen. ')
Vergegenwärtigen wir uns nun die in den weitesten Kreisen dea Volkes
vorhandene ntii^ünstige Stimmung gegen die Natur wissensühaften, so luusate
das von Aristophanes in den Volken aufgegriffen» Thema al« ein im höchsten
Sinne popnlftrea erwheinen and nach eeinor Beredmung einen mftehtigen
Resonansboden bei der breiten und breitesten Masse hnden. Und doch der
.'kl.itante Misserfolg! Wir wollen uns nicht wieder mit der Aufzjlhlunix der
Gründe desselben beschäftigen und durum kurz auf unsere Abhandlung,
Sitzb. der Münch. Akad. philos, - philolog. Kl. 1896 Heft U p. 246 ff. ver-
weilen. Nur an einem Punkte, der zur Entscheidnng unserer Frage nadi
dem latmreaee und der Anteilnahme der groeaen Maaae dee Volkes an der
wissenschaftlichen Bewegung ihrer Zeit von besonderem Belang ist, können
wir nicht vonibi ! gehen. In der Wospenparabase (vom Jahr 422) hat sich
der Dichter darüber ausgesprochen
V. 1044
:n\nniy xatttJi^ovffoze xatvoiixui^ ajitiffoon* ovi^v dtavoUttg
ag vnii Toß fi^ yvtärai xtt&agdSs vfuilf ijioiijaetr' äraJtiStSg
und V. 1048
Tovro ftfv wf t<i&* vftitr fniaxfoy roig yyovatv na()«/p^,ua,
d it« ttoiijirijg odttir x^^^^ MffU Tota$ oo^olg yeyouimatt
tl Tta(it/.avrwt' rorv (hnindloi'^ t>])' t h' yoia$f ^rtHJttf'tv.
Was hpiisst X cf 't n fi (»"t yi'wvai? Wir können von dor Heranziehung
der hohen St«illen aus Flatons Phaedou 66 D und 68 B. wo en nur lieissen
kunu „in ungetrübter lieinheit", ganz absehen, die Worte in unsereiu Stücke
y. 681, wo der Chor die Bede des Pfailokleon also charakterisiert:
') Freilich di« moderne NfttuTwi«wn»ch»ft könntt- unJ milwte den echt wi«»eBtcbaftlichen
Gkriat det Sokratea bflher ttellen, w«nii «r «ich eiiixig und «Hein in Anbetracht der UmaUtngliebkett der
iliiiiiuliff<'ii Hilfiiujiitflii mit fiilcr N<-ßi<-ninK des \Vii<i»i-i>.'* für di«- daiualigf Zi-it Kc({iui(?t hiitti'. Diu
gi'srhii'lit leider nitht mit ileii Worten I. I, 13 lOai'fia^r <>' tl fiij rfartgäv nitoTi tatir üri faf r" oi' Ai tutür
t'niir (inV/HÜ.ioj»- n'pfir oder IV. T, (i orrt y<\o lineiit äfOoü'i.ioi; ai'rä fVÖitiCtr tirai. Hiiher wiird*» sie Ilm
•icbcr auch «teilen, wenn er die In«tanzen, die wir dort leaen, gegen AuaxngorM nicht angerufen hätte;
denn da«t dieidb«!! nur anf Rcehnun^ d«» Xenophrnt fcomiiMB, nicht wat die d«« SokniM. daftr hat
.liM'l ,l>er erlitt' und der lenopliontiurlie .Sokrates" I ji. IJl ff. audi nicht die .SjxiT sinM Bt'WeiHes er-
Ijnnlit. Wi'nti diij:ej;eti liu.i.t«v Olo^iki) »Das Vorntadiiim und die Anfänge der Philtnophip*, Kiel und
Lei|)zi)f ls!i;<, im .\ii»<lilii«s an eine neuerding« von t.'li iapjiel 1 i vertretene Ansieht, den Sokrat.e.» der
Mat«rwiMi>uM:hafl erobern und »o den Angriff des Ariatopbanei erklären will, to icheitert dieie Annahme
na d«r «inJheh«ii Erwftgnng, daa« bri der AdStthrung d«r WoUna der 8nhn dm SojdirObhlEna tchna
47 Jahre «It und dJtmal« tieh«r nit «ieb imd •einer LebenMafgnbc volUttedig im Reinen wnr.
«
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9
gestatten keinen Zweifel (lariiber, dass 68 im Sinne von ,rein, unverfillacht,
der Sache ganz entsprechend und durchaus deckend" genommen werden
muas. Also heisst yt iot ai xat^ufjtu^ ,reiu, unverfölscht, genau und richtig" ver-
stdieii. Htlten wir diu damit snmmmen das tine jui; yroSatv nagaxi^fuxi wo
können aueh di<6e Wort» nur m> verstanden werden, da» den Zuhdrern nidit
gleicL, Bondern erst später ein LvAt ao^gagaagen ist Man würde nun
den Athenern und iliretTi FassungsvpTinögen ein sehr schlechtes Kompliment
machen, wenn man die Dttige, die zu iiuck für sie, zunächst und sunieist in
den Lehren über Metrik, Rhythmik oder Orthoepie finden wttrde. Haben sie
doch in den nSdunanadfirfem* (JatTaUis) Intimittten aus der Bednar-, wie der
Grammatikerschule mit vollem Beifall gehört (cf. fr. 198 und 222 K.)! Man
wird also in alkrerster Linie an die hier behandelten naturwissenschaftlichen
Probletiie zu denken haben; denn die Persiflagen, wie sie in flen Verhüllungen
136 il. vorliegen, lagen den wenig dafür interessierten Durcbschnittsathenem
durchaus nicht so nahe, um das richtige und sofortige Verständnis der Ab-
sicht des Dichters als selbstverständlich erscheinen an lassra. Und nun gar
die streng wissenschaftlichen Lehren von Regen, Donner and Blitz S60 (man
vgl. besonders 37ß ff.)! Die waren trotz des drastischen Vergleiches durcbans
nicht für Jeden sofort kapabel, aber auch dem einfachsten Yei-stande war
daneben einleuchtend, und Strepsiades hat sofort begrififen die grosse Er-
oberung der Naturwissenschaften V. 370
<f t\it, .^0L ya^j .lofflox' wtv vttf*hiBy vom^ (den Zeus) /;<)'/; ii9iamu;
xaitoi alS^an vtiy tt6tWt tovras dnod^utlv.
Unverlierbar fest musste sich auch dem einfachsten Verstände einprägen, was
WUT hören V. 400 C
ä)X6i TO)' avTOV ye rffioy ßdk).n xal Sovriov, üx{/oy 'At^iiytu>t',
tun T«» »T(>j:',' rag fuyaltti' ri lafhay; oC '/"(^ ''^("^'» 7' fnio(JXH.
und ge]C^n die Festsetzung- solcher Siitze im Denken der einfachsten Männer
— so nioclite der froiiiine Glaube zetern — Ijot die am .Schlüsse des Stückes
erfolgende Verniciitung der ganzen Atheistengesellselxalt nicht das nötige
Gegengewicht
Es nnsa darum als eine sdifttsbare Bereicherung unserer Einsicht an-
genommen und festgehalten werden, das die breite Masse des Volkes, wenn sie
auch im Allgemeinen mit einem Angriff auf die SophiatengeseUscbaft sympathi-
Abh. d. 1. Cl. d. k. Ak. d. Wi«. XXil. Bd. I. Abtb. 9
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10
Bierte, dock zu weit abstand von den Bahnen, ftnf welchen sich die von dem
Komiker gegeiaaelte Bewegung volbsog, um intimere Bedehnngen, die aus der
för ans heute so darehuchtigen HflUe der Pernflege deutlieb wahmeliinbar
sind, sofort') zu erkennen und demnach den daran gentatm Wits und die
genialen Einfölle des Dichters ririitig zu würdigen.*)
Wenn Rurck Hardt in seiner j^riech. Kulturgefächichte zur Erklärung
der scheinbar geringen Wirkung der grossen griechischen i'orscher und Ent-
decker III p. 423 die Abwesenheit jeder officiellem SanctioDteruDg durdi die
Tiähf und den Uangel eebalmftniger Tradierang in vom Staate errichtetMi
Unterrichtsanstalten anführt, so muss daneben noch weit mehr der Umstand
in Anschlag gebracht werden, dass dii; Rcsiilrafe dieser Forschungen , dass
diese Entdeckungen eben noch nicht die ruhige Höhe sicherer und unbe-
streitbarer Thatsachen erklommen hatten, die ihre Aufnahme als Dogmen
in ein Lefarprogramm irgend einer vom Staate geleitetem oder beaufüehtigten
Schule empfoblem hätte, eondwn dauiale noch im Flone waren und mit der
Gegenströmung anderer ebenfalls von wiiMiiecbafbUcben ForBCbem aiMge«
gangenen Meinungen zu kämpfen hatten.
■) Ab< r 4er Diclltor. d< r duih wohl ulU-in ÜdcrLagf war. übi-r tliaCMBd« widfH Missi<rrolgca
rieh T«lUUiidtg gemra in iiiiterricbt«n, befiind «ch in wger SelbattftnBehimgt wenn wir Ivo Brno«
glnnben, du literar. Porliftt d«r Qriechcn p. lOf). Mir will n daeegen adwiaai, dum « der Aahatg
vom Knd*' d< r WKs- nKhafl i^t . wenn man »ich •■infMli Ober die lo widiliga WeapenataU« hlnwegMbst,
um Kaum zu bekommen zur lreit>a Konütruktion!
*) Wir glsuben dem Dichter gern, dan Kompmitiioa md AuMibätnng de« StBdm ilun eis«
RlewiMHieit gemiieht (V. 534). Ein poetitehe» bolleginm pliytieum iet eben niebt eo einfbeb. Aveb
wenn er rertiehexl Vc*p. 1047
/lij .^c'^,^ol' 'i/ifi'ior' «r»/ roi'io»" ««»««jj^iä« fKjfirv ixxiironi
(cf. Hypothmii IV Mida. p. III lü ii Agafta toCto i^i Siiji .ioirjor<o,- , xti/Matoi' «iVoi 9)9« Mai rf/fuMÜrafo»),
SU können wir (war dicee Worte, wenigetent Ar die Oe>>t«lt, wi>' dif KooOdin bent« Turliegt« dnrebui
nicht nntoiüchreiben. Aber bin(t«wi«en tai Uer «in mal auf die KingangMcene. die ihre* gkiclien inebt
in d><i «>arui'n dramatiMben tdttentdr der Oriechen. ünd gat ertt die Prologe der nne erhaltenen and«n>n
Komödii')! ili' ii.üJiH.n sichfr im wciti-n Abstand - .i; Him Kcnunnt »i'rtli'n. Zutmchst einmal kein
Wort, wie somit so hüufip, rito tij: v. lod i »Kut , H4>n«leni gieirh in mi"dias res. Daneben der Hei/, des
wet-hnelvollen Spiels, die Uel)er^»ilI1^'e von einer .Stimmunf; der andern, die Inn^üHUie. «clirittueise
Entwicklung, daa erinnert Allee an die beeten und intimiten GeaUltougen moderner Dnmatik. Daneben
n«n noch die iteilenweia gehobene Sprache T. 43. IMS IIa So bat L««uwen zu Cn daran erinnert, data
<".iw.-. ilaa unffefUhr Iwimol bei dem Komiker vurU miKf, nur an un». • --'feile es Jitt ht gani im Stile
der Tmgödie. Nicht weniger jfehört rMoit-öitrü' uücb Kock» Niichwei» lu Eijiiit. I2"is der Shlteten
^ja.irli.' an. Und daii idiotiadie Riement, Gebrauch der direkti-u Rede, vrwi zwar auch «otist in den
K<-<leii der Tmgiker (cf, Choepb. 661 tum. 716 Kircbh.), am faitaifigtten jedoch in den ^i^tHtt ijrtUmui nna
Wgpgnet, gehQrt nach su dienn <}eeialtiing«in T. 68 ft Das ist genau nach den Uaniieben Miut«ra
il'-r iiltcren .Schweülj-r ({i'nebfn. Ich wünle mich daher auch zwei- und dreimal besinnen, in einer solchen
sicher na»h der TrugöiHe goformten iijon die in allen nnneren Handschriften überlieferte Form &iaxoalgni
Kquit. mit der gewöhnlichen vertauschen. Uebrigenn wurde nchon die hohe Kunrt dieses Prologes
im Altertum richtig gewflrdigt, wie man aus der sweiteo Ujrpotbesis sieht: <> 4« a^ojöt im «wr Nt^üAr
de^M&Rini ««{ 9ti»Atmt ov^Mc/jirre;.
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Ganz andere griff aber eine zweite so ziemlich gleichzeitige Ba>
' wegung auf litterariacbem Gebiete in das Leben des Volkes ein, umd Tivar
ist es hier hauptsächlich eine Richtung dieser Bewegung, die wieder nur
einen interessentenj^reis, eine Schiebte der Gesamtbevölkerung mächtig be-
Tfihrt und gewaltig in Hamiadi bringt, die Sefaiishte, welehe kwn und gut
von Eothjdetn Hem. IV, 2, 37 dahin* angegeben wird: Kat itijftor Sff «Z<i^
T» iffTir', CAftm i'ywyf. h'ai ri i-ouiu*»*,- «T/Juni' rlrai: 'I'uv^ nyvijTa^ t uiv
.TO/./ reu- fyvjyt. Selbst Itei ih'iii gänzlichen Mangel aller Zeugnisse aus dem
Altertum könnte von vornherein mit Gruntl angenoniuien werden, dass die
rhetorisch-sophistische Schulung, deren Aneignung sozusagen ein Privi-
legium dw Vermögenden mid Reidien war und die sich hanptaftchlidi in ihrer
pirakluchen Bethätignng vor Gericht glftmend besahlt machte, eine stark
difEavensiwettde Wirkung zum Na<diteil des eigentlichen ifiu(u ausüben mussta
Um nun die wichtige Frage entscheirlen zu können, dass eine Beteilignng
dieses eigentlichen <'>7""» w dieser rhetonsch-sophistisclien Srliuhuiä^ günziich
ausgeschlossen war, müssen wir die ünterrichtsverhältnisso der damaligen
Zeit etwas euagehender betraohiffio.
So muB8 snnftchet der Gedanke an «ne öffistttUche firnehung, an eine
Organisation des gesamten L'nterriohtswesens von Seiten des Staate«, der
vorübergehend einmal aufgetaucht war, als unlmlthar abgewiesen wenlen.
Die Gründe, die zu dieser scheiiiljar unerhörten ünterlassungssünde geführt
haben, aus der man ganz mit Unrecht ein Todesurteil gegen die athenische
Demdcratie formnliert hat^ diese Grfinde sind von Adolf Kirokhoff in ebenso
eingehender, wie flbeneugeader Weise dargelegt worden in teiner , Festrede
zur Feier des 3. August 1884' Berlin 1884. Ein staatUch organisiertes Unter»
richt8WCi?cn mit der ai'dyxt,, dem grösston Schreckgespenst der damaligen
Athener, kann auch aus dem Satze in Platons Knton äO D: t] m' xtikw^ n{3oat-
TaiTor i]ttwy oi *.Tt Tovttu^ iiiayfuyoi luuui, AuiimYyn.i.uyxt^ »(() ,itti(fi, rqt öip
at iy fiovaixi] xui yvitvaanx)] naidtvttv:^) niclit gefolgert werden, da hier
'I Diu liesi'ti. wi'lchfs ilfm Sokratcü vorschwubt , kMiin »i hworlieh firi amlere» >iein, al* ilaü,
welche» rillt. Sol. 22 Itprührt: .Tpo; ja{ ir^ra; fVpry'f toi-; .T< /ir:,-, ira! yrifior »Vpai/'» fi<f5 titi^ttt
Aai^ea tti) 6tiaS6fit*a* iix*'l' is^MqpMf fti) «irai. Hat er nun du» »b«r wirklich in Sinn, so kiuui
doch nnr »ehr niwii^Uicb von «inain EraielittDR*f(inetae. du die fvftnummJi und ^(wmarif Tmchreibt,
■Ii. i;,-.t- ^1 ,1.1 r/;<>ij ;:i:r all HanUwi-rli, Metier ffetJeulet w«-r't''ii k.itui, Z\k i-iT Iln- Iiühl'I mit ili<>M-iii.
von l'hiMtri:lj t iwüi,ut«;u iiesptie zuhiimmen die yeo^"i/ äoyia;, wuiüln r Sciiut la.mü -Li u», Att. I'n« .
|>. 334 ff., Tbalheiin K. A. |>. H5 Aniii. 2, W i 1 aino wil z, Aristotel. um) Athen I, L'5'i Aiiiii. 14<"i, UilbiTt
at. A. I p. 316 Anm. ti. igjis muaa wohl mit Kock, com. Attic ür. II p«g. iH> in dem fr. de« AnU-
phaaee 123, S Stmf rie dne^fMi/ tie, ftit iwit i,
Aom' !} rtynrirai ia/i-titü; { tttfrtjMimt
« «ai tuten ('qr^iri') »on habet* gemmunen weiden.
2»
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wsh Schans' riditiger Bemerkung zur St eine rhetoriache U«bdrtroibiiiig
vorliegt; denn von einer natdtiu vno rov youov xtiftfriif um ein Wort
(h'S Aristoteles Rhet. 1365'' :' l 7a\ g-ebrauchen, kann in der athenischen Demo-
kratie nii'.ht gesprochen werden. Die ganze iiuiätm war vielmehr, wenn man
auch das Aufsichtsrecht des Areopag für eine gewisse Zeitperiode zugeben
mag, der Sitte und dem Herkommen 'überUaaen, hatte aber im Laufe der
Jahrhonderte ftate Regeln und Bahnen gefunden, die niebt leicht einer, der
die Kosten dafür aufbringen konnte, verliess. Dieee durch Sitte und Her-
kommen vorgcscliriobeno und im Laufe der Zeiten in gewisse fest« Richtnngen
gelenkte /latihiu hat nach Piatons Zeichnung Apol. c. Xli Meietos im ISinne,
wenn er, so paradox dos auch für uns klingen mag, alle Athener ohne Aus-
nahme ab Kinder derselben angesehen wissen wüt und einsig und allein in
Sokrates, dem Gegner der v7to -roC v6/tov — dem Herkommen — xuftiyti
nuidfia, den Revolutionär erblickt.
Warum nun in den athenischen Elementarschulen kein Platz war für
Grammatik und Sprachwibüenschaft. kein Platz für Gescbichts- und Geographie-
unterricht, kein Platz für Mathematik und Xaturwissenschaften oder gar fOr
Unterweisung in der Religion, dae hat Kirchhoff in der angeführten Rede
in liditToUer Weise entwickelt Aber von einer Aufgabe, sollte man doch
meinen, «larf sich ein Staat, welcher die gesamte Verwaltung und Justiz einzig
und allein in die Hände seiner Bürger legt, nicht dispensieren, eine Garantie
für die allseitig richtige gesetzmässige Erledigung der übertragenen Geschäfte
sollte doch von denselben gefordert und ihm auch gegeben werden — wir
meinen die Garantie einer vollst&ndig ausreichendeD »dvilen* Bildung! Es
will uns heute absolut nicht in den Kopf — mit der lahmen Ausrede, dass
das politische Leben selbst die nötige und vollständig ausreichende Schulung
bot, ist wenig gethan — dass von staatswegen nicht auf die unerlässliche
Vorbedingung, die Kenntniss der Gesetze, gedrungen worden ist. Und
das ist auch geschehen, wenn man nAmlich zwei ganz unverdftchtigen Stellen
trauen darf, welche ich, obwohl von einechnddender Bedeutung für unseren
Gegenstand, nirgends heraageaogen, niigends gedeutet finde. Die eine ist zu
lesen in Piatons Protagoras 326 C, wo es von den Jünglingen heisst: infttSäv
itt tx dtdunxt'ti.wv UTtalkayuian', f' ir'/./c (!V td/, ff j y//orc n^'ayxr't^^ t lUD .ff'-
rnv xttt xuTu lovtov^ "Qf^v. *) Im vollen Einklang damit und nicht weniger
deutlich Aeschin. in Timarcb. § 18: inttdav ä* ijryfftHfi] tlt; tu hj^iaij/jxui' y^ft-
■) Die Ausmanznn^ ilie«'« Rtutlichen EingMiftnt eimig md alle^in nur auf d«« L^hcnjirugulativ
der Jugend i«t dtiui äiune der ganzen Stelle zwar durelin» koDfbmi. aber damit scheint sueb, wenigsten«
an der Stelle dea Aeachinn geneiwii, xagMA eine au enge BegreTnimg gegeben n täa.
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fUtttloy xai Tov^ vöiiovs yy(» xal tUffj Tuvt; T^t,- n u Ä t uj ^ y.al ^vtnjrm
tytahiyiC,KT>hii in y.cü.a y.iu Tct fitj. Beide Stellen, besorulets aVier die erste,
lassen kaum eine iindoro Deutung zn als die einer Nötigung von Seiten des
Staates, und da icli bei verschiedenen Kennern des Attischen Staatalebens ver-
gvblicli angeklopft, eo Beien m» hiemit der Anfma^smikeit weitar» &eiM
empfohlen. Sie iteheo, das «oll hier nicht verhehlt werden, mit dem sonstigen
kuue» ailer, dem ^fjy "muh: av Tt<i ßovhjTat in schreiendem Widerspruch,
lieber die Art und Weise des Vollzuges sich in YennnttiTigen zn ergehen, hat
keinen Zweck, ehe. wenn dies fiberhaupt möglich, über die principielle Bedeutung
der beiden Stellen entschieden ist. Bei der daxifiaaiu, im Auschluss an welche
ja Aeschines von der Sache spricht, könnte ein solches von amtswegen abge-
nommenes Examen rigorosum leicht eine Stelle gefimdm haben. Ueber die
ifoxtfiaaia sind wir nun ziemlidi genau unterrichtet, aber in der Ueberlieferung
findet die Vermutung nicht den geringsten Halt. Ist. ja doch auch die Annahme
eines Staatskursus der (ivmnastik, von dem Kirchhoff in der ange-
führten Bede p. 9 Ö. als von einer ausgemachten äache spriciit, bedenklich.
Darnach «Ire der Zweck dieser Einrichtung ein streng militBi»chw gewesen,
lediglich dasn geschaffen und erhalten, um eine genttgende Vorbereitung der
beiden jüngsten Altersklassen der bürgerlichen Bevölkerung für die Ableistung
ihrer Dienstpflicht im Bnrgeraufgebote sicher zu stellen. Der Staat wilre
demnach wahrend dieser zwei Jahre einfach seine Rekruten einzuexerzieren
beflissen gewesen. Aber, wie Sohoem ann- Lipsius, Griech. Alt I p. 552
hervorhebt, scheint auch diese Einrichtung nicht sowohl durch Gesetze vor*
geschrieben, als durch Sitte und Heri^ommoi eingeführt worden zu sein, weil
sie eben saehgemlss war. 0
Also müssen wir vorerst gänzlich absehen von Staatskursen für civile
Bildung und Gymnastik.-) Enger sind auch mit dem für unsere Abhandlung
gewählten Gegemtande verknüpft die Privatschulen und die in denselben
behandelten Lehrobjekte. Die völlige Abwesenlieit jeden Zwanges von
Seiten des Staatss geetattete es einmal jedem einzelnen Bttrger, die in den»
selben gebotoM Gelegenheit zu benfitien oder nicht Es mögen am Ende nur
Wenige dissslbe unbenQtzt gelassen haben. Aber ganz sicher richtete sich die
Beteiligung daran nach dem Masse der ffir jeden vorhandenen Mittel; denn
die Bürger hatten ja diesen Unterricht ans ihren eigenen Mitteln zu bestreiten.
') Die Stella in Ae»chin. Bogen Timurch. § 9 «t yäp Youo&ixr); :toi»xor /lir toi? iidaaxäiiHC,
«ir it irdfteife mcmimtanMtuOa mv; ^fuji^vs näldae Mtl. nOtigt zur Aufbanmg ciow «tantlielusii
Zwanget dardmin nicbt.
*) Man vgl. dam Bnrckhardt, Oriach. XiiltiufgeMlucht« III p. 4ie.
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DaniMih wag tdch einmal die Dämn d«ft Schulbesuches, hudann aber aiioh die
Begrenzung des von den Kinzalneu erstrebten und erledigten Unterriclitspensums
bestimmt haben. Ks verbietet sich demnach von selbst, die ünterrichtsresultate
in Beziehung auf Dichterlektüre in der Schule des Graniiuatisten, in Beziehung
»nf Vwak und die demit ▼etbimde&e KamtmiM der I^ker in der dee IKtiia-
risten th bei eilen Zöglingen gleidimtaig vorhenden anninehmeo.') Vielmehr
wird, wt'nti man das Mindestmass der dem Kinzeloen ztir VerfOgong etehendea
Mittel Inllig in Ansclilajr bringt, ein zieuilifh starker Prozentsatz derer vor-
handen gewesen sein, welche auf der gleichen Kildungsstnfe standen, wie der
Wurslhändler in den Hittern, der den Beruf des Staatslenker» ablehnt mit
den Worten V.
1^00*, o^f ftofuatxijy inhrti/tat
nl^v Yffaftaarmv^ xatl ruvxu fterrot xaxa «axia^.
Aber dieee «lementareten K>:nntnisse konnte sich einer ja auch im Hause an-
eignen, und war da^iu der Hosnch einer Schule nicht nötig. Analphabeten
dagegen nuir-sen doch in der Zeit, die wir im Augi' halten, eine verhältniss-
maüäig bekene Erscheinung gewesen Hein, wenn mau sich an das bekannte
Sprichwiwt ei'innert: oihf y^ty ovrt y(fdufMnti, wovon an» Diogenian VI, 66
berichtet: ini rmv ^fta&mv tuOtu ya^ ix nmdo9fy cV ttu$ 'A^^vtat iftar-
&«yor. Sticht ju dasselbe gerade diejenigen anf ale eine eigene Klane, der
selbst diese elementarston Dinge fremd sind.
Doch wir haben es nicht nötig, nnn in blosfen Verinutungen zu er-
gehen, wir können uns vielmehr dabei auf ein sehr wichtiges Zeugniss des
bohrateB berufen, der in seiner idealiaiwenden Schilderung der früheren Stel-
lung des Areopag sich also ausspricht § 44: anwras fUv aöv ini tvg asörag
ofHV iftaj(ftßäs o^x ^*'» «fwjuaicojS t« nt^l rar fliov fxoyras'
ya(t vno<tttaiHM>i' A^ui lut la^ tnl jä^ yno(tyttif: xai rtii; t/i.iopm.s i-T(*tnot' ,
loiv ßiüv ixaviv xtxir,un'<wii jtfffl iTnuxi^y xui la yvfiyäaia xai la
xwriyiitm xa» x^v <pti.oatMfiay (zu höheren Studien, natürlidi in dem be>
Bchr&nkten Sinne des Isokratoe) ^y^ytttuar diutifißny. Also fOr die Ver-
mögenden die nm'oi i](ioväs ^xe^rti (§ 43) i r 1 iie (füoaotpittt keine Spur
einer schulmässigcn Unterweisung dagegen bei cien «.Tfjjwfrrfc . und es liegt
die Vermutung nahe, dass der Kedner von dem unbedingt nötigen Elementar-
') ^;rilllll■rt ^fi lii>r nur an >iii' l«-kannti' AnckJtiU' von ThemiHokl^ und t(.'in<-r Lriiki'ntitnin*
ia der MnnUc. Man vgl. auch 1^. Jkt, 17 mai vfir tovs /tir im rifs fuftgmtc if; if^s fmdtvMts ir stoiMls
Xg^ft"** tUmkmfas Arne mi tsffM fm jcaidc imA' im'v 4' ^we lUtMr;, Attißnt im tfe ofiffac
h^oimr dni jtiMiafyt» *Mmx^ Jaafdf«! MQo^/if .
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ntttttrridit aIi atnar aalbatvmtindliclieii Vorftimetiang fttr die Erfordenun»
des späteren Berufslebens gänzlich absieht. Zu höheren Stadien sind also
allein die Besitzendeik, weil mit den nötigen Qlücksgütern gesegnet, berufen
und ausurwiihlt.
Damit äiud wir nan wieder su unserem Ausgangspunkt zurückgelangt,
ZOT Belenehtong der SteUimg, welche der if^/tos in dem oben gescbildertea
Sinne wa der rhetorisdi -«^»hiBtiichsik Schalung einnimmt nnd notwendig ein«
nehmen musste. Dafür zunächst nur zwei Beispiele.
Nachdem Pheidippides seinem Vater gegenüber glanzende Proben von
der Beherrschung des //* iMy koyo^ abgelegt hat, wendet sich der letztere mit
folgender Apostrophe an das Theaterpublikum Nnb. 1201
Bravo! Bravissinio! Ihr Lumpenpack, was sitat ihr so vsrdntafc herum?
Unserer Weisheit sichere Beate, ihr KlMse,
Nullen, eitel Schöpse, keine Köpfe — hohle Tdpfe
Stück für Stück hier aufgepflanzt.')
Doch hören wir weiter die Alten in der Parabase der iui Jahre 425 auf-
geführtoü Acliarner V. 679 ff., wie sie die Nachteile gegenüber dieser modernen
Rhetorik uufzUblen
oli," rioatidiuy ua(f>it}.m't^ irniv i) jiaxTi,(jitt xrk.
Wenn man scheinbar nicht ohne Grund gi'sagt hat, <lie rnterschiode. wie sie
im Bildungsstand der modernen Kulturvölker als die natürlichen Ergebnisse
der verschiedenen Bildungswege höherer und niederer Art beobachtet werden
können, seien in dem Grade im griechisdien Altertum, vor allem aber in
Athen, nicht vorhanden gewesen, so bedarf diese Annahme auf Qmnd dieser
beiden und anderer Steilen eine sehr bedeutende Einsehr&nkung.
Das Bewusstsein von der Ueberlegenheit dieser nur den besser situierten
Kreisen •/.ugHuglichen Bildung findet in dea derben Worten des Strepsiades
den schroffsten Ausdruck gegenüber der Dummheit und lUickständigkeit der
in ihre Geheimnisse nicht eingeweihten Masse und in gehobener Stimmung
pocht sie lugleioh auf die sicher in Ausncht st^enden sukflnftigen Triumphe
IV xaxoiaifwrt;, ti >tä&rjO&' üßr'ijrnoi,
i^&ft6e, agojßat' Si.l«n, ttfiif.ooijt yinjoyiimM;
1 CK Andodid. IV, SS ««qw^t r ifimt at 4<utrji^a< oiu fr fvimmloie, £U* h t»it di«a«i9-
f /«i« »Mit,
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Aber diMe zurückgebliebme Marne, wenn sie ein Frozen mit einem oder dem
anderen aus denselben einmal vor den anlol y.{tuai zusammenfßhrt. Und die
AcharTier^stelle zeigt uns zugleich, daw Strepsiades in dieser Vermutung sich,
nicht verrechnet hat
Sonach ist «• nur sn begreifJicli, da» der J^,uo$ dieser Eiobtong der
modernen Bildung, die im Gertchtaaaale sehr aktuell ffir ilin werden komite,
nur feindselig gegenüberstehen konnte. Es werden uns demnach auch Urteile
nicht überraschen, die sich über diese feindsehge Haltung rückhaltlos aus-
sprechen. So I'latons Euthyphron 3 C 'Atyiivalot^ yd(fToi, tws' iuoi doxti, ov atpöd'^
fiuti, ciy tit'a ihu'w oim'rai flmi, ut] fuyiot diäaaxaiuxoy ifi^ avrov ao<fiia^.
Sr it* ay xat äUMüg tXmvrai noifZv lotovrovSf 9vf»m}VT€u^ ffx' ot^K ift9ur<it, tos
ni> Kytts, tht it' äUa ti. Zunlehst kann man unter den hier in breiter
Allgemeinheit hingestellten Athenern nur diejenigen Schichten des Volkes ver-
stehen, denen die UnzuUinglichkeit ihrer Mittel die Quellen höherer Bildung
verschloss, also den (h]_ito^ im oben dargelegten Ünn. Die Superiorität des
Talentes, sei dasselbe die Frucht der (fvaiä oder der Bildung, ist ditisein c)>^uo£
am Einzelnen nidit anatöeng, aber die YerbreUiiug, die lehrmiarige Tradieming
diesnr srcana imperii, besonders die mündliche^ an Andore, diese erregt seinen
Unwillen und seinen Zorn. Noch weiter geht der Verfasser der ji&rtyaimr
noXiTtltt (Xen.) I, 13: /"iv yviiyai^nUH-iH'^ (II, 10?) ffrr«'>( yal i i^v ttotnixty
ijiinjtHCoi'ia^ xai uktkvxty (?) o yuuii^uir tuvtn m' y.ao»' Ht'ci yyur, )> i <
OV ävvaTog ravta iaiiy i.ii t »iif tvny. Auch über die Motive iht ein
Zweifel nidit gestattet und wenn auch Sokrates a. a. Si den Gedankm an
andere offen ISsst, im Vordergrande steht doch der tf&iyas der von dem
Privilegium ausgeschlossenen niederen Maf^e. Die Kotorietät dieses ersten
und nächsten Motives erklärt uns auch, d.is.s Aristoteles tiiit dem8ell)en operiert,
wie mit einer leicht erklärlichen und durchaus selbstverständlichen Sache.
Rhet. 1399a 12 ff. ix lov axokov&ovvioi ;t(fOT^tJiny dnot{iiniiy ....^
«fop r// ntudtvan ro ytS-oyeiaS-at uxolov&ei xeoear, ro iti aotpw flrai dfaBoy
ov itHvvy iiti T^aiiiivtaSuf ifi&ovHo9tti yeiff od dht, dtl fttv ody naiitfvta&ttt'
awfor yaQ flyat Der Schmerz über diese abstossende Erscheinung brennt
dem Enripides so heiss auf der Seele, dass der unruhige Grübler und Kritiker
eine der schönsten Stellen seiner Medea nach meinem Gefühle dadurch
gründlich verdorben hat Med. 296
XQfj ^ oimod* oOTiit vifTupfffoy äy^
tp&uyov nffos daröiy äktpavovtti dvoftty^.
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17
Die Stelle ist aber auch ein eineproobsfreier Beweii dafflr, daas AriBtotoles
a. a. 0. nicht die tuättnai^ im Allgemeiaeii, nicht je le rd^evai^ — also auch
di<^ pif'inentare — im Auge hat, «ondern nnr die höhere, den niedem Schichten
desi Volkes nicht zugängliche.
In seinen eigenen und engen Lebensinteressen war dieses Volk weit
weniger berOhrt von den natimrianudiaftlidien Stadien der damaligen Zeit,
die im Weaentlichen anf eine Popularaierang der alten Lehren hinanaiiefea*
Durch dieselben konnte wohl manche heilige, alte, lieb gewonnene Anschauung
angegrifTon und gekrankt werden, nicht aber ein Interosscnkampf irgend einer
Art inH LeVjen gerufen werden. Kine pa.ssive Haltung des '^f;tin::. sowoit er
etwa durch eigene iiegungen bestimmt wurde, liesse sich doch da eher er-
klireB und begreifen.
Gans andere etollte eich dagegen die Sache, wie wir geeehen haben,
bei der zweiten Bichtnng. Wenn die Maaae teilweiee «chon schwer die Kotten
fta den Elementarunterricht aufbringen konnte und sich schon da in Beziehung
auf den Erwerb der für Leben und Beruf notwendigen Bildungselemente im
Nachteil sah besser sitnierten Kreisen gecrenüber, so war ihr der Sophisten-
unterricht mit seinen teilweise horrenden Hunoraren,') wo sie etwa die nötige
lllr ihre weiteiwi Zwecke ausreichende rhetorische Schulmig bitte finden
können» gfinslich verschlossen.
Also diese grosse, anf so vielen Gellten sum Darchbrnoh und aar
Macht gelangte Bewegung vollzieht sich gegen den Willen und unter stiller
oder auch lauter Opposition eine» bedeutenden Bruchteiles des Volkes. Aber
eine fremde, ihm ganz unbekannte Weit ist die Bew^ung nicht Das Volk
verspürt sie am eigenen Leibe bei den Verhandlungen vor Gwicht, es lernt
sie auch kennen auf der Bahne in den besonders von Enripidee so beliebten
widerlichen Redek&mpfen, es jubelt selbstverständlich den Komödiendichtem au,
w«m sie in gelungenen Stücken die Vertreter derselben an den Pranger stdlen.
Man ist nur zu leicht das Opfer eines naheliegenden Fehlsohluases, wenn
man auf Stellen wie Ach. 634
navaae vftäs Sey$3eo!at layow fi^ Uav i§ana%äa&at
und Ähnliche gesttttat die sophisüadie Propaganda von der vollen Sympathie
•) Ik'reithiKnid ist der AusJrurk für den .Sopb!'(t«'nuntt'rrirht. aoyvgior didörai. Wat .lich alx-r
die grAMke Unbedeatenbeit nnd TdUige NvUit&t von ihm wnpncb, kommt acUageml mm Aiudmck bei
Zea. Aaab. II, 6. 16« JljMCfniae Jl 4 BotAntc tWit (tir fm^iittm btttiim ftifMw ti fttfü»
Abb. d. 1. Cl. d. k. Ak. d. Wiw. XXII. üd. 1. Abtb. 9
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der gimaon Hane getragen tumimmt. Dm feine Ohr der Haase mag tfe im
Anfrpg gehabt haben, und in dieser Beziehung sollen diese Worte des Komikers,
soll vor allem die bekannte Nachricht des Diodor XII, 53 von Gorgias: yal
TO) 4fi'itni'Ti T?\' Xfini),- (elektrisierte) toj'c Hf^iji'ttiov-; vi'rag tv(fit>ft>;
xai ifiXoMt^'mg (cf. Hennog. 14 Walz, xat lufinäda^ (Raketen) xovi köyovü
avrw mv^iaauv) nicht im minderten bezweifelt werden. Aber bei der Weiter>
entwioUmig steht diese ICaaae ao aiemlich abaeitn, und in den meisten F&Ueo
wird man gut thnn uid das Richtige treffen, wenn man die ^ngnisie der
Ueberlitrft'nincr, welche von den \lD^i,i'(U'>i überhüiipt ais den Trägern und be-
gristertoii Anhiingern der sophistisclien Hewef^'ung spreclien, auf einen Brucljteii
von Äuserwäbiten, auf die massgebende und führende Gesellschaft
benebt» die an allen Zdten daa Nem entweder zum Siege oder mm Untw-
gang geffthrt bat.
Aber wenn wir nun daa eübrniisoiie Yolk d* »nfeuehen, wo «a so recht
eigentlich zu Hause ist — in der Volksvereammlung und im Gertohta-
saal — , so können wir am Ende hoffen, wenn auch nicht vom Htter*-
rischen Bildungsstand desselben, ihuli v(m seineni Bihlimgsstand überhaupt
ein richtiges und zutreffend?« Bild zu bekommen, und hiei- fliessen uns in den
attischen Rednern die (Quellen so reichlich, dass man sich nur hofifnuogs-
freud^ «I einem Teriiöre derselben entschliessen kdnnte.
Aber einmal trennt ein nicht geringer Abstand die politiaoh-jnridiaehe
Urteflsfthigkeit und Urteilsreifo von deiqenigen Geisteskrftften ab, welche die
hohe nnd grossstilischo Tragoedie, die litterariachc Komoedie oder gar streng
wissenschaftliche KrÖrterun^en iriit leichtem und vollem Verständnis-,- in sich
aufnelmicn und sich zu eigen macben; denn diese rednerischen Erzeugnisse
sind, wenigstens auf den ersten Blick, dem Auffassungsvermögen, noch mehr
aber den TmohwitoiMiL Alekten dw hörenden ICaaw in einer Weise angepaast»
dasa sie den Darbietungen der Poesie oder gar denen der 'Wissenschaft gegen-
über geradezu als niedrig betrachtet werden müssen. Dort GAtteispeise,
hier Alltagsknstf E«; ist das nnverjn^ängliche Veidienst Piatons, zuerst mit
kühnen und kräftigen Schnitten den gewaltigen Unterschied bloss geleprt zu
haben, der die Wissenschaft notwendig von der Rhetorik treimt^ und ganz im
Geiste des Lehrers hat sein grosser Scfafller Aristoteles dieser DiSiarena folgende
klassische Passung gegeben: Rhet 1, 1, 1355* 24: ht ngos iviovs odä* ü r^f
nx{iißft}TaTtfy t/otiin' fsiinr i'iur^y, (irnhoy ti.i' txtiyijg nttOCtt Äq^cWTO»' i) tSttOKa-
liae yoQ ionv 6 xa^a tqy ijtiaT^ftijv kojrog, roi/ro äi dd Cvatov^
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dir ävayxTj (Tid tmv xotriSr •n^tettf^nt rog riinrfi xal Tovgloyovgf
(Zannf y.tn h' nn^ Tonr/.in^ fl. 2) iuji rr^ jT(>o>; roLv .vo/.Äorv iyzevSnoS (VßSUk
Vgl. dazu I, '2, 1357=' 10 ff. und besonders 11.21. 1 3 'J Fr' 23 ff.).
Danac ii au schlieswen, bewegen wir uns also bei den Rf>dTiern auf einem
Boden, der für das Äufsucbeo der mehr populären Eleuiunte in den Litteratur-
eneagniamk des V. und IV. J«hrhuiiderta ans oine Teache Ernte Tonpricht AW
wir dOrfen uns niebt aofort an dn EinbnnMen derMlben machen. Davon httlt .
uns vorerst eine gewichtige Erwägung snrftck; denn ganz in der Fassung,
wie diese Reden etwa vor Gericht oder gar in der Volksversanunlung- gehalten
wurden, liegen sie uns heut« nicht vor. Sie haben grösstenteils mehr oder
minder nachträgliche Stilisierungen und üinredaktioneu erhalten, die nur zu
leicht SU falKfam SchUtaaen verfahren kennten. Das gans sicher aof gemachte
BeobachtungMi sidi «ttttsende w> merkwttidige Urteil des Aristotele« Aber die
liSiS der (fiiutjyoffia Rhet III, 18 1414* 8 i; fiiv ovy lyriutjyoQtx^ XeStg xttt
narr tkiü^ toixfv ayi c/ f>mfia' ^) Sof« y«p if.f-ivw ?• u ü/ko^, no(jQu>T.fQnv
»; cA«jf itiu ja fix'iiß? .iKjuuyu xal /'«(kw tfaivuat iv ufi<ft>Tf{/(HS' »/ dixavtxii
cxifißtaiffta xtL muss um davor warnen.
Aber die so geschickt berechnete, in der Wahl der Worte wie in Zu-
aammensetaang derselben so hervorstechende Ugts des Dwmosthenes s. B., die
in Dion^ios von Halikarnass einen so ansgeieichneten Beurteiler gefanden hat,
glwcht nach meinem Gefühl gar nicht einem rohen Schattenriss, einer axia-
yriftffi'fr. welche mit Verzicbtleistiino' auf die .■\nsffthrung des Details nur auf
die kräftige Durchführung von Licht und Schatten hinarbeitet. Wir müssen
von ihr so siemlich das Gegenteil konstatieren (cf. Blasa, Att. Beredsamkeit
III* p. 67 ff. 74). Es mnss demnach die so nachdrftcklidie Hervorhebung xai
nmrffUas Sotxey nur in Beziehung auf die in der Volksversammlung gehörten
Reden gesagt sein, die demnach von dieser ersten Gestalt bei ihrer späteren
schriftlichen Fixierung nicht unbedeutend abgewichen sein müssen. Ferner ist
zum Schlüsse noch eines weiteren Punktes za gedenken. Anders spricht
Andooides, anders Uegesippus (Dem. VII), anders Demosthenes an dieser Masse
in der Tolksveraammlang und doch ist es iDlr alle drei Redner wirklich die
^ Die ErUHroRK Taten M ^lengd II p. 418 Inum aidit »oAreoht olMiltea ward«»; tailmiM
richtig, wenn tach n\ wortreich ht tlie BridSrung de« .Scboliastcn bei K^ibc p. I'SS, 7 ff. Am besten
•cheint mir die von .SchruUer (^'i^i^bone Duiitniig: rmlior pictnni umbraa tantiim repmesentat, exqniüi-
tior aUdit colorea ... <jua« snbtilit. r i t ciiriose picta .sunt, iiec prociil nec a multis simul «iK-ctari
BMtum aati» diiudicari powuot. Huav vi-ro craitsiu« et oumero ampliori sunt adumbriita, «tt
lim^di et a plaribni quemit oenipici Knimaidmtiqtte. Gmcconun de re putiliefe delibenlMmaa in «imm
conetop« iactitiielwatar. uU didion« eiunnodi ntendnin emt, qu*e r mnUitndine intaUegcretar.
3*
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gl«ieliA und die gleiche auch in der Schätzung der Redner MUwt^ «o sehr sie
aach in der Wahl der Ausdrücke, in der Art der Argumentation und im
ganzen Ton clor Reden auseinander gehen mögen. Diese Verschiedenheit ist
eben der AuhÜhbs der verschiedenen Individualität der Kedner, die auf ver-
schiedenen 'Wegen ihr Zkl fli eneidiMk hoffiao. WSide nun dieeen Dautaud
nicht gdidrig in Bechnnng stallen» so wflxde ai<^ dieser ^^ftog wirklieh als
eine bellaa maltorum capitnin praseentiwen, dem gar nicht beizukommen wftre^
und auch die Aufgabe, aus gewissen wesentlichen und cinheitliclien Zügen,
welche aus der Betraehtunij beider Rodegattuniren ungezwungen öich ergeben,
den Bildungastand der grossen Masse zu erschliessen und dansustellen, w&re
von vornherein eine anssichlslosew
Um die siegende Ueberlegenbnt des ausgebildeten und tAchtigen
Bednars dem Laien in der Redekunst gegenftber hervoEsnheben l«gt Piaton
dem Gorgiaa 466 B die folgenden "Worte in den Mund: (ftjtii J// xai tls
nohv "moi ßovXfi (also anch nach Athen) fl&oyja ^r(io{ftxoy «»'(Tp« xal Utrntiy.
^el tti(/(&T]vat lai^uy, uiidafioi/ uy (fctviiyai xby lai((uv, aXV uipfd^f^yat
oattamv ov ya^ «ntv ntQ* vrov o6x ity mSwu&tt^w Simt o ^OQOtdß ^ aUog
oattaovy Tvüy (^t]uiov(>yw' fv ni-ij^ti.
Wir nehmen an, da;*« dem Sprecher seine iiiesenüifolge m Athen und
in anderen SUidten zu Kupf gebtiegen sind, wir rechneu auch mit dem Uumtaud,
dasB er hypothetisch spricht nnd demnach der Wahrheitsbeweis dieser staricen
Behanptimg aussteht; denn .aonst mOsste unbefangene Beuiteilnng einer soldi
kflhnen Sprache 2U dem Verdikte kommen, dass niemals einem Volke in seiner
Gesamtheit (dem nlf,f><K). in deren Hand ja die Wahl liegt, ein grösseres
ArmutBzengniss ausgestellt worden ist, als es durch diese Wurte geäcbieht.
Darüber kömmt man nuu einmal nicht hinweg. Diese kühne Behauptung des
Sophisten, auf das Maas des Richtigen und ZuUasigen herabgestinimt nnd dann
auf ihre Berechtigung geprQft, fflhrt uns somftchat einmal su einer Erschei-
nung, die wir auch sp&ter noch zu berühren haben werden. Wie in das
Theater, brachte die grosse Masse des Volkes auch auf die r*;, oor' und in den
Gerichtäsaal ein feines Ohr mit, und die liedner kabün fast auänaliuisios
geschickt mit diesem Umstände gerechnet. Wie heutzutage ein grosses und
gemischtes Publikum sieh berauscht an einem gef&lligen Musikstflcke, so
berauschte sich diese Masse an der schönen Form der Worts, der S&tze, der
ganseo Rede. Diese letztere ist ihm nicht einsig und allein nur ein Mittel
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dnr Anfklftning imd Belehmog, nicht das, was sie üi enter und letstor Linie
8H1I lollf sondern sie ist ihm amaerdem «ich verwiegend ein Kunst-
genuBB. Man ist einigermaasen überrascht, gerade auch in der Gerichtsrede
diese Seite so gepflegt zu sehen. Es sei nur auf einige wenige Zeagmssd
verwiesen: Plat. Hipparch 225 C wp^ xai X^üff ^' 'i/'**» rtüy atHftiuv
^ftvrwv iu,idktan6y, mv oi ^t^tot ntffl Tag Hxug xaXXtenovvTttt und
Andodd. I, 9 ra^e v/teSy äiofstu . . . fii^t ovoßiata &r^ifivtiv, Alao im
Prooeiiiium wird hier nachdrücklich vor dicaar Sitte gewarnt (vgLftiich Anatoph.
Ach. (i8()). Ist man auch noch so gerne bereit, den angeborenen und aus-
gesprochenen Sinn des athenischen Volkes für die schöne Form anzuerkennen,
80 hat doch eben die Medaille auch eine Kehrseite. Schon Ariätuphunos bat
ttth» waraand saiBia Stimme «erhoben gegen diaaa dann gans beioiiden sam
Fehkr anaartanda Vorliebe wenn auch noch der Bais dar Neuheit') aie dem
Ohre empfiehlt und rechnet sidi aogar daa ala Teidienat an Aok 634
Und gerade das gewählte Wort scheint uns eine hinlängliche Bürgschaft dafür
zu sein, dass diese Seite aucii ^ouät von den Kouukern aufgestochen wurde
id fioi'oi lurot Tvir 'Ei-h'^i'u»'^
bei Eustath. 1522, 56 cf. m p. 407 fr. 47 K.
Daa iat ein nnaehnldigea Vergnügen und man kann ea dem Volke
gOnneUf aolange durch die Macht dei schönen Wortea und der schönen Phrase
die Sache nicht leidet. Ist das letztere aber der Fall, dann Wild ee zum
Fehler und zur Schwachheit, mit welcher die Alles schlau berechnenden
Redner zum Vorteil der von ihnen vertretenen Sache wohl zu rechnen wissen.
Das beste und letzte Wort, aus welchem die Rückschlüsse sich von seilet
ergeben, hat in der Sache Aiiatoteks gesprochen Bhet III, 1 1404' 9 dmtp^t
yuff Tt liffos TO 9ißjükHu v^l $ i&f* thttlVf o& ptivrot rwroOroy, Sneofta
^avtüLoia Tain' iail xal n^bs tttr dxQuax j]y tJiu oi^slg oStat ^^tiofia^iy
iitdmsxu und die Ausartung unnachsiohtlieh Terarteilt
Ariatoidianea hat gelegentlich der Beurteilung der Tragoedie dnrdi die
anderen Stftmme von Hellas die letzteren als unfähig dazu, hingegen seine
eigenen Landsleute als die einzigen und berufensten Beurteiler derselben her-
^ Fafat )Nif<)M>)o0iiiili «tfelSrt von knA. Rbet. III, t \¥X> 8 Amp jnnp to«e Krmt« «f
KuKtath. ICä', 64t: o! g^ay i.iö tov iv]^<jrtoi iiaaaiui/^ttm lüroi iityorio, :i((oaif viotefiov Ai Sr
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vorgehoben Ran. 809. Nicht weniger hoch werten nan aber die attischen
Redner die tiefe Einsicht ihrer Zuhörer in politischen Dingen. Es sei
hier nur auf einige besonders bezeichnende .^eussernngen hingewiesen: Dem.
Aristokr. § 109... */r' Oi^tttOnn tuy taani rw u^t.t.i)f .niuu(juy, vutii: dt oyjtg
'A&^r^'ioi rttStb toDt' ovxt noit'iatxt; oilV alaxQ<>y rovg nf(ii n^ay {.laxtav
iniaxuaS-ui ßovXtvüao9^ai äoxoivxas TUfoi^ftv Xykup^mv xtt
ovft<ptifw tUoTos wfD-fivnt, cf. Olynth. III § 3, Üiilipp. II, 8, 26 if. u. a. nnd
Aeecb. gegen Timarch § 178 intif^toi ol/iat ifvvjii iri^mv fiälXor
Es fällt uns auch nicht em, irgendwie in Abrede zu stellen, dass
die Masse des Volkes ausser dem feinen Ohr auch einen hellen und klaren
oder, nni nicht sn viel sn aagoi, einMi geannden Menadbienveistaiid in die
VolkaveirMuninlung nnd die Oerichte mitbrachte. Auch mag die von Jugwid
auf geftbte nnd Jahre lang fortgesetzte Behandlung politischer nnd juridiadier
Fragen »^ine pewisse Vfutrautheit mit diesen r)ins;en aneh in den grosseren
Kreisen dcü Vulkäü vurbttreitet haben. Audi da« soll gerne zugogebeu werden.
Aber wie wir den Zeugnissen der Komiker aus den später darzulegenden
Gründen mit Tonieht, ja mit einem gewiseen Misstrauen begegnen uiQssen,
M> können auch diese lobenden Urteile der Redner eine absolute und unbe-
dingte Geltung nicht beanspruchen. Denn einmal stehen bekanntlich diesen
lobenden Urteilen noch viel mehr tadelnde gegenüber, ja sie haben sich sogar
einmal zu dem Satze verdichtet, der dieser Masse die ivvKUi; rtuhrtxr, sogar
gänzlich abspricht nnd sidi somit schr«^ den Zeugnissen des Demostbene«
gegenfiberstellt Andoc. III, 33 owfels ntanoti xw itffftw xw ji^ifvaimf ix rov
Aber noch viel mehr muss uns von einer Ueberschätznng der politischen
Einsicht der grossen Masse eine andere Erwägung abh<alten. Es ist d;is die
ausserordentliciie Einfachheit des pulitiücben Kaisonnements oft verbunden mit
der Massigkeit der Beispiele aus der Geschichte, welche uns verbieten, die
Hörer ale Politiker im grosaea Stile m betrachten. In diesw fiesiehung steht
Demosthenea geradesu einag da. Er wird nicht müde, zu der AnfGuMung und
dem Intellekte seiner Hörer herabausteigni und oft durch eine Unmasse von
Es ist (loi'h ein urjjcr MinsKrilT p-'Wt'soii, wuiiii iiiuti tfCjfi'ii diu K<'hthfit (Ilt I. Rede ik's Aiiilo-
di)! Freiroütigki'it der Kritik des Vnlkfü ?5 21, 27, :tJ, u.a. in» Feld jfefilhrt \int. Von «li>i»er
.tniiiiijoia ulschen alle Redner de.?, .tit-gn l>!g'<tt->! (ipbrauch. Mit iinverfillüfliter und echt altisohor «irobheit
bat «ich H^guippu« tn dam achou im Alterium berufeneo dictum anljgeMhwangeii. Dem. VII, 45: ioot
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Beiqiieiwi ihrem VentindiuBBe sa Hflfe so kommen (Arjitoknit. § 107 — 143).
Und hier erblicke ich ein gan^ besonders hervorstechendes volkstnässiges
Element bei ihm. Aus den vielen soll mir ein besünders lehrreicher Fall
herausgegriffen werden. Wie Bucht Dainostbeueti ömoeai Auditorium m der
Ariatokratea § 103 ff. die dem einfachen Verstände etwas hoch liegenden Ver-
hftltniaae im Chenones and di« durch dieselben fQr Athen bedingte Politik klar
la legen? Nicht dnroh Enthymeme, nicht darck groeaBtilieoho poiitiflcdie De-
duktionen allgemeiner Art in der Weise de» Thukydides etwa, nein, für diese
Hörer ist das passendste Mittel der Belehrtinp nnfl Aufklärung das Tiaftatitiyfta
§102: nn{mitnyua tt yvm{n uov nänir vtiiv f(tu>. '6ii ot>it(ftfin t/J -^oif^
utjit Otjßaioi'i fn'iii Aaxtäai^ioviovg lajrvuy, äU.u tot^ fiir 'hujxtag dyttnukova,
reSu ä*&iavg %träß $Jvat' Ix y«if rofytuöd* ovriosi fx***^ ^f"*' äncl^x" fttyimote
oihty 4(MfaUue Uxetr. T<iOro rUvvy vw^/nt ravto »u roTg Xt(j(Hnnpoy eixoßot
■TUtv noXifdlfl^ aVfUftQttV, ^tfdffa (Iren tiüv Qfffixmy laxv^' yOQ ixtivtav
dD.r'lmi^ laQayJi xai vn(»(>ta tfgofna Xnjnnyrart}- iityiirtr rtüv -nnaviv tati xul
ßfßaiointr,. Das sind doch höchst eleiiieiitare Dinge für den grossen Politiker,
dass aber Demothenes seinen Uörern sie erst erschliessen mnss und dabei sich
dieses Mittds bedisot, gibt der Sachs eins Beleuchtung, dis nur in dem oben
aageföhrten Sime gedeutet werden kann.
In gleicher Weise verfehlt wäre es anzunehmen, dass der erste wie der
letzte der Hörer auf der Karte des attischen Reiehes oder auf der anderer Gebiete
eben so zu Hause gewesen wäre, wie in üeinem i^V/uf^. Das Gegenteil davon zeigt
uns auch hier wieder Demosthenee in einem äusserst glüddidien und populären
Griff. Er will seinem Auditorium die Lege und Bedeutung von I^rdin klar machen
und da ver&hrt er in höchst praktiseher und anschaulicher "Weise also Aristo-
krat § 182: iuan((} ya(} XaLelg rtv ru;un it,^» Evßoia.; rufih; r/J» RoKVTia^ xtTrat,
nvTU) XfQ(Mjyt';(}ot' rfliat Tr*^.- r^;<-'>rfs" ') Kaffüfittyvn' noXi^. Es ist deirinach
der Ausfluss einer durckiaus falschen Anschauung, wenn Gebet in seiner sonst
vielfach so auszeichneten Abhandlung ,De arte IntOTpretaadi* p. 139 der
Stelle Dem. Philipp. III, 43 glaubt su Leibe gehen an mftssen. Dort lesen wir
von den Athenern früherer Zeiten ixdroi ZfXfiTr;y rtrit '.^(ji/iiiu}', (hji/.uy ßaat-
kfU)^ (r'i yu{i "Xi'KtC tott ii]^ 'Anifiii), uri nn ttia.Ttnrj (fiaxoyiüy /(»votoi' 'ijayn- t'i^
ntt.onuvyr.am' — — tyfffior (tt nnv nvfy(xxii'ay. Cobet wollte die in Klaimiieni
gesetzten Worte als eine leidige und ungehörige Interpolation ausscheiden mit
der Begründung .Quo animo credas Athenieosee xovs nSoair ^ahnrav »al
yijv ioßarov rff avrcdf toAjU// xatavt^xmi€tvTas ytifiaSat (Thucyd. 11,41), in
quorum urbem ingens undiqnc peregrintuuin numerus coufluere solebat, ista
andituroe fuisse, quae ne rustica quideiu pbebecui» omnium remm ignara in
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hac sententia multum desiderasaet?" Aber die Tilgung wäre ein arger IdiflB-
griS', denn dergleichen aufklärende Bemerkungen schienen unserin Redner
angebracht nicht bloss mit Rücksicht auf die rnstica plebecnla, sonrlern für
das ganze Gros seiner Zuhörer, welche, wie wir später &ehen werden, ebenso-
wenig in der Weite in ärem Homer orieiitiert waren, wie eine Mheve Zeit
tmaSam, und ebeneowenig in geognpbiBebMi Dingen durchweg auf der Höhe
■tsnden.
Dieselbe Beobachtung kennen wir atif i'inein anderen ver\vaudt«in Ge-
biete machen und zwar hier auf om viel reiclHires >hiteri;il got<tütxt: aui dem
der Geschichte und ihrer Behandlung durch die attischen Redner.
In den Gtenaea dner Abhendlnng kann der Gegenstand sidit «ne aeinar
gaaeen Bedeatang entsprechende Wfirdigang finden. Es genflgt, wenn die
Hanptrichtungen, in welchen mäi diese Behandlung bf*we<^t, aufgeaeigt und mit
einigen Beispielen belegt oneeren Schlussfolgerangen oSon stehen.
Wenn wir uns nun zunächst der Fran;p zuwenden . wie die j^eschicht-
lichen Kenntnisse den Bürgern übermittelt wurden, so ist die schu 1 m ässi ge
Behandlung derselben vollständig ausgeschlossen. Die Gründe, welche diese
Yemaehlisigung erklären und entachuldigen, sind von Ad. Kirchhoff in
seiner Festrede dargelegt worden S. 24. Denn waa von der frOhesten Zeit gil^
hat anch nodi Geltung für die, welche wir zonftdiat hier im Auge haben,
a . . . . Wenn in den Elementarschulen Afhfins wie des gesaminten Hellas
während unserer Periode weder a 1 1 g e itm i n h W e 1 1 g e h c h i c h t e noch selbst
Taterlaudische Geschichte gelehrt worden ist^ so mag man dann einen
Mangel erkennen, mun aber angeben, das* am solcher UnToUkommenheit
einer Zeit nnd »nem Volke Inin Vorwarf gemacht werden kann, welchen der
Betgriff einer allgemeinen Weltgeschichte noch sacht au^wgangen war nnd
nicht aufgegangen sein konnte und die über kein irgend nennenswerte« Mass
historibcUen Wis&enstoffes in unserem Sinn verfügten, welcher als BüdiinL^siiiittel
hätte dienen können; noch genügte dem empfundenen Bedürfuiss die
in der. Gesamtheit lebendige Tradition, welche ohne bewusste
Vermittelung anf den Einaelnen flberging.**)
>) Dana dieSMlie lush lo vcrhAlt, dafBr nur einige Beleg«, wenn «Bch »ut aiutr aplt4>ren Zeit.
Ton den gliiniiendsten lVininp1i«ii d«r FerMrimcKC sagt Dem. XXO, l$r Jim H»ov roVr' äHof, und
ühnlirb VI. 11 r<:n'r,xri vi.j .j'ijin y.'u M y " i .' I DcHl. 20, (>8 (Iber Konon <ö: v/iür urwr rniir äxnvoai
lätr xarü ttjr ai;«»/f i'jÄixittv oynov. Al»o i»ut:li teino Spar vom Leiteti gesihii btüflicr Uur«(ollungen jener
posaen Ercif^Bse. Win tlie Milsao «b«r für tlic groMCn Milnner einer Russen VcrK&n)fciihoit •ebwSnnt»
leigt iinii Dem. Oljntb, III, 20 Iddf i' ot>ra> oat^gorif faav nai OfiiAg br T^f nolmias fUmr^,
Hon tiir 'Atiinxtlifu Kol tif¥ ilUn^ftw nm^ cOir mbt UipatgS» oliffar, tt ri« «l^tp ^/lAir in^i« ««1*
inlr, ie$ tifr w6 fttwot vMhf MßinUgt» ofm», DwhImb bedenke mm •iidi den eo Uoflgeii feiell*
26
Wenn schon Thukydiiles (I, 20) gegon die Qleichgiltigkeit seiner LimdB«
leute rler freHcliiclitliclien Wahrheit gegenüber Klagte geführt und nenerdinfrs
Burkhardt in Heinpr griechisehrn Kulturgeschichte 111,428 diesen Mangel
und diese Gleichgiltigkeit gegen das Exakte aus einer den Griechen eigentüm-
lidien AuffiBnung tmd der dieser enteprechenden Behandlung der Gesdiichte ab»
snleiten versttclit hat, eo wigt uns nun aber das Bild der Geschichte und zwar
der vaterländischen Geschichte, wie es in den Köj)fen dieser attischen Redner
ptelif («liT auch ziirechtgnrichtet «1er hörenden und nur durch die Tradition
unterrichteten .Masse iirezeii,'t wird, eine Gestalt dass man versucht ist zu be-
haupten: die Geschichte ist fast so flüssig wie der ^uvi}ois. Dabei
vollen wir fon den Beden im ynof buietxTtx&y, wo die Geechicbtdttge her*
gebracht ist und wahne Orgton feiert, gar nicht reden (cf. Wilamowits
Herrn. 25, 174 ff. 181 S.).^) Aber auch in den beiden andern Kedegattungen
nehmen die creBchirhtlichen Thatsachen unter der Hand der Redner vielfach
und durcliaus geg-eii besseres Wissen eine (■icstalt an, wie sie lier gerade vor-
liegende vom Redner verfolgte Zweck erheischt. Also Fälschung der
Geschichte durch tendensiöse Darstellung.
Oder aber es werden dicta und facta geechichilicfaen Cbarakten vifllSsch
irei erfunden und von der leichtgläubigen Menge prüfungslos aufgenommen
lind ^veiter getragen: F&lschung der Geschichte durch freie Er-
findung.
Oder aber, wo weder eine offene noch eine latente Tendenz zu be-
merken ie^ wird ein falsches Bild entworfen, einfach, weil es der Redner nicht
besser weiss und nch selber also im Irrtum befindet: F&lschung der Ge-
schichte durch Ignoranz.
Von allen diesen Sünden wieirt am leichtesten die erste, aber eine Sünde
iHl eä doch, welche auch durch stilistische Kunstgriffe der Redner nicht zu
verdecken ist. Die Tendeuzlüge war den alten Theoretikern kein Geheimniss,
und so hat sich denn Hermogenes Rhei Graec. II p. 441 Sp. darüber also aus-
gesprochen: noT« ^j}r<o^ y/tvatreu avyndatmy rcüf ax^fommv Sri iptvtteTut; ovov ro
acbaftlicbeii Kontakt 'ivr ^ni^sn-ii Mafien iii >leii Volk'vt'rti.iiuiiiJungeii uini i ieriolitt-n , wo ein
•eitigtr mflnillidltr (ieiiank(fnau«tau>(!b auch in iHl'slt Richtung tiuK^icbi^fr iiiul leictittr üich vullziehtui
könnt«, tit jm nodcrnen Leben. D» Innn min aiob laicht von c|«r Mncht, abar auch von der l'* bei macht
«lar Tratlition einen BaKriff machen. Ct. Dem. Amtokr. f ISS tat» ya^ 4i$.-roit roVro, ol für lytttrot
ntttfii'i, ol d' (ikioi roriwi' i\x ny oni i Vor ulleiii aber 'la* m'widitipo Wort il«*« TKukvilide* I, .'i> o<
Mgemtu.
*) Terwie«en aai nur, um rm dieaer kraasen (ieachichtafiUichun^ einen annabarnden Begriff cu
bekommen, auf hokinte* Arrapai;. und die Beurteilnog denelbcn durch Bruno Keil. Die Selon, Teif.
in Arii!t<it. 'AfK .Toktttia \i. S] ff
Abb. d, 1. Ol. d. k. Ak. d. W iM. XXII. bd. 1. Abtb. 1
Üigiuzeü by <^üOgle
26
tfifVih»^ nviKff'fjt^ TO?,.- (txovovnt' ttta ^f)(> i» (ilxfitiv hrfiTfi.t^ ovx tltyj[OVai xw
(/(mnc. »vTiu .//,««« /r tifu'-uin i> n- i ri ffoi lunff'rui (|J 24). .^lo/iyut'
•■cn '/.tyiirnu (III, 05) »iTt (ü ['Hyi^t'ulm v.iit loi' aviut' xaiituf .'Ufta^ins: :i{)ik
</u).i inuy f.Tfuif'ar ntfji i^v xui .i(fü^ luvi avuuü}(_ovi ntf/t av^ftuj^iu^ xaiü
^nUnnw uttt toCto yttnoi^xitraiv jid-r^vaimv fftyiiy, ort xtd äutßaiXet ra
utytata r^v nvOnv, {v iiltf iptvftfttti. Und so üben denn anch die alten Er«
klärer. klar über die Gattung und vernünftig und ehrlich, oft eine sehr
scharfe Kritik an (lifsfii Dar->tol]iinirf'?i der Redner. Cf. Schol. Sauppe p. 39'
Aesch. II § 175 um]xiui la .ütitnu ix luiy .ly()t>xidof. firt f)V ijinn^f, xri.
.ifyi ünutxim' xi'tvdttui, Eö ist eine offenbare Tendenzlüge, wenn Ueuio-
athenee Ton dem Regiment d«r Breinig der Oewaltherracbaft des Andix)ti4m
gegenüber aho spricht XXI{ S2 «Um Jta^ ^ftuf nort mimmf Ofifoiax' iv ifi niiiti
Yiyovtv; ini iwv rfftdxovra, .kU ik hv fifioirt, tms roiyvy, wg iarty äxovnt%
oi'x irsTir IWrfc f'riKnfOHTo ii>v OiD&f^i'Ui , ö«; iavinr nixoi yin'ti'nn-, (fl/cf rurra
X(frti-".<^i')vai ru/y /{uitxoriri , ön fojv tx ii]^ f/^o(Mi>- ut)ixiü,- u.Tt]yoy. Die Ln-
waiirheit war denn auch den alten Erklärern nicht eutgajigeu und aia be-
merken SdioL 699, 1 Dind. \'yu ft^ rte aluaa^tu t&s ^vüofufoy, int t^p
vxoijr äya^ifioif qevytt r^v ftifufntr — durchetiB richtig, wie Xen. Hell. II, 4, 14
und Lys. orat. XU uns zeigt ') Aber noch gans anders trägt Arulocides auf
Plutarch Them. 32 III fr. 1 p. 165'' S. xat rmpw jnfy adioi (des Theniistoclps)
/.ua.iQor h' i/j ityuifu Moyyi^rf^ f/oiat- nun »T^ mjy i.niiih'wi' «*» f' 'Ai't^DXuyii
dtnfffßffmt Toits 'A&^v<timfs' ^tvätrat fi^ inl tov d^fioy nvffc^wiov rotv äHi-
Ya^yj^i^ i*^ ^i'^Bi. Philipp. II § 7 1 mit Weil und de Corona § 204 und laokrat.
Paneg. § 94 — Dom. XX 71 und kokrat. Areop. § 63 mit Lys. gegen Nikom.
§22 cf. Schol. (j*fJ;^*/-- 71 t u i/'ct y T t ^: r^-T/Mi'c roy h'ryuy :itnt)ii,X(Vf 'iya fi^
(fuiyifTui na{nf Ic-ft^yaium ttuy ii^ tfoßiK- und Weil zu Dem. 1. I.).
Was nun das Kapitel der freien Erfindungen anbelangt, so möge
man vergleichen, was die Tendenzlüge an die Stelle der Wahrheit setzt, vor
allem aber einmal unter beiden Gerichtspunkten die Red«i des AiMloddes
lesen, prüfen und sich anfi^uellen lassen an der Hand durchaus vahrheite»
'I Etwa» viij.'tituiiiliihi! Aii'-ch.iuuiii.'fii liatti- iiii-'i'r tiiivcrKf»»!ii!i<-r .loli.iiiti .l.iki.>'i Kciskt* fiber
Ueber»eUunKHkan»t und oncb 4«nii«lbeo d«nii auch den Deuottbenea im Deatsrh« üWrtrai^ii iLeiugo,
Mejronelie BiwhluiTMlIuiig 1764 ff.K Die«« l'ebertraguiifr M »veh mit Noten venebra, die stcHenweue
ifiiiiz inn.i?rz>;iiliiii-ti' ■'ucblii-lu' Ui-in''rkiiii>f>'ri >>n(li;ill<'li. K'»stliili li<'-<( sirii I - 1' iii i\iinir zu iiii-ii riT
."Stt'llf III. Btl. p. Amii.; ,Allt'r')iiii,'H ist •l-.n «festheln-u. Aber Ui« R«HliaM' <liirt>;ii, wi« Ji«; Uiciiter,
«i'iin aie Saihr fi >i, mit «ich brin^'t. t-iit l.i>< tun lügm. Um Mit man ilmea lu gute, w«ini et miUüf;
getcbiebt. Denn wie können sie «outt üe«teticn?'
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getreaer and verbürgter historischer Darstellungen. ') An einem besonders
hervorf?techen<leii Beispiel möchte ich aber doch nicht vornbprfrpheri. Die
sechste Rede in dor Saiiinilung des Lysia«! würde wirklich tlem Anicl&ger des
Sokrates Melctiis ganz uuägezeichntit zu Gesicht stehen. Dort lesen wir § 10
xertTOf ntiftttUn nari tfaot m^/mviaai vpuv m^X rtar datßovyrwy, ut) uovw
Xfi^i^at TOtf ytypttfifi£yoie poftois neffl uCtvSiy, äJUcr xat rot$ dyi/mpots, xa.S' ot}^
F,i itt>).7iiiiai iS^/e^yrm. Einautl schlugt diese kühne Beheaptung Allem ins
Gesicht, was wir sonst von dem Freunde des Anaxagoraa erfahren, sodann
bftrgt uns aber auch vorsichtipf c^ßwählte tfcnl dafür, dass es mclits als
eine freie Erfindung ibt, gtiuiucht in der Absiciil, den iiichtern uiit einer
Atttoriiftt von der Bedentnng des Periklea zn imponieren.
Wa« nnn die Befaerrschnng der geschichtlichen Ereignisse
dnrch die Redner und die Massen anbelangt, so ist anter den gegebenen Um-
ständen selbstverständlich, dass am sichersten im Gedächtnisse der jedesmaligen
Zuhörer dipjenifrcii Kreignisse hnften, welche sie selbst erlebt oder bei denen
sie möglicherweise auch selbst aktiv mitgewirkt haben. Nur die letzteren sind
sie also an! ihre Vahrheife einigarmassain an kontroKeren in der Lage, wie
sich Idar ans einer verrftterischen Aenssemng des Andoeidee e^bi, welche
sowohl die auf anserem Gebiete übliche Praxis, als auch das Erwachen des
historischen Gewissens grell beleuchtet. In der Rede für seine Rückkehr II, 26
bedient sich derselbe bei der Schilderunir der Geschichte seines yn'o- der fol-
genden Worte lädt yu(f ov if'tvauut'yo) fioi Äui^fty rot/j,* yt :t Qfo ß v t f^uv^
vfuiy. Wie kann sich nun Andoddes in dieser 407 v. Chr. gahaltonen Rede
auf die stgtaßvrt^ unter den Anwesend«! berufen? Von den Augen« und
Ihatzeugen lebte doch keiner mehr! Aber diese älteren Leute, deren Zengniss
der Redner hier anruft, hntten von ihren Vätern und Grossvätern von diesen
Ereignissen erzählen hören und sind so für unseren Redner gowisaermassen
Thatzeugen, deren Kontrole er unter Umständen zu fürchten hat. ^)
So darf man sich denn auch stellenweitie auf starke Stücke bei Heran-
ziehung der na(fa<yn'yfiaTtt aus der filteren Geschichte Athens gefasst machen.
Das stfiikste mir bekannte bietet uns auch hier wieder Andocidea I, 107:
^Tfqw dt -^rixtt ßttotlfvs intatqorevaw int -riiv 'Eüäda, yvwjts ttSy avft-
i> ikhon Fr. A. Wolf bemerkte sa Dm. Lept 8 4» p. 281 zur orat. 111 dcMelben »Hjiec totK
oratio insigne «pminen rhetorica« fidei*. Ich verweüe ferner auf Andoeid«*, SberMslat und «rUutert
»itii Dr. Allx-rt ItiTliunlt Brcki-r, l^iieillinbur^ und Liipzif; lf«.'?'J. «.•lohcr dii'si-n ^frÜf nKchgeipUlgVn
i»t. und die bei Ulavt, tiwU. der atU bwedsttmkeit, angisführt« «euere Littenttur.
)) Ihm btd^te «nUr di«iem G«tielita^iiiiilct die g«gf«iaeitigvq ltvkiiniiiRti«ii«n der llcdiwr wpgra
der SpekaUtMHi mf die TerffRwlichlmt der H«n>r. Cf. Dem. 18. m lü, S. Aeicfa. S, 321.
4»
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23
tpoiftov twr imoitiwy tu HtyeB^og xal rtjy nttffoaxf-v^v ßaaiXtufg^ ^ywftay lovs
r* (fn'yoi'Ta^ yfrifti)'f':;aa'}ui xui ('riu(ti\: f.iirinov^ noii^ani yo.i ynnit- Ti\y
Tf nwii^fiiui- xai foiv ;f/r<Tt'/'«tv .7(»< r«. .T(i«iffj'r*,' (5V mt iu, xut t)ur(ti
(Uki^Kot^ .lioitt^ xui üfixotti luyutMV^, t\iiovy (»/.«»• «i'roev .iifonriuvjt^ :t^o «w*'
'SiAi^ywr anartmv anavT^tu tws ftvpßo^me Mttifa^^uÜt ^ poftitiayreg tf,y
atptrtQay tröttäv affnifV Ixaytji' fh'ut ri/i .ii.i]t>fi rip ixtivwv ovtno^aai^ttt. nctxf-
rjitiin iii it tt iy.iDi' xal Tf]i' rt 'Eki.t(öa i'/i.tt ,'}ifjiuaai' xal Tt]i' ncagiifa hoioaur.
Man traut seinfln Augen nicht wenn tiian m Ptwas liest. Was passiert denn
heute wuiil eiituin Jungen im GyninaHiuni, weaa er Mai'athon und Salamis
und den Zug des Datis luit dem de« Xerxe« verwechselt? Also kommen vir
dem Schriftsteller su Hälfe und hefreien ihn von einer so starken Monstrosit&t
durch Streichung von Maifu&wvw)t ? Aber das verbieten uns einmal die vielen
Ge«jhichtssünden, die wir gerade bei ihm und auch bei andern Uednern lesen,
sodann aber auch der Text selbst, in woIcIk ih i s ganz zweifellos daranf abge-
sehen ist, die Athener allein und isoliert aiü die einzig thätigen Vorkämpfer
und Retter von Hdlas binsusteUen» was doch nur von der Aktion bei Marathon
gesagt werden kann und nur für diese allein paast! Abo musa Mai/u&mvüiile
stehen bleiben. Der Schluss ergibt sich aber von selbst. Selbst wenn wir
auch hier der Tendenz ') ihr volles Recht zuerkennen, die ihre Rechnung findet,
wenn sie den Hnreni sclnneichelt, so verraten doch solche und viele ähnliche
Attentate gegen die geschichtliche Wahrheit Alles eher, als Respekt vor dem
Oeöto und dem Bildungsstande der Massen, wenn ihr selbst die grössten Ereig*
nisse der Geschichte in solcher Gestalt ohne jeden Einspruch ihrerseits geboten
werden können. Und diese ständig und ausgiebig von den Rednern geübte
Praxis zeigt uns hinwiederum, dass sie einen solchen Einspruch wohl nie su
befürchten hatten.
Wenn wir uuu noch einen Augenblick bei den diiui^yofjtui verweilei»,
so gesdiieht es, um eine Aporie sur Sprache su bringen, deren wahrschein-
liche oder auch nur annfthemd wabrscbeinlicbe Lösung uns wichtige Schlflsse
erlaubt auf die dem Bildungsstande der Hörer angemessene populäre Hal-
tung dieser Reden. Zum Au«g!\n£rspnnkt müssen wir Aristot. Uhet. nehmen,
welcher II, 20 13!)3" 27 zwei Arten der in den i)i,tnjuftittt üblichen .««(jff-
öuyiictia leststellt und die zweite Art einteilt in die JimtufJukui und in küyui
(PabeInX Die erste Unterabteilung die nu(>it^-ii,h] wird 1393^ 4 also erUutert:
na^ßokff Jti ra JSantpttttxä*), «Hoy ft tig Xfyoi, vtt ov tttJ xkrjpiatovi üff^ttv
W).' liii' Tcudt-ni du' ii<'<it«ltua>{ d'-' uritn^ l>i->'iti)lii«?t . 1ml Bla«». iif»cli. d' r utt. li.Tnt..
II* p. 4'> mit V- r^Uacb von Faneg. K&S und ramth>>n. $ 171 in aii>g> ."'i -bneter W«ii« ilarKcli gt.
*} Vorderband glaube ich noch an meinen Aufotellangen Ober die Oeatolt der Arätotelitcben
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Sprechweise des isokrates ist uns ja bekannt f?enug aus Xenophon und Plato
Hein. I, 2, 9, womit man noch I, 2, 37. III, 1, 2 und 4, Gorg. 491 A und
Sympoe. 221 E Tergleicheii nag. Sie ist uns ferner ein fainUnglichw fiewen
lifür, das» die in neuerer Zeit »nfgesteüte Beschränkung der Sokratischen
Lehrthätigkeit auf einen engeren Kreis von Gebildeten dadurch liinfallig wird.
Diese Sprechweise ist so ganz aas und auf den Zuschnitt der breiten Masse
erfunden und durchgeführt, dass man sich billig wundern luuss, bei den
Rednern keinem darchnuB ähnlichen Beispiele su begegnen. Spengel und die
anderen Kommmtatoren der Rhetorik wnssten wenigstens keines ansufahraL
Gaaa besonders populSr war aber, wie wir spAter sehen werden, bei
den alten Athenern die Fabel. Sie hat denn auch bei Aristofelfts a.a.O.
eine breite Hehainlhinc; und durch die Fabeln dps Stpsichoni* iimi Acs-op ein-
gebende Erläuterung gefunden. Da-ss nun aber die Wichtigktüt der Fabel liir
die Argumentation in der (V;;u/j70(*t« keine Einbildung und keine etwa der Voll-
stftndigkeit su liebe gemachte Konstruktion des Philosophen ist, seigt uns
probl. 18,3 916'' 26 dta tl ttus nttpa&H^ftaai jfttifffivaty o» ov&^not iv ttuit
^t]TOffiats xal roi^' In^'oi^ itCrj.hir ttuy it'>9vfttjfiatmy;*) ^ Tm rtft rt ftav&ayuy
fovoiy (f ya{f toanir tan raviu xut t.ti i/*(a>j-v, tc 'V* tt','h iii,uaTa fiKnhiiü
iOTiv ix ftuv xaS-'htv, a i]ttoi' fafuv ij r« fit^ij. tu »1» «»' un(jTvywai .^if/otv,
ftäiJioy mazfvoßiuv, r« nuyadHYfUfr« nui oi ioyot fta^zvgiati iotxaaty eu
ttf diä Ttäf /io^vfmy ^iioi niartts. hi ro ofioioy fiay^ayovatr '^^uust ra
7taf/eithiyiiaT(t xal o/ /«r.*?«* lö iUiukh' tSftxyvovai.
Alirr auch davon nicht eine Spur in den uns erhaltenen Keden. nur in
den Anekdoten über Deaiades fr. 36 S und Demostiienea itQi livuv oxku (»choI.
Plat. Pbaedr. 260c Plutarch 848" u.a.) kann man wenigstens einige Anklänge
finden. Es mag audi an die Fabel des Menenius Agrippa und an di^enigen
Fabeln dee Phaedros, denen zweifelloe ein politischer Sian su Grund liegt,
Bbelorik gegen Marx Arutotel««' Kbeioiik, B«r. iler pbiiolog.-hutM. Kl. d. kgl. .'jäcb«. Ue«ell«cli. «1. Wim.
in Lvipxig 7. Ju)i 11NM>, feathulten zu nfisn«. Du aufflUlig« rs 2w>(0««iim qimI abr *t xit wBrd« aieb
auf (Km finfuchste imr^i ' r Anillo>;i>' 'l<-r iinilfii-n von mir angefülirti-ii Küllf i-rkliin-n hi^-icn. In il.'iii
kärzi-rcii Kxemjiliir ittand nur ra ^'riix>>a«xu, tlanM-lbe wut'U>.- tiuu mit Iteibt'lialtuu^j ilt'> tU Xiü)t\jatix<i
i)|>atiT ergänzt oinr n ti; xr/i. Vttll'<t;widig atugvichloHeii i*t doch «H« ADsahme eine« KoUegieph«(1U-a
c Ji. \m L/aias XI imta ütoftv^tat' ß".
') Ous «ttctm Ab«r ia der Rhet 1. 8, ISSO^ 23 xtitan» fiiv t^ttw pi «? 9ti .luiia-
30
erinnert werden.') Aber damit koimnen wir auch nicht oinon Sctiritt weiter
lind wir stellen vor einem Rätsel, an demen Lösung sich die Vermutungen
erschöpfen möpcn,
Die eingelieutle Behandlung in der Rhetorik, wie der oben mitgeteilte
Erklurungsversuch in den Problemen gehen uns einen hinlänglichen Beweis
dafür ah, den Arietoteles nicht auf Sand gebaut hat Darum muas die Argu-
mentation dnrdi die Fabel vorgekommen und zwar gar nicht selten vorge-
kommen sein; denn nur aus diesem häufigen Vorkommen lässt sich die ein-
gehende Behandlung erklänMi. wolclit» tlcr Philosoph ihr angedeihen lässt. Darum
glauben wir also fest an iiire Verweruiung in den ()iißii,yo(tiut. Aber dieselbe
ist eben nur in der Form denkbar, welciie uns Aristotelee in den beiden von
ihm erafchlten Fabeln an die Hand gibt. Mehr als einmal mag ein witager
nnd geadieiter atiienischer Bürger eine treffende Fabel erfanden und seinen
Mitbflrgem zu Gehör gebracht haben. Wer nun aber das punctum saliens bei
einer Reratimir im zustimmenden oder abweisendfn Sinn durch den Wit;! der
Fabel zu tretten weiss, der verzichtet doch von vornherein auf jede weitere und
andere Ausführung, weil er eben mit diieer zugcspitaten Form einen «nzigen,
aber einen Hauptschlag glaubt fahren au können. Mit der Erafthlung der Fahd
ist die Rede aus. Die Kunstredner aber, die Redner, welche nur mit iv&vfi^
uitm und nrfimi^n'yuant aus der Geschiciite arbeiten, stehen dieser populären
Form der UpHp und des Witzes gegenüber auf einem gimz andern ötundpuukt.
Sie psuat ganz und gar nicht für ihre Kunst und ihr Prograiiiui, weil Fabeln
wie :iu<ja/^uAa/ Sokratischen Stiles ihnen zu niedrig scheinen. Ja selbst nicht
einmal in der Form, wie Plato den fiö^os anwendet, scheinen sie die Fabel fOr
zulässig eraclitet zu haben. Das Fehlen der Fabeln bei unseren lunlnern darf
also in keiner Wi mh«« gegen Aristoteles ausgenützt werden, zumal wir ancli in
einem Redekampf Ihm Sf>phoc!fs don ahuu: freilich in seiner einfachsten Form,
verwendet finden Auia illl lt. Wenn nun aber Aristutüloä gar noch 1.1. 1394* 1:
itat J' Ol Xoyoi (Fabeln) (h^ui^yufftxoi , xal t/^ovat¥ dya&ev tmirOf Sri tuKiyitma
fity (viftTy o/ioia ytytytjfitya /ailf^ror, l&yovi di ^y. noi^at y&ff tfit wttJttg
I Lhf villi I,. SpCnffel, Kijuiuuiit. zu .\rit4t. Klit't. II |i. 27 t. /:iii'rst Aii»ei'»>|>r<i< ln-ix- uml auch
in »ndere W«rk« UWrjrenROSene An»icbl von dem unprauglich politischen äinn der gtiechiMheii
FVibel la««t «ich nicht nuftveht eriiAlten und beruht ofcnbar auf nwm drenliu viKon»; denn du ist
j;i -i lKstviTstSnillirh. il.i^js Ariafoli li's ;nih d-T rt'ichcii Kai)«'ls:inmiliiii;r pKi^ii nur ilie tirihu mit |M.iljl Im ([••m
f'iiiii«' bfniHÄifri-ifi n iiiih-, »•■iiii ihre Vi'rwr-inittarki'it in <\fr Volksvi-r^iitniiilun}; i|>iri|< ll>'n will. Wi'nii
UUD RiK 1; /iiliM/t K'I, Mi-vi-r in ».•iin-ri Kiipsili. z» ;i. i;.'>ili. II. |i. .Vnin. l lianinf Ii n:' ., -. ti Uit.
wie die PaWl rs liebt, aicli in ein bistoriseht^ Ut-wand zu kleiden. *v ist durrb un«er«^ i.'«irlc|{uag viul-
leiciit ein Weg gpfnnden. der nm dies« Ertcheiminir einigenoMeen erklärt. In Athen Imt tie eieber
nach dieser Rirhtnng eine grAieere Rollo ^(««pielL aU man biiher anzuBehiii«n geneijtt vw.
31
xai naffttßokaii, äv tt^ Stvvt,tui tö uaoiot' o^v. o mg HUiy tx <fikoao<f{as.
naafha rn fT/f- rwy n(jaytiutu)t'' Ziioia y(t(j rn rt'i'/.r ri' nt}.h>v(ft nii^
yfyovtxfiy sich über die Schwierigkeiten der laQmhiyfiaia aus der Geschichte
und der kaym und über die Unterschiede beider Arten von Argumenten
so ansführlidi verbreitet^ so ist nun erst recht der Gedanke vollkommen ftus-
^eschlossen, dass seine Anafuhrungen in der Praxis der Volks Versammlungen
keinen Halt gehabt hätten. Umgekehrt können dieselben viehnelir uns zum
Beweise dienen, in wie hohem GratSe alle Redner ohne Ausnahme stilisiert
haben. So haben wir damit einen weiteren Anhaltspunkt gewonnen, aus
welobem die folgernde Wertung uns dem BUdungsstand der grosBen Masse auf
dem gleichen Xiveau seigt, das wir im Voran^[^enden mehrfach kennen ge-
lernt haben.
Wenn wir uns nun zmn Schlüsse zur gerichtlichen Beredsamkeit
wenden, um uns die geistigen Qualitüten des hörenden Publikums vor Augen
zn führen, so gewinnen wir, wenn wii- auch die Meister in Advokutenkniffpn,
IsaeuH unrl Antiphon, i^nnz ans dem Spiele l<isscn und uns an riic' iisohr jiuitu-
lären, Andocides, Lysias und Deinosthenes, iialten, aus ihren Reden em doppeltes
Bild. Auf der einen Seite machen die Redner uns den ESndruck von Männern
von durchdringendem Verstände, von einer ganz unglaublichen Gewandtheit
und Findigkeit, welche der von ihnen vertretenen oder bekämpften Sache alle,
aber anch alle Seiten abzugewinnen wissen. Daneben ist aber auch die ire-
wissenlüse Unbedenklichkeit in der Wahl ihrer Mittfl, stellenweise aucli die
bodenlose Unvcrscbäuitheit, womit sie lügen, so mit Huncien /u greifen, dasä
man sich wirklich hin and wieder versucht f&hlt, das bekannte in viel ssh-
merem Sinne von Aristoteles gebrauchte Wort & yag x^t^ in«x$nai ilra$
u.-i).ov^ (Rhct. 1,2 1357" 11) SU flbersetzen: »Bb wird angenommen, dass der
Bichter ein Simpel ist"
Auf der anderen Seite aber müssen wir .sagen: Alle, auch die ee-
wagtesten Advokatenknitie in Khren! Aber welche Eiuschut/.ung der hörenden
und entseheidttiden Masse ergibt sidi von Swten der Redner, wnm sie es so
treiben, wie sie es treiben? Doon diese Schlussfolgerung auf die geistigen
Qualitäten des Publikums ist nicht etwa unzulässig. Nein. Sie darf, ja sie mass
von den Maesengesdiworen«(igerichten in Athen gemacht werden, so gut» wie
>) B«i d«T kleinen Zahl dtt uuMlernen Ue«i;bworen«n kann man doch immerhin weuKsU^nt
eiaiRennanen. wean mich nicbt vcdle Gldchbcit der BUduBgwtufe, wo doch «ine gcwim» Einheitlichkeit,
gewime gemtaataau ZSge in den PriDiiipieD, AmcbauaDgeD ond Urteileii auDehmeD. Welche» AiHeineatlcr-
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sie von unseren gelehrten JuriBten von den nnodernen Geschworenengerichten
gemacht wonlßn ist. Die Prädikate, welche bei den letsteren herauskommen,
dürfen wir uns hier schenken.
Gewis» die Idee dieser iMassengeschworenengerichte war wunderbar und
«imig gedacht. Aber die Wirklichkdt war von dem Ideal himmelweit entfernt*)
Wenn wir nnn an der Hand der attischoi Redner an die PrQfung
dieser Wirklichkeit herantreten, so wollen wir das Kapitel der frechen Er>
dichtnngen und der himmelhohen Lügen, dip hier besonders in der
iJiaßoh] als die trewöhnlichp ScheidemünzH kursieren, nur streifen! Also aus
der liegiun nur einen Fall! Bei den früheren, wie den späteren Verhand-
lungen gegen den Andoddea erklftren Xalliae und die AnklAger nach 1, 110
und 115 y&ftcs 9* tit) nmiftos, «tr 9 ff ixtztjgiar ftt/artjQUMe, TfByavat und
Uli th^ röiins Tiar^o^, u Tie; ixtTf,iuuy ihtti iy to> 'Ei-tvairtw ax^iitui' (ino&avav
yai 1} TiaT>\iJ noi' ovtov ' Irtnui'iy.u-: y r'naiio lavia 'Aihji'cini^. Wie ns nun
aber in Wirklichkeit mit dem angeführten r/»('«> steht, erfahren wir <;;K.ich.
Die Lüge war /.u frech und zu grob: tt'itvtfn' in-u.ii,t)ü A'Hpai.0^ vOroat xul
M'/n- „'Sl KttiXia, nttvtaiv uv&iffonvnf avvau&tttt t , jiQuiiui' /tiy .... imna 9i
ktvft öif'tilm', tür Tij! i xtT^ffittv &{{ tr tw 'Ei.^vaiyi(a^) (cf. Schluss
iint)i] i'tt (U r/l'v'm'} 1^ >'. nit[h) .... xmnrfcrl^ ;)?' t// ßovli] (tviux Ofl^- i t]t'
fxf//j(««r). Das ist dtiiii 'loch eine ebenso freche, wie unerhöx'te Spekulation
auf die Unkenntniss und die Dummheit der hohen Herrn vom Kat, wie der
utfiiijit'roi, die als Richter aitsen. Aber trotadem Kalliaa nun in der jiovh'i
mit der Lüge Schiffbruch litt, wiederholen die von ihm bestellten Anklftger
dieselbe vor einuui hochwohllöblichcn KichterkoUegium !
Auf welches Mass des Verstandes und der Einsicht sind aber nun ausser
den offenbaren Verdächtigungen und Lügen, von denen wir nur l)eLspiel8halber
den einen allerdings kra^n Fall hervorgehoben haben, die Deduktionen
sugesehnittm, die wir bei dem Bednar lesen, der von allen am weniguten
stiliaiert und darum fSr uns am besten verwendbar ist, bei Andocides s. B. II,
jjflifii i)l"'r Hei iliiBor vielki)|pti>{eu Masse! Wif wiihr iiinl U'zeiclmend darum ilns Wori il-'? Aniluciiles
1, H o it fit notti fidhoi' äxu^lr, iyöt vfiir ioäi, öti oti aarn; cinov hti näw loi; xatijfj'a^Qf/tnm; ifioittt
') AvmmT dem KliOnen WnH.' vnn Fr.ink.'l Atf. (.Ji-srhwjfpr. p. IIJ: .Das attische -^(aulswiwn
ist zwar PI» Kmomw cewpwn, aWr ilii' Ordniinij ruht«- aiil' «•in"-in nii)«il.lii(;lii.'li<-ii Prinzip, auf dem uubi?-
iliii<„'t>'ii WTtr.ui'ti /II •i>-iii Wullfii titiil Koiiiii'ii iliT l{iii'<;*>i'' — viTirlficbt- uiiin jetit die Aii«fAbmiiigai
Ton h'luttiil Ueyei, Die volktwirtacbaftiicfa« Katwicklang dei AU»(«uu -S. 3J II.
*) Man vnr^eiebe mit dieaein imtcraaMuton Fall Bnormann Rh. Uns. N. F. Sä S. Ittf2 umd
Jhrb. für Phild. n. PM>d. 1X75 ». 884.
33
17 — 18. 24 (!) 1 114 und umiblige Aiicl«re bei uidaren Rednern? Aber ftllem
setst docH die Krone auf, was Andocides I, 130 den Richtern zu bieten wagt
und was wir hier festnageln wollen: 'jU-n yärj. a» tivt^gt^, fl(fi^yS' " A"«»' o-va-
uyifOai .if{n KcÜMuv ßov'loitai, fl yag iunr>/}i/t, oif t) .loJl/s' twv 'Elh/rtuv
xat tvüatfiovH fidliaza, 'innuvtxui äi ni-ovatunarai tmv 'EXk^ym', toi*
fiiiftot Ttttrsegtfneott na^^ tots nat^eigiotti roig fitxffor at otg xal role
yvraioig tti^toy ir anttaj^ vfj nolu xanixfr, an 'innayixos iv xj} eiiti^ AXt'
t^lftoy (einen Fluchgeist) tQt^t, og uvrov xi)y rgant^ar dvtttQmtt. ftiftyiia9-t
ravTu, v) ai'ryp*s\ Tiwf ovt' t] tff'jiir] rorf nvan rTo;?/"? vn7y tmr}ßr;t'cti : oJoffci'o,-
y«p '[Jinövtxog vioy jgttftiy ulirij(iioy avivt irQfiffy, tti ttyaiirgotfty ixtiyov toy
Tikovioy, li^y au}<p(joavyr,y, tby äXlov ßioy anovra. wrut^ ovy j^gi) ntgl toviov
yiyywffXHVf WS it^og 'innwumu dJuti^fiov. — Sie iMoten ja alle in der diaßoli^
starke Sachen, aber einem solchen Kenutftdce wOnte ich ein sweite« nidit an
die Sdte an stellen. Die Sdilassfolgerung auf die Geisteshöhe der Hörer ergibt
sich von 8elh«t. auch wenn wir zu ihrem Ruhme annehmen, daas sie sich
davon nicht haben besonders iuipunieren lassen.
Auf derselben Höhe zeigt sich uns das Pnbliknm, wenn wir uns nun
einigen Arten der Argumentation nawenden. Den Rednern, welcbe sie
gebrauchen, kann man dbe eine Zengnass, desa sie helle^ ja mitunter scharfe
Köpfe waren, in sehr vielen Fällen nicht verweigern. Aber die xQitat anlM
müssen oft hilflos in den Maschen dieses Netzes hängen ^reblieben sein. Wir
müssen zunächst ausgehen von den aofftauara tlg ixuitgoy köyoy Plutarch
Alex. 74, 3. Wir sind es dem Andenken des grossen Sophisten Protagoras
schuldig, ihn von der Schuld an entlastra, die angeblich Aristoteles auf seine
Schultern geladen hat Derselbe sagt Rhet II, 24 1402* 23: xtd to roy ijtTw
&i koyoy xiftttTvo nmeiy toör* iariv (Q&mlich tlxog). xal iyrfvdty dixttio^
iiivayt(Hxtyoy ui ffvf^tminm tu fT(iitnay6{Mn> f:iayyfliia- ti)fvih't\i jf ytig iaiiy. xat
ovx dlrj^fü, dXlct (paiyöfuyoy flxög, xai iy nvdiutä if/rt], ui.).' ly ^t^ToyiXf]
xai ii/ioTixif. So sind wir denn zu dem berüchtigten Worte ror t/zrw
Xhyoy x^Urxm notely gelangt, zu dem Worte, das viel mehr dtiert^ als
Yentandan wird. Nach der durchaus ungenfigenden Behandlung von Ff leiderer,
Sokrates und Piaton p. 28 fT. wurde es neuerdings von Th. Gompers, Qriecb.
Denker p. 377 ff. wieder in Angriff genommen Ich mnss nach wie vor die
von Jakob Bernays, Ges. Abbandl. hrsg. von L sener 1, p. 120 Aniu. 1 ge-
gebene Erklärung dra ursprünglichen Sinnes für die beste halten, von der wir
denn auch ausgehen mflssen. Diog. Laert I IX, 61 Oberliefwt von Protagon»
n^wrog üjjpi} dvo loyovs elvat ne^ netvros ngay/taros dyzumfUvovit öU^Ums,
wozu Bernnys bemerkt; ,Fnr das gewAhnlicfae Bewusstsnn sind die beiden
Abh. d. L Q. d. k. Ak. d. Wun. XXU. Üd. L Abth. 6
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Jioyot d«r AntinomiA nicht glflichberechtigt; es nimmt den eiam an, der ihm
so xffehrfoy Xiyoe wird, und verwirft den andern als i'^uw. (Ich setze Beispiele
hinzu: der Ki-iep- ist ein grosses Uebel, — ist natürlich yfffirrun' Xt'iyoi;. der
Krieg ist eui grusseä Gut, natürlich tjjzwv i-oyoi;,) Die Rhetorik des Protagoraa
soll ntm dazu dieaen, die spekulative Gleichberechtigung der beiden
Glieder der Antinomie anoh ftkr da« gewöhnliche Bewoaatein naehsaweuen: vor
T^jta lafw Mffthtto im$iv.* Das ist scharf und zntreffend, wie Alle^ was Jakob
Bemays gedacht und geschrieben. Nur ein Ausdruck scheint uns unglücklich
gcwälilt, der wieder Verwirrung anrichten könnte: das ist der Ausdruck ,diö
Rhetorik des Protagoras". Dadurch kömmt man nur zu leicht in Gefahr, den
grossen Sophisten, dessen Leben so rein nnd fleckenlos war, zum Vater des
Bpftteren migesunden rhetoriaoiien Treibena sn maohm oder ihn demaelbm
aDBunaliem. Aber Plato Soph. 232 C— E und Ariatotel. Metaphya. 998' 3 Vute^
doch darüber aiicli nicht den geringsten Zweifel aufkommen, dass Protagoras
einzig und allein nur die Dialektik fEristik) im Auge liatte. Dass der Mann
jemals diese seine Kunst zu eigennützigen Zwecken als iiedner vor Gericht
verwendet habe, ist voUatftndig ausgeschlossen. Aber der lihetorik, die gaiu
andere Ziele verfolgt, hatte er damit eine Waffe der aUeigafthrliduten Art
geechmiedet und in die Fland geliefert, die denn auch unbedenklich und mit
siegender Ueberlegonlieit dem beschränkten Auditorium gegenüber davon Ge-
brauch machte. Icii möchte demnach dem (^txaiw^ idvaxiifaivuv ul uvt^ifionoi
10 IT(fU)ia'/(){)<w inayyü^a einen beschränkteren Bezug dahin geben, dass mau
nicht ganz ohne Grund den Sophiaten auch för die sp&ter hervorgetretenen
Aoswtldifle verantw<wtlieh machen koimta, da er nun einmal doch dieae Kraft
und dieses Gehümmaa des menschlichen Verstandes zuerst geieigt und geiöhalt
hatte. Diese Auffassung würde dann aocb die Hinzofflgung *ttl i^untit^ edir
wohl begründet crsclioinen lassen.*)
Gegen die evidentesten, nach un«eien üegnlien geradezu niederschmet-
ternden Beweise der Gegner hatten die Redner m dieeer Schulung (U ixaifQov
) hl ftaur, uu«j{i'ZH)chnet*'i- Wi'i».- /.oigt unn die »o achwi-T vcrdorbfno. iiher in ihrer Art einzige
acht« Kede de» Ljüu, wie «lie Theuri« und Pmxis aich bertthren können. Da KoMert ««h der Sprecher
Bb«r BBUM ImTiMM t 11: im) ^n!» fiir ^tu/i^ ^tlo^ttpaSitrae afinbe M^i mV ngiyiimae iatfMft» tfc
frarti'or X4yor. Vieüeiebt dftrfte dann da» Folflfnde jfpl<'»en w«Ttl»>n o! tV 'wa m'x drttieyur, i'uV arti-
cauiae düteriorem «tc. Ludebont «ic philotoplu in ({ime^tionibiif controvcrsin utrani(|u« in partem
dUpattuido agiluidit «ercenäi mt MteDtaodi inKt-nü causa. Sii> rahrteu aho unt«r dem Maatd eiaer
üebangnred« di««ei Schetttmanttw auf, nm dadurch Üel^enbeit au bekommen, die Argumanta daa
Spr«chm hervorzolocken and kennen m lernen, um ai« d»nn fiiktiadt mit gtaanarcm Erfolg bekftmpfni
an buaen.
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loyw die Parade gefunden und Stini genug, sie anzuveDdeu. Wenn man aoh
nun anch auf der einen Seite in der höchsten Verstimmung abwendet von
dieoem Treiben, auf der anderen Seite wird man dn^li wieder einen gewissen
Respekt nicht loa vor der Schürfe und Findigkeil, womit sie sich Gegen-
arguuiente schaffen und mit aller Kühnheit ins Feld führen. Die besten
Beispiflile aar Erl&ntenmg und am brannten GrQnden der eiaten Rede dea
Andodde* und der aeohaten Bede dea Ljaiaa au entnehmen.
a) Mit vollem Rechte konnte Andocides, wie er es auch faktisch thut
I. 137 ff., sich zur Ahwelir der ihm Sclmld gegebenen Guttlu.sitrkoit
darauf hernfen, er habe Jalire lang, t<ugar in Winterszeiten, das Meer
befahren; aus den schwersten und gefährUchsteu Stürmen sei er glück-
lich gerettet worden, tnat vitois (den Oöttem) not^oat ftr^di ratpf^^
to atifMt dStüi^mti mit er mit Reoht am. Von einem Zorn alao, von
einer Verfolgung durch die Götter keine SpnrJ Das ist denn doch ein
90 klarer utui evidenter Beweis, dasa man meinen aoUte, dagegen könne
gar nichts aufkoiiiinen.
b) Aber seine G^er sind nicht verlegen Ljb. VI, 19! Sie kehren also den
Spieea um nnd behaupten: Gerade daa iat der eprechendete und onwider-
legUchate Beweia ÜBr den vollendeten Atheiamne dea Angeklagten; denn
sonst hätte er, der Gottesfrevler, sich gar nicht aufs wilde Meer hinaus-
getrautl Aber er hat doch seine Rechnung ohne die Götter gemacht;
denn jetzt ist er in unsere und eucro Hand gegeben. Das ist die ver-
diente Schickung der Götter, uv yittj ö .Vfö, .ia(fitx(ji]in'. xo)Mtn § 20.
.Ja kein noch so scharfer und bündiger Schiusa \vei.ss diese RabuUstik
in eine £nge zu treiben, aus der sie keinen Ausgang lande.
a) So konnte sich Andocides wieder mit vollem Rechte darauf berufen,
dasB er seit «einer Rückkehr mhig und nnaogefocfaten volle drei Jahre
in der Stadt gelebt, doch wohl ein hinlftnglieher Beweia fOr seine
Unschuld !
b) Und die Gegner! Das ist prachtvoll! Lys. VI, 34 v'tnnff} tftä nff^ottjra
xal aa xolt et r tt)V vufTftmv nv fTffTcw^fCfVc vfur >yixr^\'\
Es würde zu weit führen, so interessant und verführeriäch es auch
wär^ zu zeigen, wie geschickt und durchtrieben sie im Folgenden § 35 ffl der
imwiderleglichen Wahrheit ein Schnippchen an eehlagen wiaien. — Der Ankläger
dea Sprediem m der VIL Bede des Lysias hat deewegen einen schwwen Stand,
weil er fOr seine Behauptung keine Zeugen vorführen kann § 21 f^tu xoitfe
ams hdyws d^cSe f*^ mtoÜa&at. Das setzt ihn aber nicht im mindeeten in
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Aühulich ist der Fall Lyn. X, 22 gelagert:
a) Wir können mit dem Angeklagten sagen: er hat den Prozess gewonnen,
weil er vollständig in seinem Rechte, die Sache juristisch ganz unan-
fechtbar «rar!
b) Der Sprecher puaert den Sehlag . . od ftarov ^ iftoSiy ^XtTfd'n, ^Uce
xa.1 jov uainvpr,aavTa riTiumaiy cf. § 24 uvafi»^fl&tp:i S« fuydiajy jcai
Also allüberall dasselbe Lied! FQr die Gewandtheit, Ueberlegenheit
und Schamlosigkeit dieser Rhetorik gibt es eine Verlegenheit nicht. Das war
das Erträgniv der StndiMi und Uabungm in den nrnftOfMua üs ixurtgov kuyui',
denen ein Zug im Charakter der Athener entgegenkam, den am künmton und
beeten Solcm mit den Worten getroCGan hat: Zaunos dimnaeas txywi ßtiiytt.
Aber noch eine viel grOasare Rolle spielte bei der Argumentation der *
attischen Redner das tlxo^, die flxora. Die Sophistik aber der Argumenta-
tion durch das nm'h:, welches bekanntlich von den Vätern der Rhetorik einzig
und ausschliesälich kultiviert wurde, ist für einfache Leute noch viel gefähr-
licher, als die erste Art eben wegen dos verführerischen und einschmeichelnden
Reiiee der EinfitoUint, der Natflrlichkeit und Selbatveralfindliehkeit. Ja die
tlxma lenehten, wie das ja «uek ihr Name sagt, sofort auch dem einfachen
tmd natttrlichen Verstände ein. Darauf bauen und sündigen denn auch diese
Redner in geradezu auf!s<*lnv^«ifender Weise. Dem einfachen Denken ist das
uxos = ('tlijf)^t\: Vms es al)er die ruhige Ilolie eine?? satten vollgiltigen Be-
weises, der dem älrjttt^ gleichgestellt werden könnte, nicht einnehmen kann,
das aaigiMk nns eben die un^ligen AnsnabmefUle^ wo das vermeintliehe ovx
dxos doch vorgekommen ist Aber dartlbw sieht das einfache Denken voll-
ständig hinweg und unterliegt dem Trugtichluss. So, um ein Beiqoiel ansu-
ffihren. was er<?dieint dem einfachen und natürlichen Verstände des gemeinen
Mannes einlüuchteuder, als die Behauptung des Lysias in der Eratosthenes-
rede Xii, 27 iL, dass Eratostheuus, der im Kollegium der Dreissig gegen die
Verhaftung der HetOken Ein^rudi erhoben und Opposition gnuadit habe^
unmdgUch von Seiten eben der Drelsng mit der Verhaftung da* MetAken be-
treut worden sein kann? Das ist also durchaus ovx dxu^: Und doch ist es
ein Tmgschluss: Die Dreissig kompromittierten') dadurch den Vertreter der
Plntk Apol. Sit C ofo iUoit bttlfet (die Dreimg) noUMi xoUm »fothanai^ ftovUfupoi
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milderm Richtung, brachten ihn damit amn Schweigen, und so war er weiter
für sie keine Gefahr melarl Also auch in diesem Falle wird das r>vx tlxug
durch die Wirklichkeit Lügen gesti'aft') So hat denn auch Aristoteles auf
das Falsche und Bedenkliche dieser Schlusafolgerongen aus dem tlxos hinge-
wiesen Bhet 1^24 1402*8: ovrtos xal iy ^Tjtofftxois iotw tpaiyoft^yop i»-
äoTuif xtd Uyiawy Kyu (N^ fr. 9)
Tuy^ äy Iii" (Ixhi at'ro lovz' ttyut ktyoi^
."ifjortnai noHa rvyyaytty ovx tlxma.
yiyrtTttt yu{j lo :itf{ia lö flxr^i:, t't'ifJit f]y<>^ xal tu jia^ic' tu tiy.us. fi <'V tovto,
tatat TU fitj tixüi; tixöi;.. Das letztere pasat vollständig auf den von uns ange-
fahrten FalL
Das mam man dch Torhalten, und wann man das fhnt, so erkaimt
man leicht, dass Dionysius von Halikarnass De Lysia judic. c. 19 ed. Usener
mit den Worten xai yc/n rav tlxf'no^ ("(itnn)^- u fh'r)t) flyrtmr].; (an «t'ptTr/j;?) uns
gerade den Lrsiag als den allergefährlichsten der ganzen Sorte hinstellt. Der
auagezeichnetste Kenner und Beurteiler der alten Redner gab sich wohl darin
kaum einer Tftnachung hin. Dae zeigt tma die vortreffliche Charakteriaianmg
der Lyataniachen ^aj^^/m^ LL a 18 mit y&9 tq owropu» /»aittnu a^tu l^oMriy
tut äniy^aft^ xal rb aagtis ißtuti ti tlaiy i'>s ovx ^«» mfkaval xai Tijr
Tita T IV f'ntn hXr.ß-oiu)^ avyf~ii(pf(fovaiy, uHUt ui; (kttfioy rlrni nr^t^^olrfv dtr,yt,niv
ur^öti.iiav ftr}it ,«/(>0i,- avjili tfftvf^f^ ij anixhavur fV{tty-i]rar Toaavrriy i-'/fi
/in&u xal dififodtT^y za Xtyü^iva xal ovtiu^ kayff^drn tov^ dxovoyiaü fti' ulr^&fj
Syra ^tt TttnlaOfiiyu. Sod* vuteif *Ofttj(fo^ (r 203) inatviSy roy X)äva0ia vts
m0tnfw «Ineiy xal nlaaaa&at t« /«j yevofuya *Ufffit*f rmno tun äoxfi xmr
ijil Avoimi tis ihtuv'
tlaxty i^itviita nuX'ka liywr ir vuoiaiv Ofiota-).
Loider sind wir bei iiiin nicht so glücklich daran ^ wie z. B. in der
Miloniana, seine Behauptungen auf Grund eines authentisoben Materiales überall
Wenn nMa dmt feienden von Andoetdra It, 10, 1, 8 (z. B. wenn Alcibiad«* nicht nach Athen
zuräokk'-'hrte, hatt«" «t ftanz Kocht, al-. i -icli a.uli lan^H nicht Hclbst gerichtet), VTl. T\", LUiW^. f iliHt n rlxoia
dua Gi'Ri'nteil aub-itituiert, winl man \»u Walirlu ir nicht all/ufeme «ein. Kr int »»•Uii«t äo aimtlliidig.
dpiJ fcflauben an seine Hclilu»!ifol)»erung seinen Zun ti iii mchl tuxuinuten. Sic «ohlEiprt ja der Wahrheit
■11 offenbar iiw Gencbt. Dahtx die vonichtige V«rkl»u««ili«nuig U, 26 ... öwr' ^imy* «hm iti t&r
3ifl»fim» Ijf^ft ÜMiiittK ibnigijrn tnf^at^ <&ne n iUA vtw yt ^pgw&r fvfj^&rm.
') Wie der einfache und doch ^e^unde MenschenveratAnd vor die*'-:: n;. ii ii'n Ii- n ili.il' k-
tncben ^pMgetfechtereien nur ni leicht kapitoliert, b»t Ari«topIuui<M iu den Wolken sehr artig ang<^lentet.
Aber wanet dem SeUMM M in der IBiuddU deelt wngk beaMriwuawett dar dee UfH Mmnv und
MMuec md die MliUeMlIcli« Unteriiegen wid der Vebergimg dei leteteren in« fsindlleba lieger, einlbch
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kontrolieren zu können. Das ist nur leider in den allerseltensten Fällen
möglich. Doch sei hier daran erinnert, ■^•ie diametral z. B. in der ersten Rede
die f^tr.yr'^ana des Klägerä und Angtiklagten sich gegenüberstehen.') Wo ist die
Wahrheit? Wer also sein Wissen, seine Bildung und seinen Verstand etwas
laHuT eimchfttHt, jüi er im Onmdatock der atfaeaiMifaeii Philitter voriumdem
war, deDen man mit «olchen Sopluamain ftuf den Leib rOdcen konnte, der wird
mit borechtigtem Misstmneii und wohl «agebraohtem Skeptizisums Behaup-
tungen wie Beweisen dieser attischen Redner begegnen. Einige Ansätjie m
diesem nüiwendigcn Requisit der i«,edQerexegt«o üuden sich in Frohberge r»
Kommentaren zu Lysias, doch muss, wenn auch mit aller Vorsicht» hierin noch
weiter gegangen wenkn.^ hk hoeh aaerkennenwertar Weiae wnrde von Adolf
Kirchhoff, AbhdL dar Berliner Akademie 1865 S. 65—108 die 61. Rede im
corpus Demo8thenicu!Ti auch nach dieser Seite gewürdigt. Die vielen Ton
diesem Gelehrten dort aufgedeckten Sophismen können dnrchans nicht als ein
Beweis gegen die Echtheit der Hede angeführt werden. Diese Scheidemünze
war auch dem Demostbenes durchaus nicht fremd. Die alten Erklärer, welche
nidit mitar dem Bowie einer fanatieohen Bewmidertuiig des Demoatiienea als
Redner und Staatsmann standen und ihn nicht fOx die Inkarnation der Morali-
tüt hielten, haben mit diesem Umstand wohl zu rechnen gewusst, und darum
scharf und klar, aber auch rückhaltslos diese Sophismen auf^födeckt. Was sind
z. B. das für Flausen und Vorspi^elungen , welche wir m der Kede gegen
Androtion lesen müssen. Der Angekkgte hat vollständig und nach allen Rich-
weil pr der »ophistisohfu ArftumHutation gegcnOUer ohnTnftchtiß ist. Aristot. I, 1. tSo.T^p >ra< i.il r<S>i>
fmnjixäir i« xatii r." y.cii .mw. rr r.i: r r .11 ■ n t id { ftt r a :inin xijv ovKenfariiat; ^ertttln so vorfilhrt der
ivfoi ädutoi. Die Umatäniii'. uuter Wfichcn t'in Wunnes Bad hei Ileralde« enUdlialdlwr war, die UuuMnd«
all«, mlclxe den aUnn und •■rfahrenfu Nentor ho oft da« Wort nebmail lieaMO 1060 9., lOGS ff. etc.,
vcnku Ttndnriefpn niul «ftdiduick in eiuo Linie gerOdct mit d«r J«ttni-a«i> dorcV von Athen. Abt-r
■n« diM« ScbeinarguuMit* werden «on dem CÜ Knor nicht erlouiiit, er i'^t npruclilcMt ihii<-n »(«'Kt^nalior
und MS dem F<'ld geeehlegeii.
>) Du ächwe»g«irieht, weUb«i Lyaiw traf leine inif4«i*e legt, wOrde un« ancb ein naderei
nieht weniger »wKeeeidiMtee Urtdl dee IHonjreioi Ober ihn erUftre» D<r D«tnoiitb. p. 157, 18 üs. afrq
fUrtm (die trotofti'n und j;«?!»") xa^tL-ifj ir6n^ tu nvna li'lJJi .•xpnnmfi.r >rn.' ili»; ;;'<i^n, ari.'ji -Tvm, öiar
y fi{ toi'i ö-TuArixnxui); ri-&H l('f/ot i , nfit:iftä rif yiV«ra< xai äoOer»f^ , tu &t di/ toiV ^aätjiiKuii fl{ ifÄot
^ Ee iat durcbaiu und voUatftudig begründet, wenn £d. Me/er, Die irirtach. Entwiekl. d. Alt.
p. 86, AiHB. S so der 24. Bede dee I^ee beuerlct: «Der Erflpipd, Ar den I^iiee die Rede fjfeiclirieben
hui. bütrüibt «in Gewtfrl»' (trxvi)), das ihm oETenbar ein fgiuiz gutes Rinkommt'n abwi-ft. wiinu < r
aui'h keinen Sklaven (S <i) halten kann; er knnu «ich sn^far (feletfentlith ein Rcitpfeni luiittii. Mitti siubl
«lentlieh, das* er die Pension i.'i>;entlifh zu L'nrei-ht hezieht, I.i-ki. bat sie ihm dadurch gerettet, da««
«ir in ftUMent geicfaickter Weiae die ciachn Immonalilch behandelt und die Lacher auf «eine Seite bringt.*
Of. Dem. SS, SÖO ti-ili teAe fi l»h*'^ dAneHMoc «ai ^pun^ ^tianmiiimie , tw H ti» derer«
dinm • • df^e and Weber sur Stelle.
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taugen Recbt, vean er verlangt, da^ er, bevor er die Folgen des rßai(ii]xtvui
trägt, dieses letztere doch zweifellos durch irgend einen gericlitlichen Akt
nachgewiesen sein muss, dass Demostheues ihn zu diesem Zwecke vor die
Thesmotheten hätte laden sollen! Dieser Einwand gegen sein Vorgehen ist
dmndiMia berechtigt mid doreheus stidihaltig. Iifon leee man bei ihm mdi, trie
er or. ZXII, 26 £ diese Klippe sn wnuBbiflfen weiea. Den Nagel triffib auf den
Kopf dio Bemerknng dae Sdiol. 682, 14 noul dt xovio SC tvSttttv rdiv iXiyymF
Jijioi/ori. Und wie er nun gar über das punctum saliens hinwegkommt! Das
quod erat demonstrandum, wird §27 einfach abgemacht th^I tv>r it'i.lwv (f-iäv-
lUiv TW aviw x^tsxov ax'tSiv. Vortrelflich wieder die Aiteu p. 6b6, 0: il, ()V
avr^pmeo« x^ xorrt^ aviJMyiaft^ xtü avfmapxa tä JtotJia. Dem Androtion ist ee
auch nicht im Traume eingefallen, das zu behaupten, was ihm Dem. § 6 in
den Mund legt Auch hier haben die Alten den Kunstgriff voUständii,' klar-
gelegt cf. Schol. 6<i8, 23 ff. Alle A<lvokateiiknilTe in Ehren! Aber was für
einem Publikum kann man bieten, was Dem. sich ^ 30—32 leistet? Das ist
nod bleibt dodi niehtB anderes als die aUenuedrigste Spekulation auf das
Hisstraoen und die Furcht vor dw if^fiw junaimts. So auch aufgedeckt und
angesehen von den Alten p. 668, b S, Aiaga haben es, ich kann mir in diesem
Fall nicht helfen und muss es heraussagen, die geriebensten Sjkophanten nicht
getrieben! Doch wollen wir hieinit, zu Ende kommen. Das hochwichtige
Kapitel ,Die attischen iiedner und ihr Publikum" ist ja noch nicht geschrieben.
Wir haben von demselben nur die Seite aufgesucht und beleuchte^ welche die
mehr popul&ren Elemente, welche teilweise mit Absiidit von den kumtbeflissenw
Rednern verdeckt wurden, erkennen Hess.
Es wird in der Gerichtsreile insbesondere ein ungleiches Spiel getrieben:
Auf der einen Seite die lindigen, mit allen Künsten und Schleichwegen einer
überlegenen Rhetorik vertrauten und äußerst gewandten Redner, welche ent-
weder selbst in die Arena treten oder andern f&r Geld ihre gefthrlichen Dienste
leihen, auf der andern Seite eine in ihrem Bildongastande ganz anders geartete
und ihnen gegenüber geradezu suiüdEgebliebene Masse, die nur su leicht das
Opfer ihrer Sophismen wird.
Selbst wenn man sich auch vorstellt . das.s die Menge diesen Teufels-
künsten nicht wie die reine Unschuld gegenübersass und wenigätem teilweiäe
wusste, was rie sich von diesen Bednem su versehen hatt^ eo war doch, be>
sonders wenn ee die evstwen geschickt einsurichten wnssten und das wüsten
sie in der B^el — das wusste insbesondere ganz ausgezeichnet der gefthr»
liebste von aUen, Ljrsias — , so war doch die Reaktion und Opposition dagegen
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'Vennfige ihres niederon und ganz anders gearteten Bildungsstandes nidit
mtelltig genug, nm diese Sophisnieii und .Soheinkünstc illusoriiich zu machen.
Es ist ganz undenkbar, dass Aristophanes in den Wolkr n zu der Fiktion
einer solchen Omnipotonz des rfttuDv i.üyoü gegriffen, es iäi undenkbar, dass
StrepeiadeB im Berntes diessr Paaaoee dis gaue hodnrohUftbUohe lliefttsr-
pabÜkam mit den Worten apostrophiert hfttte Nub. 1203
^ftirega xi^^ täy aotpäy Sfree (ef. S. 15),
wenn Gestsltnng und Apoetroph«!, selbst ein gat Teil Uebertreibung sngegebeo,
nioht einen starken Halt in der Wirklichkeit gehabt hätten.
Der traurigste Beleg aber für die Inferiorität der Masse ist das üppige
Emporschiessen der Gift{)ilaiize des Sykophantentun»» in Athen. Das war jii,
von Seiten des Charakters betrachtet, ia ihrem Gros eine üeselischaft infamer
Sehnfteu Darftber gab es andi im Aliertam nur eins Stimme. Aber wenn
man sie etwas nfther besieht und sie prüft an ihren Leistungen, so warm sie
„gescheit", sie waren nicht von der Gasse, vielmehr mit allen Wassern der
Rhetorik gewaschen und vor allem: sie faudon ilire Rechnung, nicht selten
als Meuta vorgeschickt von nielir nii*^r minder l)edeutonilon Männern, die sicher
aus wohl erwogenen Gründen es iur angezeigt hielten, sich vorerst ini Hinter-
gründe SU halten.*} Nur mit tiefer Wehmut kann man heute das fflr unsere
Frage so wichtige 9. Kapitel im IL B. der Memorabilien lesen. Die Verhftlt-
nisse sind eben mächtiger als die Menschen, und diese H^ht der Verhältnisse
erklärt und entschuldigt zugleich, dass Sokrates nur zu einem Anshilfsinittel
für den Augenblick und nicht /u t-inein lUulikahnittpl frreifen kann. So ver-
bieten denn auch die auf diesem (iebiete hervorgetretenen und eben beleuch-
teten Eneheinungen, den Bildungtüitand der Massen allsohoch einsnsdiftton
und au werten.
Steht nun so ein ganz bedeutender Bruchteil des Volkes der wissen-
schaftlichen Bewegung der Zeit teils ablehnend oder gleichgiltig, tpils sogar
feindselig gegenüber, müssen wir uns femer, wenn das ganze V'olk in Frage
kommt, wohl hüten vor einer Ueberschätzung seiner politischen Rede und
seiner politischen Einsicht, aeigt sieh uns dasselbe weibat in den Geriobtaftlen
als die leichte Beute einer überlegenen Bedekunst, so hat die litter arisch -
aeethetische Einwirkung auf diese von einer höheren Büdnng nicht be-
rührte und nur in den elementarsten Dingen heimische Masse nach den heute
>) Wh die Strafe Tim 1000 Draehntti «n b«d«a(en littte oud wie «nek ne illiworiNh geoMcht
«aide, stAgt Andoc. I, ISl.
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41
mMqpBbeiiden Oenchtapunkten betraditet einen sdbwereii Staad, und, wenn
auch durch«!» löblioli in ihxw Tendern^ edieint ei« doeh ntopietieeli in ihren
Wirkungen zu sein.
Diese aus den einfachsten KrwüEjnnp'pn <1er in (\en dainalipjen Zeitvor-
hältniasen liegenden Bedingungen und Grundlagen eich aufdrängende Annahme
wird aber nn^ den enten Blick durah du» belle Büd der Wirklichkeit, welche«
uns aui Werken von unyergftnglicber SdiAnheit entgegenleachfet, auf das
gl&nzendete widerlegt. Aber wir wollen uns durch allerdings nsheli^mde
und darum verzeihliclie IlückHclilüsse aus den Werken der drei grossen tragi-
schen Meiiitor wie durch einige ziemlich hohe Ansyirücho stellenden Darbietungen
dee Ariätuphanes nicht blenden lassen, sondern wir müssen uns, um zu einer
richtigen, von der koorealamiellen AufEusang allerdingi itaric abweichenden
Anaohaanng so gelangen, an einer ruhigen und olgektiTen Wflrdigung aller
hier in Betracht kommendem Momente mtecblie^n.
Zunächst sei einmal an eine Thateacfae erinnert, die um durch swei
sehr gewichtige Zeugen verbürgt wird.
Als erste und letzte, als höchste Instanz., als ein Koma locuta est für
die übrigen üellenen galt schon im Altertum Athen in der aesthetischen
Beurteilung der Tragoedie» Fiat Lachee 188 «... dn dxeJyot (die Laoedftmonier)
ftaiMTu Twy 'EHqymi' onwItSIlQwon' im to?s rotovrofs (Waffenhandwerk) xal
OTi Jtaf^ auivote mf rti riftfi&fts fls raOra x«i naffä r^r «liotr nUiat' äy
i^iya^tHTo ygr^iirtru, f">nnf{t yt yul jQayvn^in^ Tfnti]ri,; 7xa{f r^iny riiti fhfi\\ toi-
yttffiot (ig av ohjrai ifjuytniSiar xahü^ ntiitty, uvx tiuj{}fy xt'xiji) it^v Airt-
nvru ras älXa^ noUt^ imÜftxvVfUVos :nf(fif\>xfiai, «iÄ* (v&vs (TfCpo (fifftrai
xui Twatf att^eucfvaiv tlxorms. Damit war also der tragiflche Dichter legiti-
miert vor der gansen bellenisehen Welt.
Nicht weniger schwer fällt das Zeugniss des Aristophiines von der
Superiorität nnd Tnf;d!ihilität des Urteils der Athener ül)r'r die Tragoedie ins
Gewicht Ran. 805 ff. Alan ist in Verlegenheit um richtige Kampfrichter in
dem Agon der beiden Tragiker. Da hören wir
Tovt^ t]i' (ivaxfAmy'
l^QW TC TO/./, t^ynro gwtHog rngt
*) Msnclie der von Htnvn geflUlton üitrile, wie »i« in der Refbenfolge der PreiM lom Amdrack
kommen, wollen u:i- MM^^•rll■■n anenliiipii fjrtr iiitht in den Kitpf. Bei dem NichtvorhRiideiiseiii der Kou-
kumnutttck«, den<>D von im« bewunderte Tnigoedien unUirlü^tiu, ist uiu «ioti Prüfung des Urteils ver-
ngt. Aber aehaii TyrwhUt BMbte ia niiMr Khtaen Aaigftbe von Ariitotelet Poetik p, 190 mit V«'
Abk. d. L a d. k. Ak. d. Wi«. XXII. Bd. I. Abih. 6
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42
Und ferner mOsssn wir das von beiden Zengen so hoch gewertete Urteil
nicht etwa durchaus und immer als den Ausflusi^ der tonangebenden Gesell»
scbaft) sondern geradezu als ein Mafisenurteil anerkennen.
Denn kein Geringerer als Aristoteles, der niemals der Gefahr unter-
legen ist, über die <h 7io).Xoi irgendwie hocli zu denken, iät es, welcher die
absolute Zuverlä88igkeit des Massenurteila in aesthetiscben Fragen zugleich
erklftrt nnd anerkennt in awei bedentsamen Stellen der Politik 1281 a 42 £
Tovg yciQ Tfoi.Xovg, uiv txaarvs iatir »v anov^ain^ "v'ii>, ö«ws* iy^ixtttu üW'
tX&oyjaii fh'ai ßtlriws ixfiptoy, ovx «»S acaaioy, dli! wg avfinuvras, ... noUcüy
yaff vurttov '^uaxQV iw^ov ixw dffii^ »ai ^pffoy^ntts, »atyiyeaSw ovvil&ov^
weUnng »nf i^elian V. U. II, ij und Uellioi N. Ä. XVll, 4 die beb«ragennrert« Bemerknng ,Non omne«
Ariitaidii eraot.* IMenkt mtti brncr nodi, wwmiif «i» am 8«IiliuM so iiwecfaeD kooinei wnden,
wi>Irhe Falltoren hei der PreiHrteilunif manchmal mitapraiclMn und jedeuRiUa immar mitepnchan kooBlaii,
»o dt'trfeti wir un* nicht wandern, wenn ein Kenner wie Arist»tel<»!( lUi* Urteil de» Ydlkes über du
gil tst. Meisterstück der i^iecliischen Trdirni' lic in i'.jiiehund auf die ovataan f .> iiärtuv nicht rati-
fizirrte. Bekamitlicll musste dns Dntma hinter einem Stücke des Philokle», eine.-i Schwestersohne« det
AeAchjlui, Hrttelnteben. Aber nicht h\(n» in Beciehung auf Kanipo«ition i»t dem Ari*tot«le« die«e
TngoediB da Matutentack, «mdern uu« will aie haut« «lAueben ala «a Wurf von geonW, beiiMlia be-
denklicher Kahnheit erm^heinen. Spannung auf den AunKan^ im modernen Sinn war nielit leidit im
pi .-i hi-i ii- n Dr.uiiii v n ! ir^.;. !!. Aber das Stück »elber iüt eißentlirh sc hon z» En i.' !::it der Ort'enbarnng
des ieireoiii». .Sollte mau etwa ilaran Anstoxs genommen haben? Wie Soi»hüklct( liiesc höcb«t gelahr-
liebe KIip|je umsrbiffl. ist in den Worten des Chore« anRedeiitet V. 40H und 4SI Ü'. In au^)?ezeichnefer
Wciae sindl di« allen ErUkrtr die» er kfilinen Geetaltung der Sc«ne gerecbt gewwdco, wwobl sn V. »2t;,
wie betoaden znT. SSI, wo wirlewn: akm airAr »laaä/itvor vri'AraA«' r&drwc SUxuntttat Ac tt' wjyi/r
fioijXio; , ri r.Tiatrrt^rj xar' aoj^i/v /lot ii,-. r r ■■:'}^ tov Afttiunto; arf/nffzn, (r'i) jnp tirayffi}*
(tiniiov, ir oU xaiayiyori (?) itniinm i'i .TOiijr»/.". LKlei erweckt« die zweimalige. Bo );l''nzende Schilderung
der Pest 7.H traurige Erinnerungen in dnn Herzen der IKlrer? ■- Zu den genialsten Treffern, denen icb
aue Sophodee nur wenig Abnlicbe an die Seite su » teilen wöute, iat anob V. Iii ff. sn reobaen; denn
die Art nnd Wäte, wie Sophoelea den Helden de« StQckei aueb aneteniem Ar die Saebe «DgaRiert. iet
meisterhaft und zuerst von Ritter in seiner Aii«gabü gebührend hervorgehoben und beleuchtet worden;
ilenn da* lyw ilarf nicht in die Ilrüche gehen. Mit der Erwähnung «ler Sphinx V. wird er an die
grösüte That seine» Leben« erinnert nud im HiH-hgefiihl darüber bricht er in die stolzen Worte aua
Akk' {igra^x^c n^^'f «i^T' iy^ «son». Und dieeei Hoch* und t$elb*tgcl&U i«t beieichneoder Weiae
gleicb im Attläag T. 8 d naai nlnvoe Ol9(mvc «rnilov^uro; aum Auadruek gekommen, in welchem An»-
druck denn doch aber auch nicht die .Spur von einer .Maje^ntiit, vor der sich Jedirr beugt*, zu erblicken
i*t, So üprielit er im Bewu-ssti-ein »einer altgemein anerkannten 7f>J»'()o<,-. Die^e i*t seine starke, aber
aneb eeine schwache .Seite, Diese Sch&ttenaeit« ixt e« nun, die ihn /ii ilen Feblgritfen in un«ierm Stftcka
vCfanlaaat. £r ist ein ^eawtir taxvs nnd warnend ruft ihm der Chor au V. £17 ^eovffv rÖQ »i taxttt
«dr dafoaJMr. ! Wenden wir mia nnn too dieaem herrcinprin|;end«n nnd mit klarer Ahdckt vom Diebter
heniiHgej^tellteii Zuge «eines ('hariikters zn den Versen 7>2 ff. Wer darillier Itetrachsnngen anstellt, ob
Oedipui! »einem >Schiek!<al biitte entgehen können. *teht niclit auf griechischem Standpunkt, sfiiidern
negiert einfach den Begriff Schicksal, und ist ein Wort weiter darüber nicht zu verlieren. Aber al« eine
ganz einzigartige Ueataltang darf auch hier wieder hervorgehoben werden, wie Oedi|>u« auch in dieser
aobweren TeriAagninwUen SlUil« ala dcnelbe ^gonlr mzvs Tom DidiMr gaaeiebnet iat Nachdem iler
Fragende aueb nicht mit einem Worte vom Gotte über »eine wahren Eltern anfgekl;irt wot.len ist (V. 707),
entecbeidet er ««Ibst von i<ich au« ala ein echter ^i;orcir lu/v;, da«» nur Pcljrboa und Meropc und Niemand
ander« «ein« wahren Sltoni Min können und atant dem Verderben entgegen.
43
Tu>t' üajif(j tva UV i^{fU)7ivir tu nXif&vi; nolvnat^a xai nulv/^iiffa xai niäXoiS
f/tifi' ala,9i,afii;. ovTui xai nfQi tu /;«9^j; xai n)y ihayotay' diit xai itffiv ovo iv
attftvnr n'i ta'/.'ß.f)) xai la rfji; uovaixr;» t\jya xai ra rviy :jotr]Twv
und 1200a 30 (ha roCto xai xifivti äftetyoy ii^*^ Jiokla i} onr laovv.
Wenn wir mu «ucik hente dreimal beeiBneii wfirden, dieses Urteil ohne
Bedenk«! ni untenchraiben, eo aei doch im AnaehluM an ein eehönes Wort
yon Jakob Bernays daran erinnert, dass Geschmack und Urteil nicht
immer eine durch Losen erworbeno Vertrautheit mit der Litteratur zur
Voraussetzung zu haben brauchen, wie sie sich ja auch nicht unbedingt als
ein regelmässiges Erträgniss ihres Studiums einzustellen pflegen. Bei den
Athenern aber waren rie^ um midi eine« Anadrnekee von Lndan zu bedienen,
neher zuerst und xunAchat ein däidaanov iffWftms (fmtfoy, das allerdinge
durch unübertroffene Meisterwerke in Poesie und Kunst stetige Nahrung und
yortoeffliche Scliuhing fand.
Aber lias von uns ^^ewählte Thema zwingt uns doch, dem Gedanken
an litteransche Vertrautheit durch das Lesen etwas näher zu treten und uns
mit dennelben abinfinde». SoIkhi vor mehr ate einem Jahrhundert hat Fr. A.
Wolf bei Erwähnung der 'Imta^x'tot 'Effftai in seinen Prolegomena sn Homer
ik 43 folgenden verwegenen Sats hingest h rieben ,Ne vero ex his inscriptio-
nibus colligas eo tempore qtiemvis Atliciiis logere scisse. Id aliqnanto
post etiain paucorum fuit ex uiagnatiimis Cecropidis. Potuerunt
tarnen ii ad discendum invitari illo iostituto, non pejore, opinor, olementariis
tibellis nostiis."
Ueber ein halbes Jahrhundert spftter findet sicli M. H. K Meier, Opue-
cula acadeniica I p. 152 mit ihm in voller Uebereinstimmung, wenn er bsi Er-
örterunjir des Ostrarismus von den athenischen Bürgern schreibt: „inter quos
non pauci littcraruni rüdes scribendique expertes fnmnt, qui debebant nominn
per alios scribenda curare. Aber dem Biedermann und Musterdemokraten, von
dem uns Cornelius Nepos in unserer Jugend enfthlte and Plutardi Aristides c. 7
die bdcannte Geschichte beriditet, hat doch Yaleton auch unter Zustimmung
Wilckens, Ostraka p. 6 wohl für immer das Lebennlicht ausgeblasen. Denn
mit Recht dentet derselbe Mnemof. N. S. XVl p. 12 die Aus<iiu( ke ajQttft ii^r
Hiynatfif und tlaift^jnv xu ufinicyjtv auf geheime Scherbenabgabe, wodurch
jeder üürger genötigt war, da» zu ilause beschriebene uat(faxuy auf die
dyo^ mitzubringen. Damit ist sugleich die richtige Deutung vdto PoUuz 8, 30
gewonnen .... fStt ^ifeiy de rav Jifpiogiadfyxtt rwioy jlBnivaimtf rov ßovio-
fiivov oOTffaxoy fyyfy^ft^iti-m wii niia tuv tifi.i.iivio^ t^<inT(iaxi^tOi}ui.
Wenn wir nun so den Analphabeten (cf. oben S. 14) wenigstens seit der
S*
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Zeit des Kl«iatli«M8 gläcklich los geworden sind, so erlaubt doch diese Ein-
richtung einen andern sehr wichtip^en Schluas. Wo ein Massenpubliknm zum
Schreiben in Aktion tntt, da wählt es zu diesem Zwecke ein Material, das für
litteraribche Notizen geringerer oder grosserer Äusdebnung absolut nicht iu
Frage kommen kann. Dieie SotifaM« waren, wie Valeton a. a. 0. ment ridttig
geaeh«! hat, nicht ad hoc hergestellte T&feldien, «ondern GeAeaaeherben. ESe
war nach Wilcken a. a. 0. p. 6 die völlige Koetentosigkeit verbundtt mit der
greisen Brauchbarkeit des Materialos, die hier, wo auch die Ärmeren Bürger
Mann fnr Mann oin beschriebenes Stück abliefern .sollten, diesem Material vor
üUeui ander]! den V'urzug geben musste. Irgendwelche Topfecherben fanden
aieh wohl andi im primidvaien Haushatte und konnten nötigenfalls vom nach»
barlichen MflllhaiifeD entnommen woden.
Wir werden wohl auch die sicherlich in jedem halbwegs anständigen
Hnn<;halte vorhandenen jrffafiftatüa nicht für litterarisohe Zwecke bestimmt
anuehmen wollen.
Wenn es einer der grössten Triumphe des griechischen Geistes ist, durch
die Nebel des Allee amwogenden Mythus hindurch den Weg sur Wissemchaft
geeudit und gefunden su haben, «o verdient die Vertrauthmt des Euripides
mit dem frOhsitea Gebrauch der Schrift bei SMnem Volke mtAA mindere
Anerkennung, weil sie sich losgemngen liat von einem, mit der ihm wie allen
Griechen in Fleisch und Blut übergegangenen Ueberzeugung von der schrift-
lichen Fixierung ihres ältesten Litteraturdenkmals, des üomer, leicht sich ein-
steDenden Irrtum, dass die ente Verwendung der Schrift littorarischen Zwedcen
gedient bat. Der aeharfe und geannde BB6k. für den Realismus des Lebens
hat ihn etwas anderes gelehrt Palamedes fr. 578
(tqv)ytt ifun'rjfvra nt'?.).c'/l<'^ n.'hii;
äor' ov nagoyra novrius v.it^ niaxi^
räxH Km* i&mvtt natu* lniaiaa9ut xttlmg,
ygfiii'ai'Tnii (Ineiv, tiy h'^Hoyru üäiv€U.
JAro,' dtm(ffi, xuvx in tftvdt] ktytty^)
'J So im Aoüchluss iin GouiperÄ' Vcrmutun(?, al>er violleicht ist ti<rsser mit P- iii 'li.iltiiüjf von
xojtä SU Ivten S. 6' tit igt» Kirovoir df^gtltsiovi hohu, worunter maa sich «ixlieht«te Zu«ageu, Ver«|)r»-
duingini, WidamAiiigeB a. >. denken Imnii.
^ Wean DxiittzkOi Uutandckungini flbar du utike Bnchwcwm p. 19, Amn. 4 nit Recht
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Also Brief«! l'estamente, Urkunden, wie uns Euripides lehrt, Rechnungen
Betzen wir hinzu, Notizen den ver^chwäcmU'n Zwecken dienend (cf. Wespen.
527 K), mit einem Worte alle Bedürfnisäe des praktischen Lebens sind es,
welche die yffOft/jaza zuerst zu ihrem Dienste rufen.
Aber Leien und Schreiboa sn litterariaohen Zwecken^ von den
engen nnd begrensien Aufgftban der Sdinle zunAohat einmal ganz abgeMhm,
Lesen und Schreiben von der fn"088en Masse geübt zu Zwecken der Litteratur
ist on doch bimmelweit entfernt. Schiapen wir dir; neuesten Werke auf
zur Beantwortung der Frage, in wölchein Umfange etwa in der Zeit, die wir
im Auge haben, beides zu dem angegebenen Zwecke geübt wurde, so finden
wir darflber folgenden Anfeohlaaa. So bemerkt Dsiatsko in der Realencyklo-
paedie Peuly-Wissowa p. 974 «Der Bnchhandel war nicht alt und in der vor-
alexandrinischen Zeit nicht einmal in Athen hoch entwickelt (Boeckh, Staate-
haushalt I, 60) ... Ausser einer zugkräftigen Litteratur, dip freilich schon im
5. Jahrhundert v.Chr. in Athen vorhanden war (Wilamowitz, Herakles 1*
p. 120), gehört dam ein kauflustiges Poblikum, für Welches der Weg des
Bnchhandel» der einzigiB oder doch der eönfachafte nnd billigste ist, um die
Litteratur kennen zu lernen. Das ist aber ffl.r jene Zeit an leugnen.
Aufführungen, öffentliche, private Vorträge, letztere beim ffffm^, avunoaiuv
u. dgl. blieben lange der lebensvollere Weg, auf dem litteraridche Bildung
damals ausgegeben und verbreitet wurde. Soweit es nicht ausreichte, genügten
gewiss vielfiieh Absdiriften, die in FrenndeskreiaMi drenHerlsn (cfl p. 965).
Stellen wie At. 1288 xamti* Sy Sfta xarfufw ds ra ßtßUa lassen freilich anf
ein weitgehendes Verlangen nach Büchern schliessen. Der Besitz von Büchern
aber galt, sobald der Reiz der ersten Keniitnissnahiiio eine« Littcraturwerkes
vorüber war. gewiss nur so weit als er.strebon.-^wert, ab Interessen des Faches
eine wiederholte Benutzung bestimmter Werke und eine eindringlichere Ver-
tittfnng in sie erforderlich maehton etc. eta* (cf. c. VI in Untnraadiangen fiber
das antike Bnefawesen p. 149 £).
Schade, dass dem ganzen Gebäude der Boden entzogen wird durch eine
einzige Stelle des Aristophanes, mit der sich Jeder abfinden muss, der über
den Gegenstand schreibt und die denn auch der Auagangapunkt für unsere
warnt Tor einer ein«eit.igai AanStettng diciM Fragmente», weil sk mngMcherweine iinTolUtändig iti, &o
ut dock dftnuf autmerkMm lo machaa, du* «nf aXLa F&Ua diMe primitivrte Vonveadung der Schrift
du Vortritt hat vor dar littenrisehan, di«. wann flbwhuipt vom Dichter ervSbnt. «icher »patur datiert
iat. Seid» Soiteo, ohne jede S^-heidung, hat Aeschvlu» kurz znsatuniMIgefiuit Frub. 463
ififSgor odwitf ygaiifiitttr w «vx-diofn.
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Untorsuchung gewoTidtli itb. Da eine eingehende Behandlung derselben später
fol'">n soll. 8n sei hier nur an die fär DziaUko'B AufsteUaog gefährlichen
Worte erinnert Ean. 1114
Wenn der Dichter das von den Taiuenden, die im Theater ritwn, im
Ernste Mg»n könntei, dann vire es an der Zeit, du» wir um m anderen
und richtigeren Ansichtra bekehren würden. Aber es sei auch schon an dieser
Stelle darauf hins;ewie8en, dass bei Benützuncr der Komiker, resp. des Aristo-
phanefl, als (Quelle die gi'össte Vorsicht geboten ist. Die ülierwalleinie sub-
jektive Stimmung seines Geniütea, Zwang der Konipuäitiou uder andere Fuide-
rungen «einer Euntt lassen ihn da häufig besonders auch in der Charakterietik
au Mitteln nnd Gestaltungen greifen, die oft sehr weit von dem wahren Bild
dee Lebens und der Wirklichkeit entfernt sind. So entsprechen die Bauern ')
oder gar die Sklaven, die in der Litteratur, in den Höhen iinil Ti(*fen iler
Politik und des pTscHschaftlichen Lebens zu Hause sind, ^'owiss nicht der
'Wirklichkeit, und Hiiid insbesondere gewisse vom Dichter ihnen geliehene Züge
ganz unvereinbar mit dem Bilde und »war dem wahren Bilde, das sonst aus
seinen Zeichnungen au uns spricht^
Aber neben solclien Stelleo, deren AusnützuDg leicht SU bedenklichen
Schlüssen führen konnte, begetrnfii Ihm ihm und Beinen (Genossen auch solche,
die durchatw niivcrfiiiiL^lif h sind und darum ein zutreffendes Bild von der
Sache zu geben bchemeu. So gestatten die Stellen Av. 1288
') M*« »rL SiUb. d«r ].hil..< iiliiloloff. Cl. der Mfinehe». Äkailew«.« der Wim. lfm. Heft II,
p. 240 iinil J'>-'.
b«i d«a lelieUnü d«uke ich «o gewU»e bc«n«w, nun kOnul« »i« G«nmc«iien nennen, ä«euen
von gendno v«rblaff«)d«m TeriwuH, au mich« Cbinilctcr, Laben ond Treiben der dmaligm Oetell'
•chaft m nm sprerben und an danea auui da« wirkliche Leben sehen und atodieran k»nn. Aber >lie
bektuintn Anekdote von Platon in d«r Vifft d«» Aristophan<»i; 701«" iM xnl IHaTttra »Irown/tj) k.j rtrKiKKiy
ftor/.tfth'rit fiuihiv it^v 'A ii ijfaittiv rToi.t t ; j 'i y .'ifiym i/^t- \itjmt(i'ftiffti'^ ,7oii;oir Vfrlanjjt «Krnti dofh in
Ueriickvic-htiguui; dvi i'liituni>clii-n .Stitnil])urikteü, wie er LvfH^. TlMiD und Oiiü DE fes({;elegt iüt, g«bie>
teriveb die OentunK von dcni (.■ntactylirhcii. imm'rüutuloii und varwerfliclKn Treiben der Komoedie, der
Nicbts, keine wüieenecbnltliobei fceioe politiache GrOnse beilig iat, «ean ce gilt, die Mawe sttu Lachen
«n brinj^en. .Dhk Mtiriwhe Bild der Zeil;, bemerirt BorcMmrdt, Orierb. ITnltiir);. III p. 27fl, babeu aucb
amli?re rcriodfii d'T VM-^cliicbto liinterln.Hspn, aber keinu i'in st» j;r.i!i'"i ; kmikretP!*, wie die Ari^toph»'
nische Komoedi«' i<t: dü»* ein Ereiniiiji- wio der pel »pü i> in;>i < cli e Kriejt dtid die gan/.v dixuiit
verbundene innere und iiii«sere Krisin de« ^riee h i »ehen LeKenf ein solches Aceompa^^nu-
metit der «ubliuteten Nurreneehelie mit »ich b»t, iat ein Onikam in der Geachicbta.'
47
und die des EapoUs fr. 804 K.
• Xttl Toy i.ißat'u)Tor, xevi^i' t(ü»' a{ju)udru}i'
xal ntfji ia ftkyn 3^ ov tu ßtßlia foyia
einen Zweifel darQber nicht, daoB sm st&ndiger Büchermarkt in der damaligen
Zeit in Atlien vorhanden war, an dem wir" also bei unseren weiteren Aus-
einandersetzungen festzuhalten haben, ^Yenn wir nun der ersten Stelle näher
treten, so kann doch wohl iftaviiu kaum mit Kock von der Pnyx verstanden
werden, wo unaeree Wiaaeita ein fifiobennarkt nicht vorhanden war, vielmehr
wird nun ee gleich Ibi, inter t« ßtßlia «u verstehen haben. Ein atindiger
bertimmter PlaCa für den Bücherverkauf acheint allerdings vorhanden gewesen
an Bein; denn sonst könnte der Dichter nicht so ohne jede lokale Andeutung
sprechen. Die Erwägung der Stelle des Eupolis führt uns auf einen beHtiiiunten
Platz auf der äyoya.^) Wichtiger als diese Ortsbestiumiung ist für unsere
Zwecke die FeBtstellnng des litterariechen Bedüfaiiaea, daa dieeer von Ariao-
phaaaa hervorgehobene Brachteil der atheniachen Geaellaehafb au befriedigen
sucht Darüber gibt der Ausdruck U'^nfiafiaia wünschenswerte Aufklftrung:
f'nui^n' fU T<' ([ih'ti^iy.ot'. bemerkt der Scholiast , fl-ivtr f)^ ßtßlia ('rrl rov
f},- ra ifi/fKiuara. Das stiinn»t wieder vortretflich mit der vom Dichter
V. 1035 ff. eingeführten Figur des i/'i;y<«/t«ra7u;/.jjs,', der mit dieser seiner Waare
kauneren geht Also dieae Branche des Buchhandels war ein Lebensbedfirfniss
fOr diese GeaeUschaft und diese Sorte von Bücherliebhabem wflrde man belei*
digen, wenn man ihnen Geschmack fftr die feinere Kost der höheren Litteratur
zusprechen würde.')
Auf Export von Büchirn (aus Athen?) führt die Stelle in der Ana-
baais Vil, ö, 14, wo Xenophon von der Gegend um balmydessos erzählt tmaCäu
fiivüti xai xSkkiu fioUtl, oaa iv §v)dyois Tev/ttfi vavxk^poi vytwaiVj wo das
yfy{juftutfut einem Kenner wie Boeckh SO anstössig war, dass er an eine
Entfernung desselben dachte. Diese Gewaltsamkeit verbieten ans aber die
Stellen der beiden Komiker.
1) Di« Ernrthnutig der ^yijtfff« in ''er Lekunutou iiikI VR-lKc'xpFocheiien Stelle iler PktonisoVien
A[>ologie -(i D würdfi nach ilen ncaesten üntcrjuchuiijfcn uns ulicnfall?« uuf die nyopa woiscti. Cf. Üziii t zko,
Unten, etc. p. 41 Anm. 1 und Wilamowitz, Ileiui. XXI S. ll<i;l Aura. l.
*) .Sollten nicht noch tein priiktiache ürOnd« di« «tork« ÜMhfngg mch CrQricbtaredea
in der ipAterai Z«it erkliriidi madieii? Cf. Dionja. von BitlPr. De bokr. c. 1$ Stofw {Bflnd«!) «drv
Üiyilizeü by LjüOglc
48
Also die Möglichkeit, littMariache Neigungen und Bedürfnisse zu be-
friodigen, war in der damaligen Zeit in Athen, vielleicbt sogar in ausreichendem
Masse vorhanden, wir halten auch nach unseren obigen Auseinahdenetzungen
Fr. A. Wolf und Meier (cf. S. 43) gegenüber daran lest, daas trots Kratin
doch wohl rite Zahl der Analphabntfni «'ini- äuKstM'st geringe gpwfspn sein wird.
Aber von der Geigfiili^ it und Möglichkeit hm zur Benützung, bis zur Be-
nützung durch die breiten Massen des Volkes, die wir hier hauptsachlich iiu
Angl» haben, oder gar sor Aneignung und geistigen Verarbeitung der hier
gebotenen Schätze ist noch ein gar weiter Sehritt Das Heransiehen nahe-
liegender Analogien aus der modernen Zeit mit der so hoch entwickelten
Buchdruckerkuiist und dem .intromi^inen Schulzwang verbietet sich von selbst.
Aber die höhere Gattujii; der schönen liitteratur wird doch auch lieute noch
von dem allergrössteu Teile des lesendKn Publikums als Stiefkind bt^handelt
trots der oft so enmm billigen Preise der BOcher.
Da ist es nun, nm mit diesem letsten Punkte sn beginnen, anft hdchste
Sil bedauern, dass wir über die Biicherpreise der damaligen Zeit 80 gut wie
gar nicht unterrichtet sind, die Heranziehung der Preise aber aus späterer
Zeit ist bedenklich. Man ist überrascht und geneigt, es als eine schwer er-
klärliche Einzelneracheinung zu betrachten, wenn die Werke deä Aiiaxagoraa
manchmal ftr eine Drachme kfiuflieh sind (c£ Dsiatxko a.a.O. p. 40). Rflck-
schlttase ans den Angaben von Birt (Das antike Buchwesen) p. 83 £ mflssten
uns dagegen die Preise al» sehr hoch, um niclit zu sagen, als hurrond erscheinen
lassen, jedenfalls y.u hoch, ja iinersohwinglich für doa nruchtcii des Volkes,
der für uns zuniichöt in Frage kommt, wenn ;iuch in diesem grosseren Krei.se
ein ziemlich weitgehendes Interesse für die schöne Litturatur vorhanden ge-
wesen wftre.
Aber auch dae Interesse dieser Kreise f&r schöne Littsratur nasser'
halb des Theatws darf billig bezweifelt werden. Wir wollen mtb» Versioht-
leisfung auf die vielen Helege. weiche zur Begründung unserer Behauptung
(ii» Aristophanischen Komoedien uns an die Hand geben, ihn belauschen in einer
Scene, welche nicht unter dem Zwange irgend eiues Kompositionsgedankeus
oder diner anderen poetisehen Forderung su rein willkarlichen niaafiata greift,
sondern in der wir eine genaue Abkooteifeiung des wirklichen Lebens erblicken
müssen, die darum abei- aucli ganz, besonders geeignet ist, von den Interemen
and dem Bildungsstand eiues Durchschnitteatheners, eines Athenefs ans der
fr. 122
49
initderen GeMlUchkft, «ollen vir einmAl sagon, una «in richtiges Bild xa
geben. Wir meinen die kostbare Scene in den Wespen, in welchen Philokieon.
nachdem er den alten Adam amgem^en, nun für die ^hötiert'" Gesollschaft
von dem bohne dressiert wird V. 1174 tf. Selbstverständlich stehen da voran
die iayiH Gtftvin^ die Wüne der Geeellachaft der driSQeSv mAtrfM^äv xtu S^SuBfl
Was versteht nun der Alte darunter? Mfthrchen, Fabeln') mit den
unerliSBliohen Ingredienzien von Zoten 1176 £
Aber was versteht der Sohn, der Reyirüsentant der höheren Gesellschaft
unter den At'iyui oniyoi? al z^t' ()?zmr (1180). Diese sind: die Schi 1 d or u ii g
von }}KO{fiut in der Gesellschaft vornehmer Männer (1187), man spricht da
von den Kämpfen der Athleten (1190)-').
Weitere Gegmistftnde der Unterhaltung sind Jagd, das Fest der
Lampadodromie (1201). Man spricht — und das ist sehr bezeichnend —
von Gegenstanden der Kunst und des Gewerbfleisses (1214 fiF.). Natürlich
darf die Konimerspoeeie, dürfen die axokta bei einem Symposion nicht
fehlen (1222 ff.).^;
Wo Ueibt Uer Simonide^ wo Aesehylw (Nnb. 1S55 ff,)^ «o PhiyniduB
(Wesp. 269)t wo die andern Dichter, wo die ganze Litteratnr? ünd wir be-
finden uns hier auch nicht in dem philosophischen Kreise eines Piaton oder
Sokrates. der nach Ran, 1401 ff. ünterhnltung-cn über litterarisrho Dinge grund-
sätzlich aus dem Wege i^eht, sondern das ist die gut Itürgerliche Gcsellscliaft,
in welche der frische Luitzug poetischer, litterarischer oder gar philosophischer
Fragen noch nicht gedrungen ist Sie haben noch nicht ^entsetslich viel ge-
lesen* — diese Durehschnittsathener!
Diejenigen aber, die in diesen Kreisen oder auch in höheren Sdiicliten
der Gesellschaft ein lobhaftcii's Interesse für Litteratnr, insbesomleif für die
poetische, an den Tag legten, uiochlen sich ein Exemplar, ein Huch verschafft
haben. Aber für das Gros der Interessenten auch aus diesen Kreisen, das
muBS Dnatsko oben S. 45 i'.ugegeben werden, steht gewiss Vorieeen und Zn-
bfiren, nicht stilles Lesen im Vordergrund.*)
*) Cf. ?^rhi>l. /.II Av. 17- röi' iurfjnoiur Ai*yut:iov fitn n-i*nu\^; W^^sji. >Ij4j und fr. ^»2 tlc»
Dnuule« hei Sauppe.
Cf. Xen. oec. VU, tt .rgit ät&r, (<f<fr ir<ü, <& 'hx^faft, ti ngötor diiäextir f^M) «fuji*,
Jlwrar duffoTo und iVk' obun S. I I «-rwilhnte Stplli- de» Isokratos.
•) Ausser den oxti/m niü^KOn als i'in lirä&rjfta Anirri; dio f<'«tiviie oomparatidnes oder henspr j;f.-
sajft die kumiwheii \ ■ li,'!- ;' lie hervorgehoben werden, die von um m l iitr ju andern ZiHahimenhaitff
b«lMnd«lk worden «nd. Cf. PUt äjnnp. 315 «. X«d. ßjmp. Vi, t> ff. Uorat. &it. 1, ö, 5i ff. (Ueber Untar-
Indtung OeUMetcr Hirxel. Dialog I p. fii ff.)
*) Die»«« stille Le!<en, aU eine AuanahmaciMbeiaiing, mvH denn «iich in den Avidrack liegen
Abh. d. 1. CL d. k. Ak. d. Wiaa. XXU. Ud. L Abtb. 7
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50
Auf diese den gegebenen Verhältnissen entsprechende Annahme f&hren
eine Reihe vnn Stellen, zu deren einfTphentler Betrachtung wir nun überqfehen.
Der hiiHsliche Angriff de« K< nik»!*^ auf Sokrates ist fiir un.s und ist
für alle Zeiten festgelegt i« der ilucuauhgaue der „Wolken". Die lag natür-
lich attch den Athenern vor. Da ist «e nun beseichnendt wie Piaton den
Sokrates su der grossen VersamnilttDg der Richter sprechen Itat Apolog. 19 C
IUI tu y(t(} itoffäte »al a&rei iv r;] \4(ftniiu(<'ivovi: xunttodia. ^t^wxpatt) Tiva
iXH tnjiiftnmnyri' . rfnnyoi'rr'f it af(^ß(rrfh' xui iiiü.ir .nil/.ii' (fi.vu()iui' tf'Kvu-
nuirii' xi).. Es ist doch im höchsten drade merkwürdicf, dass Sokrates sich
hier einige zwanzig Jahre später auf die erat« Aufführung beruit, wo doch
der Angriff wohl schon lange in Bnchform verOfibntlidit f&r Jeden an lesen»
wer Geld und Lust hatte, vorlag. Das erklftrt rieb doch anf die einfiichste nnd
nat&rlichste Weise dadurch, dass die Pnblicität durch geaehriebene und ge-
lesene ETeinj>laro nicht in dem Grade vorhandon war, daas man sich auf sie
för weiten' um! weiteste Kreise berufen konnte, bundern dass diese einzig- ntui
allein nur durch die uli'entliche Aufführung in diesem weiten Uuiiauge garan-
tiert war.
Gans dieselbe Wahmeihmang können wur audi für die Tragödie qtliter
noch machen bei Diphilue II p^ 665 fr. 78 IL
in'/: ny
Ev{Ji:tii)if^ yi'i'ulxu oiuan'. ovy u^}^
iv ta.li; t(myii}iSittiatv avtu.^ w,' atvytl,:
Auch hier kann das off^s doch kaum anders als vom der Bflhnenanf-
lührnng yerstanden werden.
Aach die viel citierte Stelle des Phitardi im NikiaS c. 29 spricht, wenn
derselben rtberhaupt zu trauen i9t> för diese Auffassung: h'ioi <U ynl ()■«' Rv^tTii-
«T/,i' tiHuthi,oai\ inikunu yü{t, i'J^ tuixt, ituy txio^ ' Eii.'/.t,i'(iii' tnitHi^aur ai'niO li^f
uinaiiy ui ntgi SixtXiav xui ftixf^u ru/y atftxyov^fi'un' ixttatotk dttyfiaitt xai
ytvfiara xoful^tttaf ixftttvBttyoi'Tts dyeai^öis futttHäoaav dUJj'Mif xrk. und
im Folgenden ....vri J'ovilnWrr; ätpfiß-fjiunr fK^tiaSaviti otta twf ixfiyov
noif}itd I u)y t II .•' II y t^y f u. Von einer Aufführung hatten diese Glücklichen
die Stellen freilich nicht im Kopfe. Liebhaber, Schwärmer und begeisterte
irmf*fifAD$up mgie iovtdK. Null anieren Begriffm wttrde doch lehoiii «Im iimyifnintti» alleiii gcndgen,
wi« «a jt Uieh httufl^ KBHQK vorkummt. Dann» ul.su Hhii. 5J
Cf. dM voo Kock aogefllliite Jr. 168 d«t Flatm.
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51
Verehrer de» Euripides leisteten sich einmal ein Exemplar, aua welchem sie
Stölleii, die ihnen gefielen, auswendig lernton. Wieder Andere schriebon sich
oder limsen tticb solche Stellen, die ihren Gefallen erregt hatten, abschreiben.
So D1U83 man wenigstens llan. 151 deuten
»; Min>aiuuv ti^ ^r^nii' ^z^y^ß(a.>^cllo.
So wird man sich auch die Stelle Nub. 1371 zurecht legen müssen,
WO w von Pheidippides hemb
Auch eines andern niclit unwichtigen Umstandes, den ich nicht ge-
bührend hervorgehoben sehe, soll bei dieser Gelegenheit trodacht werden. In
der prachtvollen Parabase der Rittor feiert Aristophanes den Kratinos abo V. 529
ifoai d' oi'x ii- avu.iifato) ni.t]r „Ju)(j(h nryn-jiiyrf.f"
xui ^Tixfoyti n'n/i.auu}i' vtifan'" . ovriO'; r,i'll >,ii(-y tj^tlvm;.
Das sind Anfänge von itilt] aus den Eunideu des Kratinoa, wie wir hier
im SchoL lesen <cf. fr. 69 und 70 K). Der Schlnw daraos liegt auf der Hand.
Fdr die Verbreitang »utterhalb des Theatets und nach den Anff&farungen
sorgten die Bürger, welche im Chor gestanden hatten und was sie unter
ihrem /ni>ciAnhtaxui.o^ gelernt liEitten, trugen sie dann ans eigenem Auti-iol)
oder auf Verlangen der Freunde liei den Simposien vor. Damit ist eine
weitere Quelle der Pubhcitat gewonnen, auf die einmal hiemit hingewiesen
aein soll.
Alle diese Beobachtungen m Oasen doch wamen vor «ner alkn schnellen
Verallgemeinerung der Worte des Dionysos, die wir Raa. 52 ff. lesen
xai iJ/J»' i.u t/"v rniK: riyayiyvi'taxomi fltn
11,1 n(M>); iuovioy, i^aitf yijg noSltg
■fit ycniSicr Kii'rnSf- t)in a<fi'n^{Kt.
Was hier dem Palron der tragischen Dichttir, lier aUerdmgs im Stücke
selbst fast durchweg als das Gegenteil von einer Autorität und letzter Instanz
in allen aesthetisehen Dingen dargestellt ist, zugeachrieben wird, hat nur fiOr
diesen Geltung und ist nicht Jedermanns Sadie. Und nun gar ein Exemplar
des Stfldcee mit an Schiffe bei der Ausfahrt xur Schlacht su nehmen, ist nnd
') Aber ;jo wÜHiite i'Oi nitlit iii tikl.urii. »i-iin riiMii ür^mr für rirbtiL' liillt. Wi>> Vi-«|). hm)
itt T^v A'l<»^»7^ t'.t)/ tjijnt'r rif' und UftlTj i.itrtr rutlÄir ti; lehrt, kann </Afjr mit üijow nicht vtr-
bondoi werden. Man erwartet dem enUfirecbend MOfflicberweiw la«st «ich dat Vesp. 1640 nicht
wniger «uttlland« ivmv rC m»*« ««AiMr; danit verteidjyen. dam mehr nach dem Inhalt s«ba(!t luid
diner denn aaeh hier nicht gwanR>Bil«iig mitgeteilt wird.
7«
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m
52
kann nur das Vorrecht ganz bosomlertn- Scliwariiierei 86iii| die dem doroh
und durch urteilslosen Gotte ff'^f (lesicht steht. ')
So vt'ihieten denn alle aus dor natürlichen Würdigung der damaligen
zwingenden Verhältnisse, wie der unzveifelhftften Zeugmtsse sich ergebenden
Erwägungen,, an eine in den weitesten Kmaen dee Volkes durdk Lesen ge-
wonnene Bekenntechaft oder ger Belierrsohang der schönen Litteratur su glauben.
Aber es können zur StutiEe unserer Annahme auch noch einige wichtige
positive Zeugpisae beigebracht werden, aus denen zugleich unwidorleglich
liervorgoht, dasB grof^se und gefeierte Werke der Litteratur für dieae Kreise
eine terra incognita waren.
So hören wir über Pindar, desaen Gemeinde ja auch bei den modernen
Geldirten eine kleine ist, dos Zengniss des Eupolis mit folgendem Wortlaute
bei Athenaeus 3* ;ta>^a ravrä /loror (<*ij' <■> .inlatun' stm i'^'iyiu'ruty tijj»^
OfiUi,-. tri (it i'ünuiy nvt'uyuiyf^i:, 0V4 ti 1 öidaaxnvni, ws" t« fli y u(jov io) xvifttp-
(^ttiii)ir,^ F.rnn).i^ if ijOiy (fr. 366 K. cf. fr. 139) ijdt{ xaruaeaiyaoftf'yu vnit T»/tf
ftö»' fia/.'/.vii' (' <f I t.nx n).i ft
VSeiui diese Nachricht demnach nicht allzu schwer ins Gewicht fallt,
wie stellt es nun aber mit der Kenntniss und dem Verstllndniss des Homer
in diesen Kreisen?
Wenn wir durchaus unverdächtigen Zeugnissen trauen, nicht so, wie
der Kinrlliehe St;in(l])iinkt naiven Knthusiaamns in früheren Zeiten annahm.
Für diesen nur em einziges, aber sprechendes lU-ispiel! Dfmofäthones führt
in seiner Aristokratea § 53 ein Gesetz au, dessen EuLzelbeätimmuugen im Fol-
) r>i>' ächolien botiierkeii dazu da» FolRriult»: "-tr xaiii'atotr k'ini.-jiAnv «W^a ^ 'Ariijofiün. diä
ii öi fAt) 6iia u t&r jtgi ikiyov Max9inwr tuü nukmv, 'Yfutvlm, 4>otnoo<ör, 'Am^mis; 4 'ArAgofitda
ifdiv (412) Mtooaiß»». «LU* vi «MaywtviA ^ ri MHtfn. Wir mUen ftH«« Andm «of Hch be-
rnhen Ionen. Mh-t di» hi(>r aufg«>wnrf«'n« Prafre mnm nnd kum oar im Sinne de« Komikaw beantwortet
werden. Ari»to|.han<>H liut ja tla« Stück uninitU-lbur nach »einer .^nfführniig im foljtenden Jahre (411)
wej!>'ti "-ii. r Miltijtcbon vom Echo, Ufintir Monodien unil undcror Din}; •, ilim li -nl ii i ■ iie.'chniiicks-
vertrrunf;<m ilünktvn, während nie dem Volke gefallen aen baben «cheineu, in sciui-n ThoMnuiiborituiuen
Mdwrf aufs Korn geaomnwn. Natdrlteh hat «r liek Boeh aieht an dner andern beteeren Anvicbt be>
kehrt. Alio will or 4aa SHäA maA haut Iraftn, wd daa geeebiaht gcachickf glMt hiar aoa Aulhng
dadurch, da» er dAin (rott. dieaein Ambunrl von TTiiTenitand nnd GeM-hmarktmiKkoit, ein fialbia Air dieie
Mi.isgcburt von T: ii' rli-t. l'r kMimti- il.-n (Mitt miIlI uii'.i ili'iu Kuulrui'k der Hühn4-n-
auffÜbrHnn darsUllen, wt.l »cnavtu Jalire vt-rpinj'va waren. iJahcr »Iso ilie Fiktion vom lyfsfn.
Sa iat UMii. unbegreifUcli , wie Ivo Brun», Liter. Torlr. i!<-r (iriwhen p. 178 von Dionyxox i«t<lirei*>Hn
konnte .Feiaate aeithetiaehe fiildnng ist der Qnmdzug seinea Wewma* — im Stocke »«\hft al>er ui er
TOlbtftndig, nur ganz wenig« Stellen abgerechnet, ala die Inkamstion der aeatbatiaehen Impotens dais
geätellt I Weiter: ,Un<i i\>...\ ■ uliligl er der n 'i - t. u Kirhtiitig. Er führt ileu iieuestHn Eiiriiddos selbst
auf Kciseu mit «ic)i I* — AUo den ueueateu Euripide«! Volle n Jabre vorher war da« StUck aufgeführt
\^ : leii - - iUu Ui also der aeoeate Euripidea! tiaua tmtAarbtx Idiagt mir aueh die Beiae — rar Sehlacht
bei den Ärginuaea!
68
g«nden alle wl&nt«rt werden mit Anmahme Ton ^ itf vä^ xaS^iim», Das fiel
nun Taylor auf und wie erled%te er den Anstosa? EinfiMh damit, daaa er
(freilich falsch) auf A If)!) ff. verwies
nu5s' r<V rot .ifmfimi' tTtfaiv nfit9tjTUi A/aimv
und feetatdlte, die genaue Bekannteehalt jedea seiner Znhörer mit diesen Versen
überhob ihn einer Erlftoternng! So bat denn auch Weber gegen diese gana
unglaubliche Naivität Einspruch erhoben in seinem ausgezeichneten Kommentar
zu flie^er Rede p. 224 ,Non tanta fait ror i i /iwroi; apud Athenienses cngnitio
Honieri. ut, si quod singulare dictum alicubi audirpnt, qno seniel eadein vi
puuta uäuti üt»ä»t, id ätatiiu aati» buperque cognitum habuermt, ut uulia uuiplius
egeret explioatione^* Riditig und durchaus vernQnfiig! So wundem wir uns
nach nnaerem heutigen Standpunkt durchaus nicht, «km der Wnrethinder in
den Rittern nach Anhörung des Orakels nur nach ayxvkox^lri^ V. 204, und
nicht auch nach iiudir ihm sicher diirchnns iinklaron Wondungen fragt. Mnss
eine .sülcht; naivti Anschauung iVtiherer Zeiten nicht die Segel streichen vor den
folgenden uu^iweideutigen Worten in der Rede des Aeschines gegen Timarchus
§ 141 : *Sn6ii^ »al (lazffiatlDv fitftvrjad^ ttaVüfttf^ tun hi^/tar not^iHy^
t&s T(Sv fiiy itixaa-rdiv ävijxomv natttetag orrtov, Vfuic 9* tiax^fiwee
rtrti 71 {foanmf%a9€ flvm xal nt^<pifovoihrrts (conterouere) iaiofjiu thv iyf,uov,
'i'y'' fhKtjif uTi xat fjn^7^' n /yVTr/ r/xovoa ii n' ya) i ti üJ^outy , )Lt$uuti' xia i]iif7s
n .if(ji Toviwr? Und so hat denn der Komiker Straten diese schwache Seite
des Volkes aufgegriffen und verhöhnt in einer über die Massen kostbaren Scene,
die wir ihm Wichtigkeit wegen vollatftndig mitteilen müssen. Und der Hann,
der von dem mgagierten, in homerisdben Wendungen sprechenden Koch in
Tode gemartert wird, iflt nicht etwa ein. homo de in&na plebe ! Sonst könnte
er sich eben kpinon Koch nehmen und Gastereien abhalten, sondern ein
Manu aus der bessereu, vielleicht der Mittelklasse. Die Stelle tindet sich bei
Athen. 9,382 und hat folgenden Wortlaut icf. Kock III p. 361)
2:<fiy-/ a^fjty', ov ftdyeiyoy, ili; ti)v eixiav
eiltjiff' ttJihSg yiff wudi iv fut jovs &eovg
m» Sr Ityii ait'itifU, »aivd (n[uaTa
'auaov^ xfxhfXai: titQo^jUi, ini ihtnvoy; Ifyt
*fyfO xixlijXu iu(jomtit ^üsivüy; /oif/i,';
xoiis Je jUQonets xovrovs ytymaxtty doxHBi^)
*t gokSe, cf iwf iiifOMus fow «>v( Beimvocth, 4«let Wilun.
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ov^tls nttfftoxat' rai/ro yoQ yt] tuv Jia
'ovx <äoftai yt Jutjvuun',' ') HMyt^ufn^y,
iptiSi^oe, Moaxiiov, Iftx^tog.
16 OVX fjV ir a^tms a&9f. fh Jainm'iv.
'oi'dflg .lagfOTUi' rfr,ui. 'ri h'yn^: aviUi tls;
(ftfw^ti i'yu.vaxirft\ it/s'-^'C in)ixTiniyui,
tl fit, xtxkrpta ^aitvftova • xaivuy nuvv.
^oüv*) äffa &wtt iifoaix&oy*; o&t, hf/tfr ifiA
90 *ßmjv 9 tvffvfihionw ; *ov ßoöv, ä<f*
9vataJ^fts äffa;' */ia Ji' iyta fiiv ov,
ov!t(Tf(>tiv avTüiy, .ujoßnrioy <T'.* 'ovxovy ttfr
Tfi /i//Äft nfjnßuTO.' "(u>]la .'lifüßui'' ;)^) ov ftayi/dyu)
tovTtuy oiJJfi',*) oiJJt ßovhafim.
95 dyifmxitt^ eift*, Sad^ inhJ^ ftot dtaiifyw*
"'Of^ii,(jay ovx ohhi^ uyovra; ,uaJlcc
ilS^v o ßw)imx\ to fuiyu^ ttvitp Uynv.
'xca' ixiiyoy inJ>i n{fvat^f xai lu kot.id fiui.
M> "Ofii^QixM» yd{i ^tayoti fi* «noULvvtu;
*wTio laÄtiy tfm9a* *^ tUwv liUi
Ol ru) jTa(>' tuoi y^ üiy.' '«//.« rTic TOtf TifTttf/ae
lypa/iiui; djioßdku}, (ftjai, 'tijy .i(toat{>fOiy ;
7«s" ni'i.0 y V T a (ft(Jt <i'fV{ft>.' 'tovto (T* iuTi rif
SS 'xifittai.' 'ri ovy. diiMlr/XTf, .Tf^iJiioxdg ityns;*
*niiy OS :idf}fart:' '.irjyt't^; ov}^i Jiatxaon,^)
i^Xs oaipfort^ 9* S ßavltt fun lufyuvf
*dr da&af.O'i ^' tl. i4jMßv\ <p^a'; 'txhx.; tft{ft,
TotT* ioji rti^yü^. dij.n tttliny'') yt^ytßa'
40 rrfftiFi', t,'h:ty, fltyty (W.a (»'jtiarct
To/cfi'.V u flu Jt]y l'i-y ttixVt f»s" >iXuvtffy uy,
ftiaTvlif.{t, «Ol (>«!,-, äinrvyj, ußtXovs' wfTe
T(5f Toö 4nXt}Tä htttßayoyxa ßvßliaty
') ot'X oid' iymyt Jattvftiiv Jko.
*) rapplet C6bet.t
*] i$»Mf d cod.: eorr. Conm.
ov» Wilam., ov6' cod., «v 6^ Afa Ko.
*) toitwr Main.
•) aar j^i«r Ko.
öö
46 nXijy txirtvov twiw i^S^ ftfjaßuXtiv
uvf^{mtniruyc )nlf7i' rt. roy <V ortV* ciy ra^v
f'nuon' IJii.iai iiff TijV l'i'v ohP mi.
Mag man nun auch ein gut Stück üebertreibung und die gewöhnliche
Verzerrung durch den Komiker zugeben, mag auch der Uuistand billig in
Berfickdchtigong gezogen werden, da» die Loddeang eiuaelner Worte aus den
gewöhnliehen fertstebttiden und geheiligten Verbindungen das VentSndniBS
nicht unwesentlich erschwerte, das Fragment ist uns neben den von Ulr.
Wilcken Ber. d. Bcrl, Akad. 1887 S, 818 fif. veröfTentlichten Papyri, welche
links Text, rechts Uobersetzung in das gcwöhnliclie Gri^chiäcii enthalten, ein
wertvoller Beleg dafür, wie ea nnt dem eigentlichen Wortverständniss des
Homer nun gar in den untersten Kreisen des Volkes notwendig bestellt sein
mussts. Von dem plulologischen Verstindnias soll dabei gar nioht geeprodien
worden. Nach den oben dargelegten unzweifelhaften Thatsachen von den
Mitteln und Wegen, wie und von wem die liuhere Bilduns» nur emingen
werden konntp. wird man sich darüber nicht im Gerint^ten wuTtdern Daher
ist es auch begreiflich, da^s die Glossographen neben andern hauptsachlich
Homerische Wendungen und Ansdrflcke au deuten nntemahmen. Wie wenige
von den vielen Tausenden des Volkes mögen jemals in ihrem ganzen Leben
ein Emnplar des Homer gesehen oder gar gelesen haben? Wird doch schon
der Besitz sämmtlicher Homerischer Dichtungen bei dem nach Höherem
strebenden Enthydem Mem. IV, 2. 10 als etwas Grossen antrosphen. Danach
war unser Koch eine geradezu einzig dastehende Speciaiitai, dem am Ende
Alles, was in das Gewand des Hexameters gekleidet war, för homerisch galt
Daher das Paradieren mit Worten und Wendungen, die wir heute in unserem
Homer nicht finden können. Man vgl. die Bemerkungen von Kock su dem fr.
Nach alledem werden wir gut thnn, unsere allzu hohen und idealen
Anschanunuen nach die^ser Richtung etwas herahzustimnien und werden nnwre
Augen allen den Faktoren nicht verachlieübeii , weiche den aus dem auge-
iohrten Zeugnisse so deutlich au uns sprechenden Zustand mit Notwendigkeit
hervorrufen mosston.
Aber wir gehen noch einen Schritt weiter und wollen eine der wichtig-
sten hier einschlägigen Fragten zur Erörterung stellen.
Der Wissenschaft ist niemals im Ernste gedient wnrdon, wenn man
unbequemen Stellen, welche eine fable convenue zu zerstören geeignet sind,
*) £»a«ni cod., am. Cobet.
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56
mnfitch uns dem Wege gebt. Diese beklagenswerte Erscheiirang baben wir ja
neuerdings wieder bei der pn lebbaft erörterten Theaterfrage eriebt. Es ist
allerdings uicbt besünders an^-enebm, in seinen alten T8s:en ninlernen und mit
von Jugend auf genäbrten und lieb gewordenen, wenn auch faischen V'orütel-
liingeii brecfaen m. mfiBsen. Aber mper« aode!
So mQBB«ii wir dam nochmals «n dm AlMohnitt in der Abb. »Zur
Kritik und Exegese der Wolken des AristMjiluines' Sitzb. der Münch. Akad. der
Wiss. phüoa.-philolcio;. Cl. l'^OG Heft II y. -Mn ankmipfen und uns wo niöglicli
nacb weiteren lieweisen uuiseben. Aristotele« verteidigt Poet cap. IX ISöl*"
15 £F. im Autk;hluHij au Agatbona Stück „ai-i^os", wo Handlung und Namen vom
Dichter vollatftiidig frei erfunden sind nnd in der Mythologie keine Grundlage
hattm, g«gen die Verb«ter «ner »dem aeattietiwhen Anwhanung — welche
wiaeen wir nicht — den Satz, dass die von dieser Seite gestellte Forderung,
man inüfse sieb ein nnd für alletnal an die fi b o r 1 i e f e r t e n My t h ßn halten,
nicht aufrecht erhalten werden kuune. Dabei bedient er sich folgender Worte
1. 1. 23 : waf ov navtots 'Ci,r'jtoy Twy nvQadtdoutvwv ftv&wy, .itfti oi'v
tti rgayt^iai tiair, drrfx^^^*' y^lf /eJioto»' roOro ^^^tr, inu xai rcr
yrmiftfia oXiyois yvw^tua iaxtr, äÜ,* vfimg 'twfijtuvH novrets.
Die scharfe Prüfung des Satzes führt zu keinem andern Gedanken, als
dem folgenden: Man braudit an den berühmten überlieferten Stoffen nicht
immer und auf alle Fälle ieHt/.ubalten, sondern man darf auch neue Stoffe in
Angriff nehmen. Dh erstere ist eine ganz lächerliche Forderung; denn auch
die alten vielbebanddten Stoffe haben ja auch mit diesem von dw Gegenseite
verworfenen Paktor des Nenen in rechnen; denn alt und bekannt sind
sie nur einer auserlesenen Minderheit, fremd und unbekannt
aber der grossen Masse. Oleichwohl erfreuen sie beide Klassen von Zu-
hörern. Einen andern Gedanken wüsste ich nicht herauszulesen und eine
VerderbnisB des Textes ist auch durchaus niclit ansundimen. So hat denn
auch MadiuB p. 134 durchaus dem Sinn entsprechend dbersetst ,quonianii,
quae in antiquis fabulis nota sunt, pancis admodnm sunt manifesta: ea
tarnen audientea omues pariter afficiunt voluptate." ')
Scheingefechte hat nun Aristoteles in dieser seiner Schritt incbt ge-
führt, und es vor bietet sich demnach von selbst die wohlfeile Einrede, dass
') Dumit willist«' ich den Sufz Rbet, III, 10 1416'* 27 allenünfr? nicht zu Tai«iaigeil S*t Ar lac
f.t'n' vK'i>j/iioi-.- ätuuif4yi/aKiir (nur iliirHii erintir-rii, tin ht uinfübrlich iT/iibl'Mi) .... nior tt dfltt; 'A)(tii/a
LOcung, als dam Redau nu« dem «ivo« ixidtinuHÖr ücb doch vorwicgeuU an eine Lei<?publikuu wenJeu,
wk tOa Badoi des hokimtea. Bei die(»m i*t ilaim elwr Tertmutheit mit doa )(yüiea aimmeiimeii, als
bei den MwWDpnbUkuiD d«i TiiMtan.
57
der Phüowph hi«r atir StQtw einer von ihm empfohtenen Anrieht und sur
Diikreditierung der entgegengeeetrten rieh zn einer sn weit gebenden Behaup-
tnng habe liinreissen lassen.
Wenn Aristoteles t-ineii so schwer wiegenden Satz aussprach und damit
eine ihm Bicher und zweifellos bekannte Thatüache festnagelte, so wusste er
gans genan, was er that und war rieh der Tragweite seiner Behau^jimig voU>
kommen bewowt» Mir waugetena bleibt Ariafioteles — Aiistotelea. Und er iat
mir als ein Wissender ein gewichtigerer Zeuge, als alle die Verfasser der
jetzifren und zukünftig erscheinenden Handbücher oder Einlcitanfren in die
griechische Tragödie, wenn sie da.s Gegenteil der Aristotelischen Behauptung
vertreten, ohne nur iitit einem Worte dieses Kernsatzes zu gedenken.
Ich halte den Sats des Philosoph«! auch aufrecht gegen die kflhne
Behatiptting des Antiphanse bei Athen. 6,333 a II p. 90 fr. 19 t K.
ftaxafjiitf tartv i} Tffoy^itt
vnu iwy t%ujüjy tion' iyruntiauH'oi,
nifiv xtti nf' timly tuod' vno^iyftOui ftoyov
S äet Tov Ttmtff^' Üiäinow yuQ Sv ftW9¥
11 ntinifF oi'TtK, T< ntntnrjXty. at- naltf
ttstti i<» 'Ai^tittxiya, xat ra nati^ia
10 nm^ t£9iä n(f'ix'> /^ß' *'» ^Utwtr
naiiv r' antiat
Denn wenn es gilt, der Tragödie eines anzuhangen, besinnen sich diese
Komiker auch nicht einen Augenblick. So greift Antiphanes bei der Hervor-
hebung der günstigeren Position der Tragödie dem komischen Spiele gegenüber
vielletdit dodt etwas xu hoch und schildert als Gemeingut Aller, was nur
Berits Weniger war.
Li dieser Beziehung hat der Scholiast nicht ao sehr unrecht, wenn
er bemerkt 7.U Ran. 1005 un i'u.i\h)f^ dtaßaÜ.m ni -/wtir/iu y.o] tncyiyjii. cf.
Diphilus II p. 54!l fr. 30. 4 5 K, Ks soll dagegen durchau.s nicht \ erschwiegen
werden, dass die merkwürdigen Stellen Andoc I, 12U und iV, 22 für Anti-
phanse spreehen.
Doch Aristoteles steht nicht allein mit seinem Zeugnisse. Wenden wir
u:^ nun weiteren zu, so gestatten die Worte der Alten im Hippolytus des
üuripides V. 451 ff.
Abh. d. L Cl. d. k. Ak. d. W'ita. XXII. tkl. I. Abtb. 8
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58
omu ftty ovy yfa^e re nuy fitAtttTffftoy*)
t^owitv uvTfil t' tUtlv iy uovaatg o«, .
laaai iiii' Zti» (o.,- not' t](ju(uft] yritiuji'
i'fiani <y' wj; ai'rj^n(tatr .^oTf
auch nicht den geringsten Zweifel darabw, den die Kenntnin der beiden hier
berührten and so bekannten Mythen als das Vorrecht der Gebildeten, die im
Besitze von BOchem sind, und der Dichter ann:psphen wird.
Auch die von laokrates angewandte Scheiiiun^ Paiiatli. § IßS r/,- y<}<j
oix fih^n' ij Tt'i: ovx (ixrxof (er sagt nicht iiDauxf) ruir T{»ay(tuhp)i<)i'(!i:ttAUJi'
Jioi'voioi^ Töv 'At!f{füan^ yft'oufrai ir üt^^-iati nv}nf.u{fUi xrX. stellt die Tragödie
dar als QiMlIe der fielehrnng über einen so einfachen und bekannten Mythos.
So können sie natürlich auch noch viel weni^^eTf wenn ich aoden die
Stelle des Andocides IV, 23: «tli* vfittg iy ftiv taig rftayipSittts TotaBra J^ftv-
^oöyree ^ttra roftiCtTt, pyvutifya tf* iy rfj »ol« ogtäytts odStv iffioytilQttf
xttiioi fxeii'a ftfi' ovx hr^inxutjf^t, nor^yoi' uvn» ytyn'rjTnt r ntniMiiiai v.io rotr
TjoHiiiüi' richtig verstehe, scheiden, was Eigentum des inn^cv, was Eigentum
des Dichters, was seine nixiaftata und addidamenta sind.
Aber vielleicht müssen wir in Earipides selbst den wichtigsten Zeugen
für unsere Annahme erblicken, wenn wir eine viel geschmähte Neuemng des-
selben etwas näher ins Auge fassen. Nun hat der Dichter nach dem üborein-
stinnnenden Urteil der .\lten wie der Modernen gar Manches auf dem Ge-
wissen , was als ein Fortschritt und eine Verbesserung dor tragischen Kunst
nicht b<jtrachtet werden kann. Daneben wird man ihm aber das Zeugniss nicht
versagen ktanen, dess er genau wusste, wm er wt^te, und dess er ohne Jede
Rücksicht auf dm ftosseren Erfolg das von ihm als richtig erkennte Ziel immer
fest im Auge bdiielt mid ihm sein ganaes Leben lang treu blieb.
Nun war das Publikum, die gwue grosse Volksgemeinde, im Grossen
und Ganzen in ihrer äusseren Zuaammensetznng noch die gleiche, wie sie den
Dramen de» Atiäcliyluä gelauscht, nicht unmöglich ist m aber auch, dass erst
mit Einführung des i>no{/i,xuv der Prozentsatz der Besucher nach den unteren
' 1 1 Worte ynatfat rtür :tainittiitav iri8be«<juJt?r»? in Verbindung mit dem Ausdruck toi .lor' fjQiiothf
fäniuv verloogtui «ine g«tmu«'r« Bezcicbiiuug und O^uuebniig, al« kb «ie in den Kommentaren gt'i^^chfn
cnhe. Du nflnni gaos bestimmt« Werke dnaelben Genre» geweien adn, ^che di« a)t«n Erklür-T im
Sinne hatten, wenn «ie bemerkten zu Pax 778 Stt «ini^f t»1t nai.nioXi; ';9nr Urvtr xai //afooiv
/
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I
69
Schiditen *idi bMlentend verst&rkto und das ^(arifov nan ein etwas vsrftndertas
Bild bot gegen früher. Mit diesem Zuwachs und die»er Veränderung muast©
gerechnet werden und Euripides war verst&ndig geaDg, diesdn verändwten
Umständen Rechnung zu tragen.
Schon Welcker hat in seiner Uebersetzung der Frösche') mehrfach
darauf hingewissen, dass der Komikw in dem Agon «wischen den beiden
Dichtern mit seinem aestbetischen Urteil in sehr und su einseitig nach der nach
griechischer Auffassung allerdings einigermassen l>erechtigten didaktisch-
utilitarischen Seite gravitiere. Seine Verdikte, von diesem Standpunkt aus
abgegeben, sind darum einseitig und einzig und allein nur zum Nachteil des
Eoripides geprägt. Daneben aeigt aber auch dieser Agon andere Seiten, welche
fht die Geschichte d«r Entwicklung der griechischen Tragoedie^ insbesondere
aber für den litterarischen Standpunkt des Theaterpublikums bündige Schlüsse
erlauben. Es sind vor allem zwei Punkte, die hier für uns in Frage kommen.
Aus dem Beginne desselben und den dasf'lb«?t von Euripides abgegebenen
Urteilen 823, 839, 904, 925 uyvwta roii: .'huittffui^, 940, 962 fiF. gewinnt man
zunächst die Ueberzeugung, dass der jüngere Dichter die Ansicht vertritt, für
das Publikum, das er im Auge bat, also hier für sein Publikum seien die
Dramen des Aeadlijrlna viel au hoch, insbesondere aber nach der sprachlichen
Seite dem Verstftndniss der gewöhnlichen Leute verschlossen geweem.
Und ferner werden wir auch über die Kreise des Publikums, welche
nach seiner Aiiäicht hei Ae^chyluH nicht auf ihre Uechnang kamen, in ganz
unzweideutiger Weise lui Stücke belehrt 771 ff.
vrt öl] xaTt]li}' EvffiTiiih^s, intSüxvvxo
Toiff Xmnoäinats xa» Tcwip ßalMrrimoftmg
xal Kiim lax^iaXutaini xat Toi/u)(ft''xoi^,
öntfi tor' iy Aiiov nkf^/to^' ui tV äxfiowun'Oi
1UIV (h'ithryuuy xal kvyinnmi' xai oiitoifüiv
{ .it{tfuutniaar xal irötiuwy nnifc'ircKi)'.
und 779 j-^^ j»^^» ^ Jr/J^Oi: urf^itm x()iiiiv noitly,
Beachtet man nun den Anadmck o dfjuo^ nnd entkleidet die voraus-,
gehenden Worte ihrer grotedcen und komisehen Ventemmg, so ergibt sich
die einfache nackte Thatsache, das Euripides allerdings nicht in dem Umfang,
wie der Komiker es dar^telU. oder auch nur ausschlies^slicb iliesen jrrofssen
Bracbteil d^ attischen Publikums im Auge hatte, um auf ihn einzuwirken,
*) Dm AriftophuM Frtfche tob F. 6. Wddter, GienCB Vili.
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1
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wohl aber, dass er ihn in SMRO Berechnung stellte, insofern, als er seine Dich-
tungen nicht bloss nncli der sprachlichen, sondern auch nacli anderen Seiten
für die grosse Masöe ias&barer inachte und ihr Hilfsmittel an die Hand gab,
die 68 ihr «rmöglicbten, der sich abspielenden Handlung mit lebhaftem IntorMSd
und Yollem Ventandniaa ni folgen.
Ein aolehfie Hilftmittd »t der Prolog gewesen, inabeaondere in der
Form der Mjthuserzählung xal yu^ xu yytufjiua oktyotg yvtoftfut ipf und sm
diospn niiyiii gehörte diese Masse nicht Der Dichter, dem man so gern einen
gesunden und scharfen Blick für den Realismus des Trebens zugestellt, iiiuss
aus eigener selbständiger Beobachtung eines aus den gegebenen Theaterver-
hältniewn remitierenden Miaatttidea sich bu diaaem Schritte vielleicht nur mit
halbem Hrnnn entschloeaen haben.
Diese Anffiimmg und Deutung der Euripideischen Prologe, insofern
dieselben nur rein niythologischo Erzählungen enthalten, scheint noch von
allen die vernünftigste zu sein. Sie war ein Dogma in der Aesthetik der
Alexaadrinificben Phüologenschule. Das lehren um die Scholien zu den Troades
V. 1 Sies iari roO ^tar^ov & Ev()i:it<yt,!;, ,^(/oi,• o «yop«5*' toiV Miyovs yOv
6 IToattdtay mtfi naffvar ^o&itni. ntAXaxf^ ü ratoütos, m$ rats
Häxyaii; o .-Uövvau^i, „t'ty-ui Jios natg x^vde (irßuliov yßüvu'^ und Phoen. 86
// tov öfMiiuTiti ihdftfais fyrnvf}(t uyutrtnTtxvatfitu yimttu tä y«^ t^i 'ioxäifrus
Wir sagen also niit den Alten 'ühxi tml rov •ffurQov o /{i'v/ni'T/jc und
machen ihm desswegen und daraus keinen Vorwurf, weil wir diese allerdings
durch und durch nnküutlerisclie Manier als daa Resultat der gegebenen Ver-
hältnisse betrachten und mit Aristophanee dem Dichteor die Abriebt suscbreiboi,
mehr wie seine beidsn Vorg&nger auf den eigentiiehen tt^wK an wirken.'}
Eng berührt sich mit dieser Einrichtung der Prologe eine zweite, dem
Euripides liesnnder«? eigontüinlicho. welchn in dic^^oni Znsaiinnenliang einmal
eine eingehende Untersnclnintr verdienen würde, ich ineine die fast autdring-
liche Kenntlichmacliuug der neu auftretenden Personen oder der Peräonen
und Sachen fibarhaupt. Das geschieht sicherlich aus demselben Grunde der
Zuschauer wegen au^^vHug tvnutl Das ist schon den alten Erklftrem aufge-
fallen. Euripides legt dem Menelaus bd seinem Auftreten Troad, 849 Eirchh.
folgende Worte in den Mund:
'J Wir bt'ückriink'jn uni> untiürem Tb«iiia en(«precb«n(l auf divie Seite der Frage und unter-
Iiiuen ei de4»weg«n mit Absirbt, noch die mileren Vorteile hervonob^ben, die ein «olebce EinAbning»-
■tttck dem Dickter noch auMenlem bot.
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. _J
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(u xaklitpi^tg ij^Mf nAag rofff,
Dasu bsmerken dia Sdiolien 863 Sdiw. m^alf ri» „ dm.'
ervrffpawi; j^a^i 1:0 , Jauv^ir« 11)1^ i/i^ jj^MfiiaffOiUtti." DiMor scharf und wiederholt
einicbftrfende Ton des Doderens föUt gans bevonders auch in den Prologen auf.
Ganz Im Einklang mit diesen beiden dargelegten Eigentüniliclikeiten
der Euripideischen Technik steht auch die mit nnorrcichter M( iHter>!chaft ge-
bandhabte Sprache, die es nicht verschmäht hin und wieder m dem Volk und
seiner Redeweise herabzusteigen und nach dem bekannten Zeugnisse des Aristo-
teles Rh. III, 1404" 24 musterhaft wurde fUr die ganse Folgeaeit')
Aber alle diese Zeagnisse und die aus ihnen abgeleiteten Folgerungen
mfissen verstuiiimen and das Feld räutiMn vor einem einzigen von scheinbar
80 einleuchtender Evidenz und so bedeutemU'r Tiagwcite, drxsH tlaG:^^^^! nichts
aufkommen kann. Zum Teil wurde atif liasselbe schon oben hingewiesen S. 46.
Hier müssen wir ihm eine eingehende Betrachtung widmen. £s steht Ran.
Bevor nftmlich Euripides und Aescbylus in den d/wv eintreten, bemerkt
der Chor angeblich au ihrer Beruhigung das Folgende:
Ja was ist denn da auf einmal ans dm Zuschauern der Wolken geworden
im kurzen Zeitraum von kaum zwei Decennien, welche Strepsiades ganz anders
charakterisiert ? Nub. 1201 Ii. (cf. oben S. 15 u. 40.) Wenn wir dem Dichter
glauben und seme Aussage hier wörtlich nehmen, so hätte sich in dieser
') Anaxantlriile« II p. 148 fr. 3t K. zilhlt eint» Kpiht> von &^)K)ttnanipn mf, osd awkr vor 9ti^,
die Tom Volke ({«geben tind. Oaraater aind auch ntjrthologitcbe V. lo tf.
fl Ar Hniöri tf'pi^of, av Si" xtoAaotov, 'Jdotav.
D» erste kann kein Meiwcb erklären tin<l mit Recht bemerkte JÜeineke ,Pro Atreo potiut
ThTcetem «ommeBonri eiqicctes*. Nach aolcben Deobachtungea iriid nn alio gut Üxm, in dieser
Baneltnif die ABiprtteh« am daa Volk nicht an hoch in acfannhen.
110» £
K'T^ fhuilitt'fiiair, «V t«
Ätnr« ftff yfmyai ktydviutv,
od»t9* ourctf raßt* ij^ti.
ovvt;^, i&s orrmr üotpmr.
ßtßlioy T* i'/u}y i'xuazos
u a r !}(tvn tu f$i i'f
(Ü (f VOtm f' ä'f.llU^ XifÖTlOlUl,
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Spanne Zeit ein Bildungswunder vollzogen, wie die Geschichte kaum ein zweite*
aufzuwiMsoii bat.
Eiiiü eigentümliche Erklärimg liat nun v. ü. Ijeeuwen diesen Veröen
in Buner Ausgabe gegeben Einl. p. X und za V. 1109. Darnach wftre die game
Stelle fbr die «weite Auff&hrong dee StAckee, die nach p,Vni wenige Tage
nach der ersten stattgefunden habe, eingefügt worden im der Absicht, dem
vielfach gehörten Vorwurf allzu grosser Gelehrsamkeit zu begegnen. Ferner
habe nach seiner Meinung, wenn ich ihn andmt» leclit verstehe, der Dichter
scherzweise fingiert, jeder seiner Zuhörer habe ja ein Exemplar dieser zweiten
Auagabe des Stfiekes in d«r Hand gehabt, eine Ausgabe, in welcher knn an-
gegeben gewesen, woher die im dyiai' von den beiden Dichtem citierten Verse
genonioien worden wären, mit denm sie sich also vorher bekannt gemacht
hätten. So wird zu V. 1116 no(>j;w»'/;i'rf/* bemerkt „Legerunt enim fabu-
lam, priusquam huc convenerunt" Also ausgebreitete Belesenheit,
gründliches Buchstudium!
Nun Kflhnheit wird man einer solchen Auffaasung nicht absprechen
können. Dieselbe wird aber leicht sur VeTmeseenheit, wenn sie sich unbedenk-
lich über die brechendsten Beweise vom Gegenteil hinwegsetzt. Hier haben
wir denn einmal ein wirkliches greifbares Beispiel von Anistoresie, das seines
gleichen sucht.
Aber ganz abgesehen von der durchaus unzuläaaigeu Abstraktion von
dem „papiernen Zeitalter", wo die sehersweise Fiktion eines solchen Witias eher
angebracht, abw dennoch gewagt wäre, muss man mit Efthler BerL philo!.'
Wchschr. Sp. 103/1898 sagen, die Erklärung ist unmöglich wsigen des ftw&avH
ra dtpä. Wenn ©s nftnilicli heisst
„Und ein Buch hat da em Jeder,
Woraus er die Gescheitheit lernt",
so wird dem Inhalt der Worte durch L.'s Erklftrung eine viel tu enge Be-
grenzung gogoboii. Und wir fragen mit demselben Kähler 1. 1.: Wird dran
eine Stelle für Pul)likum verständlicher, wenn es weiss, sie ist ans den
Myrniulonen mlci- der Andromeda genommen?
Wären die Scholien des cod. llav. durch den librarius nicht so scbauder-
Toll angerichtet worden, so würden wir heute zu Y. 1113 sine Erklftrung der
Altan lesen, die uns Alle befriedigen würde. Jetzt ist dort nichts erhaltMi,
als die wenigen, aber vielsagenden Worte: fy fl(iu>rn<t und damit ist der Nagel
auf den Kopf gotroflFen. An ein ht^iühttov für die zweite Aufführung' ist
auch nicht im entferntesten zu denken. Vielmehr sind die Worte und die
auf Bie iblgenden Scenen nach der inhaltlichen Seit« betrachtet für die von
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uns in Angriff gdxiounn«w Frage nach zwei Seiten von Annehleg gebender
Bedeutung.
Ala Aristophanes den rmsserst kühnen Entschluss fesste, das Volk aufzu-
rnfen und einzuladen /-u eineiti aesthetischen Preisgerichte ühav Atsachylua um!
Eunpideü, da konnte er sich nicht verhehlen, dass er damit, wenn er das Gros
des Publikams ins Auge fawto, eine schwere and heikle Aufgabe in Angriff
nahm. Gamr fBr das Volkt Trotzdem hat er den kflhnen Wnrf gewagt,
selbst auf die Gefahr hin, da^ der eine oder der andere^ seiner Einfalle unter
den Tisch fallpn könntt». Da ist ihm nun der eine Teil meiner DichtunL" f?anz
vorzüglicli gelungen; denn im ersten Teil des Stückes sind ja nur öpiisse,
Tollheiten, Mummenschanz — eine einzige Scene ausgenommen, Alles vom
dramatischen Standpunkt betraditet i§Bu roö jt^dyfttiToSf um dieses Gros
des Publikams in Stimmong za bringen und darin zu erhalten. Viel schwie*
riger war die zweite Aufgabe: Die Gestaltung des nyit'ii'. Da galt es einmal
bei dipRRm scheinbar so ernsten Geschäfte dorn Witz und der Laune die Xüj^ol
sclaes&eu zu lassen. Dafür sorgt denn auch in ausgiebiger Weise die linnffo^
xakia des Dionysos!
Aber die Gestaltung nach dw inhaltlichen Seite! die war ein grosses
and geftihrliefaes Wagestück, wenn man dieses Gros des Publikums ins Aage
fasste! Hier nicht zu hoch und doch auch wieder nicht zu tief zu gi*eifen,
damit auch der andi-ro Teil des Publikums auf seine Rechmmg kam, das war
eben die gefährliche Klippe! Wie der Dichter sich nun den Gang eingerichtet,
wollen wir gleich nachher eingeheoder darlegen. Unter diesem Gesichtspunkt
abor betrachtet ergibt sich die Deutung der oben misgeBehriebenen Worte
-von selbst
Aus dem xaTa(foßtla9or V. 1109 und dem itfiarjnv V. 1117 hört man
deutlich die Beschwichtig'iinj!: der eigenen berechtigten Bedenken des Dichters
heraus, und so hat er sie denn schliesslich eingewickelt in ein recht dick auf-
getragenes Kompliment, das der Eitelkeit seiner ZuhÖrsr sohmeichelte, wenn
er auch selbst aaf das lebhafteste von dem Gegentsil dss Gesagtsn fiberseugt
war, also iy tlfmytiq raHral Insoweit kann ich aadi hier wieder Kfthler
beistimmen a.a.O. Sp. 104 „Dass d*'r Dichter auf das ganze Anditorium über-
trügt, was natürlich nur auf einen Teil passt." Also darf in keinem Falle die
angeführte Stelle ins Feld geführt werden für die immense Belesenheit der
ganzen grossen Masse des Publikams I
Wenden wir uns nun aber von da sur Wttrdigang des Inhaltes der
nun folgenden Scenen, so gewinnen wir aar Klftrung des von uns gewählten
Themas ein nicht unwichtigss Besaitet !
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64
Di« Worte des Euripid« V. 660 «.
froiiiui ilft* t'/ui'/f y.avx dradvofiai
t)lnxrnf, i^r'xvfodni .7(j«r*(w>,-, /i lui'nn doKti,
Tunri, Ttt fitiif, TU ytC(fa rf^ r^yi^ias^
tau joy MtUeyffoy xSrt fiaia toy T^hipoy
ans doob Auomehten, wel<^e in keiner Weiie in ErfOllung gehen. Liest
tuan die Erklärung von i tv^ bei Bekk. Anecdot. 64, 26 Tct ytOfta r|MtjrfN^iaff,
0(01' TO xv(tituTnia xai ctvfyoyju at'ti]»', so wird man nicht ohne weiteres die
Worte als blosse Apposition der vorausgehenden fiiasen dürfen, sondern als
etwas Anderes und Neues: Der Bau, die Fügung, das feste Gerüste, die o/;fo-
yofiia, welche das ganze Gebäude zusammenb<, wie die Sehnen den Körperl
Eine PiUfnng dieees wichtigsten Teilea der TVagoedie stellt er demnach in
Auffiioht und bietet nun die folgenden Stücke an, die vielleicht auch von dieser
Seite nicht ganz unbedenklich waren! Von dieser wichtigsten Frage im Fol-
gendon keine Spur, so wenig wie von dem /;^o»'. Ebensowenig auch nur die
geringste Spur von der Frage trilogischcr Komposition, die doch bei Aeschylus
angezeigt gewesen wire.*) Nicht eine Silbe von diesen widitigen Grnndintgen
aber die Tragoedie!
D«r Grund dafür kann kein anderer, sein, al« der, daas so diilBoile Er*
Örteningen weit über Geschmack und Urteil der grossen Masse binaiugegangen
wären. Wir können uns vom Stande dersolben nach diesen Sceneti des nyvjy
einen recht lebeudigeu Begnfi' machen. Ueberuiatisige Zumutungen werden an
die Auffassungskraft der Zuhörer nicht gestellt. Mag der eine oder der andere
der EinfUle audi »idit sur vollen Wirkung gekommen esin — aber der
komische Zuschnitt des Garnen war doch, sollte man meinen, dem Urteilsver-
mögen der Masse konform. So konnten z. B. die noÄvffiwkrfra tnr, 1470 ff.
sicher bei der Mdiizalil der Zuhörer auf ein sofurtigfs. volles Erfassen
rechnen. Auch die Kritik der Prologe des Aeschyius sowohl, wie besonders
der des Euripides stellte su hohe Anforderungen durchaus nicht Was nun
aber die fitl^ betrifft, so dttrfte als der bemerkenswwteste Umstand hervor^
gehoben werden, daas in eine eigentliche Kritik derselben gar nidit eingetreten
') Welckor, Aescb.vli'iacLt.' Triloff. p. 5J<i .... Dann int auch für den komiächi'n Zweck <1:li
Einz^'ln»^ unii Klein«' in Sueben <ifr Kunnt gecigni'ter. F.ntiM-hHiiliing g>'ht daher zuletzt auf ein
Abwiegen einzelner Verse hinau.i. Die Frajfen über Anlutre und Plan waren nicht leichtf>i»stich geaU({,
um *i>it>lend bebMulelt m werden. Uoiirigena war xu fiirchten, dim nur wenige auch waren, wel«:he
Enift und Kcantniie genag beniMa, uui den KuuakpliB und die Idee einer aeidkyleieelieii THlogte am-
«innaeiL*
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wird, sondern hier Parodie gegen BwTodie stellt. Zu hoch war also nach
unserem Uiieil der weitaus überwiegende Teil der fily-eudcn Komposition
nicht gegriffen, immerbin aber doch hoch genug, dass der Diciitur iür steine
Arbeit eine Entachnldigang in den oben erklärten Worten für angebracht
hieltw Damit ist ntin aber ein widitiger und sngldch auch dnigermaMen
sicherer Anhaltspunkt gewonnen für den Grad des aeethetischen Bildungs-
niveaus, auf welchem befindlich der Dichter seine Zuhörer uns hier vorführt.
Denn der aus der Entschuldigung, wie aiia dem Zuschnitt und der so ge-
schickt berechneten Anpassung <les ao gefahrlichen Stoffes an die Fassungs-
kraft der grossen Masse sich ergebende SchluBS dürfte doch der sein, dass
der Diehtsr den gsistagen und aasthetischmi Bildungsstand dieser Masse nicht
aUsn hoch gewwtet hat Hinwiederuin war er aber himmelweit you dem
Gedanken entfernt, welchen man ihm in neuerer Zeit imputiert hat, in diesem
läppischen, täppischen Dionjsos uns den Repräsentanten des attischen Theater*
publikuius vorzuführen.
Als ein weiteres besonders starkes und unwiderlegliches Argument fQr die
Annahme einer hohen Stufe litterarischor Bildung bei der Masse werden
die bei allen Komikern ims aiifstosw^ndcn Parodien angeführt. So bemerkt
zuletzt Biirckhardt, Giu-rh, Kulturgesch. III p. 223, das erste Ar^Timent,
das wir bisher zu wuierlegon suchten, verbindend mit dem zweiten, dem wir
uns jetst anwenden : aHier möge auch die Frage Aber die seenndftre fort-'
dauernde Kunde von den Tragoedien gestreift werden. Da sich nftmlieh
der Athener yon den übrigen IlellMUin mit dadurch unterschied, dass er Tra-
{Tiker recitieren konnte, iiiid d;i or poetische wie musikalische Eiazeliihoiten
sowohl als die Hüilci- der einzelnen Charaktpre und die Erinnerung an das
Ganze im Gedäcbtniss iesthtelt, inuss eine solche neben der Aufführung be*
stehende Kunde mit Notwendigkeit vorausgesetst werden; der stlrkste Beweis
des Faktums an sich liegt aber darin, daas das beständige Anspielen auf die
Tragoedie, wie es die aristophanische Komoedie hat, sonst nicht denkbar wäre.
Wir werdeti also eine Starke Publicität durch litterariachen Vertrieb ansn-
nehmen haben."
Indem wir uns imii zur Widerlegung «iiese» Kritenuuis anschicken, sei
es ans gestattet, anzuknüpfen an ein sehr bezeichnendes und die Sache grell
beleuehtendes Wort des Diphilus II p. 565 fr. 73 K.
Zum Beweis, dass Euripides nicht scblecht zu sprechen wäre auf die
Parasiten, citiert B angeblich die Worte des Dichters:
Abb. d. I. a. d. k. Ak. d. Wiw. XXII. Bd. 1. Abth. 9
Üigilizeü by CjüO<^k
66
,(''r/o yi'i), ooiu ff' jitui' xtXTi;in'yus (fr. 187, 1
ufj Tovf.a/itßnii- liJti» üavußu'tMV'i tytcfti,
(ilotro, yioTov }t t, :i(n* cIü naxffttv tvyjmv*
D» fUlt ihm A in die Rede:
Und die Antwort des Braten lentet: . ^.
ov ya(> TO tt^äfttt, rov vovv üxonovfte&a.
Ffir den gronen Brnditeil dee Volkee, den wir hier im Auge heboii
müssen wir dieeea Wort zum AaBgangapunkt uiuerer Darlegung nehmen ; denn
ea ist vor AVi htigkoit, zunächst (liiriiber ins Klare zu kommen, wie so feine
Speisen deui Gaumen dea<;elbtvn schmackhaft pemacht werden konnten. Wir ver-
meiden also aus guten Gründen den Ausweg, das» wir dem Dichter die Absicht
unterschieben, er habe mit den Parodien nur auf den gebildeten Teil seined
Anditoriums wirken wollen, weil dieaer der tonangebende war. Dee wftre denn
doch ein nioht ao ganz ung^hrHchea Experiment geweaeo, vor allem abar
nnvernnbar mit dem Geist und der Tendenz der ganzen Dichtui^piart» Fanen
wir nun einmal zunächst ins Auge die parodistische Behandlung gewisser
Aktionen in der Tragoedio. Da bedurfte es doch auch nicht für den Mann
aus dem Volke eines ¥^nkes mit dem Zaunpfahl, dass er hier das komische
Zerrbild einer von ihm einmal kurs vorher oder anch frOher gaachauten tragi-
aohen Scene vor aicL batte, besonders wenn die letatere aainerxeit mit der
nötigen Verve und dem nötigen Pathos gespielt worden war. So wenn Telephus
in dpm gleichnamigen Stücke des Euri])i(lt s in seiner höchsten Not durch das
Ergreiten des kleinen Orestes sich rettete — also eine Aktion im Brennpunkt der
Handlang. Die kam doch anch dem einfachsten Manne sofort anm vollen Be-
wnaataein, wenn er in den Achamem sah, wie Dikaeopolia dasselbe Manöver aus-
führte mit — dem Kohlenkorbe 327 flf. und nun auch noch ausserdem in Ton und
Haltung das tragische Pathos imitierte: ru utyuKa v.iunuv^n t/J,; TQaywih'a^^
bemerken die Scholien dazu mit Recht! Und das bec^rifT der or^io Atliener
so gut wie der letzte, zumal sie ja Alle seit Jahren Hozu.sugen eingeschult
waren aaf diaae Spezialitftt der Komoedie. Wie viele ^rayrwifioui; waren nun
Bchon aeit Jahren an Ang und Ohr der gespannt aufhorchenden Masse vorftber-
gegangen! Die charakteristiachen Momente derselben sind die stürmischen
inquisitorischen Fragen und das schliessliche Ausmünden in ein pathetisches
Uebermass von Fr^udon oder Loiden. Eino r't'(ty rv'tijnu^ komischen Stils be-
gegnete also vertrauten Vorstellungen und konnte demnach auf sofortiges volles
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Yerstftndnus reohnem. So dflrfie kanin irgend einer der auf diese Weise vor«
bereiteten und geschulten Athener rlie parodistiachp Pointe übersehen haben in
der ih'ayyw(_ji(i(^, die sich zwischen ch'n beiden Sklaven abspielt Kan. 738 ff.,
welche den Neut^ren vollständig entgangen zu sein ächemt. Gewiss — »ie ist
volkt&ndig aach dem ZnBcliiiitt dar tragischen, wann auch natürlich kQraw,
gtataltet «Zwei wshfina Seelen finden eidL* Man achte besondere auf die
Sohlusswoirte dee Xanthias Y. 754
(') 'I^iilr!* "./.i<)).hn\ i'iijirf'/J not t?)i' ^e^tay^
ein allerdings kurzer Freudenerguss, weil die Umstände einen längeren nicht
erlauben V. 756 ff.
Wenn wir nna nun von den Aktionen abwenden und m den Wort-
p arodien übergehen, so müssen zunächst von den manchmal ganz isoliert
stehenden oder auch in Vcrlündung mit andern auftretenden Einzelversen die-
jenigen Parodien seschicdcn werden, welche grossere oder kleinere Scenen
der Tragoedien parodistisch persiüierten. Auch diese konnten auf ein volles
Vontlndai« bei der breiten Haeie treffian, insbesondere wenn die Tragoedien
in nicht aUan weitem aeitUchen Abatand von den Komoedien lagWL So konnten
z. B. alle diejenigen, welche im Jahre 412 der Aufführung der Helena und
der Andromeda des Euripides beigewohnt hatten, s(;hr wohl und sofort die
einzigartigen und grossstil »sehen Parodien der gleich im folgenden Jahre auf-
geführten Thesmophoriazusen verstehen und bejubeln!
Wir mflasen femer auch ao dem durch die Intenritftt der Bflhnen>
Wirkung vorbermteten Yerstladniae festhalten bei gewissen Einseiversen und
Einzelworten. Zu den ersten kann man gewisse »oXt'«9(>L'il7ra f.n>; rechnen,
welclie i;leicli bei der ersten Aufführung aufi^efallen und Beifall oder Miss-
fallen erregt hatten, wie /.. 1!. die Han. 1470 ff. angeführten. So kann man
sich auch sehr gut denken, dasä, wenn z. Ii. in dm Mynnidonen des Aeschylus
der Ruf des AchiUeos (fr. 140 N') irgendwie gross gespielt worden war
^niMy ZitJuuv Je»,
es auch für die grosse Masse der Zuschauer bei entqvechendem Spiel aidit
allsu schwer gewesen ist, die Parodie in Av. 1420
7ir«(KVK 7nt(füiy äel
ganz gut herausatthören.
Das Volk, die Masse, stellt nun die Frage Jto^tr hrl rmhtt nicht —
daan hat es im Theater selbst, wo ja im raschen Spiel die Parodien an seinem
Ohr vorüberrauschen, auch gar keine Zeit, und ferner ist doch, wie bereits oben
bemerkt S. 62, das Veratändnias auch nicht um eines Haares Breite gefördert»
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68
wenn der Mann aus dem Volke weiss, das stammt aus dem Telei)lms, das aus
dem Hippolytus. Ja — rAr rovr axorioiniff>a — das ist die Hauptsache. Aber
für das Erkennen der Parodie als solcher, dafür sorgte bei der nicht lesenden
und nidit «tudterandeii Mmm du Obr. An diem schlug Ja dettüich veis
nebmbar ein ganz anderer, acharf mit dem Ton der Komoedie Überhaupt und
der nAcbsten in anderer Form sitli ^'cbrnilen ümi^eTning kontrastierender Stil,
imd wenn man sich dazu noch denkt. <hiss (^it'^e Dissoniiii/. Jiireli S[iicl und
Gegenspiel dor kotniscben Artetue noch besonders scharf herausgearbeitet
wurde, dann hat man auch nicht das mindeste Recht, das häuüge Vorkommen
dieiar Parodien, als dln nntaüglidieB Kriterimn filr die Verbreitung einer dorch
Leeen gewonnenen hohen litterarieehen Bildung bei der gramen Mawe des
Volkes anzunehmen.
Freilicli iille Funken werden ntclit in gleiche)' Weise gezündet haben.
Das verschlai^^t aber auch niclit das geringste, wenn bei dem Gros des Publi-
kums die eine oder die andre Gabe unter den Tisch fiel. Aristophanes war
litterariaeb zu sehr interessiert und au verbinen gegen Euripides, Lyriker und
Muaiker, die nicht nach seinem Geschmack waren, um nur solche blitaartig
einschlagenden Parodien zu bringen. Hatto er ein i{>Hau>¥ glftcklich ausfindig
gemacht, das seine eigene Kritik Hiegreich bestanden, ilnnn Wiir das Bedenken
gegen die Durchschlagskraft bei der breiten Masse sicherHch nicht mächtig
genug, um zu unterdrücken. Ganz ging dasselbe bei einem anderen Teil
des Publikums ja doch nicht verloren»')
Wenn wir uns nun die Frage beantworten, in welchem Verhftltniss
ungefähr dieser litterarisch weniger gebildete Teil an den Ge-
bildeten stand und wie er masigebend etwa auf die poetische Gestaltung
von Tra»Toedie und Komoedip f^inwirkf.*», so wollen wir aun&chst an eine
klassisclio .Stelle aus dein Alrciluni anknüpfen.
Diüii^'äius von iiaiikaniiiss spricht eich über die glückliche Wahl des
gemischten Stiles durch Demosthenes Kap. 15 seiner Schrift über Dem. ed.
Usener et Radennacher p. 160 also ans: »In einer Volksversammlung oder Ge-
richtssitzung oder sonstigen Vereinigung, wo gemeinverst&ndliche Rsden
M Da in einem «luliMU Zii«nmirii-ii}mti|4 iimlre Sfit'»ii Jor ParotliciitViiiru l^cleiuh(«t werden solleo,
»<i i''i Iti'T nur «iitr.in eriiiucrt, <iM*,i. wie Lt'kiinn(, <lto riiilolo^fii von Aloxuudriu mit den rticluii Uittdn
ihrar Bibliotiiak vwlfiwh nicht in dar l^ga wftran, dt« Stücke, welchen die parodierten Vene entatMnmten,
in einer Alle Zweifel HnHcUieMenden WeiM nnrbzuweiiien. Wenn nun aber dem Dicliter Arieto-
phanp.'^ >A\<>t \Vrweih-elmi<»eii |in»<i<-rpii könnt-n . wi<- <lio, um wrlrhcn iiii» <\\r !S<jliolien in ff>l'.T iiiul
ai'üdikti.ii'Ler Weio» lit»ri< lit<jii zu The*m'Ji»h. ii (tf. äopU. fr. UN- iiud Ariütupb. fr. 3Ue> K.) and Kau. WJl,
ao wird iiiiui i>:\xT thiiii, im lSt'ir>'S° der litlereriachen Bildung de> Volkea bedeutend modilieierten
und herabgeatiininten An»icbteD zu haldigen.
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69
«fordert werden, sind weder alle redegewandt und feingebildet uml im Besits
von Thukydides' Geist, noch alle unbedeutend nnd oluie Verständniss für den
Ban schiiner Reden, sondern da sind Bauern, Seevolk, Handwerker (cf. Xen.
Mem. Iii, 7, 5 £); ihren Beifall erwirbt man durch einfacheren, gewöhnlicheren
Awdnick; denn adiarf nnd fein DurcbdacliteB nnd Fremdartiges nnd Allee, was
me m börem nnd an eprechan nicht gttwohnt nnd, sdiafft ihnen Unlust (dagegnn
oben S. 18 u. 21 Anni. ^); und wenn eine besonders widerwärtige Speise und
ebcnsiolches Getrfitike den Magen beleidigt, so bereiten jene Dingo den Ohren
Vordruss. Zu denjenigen dagegen, welche an Wirken im Staat und auf dem
Marke gewöhnt sind und eine umia!»»endü l>ildung durcbgemacht haben, kann
man nioht reden, wie ni jenen andern. Die letzteren eind swar den
ereteren gegenüber eehr in der MindersaLl, wie jeder weies,
dürfen aber darum doch nicht unberücksichtigt bleiben.') Eine
Rede nun, die auf die Minderheit der Gebildeten bereclmet ist, wird auf die
gewohnliche und ungebildet<i Menge keinen übflrzougenden Eindruck roaclien.
Was aber der Masse der Unbedeutenden gefallen will, wird von den Fein-
nnnigwen verachtet werden. Degegra wird eine Red^ welche auf die beiden
E:KtreiDQe dea Anditorinme an wirken sucht, daa Ziel weniger verfehlen, nnd
das ist die aus beiden Stilgattungen (der Hoheit de« Thukydides und der
Schlichtheit des T-ysias) gemischte" ff f. Will». Sohmid, der Atticismus p. IH).
Aber was ist bloss zahlenmä.ssig betrachtet das Publikuui einer Voik»-
versammlung oder eines Gerichtshofes gegenüber den Tausenden eines vollen
Theaters, gegenüber den S'^nat tfia/tfuaeiatoi, um mit Eupolis an sprechen?
(fr. 286 Ka)') Vie mQssen wst da die Untarschiede in Neigungen, Anschauungen,
in ^Idni^ and Oeschmadc hervorgetreten sein! Und diesem so vielfach und
noch ganz anders wie in einer Volksversammlung gemischten Publikuui, diesem
Publikum, das sich uusser aus Bürgern und Metoeken auch aus Frauen und
Wdi für ai¥ tmus iiäaovt oi totoitoi *räi> hig»r, näHo» ii xoüoofpr inttronf ftigoe,
Htu Torro ani*l< Sp^t.
'I Gut iKiii in. iiu , \VN,, Ti^ /um crüteti Male wird von I! ii rrkhiir<l t, (iriecli. Kultur^. III p. 210,
Jer Kitifliiw de» 'l'heatergebiinilfs iiml d(»r «Juriu «UUtliadendeii MassenverKaiiiniliing auf clit> rljanikt«--
rUtisoLe Gvstultung dci DiaoUH herrorgefaoben. .DieGrfiMe £e»i-r lUumc. Jie nun auch tonst tu Fostvn
and TolkiT«niUDniliii]geii u. a. w. in Anapnich genammeo wurden and <lie td» Ma«wt«b Sit die freie
BevOllreTang einer Stadt galten, wurde non aW ineofern verbttaguMvoU, ale lie nur mit einer Art von
Citil vertriiglirli war. Aus der Bcilintfunn, einer •.'iinzeii lii-vulkeruii«^ tlionoti zu miissfn. kam
ilo» Dr.inia nicht Divhr lierau«, es verblieb dil/u verurteilt, dio riL"ii>{e Anfrele^^inlir-it i>iuer ünlchen y.u
e«in." Al?<j filr da« fi-iiiere I.iist~^itie| i. H., welches kleine und intime lä.iiim»' unil einen AusachuHa (fei.-tift
Aiuerwfthlter verUn^, waren dieee Bieeentlneater nicht geschatten, uad «u erldftrt e» »ich eehr eiiifacb,
daw du griecUaebe Lmtapiel Ober die Typenkomoedie, die (ich freilich nuch «pftter noch nntar ganz
ander« jjearteten Verliültniitsen hiilt. nicht hiuau'gekommeu i»t. Cf. Körfiiii,', <l<'-ib. <l('ii TheutiT^ I
p. Id'L, So nütl guwi»>«ru)A««eu auch Utkfür da« abeu l'J citierte U tut de» Ari«tuUii«> eine JurcLaus
»tieblinltiife und aiureichende Erklftmiiig.
70
Kindern, aus Sklaven und Fremden (cf. Albert Müller, B. A. p. 289 ff.) zn-
«aniTnpn«ptzt. wird die Götter«peisR der Aeschvleisclien uml Sn^hokleisclien
Tragoedie gereicht, ein litterarisches Produkt, in dem wir wenigstens auch
nicht die geringste Spur eines gemischten Stiles arx erkennen vermögen,
«ondern Alles von Anfang bis su Ende gestimmt auf die Grandmelodia des
Ungewöhnlichen, des Hohen, des Erhabenen, weit hinausgehoben aus der Sphftre
des Alltäglichen und Vertrauten! Ist das nicht Caviar für das Volk? für die
grosse Masse? Die konventionelle Anschauung wird eine? solche Fragestellung
oder auch nur eine halbwegs bejahende Antwort perhorrescieren. Und doch
kann diese Frage und ihre Beantwortung im Interesse einer richtigen An-
schaanng nicht leicht umgangen werden.
Die Prüfung aller in Frage kommender Momente, die swingende Gewalt
der Analogien auf mehr oder minder verwandten Gebieten des geistigen
Schaffens und Erfassens verbürgt uns wohl die unumstnasliche Wahrheit des
Satzes, da^ die Auserwählten ihres Volkes, die grossen tragischen Meister
Aeechyluä, äuphoklea und in gnwiasem Sinne und esat reeht Eoriindes nicht
zu dem Volke herabstiegen, sondern dasselbe zu sich hinanfiraziehen ver-
suchen, sie kommen von oben und rufen das Volk nach oben. Und diesem
Gniudsiit/ sind sie alle /ii^t-seliworen, bleiben sie alle treu, audi Euiipides,
wenn auch ganz in seiner Weise!
Und wenn man diese erhabenen Schöpfungen im Ganzen oder auch
«meine grosse Qestalten denelben fttr mdi betnuditet auf sieh nirken
lisst, 00 muss und kann das Urteil nicht anders lauten, als ds» das Volk, in
dessen Dieust sie sich stellten, ein geistig hodurtehendes, für das Grosse und
Krhabene ompfängliches und dankbares war; denn nur so lässt sich die be-
geisterte und leidenüchaftliche Teihuilnne der ganzen Bürgerschaft für die
edelsten .Schöpfungen des Geistes erklurcn, vun denen uns berichtet wird.
Aber Rflcksehlflne aus denselben nicht bloss auf Geschmack und
Urteil (ef. oben S. 41 ff.) der grossen Masse, sondern audi auf deren littera»
rischen Bildungsstand sind bedenklich und nicht minder gefahrlich als
diejenigen, welche man etwa aus den Dramen un«icrer Meister Goethe und
Schiller, denen doch schon die Huchdrnckerkunst ein ganz anderes Eindringen in
die Miisse und damit eine weit grössere Publicitat verbürgte, auf den damaligen
Bildungsstand der gesamten deutschen Nation machen wflrde; denn im scharfen
Gegensata zu der von Bernhardy Griech. Littg.* U, 2 S. ISO vertretenen An-
sieht mnss unbedingt daran festgehalten werden, dass die tragisdien Dichter
der Griechen in der guten Zeit nicht zu den Massen hinabstiegen, sondern die-
selben zu sich hinaufzuziehen bemüht waren. Nur gewisse bei allen tragischen
71
Dichtern mehr oder roindur ocbarf zum Ausdruck gekommene und gepflegte
Eigentümlichkeiten berechtigen uns zu bündigen Schltisseii auf gewi.Hfte Onnid-
züge in den Anlagen des gros^n Publikums, mit denen die Oicliter reciineten.
So läsat z. B. die wunderbare Gestaltung der Sticbomythien, der pikante Reiz
der Amphiboliea verbunden mit den feinen Stichen der tragiac^en Ironie')
auf einen hellen und klaren Verstand sdiliessan, der in den Schlag auf
Schlag folgenden licden und Gegenreden Triumphe der inonschlichen Denk-
kraft erkannte und bewunderte, im sofortigen Diirc liscliauen des Dunklen und
Doppelsinnigen ein gewissea Hochgefühl über seine eigene Einsicht lebhaft
empfinden musste.
Mit diesen ans den Tragoedien aa uns sprechenden ZQgen halte man nun
andere Zeugnisse zusammen. Demoethenes, der sich niemals tum Sehmeicbler
seines Volkes erniedrigte, hat ihm doch Ol. III, 32 das schöne Zeugniss aus-
gestellt: xnt yi'vn'ai nuvTUfy vu(u hii TUTOi tu orifhH'tc. Wwv nocii einen
bedeutenden Schritt weiter m dem erliten und rechten, dem warmen Lebons-
blut der Tragoedie, fuhrt uns die gute Charakteristik bei Plutarch, welche
neben diesem chttakteristischen Zuge einer andern f&r das tragische Spiel
geradezu wesentlichen Eigenschaft im Charakter der Athoier gedenkt: praec
rei publ. ger. 799 C olw h U^rjrttitoy (seil. J^jW«*) fvxtyr^to^ tan .t(>o>'
oi>yt]r. f t*,(/ f T« t'^f r oc rrooc flfftr. utTüm' oitu)^ vnovoHV !} i^tfyaayi'u'Jfi
xf 'P ini/ictv ßni '/.üiii fiu. Sind ja doch gerade in diesen Charakteranla^'t>n der
Grund und die Vorbediugungen für die begeisterte Vorliebe und die ver-
etftndnissvolle Aufnahme dee tragischen Spieles gegeben, weldiee 9C Öutov xal
Neben dem fktost in dessen Behandlung Euripides, wenn er yon .des
Gcilankcns Blässe nicht angekränkelt" in voller Hingebung seine Bahn wandelt,
unübertroffen dasteht, ist es insbesondere das ."ftr '>«-,• der ''(jyf'i, welches im
tragibchen KonÜikt übermächtig hervorbrechend einen mü<:litigen Widerhall bei
Menschen von solcher Katur finden musste. Ab vor einigen Desennien im
Wiener Burgtheatw der Oedipua Tyrannus dsa Sophokles in musterhafter Dar-
') Üiirüber lesen wir ein ganz morkwiirili<;L'B aenthfti^chcs Verdikt in <li>in Sf.holion ui So|)1j.
OT* W4. OedipuH gprirkt «Saxcg €l toifutv .■Jatg'i;: ai toiuiiai rrrmm oiy. t'jitirtai ulr oiHtov,
»tv^ttHai ii tlot to6 ak im! Ei^iÜ^ aitorditt, i H S«^ohI^( »gis ßf^P' livfvr avrwK
Atmm figde ti tttvilaat ii ^^«rpftv. Dm irt jft ein haeiiKnitoknluch«r Standpunkt, wenn ihm die
Bcräcküii iiti<;nri;; Jii'iM-'i) in dyii'»- to wichtigen Faktors fflilerhuft und TerwnrfliHi prsclieilit. DiiroliuiH
liorethtiK« wiü uns hingegen »rm-hcintn. wenn t-ine Sfimmn nun ilciii«i_-lt"Mi I,i>(rir »iiU kr.iftif,' und
entschieden anwprirht g«g«n die collegia rhetorira der KuripideirK-lj.-ti 'i"ni^'o>jdie, wli h"- dum Volk vun
dieaen Frikchten viel tu viel zu nuchen gab. KOrzer uml bener kiuin uuin diwa Fehler nicht treffen,
•b mit dam klMrivdiea Aiudnwk, w«ldi«ii «ir im BeboL M Trokd. 6Sft leten: «Mia^'oerw tk t& v^^/ia
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72
atellaiig vorgeführt wurde, da wuren die berafeiutea und angesehenstaii Kritiker,
soweit auch sonst iliiii IMeimmgen auseinandergingen, über den einen Punkt
einig: dass eine üuiche Gestaltung der Leidenschaft nach Sophokles nicht mehr
geschaffen, eine solche Sprache der Leidenschaft nach Sophokles nicht mehr
gehört worden sei. Und richtig: nach dieeer Seite steht der wxolos Sophokles
einng und unübertroffen da. Und am höchsten in unserem Stücke. Daaa eine
so gewaltig erregte Scene wie die Teiresiascene noch übertroffen werden könnte
durch die folüfende. wo der Sturm noch ganz anders «nd noch wilder braust,
sollte man nicht iür möglich halten. Und doch iöt aie dem Dichter m unver-
gleichlicher Weise gelungen. Also besass und übte der grosse Tragiker diejenige
Tirtnoee Nacfaahmungt« und Gestaltungskraft, auf wdlehe Aristoteles in seinffir
Poetik capv XVII 1456* 30 £ einen so hohm Vert legt.
Mit bewnsster Absicht verzichten wir hier auf tlie Anführung der
trivialen Tlieateranokdoten, welche bei der Behandlung unseres Gegenstandes
in der Regel zar Beleuchtung des ein«i oder andern Zuges im Charakter des
grossen athenischen PubUknnw angefahrt werden; denn ahgesehm von der
heiklen Frage der Zuverlässigkeit verlieren sie sich zu sehr ins Einzelne und
bieten auch an «ich dtii bereits hervnrgeliobenen grossen Zügt^n gegenüber viel
zu wenig. Lohnender dürfte &a viehiiehr äem, einmal in dietieui Zuäämmenhang
einigen Aeusserungeu des Aristoteles in der Poetik näher zu treten und sie
mit aller Vorsiebt ffir unsere Frage auszonfltxen. Selbst wenn die mannig-
faltigen Stimmen, die heute aus den Eomoedien des Aristophanes und ans den
Bruchstücken der andern Komiker vernehmlich zu uns sprechen, schweigen
würden,') einen Zug dürfen wir als in allen Hegtonen dieses lebhaften, reg-
samen, aber auch am Alten rasch übersättigten Volke« als im hohen Grade
vorbanden annehmen. Das ist der Zug nach Abwechselung und Neuheit, nach
Originalität auch auf diesem Gebiete, wie er festgelegt ist dnrch Aristoteles
in iler l'oet. cap. 24 1495'* 31 ro yag oftoioy rttxv nUi^oöy txmjtiuv noul zag
Wenn schou an sich der ^fangel an Abwechselung die Tragoi^ilie in
Nachteil setzte gegen das hier weniger gebundene und freier sich bewegende
') Den MbSifttes Auidnick hat der Raf nach Neuheit and Originalititt nelhndeo in den Worten
dca Kanikcta Antiphan« II p. 2i fr. SO X.
tr temrvr iyx"'$1l**t toifi^^ ^,
er, anch Thnkrd. 1, 71.
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4
73
Epos,') so mimten inebeeonder« die Nachfolger der gronea tregknhen Tria«,
durch wflclie doch auch gc hon mannigfaltige Formen in Anwendung gebracht
unil d;idur("li iiuch mit der Zeit verbraucht wordfin waron, sich dit^sem Ruf
nach Nt'ulieit und Originalitiit gegenüber in besonders misslicher Lage liefindeu
und darum kühn dem Publikum zu Liebe neue Bahnen beschreiten. Das haben
«ie denn Mich mit mehr odw minder Glflck Termdit Knr bei einer Form
begegneten «ie, wie es eoheint, der geechloeeenen Oppoiition des an die von
Aeschylus inul beRondere von Sophoklee festgefügte F(Hrm der Tragoedie ge-
wdhnten Volkes.
Wenn Aristoteles dreimal warnend seine Sthnme erhebt gegen die epos-
ähnhche, allzu stoffreiche Tragoedie Poet. 1 14Ü 12 ff,, 1455'' 15, 1456' 10 ff.,
10 haben wir es ächer nnt einem Abwege zu thun, weldien dieee Epigonen
einecblogen. .Da man immer wieder auf die schon oft behandelten Mythen
snrückkam, bei denen die tragisch wirksamen Erfindungen bereits vorweg-
genommen waren, sn es nahe, das Interes.si' des Put>likunis. das man durch
Aiifdeckunsi; neuer Saiten des bekannten Mythos nicht mehr zu fesseln wusste,
wenigstens durch die Fülle und Mannigfaltigkeit der Begebenheiten, durch die
ein Drama gleichsam ein ganaee Ejkm enohöpfen eoUte, wach sn erhalten,
zomal die ehemale beliebte trilogiiohe Auaeinanderlegmig eines Mythos in drei
selbstftndige nnd doch verbundene Dramen Iftngst ausser Oebranch gekommen
war."*)
Aber damit hatten die Dichter kein besonderes Glück auf dem Theater:
if ixjiijixovair — sagt Aristoteles 1456* Ib ff. — xaxvüi dyturii^ttrTm, i.in. xul
*j4ya9toy ^ntotp Iv rovnu uunu. Hat irgendwie das grosse Publikum bei der
entaehMdenden Benrteilmig mitgeeprochen, eo ist ihm noch niemals ein glftnsen-
derea Zeugntv ausgestellt worden, als es mit diesen Worten geschieht^
^) «ü«w toi'*' ix** i^Oiit (ÜM £{H>») ti( fUjoAoaQbtttw Hoi to nitaßikklitr lör ixoivna Koi
i»«t««jlta9r ir«ift»t( Poet. 1. ).
*) Valilen, H<>itiiipe zu Ari-ilfitele» Poetik II p. 111. Unter die»em G<-i<ii.lit.-sjioiikt erklärt
mid bej^nnfl »ich auch »«br wolil diu> Zurück Kri.Mfeii auf liistorimbe f^toffe in «jjätfrtT Zeit, worüber
0. Ribbpck Kheiu. Ifw. 80 p. 116^161 g«lund<-lt.
*) Wie tarn «niit ancli iminer von den Aristoteliacheu Anncbten aber die T»gf)«die denken
oad urt«i)eti maff, «in« Stimme Milte et eigentlieli doch nmr geben dber die in cap. 7 a. 6 ni«denreie|rten
Erftrteriiiij^eii über das Si.ov U!; ! ." . Dua ist di« grmjste ErobTurji: , die in ib'r 'infik. n A- 'ik je ffe-
nuuht worden i»t. Wer sivli < »o recht da.t 'V xal öknr an «em Bau ein»>r .>«]iliiikii:iiM lu ii Tragoedie
iMt aufquellra iMiten. an eitietn Kmu, an* dem kaum da« kleinyle .Steinrhen obne 8< bitdigung des (mn/eii
beimiafienonimen werden kann, und daneben auch fähig iet mm iUickacbluH auf die Ueutetikrafl, w«lcbe
dieee Üehat* VoUendnng geecbaffini. der wird rieh inniir und bendidi frenen, wenn die AlenodTinieeiicii
Kritiker nach die.ser Seite ein Paktiere» nicht /uliesnen, die Linien vielmehr scharf z/.ij^en - - nnd jede
Abweiebung ron ihr al« einen Pebler und eine .■iihido goi;cu die einmiU fur iJle Zeiten kuiiunisierte Form
bezeichneten. Durum kann das Urteil über die riioenilinin dflS Ellri|lidetf 8chol. «mL Schwarte I, p. S49
Abb. d. L Cl. d. k. Ak. d. Wiek XXII. Bd. I. Abtb. 10
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Hingegen fanden dieselben Dichter') Gnade in den Angen des Publi-
kmns mit einer ganz amlern und neuen Gestaltung der Tragoedie, welche
allnrtlings nicht mehr nuf .ler von Aristoteles geforderten Höhe stand, dip uns
aber einen hochinteressanten Emblick, wenn auch nicht in den litterariscü-
aesthetischen Bildungsstand, so doch in den sittlichen Geist und die sitt-
lichen Anechaanngen dee Gesamtpnblikatne geetattet> welche daeeelbe ine
Theater mitbrachte. Wir dürfen dieee Seite um so unbedenklicher in unser
Thema liereinziehen, als wir daraus mit voller Klarheit erkennen, daes bei
dif»s<^m Purilikum >li'' litt(Tariw';h-;ip<?»hf>tische Instanz nicht immer die einzige
und Aubhclilag ^^eluMidc war, sondern dass in dieser Voiktüseele noch ein ganz
anderes Gefühl lebendig war, das mächtig nach Befriedigung rief und für die-
selbe seine Dankbarkeit beseugte. Wenn dime Dichter auch kein Glflck hatten
bei dena Publikum mit ihren von Stoif überladenen Tragoedien, so kamen sie
doch bei ihren Peripetien und einfachen Handlungen zum Ziel und zwar in
geradezu wundorbarfr Wfisp, wenn sie dem Verlangen r\m Publikums llech-
nung trugen. Das geschieht, wenn in ihren Stücken der Kluge, aber Böse ge-
täuscht wird wie Sisypbus und wenn der Tapfere, aber Ungerechte unterliegt
Da ist eine leidvolie Handlung vorhanden, welche sugleich das Gerechtigkeits-
gefühl befriedigt Das scheint der Sinn der schwierigen Worte bei Aristoteles
Poet. 1456* 19 ff.-) Das ist eine ganz andere Tragoedienform, als diejenige,
wie sie von dem Philosophen Kap. 13 bestimmt \»t. eine Fr>nn . die ein sehr
weiter Abstand von der ersteren trennt. Von allen Erklaiüni der Schrift ist
ihr Vahlen so ziemlich allein gerecht geworden Beiträge H p. 116: Jener
UmstuTS eines mit gerätigen VorsQgen (ao^) und sittlicher Tacfatigkeit (dy-'
if^tios Kap. 15) ausgerüsteten Mannes erscheint darum nicht als unverdienti
weil jenen Eigenschaften Bosheit und Ungerechtigkeit beigesellt sind. .Aristoteles
hatte (Knp. LS) bei der von ihm als die tragisch wirknaniste a««'f^e7;cichncff'n
Kompositionsform eine afta(ffta, und zwar eine folgenschwere, als Motiv des
aber den ritükdi Gntm hereinbrachenden Ungemachs gefordert, allein wir
rü Aijntti't intt ft'tv inK iiürfrixati oyfnt tf^rt »W xai .7aoa.7/i;or#j;i<irfXoV ' i] rr fi.TÖ itTtv irtytior'Avzty^vt^
iftiayttvoa iu:n<K "»'ä *Viri dtitinutui. Kai (ö) r.nirt-Tf^vrio; JL'ifrfi><r}% t>t*(Vi-üv ffft^a Taoaj'iVf rai. o ^.li :ir}ot
fUt' tfi^ di"ifnj^oi' if t yaAi riiurrti (MlM«t't ;T(i<>or'j<fKi.T i«i Aiii x/k/;v iimI' ilerjenig«; bekillilpf"'», «ler *i<'li llii'llt
m dieaem hohen ätandpunkt ei|ipOrg«rung<en hat od«r in der Tragikerexege»« aberhaupt keinen hftt. Wir
«ogen (l«in gegenOber: Hoch dtM attiicbe Publikmn. wenn et foi'x«» dm Agathon diirehfkU«ii Htm.
•) UiiH« der EinfuU von Hi'iii»iu« für nio/iii<»iai il>'ii Siiijfular /n -i lirfilioii I ' Aii-
»■inamlfrjift/'.nnjt allein nuf ilrii Agiilhon zu l>czich< n, ifujUL vurfrlilt ii-t . ■•rkeriiit utiiii unu li>.h it.iiiiut.
iiAfi in »liesein Fall»' Ariiitotde« gieirh «Urauf Z. 21 omnOglicb j'e'-L'Lri'.'K"'M Imtt'- rnn dl torm rix4t,
«i*.-u(l 'AjdOwv ii4yu, aoodara nch aictieriich einer luidem veaigvr nachdrllcklicben WenUiuig li«di«D( h<e
*) Im GroiKii UDd Gwiwn folg« ich hier d«r Auflhiaiuig Vakl«na in Minen BoittSgiSB II
1». \a g. und ndit.»
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75
fanden dort, dass diese f'/fffon« in sichtlichem Abetand von der thtixin und
.^o^'^/(>lV/ entfernt blieb und liass sie eben il;irniti, wälirond sie das Ungoiiuuh
begründet, doch den Lciduiideii nicht ziiiu Hiisewicht stempelt, sondern, ihn
als einen dydito^ dvnu^yüw darstellend, unser Mitleid uuichtijr anregt" Aber
diese «weite der ersten g^^flber weniger intime und kompii/iwte Gestaltung
liegt nun einmal dem natttrlichen und einfachen Volkeempfinden nSher, und
man erkennt daraus in einer jeden Zweifel ausschliessen^t^ii Weise: die wvj^a-
ytayia \m Sinne des ^apsthetis:r!ien Behagens" wird in den Hintergrund ge-
drängt und überwaltiirt von einem andern Gefühle, das grossgezogen in der
Schule des Lebens nur zu leicht dazu kounut, der Bühne eine ähnliche Auf-
gabe ausnmuten, wie dem Tribunal. Mächtiger als die biexatiachen Stimmungen,
welche aus den Tragoedien dee Aesehylus an die Herzen der Zuechauer
schlugen, inu!$s gleich von allem Anfang an dieses Gefühl der ausgleichenden
Gerechtigkeit tyr-wesen pein, ttnd e« wind gewiss nicht die Epigonen allein ge-
wesen, welche deuitielben Keclinung trugen. Hat ja doch dieaer Koinyinsitions-
forui eine allerdings von Aristoteles verworfene aesthetische Theorie dou Priuiat
anerkannt Poei 1458*30. Sie hat den Bei&ll des grossen Stagiriten nicht
gefunden, der sich Tielmehr a. a» 0. also auespricht: «Kur die sweite Stelle
gebohrt der von manchen zum ersten Rang «rhobenen Kompositionsform,
welche, wie die Odyssee, eine Doppelkomposition und einen en(!7e<;pngesefztpn
Ausgang für die Guten und Schlechten in sich schliesst. Ihre Bevorzugung
verdankt sie der Gefühlsschwäche des Theaterpublikuius; denn die Dichter
bequemen sich hierin den Zuschauem an und trachten ihnen alles Peinliche
an eiqiaTan.* Zweifellos ist die Wirkung der ersteren Form eine grössere und
sicherlich eine nachhaltigere, nnd hier bat Euripides richtig gesehen und richtig
iresrriflFen. Aber, wenn nicht vorhanden, wiirdpn wir doch ungern diesen, bei-
nahe hatte ich gesagt, etwas nüchternen, last pro^aisclien Zug bei den athe-
nischen Zuschauern vermissen , von dem die grossen Massen des modernen
Theaterpablikums sich vielfach nicht bloss massgebend beeinflusst, sondern
vollstindig beherrscht seigen.
Diese Beobachtung lässt uns auch nicht stillschweigend vorübergehen
an eiiKTii iutoi < ssantin Kapitel der Poetik, nämlich an Kap. XXV, in welchem
die verschiedenen f.iittiii]uaTa gegen die Dichter und ihre Produkte eine um-
fassende und ausgezeichnete Darstellung gefunden haben. Aber eine eingehende
BehandluQg und Berttcksichtiguug der dort niedergelegten Urtdle verbietet die
einfache EbrwAgung, dass so ziemlich in allen nicht die Stimme des grossen
Publikums zum Ausdruck kommt, sondern die Stimmen von Kritikern, die in
ganz andern Kreisen su suchen sind. Halt machen müssen wir dagegen und
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etwas länger verweilen bei einer Instanz, die Aristoteles in seiner Rekapitula-
tion 1461'' 25 kurz in den Ausdruck w>: :i'f.<(ßtf}cl zusammengefnsst hat, worin
maa nur die sittliche Schädigung der Massen herauslesen kann.
Zunächst werden \s'ohl die mehr oder minder gefahrlichen und kühnen
Worte auä dem Zu^amtiienhang herau8gerisaen und damit direr eigentlichen
Besieluiiig nnd richtigen Beurteilung beraubt Anstoea in den eogenannteu ge-
bildeten Ereimii erregt bftben. Wir lernen heute, wenn wir aelbvfeverst&ndlich
von der Kritik der Göttergestaltungen und der des Aristophnnes absehen, als
den ersten Vertreter des frommen liildunp^philisteriums den Isokratesschüler
Kephisodor kennen, von dem uns Athen. 122'' berichtet: hT^(fiaw^u){nt^ yoOi'
o '/aoxffäjov^ ToC (ir^iofjui jiiafhjt]^ ty t(ü tfiinp jiHy .t(ju^ 'A^iOTuiiu^v i.fyfi, ort
tis &y <Äffo rdlr ttihoy ntutfrtSy xai aotptOKÜy IV ^ ^vo yoOy Ttoyti^üi (im
ritUicben Sinn) d^tjfiim .... EiH^tnittf} ts ro x^k ylmttay d/tatfioxfvat ^vm
(Hippol. €12) »ttl So(poxXtt th Iv Al^io^iv A^4vw (fr. 26
Toiai rd Tin noi v^(«V,• rt ;<ov jiue
t.iyio, ov (P ai'Ttt^ itHf.-jty ttl n<nf<n tu uh'
^tixuC tnalvn, tuC xffiiSaii'nv fy/w.
xai (i'iXa/ov (T* o uvto^ ufti (Electra 61) ut<iyn' ni'tn t\ijnu nvf xfiK^n xaxw.
Wir sehen, der Mann ist noch gnädig und beschränkt sich auf Weniges.
Gewiss sind ähnliche Stimmen schon frühpr laut geworden nnd sie
waren sicher nicht verstummt, als Aristoteles seine Poetik schrieb, in welcher
dieselben eine gründliche und mau sollte ineinea für alle 2<eiten ausreichende
Abfertigung gefunden haben. Es sind wahrhaft goldene Worte, womit in
geradezu dogmatischer Weise die Dichter gegen den Eifer und UnTeirstand
dieser Vertreter der Sittlichkeit gerechtfertigt und in Schutz genommen werden
cap. 25 1461* 15 7in>l <tt luC xaitVk: )• ttr; xa't.vi^ finrjtai riri tj n t:t {tnx i <ti ,
ov fiüruy axf.Tif'oy il^ avtu to mn{iayuH'ui' t'i^jt^nn m' /ihnoyra, tl n.iin A((l<iy
1} tpetvloy, dHa xai flg joy nfiaxxwra i] Ityoytu .i(^u^ uy fj uit mio ^ ob
Der Schritt aus diesen engeren Kreisen der Gebildeten zu den breiten
Schidatan des Volkes ist uns leicht gemacht, wenn wir gewissen Nachrichten
Glauben schenken, welche uns von einer lebhaften Lodignatioii und einer nach-
drücklichen Einsprache des ganaen Volkes gegen die in dieser Richtung an-
stö«sif!^en Worte und Vorgänge auf der athenischen Bfibne zu berichten wissen.
So wiiiisä uns Seneca zu erzählen Epist^ 115,14: nec apud Graecos tragicos
desunt, c^ui lucro iunoceutiam salutem opinionem nmtent —
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peeunia iogens gwiertt hninani bonnm,
cui non volupfas matris aut hlaiulae poteat
par esse prolis, non sacer iiieritis jiarens.
tarn dulce siquid Veneria in vultu nncat,
ni«rito ilU amorea eoatitnm aiqae hominum movei (cf. fr. Bur. 324 N^)
cnm hi noTnrimi venus in tragoedi* Euripidis proountiati «esent, totiu populus
ad eiiciendum et actorem et Carmen oomnirexit uno impeta, donec Enripid««
in medium ipee prosiluit peten>< tit (>xHpectarent viderentque, (jueiu admiratori
aori exitum pararet Dabat in illa fabula poenas ßelleropliontes.
Und Plutarch berichtet uns Amator c. 13, 4 756 C axovus- i^t J^wotr
Xfv>; (ttons i> Xtv^,) "t? yüy <i'<^tt }.6yo)
fintAttßmy «J* /^o^y (?) SUay ij'f.ht^f xw ari^oy w»- rvy ytyifanxat
Ztvs, WS i&aerat dlti^tias vnoj
Audi De andiendie . poetis 19 E böran wir von demselbein Ei^nUttie
Aber man wird Nauck nur betBtimmen können, wenn er diesen und
ähiilic}n'n Nachrichten mit berechtigtem Misstrauen begegnet und dabei auf
die lehren Fabeleien hinweist, die man später von einzelnen Stücken des Euri-
pides erzählte, ist eä duck bezeiclmeud genug, dass es nur Plutarch ist,
Plntarch, der dureh die Philoeophie f&r jede richtige AnfHasanng und Wflrdi>
gong der Poene gründlich komunpiert worden war, der one dieee Geeehichten
auftischt. Weiss uns doch derselbe auch die folgende Anekdote zu erzählen
Ibid. 33 C von j^ntisthenos: r(n >; 'A{yr,vaiov~: \'^i<n' 'hmt ßt/myTit^ iy tv) {ff{'tT{tO)
,Ti ulayjHiy tt ^ti) touji /{twtitvni^ (^o/.fi" ujt{fttji(tt.kuiy tvf^v-i „uhi^fjoy ro
y' alaxif^, xuy duxfl xüy fir^ doxd." Ueber den Wert derselben lässt die Dou-
Uette bei Stob. Flor. 82 kaum einen Zweifel: Vj&^nidi^ tiuJoxifinatr iy
Btatgtp tlntoy ä*izlaxgo» &y ftij tm^ ye j|;(»(o/<tV(tf£ cW/)". xai u fTlauoy
friv/wy avtiü ,(u Evf^idtlt ft^, ^«tlox^ TO alax^t ^^fi t*^
äoMfi' (fr. ISN«).
Aber gerade mit der Leberlieferung iu dieser Form gewinnen wir einen
Weg, uui über die Reaktion von selten des grossen Publikums klai* zu werden.
Dieselbe ist sicherlich ^cht erfolgt in dem Sinne, wie die von Plutarcb mit-
geteilte Anekdote one glauben machen könnte, sondern, wenn wir dem Stobaeus
glauben dürfen, im umgekehrten. Darnach hat das Publikum beim Anhören
dee viel getadelten Veraea aufgejubelt {(vdoxijnjaty)j und man wird am Ende
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,^'.{ivßt](jat'tay gestützt auf die oben p. 29 Antn. 1 angeführte Stelle de? Aristo-
teles auch in diesem Sinne uiaffnsscTi müssen. Das liisst sich vipI ehpr bei;iviten
uud scheint uns für diö Pbyaiogiiuui»! uitjser Mas&e, wie wir sie z. B. in den
Gerichtssälen kennen gelernt haben, viel wahrscheinlicher als das Gegenteil.
Und hierin lag die wirkli<^ nicht sn untenehfttzende Gefahr. Das
grome Pttblikum stand ateherlich nicht anf der Höbe, von der aus die in den
oben S. 76 citierten Worten des Aristotelee niedergelegte richtige Beurteilung
von Worten utnl Handlungen der atriprenden Personen \vm von »elhst siel!
ergab. Int (»egenteil solche kuhue Satze, wie die aus liippolytus ') und dem
Aeolus (fr. IS), die konnten bald sehr leicht einen gefahrlichen Kurs bekommen
im bflrgerUchen Leben und im b<icb8ten Grade Bohidlioh anf das sittliche Be-
wuastnin einwirken. Von dieser Seite betrachtet kann man sehr wohl die
drastische Polemik des Aristophanes in den Fröschen 1470 ff. geraile gegen
diese beiden Sentenzen begreifen, begreifen auch trotz der glänzenden Recht-
fertigung des Euripides, wenn ein einiaciier Bürger Hygiainon in einem Pro-
ssesse mit dem Dichter diesem den Vers aus Hippoljtus als eine Asetne ror^
rfieken kann Arist. Rbet. III, 15 1416*28.
Wenn wir nun zui- KmiKtedie iiihei';:;fhen, um aus ihren Darbietungen
einen ivückKcliluss auf den litteraruschen Btidungsstand des Theaterpublikums
zu machen, so vKre ee wohl das Kinfachste, die Diditer über ihr Publikum au
verhören; denn dieselben haben mit ihrem Urteil nicht «nröckgehalten und
lobende wie tadelnde Verdikte über das geistige Vermögen desselben abgegeben.
Es sei hier nur erinnert an Equit. 233
TO yt}(J i'/taifjoy tlt^ior
Nub. 522 Ran. 677 Krattn. fr. 323 Plate fr. 90, sowie an Vesp. 1049, Kratiu.
fr. 829 347 Alex. II p. S83 fr. 237 Telekl. fr. 4 K. erinnert. Dieselben sind aber
ohne jede Bedeutung für uns, da ihnen der Wert eines obje]<tiveii Urteils nicht
zugesprochen werden kann. Sie sind entweder 'j:air/, leere Komplimente zu Kapti-
vierung der Zuschauer gemacht wie oben S. 61 ff. oder Ausflüsse momrntaner
Stimmung oder bosser gesagt Verstimmung nach unerwarteten Misserfolgen.
>} ttewiM leigt eine wiche Au«d«atinig md Bentttnmg der Worte de» Bii^iiolytiu von der
ftllerffrOielen OberSAeUiebkeit und I>reistif;kei( , welohs Ober die Torliegende Sitmticni und daa nAcbtte
Wort nii'lit liitiau«.-<i>'lit Mii'l ilt-tii ^{unz'jn Zii^umiiu-nliiitiK' frciwillijf i«i-inij AnKi'ii vr.T«' lilifs<t. l>a> licK»"'!!«'!!
Jitsifr in der ej«!»-!! uufwalloinU'ii L.-M. nsi liaft i:i -(:.i-oi li'-ricii iiml •liinniH liiiiliiiifjlit h vfMi>.'i htfert))^l';'n
Warte (cf. in denelben Sceoe V. •>.'•<; tT.) sri/t ja []>|i)H<lvtiH m >li>' ThaAntu, und «laijuif beruht ja dt-r
gnne Bnu unierw Dnuniw. Alto «Ondigt uicht £uripid««, «oiideni dM^ublikom! Aber es aandigt.
Euripides batt« «ich nie znm Verkündigen einer tolehen Moral herabgelaMen. Sielten lie«t inikn eine
'!> %t.TniitirriL''- ^;ic!'.U<:lii.' I! ■iiHTkuni,' bi i V;ilki-!iti>'r. vd-- dii' fol'/cml.' zu V. (il'J ,l*rfit'trr<'a, uf fmiit tum
luMi«» Athi^uivutiuui, veruri lifbufrut Twgicu*, ue ipM, <juu» oUcrai, >y(.-uph»iiUe ritbulaeque fm-ciMai»
bnc aententiii tm «aepin» xbulerentur.'*
Üicjilizeü by i^OO^^k
79
Da nun. dieser Weg i^r um nicht gangbar ist, so müsaen wir schon
die Komoedien aribst und aas diesen wieder eine beatimmte Klasse derselbeii
sprechen lassen nnd aas ihren Worten und Darbietungen unsere Schiässe auf
das Publikum ziehen.
Auch die Komoedie hat die&on ii'auuaxuum Otaiai nicht iiuiiier Alltags-
kost geboten, sondern ganz abgesehen von den Pambasen, in welchen teilweise
in vollem Ernste und in ausftkhrlioher Weise gans intime Fragen der Litteratur,
spezioll der Komoedie er6rtert wct iL n, hat die gamte litterarische Bewegung der
Zfit <50 miichfif; auf die komischen Dichter einefewirkt. iLis;^ sin üllpti Ausströ-
mungen derselben nachgingen und ihre« Temienzen entHj>rechend Zerrbilder (ier-
selben dem Publikum vorführten. So Kratiu: Iv^/t/o/o/ (?) /Zt/tV/, Aristo-
p h a ne s : Nub. (Acbamer) — Theemophoriasnsen — Ran. — Gerytades — sioi^pis
— n(/oayt&p\ Ameipsias: Konnos — Sappho; Phry nichos: Konnoe — Movoai
(405 mit Ran.) — Tfayt^ci 9 dntlfv&iffoii Strattis: Kallipidea -~ Kinesias;
Piaton: y/i'yuii'h^- r nuiiiTdi — fTiutji^^ — SKftal — ^infmn'i\ Pherekrates:
k{Htiiii:iat.»i — ( heiron; Eupo Iis und /\o/.uxf^; Te 1 ekle 1 des:
(In der neueren Komoedie: Lakydeü, cf. Hirxel, Herrn. 18, 1 — IG.)
Welche Zumutungen nun von allen diesen Dichtern an das Auffassungs-
vermdgen ihres Publikums gestellt wurden, können wir nur aus den erhaltenen
Stücken des Äristoplianes beurteilen. Die andern sind uns alle verloren ge-
gangen. Den grösstfii Verlust bedeuten für nns wolil die Stücke des Phrynichns.
Dieser feine und hociiinteressante Komiker schemt sogar I)e98er als Aristophanes
das Problem im Agou gestellt zu habeu, indem er nur den Sophokles und
Euripides certieren liess.
Das Greifen and Vorfahren dieser Stücke verbürgt uns einmal die
unzweifelhafte und sichere Thatsache, das-s ein weitgehendes Interesse für
derii^lpiehen Stoffe in den weiten und weitesten Kreisen des Volkes vorhanden
gewesen sein muss ; denn der G^anke ist gleich von vornherein ausgeschlossen^
dasB bei Inangri&ahme solcher Probleme die Dichter nur die hohen und
höchsten Regionen der Gebildeten im Auge gehabt hatten. Das wäre ein ganz
unverzeihliches und sich bitter rftcbendes Vergreifen gewesen. Waren nun aber
diese Stoffe populär, so verlangten sie ferner von dem Dichter, wenn er
damit durchschlnc^enden Erfolg bei der Hasse erringen wollte, auch eine
populäre Behandlung.
Wie Aristophanes in den EVöschen sich diese Aufgabe zurecht legte und
durchf&hrte, ist teilweise bereits oben S. 52 mit Aam. 1 und 61 ff. dargelegt
worden. Es wurde ferner schon früher darauf hingewiesen, dass er so ehr-
lich war, SU gestehen, in den Wolken den richtigen Ton nicht getroffen zu
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80
haben S. 8 ff. Wir können aber aus diesen Komoedien noch eine andere wicb-
tige BooliachttjnGf r^'pwinnpn, die uns l^ekannt macht mit einfr andern Seite
dee attisolieii Volksrharakters, der wir bisher noch nicht naher gotreten wind.
Neben dem hellen und klaren Verstand, welcher im raachen Lösen der
Aufgaben, wie sie die Tragoedie stellt, Triumphe feiert (vgl. oben 8. 71 ft)^ neb«!
der EVeode an reizenden Harmlosigkeiten ^ wie sie der ganae erate Teil der
Frde^e in Hülle und Falle bietet, — gewahren \vir oincn immer und immer
und übermächtig hervorbrechenden Zug von derber Urwüchsigkeit und
unerhörter, unf^eschliffcncr. ahstossen fl er Rohheit.
Diesem Zuge hüben die Tragiker eiiiiguiasäen Ivüclmuug getragen in
ihren Satyrspieleu — aber die volle und saftige Befriedigung desselben haben
die Komiker alle, ohne Ausnahme, als ihre Domine betrachtet!
Wenn es nur wahr wftre, «ras Aristophanes dfters so laut von sidi rühmt
in den Parabaaen Nub. 536, 545 Paz. 740 oder Nub. 295 und Ban. 2
ti.iiu Ti xdiv f}u)9uTun\ w (Manora,
ty* «>*s' yfl^nciy Ol l^n'»at%'nt etc.,
d;i«s er dfin rohen Ton und den zotigen Witzen in der Komocdie ein Ende
gemacht habe. Dazu hätte er ja in den höheren Aufgaben, wie sie die Wolken
und die Frfieoha botm, rnchÜdi Gelegenheit gehabt! Damit hatte er aber
einfoch dem ausgelassenen lustig«! Spiel die Wursdn und den Boden abge-
grraben, es wäre damit einfach vernichtet gewesen. Also sind das nichtssagende
und leere Redensarten, (ui* i- aber der Geist seiner Konkurrenten muss auf diesem
Gebiete Blüten getrieben liabcn. die, wir sind so ehrlich es auszusprechen, ein
gutiger Hiiiuiiel zum Uuhine des atiiäclieu Volkscharakterij uns versagt liat.
Nach den über diese Sorte von Witzen dti Ythörtts &ti6ueyot brauchen
wir nicht lange au suchen. Das sind die Schichten des niedrigen und nied-
rigsten Volkes; denen muasten nun die Komiker alle ohne Ausnahme Kon-
zessionen machen und das haben sie gethan, Aristophanes an<di ni<^t um ein
Haar weniger, als seine Vorgänger imd Nachfolirerf
Aber das Publikum der Komoedie zeigt ein doppeltes Gericht: ein-
mal dieses i:Ixtrem, das feine Speisen nui* mit solchen Ingredienzien goutieren
konnte, ' daneben das andere dw fdneren und gebildeteren Leute, welche die
hohe Kunst des Dushters in Erfindung, Gestaltung, Durohföhrung seines Siijets
im Ganzen, wie im Einzelnen voll und ganz begreifen und würdigen konnten.
Aristoteles Politik 1342*20 hat diesen Gegensatz in Betreff der Musik scharf
1) Plato heget. S96C /Ar mfriw r« xAw aftm^lt »q/m« ^tnt^ta, x^raiiw voy ra M'ftan
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81
f»4p0g, o <po^Tt»bs ix ßavavtnar xal S^tjTwv »oi Slkuiy i movtatv
avyxtififvoi, anodortov dydiyag xai Bnugiaii xai loi^ roiomoii 7xq6<: ayanavaiv
und zeigt sich damit von einer ganz anderen Weitherzigkeit, als Piaton mit
der auBgezeichnetoD Begründung Z. 3ö notfl ffioviiv ixdorois t6 xaiu
^i6otv tSxtSw.
Eino glaiiaeade Bestfttigvng dieaer adion aas der riohtigwi Wfivdiginig
der gegebenen Verhältnisse resultierenden Ansohanung liefern die Worte des
Dichters selbit^ welche wir Eccles. 1154 lesen:
Toi^ aoifoii; ah' iiSir aotpiUv fttfivtifitvov» xffiytiy iftd.
Wenn ein der Dichter enatandloe «ne addie Sehmdnog des Gesdinuckee
echon bei dm fünf Buntem, in derra Hand die Entscheidung liegt, anaaprieht»
utn wie viel mehr iet man berechtigt» den Gesclnnack des grossen Publikums
nach den angedeuteten beiden Richtungen sich differenzieren zu lassen.*)
„Wer vieles brinst, wird manchem etwas bringen"
war auch das Motto für aie un<i ea hat vollendeten Ausdruck t^cfunden in einem
ächönen Fragment, daä unä Athenat^uä orhalteu hat X, 3, Adüdput. fr. 1330 K.
aiX mamff iftinyov yXwpvfMtß noutilriy ewaj^iuv,
SV äniji rts rovto q>ayaiy >;cd .in'iy, <&ntQ tnßf^
/aifftt ttf, xal axivaaia ft^ fii' ^ uowacijg.^
*) Wenn ck im Folflonden kaiitt
10 kuB das dazu ^ehdrige Schol. nicht mi( Rutberfortl geleNcn werden: ifti {av)fiw aiidtov rhövxoi
&a**^l fytohtw (d «Mif^a?« [ik\ nwr iifirtatr, dem ich weniifitaii rinen Ternanftigeo Sinn nicht
n «ntloeken wa«to, aondern «• niiw dsm Saia nitopnebmd gaSndert werden: hftt ait^ »polnw dji4»toe
iom^lt tfliairtto tü .toi^/tata Siä rüf !;>]•; J.tyürtiuy.
*) Droyi!«ii bat in »einer UebersetinnK der Wpapen 118! folgemle trefleude Bemerkung ge-
uukLI: .Eis ist echt attiHoh. wenn der Alt« immer weiter rai:-' iM' rr und \Vi(z>> maeht und sich 1llUld>
haben lAatt £• wOrde fruchtreich »eia, den fttUschen Volkaclmniktur «sinmnl von dieser Seite genuer
so TCffelgen nnd lieli nieht immer unter nttiaehem Witi nsd nttitnher Bildang «o etWM
Debcrfeinua nii ! wählteä vorzustellen.* Suviel man nieht, ifta« 'eis d:« alten Philologen von
Alexandria nirht uiiti;r dem Ranne diese» Vorurteil«, wenn man ihre Betiu tauti^.' .tu Nub. aUo liest:
dgi/ifa yäg xai (oi'x) dnttiit iii rij; xiixiojJmc nxio/iaata. (liin/. di**!>clbe Bil 1 iln--- > r i hen und iiiedri^n
Tones gewähren uns die Redner und in nllerenter Linie Demoathenea. Aruttophonct« «eignet nicht
fem «Ott der Wixkliehlcrii, wenn «r a^on Ton den Radaera «einer Zeit aidi dnUa ausfeilt Beel. 142
Kai ioi6uooiftai löa.^rg /«.T^.Twxdrf
Das Scbimpflexikon de» groinen Redner« iler Athener wollen wir nicht weiter iu Kuutnbuüon setzen
(cf. Frohberger ni I.ys. X, 201. Aber die .Stelle «(egou Androtieu XXII, 61 xrfnjf* «irr. «Aofc TO^Taw Aiaetor
Abb. d. I. a d. k. Ak. d. Wist. XXII. Bd. I. Abth. 11
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62
^
Diflfle in der angegebenen Weise stattgehabte BorUcksichtigung dieses
Ek'inontps des Thc!itori)nblikntv8 von •?(Mt<Mi dt-r komischt'n Diclitor üV)erliel)t
uns denii auch der Frage, ob die vox populi lu'i KrttMluti^f der Preise zur
Geltung kam; denn die Absiebt der Einwirkung iii diestüii äinne liegt ja zu
offenbar za Tage; aber fiber die Art und Weiee^ wie sie mdk Geltang ver-
scbafit, können bloM Vermatongen anfgeetellt werden. So mfinen wir denn
der bei dem wichtigen Akte der Preisverteilung axascblaggebenden Faktoren,
also '/jin»chst der Richter (xfMrat), gedenken. So weisen die bekaouten Worte
Epicharms fr. 229 Kaib.
ninw x^itcoi' yov%'uat itfhm,
noch mehr aber die wiederholten Apu&tiophen der Komiker an die Riehter,
Nab. 1115 At. 1101 Ecdee. 1164 Sopol. fr. 323 nnd Pherekrat. fr. W K. mw
an die erste und wichtigste Instanz, deren Fünfzahl für die Konioedie feststeht.
Kr ist stillr Voraussetzung', dnss die f^owiihlten Männer natürlich zu dieser
wichtigen Aufgabe vollständig befähigt waren! „Man wird irgend welciie Vor-
sorge getroffen haben — bemerkt Sauppe') — bei der Wichtigkeit, die man
auf einen solchen Sieg legte, Mtoner m Richtern au bekommen, die durch
eine etwas höhere Bildung fUr ein solches Urteil einigermassen be-
fthigt war«!.* Man wählte — nach Alb. MflUer BA. p. 369 — zum Richter-
amte geeignete Männer aus! Wir könn^'n nur wünschen, dass dif Mil LcHciIer
des Rates, denen zunäclist im Verein luit ileu Choregen die Designierung der
Richter übertragen war, immer recht glückliche Griffe gemacht haben mögen.
luorlr mw MoUtalr avi^ im tlfr rtOf«Qir tavttjr, ^ tör /th mr&r Sn mmti' Axgwtna» tfiüv hß ifl i^fV
Mlw IM» Iii towl«»r thv, miü «(NW^Kfir mufi t« &««•> ^Mj^ dt^ig*» tSr jifio&air, *4) Jie
Cft)* \'<j rt/.n'' "('Z'J* ' »VrTra , lör (»uor o*/fa -vrti T ii;?;r,-t xaxti , f^i^; TT(ir<;;; Zfi^l uns dfin
Bctlni r mit ilic«i r ScliiMeruiig »Icr IVraünlichki'it volKtuHUi^; auf der H^'ibe Je.i Kijiu<n:sii»'nloneä ;
Wir h^in'ti clupsolber Lied von ik'n Kölnern in dt'r Viilksr<>rsaii]inl«ing itfi Amioriil*'« 11,4 oli
auiblifpaDkt vlre «ia G«*etz, wie a io AMeUnei* Bede gegm Thnardn» lUacUidi 1 86 eui|^le(^
nht wohl begreiflich: ni/i' (IijtooniK «Mr ti; '-tyi; »'<■ ß'ivifj tj rr !j XoiS<int]tai »" xaxtüv iyo-
ofrtj rn'ö tj dmHQOi'ii !} /«rj/jan^n'vrwr ävrorrjxrcK; Ifyi) ifo/ tov iii) t.il lov ßt)fiaif>; ij .Ta(^axflt>>iini 'i-";/
läv i.Tintäitjy afftiutrri-i tij^ />t*f/*;oi'(i> tj ßorÄt}^ . Mvot£t:ii<ii0ar ot .tmtfAij'it tttj^tjt :rrvtij>corra finti^fttttr
Kail' iieifninr iMi'xijiiu l:iiY(idif ttr luiV xQoittti^r. Micbt weniger tebhaü »Im mu«» «s in der ßovkii nage*
l^gea fttfüi. Da» teige» una di«*e Worte nad Andoc. II, 16 1, 4S u. a. 0t In diaaen Falle •tilimert
■Ogar die bebe Tngoedi« niebt und zeichnet nach il^r WirklicLio-it. Man vgl. Soph. Aiai 108
mit AinUtr. I, K'J .Torrow, oi oxixfffi'trta Mai Liiiouxtoi- xhaioi , xioio; 6 rd/toc W IwJf ^ Hvfttt!
Cf. V\tA9 Leg. m\\> If. Rob. P^ihlmani), Au» Alt. u. Ue»?i-iiw. .S. i:>\ Atim. 2.
'J Ber. Ober die Verhandl, der kt$l. uidi«. (im. der Wiaa. zu Leipzig. PhiloL-hittor. Klasse.
TILBd. 1S8S8.4.
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Sie \verd«D'k woU Tentendep haben, wie jener Archon, der dem Sophokles
den Clior verweigerte, zweifellos auf der höchsten Höhe aestlietisrher Bililting
stautl. Scliaiie, daBS der Altmeister Kratinos bei seinem geharnisclit^u Angriff
fr. 1 5 und 1 6 K. den Namen desselben nicht verewij;t Jiat. Wollen wir also
iliren Qattlit&ten nicHt fweifeln! ItiilwhnrlroT, Bfloherwflriuer waren ae
nicht, es waren -vielmelir einfaohe fianem; den» sonst hätte ja Aristophanes
arg daneben geschossen Nnb. 1116 E, etwas ideal angehaucht, sonst kAnnte
er nicht sprechen, wie er eben aprichi Av. 11 0&
ylat xt^ f'tff',- Iii Kit' Hthi H'nriu yfav()HU)Tixai
und was der Komiker noch weiter Uli ä. m Aussiebt stellt, eröffnet eine
schöne Perspektive ! ')
Diese Mftnner, ans der Mitte der Bfirgerschafb heraas gew&hlt, hatten
nur Aber den dichterischen Wert des Stückes und die künstlerische
Vollendung der Darstellung ein Gutachten absageben, also nur ein rein
aest Ii etiscli es Urteil zu fällen. Düs hat Sauppe a. ;i. 0. S. 12 tnir Heran-
ziehuni^ von Arif^tot. Rhet. 141*V'28 selir wahrscheinlich gemacht Und das
scheint uuü uucii gauz iu der ürdnung zu sein.
Aber ihre Urteile, selbst wenn wir bei zufälliger Erhaltung der Koo-
konenzstücke sie einmal einigermassen wenigstens su kontrolieren in der Lage
waren, kfinnen nicht anter den Masastab moderner Kritik gebeugt werden.
Die Wort R des Aristoteles Poet. 1450'' IG i) ufXnnoiia fttyitfror Twv ^vofttt'
rvij' und des Xen. Mein. 111,3, 12 /; rod' (»r^r H-Tff>vutnfft c'k', Tuav
ix n](Ji)t t/Js' jiolfu}^ (aus .\then) ytyytjTftt, mihiff} u ti; Ji,/.i>r nfunüiin'uä, <»it)'titf
olloStv ov&auo&fv rovrtp iqiVfttiloj; yiyyfiut owt* fvayä(fia ir äU^ noiM
oftoMt rfi ir9afte owayerm — «eigen uns deutlich die Grenzen unseres Er-
keoinens. Die so mächtigen nnd unmittelbaren Eindrücke anf Aug und Ohr
der Richter wie der Zuhörer wirken nicht mehr auf unsere Sinne, entziehen
sieh eben dadurch iinserer modernen Beurteilung^ i^fttizlich. Aber gernd»« auf
Vortrag, Gesang, Tanz, überhaupt auf die ganze Aufführung der Chöre, uiussten
ja die Richter bei ihrem Entscheid ein Hauptaugenmerk legen. Sie waren ja
in entw Linie die Freistrttger^; das dramatische Moment des Stückes sdbst,
') I1iii);egen dürfen die Worte Nub. 521 »«'«" arniltiinw {-.i' tit^nwr ifontixCir tjiitjlh!; «vk nSini
üir nicht mit eiutim der ultea ErklUrern von den Richtern verslttndon werden. .Von l'cwiH^nreisuvrn aus
ilerii Ft'ld gt^svhla^en* kunn nur Ton seinen daraaliitun Konkurrenten Kratinoa und Aineipsia.i verüt.indi'ti
werden. Daauilf wmt »Ito sacb Kmtiaoi, welchen Ariitoptutnet knn vorher öffentlich in £quit. &2ß m>
bock flnort, bei ilm in Ungoad« gobllen, wemi «r ilnn imoh ipMer wieder genaht wurde RÜ. 857.
^ Erich Beibtt Lektiompragr. *«n SewRien«»» IBM Roetoch.
II»
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84
auf welches wir heute naturgeinfln dM HMtpljgewiobt legen müssen, konnto
da sehr loiclit etwas in den IlintcrgTnnd gedrängt werden. Wir denken ganz
modern: die liorrlicben Tragoedien und die lustigen Eomoedien; Ariatopbanea
Wir müssen also so ftlirlicli sein mit Zacher zu gestehen, Verliamll.
der 33. Philologenversammlung p. 64 — 73: „Weitaus in den meisten Ffillen sind
wir durchaus nicht im stände, uns ein einigermassen klares Bild von dem
Tortng eiim Ghoiw m moclieii. So betrflbeod dieses Beeultet ist, lo swingt
ans anenr «iaeiiaeliafaiches Gewinen, ee anssoiiMredieB; dena ee irt der deat-
sehen Philologie nicht würdig, ein unmcbereB, wenn aucli glänzendes Phantasie«
gcbilde mit dem trögerischeii Schimner wiMooichaftUch exakter Fotachnng
2U umkleiden."
Wie sich uun aber die Leistung einer Phyle in den Augen einea
Richten von derselben Phyle spiegelte, das wollen wir hier »idit «nemiklen.
Aber auf einen andern Punkt soll hier «ufmerksam gemacht werden. Die
Friedenspredigt, welche Aristophanea in der Parabase Ran. 674 ff. durch den
Chor an seine Mitbürger hält, liest man auch heut« noch in Anbetracht der
damaligen unseligen Verhältnisse nieht ohne die tiefste Krgrififenheit. K-i ist
wirklich ein schönes Stück, aber eben nur etn Stück neben vielen andern
nicht weniger gelungenen Partien. Wir besitien aber dasselbe eine ganz
untrfigliohe Ueberlieferung in der Hypotheeis: eSrio &i i9mtfteia3ri to &ifäfia
Jl<e T^r iy avrtp napaßttOtv u^nt xal dvtStdcr/ß^ri tue tfiiat JtxalayxoS'
Wenn nnn Aristophanes, wie uns di*; Didaskalie in derselben Hypothesis lehrt,
den ersten Preis bekam, so war docli mich dafüi- das llerausliehen, die Bevor-
zugung einer Einzelnheit aicher nicht ohne Emtiuäs, ja vielleicht aogar von
anaschlaggebender Bedeutung! Oer Gedanke elso war es, welchen der
Dichter hier an einer Stelle seines Dramas anschlug und der mftchtigen
Widerhall fimd in den Herzen seittw Zuhörer, der ihm wohl in erster Linie
den Sieg verschaffte. Konirat nnn allerdings die rTn'j'o/rf bei Beurteilung
poetischer Werke aueli in Frage, Hf) kann doch dies^e Betonung nur einen
Momentes an einer einzigen Stelle nicht den Anspruch auf ein einspruchsloses
aesthetisches Verdikt flher das ganse Kunstwerk erheben.')
4 Wenn man di» Ütelle in Uen W«ipen liest b99 nod neht, wie der Sohn eicb Ngtiien nuwht
5fi9, 670, SM, M lauin imd mit Suttpp« a.ft. 0. S. 10 geiwigt lein, dM bd des Richtern diften erwtbote
ye^^Mfor (ef. Zenob, Cent. 111.44 ol ugmi h nXs jivmmr •^wr tk & r9w ht req^xaMr« )Vi!fi«ni — ineb
in den Nub. 311 ff.:
85
Wunderbar wftre nnd darum ist es aueh undenkbar, dass bei dem wich-
tigsten Akte dea Agon, der Preiseverteilung, die Stimme des Volkes nicht
zum Ausdruck gekommen wäre und die Richter vollstfindijj; selbständig und
unabhängig von demselben gewesen wären, wenn auch Piaton Legg. 65^ B
700 B£ etwas Aehnliches andientet. Das wichtigste Zeugnis« fftr das , audiatur
et altera pan* steht m lesen bei Aristqph. At. 445
Ofitrvfif int rovroi;, näat vtxär toig XQtrttis
xal roZs &tttrats näaiv.
Wie die Zuhörer und mit welchem Erfolg sie ihre Meinung den Ricditnm
gegenüber bei diesem Akte zum Ausdruck brachten, darüber kann man nur
Vermutungen aufstellen. Dass es aber geschehen ist, unterliegt kt'i nein Zweifei.
Sonst könnte der hocharistokratische Piaton a. a. 0. nicht von einer förmlichen
9taTQo%(taTia sprechen, die freilich, nnd das kann vielleicht znm Bnhme Atheu
gesagt wenden, in Sieilien nnd Italien ihren Höhepunkt enraidite. L 1. 659 B.
Wenn wir dem Aelian V. H. II, 13 glanben: äxwajua SifaSt ^lOfoK tSfe
tu IFef>&M xal ixfforovr rof 7joitjT>iV uk; »v txok älkinf xai f'/Jotui' rixav xal nffoa-
fTffTTor To7;' }cniTm^ rh'ujßty '.JuinttKfi'nj' , ul?M aXloy y{)mfni'. so hätten
die Richter doch diesem stürmischen Verlangen der Masse gegenüber em ge-
höriges Rückgrat gehabt. Aristophaues ist ja bekanntlich mit seinem Stücke
dnrcbge&llen. Das ist aber eine mflasige und leere Erfindung, welche in der
Wirklichkeit auch nicht den geringsten Halt hat; denn der Dichter eelbst weiss
weder in der Wolken- noch Wesjienparabase auch nur ein Wort von diesem
allgemeinen Jubel zu Ijorichtcn. Im Gegenteil (cf. oben S. 8 ff.l «agt er ja, dass
das Stück zu hoch gewesen «ej für dieses Publikum und desawegen von
demselben nicht uuch Gebüiii' gewürdigt worden sei. lu unzweideutiger Weise
steUt er dissen <f><)fiTixot $-(atvi die andern gegenüber Vesp. 1049
Gerne glanben wir dagegen an das hftafige Yorkommen des xgottlr, ßo&y
(Plal PoL 492 B ff.), aocb das nfttmuTtuv ist nicht gans nnmögUdi, wir glauben
dar V«rfa«nataag von P»i«ra«a Piagr., Dvtpat 1879 nicht blAn «iiuig und allein für di» AbttiiiiniHHr
(Adina. T. H. TI, ISt). wniderii ancli nr Notierung bemerkeuwerter Partien beitinunt annebmen. Da^fep^
spricbt fn-n-ili, «iiMuf «chon A!b. Müller a.a.O. p. 371, Arm 2 :infiiierkaam iiiadite, <lie Stil i' i-n
Eccle». lic%4, wi> wir immpr nur (ll-^r) und bea. 1 I.V.) ff.) Ja.s /trunjniini lietönt Kt'Len. UebrigeuM kommen
die von Bdvlykleon dort j^emarhten Kotiit^n in »einer ('!«);pnrede nicht ko cum Anadmck, wie man ca
«rawrten «oUte. W«na nicht Alle* Uuacht, hatten aber auch dieie Dnterbrcdtmgea einen gana andern
Zweck, aber wdehen ihm am beetca daa Sehol. ta Aetchjl. PronL 474 aTafUSrt: /voniafi*^ ^ *«0
tipf &t9tmr twr maM9QÜwi/mnn>, itaraxavovoat riw Bxomgtwir Aiagviov (Ugvniifitmf Oberdich)*
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86
auch an die von Plut. Kinion c. R liericht^te ifiXorfixia y.ai mnnräzu ruiy <^inTvrt%
welche den Archon /u Kiuion und seinen Genossen in der Strategie als Richtern
greifen Hess. Aber noch viel schwieriger als das ßo^ x^irm- iu der Spartaniscbea
Apella (Thukyd. 1, 87) uiuM daswlbe im athennohen Theater gowewn aetn;^) denn
daaaalba kann doch nicht selten sehr geteilt gewesen sein, so dsss sich dam»
schwer ein Urteil gewinnen lasse» konnte. War die durch das Geschrü snm
Ausdiuek gekommetip Stimmnnjr eine allfjemeine. da war die Sachp nicht
zweifelliaft, und nitht leicht mochte dagegen die Öondermeiuung der lUchter
aufkommen; das war aber auch gefährlich, d^ die Richter für ihre Abstim-
mung verantwortlidh waren (cf. Bergk, Gr. Lttg. III p. 59).
"Wenn unser Wissen also sich in diesem Pankte bsecheidea muss, so
können uns doch Analogien aus dem politischen Leben anr Belenchtnng dner
andwn Seite unserer Frage wwtvolle Aufschlüsse geben; denn es wftre nicht
weniger wtindcrbiir und ist darum undenkbar, dass das Volk hier immer rein
spontan gehandelt hatte. Nein, so gut wie in der prilitischen Arena, hat es
auch bior auf dem Gebiete des Schönen Stiruiuführer gegeben, so gut wie dort,
hat andi hier die Leidenschaft der Parteinahme mitgesprochea Das kdonten
wir Ton vornherein anndimen, selbst wenn ans diese Vermutung nicht durch
Zeugnisse der Antmren bestätigt wflrde. Die Mittel, auf die vox populi einau-
wirken, können mannigfaltige gewesen sein/')
Khir ;iurtL(esjiiocheu, nicht bloss <lnnkel ungedoutet wird ein solches
Mittel in den Ach. liiiT, wo der Dichter vuii sich sagt:
od &imtivmv o69* ^noniymv uttf&ovg owf i$anmvlXm'
ov^i ntevov^mr wiifi »axcif/dtov^ dUUz ra ßikfiin« diffdaxtay.
Da flDilen wir also imter den verschiedenen Mitteln offen und frei das
in der Regel wirksaniste erwähnt, welches nur die ihm von» Schol. gegebene
Deutung zuUisst: nvd't nai ttin,'h)t' »V(fVf»i'v:, Vi'' avTuy t i n t r tu uxn v.
Von einer ganz unerhörten Teiiorisiernnf^ des Urteils des Volkes und
der Richter durch Alcibiades berichtet una .Vndocides-^j IV, 20: 'tvitviu\th^rt dt
TttVQtav, OS ayr ixo(fti'/oi; r]i' '.■Jlxißiudi, :imöL xtlevtnyros roO voftov t&v
>) WuM Hor|{k. Ork j Ltt 111,58 Aiim.200 am TitruT.VII praat f 6 ufllhrt, kuB Ab-
uoter« Zeit nicht im IVage kommen.
^ Wir Immq liier ftiMudiUieh die «on S«app« a.a.O. lo anaReiäelinflt bdumdelt« Stelle des
LvB. IV, 3 und D'_'in. Mi<l. § 17 aiu Jem Spiplc. Alier die oben S. in-^'- f pne Stelle def AlÜtO»
pban«^^ acheint TinlmHhr no<h eine speiiellere, als eine itlli^emeinc AuiT.iHvmi,' zu fordern.
^) Die vuii H. E. U. Meier iu «einen Opuscula aoudemii-a I und II au« der Redl« «elbst gciwoit'
aenen Kriierien und nicht aoBreichend, um die ünechtheit derselben aiuaer allen Zweifel ni etcUeii.
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87
xtülvtty, tvuvrioiy vfuäy xal rirV SiXmy 'Eli^yfoy zmy 9tmQouytmy xal rmy
aQ/ovTtuy unavTtav TtapovTwv iy t/J ttmUi TV,7rw»' iii]Xaaty airoy, md tmy
i9fcrr/>r nviiifi)Mt'i}fm''i'Tioy ixtivip xai iimovifTinf (?) invrtn' , u'>UTt rtny yoifwy
joy fitv inati'ovvTW, tdv <)'' dx^madnn^di ovx t.'ftkorruty, oiUV*' ^Ä^/oJ f.ntHtCfy.
aiUä xtoP XiftT^y ot fity (foßovfttyoi oi ^ai^i'C,u^nyw rtitäy tx^nruy ai/ror,
71«^ (loTToftv noioCfttrot roy Spxor ^ toOroy.
Audi die Claque hatte, wie e» sofaeint, eine dankbare Aufgabe Xen.
Metnor. I, 7, 2. 'Eyttvawut&a yoQ, d tie ftt) wy dya&Qg «tii^tjn dfUttW
ßoL'i.(>iTu, II är uLJtö -Toffjf/o»' tt\/ uv rt' 'iiv> T/jc Ttyrr,^ uiutftioy tOVS
ixoluoivBws ffoAAuL ^- 7U(jiäyoytut , xatt tovt^ tttür« nonjrüy ian$*ufti ixtiyevft
nollol inutyoOat, xai Tovttp nokloi^g inaiviiag netgaaxevafnaiy. Man TgL
damit die oben S. 86 an^^biiebene Stelle der Acb. 657.
Aber ganz nackt und unverblümt, wie es gemacht werden kann, sagt
Timotheus dem ruhmsüchtigen Havmonides bei Lucian Dialog. XXili c. 2 : fi fnr
ovju>ai .^(üs' *V rn •»/.»■^/; na^imy ijiiiSuxyvfityo^ iO^uw^ noifi^to!yui (Anerkennung
und Rahm), aaxitt>y ay yt'yono »ai ovJti ofirm« Snetyris (tttoyrat m* Jiot; ya^ &v
fv^^tiii ^ d^TQoy ij aridtoy tiSlnm ftty«, iy ^ nüttty tti>kfyffts "EXkipty. wg &i
nwrfla^ /yaHf^^a fu'f«/(,- xal ttl to ntf^ic-; "<fi^!t r/;^ n'/i],;, tyui xal loCfy v.nt-
itijitouai ooi. nv yinf av'/.n ui-y xal r7(«V rä t)fni{ta trioTf, di.lyny tif'/.nui
aoi Tvüy nu/MHy. Im Folgenden wird dann der kürzcnte Weir dahin ange-
geben: *I yü(i ijiiktiüfityo^ lüty iy zi] 'F.lXüöi rotv ctfitniitvi xai ökiyou^ airun'
Zaoi xu(jv<paZot xeii iiyafttptiMyw^ &ttvutt0tot »at ii^ diKf orffm ittaroi' tl ravuHi;^
<l>i}fti, iniJttiSato tu atil^ftttttt xal o&ttu inmySaoytai at, &na0ty"ElXtiaty voftt^
ijttij ytytyifalhii yywfjiiiiK iy turu} j^ua/tl. Das Volk, heisst es weiter, ist
autoritätsgläubig und bindet sein Urteil an (üe Aussprüche der Celobritüten,
um dann mit den vielsagenden Worten zu sciiliesfien: n yrn toi ;ioAiV oviik;
Afu*,-, aVKu uiy üyyimvai tu ßlktitu, jiuyavnoi oytt^ <ii .miloi avtuiy, örru'a
&y oi Hffovxuyt iaatviaiotfi^ marevovat ft^ &y dlMytos iaatyt9i\yat toüroyy
...... Toü ya^ ody iy roi$ diyiiiaty oi fiiy noUai ^taral Xaaai xporfffiai nott
Xtti aVQtaai, x{fiyovai JV t nv Pj ntyit /; Zaoi St,.
Lucian hat vom Klötenspieler hinweg dem Thema die allgemeinere
Wendung auf die f'^iü/'**.- überhaupt gegeben und mag da auch sein Ziel nicht
allzuweit verfehlt haben. Die letzte Wendung jedoch x{fiyovai i^i xtL könneu
and dürfen wir fÖr die Idafleiaehe Zeit der Tragocdien und Komoedien nicht
unterachreiben; denn da« Urteil des Volkes» wenn es auch auf diese oder auf
andere Weise miseleitet war, mnsste gehört werden.
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88
Wir haban «nr Beantwortung unserer Finge nach dem litterarieeh^aeathe»
tischen Bildnngntand dee attuehen Theaterpnblikumi einen weiten Weg znrOdc«
legen müBäQD. Die volle Identificierung dee DionywM in den Fröschen mit dem
attischen Publikum hätte xmn auf kürzerem Wege zu einer Antwort geführt
„Wie das Volk im Theatta- übt Dionysos die Kunstkritik unsicher und
unwissend, aber gutmütig und mit einem natürlichen Sinu iur Wahrlieif, be-
merkt 0. Benndorf, Beiträge zur Keontniai dee attischen Tfaeatera.*) Aber
die IfiB^iebnrten der aeethetiechen von Dionyeoe ge&bten Kritik degradiann
in unsern Augen Urteil und Geschmack des attietdiea Publikums in einer Weise»
dass der Satz „die attischen Tragoedien waren wirklich Caviar für dieses
Volk", der sich als notwendige Ivjiiseqnenz aus ihnen ergibt, einem Wider-
spruche nicht begegnen dürfte. Auch mua» uns die oben S. 41 angeführt«
Stelle dee Stadcee von einer die Zuschauer so sehr herabsetienden Gleichstellung
warnen. Danwdi w&r«i ja lEftnner aus Athen die einaig riditigen und ge>
gebenen Kampfrichter, aber die Bestellung derselben su solohen sehaitert an
dem Widerspruche des Aesohylu.s, der ja bekanntlich in Unfrieden von den-
selben geschieden war. Siu hatten also nach der Fiktion des Dichters nur
zu leicht Partei gegen ihn nehmen können. An ihre Stelle tritt also Dionysos,
den erst recht sein blinde Eingenommenheit für Eoripides sum Kampfrichter
unmöglidi machte. Es ist beaeiohnend mid den Intentionen des Aesehylua-
verebrers Aristophanes durchaus entsprechend, wenn nun der Gott, der gleich
von .\nfang nur an Eurijjides denkt und diesem auch dan Wort gibt (V. 1469),
nun durch den dym' zum Glauben an Aeschjlus bekehrt wird. Wie hoch
dieser unerwartete Umschlag von der aesthetischen Seite betrachtet zu werten
ist, darüber gestatten die Worte V. 1414
TW ftir ^uripides) ^oOftm amfatr, rip iP Vittofiat
und V. 1469
kernen Zweifel. Uud vollends seine Kuutiturteile im Einzelnen! Nur wenige
Stellen, wo Aristophanes seinem Zorne gegen die Diditw von aJungathen*
die Zflgel schieasen Iftast, ausgenommen sind alle seine Urteile so siemlich
„Schnickschnack", „das denkt wie ein Seifoosieder.'
Wie von einer Unterschätzung müssen wir uns aber auch auf der
andern Seite vor der Uebeischätxung des Koostverständnissee, des Kunst-
•i sinn »gl. dUu: WuIcIilt, Ai-'icliyl. Trilojfi«? ji. .%l'tl, Bcrgk. Reliq. roiii. .\ttii-. p. l.')2 —
Stall bäum. De iwnon» Ikcchi in Amtopb. B«n. Lip«. 1839. Enger, Jhrb. f. Ph.' u. P. p. 346 ff.,
Koek, Itnd. »uppl. III p. 103.
Dlgltized by Copgle
- -4
89
geschmackes und der ästhetisch-Utterariecben Bildung derjenigen Kreise des
Volke« Hflten, die wir hier aafgeeodit Mit ▼oUer Evideos otgibt sieb die Unsu-
ttangkeit einer aUsa hohm Wertung nicht nor «us der unbefongenen Pr&fimg
der gegebenen nnd oben dargelegten Verhältnisse, sondern auch aus der rich-
tigen und einzig möglichen Auffassung und Deutung einiger in dieser Richtung
ganz besondere bezeichnender Stellen d^ Aristophanes S. 61 £F. Man kann also
von den Besuchern des attischen Theaters im 5. Jahrhundert noch in ganz
endeirem Sinne tri« von der Oeeemteahl der Beeueher modemer Theater von
euwm gemischten Pabliknm sprechen, dea bMonders mit der Einfahrang
des ,^Kj){HX()V nach den unteren Schichten sich vermehrt haben mag, welchen
die guten, aber auch theuren modernen Thoatcr so ziemlich verschlossen
bleiben. Und doch tragen die aus diesen Kreisen stammenden Zuhörer unserer
Zeit vermöge der allgemeinen obligatorischen Volksschxilbildung und durch die
Hflgliehkeit, vermittelet der LektQre von Werken der eehftneii Litteratnr eich
mit den Schätzen der Nation bekannt in machen, in ach die Oeurfthr einer
verdienten höheren Einscbfttaung.
Nun sind die meisten griechischen Philosophen rasch fertig damit, über
diese Elemente den Stab zu brechen, und darum haben wir mit Absicht auf
die Heranziehung vieler Urteile derselben verzichtet, weil der weite sie trennende
Abstand dieielben vielfiach an einem an aebr absprechenden and durchaua
sieht olgektiven Verdikte gef&hrt hat. Freilich über die evidente Tbatsache^
dass die zwei Extreme bei der Znhftrfrrmmwm überall wirklich vorhanden
sind, darf man sich nicht hinwegtäuschen lassen, und Aristoteles hat dieser
Erkenntniss sich iiieuialö verschlossen.') Die ot 710U.01 bilden einen Gegensatz
zu den oi /^u{iin'itn, die anaidtvxoi zu den ntnaiö'tvfiti'ot, die (fof/iixoi zu den
00910^ dtfyoi, nnd an den 4jlc^^c^ «ai mnmätvfuyw.
Wie weit nun diese ungebildete Masse aich band nnd abh&ngig machte
von dem Urteil der auch in litteraiiscben Dingen tonangebenden Gesellschaft,
das vollHtändig oder auch nur annähernd zu ermitteln, wird uns nie gelingen.
Aber ganz und j*ar urteilslü.s dürfen und wollen wir diese Masse nicht nennen !
"Wenn die populärste Schöpfung des attischen Geistes, die Komoedie, nicht nur
hie nnd da in den Parabasen littorarisohe IVagen in atemlidi breiter Ans-
ffthmng herauaieht, soodem auch diese Masse anm Genüsse gsnaer litCera^
rischer Stück» (cf. 8. 79) zu Gaste lädt, an mflaste es doch mit argen Diagm
angegangen asin, wenn dafür bei der grossen Mehrheit des Publikama kein
') Cf. Rhet. 1396 1 ixWM its *oi>$ UfW flo^deiai^ fitfdi^ /lir 6ia fw^n^n^nfr« fAv
AteMitflr Mwl^ ef. obaa S. 76 nnd IMlb U K
AUu d. I. CL d. k. Ik d. WIm. XXU. Bd. T. Abtb. IS
90
Interesse vorhauden gewesen, diese Gaben demnach nur auf Ohr und Ctoiat
des jedenfalls viel kleineren Kreines tler Gebildeten allein berechnet gewesen
wären. Kreilich das »ioll nicht, geleuj^net werden: Wenn das Urteil in Frage
kanif so war der volle Erfolg ganz und gar abhängig von der rechten Zube-
nitanff der Speiwii. Sie ist dem ArietopbaaQB in den FMedien in vorzüg-
lieW Werne gelungen (S. 63 ff.), in den Wolken dagegen liet er nach seinem
eigenen Gestüniinias in UeberBchützung dieeer Urteilsfähigkeit (S. 8 ff.) stark
daneben gegriffen. Auch müssen wir Modernen, um der ürteilsföhiiikeit dieser
grossen Masse gerecht zu werden, uns von einem Fohler frei tnaehen. der sich
bei der philologischen Akribie nur zu leicht einstellt, von dem Fehler der
aberm&wigini Betonung der Einseinheiten. Die grosse Masse, Gebildete
wie Ungebildete, entroheidea nach Anhörung der Stocke im Theater nur naob
dem Eindrucke unmittelbar nach oder nicht lange nach der AufMhrung. Da
komnit einzig und ;dlein nur diis Urteil über die Wirkunt,^ des Ganzen oder
auch f^anz besonders geiuiigener giosserer Teile des Ganzen zum Ausdruck.
Das Emzelno, wie es der gelehrte Philologe unter die Lupe nimmt, ver-
schwindet, ist für den grössten Teil des Publikums im gewisem Sinne nicht
vorhanden. Die Bntsdieidnng über das Ganse ab gelungmes oder misdungraes
Stack nach dorn anmittelbaren Eindmok vollzieht sich aber leichter und
sicherer, als das langsam abwägende, an tnancherlei Ki-nntnisse und Voraus-
setzungen sich pebimden haltende Mrteü über das Uinzeltie.
Ist nun aber dieue grosse Masse des Volkes im BtiSitze des ddiduxioy
T^i,' (f vaem ^wffoif, im fiesitse dea Geschmaokes, in dem Grade, wie er dem
athenischen Volke sugesprochen werden muaa, wird dann dieser Geschmack
dondi stetige Uebung noch weiter entwickelt und gefestigt, dann aind die
hohen Trac^oedien nicht reine Sphärenmusik für diese Masse, sondern sie
werden, sofern die Grundstirnmung iliror Schöpfer nicht andere, dem Volke
vollständig fremde und es abstosseude Bahnen wandelt, auf ein mehr oder
minder vollkommoies VersttodnisB andi bei ihr rechnen kfinnen.
91
Register.
Hrit*
I
A.
Anir.. 1
71
40 ▲um. 4
66
14 u. 48
- 8 S. 32 Anm.
A««ddn6a ffOgan Timuch . . . llt, 23 a. 63
n.178 26
airot bei ^''Sjili'iVtes . .
Aiaot.Th; beiirtit l>fi Mnssr>n
AmphibolieD, in iIlt TniL'uedic-
irafiyniMMtat ngit iatnör , .
ifoyrm^MK in den Komoedian
Aruilfjti,itn'tt-ii in Athen . .
Anaocideg I. a S. -21 — 107 S. 27 ff.
— 110 u. 5 S. 32 - 130 S. 3J — 137 S. 35 —
121 ä. 40 - 189 S. 67 — 43 S. Ö2 Anm. — fr. 1
p. 16S^ 8. ae — II, 26 8. 37 n. 37 Anm. —
15 ij. 82 Anm. — .Khetorinv fide»' S. 26 mit
Anm. - III, 3U S. 3 - UI,33 S. 22 - orat IV
8. m Anm. 3 — IV. 22 & 16 AttUl. 9 V. S. 67
28 ä. 68 — 80 ä. 86
AnÜpIuuiM fr. 191 .... 8. 67
AristopliBnes Z«iohnun(;<n raeh dem Leben S. 5,
aber lonat keine rtiine Qaotle in Bexug auf
Charakteristik der Bftnarn und Skkv.jti s IC
GtnreMeiieD S. 46 Anm. 2
NnbM. Poii«htit&t det WoHmitbemM, über
MiHerfolg d«a Dielitin 8. 6
Prolog demlb«t . 8. 19 Anm. 9
, 801 &
, 811 84
, 822 6
seoit »
6Si 83
. 1S01 16
. 1S71 5!
62» 51
ZiirB«arteilaagdenwlbeii 63 ff.
2 80
52 ff. Cl£iaitABiii.
161 61
674 M
Equit.
Bkoae 73ö 67
, 771 u. 77» 69 ff.
, 806 «; 41 ff.
823 (898; 801,82s, 940,968) 5!)
. 1109 ff. Gl ff.
, 1414 86
, 1469 88
Acbanicr 327 66
, 634 17
r 657 86
079 15
Wnpen 631 8
1044. 1046 ff. ... . 8. 85
IITI 49 f.
Eccle«iuzatien 142 81 Aum. 2
, 1164 81
1158 81 Arno.
AiMoteln
Rbct. 1399« 12 8. 16 — 18S6«24 8. 18— 1414*8
S. 19 - 1404« 9 8. 21 — 1398» 27 8. 28 —
IS-Vib 2» S. 29 Anm. l — 1391 « 1 S. 30 —
1S57>11S.31 — 1402>23S.39- 1402*88.37
— Po«t. 1451» 15 ff. 8. 66 £ — 14SA»30 8. 72
— 14UkSl a 79 — 1466*18 8. 7» — 1453>SO
S. 76 — 1461« 16 B. 76 - 1461^ 25 8. 76 —
Probl. 910 1> 20 S. 29 — Polit. 12H1 < 43 8. 43 —
1280» äö S. 43 — 1342* 20 ff. S. SO.
Aerzte (Staalainte) 8. C Anm.
ingare/tim ......... 5 n. Amn. 9.
Bild«»K, ^>0üw CinI« von ttaat^i-
Buch. BncUnadd in Atb«D
Bücherpreise ....
Buctutabanachrift . .
Esport von BOidbcni .
S. 12
. 46 ff.
. 48
6 AiUD. 2.
. 47
12*
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^2
atu»
C.
Ctaiqne in Tbeftter 87
.Oiiiot. Delinit 11
itjfUjyoeiai ihr« Sprache und Stil S. 19 — :Taga^olai
md Ufot {(tMw) in dtmelboi 8. 19
Demo>th«m»
Ari^nmentKtion dorefe nde
^riyfiiitn 2J
ä«iiie Sophismen itö
Arittokrat. « lOB 8. 22 ( 102 ff. 8. 93 ff. —
« 1»2 S •>« o, 2& Arnu. - Olynth. ITT § 3 8. 22,
S 2ti S. 24, f 82 8. 71 — Philipp. II. 8. 2Ö S. 22
— 111,43 S. 21 Antu - i:.!-cii Andr..t. S l;i
21 Anm., S & iti aod überhaupt S. 30 ff. -
1 61 S 81 Ana. 2 — ont. VI. 11 8. 24 Abu. —
etat. LI 8. 3« -
dM»WNn!*n» tim iintHQtt^r ... S. 65 Aom.
IKonyioi in d«ii FMtiehni . . 8.8i2Anm., 66n.fl8
R.
Ehtöt* in den Qerichtneden . . S. 26
injuw^pattm 61
Eiios unil Trajroe<lie .72
Erkliu-ur, Ui« aSt«n ErUürer -~
der Redner 8. 26 ^- de* DeDOttbene« 8. 38 — de»
Sophokles S. 42 Anm. — der Prologe (mylbo-
logischen) tks Euripid«» 8. 60 — der Koiw^edien
S. 08 — Verfechter tie» rr xnl okov der Traff.
nnd Venirtoilaag «lea UegenteiU & 73 Anm. —
VennrAagdwRadfliAmpfelwiBiirip. 8.71 Ann.
Enripides!
UcbnndluiiK de« «'Är's- ....
71
Kenntlichmachuni; der MU nuf-
tretenden Personen ....
60 ff.
Beine Prolo(fo (mvthologwdie}
68 ff.
Seine Phoeni?!««« beurteilt von
73 Anm.
Seiu Hippülytus
7ä Anm.
BedflIdUnpfe in ««inen DrameD
71 Anm.
m
61
16
57 ff.
Troad. 849 Kirehh
60
44
fr. 25
76
SMto
F.
Fnbeln 29, 49
, nicht alle ur«|)rüu(;ljob poH-
Uticbor Sinn 30 Anm. 1
von den Rednern nmiedea 20
Form
üeberwf taang der aehtaan Form
der Reden von aeitea de» Yelicce 21
«.
Gebildete und UnKi'bihlete im athen.
Theater 89
— — Unterschted nicht eml durch
die Philosophen herrorgerofen 4 Anm.
— niimeri«cfae» VerhAltniM . .
CieiichtM-eden 31 ff.
, Erdichtangen and Lflgen 22
, niedrijfo Detluktionon . 32
, Ar^imentation der»elben 3i ff.
, die itxiita 80 ff.
, atarke Nachfrage nach
ihnen? 4T Ann. 2
Ocachidite 21 ff.
, nicht «chulmüMiK tradiert 24
, Befa.tndhing darcb die atti-
■chen Bednar 24 ff.
OorpM 18. 20
yiMt/ifinttTor in der Hand di>r Preis-
I richtet 84 Anm.
1 GTDUtaaÜk, kaia Slaatakata ... IS
U.
Hippoltratoi and «rine Kachkomraen
•:<-rhii ir. AtV.,'ii 6 Anm.
ilnmer. Seine Kenntni»« in der uuteru
Schichte d«a VtXkM .... 62 ff.
I.
laokiatea.
Antidot, i m ff. S. 4 - Panath. S 30 S. 4 —
f 168 S. 56 — Ar.-opiiff. 6 43 u. 44 S. 14 —
K.
xaOanw^ yruifat ...... S. 6 ff.
Kephiüodor, laokiateHehfller ... 76
Komocdie
Littcmiidi» Xomecdien .... 79
TTpenkomocdle im Alt. .... 69 Aam. 2
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93
adte
«^ra< Prciirichler in Korn. . . . 81, 82 tt
Ihre QoalitilU'n S. 82 — nur aesthetisches Verdikt
S. 63 — Unniöglichlnit «iMr Eontnla ihnr
Urteile 8. 8S.
L««en and Scbreib«D in Athen . .
Ii, 48 ff.
4» Autt. 4
unprfln^cke Bedentang . .
88 £
Omnipotenz des {jrrto» Idyoe
ilf'r M.wk.- i,'0.;e!iuh.M- . . .
40
ioycM otftroi, Uegenstünde der Untör-
4«
Ldgfln d<tt ftttiMheu Bediier in der
26 ff:
I^WM, »tark in TniglChlflrten diifdi
80
, Urteil Dionys, v. Ualik.
Aber eeiiM W»hrlieit»liebe .
87
. ont.Tni,ll S.S4Aiim. — XII,97 S. 86— f
XXIV n. EJ. Moyors richtig.j Bcurtrilung S. 36 ;
Anm. 2 - XXII, 17 S. U Ann». — VL, 19 S. 8.'. 1
- 34 ibid. — Vll.ai 8.86— Z,M8.W-
VI. 10 8. i7.
m.
Mftterialiamtn, genradar ... S. S
Mass^iigeikckworengerichti! .... 31 mit Anm.
Melettu, Verf. der VI. Rede des
L7«M(9) 27
N.
N»titf«iiMnic)mfkUfihs Stadien and ihre Benrtei-
Img 8. 6 — WanuB iiidit Otjdcto dM Unter-
ridite atO.
0.
Oatredsniui, |^«heüue Atietimmung ä. 43
ATM»a 44
P.
j»oi<'"'' i. Jar ^t.-iatitfftcvth; mich Iso-
krat*9 4
.laiitt tue — in velcbem Sinn» . . i u. 17
Parodien 65 ff.
iraßenotit der Redner dam Tolke
gf'genaber 22 Anm.
Philosophen
, dem Sii/i<K gegenüber . 6 Anm.
, ihre nhq^henden Ter*
dftte tber di« HMien . 69
Brite
Kader 52
Phiyntchus. der Kutuiker .... 79
Plato
Urteil über alte Koinoedie ... 80 Amn.
Uebenendet die Konoedien dee
Arietopb. dem Dionyaoa ... 46 Anm. 3
Äpol. 19C S. 6 n. 50 - «ip. XII S. 12 — 26 0
S. 47 Ar.iu. 1 - KntMij ;.n [i S. 11 — Protag.
imC S.U — Euthjphr. 3 C S. 1« -■ Uorgias
486 B 8.90 — ffip|Mrch.S25G S.81 — Leehee
183» S. 41.
Protagon» 8. 88
Publikum ii^'i TiiLMtfrs . ... 69
, Urteil der Komiker Aber
dasselbe 80
, Doppeltee Gesiclit ... 80
. Sein Urteil berOckaichtigt
ron den Preiniebteni . . 86 ft
Publicitilt
Für die br^tan Uaeien nur durch
AaffUmmg (iddit dnrdk Leeea)
gwtialiert 60
Dureb die BlligeNibOi« .... 61
R.
Reden
VerxKcfaen mit Ptoeele und Eneog-
iir:<vii Ii i Wisaesücbafl ... 18
Näcktmj^Uche Stiliiieniniten und
Umredaktionen .19
UebenehAtnuigvon«dtenderlf»aie 20
Kn KiroetgeDiMe dem Volke . . 20
Rr Jii. :, Tloher Ton in den Keilen . 87
\%'rscliii.'dcne Individualität der ein-
zelnen 19 ff.
iUietoriwh-eoptiittieehe Bildung . . 11 It
8.
Sokrate«
Seine Stellung den Naturwisiienschaften gegen-
aber S. 6 C — fOr and gegen den Betrieb vom
Oeometrfe nnd Astronomie 8. 7 — gegen Erlbr-
srljiiti^' i'f.M >-..;i:.i/,... 8. 7 - - lirtrieh»keiiie uatur-
wuMeuiiciiurLlithuii äluiiiuii /.ar Zeil der Auf-
fiUiruug der Wolken S. 8 Anm. -- Seine Spieeh*
weite S. W und Schluae denn* 8. 9i.
Sophieten
Sophi«tenunten-icht wem erreichbar S. 17 — ibre
Schätzung beim Volke S. 17 Anm.
8oij1j.i1..;,-.
Dnübertiofiene QeeteUnng dee
xM« der dirif 8. 71
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94
6«il<
Sopbokl«
42
Amu.
Die . ge«chlot«ene Einheit, das rr
Mot Siov HXMr DlMBCB • . ■
73
Aniii. 3
Aiaa 108
82
Anm.
T6
oofplafiaia t!{ IxitMgo* lAfOv . . ,
SS
ff.
19
Anm,
ox6Un . . . . ,
49
71
fiS
ff.
40
T.
TheaterK'rli.iiidi'
Thwteraaekdoten
Ueoratiker d«r Rhttorilt, dl» alton,
klar Obür di« Gattunfr .
Tragiker, Das Volk erziebeiid und
erhebend
Tnigo«die, Hiator. Ti«gQedi» in apA-
tarar Zeit
U.
üiitMriehtiwwM in Athen
Kein öffentlicher Untcrricfal
Gesetz über Rruehang . .
PriTaUcfaulen — LduotqflMe
Ungleichh«ii ......
I
!
G9 Anm.
72n.76ff.8& ,
•2\ n >
I
78 Ann. 8 1
11
II
11
13 ff.
14 ff.
16
Vergeßlichkeit, Spekniation auf A\p
VergeMÜthkeit der Hörer . . 27 Anm. 2
Sa tu
Volk (dM niedere)
Ideale S. 3 — Seine Stellung den Fragen der
Wissensrhaft gegenüber S. 4 — Opposition gegeu
die Naturforscher S. 6 ff. — gegen die rheto'
nacb-aophiatiach« Schalong 8. 11 g. 16 ff. —
feine« Obr der Waaien 8. 18 n. S. 20 ff. — Sein*
pipllti'är!:-' F'!ti<icht noch dem Urteil der Redner
nn'i ir.Wirkli; hk"it S. 21 ff. — In geogmphischeu
s, if. I o fi»Htrc't' gesellschafUidier
Kontakt, nX* bei d«n Modernen 9. 25 Anm. —
Seine Kenntnime der TnterliadiiclwB Oetehidite
S. i4 ff. — Vorliebe für Fabeln S. ü'J u. 4« —
im Gericht und die att. Redner ä. 31 ff., den
Sophiaineii und Kniffen der Redner unterliegend
8. ST Anm. 2 u. 39 ff. — Anerkannt in Hellw
aein Urteil Aber Trag. S. 41 — IieMn u.Sehrriben
Wl littr-.ir;.. Iie:: 7w,-i J;.'n <\\A.\ L'-ubl I.Tff.-
InteresüL- für die ««.hönt LitUnatur, aoweit «ie be-
reits Buchform erlangt, nicht vorhanden S. 48 ff.
— G«genatlnde der Onterknltnng bei der mitt-
leren nnd bcaaeren Gcaellaehnft S. 49 — Ver-
•tAndni«« den Homer in dieaen Kreisen S. ff. —
Seine Bekanus»'hafl; mit der Mythologie S. &6 tf.
— Gew -iri,' tfr;s!ls,'e i,iu, iiitäten bei allen vor-
banden S. 71 — d«a mAv der dg/if 8. 71 —
Hif Henea eaeh in der Didtkonat erpidit 8. 72
mit Anm. — Verwerfung der epo'übiilii bcn,
«Ilwi at'jll'reichen Trag. S. 7:J — Befriertigung
den (»«rechtigkeitugefühla in Trag. S. 74 ff. — ■
Die gefiUirHcben Worte einwirkend nnf das
Volk 8. 78 — Chnnitter urwa<ji«i||w Derbheit
nnd Rohhnt S. 80 ff.
X.
Xenoptwna Meoomb. I, 1, 11 und
IV. 7, 2 ff. S. « ff.
I. 7. 2 87
P«eudox. Ml?, .toi. J. 13 .... 16
8. 88 Anm. Hea alntt VIT, BS: T, SS — 8. 4« Ann. 1 \
atalt fr. :!2: fr. 3C — S. .10 2. Abi. Htatt ISöll»;
HM«« - S. 72 2. Ah», ^fatt 1495'': 14591- —
Zu S. 23 2. Abs. cf. Isoerat. XII. 7üi:'') - .S. 29
1. Ab*. Ken vgl. die Worte Borkbardta, Qr. ,
Ktdtarg. III, 980: pim Gegen Mtz zu allen nden j
PbUosopken verkeihrte Soiknitea mit Jedemuura
und brachte die "Weisheit, die Ifi ihm k-i:
Sy»tfm. fondern eine l^enkweise war, auf
div Gani^o: wir hüben ea bei ihm mit der (prSnlen
Popnlnritftt des Denken« zu tban. die je
vereueht worden iak*
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Inhaltsverzeichniss.
I. Ui« SteUiuag der bmten Mawen de« Volke* tu Fiagea der Wiiaeoacbaft . . 3—18
1> lu den utarwwaeRwb«flUeh«B Unf«i«ii«hiiiig<eii 8. 9^10
3} SD der rIi«(oHscli-M||]iiiti«eh«ii Bildutg 8. 11-16
1) Ho))c Wertung de« nestheti wichen Urteils der Atb«ner im ttbrigea Hdlfti 8. 41
Moiisenurteil und Rrktürung desselben durch ArütotelM S. 41
8) Lesen and Schreiben in Athen S. 43 — zu litterarischcn Zwecken f?. 45 ff. —
Bachbandel in Athen 8. 46 — Export n>n Bachern & 47 — Bttcherpreiae B. 48
4) GeiitiK« Inter«Men der nicdem oder «udi oilttleraB OeeellwluflakmM 8. 4S ft —
Ri friiiü^niti«; r'.i r (■(.höngei^tigen Interessen wie S. III fT. - Bekannt-'cli.ift n<r
ni(!dfm und tnittluren Krei.te mit Uomer S. 52 II. — mit der Mythologie S. 66 ü'. —
Zur richti»<en Reurt«ilung der FrOedl« dei Ariatophuca 8. Bl— H — Beuttaüutg
der Parodien S.
IV. Einwirlrangen der Dichter auf die breiteren Schichten de^ Volkes. Tragiker und Komiker 6U— Ö7
1} Daa lÜMaenimblilniin dea Tfaeaten nnd die Tragiker S. 09—78
2) I.lrtf;;i7;-.ri>' Kuniiii-ili.'ii Ii li>'r DHililieit omi Rohheiti T't 81
'<H Beurteilung von Tragoedieu und Komoedion durch Richter und Volk S. tü— 84 —
die vox populi bat der PfeiaeTartcilnug 8.8i— SUmmfnhfar und Ck^ne S. 88 ff.
II. KennKeichnnn^ il- h RiM-ni^-ntandeü des nimlani ToUtca
1) in der Volksversammlong S. 18 — 31
2) in den Oeriehtaatlen a Sl-40
ni. Aestheti^che Anlage und littentriHche Rildung
41—68
18-40
V. aeUaanrtea
88-1»
i
üeber
ein griechisches Giebeh elie£
Vau
A. Furtwängler.
(Mit «MF Taltl.)
Abk d. t. CL d. k. Alt. a. Win. XXII. Bd. L AMb. 18
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"Was wir von tiL,'ürl ichein Sclimucke griechischer Giebelt'eider besitzen, ist
überaus Bpäriich. Jeder Zuwachs ist unü da sehr wüiküinmeo. Das Giebel-
TfHaei, das die beifolgende Tafel wiedergiebt, ist swar in Italien gefanden und
ward in Rom erworben; allein es ist» wie so manches schöne Relief in Rom,
eine griechische Arbeit aus der besten Zeit. Der feinkArmge weisse Marmor
acheint ptniteliacb; jedenfalls imitef ilii> Arbeit so ganz attisch an, dasa wir
mit Wahrscheinlichkeit annehmen dürfen, dass das Giebelrelief ursprünglich
aus Attika stammt.
Das k<Ssäk»be Stade befindet sieb gegenwärtig in der Sammlung dee Heran
I>r. Hommel in Zflridi.
Die Länge beträgt 0,80 und die grösste Höhe 0,25. Die Mittelfignren
des Reliefs sind etwa 0,17 hoch. Es ist nlso ein Giebel von selir bescheidsinai
Dimensionen. Das Ilelief ist dem entsprechend aiu h ein sehr Haches.
Wir fragen zunächst, von welchem tektonischen (tanzen dieser kleine
Gi^iel stammt DafBr ist die Znriditaiig des Marmorblodees an beachten.
Derselbe ist an der Unterseite 0,196, an den anftte^enden Seiten 0,11 dick.
Er ist nur an der Unterseite glatt gearbeitet; diese ist sauber geglättet, ent-
behrt aber jeder Spur der Befestigung auf ihrer einstigen Unterlage. Auch
an den ftbrifren Seiten fehlt jede Spur jener Art; nirgends ein Loch für
Klamuier oder Dübel. Jene übrigen Seiten sind auch alle nur rauh biühauen
mnd können niemals in den Verband anderer Steinblöcke eingesetzt gewesen
sein. ÜTttr ein schmales B&ndehen ist Iftngs der aufsteigenden Oiebelseiten
vorne fibsir den Kfipfen der Figuren glatt gearbeitet. Dsr witere^ das hori-
zontale Giebelgeison andeutende Vorsprung ist mit einem kleinen vors^ingmden
Profil bekrönt. Der lieliefgrund. die Giebelrückwand liegt ca. l'/scin zurück.
Die spitzen Ecken des Giebels fehlen; sie sind aber keineswegs abgeiirochen,
sondern waren in dem Marmor niemals vorhanden; auch hier, wo die Ecken
anstoBsen sollten, ist der Block nur rauh behauen.
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100
Der notwMkdig ftls einst vorhenden vomususet/endo Giebelrahmen kann
nicht aus Marmor und überhaupt nicht aus Stein bestanden haben.
Der kleine Giebel kann von nicbta anderem stammen als von einem
Grabmal. Die Betrachtung der Figuren wird uns das noch bestätigen. Wir
wissen aber, dass in älterer Zeit in Attika ein Aufbau aus Lehimiegelii auf
dem Grabe nicht» Seltene« war. Man hat aolche Lehnuiegelbanten sogar noch
wohlerhalten gefanden (Athen. Mittheil. ZV, Taf. 9); bei rmcheren Bauten
dieser Art war wahrscheinlich auch Holz verwendet Uns erhaltene attische
gebrannte Thonplatten mit auf Begräbniss und Todtenklage be/üixlichen Dar-
stellungen stammen ohne Zweifel von solchen aus Lelanziegeln und liolz er-
richteten Grabbauten des sechsten Jaluhuiiderta (vgl. Wolters in '£y/;,tt. i'n^x.
1888, S. 189 ff.; Athen. Mittheil. 1891, &S8B; Antike Denkm. II, Taf. 9^11).
Zu einem soldien Baue muie einst auch vaaet Giebel gehört haben.
D^n daaa der ans erhaltene Marmorfalodc etwa der vollständige Aufsatz einer
steinernen Stele f^ewesen sei, ist au«icregchlos8en. Erstlich müssten dann an
der Unterseite I)ül)el]öclicr vorhanden sein zur Befestig'unE^ auf der steinernen
Unterlage. Zweiteuä aber lat eine Ltiirahnmn^ des Giebel», wie scbun be-
merkt, notwendig ToraasnuetBen. Das vorspringende Profil unten, die An»
dentung des horizontalen Giebelgeisons raius sich fortgeeetst haben und Ter>
langt auch die Umrahmung durch ansteigendes Giebelgeison. Die rauhe
Bearbeitung dei Olierseite der ansteigenden Flächen des Blockes beweist, dass
diese nicht .sielithar war.
Die verlorene Umrahmung des Giebels mitsamt den fehlenden spitzen
Ecken haben wir uns wahracheinlieh ans Hola an denken. Die eigentliche
Masse des Grabmale wird ans ungebrannten Lehnuiegeln bestanden haben.
Natürlich hat einst die Bemalung die Verschiedenheit des Mateziales gemildert
und. dem Ganzen einen einheitliclien Charakter verliehen.
Itn sechsten Jahrhundert hat man den kiinstlerii?chcn Schmuck solcher
Grabbauten von Lehm und Holz in Attika aus gebranntem Thune hergestellt.
ISs ist nur eine Folge der allgemeinen Entwicklung der attischen Kunst, wenn
man sp&ter, wie unser Beispiel lehrt, dani den Marmor verwendete.
Seinem Stile nach werden wir das Relief noch in das fünfte Jahrhundert,
doch gegen das Ende desselben anzusetzen haben. Es lehrt uns, dass damals
noch die alte Sitte der Lehm- und Holz- Hauten auf den Gräbern nicht aus-
get>t«)rben war und dass mau solche damals durch Einsetzen skulpierter Marmor-
platten reicher su gestalten wusste. Im vierten Jahrhundert ist mit dem Auf-
kommen der prunkvollen grossen Marmorstelen in Naiskoe-Form die alte Sitte
offenbar gans geschwunden.
101
Im MoMum ta Athen kftbe ich vergebliob nach einer Analogie m uDBerem
Relief gesucht nnd aach andervr&rts habe ich kmne gefanden. Htafig war
demnach ein solcher Marniorschmuck eines am schlichtem vergänglichen Hate-
riales hergestellten Gral)i:i 1 1- -, nicht. ITin so mprkwilnliger ist das uns er-
haltene ötück, das im AlLertuui schüii, wie so inanclies andere noch unschein-
barere griiechiacbe Relief, von einem kuostsiunigeii Kuuier erworben und seiner
nrsprüngliehen Anfatelittng- entriasen worden sein mnm.
Im Tierten Jahrhundert gab es in Attika gans aus Uarmor gearbeitete
tempdartig gestaltete Orabbauten, die sicherlich auch skalpierte Giebelfelder
trugen. Von dem Friese eines solchen in dorischem Stile gehaltenen Baues
in Athen ist pine tiiit drei Relieffiirnren prezicrte Motope mit ansphliesspnden
Triglyphoii erhalten (Athen. Mittbeil. XVllI, i8'J3, Taf. 1). Kleine bkulpierte
Giebelfelder befinden sich an den ganz aus pentelischem Marmur hergestellten,
offianbar von attischen KQnstlem gearbeiteten Prachtsarkophagen des vierten
Jahrhunderts aas Sidon, dem der «Klage&aaen* sowol wie dem » Alexanders".')
Jene attische Grabmetope ebenso wie die beiden Giebel des Sarko])Lage9
der „ Klagefrauen " stellen keiiie Handlung, sondern nur je drei weihliche Ge-
stalten dar, die in Trauei- oder trübe» binnen versunken sind und — mit
Ausnahme einer stehenden Figur der Metope — auf felsigem Boden, nicht
auf Stahlen, sitmn.
Das Bildwerk unseres kleinen Giebels» zu dessen genauerer Betraditung
wir uns nun wenden, ist in mancher Besiebung den eben genannten Grab-
sknlpturMi verwandt An den Enden sitsen zwei weibliche Gestalten, die sehr
an jene erinnern, ehenfalle auf Felsen, nicht auf Stühlen. Doch nnser Giebel»
rcliei 18t tiguroureicher und nicht ganz ohne Handlung,
Es sind sechs Figuren dargestellt: ein eng verbundenes Paar in der Mitte;
dann rechts und jinks swei Firauen, wdohe den einen Fuss höher anfttellen
auf einen Felsen. Dann an den beiden Endmi die schon erwfthnten auf Fehen
sitzenden weiblichen Gestalten. Die Anordnung der Figuren im Räume ist
jedoch nicht ganz symmetrisch; in der linken Hälfte sind sie lockerer und
weiter gestellt, in der rechten dichter und gedrängter. Die sitzende Frau
links ist näher der Fk;ke gerückt als die rechts; sie ist deshalb auch in den
Proportionen kleiner gebildet als jene, indem die Giebelhöhe hier schon eme
niedrigere ist (11 cm gegen IS an der Stelle des Kopfes der rechts sitzenden).
Ueber 4tD KuDitkce», den dtr Migenaiiiita AlazaBdimrkaplnii wlrtiimt, wrctei^ awim
Ausfühnihs*' Draknitor griaduMher dad ismiicber Skulptur für den Sel>«ls«bi*iKli, Htwilsiimnbe
S. 38 f.
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102
Die auf di«M beiden Siteenclen folgenden ipitien Oiebelecken hat der Kflnstler
leer gelassen, da or liegende Figuren, die allnB gepaaet hätten, wol nicht
brauchen konnte. Der Ihxnm zwischen dem vorsprini^fnden Profil und der
Tympanonwand, der Giebt^lljodi'n, ist hier, wo keine Figuren stehen, nur rauh
bebauen. Auch der Künstler des Sarkophages der , Klagefrauen* bat die ganzen
Edcoi der Giebel leer gelaflwn.
Die Ungleiehheit der beidm Seiten mamm Giebela eietreekt sieh dann
auch auf die folgenden beiden stehenden Krauen, die den einen Fu« höher
aufstellen. Die rechts ist, indem sie der Mitte naher gerückt ist, etwas grösser
als die links. Beide Mäilchen sind nach der gleichen Seite, nach rechts hin
gewendet, wodurch die Strenge der Symmetrie wiederum gelockert wird. Die
Mittelgruppe ist in Bewegung; sie ist im Schreiten, und awair noch rechts
hin begriffen. Es ist eine stattliche Frau in Chiton und. Mantel» den sie Aber
den Hintttrk<^f gezogen hat und mit der Linken fasst; sie wird scbrüg von
vorne gesehen und ist im Schreiten in der Richtung von hinten hervor schräg
nach rechts aus dem Bilde horatis bei.,'rifFen ; \hv fzerstörter) Kopf ist im Profil
nach rechts gebildet. Ein Jüngitiig It^gt iiir den linken Arm um die Schulter;
er schreitet deutlich nach rechts und seine Beine sind im Profil gebildet;
er trftgt einen kurzen auf beiden Schultern aufliegenden, wie ee sdieint ge-
gürteten Chiton. Von dem bartlosen Gssidite ist nodi der Umriss kenntlich.
Die Bechte fasst an das Gewand. Diese beiden Figuren mul in den Pro-
portionen nicht grösser als xinuichst stehenden Frauen; ilire Köjtfe reichten
lange nicht bis zur Öpitae des Giebels hinauf. Die (»ruppe ist von der Mitte
ein wenig nach rechts hin geschoben, um den Eindruck der Bewegung nach
dieser Aiditung hin su verstärken.
Würde die rechts folgende Frau der Mitte sngewandt gebildet sein, eo
würde der Eindruck entstehen, als ob die Mittelgruppe eben auf diese Frau
zuginge und diese ihr Zifl bezeichnet«. Dies eben sollte oflFenbar vermieden
werden. Dunun wendet jene Frau dem Paar den Ivückon und ist im Ge-
spräche mit der rechts sitzenden dargestellt. Beide Figuren sind auch durch
den Fels vereinigt, auf dem die eine sitst und auf den die andere den linken
Fuss au&tellt Die stehende trftgt Chiton und Mantel; in den H&nden muse
sie irgend etwas Leichtee, das durch die Malerei angedeutet war, wie einen
Zweig oder Kranz getr,<»gcn haben, .\ehnliche Figuren kommen unzählitj oft
auf den attischen Vasen des freien Stiles und auf unteritalisclien vor.
Auch das Motiv der rechts sitzenden ist ein auf diesen Vasen überaus häufiges:
die rechte Hand aufiitfltaend, wendet sie den Kopf nach der Mitte um; die
linke liegt auf dem Knie. Sie trägt nur den Mantel um den Unterkörper.
Die den Fuss aufstellende Frau der linken Seite ist aber dem Paare zu,
naoh dar Mitte gewiuidt. Dna ^uur schreitet an ihr vorbei Der grössere
Zwischennnm nräcsben ihr und dem Paare iat eben gewihU, um den Ein-
druck der Bewegung der Mittelfignren nach achrftg rechtsbin her\ oizm ufuii.
Das Miidchfii träf;:t dorischen geoiirteten Peplos; die locker gehaltene linke
Hand Hchoint nichts gehalten /.u haben. Der linke Ellenbogen und der recht«
Unterarm sind auf den linken Oberschenkel gestützt
Keinen Teil an den flbrigan Figuren nimmt das Unke dtiende Itedchen,
das abgewaadt in rieh yennnken auf einem Felsen ritat, den Oberkfirper vor-
beugend und sinnend, die Rechte erhebend, die, lose gehalten, nichts trug.
Das Mädchen ist mit dem Chiton und dem Mantel bekleidet
Der Künstler hat deutlich den Eindruck erwecken wollen, dass das Paar
der Mitte horeingeechritten kommt in einen Kreia von Gestalten, die ruhend
auf Felsen sitaen oder stehen. Das herankommende Paar hat aber zu keiner
dieser Geetalten engere Beatehnng; geflissentUoh soohte der Künstler dem
Mttverstindnia^ ak ob das Paar auf eine bestimmte Figur snsohntte, yo^
aubengen. Er will nur zeigen, dass das Paar in einen geschlossenen, mit rieh
selbst beschäftigten Kreis eintritt. Rechts /wi'i mii einen Felsen gruppierte
Mädchen, die im Gespr&che begriffen sind, iiukä eine ganz m sich versunkene
Gestalt von trüber Stimmung; nur eines der Mftdchen beachtet die heran-
schrritsnde Gruppe in voller Ruhe und ans einer gewiaBOi Entfernung.
Die Bewegungen aller Gestalten sind still und gehalten. Es hJbigt wie
ein leichter dunkler Schleier über der Stimmung des Ganzen. Am ausge-
prägtesten ist der trübe Charakter in der allein mit sich selbst beschäftigten
Kckfig^r links. Diese erinnert unmittelbar an die ebenfalls auf Felsen ge-
lagerten trauernden Gestalten der oben erwähnten Sarkophaggiebei und der
Grabmetope.
Die Betrachtung des Figurenschmuokes unseres Giebels bestttigt also die
Annahme, dass wir es mit dem Teile eines GFabmaks su thun haben. Allein
wie sind die Figuren wo! zu deuten?
Wir entbehren da leider jede« festen Ilaltüs und sind nur auf Ver-
mutungen gewiesen. Die nächste Frage, die sich erhebt, ist die nach dem
Namra des Jünglings in der Uittelgruppe. Sein kuner (%iton, seine Stellung
und vor allem die Bewegung seiner Rechten, die an das Gewand su Cassan
acheint, erinnern auffallend an den Hermes des berQhmten Orpheus-ReUrfs,
Freilich fehlen die zum Hermes-Gostfinie gehörige Chlamys und der Petasos.
Der letztere könnte indesR hei der P'lachheit des Reliefs leicht als im Nacken
hängend nur durch Malerei angedeutet gewesen sein.
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104
Wir haben erkannt, daas daa Paar der Mitte eintritt in einen Kreis atiUer
Geatatten. Ea können dieae aber wol nnr Bewnimer der Untenreit sein. Daas
es nicht Figuren ana dem gewöhnlichen Leben aind, beweiaen achon die Fdaen,
auf denen sie gruppiert erscheinen.
Halten wir die Deutung auf Hermes fest, die durch die Analogie des
Orpbeuä-lieliefs nahe gelegt wird, so wäre hier also dargestellt, wie der Gott
eine Verstorbene in die Unierwelt geleitet, hinein in den Kreis von anderen
Veratoxbenen, von Frauen, denen sich die neu AngekomniMie nun sugesellen
wird. Diese Frauen erinnern an jene Gruppen, die Polygnot in seiner Nekyia
gescbilflr-rt hat. Sie unterhalten sich unter »iclr. eine andere ist in sich ver-
sunken; nur eine beaehtet die neu hcranküninienfle.
Hermes ist der milde, freundliche Geleit«r der Toten. Das Orpheus-
Relief zeigt ihn, wie er sanft und still die Hand um den Arm der Enrydike
legt, um ihr rechtes Handgelenk su ergreifen und sie leise zum Hades nirlick«
zuführen. Auf dem Giebelrelief sehen wir, wenn unsere Deutung richtig ist,
wie Hermes die Hand um die Sdiulter der Verstorbenen gelegt hat') und sie
80. lanj^saiii schreitend, geleitet.
Eine beiiaante Gruppe späterer Zeit bietet sich hier zum Vergleiche dar:
die Gruppe von Udefonao. Sie hat aidier aepuikrale Bedeutung. Sie ist frei-
lich gewiss erst in eklektischer spftter Epoche, wol dem ersten Jahrhundert
vor Christus, entstanden und benutzt als Vorbilder zwei nrspr&ngliche Einzel-
statuen sehr verschiedenen Stiles ehen.so wie die Orest-Elektra-Gruppe in Neapel.
Aber wie diese geht ;iucli jene Gruppe gewiss im Motiv und Grundgedanken
der Gruppierung auf die grosse Malerei der polygnotischen Epoche zurück
(vgl. im 50. Berliner Winckelmannsprogramm S. 137 und 161). Wir roöditen
vermuten, daes die Gruppe des Peychagogen Hermea, der eine Ventorbene
geleitet, indem er die Hand auf ihre Schulter leg^, eine Erfindung eben jener
grossen Epoche ist und von dem Kfinstler unseres bescheidenen Giebelreliefe
nur passend verwendet ward.
In der Gestalt des Hermes und dessen Bewegung der rechten Hand ist
der KOnstlar offenbar, beeinflnsst von dem Schöpfer des Orpheus-Reliefs, den
wir unter den hwvorragendsten Heistern der Epoche des Parthenonfriesee au
suchen haben und als den ich Alkameoe« vermutet habe (Heisterwerke S. 120).
Unser Giebel ist ohne Zweifel etwas jünger als das Original des Orpheus-
Keliefa war; doch wird er, wie wir schon bemerkten, gewiss noch dem fflnften
') Eioe grawe Anzahl von Iteiainden für di« Motir bat IhStepliui geMUBneU, bnonden imOoniite
naia 1W9, SS aad ISfil. vkI. 1S7Q/71, 16S.
105
Jffthrbttndert angdliita^n. Die zu Anfang von uns verglichenen attisclien Ar-
beiten, die Grabinetope und die Giebel des sidoniachen Sarkophages zeigen in
den Motiven dor Frauen ßine dem vierten Jahrhundert char,iktf»risti8clie, g.inz
andere Weise: dort sind die Krauen tief schmerzbewegt und von einem starken
Pathos erfasst Sie sollen indess vermutlich wol auch elier Verstorbene an-
deuten als a Klageweiber* dantellen, wie man gemeint hat Dieee auf Felsen
ruhenden, offenbar idealen Gestalten mögen uraprOnglieh ans Untarwelt»-
darstellungen von der Art unseres Giebelreliefs herstammen.
Wie viele bedeutende grosse Schöpfuni^en ilor Gniberkunst niüRSRn uns
verloren seiu dadurch, dass gcradp die beöte klasüische Zeit in Attjka sich
mit Vorliebe der vürgänglichun schiicbten Materialien, des Lehms und Holze»
fQr die GrabaufiBfttie bediente, deren Sehmuck sumeist nur in Malerei bestand.
Einen kleinen Ersats dafür mag uns das hier veröffentlichte kostbare Giehel-
relief bieten, das fem von der attischem Heimat auf italischem Boden antage
gekommen ist
Abb. i. I. CL d. k. Ak. d. WIm. ZXII. Bd. L AUh. 14
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Kl krwAN<;i.ER, GRIECHISCHES GIEBEI.RELIEF
I
c;ii-,RF,i.RKi.ii;i'
IKSCHKINLICH VON lilNliM ATIISCHKN (IKAI
tJCHTimVaC UBK VSHUU;SAMSTAI.T I' BKUCKMINN A ■C., UCNCKI-N
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Ein altchristliches Hypogeum
im Bereiche der
Vigna Gassia bei Syrakus.
Unter Mitwirkung von
Paolo Orsi
bachrieben TOii
Joseph Fälirer.
(Mit 5 TsMa.)
AU. d. La d. k.Ak. «.Win. XXII. Bd. I. AUb.
M
EinleituDg.
Im Stadtgebiet des nlten Syrakaa ist innerhalb der attdlichen Vorterrasse der Achradina
•bgawhen von der Nekropole tod San GioTRoni nach «üi «vitertr Katekorobtnkomplex
TOD grosser Atisdchniing grlcnc-n; liie^'-f iinifas-t zwei HfinpfL'rniifif'n vnn unterirdisc!i<>ii
Begräbnisaalagen, welche heutzutage unter dem liameu Coemeterium der Vigna Cassia
und Coemeterium von 9aata Maria di G««ä xa8aninea|teb«t warden.
Auf die Existenz einer nusgehreiteten CoenieUrialrcgiot) in unmittelbarer Nähe de*
Konrentes von F^nniu Mariii di Gesik ward« aeit den 17. Jafarhundert in Tereiaaelten literari-
svhen Angaben hingewiesen.*)
Eüoe binlSitgtich deatliehe Uaiencheidnog der bddeD aaUotindigen Hmptgrappeii aber
iSsst sich nurbtM i iiiHm Atttor dca 18. JalirliaiMieril erkeimeii, niulieb bei Ceeare QaeUoit
Conie della Torre.*)
war bis vor kunesi ttttt der iraatlüdie Abwbnitt der gesamten Coemetwielregioii
ohni- hi'soi.dcrc Mühe zogBni^cb; die Qbrigcn Teile des Katakombenkmnplezce, wekb^r mebrtire
Stockw»Tki' ruifwr-i«t. wnrt^n norh (Trnüscnt.pils ver^chdttet.
Nur einzelne Luftechachte b«tcn die Möglichkeit dar, in den einen oder anderen der
unterirdiseben Ginge binabsusteig«« and dort eine karte Streeke voneodringen. Dicee MBg-
licbkeit wurde auch hie und da von etnheimii<chen (jelehrten und auch von NlOgieriglD
ti'Miüt/.t, wie sehwache Ueberresir' vnn NnnTeTi<«ii>'!flir<ften ntvl Jahreexahlen besevgen, welche
mit dem Hauche von Kerzen oder Fucl<ehi er/.eugt wurden.
Jedoeb kam man niebt »i einer genaueren Erfemcbang der eigenartigen Begiibnis-
anlagen. Denn selbst in den höber gelegenen Abschnith'ii ihr Coeimii riiilregion wäre die
Untersuchung mancher mit Steinen und Erde gefüllter Korridore noch mit den grösaten
Mohaalen nnd Gefahren verbunden gewesen, ohne daa man aocb nur den Terbrof aller
Havptgalerien festzustellen vermocht hätte; die tiefer gelegenen Teile aber waren in ibicr
BberwMgenden Mebrheit fiberhaapt noch gäoxlieh unangftnglicb.
') Vgl. Vincenio Mirab«lla. D;i Liaiuasioni ilölla pianta dell' antiche Sin»cu»e <1' ulc'une scflt«
medaKlie d' e«aie e de" principi che quelle po»8e<lettero, (Napoli. UjVA) pag. 4S; Giuseppe Maria Capo-
dieoi, Aatichi moDttmanti di SintcoM, t. I, (äiracnMt 181S) pag. 370 «q.; Domeaioo lo Faio Pietaraiaata
Daea di Sariradifaleo, AatieUtA ddla SiriKa, t. IV. (Palarmo. 1840) pag. 191.
*) Vgl. f'(>siir.> riaetani, C'^mt.' Icn i Tortf», Memori» intornn al marlirio e rn)fi Vi 8. Lucia
Y. e M. Simcutana (h^rauag^ebea vun FosciuHle Fugali, SiracuM, 1878) pag. &0 col. a und col. b.
15*
110
Dw ante Verraeli «ner samaunfischen BeMbnibnng d«r oba« iMsoodm Sehwierig^
keilen betretbaren Teile des KntakotnbenkoDiplexes pelaDpto im Juhre T!?^0 zur Vpr-
fifFentUchung.^) Es war der we.sUiche HauptabMhDttt der Nekropole Casaia nebst den
nmnittolbsr «ngnniend«!! Trilen »m» rin Bmelutlkk aua dar Uitt« d«t (^lien Conne^
teriiimt. welche Victor Scbulte« dwmb «iDer vlSktum BetaMhiniv oatenog.
Ehen jonpr wpsttiche ITaTiptahschnitt dr-r Kiitakoriibr? Cassta lieferte dann Panlo Orsi
bei Au»grabuDgeo, welche er im Jahre 1893 Tomahm,*) eine nicht unanseholicbe Ausbeute
an Oimbunchrifleo. Dmtr DiDstand gab in Verbindung mit den IbgebaineD einer vor^
liufigen Recognosciening in den weiter Östlich gelq^en Abschnitten des Katakumben-
komplexes Orsi dio Veranla-Sbiiii^'. auf Kust«^n der itnlienischen Regierung dort.seii.^t Atis-
räumuagsarboiten in grüsserem ätii zur Durchführung zu bringeo.*) Oie^e Ausgrabungen,
m welchen mir eelbet tribcnnebmen TergOnnt wer, waidea in den Honnten Norember and
Dezember ISÜ t vollzogen und erfuhren auf n i' Anregnng hin im Febranr 1895 aosk
einzelne Ergün/.ungen unter meiner eigenen i^t ituiig.
Durch Oriiiü Ausräumungsarbtiiten, weiche in erater Linie die äaounlung de» epigraphi-
aeben Meterialee benwaeklen, Warden die Uber getegwen Abschnitte der Nekropole
den dort anfpehäuften Schutt- nnd Erclma-Hseu fivst völlig bi-freif ; in den tieferen Stock-
werken aber wurde wenigstens die Verbindung zwischen allen irgendwie bedenteunen Teilen
hergeatollt und ooweit als mi^lieh ancb eine Unteranehnog der wiebtigeten Galerien bie anf
ihre Sobla dnrchgeffihrt; älniliLlie Arljeiten wurden dann, wenn auch in weit geringeren
Umfanpe, auch in dem benachbarten Coemetcrinm von Santa Maria di Gesu vorge-
DOinmcn, zu welchem Orsi einen Zugang durch einen halbverschütteteu antiken Ac^uaedukk
anaflndig machte.*)
Eben dadurch aber, da»s Orsts Aui^grabungen einerseits die unterirdischen Sepul-
kralanlagen von Santa Maria di Gesü, amlorer-ipit^ die Katakomben der Vigna
Cassia leichter zugänglich machten, wurde mir selbst die Möglichkeit geschaffen, diese
beiden Ooemeteirien. die ni den intenaanteBten von Sjraka nnd Ton gaos Siailien siblea,
einem ebenso eingehenden Studiuni und eiiuT ebenso ^^lenauen Vernu'i^sunp zu uiitf^r/ielien,
wie die Nekropole von San Giovanni, in welcher gleichfalls durch Ürsi, der einen
reichen Sehats Ton Tnecbriften dovtaelbuk «rhobM hat,*) Aasrinmungaarbeiten In grUaaerem
Umfang vorgenommen wurden. Haina Stadieocigebnisse Uber die drei Haaptcoemeterien
von Syrakus sind in dem Werke .Forachuriren zur Sicilia sotterranea* am Ende des
Jahres 1897 zur YeröCTentlichung geUugt. Topographie und Architektur der Katakomben
und alle Ehndhaiteu ibrar innaran Anartaltang abd daaelbat eingebend eritrtert Zur Br^
>) Tgl. Victor SehaUae. Arehloloflinhe Btadiao «ber altdhiiatliebe Honamoato (Wien, 1080)
a. 130 f. und ä. I4U-U2.
1 VgL Paolo Or»i, Eoplorazioni ncUv cata<.-ümbf di ä. (linvanni ed in quelle dalla vigna Oaaaia
presto Snaeoia Motisie degU «cavi del unese di lugUo 1893), p. 900—314.
■) Tffl. P. Orii, Notilde degli leavi dal meae di maftt^o 1896, pag. SIS.
*i Vf;!. T'. Orai. Es[ilrirazioDi nelle catacombe di S. rii jviiiini ed in quelle della vigna Cassia pretso
Sir»cu«a tNutme d«gli it<:iivi de) ineae di luglio 1893, pft^. 276 ir]«].); Nuove e«plorazioni nelle catacombe
di S. Giovanni nel 1694 in Sirscuas (Notizie degli «cavi del uieie di dicembre 1895, pag. 477 sqq.); Insigne
epigrale del dmiteio di 8. Giovaani in Sinuswa CBOmisebe Qnartalscbiifl, 9, Od.. 1895. pag. Si99 Miq.)j Oli
acavi a 8. CMonani di Siiaeaia ael 1BB6 {Rfimisdhe QoartalMihiift, laBd., MM, pag. 1 sqq.).
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111
litttemoi; ftber dieoan mf Grund «nklm YenncMangra w» mir hergestellt« Flliie ond
Darchscfanitto mwi« pbotograpbische Innenanaicliten und Äbbildan^^n von Skulpturen und
FreBko^emUlden sowi^ von zahlreichen In'-chriften und Werken di-r KIoinlciuisL')
Bei der Au8waiil dieser Beilagen sowie bei der Ge»taltuug des Textes wurde nun abflT
rtm tSnne eit^endma BwOdttielitigaag «in« Tsflc« der Ndtropol« Oasö«, der biunelittieh
seiner inneren Aus^tatfunp pinc SontJrrstellnnt; finnimnit, infoltjc r-innr sp«ziellen Verrfinbaning
mit Orsi abgesehen. Denn schon damals bestand die Absiebt, die betreffende Sepalkrai-
anlage, weleli« sieh vor alkiB dareh ibren Bdohtetn «n FrakogeodUdiiB «uniobiirt, mm
Gegenstände einer besonderen Publikation zo neeben, w«Iebe von mir and Orei gemeinsam
«bgefasst werden sollte.*)
Aeussere Umstände haben indes die AusfQhrung dieser Absicht wider Erwarten ver-
OfftTt*) Nanmebr aber mag da« Veraknmte in der Weit« nacbgvbott midaiB, dam ieb
zunächst in einem l)e<<onrleren Kapitel Orsts Dai)«gang«n in dsotNber Bearimtong torflDbre,
ehe ich selbst wiederum das Wort ergreife.
I) Jo»epli Ftthrar, lencfanagan lar flidlia loMinaan. Mit Pllaen, Sektionen aud anderen
Tafeln An^ Jen Abbiadluigendw k.bareHsdienAkadeinederWiMeBHbafUo I.<ä^
Münchfii, 181)7.
V^l. J uj'-ph Führer, a. a. 0 . i.i'^. 7s3 (— pi%g. 113 den Separat-Abdnickeg), Anmerkung 2.
*i Vor aUem kam hiebsi in Betmcht, djus ich durch das dankenawerte Entgegenkominen <ler hob«n
CeotraMirektion de« Kaiserlich dentachco archSoIo||iaciieB Inttitate« Mwie der hohtn Kgl. bayerischen
St«at«rc(cierung in den Stand (fe«ctKt wurtle, abermals eine Por8churiL'>r'/;s._' nu li SiziliiMi m ontiar*
nehmen, welche vom 21. September 1899 bis zum 23. Juli 19üO mich von der Heimat ferne hielt.
Rine kurze Zu^iurnm/rJasaun!; der Ergehniaae dieaer StadieBnise findet aich in den Akten des
IDnOen iaternatiiMialaa KoagraMS« katholischer Qelahrlan in Hanehaii vom 84. bis 2& Sciptemhar ISOO
(MBnefaen. 1901), S. 984 ff.
Immerhin darf aber wtlil auul uti ■ür'srr Sielli' iLiriuf hingewiesen wcr-lcn, (hiAs infuliru meiner
letzten For»<Jiun(|pirei»e die Gesamtzahl der von mir j^eaiiu untertinchten, aber noch nicht literwisrh be-
handelten Begrabnisanlagen ran SilOien auf mehr alü zweihundert (^estief^en i«t. Von mehr als
aiebsig Katakomhan nad HjrpogMn *en besomleier Eigenart habe ich exakte PUlne and snm Teil aoob
Sektionen aa^enommen, ebaum ab«r «uob nUreiehe Photographien toii Tnnenantichten, 'FreskogeskUdan,
Iitüubrif'.vri 'iiiil \\ i'rk'jii tler Kl<'i iikiin^t. In anal"^'<'r W'k'itTC bin ii !i <,"_'I riiiLT Ri'ihc vim nVcrirJiikihen
Sh'iiiilkrulaniai,'! 11 verfahren, welch« auch ihrerseit'i iti Iliii-,H*ht auf die Gestaltung der ürabstiitten einen
^r')4jf-ii Foniicnreichtau) aufweisen. Endlich hat niir a :< Ii eine Anzahl von UQtcrirdi»chcu Kirchen und
JfapaUsn der aitehristlichan Zeit und dar bjsantiniBchen Periede Anlaas zur Aufnahme von Ümndriaaan
und Dnrehsehnittan. sowie >nr Hafstdlnng von Photographien und SSeiehnungen gegeben.
L>>iiler aber haben ^ir}i ytn nirht <i'n.' Mitrrl ),'<.'riuL.|<-ii. ui:i <lie bedentiaiBflB FUnehnngt
resuttate in einem reich mit Tafeln au»geKtatt'et«n Werk« publizieren zu köunun.
112
h Kapitel.
TopograpMe^ Architokliir imd iantn Amilattani das Hypogeums.
Orsi ioMnt neb inig«Abr JbIgtadaniMaana:
.Wi-r (Icn nesamtpkn der Nekropole Cassia') näher prQft, wir>l etwa in «1er Mitt«
deuelben mit blauer Farbe ein klmnes Hypogenm «ngegeben finden, welches mit dem Buch-
staben H beuiebDct ut*
«Die Eiitileckung dieses Hypr>geniiw war eiiieiu Zufall /.u virdankcn. AU ich am
ir». NoveniVter 1804 einL-s der hr<c!i^fgrL'lpi;tMien Loruli-Gräber der Kotunde der HiTuklia
iu der Kutakombe ¥ der Nekropoio Ca«äia untersuchte und auf Grund der Wahrnehmung
eines «Imngen Darcbttraehea das Cloiein otber prflfte, legte deeaen Khog dm Goduikea
an die Existenz einet grö.sseren Hi)blraun)ä nahe, di r >i< h Iiinfer dem r^oruln- (.-rstroi. ken
moMte. Ich machte eine kleine Oeffhaug und fund meine Vermutung bestätigt. Bald
konnte ich nach Erweitetoniif der Lfleke in das llypugenm eindringen, deeMO Niveau etww
llSlier gelegen ist als die oberste Ücihc dor [ioriili-tiräber der Rotunde der Heraklia.*
.Will allo Tcili' drr Nekropole Cassin. si> i<t Awch dirsc Rfj^räbnisanlag»- in den
Kalktuff eingearbeitet, au^ welchem die südlichen Ai>!$titfungen der Achradina grössienteiU
gebildet sind.*
.Der Grundriss des Hypogeums ist auf dem Plane ersichtlich, mit welchem diese
Monographie ausgestattet ist;*) den Aufbau der Sepulkralanlage Teranscbaulichcn die bei-
gegebeneo Sektionen.') Ein kleiner Korridor, der £ut genau die Richtung Nord-SQd einhält,
aeigt an seinem Sadende oberhalb einer Stufe «ine niedrige tind »enili«^ enge Pforte Ton
oblonfjpr (le.stalt; an diese schloss sich nach aussen hin iirsprOntrlich er^t ein ktin-rr Gang
und dann wohl eine kleine Treppe an, welche sum Niveau des Uurtens emporführC«;.'
»Im Innern dea Hypt^eum« öffnen neb auf jeder Seite dee alltniblieb rieh Twengeoden
Korridors, welcher eine anfängliche Breite von 1 m 22 cm, eine wechselnde Höhe von 1 m
78 cm — Im t)3 cm und eine tieeamtlänge Ton nahezu 7 ni hat, je 3 grössere Arcosolien
von 2'/» — 3'|» m Länge "
.Jede dieser Grabniachen amfant 4 — ö grössere Binsdgrftber, wekhe sieb antcihalb
der Arcosolwfilhnng or'itrr'ok'fn. Ans.'prrlf'm findet -ich luicli nofdi nn der Rückwand der 2.
und der 3. Gmbnische au der Westseite des Ganges .'sowie an der rechten Laibuug des zu-
letat erwihoten Arcoaob je «d Loenlne ttr einen Erwaehaeuen.*
>) V^M. Juacph Führt) r, Fonehttogeii *Mr fiidlia Mttemoea, Tafel IL
'} Vgl. Tafel 1, No. 1.
•) Vgl. Tafel I. No. 3-4 nebrt der Srklftnmg der TaCel.
113
•SlriDcre Loeuli and drao nodi n beiden LnlmBgieo der 3. Oraboieeh« an der Weil-
seite 80wie an der linken Lailnng des 1. Aronsols der Westeeite und des 2. Arcosols der
Ostseite eingearbeitet, ferner an der rUckw&rtigeu Scbuioleeite der Galerie und an deren Ost-
wnnd TOT Recfaten and zur Linken dar 3. OmbniMlie. findlieh rind auch noch an der Sohle
d«e GatigHs 5 Grabstätten fOr Erwaebacne eingeaebnitten *
.Alle diese Gräber im Roden waren zur Zeit der Auffindung des Hypogeuniä noch
Tüllig UDverletzt; fast durchgängig unverletzt waren auch die kleiueren Luculi; nur die
groaaen Ctiiber in den Areoaolwb waren anfgcritaea nnd darcbwClhU und swar nancihnal
nur in ganz oberflüchlielier Weise. Offi'til^rtr ping alsn dii' Verwüstung, welche das Hypo-
geum erlitt, in aller Eile vor vich. Da nun hiebet auch die Freskogemälde, mit weichen
iwfli AreoeoUeit an der Weelaeite des Korridors geschmfieH sind, genchont wurden qnd anoh
nicht ein Kopf serstfirt wurde, so ist Anlaaa zu der Yermutuni; gf^« In-n, dass die Eröffnung
nnd Beechädignng der Grüber Tiirlit, wie e? snnst in äbnlichnn Flilk'n die Rej^'el ist, den
Arabern zur Last gelegt werden darf, sondern in einer Epoche ertolgt ist, welche uuüerer
Zeit weit Difaer liegt.«
, Unter hUi i ! tnständen aber war der Erhaltungszustand des Hypogeunis bei .«einer
Entdeckung ein «ierartiger, dass es sich lohnt, die Beobacbtongen forxafltbren, welche «ich
während der Ausgrabungen selbst ergaben.*
alm ersten Aieoaolium an der W estseile des Ganges waren Amtliche Orabetltten
No- 1 — nnffiebrrtchen und dnrcliwniilt ; jedes Grab enthielt aT>er noi'h eine Anrahl rnn
Skeletten, welche freilich in Unordnung gekommen waren« Der Loculus Ho. Ü an der linken
Seite war leer. An der reeblen Laibang des Areoeola &nd afeh ioDerhalb de> bieiten roten
Bandes, welches die MCndung der Grabniscbe uoifllanit, eine «cbwtr tersUuldtidie Graf fit 0'
Ineehrift, welche zu lauten scheint: ^)
alui mittleren Arcoiwl der Westseite ergab sich bei der Unteraucbong der Griilier
I?o. 7—10 folgender B^nd: In Orabatfttte No. 7 gewahrte man ein ans seiner urs[nüng-
lieben Lage gebrachtes Skelett, in Grab No. 8 zwei Skelette, deren Kopf an der Nordseite
lag, zwei Skelette, die in tnn(;ekthrter Richtung gebettet waren, und zwei Kinderskelette in
der Milte. Am Boden der Orab><tätte No. 9 fanden sich noch zwei Skelette in situ, deren
Sebidel an der Notdaette h^ten; atlein das Qrab selbst war erbroeben nnd dann anls nmie
mit einer Masse von Knu licn gefüllt worden, dii> tjun/, in Unordnung geraten waren; offen-
bar waren dieee von ibreu urapranglicben üubcstütten in beuachbarten Gräbern dorthin
durch jene Individuen gebracht worden, welche das H)i>ogeum verwOatet nnd geptOndert
haben. In Grab No. 10 waren wiederum in Unordonng geratene Knochen von mehreren
Individuen beigesetzt. Der Loculos Nr. 11 im Htnteigrand des Aroosols war seines In»
haltä beraubt.'
•) TkI. Tafel IV. tio. l. reckte SeiU, MitU.
" ^) MJ>>clirhfr \\ . i> . ibcn wir «• hier mit einer Acclamatioa su tbun, welclie die Lcaang
Aißtgtt iioar {— i^aurj erfordert.
Z ItON •)
114
,ln der Jritton Grabnische un der (gleichen Korridorsrite waren wiederum sliiiitlicbe
Verschlussplatten, die hier aus Ziegeln be«t«udeu, xerbrocfaeit und zertrümmert. Im übrigeo
umr anf emMlnen von den Ziegelplatten, welche in dieeem Axeoeol und in den Qkrigen
Olttbniiehen ge-'^atnmelt wurden, die ,Crux ganimuta'^) oder a'^Milka* tu einer H&he
nnd Breite von 7 cm eingedrtickt und zw«r in folgender Form:
,lni Innern der Grabstütten Nr. 12 — 17 fanden sich nn der Nordseite kopfki&<enariige
Erhebungen dea Gesteins, Die Skelette waren fast durchgängig noch au Ort und Stelle,
je eines in jedem Omb«, und sie waren aneh nor «nweaentiith aua ihrer uraprünglicbeo
Lnge gebracht; cinxig und allein im leteten Grabe fand sich ein Bnnfen von nngeordneten
Knochen und ebenso im Lixultjs Nr. 1^ ili^r Kfiikwand.*
,Au8 dem ersten Grabe züg mau die Ürundfl&che einer kleineu Ghtöfl&ücbe tuit einer
nabelfUnnigeD Tertieftittg in der Hittet nne einem nuleren Grabe «n Stitek einer Thon-
lampe; in der ganzen Längsrichtung dea Awoeoh ilkas man auf BruchstOcke von Amphoren,
welche mit frischem Kalk gefüllt gcw^n waren, der snr Desinfektion diente, aber anok
zum luftdichten Verschlusse der Grabplatten verwendet wnrde.**)
.Der Locolua No. 19 an der linken Laibong daa Arcosola war leer. Von Loculoa
No. 20 an der rechten Lnibuiii; ilrr ('■nilinische warfTi die Vprsrhlii"??pUttten eingfs<lil;i^'en;
im Innern fanden sich die in L:nordnuug geratenen Knochen des Skelettes eines Erwacbsenca,
sowie BmehatOeke eines Olaageftases mit kugelfBraiigier Wandung and vmek obeobio sieb
erweiterndem Halse. Der Loculus No. 21 an der gleichen Arcosollaibang mr noeb uner*
öffnet; es ist der kleinste von allen; denn seine Gesamtlänge beträgt nur 35 cm; er enthielt
zwei gauz winzige Skelette, deren Köpfe am Westende des Grabes lagen; offenbar handelt
es sieb bier om ein ZwilUDgapaaT, das viel m frBh aor Welt gebomsMn war.*
.Für Kiiifii^r bpsHmnit waren auch «iie circa >'>7 cm !an»^en Ijoculi-Gräher Nn, 22—25
an der nördlichen Schmalseite der Galerie. Zwei davon waren halbgeöffnet, zwei
') , Behaglich de» imiiiciliiM m Ui?iion Gebniuohes der Crux (rannnata vg\. 0. Fl. de Ros«i, Roma
Mtternmea. 1 11 (lä67), pag. 818; lt. X. Krau«. Gesch. der cbrirtl. Kimai, Bd. I. (1896) pag. 180: Tietor
Schultsfl, Ardiaedlof^ der attcfariftlichen Kunst, (1806) pag.MT. la Sytakds vermoeht» ieh die Cnix
piiriinata uur anf den phcn irenaunit-n ZiegülpltttUni festzustüllcn m wie ,iiif ilfr rpmnntvi-'iMr itl iricr pinpü
Urabe« von S. Giuvüüia. Paolo Orsi, R^iroiiiche QiwrtÄlw hrift, lu. Bü., 1696; Uli suvi a S. Uisj-
vauai Ji Siracusa nel 18'.)5, p. 51, tav. III. So. 2.)'
*) .leb habe oft in den groaian tuid in den kleinen Katakombeo von Sjrrakus da« VorfaandeiMeiii
vwi AniAaren und NApfen konstatieren ktanen, wddie in teidum llaaie mit ftiMhera Kalk gefbUt
gewesen waren. Diener wurde in Verbindung init einer »ehr geringen Quantität Sand dazu verwendet,
die VerschluBsplattcn oinc» Grabes nicht blo«» xii befestigen, («ondern vMIig i\i bedecken; insbesondere
galt die» von den Grübttm, dürcn Vcriictilu«» nach oben hin erfolgt«. Die BoHtiutnung des Kalkixs war
also eine doppelte, iniofeme er dam diente, eiiien festen Mörtel in bilden und aodereneits auch ver>
darbUobe AuadOnatuagen lu pamljrierem.*
.Vgl. Paolo Omi, Römische ijuartalstchrift für chriullichLi Altorthumiikunde und filr Kirchen-
geschichte, Bd., 1895: La catacomba Führer nel predio Adumo-Avolio in äiracusa, pag. 170; 11. Bd..
1697: IK atcuBt ipogai eriatiam a fficacum, pag. 47» aq., Tlrfd I, No. 10 «ad 11.*
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anden Boeti benaetiKh TemhloaMU and xmr aiitteb Ziegelphttvn, «af weleben eine Kalk-
iqörteUcbicht angebracht war. In den erstgenannten beiden Gräbern fanden sich kleine ia
Unordnung gebrachte Knochen, im dritten and vierten Grabe aber je swei kleine Skelette,
deren Köpfe an der Ostaeite des Grabes gebettet waren.*
.Die Loculi No. 26 — SO sind wiederum Uber einander angebracht und nehmen den
Zwickel zur Linken der Tordoren Oeffnunß: des dritten Arcosols der Oit-räte des Korriilur^
ein. Das oberste Grab No. 26, das eine Länge von 70 cm bat, war mit einer Ziegetpiatte
geaeUoewn, Uber welcber noch «ina Ceisentediicbt angebraehk war; in dieeer war auf der
rechten Seite ein 12 cm hohes Monogramm mit wagereehtem Querbaliien zwischen zwei
Kreuzen eingeritzt, von welchen das eine durch die aDgew5hnliche Höhe des IiftogebalkeiMt
das andere durch die schräge Richtung des Querbalkens bemerkenswert i&t:"
,1m Inneren de« Looulu« fand aicb dm Skelett eines Kindes, dessen Kopf am Nord«
ende nkte. D«r Loenlus No. 27, der eine Linge von 52 cm hat, war noch Tetachloawn;
er enthielt die Skelette von zwei zu früh geborenen Kindern, welche in entgegengesetzter
Richtung lagen.') Der Lormlns Xo. 2?^, weldier die gleiche Länge hui, war ebenffills noch
uneröffnet, und umt>chlos8 wiederum einen Kmbryo, dessen Kopf am Nordende des Grabes
lag. Aoeb der Loeutns No^ 29, weleber 42 em lang itt, war noeb onbartthrt and «nthielt
abermals einen Fnctas, dcsison Kopf am SOdcnde der Grabstätte ruhte, üneröffnet war auch
der 54 cm lange Loculne Ko. 30, dessen Innere« den gleichen fieftind ergab wie Mo. 28.*
.Di« firabaliUaD No. 91 — 34 im dritten Arooaol an der Osiseite des Kerridoi« warea
dorebgSogig anfgabrochen : indes waren die Skelette nur wenig aus ihrer ureprllngHeben
Lage ppVirarht; c wnreti di'ren in den beid^pn ersten nrühern je drei; die dritte Grabstätte
umschloss eine Leiche, die vierte zwei. Die Köpfe ruhten durchgängig auf kisseuartigen
Erbebnugen das Gesteins, die an der Nordseite der OrabstStten aosgespart waren. Im übrigen
fanden sich in den Qribein BraehstQcike Ton TbongeflUsen und 61asgef8ssen ohne beaondan
Bedeutung.*
«Die LocuHgrtber No. 35—36 waren in dem Zwickel zwischen dem 2. nnd dem
3. Arcosol der Ostseite des Gavgea eingearbeitet. Das erste von den beiden Grübern, dessen
Oeffnung noch vollkoninif^n vcrschlos.«en war, tnijr an der Front eine Qraffito-ln-dirift, welche
überaus schwach eingeritzt und kaum wahrnehmbar war; das Epitaphium umfasst nur ein
Mooqgnmm mit boriaootalem Qaerbalken nnd den Namen des Vefstorbenen:
') .Die Bestiinnuiiij? der .Skelette beruht auf oiiier niihereii Prüfung der Gebeine durrh einen Arxt.
Schon bei daa Aii^rabiuiKc-n im Catntotehnm von S. Giovanni habe ich bezaglich einielner Loculi fort-
■teilen kOaneii, daas rie Embrvos unthielten, eine Eonstatieruni^, welche von Bntlicher 8«itfi ata richtig
aaeifcannt worden ist.'
«Vgl. Paolo Or«i, Nolikie degii t«avi del me«e «Ii luglüi 1Ö93: Ksplonuioni nelle eatacumb« di
8. Oiovani» . pag. 480.'
Nl
Abb. d. I. CL d. k. Ak. d. WIis. ZX1I. Bd. I. Abtb.
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Die-M'r Pincia<n>inis war ein Kind von einigen wenigen Wochen, d«Bta Haupt am Kovd^
ende iIp^ i'2 ern Inntrpn Hohlraumes la>j^. Der anilere Lorulns, welcher nur 4P cm I:»np war,
.schlo«8 ein winzigeü Skelett ein, das vielleicht einem Embryo angehörte und wiederatn den
Kopf KD Nordeode d«a Orabca hatte.*
, Innerhalb der zweiten Grabni^che an der Ostseit« der nalnrii' waren wieilenim die
Grabstätten JSo. 37 — 42 «ufgerisMD, die Skelett« aber nicht stark in Unordnung gebracht.
Nor beim tebsten Grabe felill« die Möglichkeit, die Zahl und die Lage der dort zur «wigwi
Ruhe gebetteten Toten feslziisNHt.|i ; -onst war die Verteilung der Leichen folgende: im ersten
Grabe lagen drei, in lier zw.-itt'ii (iral)>iiltfc zwei, jti eiru- ul.cr iti iJer dritten ntid vierten
Grabstätte; in dem fünften Grai) war ein Erwachsener und ein Kmd bestattet. Letxterea
war ao gebettet, daw der Kopf im SOden mhte$ die gleiebe Lage hatte eine der Liehen
des engten Graben; im i.'iri^^ n ruhte der K^tpf stets an der Nordwite det GmiMS. In dfltt
Erdmaseen fand täch eiu Fragment einer Inschrift
OT
Mwi« BruebatllslM von rolieii ThonkHIgNi mit eiflinntgiem EOrper and nach obn hin rieb
erweitcniilcin Habe, die also jenen ähnlich waren, welche in grosser Zahl in der ,sub divo'
gelegeneu Nekropole .Grotticeiii' anf uns gekummen »ind>') Der Loculiu Ko. 4U an der
linken Laibtmg des Arcceols war noch unerSffnet; im Inneren ifoa 56 cra langen Grabes
hatten aieh zwei kleine .Skelette erhalten, deren Köpfe am Oslende dn.s Hublraumen ruhten.*
,1m ersten Arcosol an th'T 0.>t-,i i1c des Ganges wnren -"untlii !n> Giabstälten No. 44
—49 aufgeridäen und durchwühlt und die Gebeiue völlig in Unordnung gebracht,"
.Hingegen war« die an der Sohle dee Korridors eingesehoittenen Griber No. 51 — S4
noch völliii uiivcrsehrt. Sic uaren teils mit 7Ar-^i-\^i];dinu, U'Us mit Kalksteinplutfen bedeckt,
welche in Verbindung mit einer Cementacbicbt einen luftdichten Abscbluas bildeten. Zwei
von den Orabslätten, No. 50 und No. 51, enthielten nnr ein einaiges Skelett, dessen Kopf
am Nordende lag; im (iral)« No. 52 war ein Erwachsener und ein Kind Watattet, im 'nal»-
No. 53 iwei Krwarlis* nr uni eiu Kind; in iler Gralwtütte No. .'>4 war eine ganze Familie
beigesetzt, nämlich vier Ern-achseue und drei Kinder; inmitten ihrer Gebeine fand sich noch
ein« kreisrnnde etsemo Sehnalle mit aamt ihrem Dorn.*
,üie Länge dieser in der Bodenfläche eingesehnitteiien (iralistätten betrug 1 m 80 cm
bis 1 m 67 cm, ihre Tiefe im Durchschnitte einen halben Met«r; dabei ist zu beachten, dass
die Sohle einsetner dieser OrRber nnr einen ganz geringfügigen Abstand (von circa 15 cm)
von der Decke des darunter betindlichen Katakombenganges aufweist. Bei der geringen
StäikL- lier dazwischenliegenden Gesteinsschicht war und ist also die Gefahr eines teilweisen
Durch braches gegeben/
.Im übrigen ist da« HTpogeom von sftmtlkhen Teilen der Nekropole Ghssw mit Ane-
nabme des westlichen Haoptabschnittea deiselben am höchsten gelegen.*) Auch ateht e»
*) .Vgl. Paolo Orsi, Notizie d^gli sravi fl*>l mMe ili a^orfo 1896: Di ima neen^li dei bassi
tempi rieoBOwittta nella contraila .Grottiielli* ii> .Sirftcus.i, |iaff. 310.
■'; V-l To*epb Fahrer, For'.L-lniiiKi-n zur Sicilia -lotturrani'», paj?. (60), No. XII.
Am Lad« des Korridor« betrügt der AlNtUuid der Üodeufläcbe vom Nullpunkt des geMimten Kata-
kombenkoniplexes — 4 m 10 cm, der Abstand der Decke vem MulIpBokt aber - 3 a 47 em. Der direkte
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trotz seiner centralen Lage in keinerlei Verbindung mit den sonstigen Abschnitten der aiia-
geilelinten Coemeterialre<?ion. Bei diwer Aliire^ciiieiletiiK it vo!i dem übrigen Katakomben-
komplex kann mitbin die Sepulkralanlage von vorneherein eine gewisse sellfötäDdige BedeU'
ioDg bean^HniclMn.*
.Die Mebrzabl der flbrigpn Bpprrihni'^uTilatiim, rnis wr'lrlnin sich lirw OoriiiiMfrium i\ct
Vigna CaaBia eu »am tuende Lzt, mQndet auf eine grosüe Feläenhalle, welche eiuüt überdacht
war und mSgKcher W«iM .taemoriae martyraiD* entbidt. to daw sie Tielleieht aU Feiten«
kirche betrachtet werden darf. In einzelnen von diesen zum Teil ziemlich nnifiingreichen
Katakmnben,') wplehf sich unmittelbar an ili'n i-ontralen Mittelrauni licr Nekropole an-
»chliessen, haben wir nun aber gewitä die UlteMten bcstaudt«ilc der >tekropole Cassia ta
«rkenaeo, welebe mm Teil noch in die 2. Hilft« des 3. Jahrlianderti binaofreiehen inSgen.**)
»Nach dem Friedensschlii^-e /ui^fhen Staat und Kirche aber trat einerseits eine bedeu-
tend« Krweiteraog dea Coenietermni^i nach Wtn^teo bin eio,'j andererseits erfolgte abgeaebeo
von der locoemTen ErQffnung neuer Gänge ionerbalb der aebon bestehenden BegiSboii-
anlagen auch noch die HurAtellong ieoliert«r Hy|H)ge«i)*) sowolil neben als aucli unter und
über den ültercn Häumen. Dh-»-^ min aber auch das Hyptigeum M, mit welchem wir ans
hier besonders beflissen, nicht vor dem 4. Jahrhundert bergeätellt wurde, liease eich TOn
vomeberein aebon enf Orund dea Umatandea Teruratea, da« man et nahe dem obersten
Kande der Ki ! ^ nsicbicht einHrl)eitete, welche «ich über der Katakombe F erhob, und zwar
in ao geringem Alntande von den darül>er gelegenen Käuuien, dass die Auanutzung der Sohle
de« Sorridora ffir die ganze Sepolkralanluge gefährlich werden munte.*) Des weiteren
spricht auch das Vorbenacben der ArooBolform an aieh aebon fUr ^nen jOngeten Urapmng
des Hypogcum-?.* *)
ain gleicher Uichtung beweiskräftig ini uucU die verhüUniswäs^iig starke AusnaUuug
der für Erwaehaen« beatimoiten Grabatitten aar Bei«tanng mehrerer Leiehen.*
.Durch das planimetriacbe Grundschema der kleinen Katakombe ist nun aber in un-
bestreitbarer Weise auch eine gewisse Verwandtschaft zu den zahlreichen Hypogeen des
5t— 6. Jabrhuadertä gegeben, welche in der Contrada dei Cappuciui sich fanden and
von mir vor kunem näher erliutert worden.*^)
Abttantl von ttcr obpirliAlb de» Bypogeums gelegenen Oartenttüche i«t indes noch geringer; denn daa
NiT«aa derselben liegt sebon an der Anamllodnag dea Lnftaebachtea der flMttnde dar Henilclia fl( cm
unter dem Nullpunkt ; in iler Richtung >(<*>,vn «Ion Eingang de« TTyiiogeiiins alinr dacht sich rlas TemÜB
noch mphr ab. Zieht nmn die .Stärke der Uumiü-Mhit-ht in Bftrai'ht, ho bleibt für die Felnmu»»« ober-
halb dit Hrpugtiums kuum eine MtAie von mehr als <>in><m Meter.
') Vgl. Joseph Führer, a. a. Ü., pag. 714 sqq. (44iH|q.) und Tafel 11, Katakombe Ü, Ü. D. K, F,
O nad E.
*) VkI. Joseph Führer, a. a. 0.. jxij?. 717 (77) sowie paR. SlO U70).
') Vgl. Joseph Führer, a. a. 0., puK. 740 »q. (76 Bq.) und jwti^. 641 (171); v^l. auch Tafel II,
Katakombe A.
*) Vgl. Joseph Fuhrer, a. a. 0., pag. 727 sqq. (57 sqq.), pag. 747 (77) nebat Amn. 6 sowie
pag. 840 aq. (170 a^J; ifffL aiidt Tafel II, Katakombe J, K. L und M.
«) Vgl. oben S. 116.
•) Vjfl. Joseph Führer, a. a. 0., paj;. 746 (7C).
,V|?1. I'aolo Orsi, R^kmiache QiiartaUchrift . ., 11. Bd. (18'.t7), paj;. 475 «qi). : Di itlcuni
ipogei oriatiKni a Sira«tt«a; 14. Bd. (19UU), pag. 187 sqq.: Kuovi ipogei di «ette cristiane e giodaiche ai
Cappneeiai ia Siiacnia com aggiunta 4i qoalcb« moaumeato ebraico delte regieue.*
IG«
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.Jene Hypo^jeen weisen nun allerdings ati den Wandflüchen keinerlei Dekoration auf
und ebeiiaow«nif{ irgend ein ehristlicbn Symbol. Neben Lampen aber, welche Htirch den
Schmack des MooogniDiinet, tiexw. ita Kreuxea den ehriatüehen "Drsprnng der iie|rrübai«-
anla^en /.n erweiMü eebienen, fanden sich dort auch Lampen mit ob^cdnen Ua^gtell1l]^{eDf
WK'lciif- lüe Vermutung; iiahelepft^n. iJas- -u h i'h wnhl c!!,')' um I?CL;riibni>--f:itten von
Angehörigen hüreti«cber und synkretiHtincher 8ekten hatidte.') In einem Falle aber
ward« durch die Auffiadong fmi ein pMr Insehriftlafeln, vmi welehen di« eine mit dem
mebenarniigen Leuchter und Sbnlichen Symbolen K<^schmGckt ist,') ausser Zweifel gesteltti
daas dits betrelTende Hyiviu'ttim einer jfidiNThfii Sekte zugewiesen wenden rnuss.*')
.Im Gegensätze /.u jenen Sepulkralanlagen der ContraJa dei Cappuccini, weiciic zum
Teil jOdiBehen, sum Teil liüTetiaehen and ejoliretiatmielwn UnproBK« nnd, haben wir es nnn
bei dem Hypogeum H unzweifelhaft mit der H''<j;i iiKrus^dit te orthodoxer Chrisfcii /u
tbnn. Denn wenn auch Lampen und inschrifttufeln in der kleinen Katakombe gänzlich
fehlen, so hetfbten doch die Örafflti« w«kh« uns Ifonognmme nnd Krens« vor Augen
stellen/) hinlängliche Bewei^tkraft, ood eine aoch lebhaftere Sprache führt der Inhalt der
Freskog'-miiliie, w.-lrli.j nyp«>>»e"rn rm allem W.il um] H.mI.iiI itif^ verleihen.*
.Diese Gemälde, deren llej*chrc-ibung und Erörterung ich gerne meinem gelehrten und
eachkttbdigeD Kollegen Dr. FOhrer fiberhuse, tenehteten im Angenblicke ihrer Entdeekang
groaeeateiie noch in frischen, lebhaften F'arlien, haben aber seither durch das Eindriiii;<>it von
Lnffc und Licht in starkem Maisse {(elitten. Da nun die Bilder Qberdies «chon bei ihrer
Auffindung mit feinen Rissen und Sprüngen durchsetzt waren, so int ungeachtet der sorg-
ftUigst dnrebgefBbrteD 8icb«ruitgsmaa«negdo doch eu befün^tenf daas die Fresken in wenigen
Jahren tiabezu gänzlich zu gründe gelungen sein werden.**)
,Im Übrigen verrät der Heichtnm an Freakogemilden, welchen das Ujpogeum HL
aufweist, dam dasselbe die Leichen Ton PersSnIiehkeiten wnschloas, die einer hohem socialen
Stellung sich erfreuten, mag diese nun auf den Besitz an irdischen Gfltem oder auf den
Adel der Geburt oder auf Macht und Einfltm und dergleichen gegründet gewesen .sei«.
Wenn aber die hier Beät«ttctcn thatsäcblich der angesehensten Bevölkerungskla««e angehörten,
so ist damit auch «ur OeoQge erklirt, waram dieselben in einer besonderen Sepulknlanlage
beigesetzt sein wollten, aber doch nicht au88erhalb des Bereiches der ältesten CoenietcriHl-
region, welche für die grasse Gemeinde der Oläubiffen als letzte Hubestätfe ho^Htnmt wnr.*
.Allerdings haben sich Mormoriuschriften, welche man wenigstens aut einzelnen der
hervomgendsten Oi&her vonuueetMii sollte, nidti erhalten; wnrden solche h« der PlOnde-
rung und VrrwtHtnn'? dt"« Hyp(><:>^um> Ter-( li!pppt, so ist nn« darfumh das beste Mittel ent-
zogen worden, das die Entstehungszeit der Scpulkraiaulage mit hinlänglicher Sicherheit tut
1) ,Vgl. Paolo Or«i. Kttmuch« Qaertalaelirift ... 11. Bd. (1687), pafr. 498 «qq.; 14. Bd. (lOuu).
psff. 203.*
*) .VkI. Paolo Orsi. Rümucbe (joartalsciirift ... Ii. Bd. (1900), pag. 193 sqq.*
») ,Vjrl. Piiolo Orsi, «, a. 0, p««.90».'
«J Vgt oben 8. 116.
,tn Vonuaricht hieron bat die Direktion dei Momo NsshmuI» tu Synkns «on mebmen der
GemilM'' finMge Kopien in ntttürli( Im i fiii lu i •^ti H. ein tücblifrer Maler. Signor (teremia
di äcanio, welcher dem Perootial (t«r Uireieloue dcgli »cavi zu Ntatpel augehört, war mit dieacr Auf»
gäbe batiaat.*
11»
bMÜmmen ggstatt«t hätte. In annib«radem UiM» wird «ieh allerdiogB die cbronologiaob«
Fixipritncr atich au* der Ktilistischen Analyse der Fre*l»ogemäldp »•rt^phiTi. Wflelir- tm-in
Kollege Dr. Führer auf sich geoommen bat. Ich meineraeits glaube auf Grund der
Gaaamtbeit 4er Beoba«btaiigen, die neb mir anfiliingten, der Ueberzeuf^uitK Aaedraek Ter»
7.11 können, dasa man den Ursprung der Bi'gräbnisanlage schwerlich über den Anfang
dea 5. oder das £nde des 4. Jahrhunderts nach Christi Geburt wird emporrücken kOnnen.*
U. KaniteL
Beschreibung der Freskogemäide des Hypogeums.
Die TMi Orai nekmuüi enAbnten Fieakogenllde, welebe dem Hjrpogeum K dar *
NekroT)nl(> Cn-sin flr.c Itovor/nfftc j^tf!lttii;r ^<'T nllen tlbnifen Rwtandteilen des ausgedehnten
Katakonibenkomplexes verleihen, bilden den Schmuck dea ersten und dea zweiten ArciMoliams
W der Weetorite dea Korridoie. Eine genz trarse Inbiütaeogabe dieser Ftreaken buhe ieb
in meinen .Forschungen zur Sicilia sotterranea' verößcntlicht;') nunmehr mag eine aua^
ffihrlii licre n*>si:iir<?ihung foli^'en, welclii' zuririelist. MuliTeicn il>s 1. Arcosols) der Westseite
der Galerie bespricht und dann die t'reskobilder der 2. Gmbuische an der gleichen Gang*
Mite bebeadelt.
1. ArcMoI d«r WflsfaMÜ».
Stirnwand.
Die Stirnseite des Arcosoliuuis i»t mit Stuek bekleidet. Die Oeffuung der Grabniäche
sdbaft ist an der Vorderfront rtngeum von emem Tefbiltnienribsig eehmelen Band ton roter
Farbe begreuxt.
An der Wandfläche unterhalb der Arcosolöffnung aber war ein der Hauptsache nach
ddorativ wirkende» Freskogemälde angebracht. Allein nur an der linken Seite und in
der Mitte ist die Stuckbchicht noch grossenteüs erhalten; an der rechten Si ile hingegen ist
sie gänzlich ali^'ofiillen. Die Länge des nnvenehrt gebliebenen Tailea der Stueksebiebi be-
trägt 1 ni «M cm, die Höhe 34 cm.
In der Slütte der ursprQnglieben Komposition*) ist die Cista mystica abgebildet, ein
aas Weidenruten geflochtener runder Korb mit schräg emporsteigenden Wandungen, die am
r«t!(»-iinirmig gekreuzten Gerten hergestellt erscheinen; auf dem Korbe liegt ein flacb-
gewölbter Deckel aus dem gleichen Material; Ober diesen ist eine rote Binde gelegt, welche
dem Anaebeine naeh ans dicken Wollf&dein beigestellt ist und so beiden Seiten des Korbes
gniriaadenartig heiniederflllt; diese iierab&llendea Enden weisen xwei Venieningen aof.
') Vgl. Joteph FOhrer, For»chasg«n snr Sicilia •otterranea, pag. 763/4 (113/4).
1 V0. TM U. Ko. I.
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Ton «eichen es nnnelMr iit, ob sie knoteaSbnliohe VeraeUingiingen oder eine Art Roaetten
dentelleD aoUen.
Zur Linken des uiysU^chen Korbes sind Kusen- oder Oleftnderknoxpen mit ]iall>
grOnen Deckblättohcn und dankeboten BlOten angvbndit.
Xnrh Weiter rnrh links ist pin ä^r Mitt«? zuj^ewandtor pfnin^niUinlicher Vogel
wiedergegebeti. Der Kopf ist icert>tört. Die verhiUtuUtu&ssig kune, gedrungene Ue«tali wigt
«m UoterkSrper blangrflDei Qefl«ikr. Die FlOgel weiMO innerhalb der brinnUeh-Tioletten
UnrinMieblinng hellbraune Ffillforbe nplist gclb^niuen Streifen auf. Vom Schweif ist nur
noch ein ;r*Tinger Teil erhalten; immerhin aber erkennt man noch blaue Augen innerhalb
roter Konturen. Die beiden Füsse Hind in bräunlich-violetter Färbung gegeben. Au die
PfanengeelaU reiben deh gegen linke hin noebmala einige Roten» oder Olennderknospen «n
Fowi«' i'inc kb-ine Guirlande aus rotem NYoUfikden^Oefleebte, welche wiederum mit roaetten*
ähnlichen Veneieningi-n gescbmackt ist.
Die analoge DekonUon vu Rechten dei njstiKhen Korbes ist bis nnf Teramcelt»
Rosen- oder Oleanderlouwpen an gründe gegangen.
Im Innern des Areosols seblicsst sieh innichsi an den Rand der NischeoSSonng
wieder eine Einfassung durth ein breites rotes Bund an.
Von <Ii(>:i<em gingen ursprünglich an beiden Seiten Kwei breite Horizontal bänder Ton
gleicher Furbe ans; das «ine war beidenoits unmittelbar über den Teitehlntsplatten dar
Oral:K$tätten an^^ebnicht und ging bei deren Heseitigung bis auf wenige Spuren zu gründe:
da> iiii l'K- Il >ri/ontalband läuft Ii' i leraeits circa 80 cm weiter oben am Beginn der etwas
flachgedrückten Decke nach einwärts.
Das zwischen diaen Horizontalbindem gelegene Deckenfeld wird nach rflekwirfa
bin wieder durch ein bn-ites, rot«5 Band abgesehlosficn, welelies 1 m 72 an von der roten
Einfassung der Arcosolöffnung absteht. Da sich da-» .Abschlussband des Deckenfeldes beider-
seits nach unten hin bis zur Grabladenböbe fortsetzte und Gberdies auch in der Mitte
zwischen diesem rOckwärtigen Abwhluabande nnd der Einfassung der Arcosolöffnung an
jt'iliT <liT liri.lfn I.aiKiinip"''!! '"in rnt*!-. Vi'rtikaMmTiii • ! Iiernir fi^r:^iti'^', rnf>t;in,-l( n liier 'i''ider-
seits zwei kleinere Felder, welche ebenso wie da.^ umfangreiche Deckenfeld mit Freiko-
gemUdcn geoehmflekt waren.
Die Freskomalereien der Decke haben wiederum einen Torherrachend dekoratfteu
Chnnkter.*)
Das Deckenfeld nimmt nach rfickwärts etwas an Breite ab (die Tordere Breite bebrigt
1 m 25 cm, die rflckwftrtige Brette 1 m 7 eiD)i ein eehmaler, doDkelUaner ftreiftn, dar
durchgängig in einem .\bstand von 5 bis 6 cm dem breiten, roten ÜSnfiusoagsbsnde paraHal
läuft, Bchlieast die für bildliche Dantellungen bestimmte Fläche ein.
>) Die Breit« der roten JBAoder iit recht ungleiehmtgfig. Das an der AroosolkaBte «ntkag lishaade
Baad nÜHt Kaki Bern, recbtt 12 em; du (Ummu |)atall«le mittlere fiand Unks 8eia, recht* Tan, das
rückwärtige AtwhluHsbnnd links 11 cm. rerht« lüciii; <li« Xreite il<'4 ohereii HurixontallMUlilei betrigt
linka lo cui, recht« U cm; nur das aat«re UarisKintalbaad hatte darchgänj^ig ä cm Breite.
1) Vgl. Tafel U. No. 2.
Deckenfeld.
121
Von diesen bildlichen Darst(>IIaDg«n fällt zaalcbst in der Mitt« des vorderen Ab-
•cbnittes die gut gezeichnet« Gestalt eines nach rechtshin gewandten Pfaues in die Augen,
welcher den mit dm Federbunch geüchuiUckten Kopf rtWM nach nnten geneigt hat und dea
müclitigen Schweif nach rfiekwSriB senkt. Die Eontaren des Vogels, za dessen FOesen
keinerlei BodenfI"icIic aiis»ei1cnt«*t i^t, find violfarh in rötlirli-viotr'ttrr FiirlM' g;f>p<»h"n. Das
Gefieder erscheint tietbiau am Unterkörper, hingegen am Jicliweilc und an den Flügeln sovfie
au Halae blaagrfla; die FOne aind brinnlieh-Tidielt wiedergegeben ; jedoeb iet ein Teil der
FQsse neb»t den ungmuendeii AhaehnitteB von UntokOrper und Schweif dvrcb AbfaUea der
Stuckschicht zerstört.
Eine zweite Pfauengestalt acfamtlckt den rückwärtigen Abschnitt des Det-kcnfelde8.
Die raten FBase des Tiere*, dae «ieh in etolxer Haltnng nach lioktbin wendet, sieben dort
unmittelbar auf di r tlrfljlauen Knifa&sungslinie auf. Der Unterkörper /*i>jt blaugrünes Ge-
fieder; die Flttgel und der Sc Ii weit sind in rötlicb>Tioiettem Tone gegeben, während die
Spiegelaugen wieder blaugrün gehalten eiad.
Ausser den beiden Pfaaen wird uns auf dem Deckenfeld aacb noeb ein dritter Vogel
rnr Atiptii f;t>ff5lirf. An (\or n'chffn Seile bemerkt man uiimlich in fifr Mitte rite <redrunßcne
Gestalt eines üebhuhns; es ist nach rechts hin gewandt; das Gefieder ist in dunklem
Rotbraun dargestellt; nur unter dem Habe xeigt sich ein hlftnlieber Schimmer. Die FOase
sind in gfellem Heilrot gegeben.
Mehr noch a!.- wpnit; iiatuifri treuc Fat I'fngebung ytört den Beschauer die Anord-
nung, der/.ufolge dieses Kebbuhn zur tiefbiauen EintaSüUDgslinie der rechten Seite des Decken-
feldes aenkreebt steht, wKhrend die beiden Pfatien eich vertikal Uber der rdckwirtigen Ein-
fassungslinie erheben.
Indes wnrde ein einheitlicher Standpunkt bei der AasscboifickuDg des Deckenfeldes
auch iiou»t nicht fiestgehalteo.
El tritt dies niimentlieh anch in der Verteilung der roten Quirlenden au tage.
Welche man bt-i duT Di'kura^ion r?e= Dpclcfrifrlrl. > 7.ar Füllung des leerer Kaiimi--; rcrwanrlte.
So sehen wir eiue langgestreckte Quirlande mit kurzen, herabfallenden Enden in dem
Zwickel snr Linken oberhalb des vorderen Pfiiuea; eine andere Quirlande beginnt rechts von
den POsaen die^:« Pfauen nnd reicht in kflhnem Sohwung bis an den Kopf den Tieres,
wihrend von den Guirlandeii-KiiJin dll^ oiin» nach rOckwürts. das andere nnfh lit?!;s bin
aicb erstreckt; eine dritte Guirlande bildet unterhalb des genannten Pfauen einen läiiglicbcQ
Bogen, der nach linkshin seSffnet nt; endlieh ist swiscben der anletst genannten Guirlande
und der m liten hinteren E( Im' des Deckenfeldes noch eine weitere Guirlande in der Weise
angeordnet, daas sie einen Kraus bildet, von dem aus die Guirlanden-Enden in entgegen-
gesetzten Bogen nach auswärts sieben. Die Art, in welcher alle diese Qnirlanden dargestellt
lind, hl-'i /n citclliatt rr^i h. iiu n, ob es sich dabei um die Wiedergabe von Geflechten
BUS dickf'it \Viillfu(lt.-ii hatiii4-lt, oder um lUf ^'(irRihninir von (Jewirulcn an'; fostorfn Stoffen,
die mit Bändern umwunden waren. Auch kehren öfter an den Uuirlanden-Knden Verzie-
ruDgett wieder, wdehe ebensowohl ab knotenShnliohe Vecschliogungen, wie als eine Art
Rosetten betrachtet werden können; für letztere Deutung spricht ein Kreuzesstern, welcher
sich mehrfach in der Mitte einer blnmenhlätterartigen Umrahmung findt>t. Ue)>rigen8 sind
auch isolierte Uosetten analoger Art vertreten; so ist z. ü. eine derartige Uoseti« inmitten
der knunf&rmig gesehlnngenen Guirlande angebracht, eine andere aber oberhalb derselben;
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vdcricT andere fiiidfti sicli 7.11 lieiiinii Seiten (^ps tim-ti links {»pwandf/»ii Pf;vn<»s. Ausserdem
i^ind darchgängig auch dunkelrote, mit hellgrünen Deckblättchen versehene Bititeo, welche
Boaen- oder Oleanderknospen Ihnelo, snr FaUnng dee Rmhum verwertet, ao 1. B. m
beiden Seiten des Rebhuhnes, femer 7.wi8chen den beiden Enden der krauzfönnig gwcblnaganen
GuiiiBude aowie Unke von dem Kopfe dee rackw&rtigen Pfaues u. «. w.
Das crstf Fel\ tJ^r linken Arcosollaibnnfi lintto hn mner Gesamtlänjje von 00 rm eine
unpriingliche üühe von 80 cm; heutzutege ist der untere Teil der Sluckächicht namentlich
an der linken Seil» dca Oblongan» vSilig zenÜBrt; »her Aueh der «rhaltene Ahaebnitt ut
zum Teil stark abgewetzt, zum Teil Koeh mit feinen Riaaen obd SpHIngen darohaatst und
aomit in absehbüror Zeit dem Untergänge rerfulleii.')
So ziemlich in der Mitte der oberen Uülfi« des Feldes erblickt man ein nach rechts
hin gewnadlea SefceleehifC. Der SehiflSdtfirper, weleber in wUmnaar Farbe mit donkel-
brauner Innenzcichnunfr <,'r<Trh('n zeigt einen spitz zulaufenden Vorderteil, während der
Hinterteil in schräger Wandung emporsteigt; im ttbrigeu ist das Schiff, daa nur geringe
Längeuauädehnung aufweist und nur iDiUsig Qber die grünblauen Finten aieh erbebt« ron
diwen in seinem rOckwürtigcn Absehnitk nicht unbetriebtlich emporgehoben.
Der in der MiHe iltis Schiffes »'mporratjciide \(a«tbai)m trslpt mnc Raa mit finfp'rofTlom
Segel, das in grOn- und blaugrauer Farbe verHuschanliciit wird; unmitt«ii>ar neben dem
ICaatbwim laufen drei Taue hernieder; je »wei andere Tane, die ron der Segelalange anani*
gehen scheinen, sind am Vorderteil und am Hinterteil des Schiffes befestigt; endlich ist auch
noch ein dünneres Tan, welches gleichfalU am Vordert^^il des Sobiffee vom Segel heruieder-
bängt, in einem Bogen mehr nach der Mitte bin gegen den Ifaatbaum zu gezogen.
An Bord des Schilfes aber erst Iieiuen zu beiden Seiten des Mastbaumes nur wenig
über den Schiffsrnn^l selber erhebend die Oberkörper von zwei männlichen Ge-
stalten, deren Grüssenverhtiltnisse nicht zu den kleinen Dimensionen des Schiffes passen.
Von diesen Uäonem trägt der rar Linken dee Beaehaaera eine Eiomia, welebe die rechte
Schulter freilitsst; bei dem zur Itechten 'i*t keinerlei Bekleidimg wahrzunehmen. Beide
Männer sind dem Beschauer zugewandt, Sie haben dunkles Haar, das auf die Stirne herein-
fielt nnd bei dem Manne zur Rechten brann, bei dem anderen fbat völlig schwarz erscheint.
Beiden Periionen suchte der Künstler einen energischen tiesichtsaus<lrtick ZU gebcD; eie haben
ihren l?lick auf dasjäcll., Ziel ^rericlüpf. wird uns der Moment vpri;»-fr«?nwärtigt, in
welchem JoDaN über Bord geworfen wird. Der Erbaltungszuataad des Bildes aber lässt es
zweifelhaft eiacheinen, ob beide Sfibilfer gleiohmiaaig an diesem Akte beteiligt smd, oder ob
etwa nur der zur Hechten Jonas an den Beinen gefasst hat, wiihrend der zur Linken ein
schräg zur Wiisserflächt« henbreicheodea Huder hält Aaf jeden Fall war die Seena recht
schablonenhaft durgcHtellt.
Jonas, der eben kt^rf&ber hinabstürzt, ist völlig nackt gegeben. Von dem Körper ist
nur noch ein bleicher, gell^praiK-r Sri. immer ("rhnltpn. Der Kopf aber ist nebst den vorge-
streckten Armen bereits in dem weitaufgeäperrten grellroten Itacheu des nach links gewandten
Seaungetaina Tecacbwunden. Diesea iat dracbenartig geetallrt; Oberfliebe dea Körpers
LaiboDg linke, eratas Bild.
1) Vgl. Tftfel III, No. 1.
123
«rscheiot durchgängig in bläulich'grün-grauer Farbe; hingegen Ut unter dem langgestreckten,
st«Uaafragenden Ohr, das den hässlicben Knpf fn>err«<rt, ein kaiumartifr"r AnswucUs in
dunkelbrauner Farbe angedeutet, und ebenso ein nach aussen gesträubter Bart unter der
Gnigei. Im Obrifrva iat der kahn »nfiteigviide Hab d«B HippokMopos tiark nuek rOckwftrIs
geworfen, der T5riistkasten aber riifiilitig vorgewölbt; vom Unterköryjrr sfreben melirfach-
geteüte FloMea empor, die flngelariig gebildet sind. Der in dicken Hingelungen aufwärts
fekrOminte Hint«rteil endigt in einer mSchtigen, dreifach gelappten Sebwaadloase, deren
Unterabtei hl n;;''u seilet wieticr mehrfach gegliedert sind. Die lebensvolle, starkbewegte
Haltung (Uks liraclifnähnlichi n Ungeheuers steht in schni fL-m Gegonfafz zu der steifen Wieder-
gabe der meu-Hch lieben Figuren, bei welchen man ebenso <tehr den Sinn für entsprechende
Pr(qH»tiooen wie fBr eme oi^gsnitehe GKedermig der aicbtbsren KSrperteUe vermiaet.
Unmittelbar über den in blaugrOnen Linien angedeuteten Meeresfluten aber, von welchen
■ich d«* Seeungetlim abhebt, zeigen sich nahe dem rechtzeitigen Dildrand ein paar Zweige,
welcbe io halbgeöffneten Rosen- oder Oleanderknospen von dankelroter Farbe enden,
as deoeo tiueh die grnnen Deckblättchen sichtbar sind. Ueber diesen Blumen aber Üt
wiederum ein« rote Gnirlande angebracht, deren herahfaUende Enden von Rosettaa
ausgeben.
Sparen einer amiogeo Dekontioa finden sioh «ueh an der linken Swte dee Bild«;
indes ist nur der Verlauf der roten Guirlande noch einigermaaaen sicher zu verfolgen.
Ausserdem sind am unteren Ende der Stuckschicht mit Mühe noch ein paar Reste von
bläulich-grüQgrauer Farbe wahnsunehmen, welche auf eine nochmalige Darstellung dea
Seenngebeners scblieeaen Inawn, some ein paar Flecken von beltem Bmnnrot, welche den
T'mnsseti von zwni vrcit vorpe.streckten .Armen nrbst dfr nncrrrnzpnden SchiilterpartiR zu
entsprechen acheinen. Es war demgemiUä an dieser Stelle wohl der Augenblick vorgeführt,
in wdehnm Jouaa von dem Ungetfim wieder ausgespieen ward« und an daa nah« GMtad»
iicih ratteto.
Das zweite Feld an der linken ArcosoUaibung, daa bei einer Höhe von PO cm circn
69 em in der Breite min-st, ist zwar auch seinerseits stttrk mit Ki^n und iSpiiiiigeu durch-
setzt, im fibrigen aber doch von allen Feldern am besten erhalten. Nur die untere Ecke
der Shi('k>chiclit zur Linken ist V''<lHt; aliiref.^Ilon ; andereneits fehlt CID klanerea StOck dea
Stuckbeiages auch an der unteren Ecke zur Hechten.')
In der Httt» dea Feldes tritt una die Gettnlt Daniele entgegen, der um in betender
Haltung mit ausgestreckten Armen und emporgehobenen H&nden wt Augen geführt wird.
Seine Stellung ist noch verhältnismässig frei und ungezwungen.
Die Last dea Körpers ruht auf dem linken Beine; domgcmäss ist auch der Oberkörper
«in WMiig nach linkt amgebaneht. dar rechte Fuss ist aeitwirtB ein wenig Torgtnld; auch
der Kopf ist kaum nierktlLli nach rechts i^nwanrH.
Die Kleidung beschränkt eich auf eine LendenschQrze, welche in einem horizontalen
Wulale neb um die Hüften legi, im abrigen aber den Körperforatti rieh anachnisigend bia
» den Snteen binabrekdit. Du« Lendentoch ist im weaentlichen io gnaablaner Farbe wieder-
•) Vgl. Tafel III, No. 2.
Abb. d. L Cl. d. k. Ak. d. Wi«. XJUl. IM. 1. Abth. 17
Laibung links, zweites Bild.
124
ije^eben; ein Tei! der Konturen abpr ist «rhwarz gfhalfeii. Tu schwäralicher Furhp sind
sum Teil auch die Uairiase der Bucktea Kürperteile ausgeführt, während im übrigea ein
dioikl« Bnnin dem gleichen Zwecke dient Letzter« Farbe i«t loehrfMli aoeh verwertet,
nm die Modellierung des Fleiiiohcs, das sonst in einem rötlich -^^elbcn Tone erscheint, besser
zur Geltiiti;.' /u brtntjrn. Dudnrch Hrliiilf dii- ^an/f Fipur nwhr plaAtischo Rundung, Die
Breite des Brustlta^tens, die Wölbung des U nterlei bes, die straffe üestaltung der Unter-
aehenkel wifd dnreb diese VerlailoD|; von Lieht und Sekatten mOgliebet hervorgehobeD.
Al)(-r frpilioh sirnl nicht alle Tfilo liinlÄnfrlicli gelungen. Iiisliesondere die Arme und
Hände sowie die Partie unierbalb der rechten Schulter sind wenig naturgetreu wieder-
gegeben: aaeh die Zehen rind nor Khematiach aDgadeotat.
Dum unbärtige Antlitz ist von liemlieh Oppigam, dnnkalbmmMm Haara ntniakmt, daa
tief auf die Stirnc lii'riil>'il"rntllt.
Natie, Mund und Augen aber, zu deren iMrstellung wieder ein dunkle Braun ver-
wendet ist, aind in der Weise gehildel, data wenigstem am Originale der fiindraek nikigar
finlacblosaenheit sich ergibt.
Hechts und links rou den Ffls.sen Daniels ist je ein Löwe io brännlich-gelber Farbe
mit «cbwarr.brauner Innenzeiehnung dargestellt. Di» beiden Tiere sind einandw in sym-
metfisdier Ktit^precbnng gegenflbergestelU. Sie haben sieh auf die Hinterbeine niederge-
liissen,') den Vorderkörper nher emporrjerichtet und den erhobenen Ko;>f dem fi onimrn Dulder
zugekehrt; ihr Kitchen i»t weit aufgesperrt, so dass die rote Zunge Mclitbar ist; ihr grim-
ni%ca Wesen kommt aneh sonst in ikrar gesamten Haltung mm Aosdnick. Drohend Streeks
das Ungetüm zur Linken die linke Prunke empor, das zur Hechten aber die n . hf»- Pranke.
Indes wird die üesamtwirkung der Sceoe durch das MissverhüUnis /.wischen der Grösse
der menscblichen Gestalt und der Kleinheit der LSwen beeinträchtigt; denn letztere reichen
kaum Uber die Eniee Daniels empor.
Im (Ihritrfn finden wir aiirh auf diosnni RiHc wici!i>i- die glfichi'n Klr-menCe zur Fül-
lung des leeren iüauuies verwendet wie auf dem ersten Felde der linken Laibang des
Areeaols, nimlieb Rosen- oder OleanderblOtes nnd Quirlandaa. Ein Rosen- oder
Oleanderzweig sprie^Nt zwischen dem Kopf dca LSwen zur Linken und dem üntwkSipsr
Daniels empor; hinter dem Kopfe des Löwen zur Rechten al>er er.Miheinen die Umris**» ein<>r
oval geformteu Erhebung, von welcher wiedenuu mehrere Ivusen- oder Oleaoderzweige euipor-
waebaen; aber nur die BlQteB, die teils ala geschlossene, teila ah kalbgeiHlBeie Knospen tob
roter Farhe mit grünen Dpckhlättchcn erscbeinrn. prhnn wirklirh vnn <]im ZwrTgi>n scib.st
ans; die schmalen, grOnen Blätter, die nach obeuhiu fast durcbgäugig abgerundet sind, sind
oft in der Webe um die BlOten selber gruppiert, dam keinerlei Zusammenhang mit den
Zweigen angedeutet ist.
All] ülierpii En>]>> Jer Biliitläche aber selicn wir piiic Mrn<;L' Jerirtiifcr <;ruiior Hllitter
völlig i^liert, oiine dutsa uuclt nur eine BiüU) dazwiücbcn augebracht wäre. galt tiier,
dcD Ravm oberhalb zweier roter OairlaodeD ni fHUen, welche tm Rechten und mr Linken
Daniels in angemessent-ni Ab-tand von dessen erbulieiieii Häivlen sicli t'r^t recken. Die herab-
fallenden Enden dieser Quirlauden, welche «ich nach unten bin nicht unwesentlich ver-
breUen, haben nur zur Rechten des Besehaaer» tüwt Art Roertte als An.«gangspunkt.
') Von dem L^iweu zur Liukan de» Beach&uera int uur der Vürderkörper erhalten; von dem Löweu
sor Rechten fthlt das mekwartige Ende samt dem SehweiC
125
L»tbii]ig reefats, «nIm BiM.
Von (iom Shickbelnpp drs rr-tfn Fclile?. <!:i.s liet r[ni>r T,änge von cm fiiif Hniie
von 80 cm hatt«, ist nur mehr die obere iläit'te m der Höbe bis zu 37 ctu erhalten: aber
aodi bier nt die Stnelnebicht von vielfttch«» Rinen nnd SprHngen in dem Haste doreb«
mgan, dass die gänzliche Zerstörung der Bildfläcfae nur mehr eine Frage der SSeit iüt.^)
Das Freskogeniälde, welchfs (li>?SM Feld schmückte, war sclioii znr Z«»it i\f^T Anffitrlnng
stark Terblasät; heutzutage sind infoige des Einfiu^es von Luit und Licht manche Einzel-
beiten seihet necb forbeitjebeBder ftefeaebtiing »nr noch aebr eebwer su untenebeideii.
Verhältnisniäs?!i<; um leichtesten erkennbar i;<t eine in petapektiVMBber Ansicbt gegebene
QrabaedicuU an der rechten Seite der Bildfläcbe.
Bin pur Stufen Ähren hier xnr Eingangsiiftnung des Gnbbaoes empor, welebe von
icblanicen Pila^t^^rn oingefasst wird. Auf den kaum mehr erkennbaren Kapitälen dieser
Pilasier ruht ein Architrav, über welchem sich ohrit? weiteres Zwischeiiplipd ein steiler
Giebel erbebt. Das etwaa surficktretende Giebelfeld weist zwei dunkle Flecken auf, weiche
bei ibrer ovalen Form doeb wohl eb«r schildartige VeniernBftvn als FeaaterOffinnngeo dar-
stellen sollen.*) Die Spitze des Giebels ist mit einem griechischen Kreuze geschmückt. Der
dem Heschauer zugewandte Teil des Satteldaches zeigt zwei Reihen von DachpUtten von
ungleicher GriViise und in beiden Reihen aU unteren AbschluKs der zusamnienstowenden Fugen,
welche eigentlich dateb Deckplatten dem Auge entzogen sein sollten, OBgleldunteig abge-
ruudet«» >t{rn/.ie>r*>], von WL'Iciien Jie olifren durch kleinere Zwieoheniiame getrennt aind^
während die unteren eine zusammenhängende Masse bilden.
Die von den Dache Qberragte Ltogswand d«r Aedienla aetsfc sieb der Hanpteacbe nach
ans einer Reihe von Quaderschichteu zusammen, welcliü uh>'r einem durchlaufenden Stein»
unterbau sich erheben und nach oben bin durch zwei durchtaufende Steinbalken abgescblOMeo
sind; im Qbrigcn ist die Mauer an beiden £ckcn von einem Fila^ter «ingefMäst.
In der EingangaOflhuog des Orabbaiwa, bei dessen Darstellung dankdratbianoe Farbe
flir dif Knntiirpnzpiclmtiii'i, ein hflle? Rntlichhrann nh<»r ff;r die Wif-rlcriTalip fler Flächen
verwendet i^t, zeigt sich nun aber die heutzutage fast völlig verblichene Uestalt des Lazarus
und zwar in aufrechter Stellung; sie ist in das weisse Totengewand eingebaut.
Dementsprechend finden wir links vor dem Grabeshntise selbst auch den Erlöser in
der llaltun.; wir>i1ergcgeben, in welclirr vv ili'- Er^v.- knng des Dahingeschiedenen vollaOgsQ
bat. Indes ist nur die obere Hälfte der Figur »uf uns gekommen.
Die noch jogendliche Gsetali des Heilandes, deesen Umrisse in biXoDlicber Farbe ge-
geben mn(], ■nrilireii'l liii» <^'HM liIii^s*-nt' Aermeltunikii il^ tn Atisclif-ine nach graugrüne Färbung
aufwies, hat den reciiten Unterarm gegen den Grabbau bin erhoben und deutet mit der
emporgestrecbten Virgula anf den wieder «am Leben Erweckten bin. Der Kopf des
Heilandes aber ist in lebhafter Bewegung zurQckgewandt, $o dass das ovale, von verhältnis-
mässig kurzem, braaneoi Haare umrahmte bartlose Antlitx dem Beschauer angekehrt ist.
") VrI. Tufil IV. .\o. l,
') Vjf). «Ii« kmurunde Veniening <Ji s (iiehcls der Aedirnla auf einem Fresko CiH-mt't.nimu
88. Petri et üueeUini sowie auf einem Bilde des üoemetotium Thnwoni« bei Rom. VgL Baffaele
Oarrecei, Steria dell* siie trialiaiis nei primi otto lecoU ddla chieia, toL II (Pialo 1871% tav. 47, 2
und tav. 70, 1.
17*
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126
"Snvh weltiT links tritt in etwa^ VIeinereii Verhältoissen die Gistalt iles pntcn
Hirten entgegen, von welcher wiederum das untere Drittel TüUi^ zerstört ist. Die Figur
war gm* m face gvgiebeo; An mtifiitigie 0«tcH war dem Aiueli«iii oacli ▼«rUtttnuiiiSMig
echuial, das Haar zieirilicfa kurz: so weit sich aa*d«n last völlig Tcrxchwundenen Farbresteu
entnehmen liLxst, trügt die Ge::)talt bellfarbige, geacUoaKDe Aermeltanika, welche cwei verti-
kale Zier«treifen (clavi) an der Vorderaeit« aafweiat.
Beide Hiode hatten, an die Broet angelehati, die kramweise Uber eiDaader gelmien
FdMe ein< -> innren Kindes fest, de^^se^ Körper auf den Schultern des guten Hirten ruht.
Die Kleinheit des Tieres, desi^en Kopf deutlich sichtbare Hörner trägt, steht allerdings
mit der Geutalt de« Heilandes nicht im Einklang. Anderen»eit« ist auch der Uebergang
vom TorderkQrper des Rindeft xq deaen VOsmea gaaa mid gar veneiehnek.
Sowohl flher der Gestalt des guten Hirten als über jener des Hr!5sf>r« in diT Srcne
der Erweck ung des Laaarus ist eine griMtj«re tiuirlaude von roter Farbe mit berabfallendea
Badeii aogehraeht, deren Ausgangspunkt darob eine Art Roeette (feflobtnOelct nt Uebnrdiea
sind auch Hosen- oder Oleanderknospen, von deren dunk<-Irot<'r Blüte grfine Deck-
blättolf^n »ii Ii ;i>>)i' h<'n, zur Füllung des leeren Ranmea awischen den beiden Figuren sowie
links vom guuii iiirtcn verwertet.
Von dem zwoiton F<He rter rechtseitif^en Ari ' iwllaihnnu;, wpkhp^ 80 cm lang und
ebenso hoch war, i.st wiederum nur dia ob«re Hälfte der Stuckschicht in einer Höhe bis
M 43 cm avf uns gekommen; rie ist von starken Riesen durchzogen; aneh ist die Oberfliehe
teilweise abgewetzt.')
Vriu lii^m Freskogeniülde dieses F>'liIo'^ aber waren schon 1S94 nur nocli -rlnvaclie
Spuren erhalten; heutzutage sind alle Farbrcate nahezu gänzlich verblichen und nur nach
vorhergebender Befeuebtuag noch mit Mttbe an unterscheiden.
In der Mitte de-s Feldci war ursprünglich ein narli iivht- ^:r\s aniltei« Reittier von
brauner Farbe wahrzunehmen, von wf lch» m auf der photographiscbeu Abbildang nur Kopf
und Hinterteil noch halbwegs deutlich erkennbar sind.
Aviserdem siebt man noeh dOrftige Deberbleibeel einer jugendlichen Oestalt mSon-
lichen Gosclilechtes, welche dem Anschein nach nach Fraueiiart auf dem Rücken des Tieres
sara und die rechte Uand auf dessen hintere Flanke stUtxte, während die Linke wohl die Zügel
hieÜ*) Der harUcae Jüugliug war mit einer graugrfiaen Aenneltunika bekleidet; sein ovnleB
') Für völlij,' Kitlier kann i!!--.- AniT.i - irii.' ' 1 n;.'- ik Ii' iteltcn. Denn hei «liMii maiif^elhuften
Erbiiltnnfr.Hziistuiid Jea tiilde» kommt tliv Haltung dvr Gestalt nicbl klar zum Ausdnii-k. Andcrerseita
efKf heiufti <!:i.' U.r.ri»-sp der Figur in ffrösaprem Abstände von dem Kopf« do« Reittier»'», ohne das* «ich
noch deutlieb eine lebhaftere Bewcfpin; des latstersn erkennen lieise, durch welche eine Streckung des
HalMS bedingt wSre. Wan kAnnte roitbin auch auf die Annahme verhlten, ea handle steh hier nicht rnn
eineu Keitt-r. SJjndorn .m • iin- Tiere stellende t<ei»talt. Allein dann würde Cu-r.,^,. ,1 r
Figur, welche ja d«n Kojjf des Tii>re» wfil übcmigt, eine noch betleutendero sein uud ihr MisBvcrhältnis
gl^nllber dem Tiere und ilen b«iil>Mi im Hinter^runiii- angedcut^^ton Onuitou nosh mehr Jetrs luden
enegen, sugleidi aber auch die Erklärung de« Bildes sich noch schvieiifter gestalten.
Laibang rechts, zwaitea Bild.
») Vgl. Tafel nr, No, 2.
127
Gesicht, w«klifii TsrhiltDimiiMg kone Hsira unnrnbiRteo, mt an drai YivrtMlM dun Et»*
schauer 7t>pewan<it.
Zur iiechten und zur Liakeii den Reiters stand, elvrt^ niebr in deu üiutergruud ge-
rllcki, «D» Qestali in betendar HaltoDff, «ho mit magpi/tteßktai Armen und ampor»
Die Figur zur Rechten des Beschauers ist fast Tülktändig erhalten, aber stark verbLisat.
Kor mit HOhe vermag man wenigaleiia am Originate nach voraosgegangener Benetzun« des
Bildes noch dos schmale, von l,tn^'>-ii Haaren eingefasste Antlitz zu erkennen; deutlicher
sichtbar ist die Ivlei'iuiinf, eiti>> Iiis über die Kiiiee hi'n;il(reiL-li<>nd<« Aprmnltuin'ka von j;elblich
brauner Farbe; an den Kua^cu l'wtst nich dem Anscheine nach noch dm Hieinenwerk von
Saodalen anterseiieidMi.
Im Gegensatz zu den jn^^eiidlicli sdiliinkct! Fnrmen (lie-t'i- ("vielleicht weiblichen) Gestalt
erscheint di« noch schlechter erhaltene Figur zur Linken des Beschauers in etwa« breiteren,
dttbflimi UrarisBeD, die eher an ein«n Hann erinnern. Ihr Kopf ist hst gänzliefa santört.*)
Dia Gawandong bestand au» einer bi>< zur Mitte der Waden binabreicfaenden Tunika TOD
grflnblauer Farbe mit weiten AernHlii. frcriwilrli^x i«t der untere Teil der Gewandung,
welche möglicherweise gegQrtet war, samt den beiden FCüsen infulgo der Abbrückelung
eines Teilee der Stnekseliicbt zu gnmda gegangen; cur SSnt der Anffindnng des Freskos hin-
gegen war wenigstens der linke Posa noch erhalten; irgendwdcbe Bekleidong aber war an
dem Fusse nicht zu erkennen.*)
Die Deutung der hier tat Darstellung gebrachten Figuren stBsst am so mehr auf
Schwierigkeiten, als der ErhaltungHOstand derselben IrrtGnier nicht völlig aussehliesst.
Mit Hücksirlit liHiJiuf aber, dasa dem ersten Gemälde an der linken Laibung des
Arcosols, welche!« Jonasscenen vor Augen führte, an der rechten Seiten waud in der £r>
weekung des Latarns sowie in dem guten Hirten Bilder aus dem neuen Testamente
gegenübergestellt wurden, spricht immerhin eine gewisi«e VVahn>cheinlicbkeit dafür, dass auch
beiden weiter rückwärts folgenden Fresken der zur Linken gegebenen Danieldarstollung
aus dem alten Testamente zur Ilechten eine neutestamentliche 8cene «ntsprocbon habe.
Unter dieser Vomussetzung kann, wenn wir ea hier thatsüchlich bei der Mittelfigur mit einem
Reiler zu thun haben, an;rf*>icbta der relativen Seltenheit vim IvHilerdiir^lenutiirfu in den
früheren Perioden der attchnetlichen Kunst wohl am ehesten an eine brachylogische Wieder-
gabe des Einsngas Jesu in Jernsalem gadaebt werden, die bisher auf Katakombenbitdem
aiclit )iact}gewiesen ist.*)
Die beiden Grauten wQrden in diesem Falle die Stelle der frolilockeuden, Gott preisen-
den Menge vertreten,*) während sonst allerdings auf kurz gefassten Darstellungen der Scene,
') Ob den«lbe tbatilUdilioh, wie ich nnprüuglich annehmen su kSniien glaubte, «ine phiTgiiobe
llatM trag, eraehrfnt mir aagerichts der lOBitigvB Kleidan^ der ngar leeht swtifeUiafl.
•) Nach einer Vorschrift <le» rseudo-Allinii:i-im De virginitate [e<I. Maur.. t. II. pag. HC) uiü&sl«
man wenigstena bei weiblichen Onjnten immer ' ine IJ<'kl<nclui)g der Füsso dureh !?cliuhp voraimsetzen.
Vgl. Jos. Wilpert, Die gottKeweih!' n Inti^-frauen in Jen ersten Jahrhunderten der Ki:; Ii'' i l'-njl. pag. 70.
*) Tgl. Joseph Strxfgowtki, Bjcantioiacbe Denkiattlar, I. Band, Das Ktttcluniadzta-Evangeliar
(Wien, 18»1}, S. 88 f.; Hsinrieh Detzel, Christliche IkonograpU«, !. Bd. (Freilninr in Br^ IdM), 8. 890;
Rdgar Hennecke, Altvbriatliche Malerei und iiItkirchHcbe Literatur iLeijtzig, 1690^ S. 1 lü.
*) Eine naiUiulicbe Cie«talt in OnnteDstellung erscheint boiBpiulsweisu auch bei der NViedurgabc dtu
ISamgi Jssa in Jemaalsm auf staem BUBBlieiB^Belief der Manwiians-lCaÜMdia tob BaveBim. Vgl. 6ar>
geri c Ii t e t <• n T I ri i u 1 p n .
188
wie sie einzelne Surkophiiije darbieten, in der Regel ein Jüngling, der nein Gew'and vor den
Füssen der Ksclin ausbreitet, sowie ein anderer, welcher xwücben dm Aeiiteti eines Baumes
heniiederwbaat, »b Beiwerk ersebnaen.*)
Immerhin wird Aber darch die beiden Nebenfiguren der Deutung des Bildes auf den
Kinzn^ (Jes Herrn in Jeriisulem fin«* irf»wis?:r' Wahrselic-inliilikint: verliehen, welche
anderen isolierten Reitergestalten, bei denen man an eme analoge Erklärung dachte, nicht
in glwelieiii Mmbb innewolmt*) Den Umsbind aber, deaa d«a Eleittier auf UDwrem Preeko
nicht mit hinlängÜcl'.nr Deutlichkeit als KacI charaktfrisinrt: i-^t, sniult'm eher als Müultier
oder selbst ah Pferd aufgefaitöt werden kann, vermag mau ebensowohl auf eine Anlehnung
•n das Evangeliuni des Httirkus (Kapitel 11, 1 — 11) oder des Lukas (Kapitel 19, 28 — 40)
Kurflckzuführen, in welchen Iil' Art des FOllens (nrnkoe) nicht niher benichset irird, ab
•och auf NHrhläsflt;_'kr>it oder ('ngeschick des Künstln'r'^.
Nach oben hm war das Fresko wiederum durch xwei rote Guirlande» mit henib-
iaUenden Enden abffaacbloaaen, an deren Anafiangspnnkt jemnb eine Rosette aioh tinglt».
Au!«serdem waren /-ur Füllung de-s leeren l'iiunii'^ iuk h hier wieder halbgenffiiete
Knospen ?on roten Rosen- oder Oleanderblüten mit grUnen Deokblättchen angebracht;
Toa diesen siiid eech« in der linken Hälfte des Gemftldea wabnoaebnien, hingegen nur eine
an der reehten Seite.
rncci, a. u. 0.. vol. VI (is.'tol. tiiv. ll.^i, N.>. 11 un<\ tav. 418, No. 3 nsbst [tag. 21 sq. and A. Tentnri,
Storia dell' arte iUUiaiia, vol. 1 (Milano, 19ül), hg. mt ipng. .m).
■) Vg\. Anton d 0 Waal, Der Sarkophag dei Jimius Bsasu« io den Oiotten tob St Peter (Rom, IMO).
S. t2 ff. Tdfvl I II riinl Tafel X; A. Venturi. ii. a. O.. vol. 1. tin. 182 (pau'- l'J6). Vjxl. auaiier .lieseiii
iiueli bei (iarrnrci a. u. ü. <vol. V. 11^70 tav. 2 abpcJ'il'leton Sarkophage noch einen Sarkophag aus
fi. AjfncüL' fiiori le niura lici Rom ((i anu er i , tiiv. 348. 1) «owi«- einen Sarkophag von Clerniont ((jar-
rucci, tav. 381,2; Le Ulant, Le» aarco|ihageii vhretiena de U Uaule (Pari», ltsd6), pL XVlü, 8 und
pag. 67 sq.).
Von etwas umfangreicheren Dant< llun;.;eti •le» gleichen Vorganges »ei da« Relief des AdelpbUi'
fiarkophnjje» von Syrakos hervörtfehoben. V^l. .lofeph Fflhrer. FomchunKen jsur Sieilia sotterranea
(1897). Tafel XII, No. 1 nehat S. Höl (1341; A. Ventiiri. a. ii. 0., vol. I. ßif. IfiH (png. 197*. üe7.üjfli<:U
der ttbrigen tiarkuphagdarstellaogen von gröMerem Umfang vgl. die Aufsählung bei de Waal. a. a. 0.,
6 iS, Ajhd. S; t^. beiapieUweiss aach den Sarkopbag d«i Latmn-Masenms biet A. Vautari, a. a. 0.,
vol. I, flg. 180 (pag. l!)tl
*) Vgl. 1. B. die Diirstellung auf <Ieui UnietiMtdek eine« ISurkophaK'leckels von Arle* bei Edmond
Le Hlant. Ktuilc aur U's üurrnphage!! chretiena antiipie.-i ile la villo <rArloi (Psris, 1878), pag. 34 Ond
pU XII. flg. 1 sowie bei Uarrucci, a. a. 0. (vol. V, i87»j. tav. fig. H.
Vgl. femer da« Relief eine« Elieabebikamnitt aus AntiuoS bei Joseph Sfrsygowski, Die christ-
lichen Denknililer Aegyptens (RAmitohe Qnartakchrift fttr cbristlidia Altertbum^nnd« and Khvheage-
Mhichte, XII. IM. Ue'.»f*)|, S. 9 ff. un-l Tafel I. No. 1.
Vgl. il.'S «eiteren <)rn bildlnhen .s^hmuek l ints ouihurioti^i heti LöffeU. weh heii Fauatino Arevalo
1794 in der Ausübe des Carmen pascbale von äeduliu« m 1. 1(1, v. auO veröffentlichte uud Fr. X. Kraas
neuerdings wiederboli abbilden H«m (R..E.d«r cbnaU. Altarihflmer, IL Bd. (188C>, fig. 187, & S41; Oeseh.
der ebrintl. Kun-tt, I. BJ. fl='96). fig. 4.>0, S. S.'lj.
Vgl. enJIieh die ungemein primitive L>w^^^■ll^lng ftof einem SMdcnjfewaiiS fOtt Achmim ailS dem
7 -e. .labrLumlert n. Chr. fl. hei Ii. Forrer, Die frflhchriaf liehen Alterlhiimar ans dem QllberAdds TOtt
Achmim-Faiiopolis (titraasburg L K., Ibi>8), 6. 8 und ä. 27, Tafel XVI, No. Ii.
129
fl. AreoMol dar Weataaite.
Wi« in «nta AroiMoI d«r Wcstieita doa Konidon, M> bftt svdi die Bweite GfftbniMb«
eiiie AiissL'hmackung durch Freskogemftlde «r&bren, wenn aucli ia g$ringereni Uofinig.
An der StIriT<eito des Arco>o]« sind Spuren von Freskomalereien nicht mehr zu er-
kenseo. Nur der Torderst« Abschnitt der Arcosol Wölbung weiäl Ueste von Beiualuug auf.
E« findet aieh hier eine Stnekachiehi in «ner Qesaiatl»ieite von dn» 90 em. Dtaee vA
lnMiierii^its mit einem S'fj cm brpit;f>n roten Rande ein^nfn^isi:, an der Vr>rflr'r>eite die
ArcosolkaDte begleitet, an der iiückäeit« aber den Uebergang zu dem unverputzt gebliebenea
Teil« der NiaebenwSlbang nrarkieri. Zwimhen dieten peniUel hufenden Bindera «teilte rar
Hechtet! uml /.ur Linken ein andere« rotes Band von gleicher Breite, das unmittelbar über
der Grabladenhöhe angebracht war, die Vi rbiiuIiinL' lu r; etwa 57—59 CID llöber l&oft noch-
mals ein rotes Baad von 8 cm Breite in gleicher Hiciitung.
E* sind demgerntt» darch die Einfeutmgsbinder im ganxen drei Felder gesebtffeoi
ein oblongas Feld von 57 cm Höhe und 7'i cm Lrin^'e fimlHf sich an der linken Latbung
de^ Arcoool; ihm gegenttber an der recht«Q ArcosoUaibung erstreckt sich ein Feld von 74 cm
Lfing« und 59 cm H5be; dexa kommt ein Deckenfeld, deaeen Breite 79 cm betiigt, wibrend
der gerade Abstand der unteren Einfassungsbänder an den beiden Schmalseiten sich »pf
144 cm l-. r.-ohnet. Ein den roten Einfaäsungsbändern parallellniifendfr Zif'r>(ri ifi ri von
blauer Farbe aber bewirkt, dass die eigentliche Bildflöcbe des Deckenfeldea 50 cm in der
Breite miest bei einer Lingssttedebnong Ton 134 cm.
Deckenfüld.
Die Amechmückung, welche das Deckenfdid erhdten hat, ist mit breitem Pined
äachtig hingeworfen,^) tritt nna aber noch beute in voller FiiMhe und Lebendigkeit der
Farben fntprjrpn.')
Man erblickt in der Mitte des Feldes (vertikal zur vordt-ren Kante der Arcosulwüibong
gestdlt) ein hobee Oefiea (in der Form eine« mngekebrten Kegehtampfee) mit eebmalem
Boden nnd TsrhältniamSssig breiter OefTnung, die von einem wulstartigeu Rande umg^l»'ii i^t.
Aua diesem in dunkclrotbrauner Farbe gegebenem Gefäs'c spriessen üppige BUlten
von roter Farbe hervor, hinter welchen eebmale, grüne Blätter mit abgerundeten Enden
aiehtbar tind. Die ümnaM der diebtgedrftngten Blumen und Blätter zeigen so laxe Form-
gebung. rJass GS unF^ntbchierlfn bleiben mus.";. r>b der KOnetlef Oleaaderblflten oder Boaen
oder sonst eine Blumenart vor Augen stellen wollte.
Nach der obersten von diesen Blnroen nnn picken «wei einander gegenflbergeatellte
Ffaue, deren mit einem Federbusch geschmdcktc Kopfe nur durch einen geringen Zwischen-
raum von einnnder rretreniit siiil. Ihr Ifui^'^'otreckter, verhältnismässig schmaler Körper
i^t atvrB» vorne iibergcbeugt; er ruht auf allxu hohen Füssen mit schräggeatellten Zeheu,
deren DanteUnag geringe Natarbeobacbtnng venAt. Denn wihrend dch nach rfleknArta
zwei dicht dbereinandar stehende ^enartige Aoswllehse entreekeo, ist nach Tixne nnr
') Vgl. Tiifel V, No. 1.
•i Für die pbotographi^chc Repnxluktiou de« Deckenfeld«» war ein geuügcuJer Ab«tand nicht vor-
tiandea. Daugemln konnte 41m Ffvako nicht in ■einer guiMa Ltoge abigebildet werden.
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eiiw langgestreckt« Zehe sicbtW, w«ldifl «ist mmuttdlMr tot ibrani Ende d«D Aoadieiiw
Bidi sich Dochmab gliedert.
Von den beiden Tieren zeigt das zur Rechten des Beschauer» (al^o das an der linken
ArmaoUubong) durchgängig kriiftigere, stärkere Formen als das gegenüberstehende. In
Qbrigen ist bei d<-r WiciliT^'nUi- der Pfaue beiderseits die gli idu- Farbengebnncf iMfi)l<it.
Die FCsse zeigen ebenso wie der Sckuabel rote Farbe; da.<i Uefieder i^t im wesentlichen
dankelblau; die tuigemein karaen FIfigel aber haben brftiiBUch-TloIette Orond&rba mit gelb*
biBOiur ond blaner Innenzeichornq;; der Schweif «etgt rotbraune Ornndiarbe, aber weis»
Augen in blaugrüner Umrabmnng.
Der leere itauui unterhalb und oberhalb der beiden Pfaue ist durchgängig mit iiavh-
llM^ genlehDeten Blamenrankea der gkwben Art avege^llt, wie sie am dem Oeßbae
in der Mitte eniporwachseii; j.^rjne h sivA sownbl rite R1"{4>ti, zu deren Darstellunf: /wnierlei
Nuancen vou Rot verwendet wurden, als auch die grünen, Unggeatreokten, schmalen Blätter
in giOMenn ÜMmandenen gebaltan.
Laihuug Ii II k l.
Von dem oblongen Feld an der linken Laibutig de» Arcosols ist der gröbste Teil der
Sliiekiebiebt abge&Uen,*) der Best groaunteib arg beMbidigt Infolge desaea sind nur
geringe Fra^anente des ursprHnglichi^n Fffikorremäldes noch erkennbnr.*)
In der Mitte der Bildfläcbe ist ein Segel wahrzunehmen, das mit schräg empor-
steigenden Tauen am Mastbanin befestigt ist und in voller LSnge von der Raa bemieder-
fullt. Links von dem in grauer Farbe mit rotbrawu r hm* uzeichnung wiedorgegebenem
Segel beiTjcrkt man noch drei Taue, weh-he zum dunkelbraunen S<?hifr-viirilt/r!< il 5i(«r«?>f[i5iren.
Vor dem Segel glaubte ich 1H94 noch zwei unbärtige Gestalten zu erblicken, welche
beide UBTerhlltaiinlsng gross enehienen; die Figor nur Rechten war sdioo damals grossen*
teils zerstört, die Figur znr Linker, iiiiii;i Lr>':i, >1ie utwa- nur Ii vorne Ubergebotigt erschien,
ein wenig besser erhalten; bei beiden (jestaiteti war die Uautrarbe rotbraun, das Haar
a^wInUch brann; die Angenbraoen stark gebogen, der Blick fferadeeos gerichtet.
Die Wiedergabe dieser beiden Figuren auf dt tn Si liiilV h <it.- die Voraussetzung nahe,
daas auch hier wie hh th'r linkpt» I.;iil>uni»' tfcn crsitMi Ar€o.*ol.s der Augenlilit k durf ^ttdlt
gewesen aei, in welchem Jonas Uber Bord geworfen wurde. Thatäächlich hoben sich denn
nach links von dem Sebiffe von den in dnnklem BUngrOn angedeoteten Finten noch einige
Spuren der ümris-ie des in grüner Fnrbe diir^oteütf-n Pprninsretntns hIj; iii>ljrsiii:iIi-ro il<-r
zurückgeworfene Kopf des Ungeheuers mit dem weit aufgesperrten Rachen lieüs «ich noch
einigermassen unterscheiden. Von der Gestalt des Jonas selbst aber, welcher offenbar naeb
links hin ins Meer gesebleudert wurde, hatte sich bis auf vereinzelte rotbraune Farbreste
schon zur Zeit der Auffinduns di-^ Bilde*! jede .Sj^ur verloren. Im iibri^'rii wilidc das an
der rechten oberen Ecke der Bildtiiicbe erhaltene Fragment des Fre^kogemüldes allem schon
genOgen, um den Beweis zu erbringen, daas die gesamte Darstellung eich auf Jonas beiogen
liabi'ii iiiu.-.s. Denn dort wird uns die I<aube vor .\ugen gestellt, unter welcher der Frojihet
ruhte, nachdem ihn das Seeuogeheuer wiederum au^ecpieen hatte. Die Laube wird uns
^) Die Hdhe des leebtt oben erhaltenen Stuekbalagss babB^ aar IB cm.
t Vgl. Tafsl V. No.9.
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dnrcb ein auf Twtilulflo PAistoD rahendea sebilgea Dich vergef^vriMigt, denen Gittorwwk
durcli ilie Befestigung von (^jer-^fähen tinf horizontal laufenden Stangen hergestellt ist. In
den Zwiiichenläamsn des bräunlichen Gitterwerkes zeigt «ich grilaee Kttrbialwib; langgestreckte
Efirbisfiliebto aber hängen von dem nnteren Ende d«a Dachea heniieder.
Der untere Teil der Laube ist völlig zeiilBit mad dMDgemies aacb tob der rnbeodeo
OeetaU det Jonas aelfaet nicht« mehr sa erkeonen.
Laibong rechte.
Von dem oblongen Feld der rechten Laii)aDg det ArcMob iat nur der obenrte Ab-
ecbnitt in einer Höhe bis 21 cm erlnilkti.')
Man erblickt hier in der Mitte das Fragment einer Darstellung des guten Hirten,
welcher en Üwe gegebea war. Di« jagendliche, unbirtige Geatalt wt mit bnniner Tonika
bekleidet. .\uf ziemlich hohniu HiiKc erhebt sich ein Kopf von jOdischem Typus. Das
stark gekräuselte Haar von rotbrauner Farbe legt sich gleicbtnässig um die Stirne. Die
Augen, deren ausdrucksloser Blick geradeaus gerichtet ist, erscheinen lang und schmal, die
Lippen wulstig; die Oesichtalarbe ist durch ein eehmotatiges Qraabrann angedeutet
Auf den Schultern des guten Hirten rnht oin in Hmunrot unA (SranVirann wjpder-
g^eben«! Kalb, dessen Umrisse recht wenig naturgetreu erscheinen; der Kopf des Tieres
•rionert beispielsweise weit eher an ein Scbwain, ab an ein junges Rind. Wihnmd die
Hinterni!«e des Kalbe« tiber die linka Sehnlter des gotsn Hirten herabge7x>gen waren, sind
die Vorderfflsse von der rechten Schulter verdeckt; ob si? unter f!em reclilen Anin' dunli-
gezogen waren, lässt sich nicht mehr entscheiden; indes lässt, der enganliegende rechte Arm
der nngeroein schmalen Gestalt jene Annahme nicht wabncbeinlieb erseheineo.
Zur Rechten und zur Linken d^s priten ITirti'n siiiii roh atisgefTlhrte Guirlanden viin
roter Farbe angebracht; die herabfallenden Enden derselben, von welchen zum Teil noch
dOatte Faden herabOattem, gehen nur an der der Mitte des Bildes zugewandten Seite von
einer Art llosett« aus.
Oberhalli Jer boitlen Hiiirlanden ist je eine rote Blume nebst grflnen Blättern zur
Fallung des leeren Kauuies verwendet; unter den Guirlaiiden waren beiderseits mehrere
Blaten nebit Blittem aagebraeht; sie alle aber aeigen dieselbe ungenau« Formgebung
wie die Blumen im Deehenfielde.
') Vgl. Tafel V. No. 3.
Abk. d. I. Ci. t1. k. Ak. 4. Wvm. XXII. Bit. l. Abth. 18
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III. Iftuftel.
Nähere Würdigung und cbrontlogieche Bestimmung der Gemälde des Hypogeums.
Am eiazeloeo Andeutungen bd der B«nliraiboag der Oemttde des Hypogenou konnl»
bcntts entnommeii werden, dm die Ausführung der Fresken der beiden Arcosolien sicher
von ver?!fhied'»neti Himfl<'n stammt: auch bieti n iVie einzelnen Bilder der beiden Grabnischen
keinen genügenden Anhaltspunkt für die Annuhnie dsr, dum weuigstenü der Entwurf ku
den Qemilden der beiden Areoeolien «nf eine und dieselbe FeraBnliehkeit «rfickgeflDbrl
werden DiQsste.
Immerhin aber wird wenigstens bei den Fresken *n den Laibungen der 1. Grab-
niscbc der Eindruck einer gewissen Einheitlichketi der Konzeption dadurch bewirkt,
den jede der dargestellten Seanen nach obenhin dnrek ein Paar roter Guirlanden abge-
schlossen wunle, und rar FoUung des leeren Raomee durehj^gig rosenfthnliehe Blumen rar
Verwendoug gelangten.
Diese eigenartige Verwendung Tsn timrlanden und Roten- oder OlennderbtHten
mag zunächst «llerdinge bei Vorftlbraog fon Scenea, wie sie hier veigegenwirt^ werden,
Befremden erregen.
Wenn un^i auf den Fresken gezeigt wird, wie Daniel tu der Löweugrube von den
wilden Tieren bedrobfe, nnd Jonas eist auf olliBaeoi Meere von dem Seenogetüm ▼eraehlangen
und dann wieder in der Nähe der Kfi-ti' au.sge.'^pieen wird, so steht der .Schau plat/ dfr
dargestellten Ereignisse selbst geradezu im Widerspruche zu der Verwertung de« genannten
Dekoration.<äysteiiu.
Das Oleiebe gilt einerseits bezüglich des (lemSlde^, auf welchem uns vorgeführt wird,
wie Lazarus auf Geheiss des Erlösers das Grabgemach verlässt, und wie der gtitn Hirte
das verlorene Tier auf »eiuetii Rücken trägt, — andererseita bezüglich de« Freskos, auf
welchem nne dem Aoscheine nach «ine jugendliche Geetalt auf einem Reittier xwisehen zwei
Ornnten entgegentritt.
Gleichwohl lässt sich die zunächst seltsam erscheinende Verwertung von Guirlanden
nnd Rosen- oder OleanderblOten saf den KUam der beiden ArcosolUibuugeu raeht wohl
verstehen, wenn wir den Grundgedanken ins Auge fessen, weldier all den hier darge-
stellten Srfii'-M i^pnifin-ain l>t.
Die wunderbare Errettung DanieU aiu der Mitte der Löwen und Jonas' aus dem
Bauche des Sseaugebeuem galt den elteo Cbrieteu ebenso wie des Lannie Erweeknng^) ab
Sinnbild der eigenen Auferstehong.*)
') T«L Ednend h9 Blaat. Les «coofhage« chrMeos antiqaes de la rille d'Arks (Paris 1871»,
IN«. <XVU, ZXI. (XXVIK XXVIII sqq. Fr. X. Kraus. Qettit. d«r dtrisll. Kumt, I, B4. (im psg. TD sq.,
80 »q.. 140.
*) Vgl, Constit. .Apo»(ol. I. V, cap. 7 (alins 10(: <J lai Ad^tutor tirantijnui ttiija^/tignr ,
i rör 'i<vrdv öia tQiär ijfUfiAr (ätnu Kui äaa^ iia}ra/ön> in r^f MOtUag toi' »ijrovf Mai for Aan^i
133
Aber meh die OeitaH des gnten Hirten brachte den Gedanken an dm Pottleben im
JenMlts wenigstens indirekt /.um Auadniek.') indem sieden einzelnen ermutiuHe. imt/ filier
eigenen Verfehlungen gegen Gott dennoch auf dessen erbarmende Liebe und damit audi auf
die Aafnahnie in die Gemeinschaft der Ueiligen zu hoffen.*)
ESndlioli aniMle aodi die braehjrkfpeelie Wiedergabe dee Einsaget Jen in Jeratalem
al'i pin Hin weit auf ilie ei>fpnp Aufniihme im hitmiiH>f!itMi .Ipru<--iilern ') enipfuin^Hn werflen.*)
Wenn nun aber alle die an den Laibuogen d» Arcosok angebrachten Fr<v<kogeniälde klar
and dentlich die nebere Hoffnung anf ein ewiges Leben wiederspiegeln, so konnte die
Ueberzcugung TOD der Verwirklii linn;; der AuferstehungshoiFnilDg für die in der Grnbnische
selbst ruhenden Toti»n rwht wnhl muh lialiiii fflhren, dass man aymbnli-di iricli i^lcich die
Freuden de« Faradienes mittels der dem festlichen Prunke irdi.<cher Statten der Lu.st und
des Jabels entlehnten Quirlanden und rosenfthnliehen Blumen nir Andentang brachte,*}
trotzdem ein derartiger Schmuek mit den darnnter dargeetellton Sceneo wenigaten« ioMer"
lieb nicht harmoniert.
Die KUTerftefatliehe Annahme, daas den in dem Areosol Bestatteten die Wonnen des
Paradiese« nicht versagt bleiben wflrden, kam dann auch noch auf dem Deckengemälde zum
An^drvii k. Dort ist der Hinweis auf die WohnKtättf» der SeliL'i'n, ilcr in don < iiiiilmiden ut)d
rosenähn liehen Blumen gegeben ist, noch verstärkt durch die Wiedergabe vun zwei Pfauen,
in welchen man em Sinnbild der dnreb die geistign Wiedergebnrt gewährleisteten Unsterb-
lichkeit der Socle sah.**) Die gleichzeitige Darstellung eine« Rebhuhnes wiiiors|iricht die:!ier
Annahme nicht. Denn auch difsfm Vojjrl wohnte, so selten auch sein Bild in der alt-
cbriätlicheD Kunst zur Verwertung gelungen mochte,') doch gewiss nicht bluss eine rein
«I VrK FMr .u:,,l Tm a 11 0 XXXIlI >.iii ; Fr. X. Kruu«. a. a. O., 8.70 u, S. 80 ff.
Joseph Wilpert, i^Lkiaiicti uuii liuckM'iintU: «tut dvm litliietn der ohriatlicheii Archikologie (üist.-pcilit.
Btatter für liiu kath. Dfiitüchland, 122. Rd. Il6»8)). 502 f.
*i Vgl. ein« chwskterisUi^ Stelle aoa der Oratio poat ■epulturam de« SncnKDeataiium Oe>
luiMimn: .De am fideliter depreeenvr, nt marte redemptan, debitia aolntua, Fatri recoii>
< ili:iiu?n, boni I'iuituris humcri« reportatum .Suncturum i.-i>ni<ortio perfmi COBOSdat* bci LodevicilS
AntoniuH Muratorio«, Litiir(^a llomaiia Tetui), t. 1 (VenetiU 1T4H), cot. 751.
Vgl. uui-h 'Iii' W art«' < :ii<^ Dfficium cxsu<)iiiuruiD: 7» •i.ifä<rix<>; .-jM'ißmnf ifii tfyt, iraMuiiööi^
lit, £At»Q. Hai auMöf fu bei Jaooba« Goar, MgoUftev live Rituale Gtaeeonini, «ditto seenada,
(Venetiw 17S0». pai;. 426.
Vgl, Anton de \V,;,i:. D.-r S;L:k.ii.ii.i-: .tiiniiis Bu-kik. S. 45.
*) Vfrt. im Breviarium Kumaiium dn- ät«Ut* de« Urdo L'oniiiiendntionis Biiiume, «luando intirmas
ast in extremis: Hodte üit in pnco Iucuh tun» et babitatiu tua in »anotj« Üion Vcniant illi nl>trjaai
•ancti Angeli Det et perUttcant evm in civitatem coelectvm Jernsaleio. (Vgl. Aoigabe von ßcgsn«-
hwg. i. Teil. 1897, 8, m col, b md 8. 9S6. «<«l. h.>
»1 \V,,:il 1.. ii'r. X. Kraus, Kr il Fii vk!. d.T Christi. AU.Tthiim. r, I. Bc|.(ieftt),S.l46f , S. Iti'J ff.
•) Vi^i. dl- \\':l:>1 in der Real Knr'. ki 'iiii ii.' d*>r christl- Altertliilmer von Pr. X. Kniiu, 2. Bd.
(1866». 8. 015 ff.; ! r X. Kraus. OfM.-hicljl J. r tiri-f. Kiiuit, 1. Bd. ilBlMi), S. Ulf.
't In Syrakus «elbrt wkeint ein Rebbubn aucb noch an der Laibong eines Arco«ola der Kata*
konb« M des Coemeteritims ron Santa llsiia dl Gesä rar Dantellimf; ^Innjrt %n «ein. Vftl. J. Fflhror,
ForHcbiingen zur iliü «tittcminea (1897), S. 7H4(1H). C. T! Kli. i: i hu 1 in. Ii dfr Vonlcrueite e)»i.>4
Loculu8 der Kiitukombe unter der Kirche Santu Liiiia «bKe^ehen Ton einer lieiiie von rosenähnlicben Blumen
■och drei Vftgel von gelbbrauner Farbe aufgemalt, wiilclie Kebhühnern ^fleichen.
In Roai finden wir im Üaptisteiiom de« Lateran an der Decke de« oaoh dem Evangelislen Johasaet
benannim Oiateriuns umerkalb de« vom Papst Siiarii» (4ei'-468) gesliftctea M o«aiks<lmiiickca zwei Paar»
18»
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dekorative Bedeutlins; inne.'t Allerdinga tnUM die eigenartige aynkbolisclie Ausle^un^;, welche
«n die Erwähnung dej^ Uehhuhns im griechisch-n IMiysiologos anpf^kiinpft i>t,*] hier völliir
aimer Acht gelassen werden. Aber da mau die (Mtradi^iscken «jelilde mit den mannig-
faduten ITSgehi b«lebt daebt«, m> konnte man hier den Pftoen ebeoM ffai ebmal ein
Itehhuhn beigesellen, wie man sonst auch Vög -I von |ili;iiifa~tl-cln i Farbenpracht des Ge-
fieders bald mit eiaem Pfau verband, bald fiQr «ich allein verwandte, um unter gleichseitiger
Verwertung von Blauen oder Gdrlandeu oder aneb Weinranken anf daa htmniisebe Eden
hinzuweisen.*)
In dem Fre^'n i iil>er. fJas an (l»>r ^'■ >r'!i>rfrfitif \ro<i-ul'< unterhalb der Ocffniiiii; d»>r
Grabuiticbe iielbst angebracht war, wurde dadurch, dass abgesehen von Koaeo- oder Uleander-
UlHen nod Planen in centraler Sielhing aveb der oiii einer Qnirlaode bedeckte tnyatiecb«
Korb vor Augen geführt wurde, in einer fOr die Gläubigen »elbst leicht vendind liehen
Weise darauf hingewiesen, worin man die feittej^te Bürgschaft fQr die Berechtigung der Auf-
erstehungshoGToung erblickte. Die korbartige Cista mjetica erinnerte an die Eucharistie,*)
dareh welche den Mil^Uedem der cbriatlicheii Oemenid« nach einer schon von %Batiaa adwi«
auch von Irenapti- nrt'l ('Icin.'ns von Alexandrien bn/encfteii ^^'r-t^■lltlng r^ dnunyny fidn-
moiai, eine dvjt&oxoi jov /itj <bioda3fär, dargereicht wird') kmtt cier Verheis^sung deä Herta:
,W«r mein Pieiach isat und nein Blat trinkt, der hat daa ewige Leben nnd ich werde ihn
anlerweoken am jüng^k-n Taget**)
Deutlich genug kommen ii\io in dem gesamten Freskenschmuck des ÄrooaoUoma
e.Hchatohjginclie Gt-danken zur Geltung.
von KcbLühucin, zwi^f-hen wcIcIr-u Je <;in mit FrüchUii (gefülltes iiefila« «icb crhi^lit, l'üodant zu
aaalofr angeordnete Paaren von Tanben, Enten and Papageien, wUirend die Mitte der geMunteo Kboi*
|MMition da« durch den Krou£<.'i!iiiuil>iii ßck'-nii/tMrhnct^ Lamm Qotte« eimniBiiit. Vgl. Garrucoi. a. n. O..
vol. IV (187*1, lav. 2;!H, p;»p. tfi ..|.; IN rat.', I. Hrihfiolopi'* ehri^tipnne <18921, flg- *<2. ]>iia. -I *: A. Ven-
turi. a. 1». <!.. V ,| 1. -ij 1ij7 (S. IJOl.
') Vgl Münr, in der Ke«l-LBt7klu(»ä*iie Jt>r vbiiiÜ. Aitertbümer wnFr. X.Krain. 2. Bd., iHiOf.
^ Vgl. J. U. Pitra, Spicileginm itolememe, t. III (Pariaüa 186S), pmg. 338 »qq. Vetemni Onoeti-
oonim in Phjiiolognm aHegorica« intennretalione«. ^v«t»l<'i)<K ■ ■ ■ paß. 4SS «q. Iltnl aitt^im^. Vgl. auch
Joseph S t r/y go W!tk i , Der Bilderkrei« de» gri<>rhiii(hHn rhysiolagu», de» Rmtma.« Indikoplfuntea und
Oktati-uoh lL.L'i|)/.iß 1H«J1», S. ü6.
^) Vgl. bmpieUweifte J. Fab rur, Furachnngen zur Sicilia sotterranea, ä. 7til (III), No. XiV. 1 und 'i
aowi« 8. 778 (lOB), No. II. 1 b Uber Prevken der Nehropole Ckiaia bei Synkua: 8. 766 CM), No. T. 6 Ober
ein Frci'ko Hi-H Coemeterium« von S^in Giovanni.
*) Vgl. de.» hl. Hierony miiK epist. CXXV, 20 ad RuaÜouin inoiiarhiini : Nihil illo ditius f|ui i-orpna
Domitii cuniatro viuiineu. Kaiiguiiu'Di purtat in vitro.
Innerhalb einei Korbes an* Weidengefleeht lind auf dem berQbmIen Dopp<'lt>ild an der Wand
einet Cnbienlnnu dea nach der fal. LuciDa benaaiiten Amneicet der Xatahombe von S. CalUato bei Rom
anch beide KI<-ro«-nt« der hl. Encfaatistie aar Danteilung gelangt; in di>m Korbe, der in Verfaindang mit
einem nm l(<j<lcn liegenden Finch gebracht ist, i«t tx'kunntlich oin mit Wein gel&llte« Glan erkennbar,
wfthrniid durülii-r mehrurf Krot«? Aufgehäuft »ind. Vgl. de Kousi, Koma nottcrmnea, vol. 1 (1864).
Uv. Vlll nebst ti. 3ü3 nnd ä. S46ff.: Garracci, a. a. 0.. vol. II. tav. %, \ nebrt pag. d; Th^opfaile
Roller, Lea cataeombaa de Rone, vol. I, Paria (1881), pl. XVII aebat pag. 88 aq.t Joaepb Wilpart,
SobAden and ROckachritte anf dem Gebiete der ehriatl. ArcbSologie (Hist.<poIit. BUltter ftr da* katb.
Dent4«rbl«nd. 12i. Bd. Ü998n. S, 498 f.
Vgl. Vietur fiehullze, Archii<)loi.':-i lu >-ndien über alt4'hriiitli<.'he Monumente (ISiiOl, S. f)4;
Archüologie der alUbriKlicbeu Kumt iXtläbu 173 f. Vgl. auch i. Wilpert, Fractio paiii« (1896), 73 f.
*i Vgl. Svang. Jobannia, Kap. 6, 06.
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13&
Aber trotz der EinheitfiebkMt der Uee, wdehe abnttiehie einieliM DanteUoBgSD bd-
herrscht, sind docli die Elonient«, tm Wflloboi tieh die GeMMntdskoimtiog xmiaiiMBaelit,
keineswegs eiDbeitlichea L'rspnioga.
Zooicbrt wQrd« man alleirdiiigs in Erwägung des Unwtonde«, da» STnütm in den
Zeiten tanw Sslbatändigkeit Jahrhunderte lung ein Hauptcentrum griechischer Kultur ;iuf
Sizilien gewesen ist und auch nach Christi Geburt trotz <]f^T r 'niiM In ii Ilorrächaft na :li lern
Zeugnisse der Inschriften an der griechischen Sprache teatgfhalten liat,') von vorneherein
«m sfaeBlien m der Annahne gmeigi «ein, den in der bQnatler&ehen Auasehmttokimg, welche
die uiit>'rir<li>i'!ion He^räbin-'anlaf;en ilortsdb^t erhalten beben, nnbedingt griecbiacher
Geist sich beeooden klar und deutlich verraten iniUee.
Dieee TonraaBetBang aber konnte weder in Beeng auf die Geeanitbeit der vynSamai'
■eheo Goenieterien, noch auch im Hinblick auf da» von nne niher behandelte iaolierte
Hypogeuui uh tlmtsrichlieh bercthtitrt anerkannt werden.
In Wahrheit handelt es sich nämlich beiderseits um eine eigenartige lokale Ent*
wicklang, Ar welehe eine Kreazang Teracbiedenartiger Einflfieae too grandlegender
Bedeutung war.*)
Die MebrEübl der au^ dem alten und neuen Testamente entnommenen Bilder unserer
kleinen Katakombe weist eine nnTerkeuubare Anlehunng an die Darütelluugsweiee aof, welche
ans in analogen Bildern det« römischen EunstheMiches entgegentritt, innerhalb de^tsen eine
gewisse selbstänrlige Entwicklnrif; «äicVit'r annli dann jinznnphrncn ist, wonii der Ursiiruiif^ äff
beliebtesten Typen de« christlichen Altertums auf den griechischen Orient, insbesondere
Alexandria «nrtickgefüfart werden mnaa.*)
Firiliih ergibt sieh nirgends eine so weit gebende IJebereinstimniung, d&m eines der
(jemälJe geradc/.ii als Kopie eines der auf uns gekomnipnfn Fri skcn oder sonstigen Bildwerke
der ewigen btadt selbst oder ihrer Einflusssphäre bezeicbuet werden könnte.
Aber trete mancherlei mehr oder mindw starker Abweachangea in Btntelbeiteo sind
bezflglieti di?r Hatiptgrundzflp'- dtr Kctuj^usition Bberraschende Aphnlif hkciten mit Daietel^
lungoD des römischen, beziehungsweise occidentalen Kanstkreiaes nicht za übersehen.
Am dentliebflten tritt das bei der Wiedergabe Daniela zwiaoben den LSwen
SU tage.*)
Die Haltung des Propheten, dtr dif Arme zum C!<l)i'ti' erhoben hat, und die syn»-
wetrische Anordnung der in viel zu kleinem HJassstab vorgeführten Löwen, welche mit
geOHhelem Bachen Daniel lugekebrt sind and anch mit emer der yorderen Pranken ihn
bediohen, entsprechen TollaUlndig der Art und Weiae, wie dieee Scene namentlich »nf rBmi-
>) Eine Ziuanuneiuitetlung aflnüieher bisher von Mommicn, Kai bei, Orai, Straccolla and
Führer Tcrflffentlirhten Insrliriflen der Rbristlichen Kataltomben von Syratos führt tu dem Erffebnit,
da«8 mehr als 500 jjriei'hi*'' In :: K| ^taphioii nur wenig u i- r ij<> laN ini- ln' In^ lirif:- n L5egenülH>r»t«'h«n.
Eine prägnante Zaa&mmenfwnuag der bei der Würdigung dur UuuplktituJ^ouiben von Syrakus
ohne weiteres lu tage trstradaa divergierendSB KinAflisa gibt Job. fieker auf Gnmd von Joseph
I&hrera Fonehuni^ snr SiciUa «ottemnca ia der Zettsehrift lUr bildende Kunal, neu« Folge, X. Bd.
nmk 8. 270 f.
») Vgl. Fr. X. Krau«. Uui<ehichtu der . lin-^tU. i, r. Knmt, I. Bd. (1894)1 8.(nK81f., 84(460);
Joseph äirzjgowski. Orient oder Koui, Leipzig (l'JUl), S. 2.
<) Tgl. Tafel III. No.a.
1S6
sehen Freakogemälden ^) mehrmals dargestellt winl.*) Hin^'egoti fitulft sich dort kein un-
mittelbar entsprechendes Analogon zu dem bis nahe an die Kote« bin»breioh«nd«n Lendea»
sohtirs, der Daniel auf uns« rem Fresko geReben ist*)
Auf dem Jonasbilde*) steht wenigstens die in Anlehnimg an das klassische Vorbild
des HippoktiDpo« darobgefaiirte ]>antdilang des Se«niigeMini,*) sowie die Art und Weiee,
>) Vfi\. F.i\f(!iT H*-nnerke, Ah^ hriütltchp Malerei und alUdrcUidie Uteratur. Li'ijirig ll»><J(i), .S. 57
(und auch S. 129, 134, 220 f.). Vgl. roo den dort aofi^flkhrten Freiken imbeioadere eio Bild det Coe>
neterimn SS. Petri et HareelHni und swei GenUde da* CoemHariniii DomitiUae bei Oarmeei, a. a. 0.
vol !I l.iv. i'.i. 1, «owie tav. -JS. 'i xtml tav. 32. 2. Vpl. auch «Ic Kohsi. liull 1" ri'it . s.'iiv IV.
anrii' \\ tuv. III, No. 2 nebet pap. 15 gqc|. (Fresko einen Cubieiiluiim nahe dem Gnibgemacb Her
Soit i iM ii ; Hull. di arrh. crist., »erie II. anno IV (IhT'I). tav. 1 - II nebut ptg. 19 (GemUde der Am
awifcheu dem Coemeterium TbniMMiii und dem Coemeterium Jordooonnu}.
*) Von Werken der Kleinknnat weilt in den Haupl^niiidaageB der Daretellnnir der Wldlicbe
Schmuck eine« dem 3. .lahrhundert tiigemhriebetien Silberdinkn» des Mcdaill- ti K iliim In; Vufikan
jrr^'ifere Aehiilichkeit auf: indes int Ilaniel dorl nnrVt wieiierRCfri^beu und die L^wen haben keine der
Vorderpronken erhoben. Vgl. J, Wilpert, I>i nu ii-i t> f1.> argenteo rapprenentant« Daniele fr» i leoili,
Nnovo Httlleüuo di archeoiogia crieliaiia, aeiie Vi, tuiuu i UifDft), pag. 114 aq. nebsi ta«. 1, No. 3.
Anf rSmiacben Sarkophagen flsden rieh swar mehr oder minder entaprecbende FaralleieB znr
i ;' i:irathaltunt{ üunii-l« und zur .Stellun)? der beiden Lüwen, e« fe'^H j.-il i b rlort diw Detail der von jedem
der beiden Tiere erhobenen Vorderpr.inke ; ausseniem nind der .Srein; tiurt niei/(t BeKleitfijfiiren. wie i. B.
Baliakak beigegeben.
Tgl. Garrucci. «. a. O., vol. V (1879). tav S; tav. m, 2; Ur. 884, 8; tav. 896, 4; tav. 866, 2;
tav. ser. S (■«Tentnri, a. a. O., vot. I. fig. 199) und fig. 164 (pag. IU8)|. Abgnehen von dieien
r&Hiischeti >'arki>|)hftj'fn — neben welcher! ,i i Ii iMM'h ein i^feinsurg von Verona erwilhnt werden i v«»!.
Garrucci. n. a. 0., vol. V, tav. :!3;!, 1) - weisen auch Sarkophajre von Arles eine Uebercinstiiamun(i( ia
den HauptzilK**" ''«"f Darstellung auf. Vjjl. Edmund Le Ulant, Le« aarcopbage« . . . d'Arles, pl. VI,
pl. yjll, pl. XX, 2; Uarrncci. a. a. 0., vel. V, tav. 366. 2 and 9; tav. 384» 2. Auf eineiu Frafftuent atnca
Steinnrge* von Soimon« aber, weichet hinrichtlich der Halteng dee Danid eine Abweichuni; Kcf^saflber
1. in l"r. . ,i 'l'I. i ritr. i kt ri'' T". i . in- ti-iiniiin in der .StellunK des einen der beiden I/flwe», welcher
allein erhalten blieb, »u li uui ii ins 1 die erbubeiie \ «irdertatze. Vpl. Garrucci. n. a. 0.. vol. V. tHv. 403,1»;
BdlttOnd Le Ulanl, Le» xarcupha!;«» chretiens de la liaule. l'ariA I1Sni>i. jkik- 1<'>.
*} IGt einem ecbmalen LeDdeatoch ist Daniel anf einem dem Anfang de« 4. Jahrhundert» «ng^
hörigen Fresko de« Coemeterium Ovtrianum bekleidet. TgL Garrueei, t. II (1^78). tav. 64. i nebet
•S. G7. J. Wilpert, Die Katakumbengeniillde und ihre alten C ini n iFn iuji': i Br. .S. 63; Die
gottgeweihten .lungfrauen in den eriten .Jahrhunderten der chriisUitben Kifthe ti reiburg i. Br. lb'J2),
EL 66 (nebxt Tafel II. .N'o. 0).
Irrtamlicb ist ein derartige« «sbmaies Lendentuch bei Daniel auf der Abbildung der Scfamal-
leite einee rflmucben Sariropbage« angebraebt, welchen Paul Aringhi verDSenUichte (Roma rablerraBea
novi«sima. t. II (1G5D, S. 401); vgl. Ileuxer in ih r TT il Kncykloiuidie der christlichen Alterthömer von
Fr. X. Krau.s. l. M. \lt<<-2\. S. :1I4. Vgl. dageßen <iarr«tci. a. a. O.. vol. V (1870). tav. 318, :t nebst S. 36.
Mit Exomi» be/w. Tunika bekleidet er.tcheint l>aniel auf einem üemiilde de;* Hypogeum» der
Flavia im Coemeterium Domitilla«, auf einem Fresko der Area der hl. Lncina im Coemeterium Callieti
und anf einem BQde der CapfiellB Greca im CMmeterimn Frieeillae, mitbin «rf den alterten Dental*
hingen die.ies Liegeuütandex. «-ftkrend Wir vom 3. Jahrhondcrt an den Propheten anf FVeaken gewObnlieb
nackt wieder|.'egeben finden.
Vgl. U. B. de HoHii. Bull, di arch. cri-^it. I.'j64, pag. 42. No. 2; La Roma sotterranea crial.. vol. I,
tav. X; Uarrucci, a. a. 0., voL II. tav. 19, No. 2 nnd tav. 2, No.d: J. Wilpert, Fractio panis (Frei-
hatg i. Br. 1895), 8. 8 f. nebrt Tafel IlL
♦) Vgl. Tafel III, Nr. 1.
'•"] VgL Edmond Le blani, Lea Barcophoge« . . . d'AHe«, pag. Xl; Ueuuecke. a. a. O.. ä. Iii;
Otto Uitine. .lonaa auf den DenkmSlem de« ehrirtlichen Altertnma (Preiburg i. Br. 1097)^ S. 92 f.
137
ID well lii-r (las Ungeheuer den kopfüber whrig binahshir/eriden Propheten in MiDen Racb«n
aufnimmt, itn Einklang mit der Wiederf^be de> Mei'niraolMiW sowie der neckten Menechea-
gestalt auf K&takombcnfreaken') der ewigen ätadt.*)
Aach ftr de« MiamrhSltois twisolien den PMportion«B der tnenaehlielieii Fi||n>>«a aud
der gerinf^en Grüttse des Fahrzeuges sowie für die naturwidrige Stellung des aufgerefften
Segels in der [jängsachae des Schilfes fehlt es in der Zahl l'^r Fraskogemülde der unter-
irdi»cheu Coemeterien RoniH sowie auch innerhalb der Sarkupiiagreliefs*) keineswegs an
Für die ^^ leilerfiiibc der ErwAckun^' «les Ld/ai Liv») [st wiedenun oin r^climim tie-
w&blt, welches insbesondere aut römischen Fresken ''j uns wiederholt b^egnet:^) Oer Heiland
^ Eiw (flauere U*-b(>iein»timmang der OeDamtkompositiaB ist alletdiags bei Iteinein der «ob
Bemieeke und Mitiua auf^L-zilhlti-n Fruskvn f««tza«t4«lten.
[Vgl, Hennecke, a. a. 0.. S. 02 (bcxw, S. r.8 ffj; Mitin». a. a. 0.. S. 14 ff., in»be«<ndtTe S. 21 f.)
Besaylicb der Art des BturtM de« Propheten aber bietet ein Fresko de« Coemeteriom Ottrianuiii
(Tg). Gkrrncoi, a. a. O.. vol. II. (av. 6t, 2) T«rhBltnimRHig «m menten AeluilielilEeit dar; jedodi ist dott die
Zeichouiifr viel froicr und It'W-ns voller; auch erscheint dort Jonü« nooh in voller (tcütalt, Wi'ihrend auf
den» «yrakuMinisclu'n Bildf Kopf und Arme dem Propheten bfreits im Rachen de« UngetQui» verschwunden
erncheinen, eine Kii«entUmliehkeit . die in Darstelluiif^en der gleichen Stone iiuf niroisehen Sarkophagen
öfter wiederkehrt (vgl. Garrucci, a. a. 0., vol. V (Pnito 1879), tav. m7, 3; t«v. 397, &: tav. 401, 8 u. i. w.)
end auch atrf «üieBt Ooldglaae von KOId (rg). Garroeei, a. «. 0.. vol. HI (1876K tav. Iflft, 1) mA liuM.
*) Von den römischen Sarkophagen weiücn manche wernifutens in llinnichf auf die Wie^lergabe
des Seeunvretüni» eine weitgehende UebercinstiiumuuK mit unnerein Fre»ko auf. Vjjl, z. ß. Garrucci,
a. n 0.. vol. V. tav. 301. 2; tav. 897. 10; tav. 807, 1 <» Venturt, a. e. O., vol. I> ig. 179 (peg. If^.
Vgl. aacb Mitiu«, a. a. O., ä. 47 f.
Ein galliwher SarttoplMg bietet aneb ein Analogen besOf^ieb der ZaU der Sehifl^ und ihrer
Anordnung dar. /eint al>er weit j^össere Lehhaftigkeit in Bezug auf ihre Haltunt;. Vgl. (tarrucci.
a. a. (}., Tol. V. tav. :M, 4; Edmond Le BUnt, Lea sarcopbage» chrctieu« de la Üaule, Paria (ISSfi),
pl. XXV!, 2. Da« (ileiehe gilt hinsichtliih der Dwst<llB*g des scbnn errtluil«n OoMglMes TOD KMn.
Vgl. Garrucci, a. a. O., voL Iii, tav. 16». 1.
*) Vgl. Mitios. a. a. 0., B. 24 und S. 96, eowie 8. M f.
«) Vgl. z. B. von Fro-ken C,f.^^ ;i . i a. :i. O. vol. II, tav. 78, 2 (vgl. auch tav. 76, 1; tav. 7'.», 1;
tav. 64. 'Jl; vgl. femer tav. 6, 2 und tjv. 'J, 2 V>?1 auch Venturi, a. a. 0,, vol. 1. tig. 12 und 13 (pag. 15
und 10). Vgl. Von .Skulpturen Oiirrneri, a. a. 0„ vol. V, tav. ;J()1. 2 und tjiv. 3W, 1 (= Vesterit
a. a. 0.. vol. I. fig. 17!) (pag. 198)); vgl. femer auch Uarrucci. vol. V, tav. 301, 4.
t) Vgl, Tafel IV. No. 1.
*) Vgl. ArHrt' Pi r;', ti-, f.Ti n'-'-nrrection de Lazare dan« l'art chretien primitif iMelanges (j. I!.
de Roüüi (I8i>21), pag. 271 Edgar Hunnecke, ^ ». O., S. 76f.; Ciüurg ätuhlfuoth, üiu altchriat-
liche Klfetibeinpla^iik {Arehlologisefae Stadien som chrirtlichen Altertum und Mittdalter. i. Heft, 18M),
ä. 140 f. (vgl. & 124).
^) Vgl. bcispidswäM Qarrncci. a. a. O.. vol. II. tav. 57, i nelmt 8. Ol (Fmko des Goemeteriam
SS. Petri et Marct-Üini): Giov. Batt. de RoKoi, Borna «otterranea. I. III (1077), tav. Vlll, 1 nebst 8. 77 f.
(Fre»ko de» Coemet^rium ('allisti); Bulletino di archeologia cristi.ina, «erie III, anno IV (187DI, tav. I - II
nebst pag. 95 (Fresko de.« Ooemeteriums der Domitilla); Bull, di arch. crist.. serie IV, anno IV (188(9,
tav. II, No. 1 netMt pag. 16 (Gemftlde eine* Ciibiculnms nahe dem Grabgemacb der äcipionen).
Vgl. ferner J. Wilpert. Vadonnenbilder ans den KatakambeB (BAmisdie Qnartabcfarift ftr ehrist-
lic!>' .\It. rn:nin>l<.;nde und fQr KirrhengeK'hiclit". :? .'r lir? (1880)1, 8. »0 f. eebst Tkfd VI (Geuälde von
der Frar»lw«ujd i im« Arcosol« im C«emeteriii!:i I' uult.lluoi.
Vgl. auch de Ro»»i. Bull, di arch. cr>; . ■^cr-.'- iV, aruio VI [ViSB), ^a\. 8 neb.»t pag, 10.^ (Frenke,
ftagntent des Coemeteriums der Priscilla, auf dem di« Scene dnrcb Beilegung der üchwester de« Lasartis
erweitert war).
PenUelen.*)
138
atofat acbrig vor der Front d«r scbroalen Grabri<Iirii1:i, /n deren Eingang mehrere Stufen
emporfahren; in «kr Eiiq^gaSlRitiiig ab«: erscbeint die Gcrtaife de« vom Tode Er-
weckten.')
W&hrend jedoeb Lecan» aooet in der Regel in Hamienform vor Angen gefllhrl wird,
war er hier, wenn anden die schwachen Farbreste, die »ich erhalten bähen, nicht täuschen,
in dor Weise dargosteiit, daae er, in weine Linnen eingehfiUt, die Arme aeitwirte erhoben
hatte.*)
Andereraeila war aoeb die Haltung dea ErlOaers, sowalt aicb nacb dem Befiinde des
Oberkörpers urteilen lisst, hier etwas bewegter als sonst bei der Wtedeigabe der gleichen
Scene auf Gemälden in der Regel') zu beobachten ist.*)
Endlich tritt bei unserem Fresko auch deutlich genug zu t^e, da» es aieh hier wie
'I In ilou «icLtif^tcti Uaupt^rurulz.üKeii der l>Ariitelhinf7 weint auch ein R«lief d(*r I.ipaanothek
Ton Brpsciu. welche uuü der 2. (liilfte de» 4. Jahrhunderts n. Chr. (•. »tammt, Uebereiniitiminung mit
uBMreiu Fre«kobiid auf. (Vgl. Oarrocci, a. a. 0., vol. VI, tav. 449 nebtt pa^. <>&; Fr. X. Krau*.
Oeeducbte dar diriallidMBlbiiial, 1. Bd., Ig. SSB aebal 8. 602 ff. V^. dan Oeorg Stahlfaeth, a.a.O.,
S. 99 ff.; A. Venturi. n. a. 0. Tol. I, fig. 376 (jmg. nehst pag. 466 «qq.. iube«. pag. KO.)
Von anderen KlfonbeinichnitMreien itoht die Lazurusticene auf einem der beiden Hnchdeckel
des Domschutzes von Mailand unnereni Fresko norh nahe. (V^fl. Garrucci, a.a.O.. vol. VI. tav. 455
natMt b. Bli (i. 6tnhlfauth, a. a. 0.. 66 ff.; A. Venturi, a. a. 0., vol. 1, fig. dS» (pag. *2i) nebrt
ing. 609 iqq.)
Indeo weint die.qe Diirstellnng, welche in der 2. Tliilfie de« ü. .Lahrhundert» entstanden ilt, eine
Erweiterung de» uniirüuglicben Schema« auf, iudem neben Ckri»tu8 nuch uin<i kuiaende Fnu in
tlehender Haltong, oluilieli Maria Magdalena, die Schweiter dea Laiami, svwie ein Jünger hngeAgt
encheinen.
In Ihnlidier Weiae iat die Wiedetgabe der BnredtuBg dea LaiarH aach auf der Mehnabl der
einschlägigen SarkophaRdargtelluofiren gestaltet, von welchen das Relief eines St«inHargei<, der bei S. Maria
Magniure in Korn gefunden wHr<ie, liosonderü hcrvornehaben werden mag. (Vgl. iJarrucei. a. a. 0..
»ol. V, tav. :tlH, 4 neh-it > 2<'r vgl. anch (larrur ci, vol. V, t.iv. aOü, 2 Venturi, a. a. 0.. vol. I,
flg. 185 (pag. IWH. Im übrigen itt bei dieaer Klaate von DenkmiUera aa Stelle der Aedicula mit vor-
gelagerter Tteppe flut dnidigllagig aar die Faiaada eiuca Qiabdenkmalee v«r Angen gefllbrt, nnd hkaßg
jede Andeutung von Stufen heineite gelasAen.
(Vgl. Hvtrek in der K*al-Encyklopadie tler ehrisll. Altertbaiuer von Pr. X. Krau«, 2. Üd.. .S. IJÖC sq.)
Zwei [.lar.^tellnngen de» Coemeterium (Tnllisti in Itom (im Cubieulum Aj und A«) Eowie ein Bild
der Cappella greca im Coeffieterium I*ri»ciUae leigen nur inaofeme eine gewiete Aehnlichkeit, ala anch
dert LaMuna nicht in Momien-Ocatalt, aatideni anr in da* Giabtueh mehr eder ndader eiagebllllt er^
•cbeint. Die Oesamtanffniining, Stellung nnd Haltung der Pigur iat aber auf jenen au« dem Ende dea
2., bezw. dem Anfang de» :t. Jahrhuudertii »tammoDden Freaken der Katakombe des Callistus sowie auf
dem noch dem ernten ürittid des 2. .lahrbnndertH zugewiesenen Gemälde der Cappella Grecii weiientlieh
verwihiedeu. Vgl. Öiov. Batt. de Rot«i, Koma sotterranea, 1. 11 (1CI671, (av. XtV und Uv. XV nebat ä. »44
aewie Oarrncci, a. a. 0., Tel II, lar. 9, 1 nebat 8, 16 mid tav. 6, 6 nebat 8. 11; «|^. aacb J. Vilpart,
Die Malereien der aaeramentakapenaB in der Katakombe de* hl. GalliBlaa ffVeibuig i. Br. 1897), 8. 97
nnd 8. n nebet 8. 31 ff.
Vgl. femer J. Wilpert, Fiacti» pani« ({Veibiiig i. Br. 1806). 8. 4£, 8. 9» ff. nad 8. 7B nebat
Tafel XI.
>| Man mgleii^e jedocfh die amacbraiteade Steilang dea fleilandes bei Garrneei. a. a. 0., vol. II,
ta?. 67, 2; ta*. 40. 1; tav. 25; femer tav. 51, 1; tav. T,n, 1; t^v. 57. 1,
*) Von Sarkopbag-Dantellungen finden rieb Iwzüglich der Haltung Christi Analoga bei Garrucci,
a. a. 0. tol. V. tav. 813. 4; tav. 361, I nnd tav. 979, 2 nnd S.
189
aneih io BMlogcn Fitle»') nicht um die getreue Nachahmung eine« wirklichen Grabbui,
sondern nur um ein trübes Erinnerungsbil*! Iiaiideii.*) Dafrir sprjcJit der Aufbau der Laug-
äeite der Urabädicuis, sowie die EigentOmlichkeit der Bedachung und die Geaftaltoni^ des
Giebds.*) In dem KrwiMwcliinack dar Qiabelaiiitn abw litigt eb gfoW Anachrmiiiiniu
Tor/) d«aBen Bedeutung für die ebfODologiicbe FiximaDg 1er gumakm FredMorriba wir
epäter zu würdigen haben.
UinsichUicb der Darstellung des guten Hirten*) ist wiederum eine Tlebereinatini-
mmig mit iBnSidiMi KetebombeobSdeni wm^tens in HinaMibt aaf die Gesamthilfang,*)
üowiü in Bezug auf die mit vertikalen Län^sstreifen fclavil fre-^climtlctiff KleiJnng'') zt> ver-
zeichnen. Hingegen bieten sich fflr die Art und Weise, in welcher vom Pastor bonus die kreuz-
weiM gelegten Beine dee auf den Schaltom rabendra Tiere* mit beiden Hftnden featgebalteD
werden, dem Aneebeine naefa dnaig nad allein^ auf aoeaerrOmiaehen £ftalphiren Analoga*)
•> Vpl. .loseph Strjiy (fowsk), Orient wler Rom (I^ipzig, 1901), S. % Ut) und Tafel IV.
£• «ind dort DatatellonKim von OebiladeB mit Giebeldach und einer an der ächmaUmt« voi^e-
lagcrtea Trapp« nKher ge*o>^i wdeib» «an Handa daa ana Aegypten atamnendan Danielatoffea
das Berliner KuD«t^everbe*HiueaiBa eingewobea sind und fast durch^jlngi^ die Re/.eichnun;; AfinfnüiBwi'
tragen, mithin als (>rabkirch*n er8eh<>inen, welche zu Ehren von Blutteuf;ei) errichtet wurden.
*) In welchem Masse derurtige stereotype Architekturbilder weitere Veilir> il nng fanden, geht damiui
benror, daas aach für Tempel analoge I>ar«teUnngen von kleinen Giebelbauten mit vorgelagerter Treppe
nicht uar m dar grieeUflohra Joa na- Rolle dea Vatütaaia, ^ daa 9. Jalnbaadeit entatannit, londeni
auch noch in dem lateinischen ütreuhter Psalter, welcher allem An»cheiii nach im i). Jahrhundert
in der Schule von Rheim« entstanden i»t, zur Verwendung gelangten. Vgl. einereeita Oarrucri, a.a.O.,
vol. IV (1877). tav. 'SM, 2 nebst p«g. 26 sq., anderoraeits Anton Springer, Die Pfalter-llluiitrationen
im frohen Mittelalter (VUl. Bd. der Abbandlangen der jpbUol.-b>«tor. Claase der KgL äächa. UwetUcbaft
der WiMenaek.). IieiT»ig (IBM», Tafel IX ni Pialm 197; Tafel TV an Fa. «9: N. Kondakoff. Hiafaiira de
l'art hyeantiii . jjnidere principalement dan« leg mininture«, vol. I (Poris 1886), Abbildung auf S. 1 zu
P». U9. J. J. Tikkaneii, Die Pvalterillustrutiun im MitU>bUt4ir, 1. Bd., ^. Heft (IdOO), S. 161/2 nebat
Anm. 1 und 8. 164 ff. nowie Tigar IMM in Failm 66 (nnd FSgar 908 mm Cantienm Sim«oni*)i.
*) Vgl. oben 9. Vi&.
4) Bin ShBlieher Anadironiamna iat innerlnlb auwa SalieCi der Behnmliaita einaa Sarkopliagea daa
lateraoi»cben Museums zu Rom zu konstatieren: dort ist im Hivitfr^'ninde der Daraiellung der Ankün-
digung der Verleugnung Petri durch Christtu ausser anderen Gebäulichkciten auch ein Kupi>clbau wieder*
gegeben, der von einem schrUgKiiaiiUifien MenogiHiBe übcRigt wirf. TfL Q-arrncei, a. O.» vol. Y,
tav. 838, No. 5 nebst pag. 46.
(Hiebt erlcaanbar iat dieaat Detail bei Ventnri. a. a. O., vol. I, 9g. 57 (jn«. 74}.)
■•) Vfrl. Taf.-l IV. N.x -'.
\'tll. fciigir ilc!> u , u. u. Ü.. iS. ai iL, iiifiln.-». S. 94. AulI; tf^ii kujjJiagreliefs bieten Aehn-
Üchkeiten dar. Vgl. Rene Grousset, Le hon pa«teur et le« scirne« pastoralea dan» la sculpture fun^
nire daa ckrötiens (M^langea d'arcböologie et d'hiatoire. V. annäe U^))i pag. 161 «qq.« inabe«. pag. 16S.
1) Tgl. E. Hanneeke» a, a. 0., 6. 96 nnd S. 198 f.
*) Vgl. Heuser in der Real-En^UepMie der ohriatlidlien Alterthamer von Fr. Z. Kraus, S. Bd.
(1880), S. iSS ff., iu»bca. S. 592.
*) Tebereinstimmung mit dieaer Haltung der ilände zeigt, «ineiaetta ainO Relief dar>it^!lnng eine«
Hirten auf einem äteindppos von Ntnua, welchen Le Blant fOr bodniadiaa Uniminga «i halten geneigt
iat (vgl. E. Le Blant, Lea «urcophagaa ehi>Miens de In Qanl«, peft- 1» nnd pl. XXXVI. ig. 9), ferner die
(;i»«tn!t (^e^ VaJt<ir Votiik auf einer Sarkophagwand von Montrezat 'i"! Niiii- s fvr'l R. Le Itlant, a. n. Ü.,
pag. 107 nebat pl. X.XIX, tig. 2) und endlich bin zu einem gewissen (irad uu(!h die Kigur dea guten ilirten
nn der Vorderfront eine« .Saikophage» von Pisa (vgl. Qarrneci, a. a. 0, vol. V, t»v. 296, J nebat S. 7 fjL
Abb.d.I.CLd.k.Ak.d.WUB.XXII.Bd.I.Abth. 10
140
dar. Ganz und gar beispiellos aber ist es,*) daas der gute Hirt entgegen dem Wortlaut
der einschlägigen biblischen Stellen und der daran anknQpfenden Erört«ningen von Kirchen«
Tätern*) nicht ein Lamm oder Schaf, sondern ein junges Rind- auf dem Rfleken trägt
Et erweekt diese Art der DefeteUoog, wihrend meo emiat oielit aeltea die Figor des
Pastor bonus mit statuarischen Bildwerken, die den Herme« xQuxf^Qo^ vor Aogen fBbren,
in Parallele setzt,') unwillkürlich die &iunerung an die archiüache Statoe dea aogeoannteu
Ealbtrigers (jiooxo(pÖQ(K) im Akropolie^Musenm %a Athen, bei der aneh die Fflaee dea Tieres
in ganz aodlager Weie» mit baden Binden an der Brust festgehalten werden.*) Gieidi-
^ofil kann iigendwelclie AbUtaig^keit vob. jener KunstaebSpfiuig aehwerHeh angenomnwn
werden.
Auch muss es fraglich bleiben, ob die Wahl dee anf den Schultom getragen«! Tieree
nur dareh «ine Lenne dee KDnatlei« oder dnrcb tiefer« Bknrignngen bedingt war.
Denkbar aber könnte es immerhin eracheinen, daas die tiefgehenden Differenzen, welche
zwischen den Montanisten und Novatianern einerseits und den Vertretern der römischen
Kirche andererseits Jahrhunderte hindurch*) in Hinsicht auf die Behandlung der schweren
SOnder nwie in Bemg anf die während einer Verfolgung ▼om ihrem Ghinben A^{e<ällenen
bp-«fanden, hin und wieder den Anlass zu einer Verändernnr; in icr Dar^itellung des guten
Birten gegeben haben. Thataichlich hat man auch schon aus dem Umstände, dam auf ein
paar GddgÜwm der Ptator bonm anf den Sebnltern atatt eine» Lammes oder Sehafts einen
Widder trägt,*) und dass er auch anf eioiekiea Freekogemilden mit einer Ziege auf dem
Rücken erscheint,'') dir Srbliis«fo!genin^ ifezogen, doss eine fJprarti^fe WieJcr(.';ibe t^e«
guten Hirten, dessen Uest«it an sich i^chon die Lehre von der Möglichkeit der Bekehrung
und der Pflicht Atx Zulaerang aller renmlltigen Sünder twr Buase and su den Onadenmütetn
der Kinlie rfriregenwärtige,*) in noch schärferer Weise einen Protest gegen die rijforosen
Tendenzen der Muntanieten und äbulicher Sekten zum Ausdruck bringe,*) welche die «chwereo
'] Vgl. Carl Maria Kaufmann, Die Mpolcralen JenaetladenkailUer der Antike und des ürcbristmi-
tttOM (PwMhiui^ aar uMiittuieiitelen Tfaeelogie nnd «ergieiofaenden IteHgiomwiHemKbafl. I. Bd., Maina
IMO). S. 141. Anm. H.
») VrI. E. Henufcke. a. a. 0 . S. 244 ff.
Vj{l. z.B. Vrntiiri, a. u. ().. vol. l, tijj. I'.t und 20 (pajj. tJSi r.ist jMijr. 34 sqq. Vpl. dagegen
Victor Sobaltze, Archäologie der altchristlicben Kon«! S. 172 f.; Fr. X. Kraut, Oeaehichte der chriit-
Udieu Kuart, 1. M.. 8. 108.
*) Vgl. Ventnri, a. a. O.. vol. I, fig. IB (pag. Karl Woerm.iiin. Geacbicbte der Kunst aller
Züitim und Völker. 1. Bd. il9«jo), S. 261 nvhti Abbildung? auf S. 2r>2: Maxime Colliffnon »Eduard
Thraemer, G«- f hi< ht«> ^ r ^(rierhint-hen Plastik. 1. Bd. (IH1>7), fiir. lOJ nebst, S. 2a»i ff.
H Vgl. X. U. Fr. X. Funk, Lehrbuch der Kircfaengeschichte, ». Aufl., 1696, 8. »i ff.
*i Vgl. Garrneci. a. a. O., toL ttl (18?«), Ur. 175, 4 und 9 netot pag. ISK aqq.
'I Vgl. Garriirri, a. a. 0.. vol. II (1873), tav. 44, 1 riebet pag. 62 und tav. 76, 2 nebat pag. 82
((iemäld« aus dem Coumfteriom S.S. Pctri et Man'cUini und au« dem Cf>eni«t<?rinni Priscillae). Vgl. auch
Joseph Wilpert. Ein Cyclns chrj.<itologi«cher (iemillde auH der E it.ikiiiiib. '!i r IIi ili^; ri !'■ tni« und
Maroellijiiu (1S91), 8. 11; l>ie gottgeweihten Jungfrauen in den ersten Jahrhunderten der Kirche (18'J;i) 8.&2.
*i Vgl. Fr. Z. Kraa«. Real-EmqrUnpUie der eluwUiclien AlterCbflmer, 9. Bd. <18S6I. S. tOi 8|Mlto a
und 8. 593 .Spalte a.
^) Fr. X. Krumi hob snr Bci^rünJuog «einer Anucbt auüdrücklich die auf Melito suriickgefQhrte
GlnehatellaBff von birct nad reprebi, faaedi and peccatores hcmr.
141
Sünder fllr imiaiar wu der kfrebüelimi Gendnaebkft aoMebbMwn. Der gliche Oedaak«
könnte wilfcill auch dort nahe gelegt erscheinen, wo wir an Stelle eines LammM oder
Scheft» eio jangee Kiad «af den Scbultero des Peatoc bonos erblieken.^)
Im Gegensatz zu den bisher aufgezählten Qemälden biblischen Inhalts, welche trots
mancher mehr oder minder bedeuti^amer EigetitflmÜchkeiten dennoch eine unlcugbart' Y- r-
waodtschaft mit Darsttellungen des römischen Kunstkreises swigen, scheint da« Uild, in
«deheni ieb eiiie brnnpendSlee Dftretelliing dee Biositgee Jean in Jeraenlem «rblieken
sn kßnnpn j^!iiabe,*) ehor auf L\ zuntiniÄche EinfiQsse hiii/.adeuton.
Weaigsteos steht die Art und Weise, wie der noch im früheren, nnbärtigea Tjpus
gegebene HeOand bier nUem Anaefaeiue nach gleich einer Fmu mit auf einer Seite bemb-
blnganden FHaaeo »uf dem Reittiere sitzt, im Widerapmeh zu der auf römischen Sarkophagen
und verwandten DarKte11unf];en •;iiige)ui)tenen Gepflngf>nlieit, bingegen im ToUeu JsÜDklaug
mit der auf Bildwerken des Ostens vertretenen Auffassung.*)
Die aonaftige AnsgestaltuDg der Seeoe nber*) liet fiieilidi eine weitergebende Abhlngig»
keit von irgend einem nachweisbaren Vorbild nicht erkennen und bietet demgemäß» uucb
ihrerseits einen Beleg fOr die Eigenart der in unterem Ujpogeum Terfareteoen Konst-
richtung dar.
Im übrigen könnte man sich versucht fQhlen, wenigstens einen indirekten Hinweis auf
byzantiniaehe BiBflOaee aueb in den ejmmetriaeb zu beiden Seiten des mystiaelieD
Korbes angeordneten Pfauen fQr gegeben zu erachten, welche aicb ncapriinglidl ander
jättmaeite des Arcnsols unterhalb der Nischenöffnung fanden.*)
Denn durch diese Darstellung, zu welcher durch andere Katakomben bilder von Syrakus
«eUisk Analoga dargeboten sind,*) werden wir immerbin lebbaft an Reliefs snf ravenaa-
tiscben Sarkophagen erinnert, bei welehea nna ejmmetrieob angeordnete Plbne so beiden
'! Kill litiTuri-ii hl s 7i'ri-jni^ ihifTir, i twa die .•ViiBdrücke bovea, tuuri o<l«r vit -.l: in Ulinlit lier
W«:i!Ilt^ vtm biix'i oder h»4>di von KirchetjjjcbriftatellerD zur bildlichen BeseicttDUng «cbwerer Sünder
gebraucht worden seien, vcrtnof; ich nic-bt b<>izubnngen. Vgl. indaa Heuser in der BeaUEwgrUepHdie
der chriKtUchen Alterthamer von Fr. IL KnuH. 2. Bd.. S. 618 f.
») Vg). Tafei IV. No. S.
*) Vgl. Joseph .Strzj-gowRki, Byzantinische n.'iikniikler. 1. Bd. (Wien. Id'.Mh Das Etiicbniiadzin-
Evangeliar, .S. HS f.; Die christlichen Denkniüler Aegypuiis (Römische Qaartal^chrift., 12. ßd., ISfi&U S. 13;
E. Dobbert, Zur hyzaiitiniscfaen Frage Diu Wandgemfilde in S. Angela in Furmiii (Jahrbuch der Kf^
pi«iiHisch«ii KttiMt*aiiimlnng«B, 16. Bd., 1894), 8. 149 (f.; Arthur Haseloff. Codex porparem Rom«'
iieiMit rSerlin-Leipriir 1806), 8. 91 IT.
*:• Vn^f i'iii UiVu'f il. r M.ixi:::i',iiib Kü^hoJru von Kavi-nna eine Pumllela SB dST Btiglbe VOn Onutteii
auf tinserviij Fiv»ki> daiUietet, wnrde «chon obpn S. 127, .Anm. 1 erwähnt.
•'') Vgl. Tafel II. Nr. 1.
^ Zwei Ffiw«, n beiden Seiten des mjrstisohea OeilUaes angebracht, bilden den Hauptachmnck
der WandClehe onlerbalb der Oeftrang der Gnbniacbe der Ihrda in dnr KdER^ole OmsIs; vgl. Joseph
Führer. Forschungen mnr Sieüia ■»ttonanaa (1887^ TaAt X« Ne. 1 nebst 8. 773, S. 787 oäd 8. TOeL
U03, 117 und 126 f.).
An der Laibung eine« Arcoi^ols der Kiitjkkumbe Caaaiü üind einmal auch ein Ffso und eino Art
Hasan so beiden Seiten eines UeAsses dargestellt, ans welchem Ro«cnaw«iga amponpriasien. Vgl.
Joseph Fahrer, a. a.O., 8. 780 f. (110 f.), No. XIV. 1 Ende.
142
SV;f.>-i . iiifs OnfSssf« pntgpgpntreten,') während sie iiooli lifinfigcr ?.» hpHen Setten «iiiie-'* (-fl
Tiin einem Kreis« oder Krauze umschlossenen Monogramme oder auch eines Kreuzes uns
begegnen.*) Bin« Biawiilcaiig voDMittn «hr byikstiiiUefatB, btiMhniigRweM* OtMntifiMh-
christlichen Kanst auf dtntttigt niT«Diwtiaebe Konaiwerke »ber gilt berromgiod» Fonehmii
als unbestreitbar.*)
Die Bildhauerkunst von Havenna weist ührigens noch weitere Parallelen zu der Dar-
ateUtuig anf imaeraiii Fresko auf.
Zwfi l'fiiiii' /.II ln-iJeii Seiten eines Qefll'«'ies. riiis welchem Ranken emporsprips<en, .sind
als Bestandteil des Innenschmiiokes sowohl in S. Apollinare in Classe als auch in
8. Apollinare naoro Yenreitet*)
Des weiteren begegnen uns in der Stuck verxiornng einer SeiteDOMdw nabeo «Q«ai
der Fenster des in der 1. Hälfte de-- 5. Jali rlm nJerts reicli aitspesch mflckten
Baptisteriuma der Orthodoxen zu Kavenna (= Giovanni in fönte) Pfaue zu beiden
Sttten «ines nrit Früchten gsMlten Korbga.*)
') Vgl. vor allem da* Relief aof eiaem äarkopbagdeckel von Kavenn» bei Qarrucoi, a, a. 0.,
Ta].Y, teT. m. Nr. 8.
Vgl. auMHrdem aii<-h 'tarrucci, u. a. 0., tav. :i90, No. 2 (Rpliff an «li?r Viird«?rfront eines St^in-
sarue«) = l'Liirle« l>iohl. .Iii^tiriipn H la (.'ivili^ation by/aiifine »» VI« siwle, Pari* ü'JOl), tig. 83
({Nijf. J-Jl) Vunturi, a. n. 0,. vul. I. liff. 212 221) = Walter Gott/., Kttveniia (1901), Abb. No. SO
(ä. #3). Vgl. auch die ScbmalBeite «in«« äarkopbages von Fasignano (in der Nfth« von Bavenna) Iwi
Oarroeci, a. a. 0., vol. V, tav. 3(13. No. 3.
») Vtfl. öarrui ci, ii. a. O., vol. V, tav. N». 5; tav. 3:17, No. 2; tav No. 2 umi No. 4;
Uv. ;m, No. J un.l No. :i; tav. mu. No. H = Ch. Diebl. a. a. O., tin. 78 (pa^r Ml] " Venfiiri, a. a. 0.,
1, fiK- 209 (pa«. 221). V^l. auch Vetituri, a. a. 0., vol. I, fijf. 211 tpa«. 223).
Vgl. aach (iiov. Uatt de K(i««i, Coperohio di «u-cofftgo navenuto preiao Ravenoa cou «caltura
efRgiante una eraee cereofera (Bnllelioo dt ardwolegia eriatiaiia, V sorie, anno II (1891), tav. TU nAtt
pag. 105 Rciq.) [Srhmalaeit«.' eines Sarkopha^di-fkeln mit zwei auf Stufen «tchenden Pfauen sn beidoB
.Seiton eines Kreuzes, von dessen Querbalken die Buchstaben A und O heruiederhangen.l
') V^l. innbenonderc C. Bayet. Kocherchea pour «ervir ii l'hiatoirc de la peinture et de la sculp-
ture chretieunes en Orient avaut la qaerelle dea ioonoclacte» (Pari«. 1S79). pog. t)0«q., piig. 113 aqq.,
ftg. 117; Vnt byaaatin (Faria. 18921, pag. 83 sq., pag. 86, pag. 103 sqq.; Ed. Dobbert, Das Abendmahl
Chri.iti in der bildenden Knn«t bi? gegen den Sebluss de.t H. .lahrhiindert« (Hepertorium filr Kunatwisaen-
«cbaft, U. Bd.. 1691). S. 184; Joseph Strzygowski, Bv/antitiisohe Denkmiilcr. 1. Bd.: Da« Etw-hniiadzin-
Fivan^vliar IH'Jl). Ü. 50; Arthur Haaeloff. Codex pnrpnreus Kos«anen»ii> (18*.»^), S. 12Ö. Vgl. ferner
Ch. Diehl. a. a. 0., pag. 641iqq. Vgl. auch Victor Scbultse, Archäologie der altchriaUtcben Kunst
(Mfla^eB. im), S. 3B8 ff. Vgl. dagegen Fr. X. Kraus, Getdncbte der riniatiicben Knast, 1- Bd.
(1880, a.-)!
*) Vgi. Cki. Rohault de Fleury. La Messe. Ktude» archeoloj^que« sur mcs monumenta, vol. IV
(I'arif, 1k6:;i, pl. 271). Hg. h nebit pag. 80 coi. b (Basrelief innurhalb einer halbkreisfÄrinigen Umrahmung
in S. ApoHinare in Cl«««e: eine Angabe aber die Art des Denkawl« fehlt): vol. Hl, pag. bä, col. a und
vol. pl. 380, Hg. 4 nebst pag. 78 ml. a imd b (Basrelief siaer Beiteoltapelle von S. ApoUhinre booto).
Vgl. Venturi. a. a. O.. tig. 210 (pag. 222V Vfrl, nns-erdem a<ich noch Ch. Rohault de Fleury. a. a. 0.,
vol. III. pl. 222 und pag. »8. (Trau^enne der '„'li ]rV.. ri Kapelle: iswci Pfaue zu beiden Seiten eine» reich-
geschmückten KreuxM mit oblonger ümrabni'nic, we^lilie dürrhgringig von Kankenwerk eingefanat iat,
das einem unmittalbar natar dem Kreuae stehenden (iefttsae eutsprieist.) Vgl. aocb Ch. Piebl, a. a. 0.,
<g. 139 (pag. 873) «owie die AbbOdnag No. 106 bd Walter Goett, Bavenna (1901), S. 88.
'•I Vgl, Gru i in ■ A II O vol. VI (lR80t, tav. 40«!, nelint S. 6. Vgl. auch Victor Schultne,
Archäologie der altchriütlicben Kunst, ti. 2u5 ff.; Fr. X. Krau», Geschichte der chnatlichen Kunst,
1. Bd„ S. 438 f.
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14S
In dem Ornainentstreifen aber, welcher »ich an der Vorderfront der Maximians-
Kathedra tod ßavenna uamittelbar nnterhalb der Sitasflicfa« fiadat, führen aas die späie-
atou lOD dl« SGlte im 6. Jaliiltattdirt* «oMMidaDMi Bfinibfuneliirifaenieii ni baiden Saitoo
eines Monogrammes, welches die AvßSSmn^ JS. Haiimüno episcopo* verhingt/) aymmetrixch
einander gegenObtTf^estellte Pfaue vor Äugen und zwar inmitten von Weinnulken, in deren
Geäst« Vögel und allerlei andere Tiere eracbeinen.*)
Auch io diaNO Werken dekt meii iwd aber Eneugnias« griechiaekeo Oeiitei.*)
Abgaaekeo von dkeen Sknlptoren mag noch der Rest einee Moeftika enriUmt weidea,
das 1811 in Raventia nahe der beute zerstörten Kirche S. Severo irefunden wurde nnd
gegenwärtig in der Accademia delle Belle Arti aufbewahrt wird. Auch hier werden ana
wmd Pfint la bdden Stäbm taat» Iniitai OeAiMa Tor Augen gefnhrt.*)
Aefanlieh« DanteDongen haben eieh innerlialb der fiinflnmpkKm der bjsaatiniseken
Kauet auf itaHacbem Boden auch sonst noch mehrfach erhalten.
So zeigt das Relief einer Schranke der TribUne des Hauptschiffes der Marcus-Kirche
in Venedig in prächtiger Ausführung zwei Pfaue zu beiden Seiten eines kelchähnlicben
Qefiaaea, ane welchem Ranken mit Laabwerfc und BlUton sich erheben; das eine der beiden
Tiere pickt eben nach einer der Blüten, dai andere hingegen wendet den Kofif nh.*)
Abgesehen von dieaem Werke, welches äpätefitens dem Ende des 7. Jahrhunderts ent-
■temmt, Andel mh «neh nodi «i der Agmenwite der SehntakAmmer der Ehnke «ins 8Mn^
M QewBlmllch wiii Kiith«dm mit üem BrxUsdiof UfariiniaHtt« von Baven na ft mn in
Verbindung ^'i'l i-.n hi, ni:i;,'i>;('r. ■-•t/1 Veiitu: ;, a. a. O.. vol. I, pag. 466 «qq. (insbe«. pau'. IT'>''
Elfenbetnü hi'.it/.-ri'iuu ixunh lu dir trstiiii Ltezunnii-n des &. Jahrhunderts; er bezieht diu inschntl auf
«neu ItiM hof \faximianu9 von Kon« tan t inopel Inin 4SI). lodca itebt <)iese Annahme in Widerspruch
tu der Wahl lateinischer Bocbitaban fttr die in Moaagmnun^Fliinii gegobane Dadikationa-InschrifL
*t Vgl. Oarrneci, a. a. 0.. toI. VI. Uv. 414 A nebat B. 17 f.; Fr. X Kranp, Oesducbte der
. hrianrf.cM K in«t, 1. Bd.. tig. Sr^ü neb«t S. 504 ff. Vftl. am 1^ VI. l.ji Schultze, An li i..lr>gie der alt-
ihnalliciicu Kunst. S. 1J9 f.; CtoorR ätubifanth. Diu altchrigtiiciip Kifenbeinplastik, S. «6 ff.; l^mile
Molinier. Hiatoire gent^rale de-ü arts applique« ;i I'induttrie du V" ü la liti du XVtU* m^e, 1. 1 (Iveiiea},
Paris (1H'.)G), pl. VII M>wiapag.67i9i|.; Ch. Diehl. a. a. O.. tig. 200 n«b«tliag.8G»sq.; Venturi, a.a.OK
«1.1, fig. 27ft (pag. 29« und Sg. 281 and 282 «pag. M8 tq.h Walter Ooet*. RaTenna (ltK>l). Abbtldnnfr
No.110 on.l UJ n.-list .S, 8'» f.
') Vgl. btäisügliih de» AusHrhmürkiing des Liaptisteriuni!« der liithiKl.jxi n in i'avemm V. .Sehullze,
a. a. O.. 8, 207: Ed. Dobbert. Zur CJesi^bichto der altchri»Uicbcn un 1 .|i r fi UibyMntiuiiiehen Kunst
(BqMrtorinm fUr Kunatwiatenacbaft, 21. Bd.. 1896), 8. 97 nater Beniung auf das in msaischer Sjwacb»
•ndrienene Werk von K. F. Red in, Die Moiaikea der niTciniatiicben lorchen. 18W.
Vgl. in Hey II ntif Ii.' Kjit!>dra des Maximianu«. welche man in neuerer Zeil mit ')ir >vru Mt'vj.tiv lien
Kanstentwicklung der fWihbyzantiniachen Epoche in Verbindung HriB?t. Ed. Dobbert, Zar (ienrhichte
der Elfenbeinnculptur (Kep. f. K.-W.. 8. Bd., 1886), S. 173; C. B .vi t, f, nrt byiaiitin (18(B), p^. 92 t;
Andr<( Perate. L'arduiologie chr^aae <18WI), 8. 846 ft, insbes. aber Malinier, a. a. 0.. pag. 67,
pag. iid, itag. 73; Hans OraeTen, FMbclinsCIiclie nnd nritiielalterlldbe KUbnbeinwerke in photogra]>hi-
»cher Nachliililiui^; iSerie II): Aus Sammlnn^'.TL tu I^.ill-n iR<m.i. 19001, No. H (S. 2<;i und No. 62—63
(ä.4}4); Ch. Dtehi, a. a. 0., pag. (iO^. Vgl. fertiei Walter itoetz, a.a.O.. S. 8<J; Vcntnri, a.a.O.,
nL I, pag. 475. Vgl. hingegen G. 8tuhlfauth. a. a. 0.. S. $4 f.; Fr. X. Kraus, a. a. 0., 8. rm.
*) Vgl. Rohault d« Fleury, La Messe, vol. IV (1888), p). 279. iig. 1 nebst pag. 81 col. b.
^ Robavlt de Flenry, La McMe, t. III, pag. 83» No. VI aud pag. »4, No. VI aebtt pag. 67,
Mnrie t. IV, pL 986 nebet pag. 79b.
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platte aus karolingischer Zeit mit der Darstellung too zwei FÜMiMl tu beiden Seiten eines
Gef&asM, dem Uaoken mit Blüten entapriesseu.')
Ausser diesen Bknlptaren, welebe ▼ielideht aae dem Osten nneli Venedig gAftebfc
wunien. mögen anch noch /.wei Ileliefs dea Domes von Torcello Kr ^ Ihnoag finden, die
an der Brflstungtwand der S&uleoreUie angeluraebi sind, welche den Altar raam vom Hnapt-
acliiff trennt
Beiderseiti ist inoerhalb einer EinfiMsang durch ein RoaetleobaDd «if einem ndit-
«elc^^ Pfeiler eine tisife Schale mit weiter OeffhunK wiedergegeben, aus welcher zwei
<!vmm«>triscb einaodeir g^genflbenteheiide PUlq» triniteo, weiche auf Saalranwerk sieli
erbeben.*)
Die Vorbilder fQr diese Reliefdarstellungen, welche heutzutage*) dem Anfang des
11. Jabrhanderto lugesehrieben weidso/) glaabt man in dem plastiseben Sdraraek von
Elfeubeinkästcben aus dem 9. oder 10. Jahrhundert zu erkennen, ^ >1eren Dafftellangen
selbst wieder als Nachahmungen bvzan tini-scher Werke betrachtet werden.
Im übrigen haben »ich Analoga zu dem in Frage stehenden Freskobild unseren Hji>o-
geatns auch aas weit froherer Z«t in eineBi Gebiet* erbaUen, das osttOmiaehen Einllllasen
aBbeetreitbar direkt unterworfen war.
So freffpri wir /.wt-i ITaiic Inmitt^'n von RuiikHuwerk zu iiiltn "^vif T'. eines Gefjwse«
auf einer architektonischen Skulptur Syriens, welche dem oder (i. Jahrhundert ihren
Uiapmng verdankt.*)
Ausserdem scheinen awet p&nanarlige Tflgal an beiden Sailen «inea ana einani Sreiea
emporsleitfHiükn KrHnxes an der Rückwand eines Arcosols einer <\6r gleichen Periode anga»
hörigen ljri»Uk»twmer von Chef-a* Amer (Cafarnao) in Taliistina aufgemalt zu .«ein.')
AUeia auch auf einem bleiernen Wassergefäss in Eimerform, welches bei Tunis
gafimdan wurde und dadurch besonderes Interesse darbietek, dass ee durch die Versinigang
belifVitor Typen ohristlicher Skulptur timl solcher von profanem, beziehungsweise lieiilnischem
Gepräge einen ROckschluM auf den Synkretismus ao der Wende des 4. nud 5. Jahrhunderts
M Rohault de Fleury, a. a. 0., t. III, pl. i31 nebtt p$t, 80, col. b und pag. 87. No.
Sobaolt d» Flearv, a. «. O., i. III, pl. tiS. No. I nnd pl. 34A nob»t pag. 'JOiq. und p««;. IIS.
«Ol. h; \g\. t. IV. i>a«. S'.K « il II
Kobiiult do Fleurv tulut' nmh tina Knde lie^ 7. Juhrbuutlerl' aIi Knt«t<-hun>r«z4.'it dioMr
BeUerplatten an.
*} Vgl. Hans Oraeven, Bin Kaliqaienkasteheu aus Piraao (Jahrbuch dar kautthistorischan Saaiia*
lungen dt» allerhsefaileii gsiserfcaaiei. aO. Bd., Vkn, IBSüH, 8. 8; Atesto cd Eva sni eoAuMtti d' averie
biTantini (1,'arte \gik ArehMo itorico deU'artel. aano II (1689). pag. S97/B): Venturi, s. ». 0.. toI. I,
paf{. ^'■i*-
') V'kI. z. B. dus Relief eineii KlfenbeinkiiteheiM dos Miiaco cmoo ID Pisa, abgebildet von H.
Graeven. L'arte, anno II (1889), fig. 1, pag. '166.
*) Le C*» Melchior de Togfl«^. La Syrie eentrale. Arehltectare eivil« «t rdigieaie dn l*' an
VI* Biiilf ll'nris, 1065 — 18771, t. I. Jil. ih nehnt paß. UO (Kelief «inea ThOrstuntiw an eiiu-m Gebikud« von
DanaJ; ('. Havel. Lart bvzantin l Tarife, 1>HUJ), (ig. 27 nphA pa^'. m«! Ch. Diehl, a. a. 0., tig. I6i
(pag. sowie pag.
') Vgl. G. B. de Koaai, Bull, di srch. critt., serie V. anno I (läW), tav. I— Ii nebst pag.Ssqfi.
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ge»Utt«t, sind wiederum zwei Pfaae zu beiden Seiten eines Gerässes ms vor Augen gesteUt,
•Ol d«m aia «n trinken Kbein«.^)
AndenTseit.s finden sich verwandte Darstellunj^en i\oc]\ auch auf ^'ullischen Sn'kO'
phsgen*) und Inschrifttafeln^; sowie auf einem ^teinitargc von i'avia.*)
Ueberdiea sind auch auf Freskogemälden von christlichen Hjpugeen, deren kQnrtleriaehe
Anaabittnnf T«rwandtaeliaft mit den EnengniMn der eoemeierÜen Kmut Borne angt, ibn-
Udie Motive verwertet worden.
So bilden in einer aus der Mitte des 4. Jahrhunderts ataaunenden Grabkammer nahe
der Stadt SopiMiae in Bannonia inferior, dem heutigen FDnfkirehen in üngurn, sym-
melriaell angeordnets Ptkne zu beiden Seiten einer mit Blumen gefQUten und mit But]<lern
umwundenen «inen sweimal vertretenen Beataadteil der Dekorstioa der Decke dee
Cubiculunu.*)
In «inem Hypogeum ans dem Ende des S. Jahrbunderte aber, das bei Cagliari in
Sardinien fand, sind zu beiden Seiten einer von einem roten Bande umscbloasenen
MürinciriiiM lirift auf einen Fnmilifnvater Munntiiis Irenneu» xwei Pfaue einander gegenttfaer«
gestellt, über welchen die Worte ,pax tecuni sit cum tuis" aufgemalt wurden.*)
') Vgl. GioT. B»lt. de Komi, Secchi» <1i pionilKi trovata nell» reg^enz« di Tunis«! iBull. di urch.
cri.it.. anno V (1067), p»^. 77 «qq. nobst Abbildung l auf beigfftebener Tafel I; üiirru<-ci. a. a. O.. vol. VI
taf. 4iiS, No. l—i und pag. 33 «q.; £dinond Le Blant, h» ateliers de «cnlpture cbec le« premian
dirftieiH (MelanitCf d'areheolog!* et dluetdte, toL III (188^ pag. 44fi aq. nebet pl. X); V. Sebalti»,
Arch. der uUel)ri:4tl. KiiDst (ISU.i). .S. 277 neb»t Adid. S; Fr. X. Krsv«, Oewhicbte der cbriall. Knaiti
1. Bd. (IBOC). S. 2U r. nebst Abbildun« 108.
*) Vgl. Kdmond Le Blant, Leu auri-ophugea chretien« de la (Jaul« (Paris. IHÖ^j). pl. VI, No. 2
seiMt pag. 23«}.: Mannonarkophag der Kathedrale von Vienne mit einRra vierter Abbilduag eines Ge-
ftwee, am welehen Saben nebet Tiaab«» «mponprieMatt. wihread beiderteite ein Pfan nach den Beem
pickt. (Vgl. auch pl. XXIV, No. 3 nebut pag. 67: Steinsarg von Angoul^nie mit iihnliehem Motive.)
Vgl. auch yig. 58: Fragment eine« Sarkopha^dockelii aus Cbarenton du Cher mit der Darittpllung oinea
Ton etnent Kranie umnchlomienen schrügschenkeligen MonogTammei) mit .1 un<l ü inri^chen zwei Pfauen;
ttad» sur lee laroopbages cbr^tiena antiquei de la ville d'Arlee (Pari«, Hflü), pag. 7U. Mo. 78: Sebnal-
Hiten eioe« 8arimpliagd«elt«b vom iahr* 65S n. Chr. 0. »it je elneni T«n einem Kni» ugacbloMeiwB
Mcooprii!:.!!! :^wiscben nwi-I PfuiKMi,
■', Vtjl. Edmund L« lll<iiit, luitriplion» chretienne.< de la Gaulu utit. ri. iii» .m VIII« «eele 11S56),
t. I, pl. No. "14 nplfst S. l:!.^fr.; No. (H» (Insehrift auf den Presbyter KmuaiiiHi: t II 70. No. 423
nebet ä. 302, Mo. 646 (InscbriA auf £u«ebia .religieea magna'): f., No. 68U (Inadmft auf üranina
eom Jabre 491): dieae drei Inadiriflien Migen etae DanteUang de« myttiaeben Qefltwea iwiacbea sw«
Pfau«>!i Vl'1. ausserdetu t. I, pl. 34. No. 214 neb»t H. 4:M), No. ;^2(i (Darstellung eineü von einem Xreiaa
umacbk>«^L'iii:ii scbrägHchenkeligen Monogramme« mit A und zwi»ehen zwei Pfauen).
*) Vgl. Rohault de Fleury. a. a. 0., vol. III. pag. 87. col. b u. pag. 00, eol. b; vol. IV. pl. 291,
fig. 11 nebat pag. 9b, coL a (Sarkophag aua dem Anfang dea & Jahrbunderta): awei Pfaue aoa einem Geftaa
tiinkend. daa een elBeai Kreuz überrafft «inl.
') Eroerich I? i- ii s zl iii n n t; , fir- ;itti V.ristlirhf Hrabkammer in Funfkirf hiti 'Mittheilungen der
k. k. LfutralkummiBsion für Krforxrhiing und Krhaltung der Baudenkmale. XVIli. b<i. ^7 S.
nebit Tafel I: OioT. Batt de Roaai, Bull, di arcb. eiiat, am II, anno T (1874), pag. IM aqq. aebat
Tafel VU.
*) OiOT. Bati de Roaal, ObUcoU tepolciali oiatiaBi idonüdi pittare preaw Gagliari ia Sairdegaa
(l^ill arch. criat, aarie V, aauo III (18012), pag. ISOeqq., iaabaaendüe pag. 182, pag. 186, pag. 189 aq.
nebst tav. Vj.
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ÜebanlMB nnd nun aber auch zu Rom selbst Fresken auf uns gekommen, welche smi
Pfaue in symmetriacbw StalluDg stt baidm Seiton täum emtnito ZiriMh«iigli«dl0a*) not vor
Augen fiiiiren.
Sa wq(U «ia Chnnilde aua dem E^de im 8. Jtliriionderti, welebes einen Loenlue der
Areiinfin iwieelien dem Coemeterium Thraacnin und dem Coemeterium Jordanoram
Bchmßcktf, «rsprflnglich zwei ITuie /n beiden Seiten einer (iuirlande, Uber welcher in roten
Buchstaben die Inschrift ,|^Mjarcianeti [tjii pace* angebracht war.*)
EbNuo kut mb in einem m» dem 8. Jnhrhmideirt stunmendeB Onbieiilum dee Goeme-
k-riuiiis der hl. Liir-ina. eines Ah^cJüiities der Katakombe des Calliattis, eine Wand-
dekoration erhalten, welche unter zwei langgestreckten Uuirlanden, zwischen denen eine
dritte eicb tiefer bttniedeteenkt, xwei einander gegendbetMeatellte P&ae nafweiit.')
Ebenso treten uns zwei Pfaue in s>'mnietrischer Anordnung auch zu beiden Seiten
einer dem 2. Jahrhundert anpeliSrigeii luschrifUafel an der Kriekseite eines der beiden
Arcosolien im Cabiculum des Ampliatus entgegen, welches de Kossi als einen der
tltaaten Beahindteile dca Coemeterianie der Doniitilla bebacbtoL*)
Endlich sind in dem nach den Acilii ülabriones lienannien Al)Mlinitt des Coenie-
teriums der Prisciila auf einem aus dem '2. Jahrhundert stammenden Freako an der
Decke einer grösseren Nische am Fnsse der ursprünglichen Treppe xwtt Pfane zo lieiden
Saiten eines Eantharo« einander gegennbergestellt, während Spuren einer ähnlichen Kom-
poeition aneh an der Küekwand einer Nische einer Iieiiiiuhbiirieti Galerie sieh fanden.')
£s ergibt sich demgemäss die Notwendigkeit, die Verwertung symmetrisch zu beiden
Stilen dnea Korbes, eiaee Geftaees nnd dergteieben angeordneter PAine der cbrirtliGhon
Ennat des geaamton lömiacfaen Reiehea und niebt der oeMDuaebeQ EmulQbiuig alleiB sdbo-
') ohne centrale!« Zwisebencliwi «lud «y Ulmet riscL Hiip;eonluete Pfaue Mi bi-iden Seiscii «Ittj Arco»ol-
AAlUU); an der Hauptw-Rnd ile« üo^cnannti-n Cubiroln d*^i rinque üanti im C««*ineterium der hl. Solaris,
einem Beatandtctl der Katakombe des Uallistui, tut Verwertung gelangt, um im Verein mitBlamea
nnd IVnchteweigeB und mandierl« TiHiteln aof das Pandie* als Aidinihaltnii der ftitif tnr Dantellnng
gtbiachtnn Oran(<?n hinzuwpiiw>n.
Vi;\. G iov Bn 1 1. de Ro4>;i, La Kouiii wliorriiuLU rri^lmiju^ t. III (1877), tav. I — III nebst pam. 41) nqn-;
Andre Pürati», L'arrhf'oloRie chrtHicnne (181>:J), fift. 72 nebst, png. 11t m].; Ft. X. Kraus, (iesrhichte
dar ctaristliclien Kontt, 1. Bd. (1896). fig. 12 nabat & 4»; Uorace Marucchi, Element« d'ardHtologia
etudtlenna, toL t (Noiäcnn gAieralaal, Paris (1899), Abbildang aaf png. 275; vol. II (ItanArMV« des eata-
Cembe»K Paris llitOO*. Abbildung auf j>ag. 15U.
^) Vgl. Utuv. Batt. de Rosai. i>cop«rie ueiraren»ria tra i cimiteri «Ii Immnc e di>i Giordani aulla
via äularia na»«» (Ball, di avch. cnsk. scrie II. anao IT (IfiTSH, peg. &siiq., iufaeieadece pag. 19 nebst
to». 1-11.
■) Vgl GioT. Batt de Kossi. La Beiaa sotterran«* eristieii«, 1. 1 (1864). tav. XVf nebst 8. S97;
Garrticci. a. a. O., ml. II (187:!), tav Nn. ?. -t S '1.
*) V}»l. de Koasi, Scttvi ni-l cimitert» di liouiitiliu lüull. di arob. crint.. III serie, anno V (1880)),
pa^j. 16Ü "«n-; 11 cubicolo di Ampliato nel cimitero di Domitilla, (1. 1., III Herie, anno VI (1381 iw*g. 57 »<jq.,
iiubes. pag. 62 nebst tsT. Iii— IV; Andr^ P^rat«, a. a. 0.. fig. '■XI tpag. 66}; Marucchi, a. a. 0.,
vol. II, Abbüdnng auf pag. 123.
•) Vjfl. Oiov, Bntt. d«' Kofiai, L' ipoReo de^li Acilii Glabrioni nel cimitero di Prisrilla (Itniletirto
(Ii ai'ciu.Kilugia criiitiiuia, aerie IV, anno VI (l88i^^U)), pag. 15 rtqq., vgl. insbca. paff. 3Ü (vgl. auch pag. 12
nebst tav. III).
(Vgl. «leh A. de Waal, Kanins Aeilius Olabrio (BOm. Quartalscbrift, 4. Jahrg. (1880U, ». 34» ff,
imbes. &3ae.
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schreiben und ebenso wie die ^'^iclifalls hÜ I I Verwendung symmetrisch einander gi|gWH'
fiht^rgestellter Tauben ala Nachklang der in der dekorativen heidnischen Kunst oft frenng
geübten Gepflogeuheit einer symmetrischen Auordnung von Tiergestalten Oberhaupt, wie
X. B. L3wien, Spltinxen, Ordfea und imbesoDden aoeh TSgdn') ▼enebiednier Art m
brtrachten.
Bexftglich des Deckenpemüliies,') auf wt'lctu'm an«sf»r *>iii pnar PfaiK^n und (Miunii T!eb-
huhn insbesondere Guirlanden in regelloser Anordnung sowie rosenähnliche blumen zur
DekotBtioD ▼erw«iid«i und, «keheD mir TdlaHndig enteprediende Anakf^ niebt m Gebot«.
Indeü feblt M oicbt an Beupifllen, welebe vcaigatÖM eine tailveiie Uebereinstimmung
darbieten.
Öo finden wir regellos verteilte Guirlanden ausserhalb byrakun selbst*) vor allen) auf
dem DeekenginiBUe df« whon erwibnten*) Aroomk eines Hypogeame ran Cagliari in
Sardinien*) und zwar in Verbindung mit Rosen sowie im Anschlug an kleinere V&gel:
ausserdem treffen wir reelles angeordnete Guirlanden nebst rosenähnlichen BlQten auch auf
BUderu römischer Katakouibeu.") In symmetrischer Anordnung aber treten un« Quir-
Jaaden im Vewin mit roaeidbuKebeD Bisten niebt nnr fOr aicb allmo,^ aoDdera aacb gende
M Vgl. PuRtiuale d* Atnelio-Eiloarilo Certllo. Pctnip«!, I)ipititi murali «ceiti (1887), tav. Vli
(«jrametriMh angeordute Vhm oberhalb sich kreuiender tioldttabe); tav. IX (•yiiuiiatn««h ang«onliiet«
PAuie and Taaben, daswiaehcti «ine Statuette; syniuetriReh angieotilnete Sebwane. daiwüchea eine Miwke nrit
ArnWskon); t-av. XII (symnietriarh anjjeorclnet.e Timlien, ila/wi^. lu n ein filcherartigei) Oriianiei)! 1 ; t.iv. XIV
(«ymmetriitch anReonlnefe l'fuue uiiJ \ViL*«ervöj<i'l ober Liuirluinitii. welche vun einem Becken an&geben).
Panqiiale <!' A ni el i o ■ A. Sogliano. Nunvi Hcavi di Pompci. Caaa dd Tettfi (189$lb tav. Till (sym-
metrinch angi^unlnütu Pfauu und Wachteln, dazwüchen Arabesken}.
*t Vgl. Tafel II, No. 2.
*) In Syrakni ist <S* Decke eSnec CSrakgemadtaa der Nekrapole Curia aunclilieHlieh mit regell et
angaoideeten Ouirlanden und rosenShnlichen Blamen geschmflcki.
Vgl. .». Führer, a. a. 0.. S. 779 flOO). No. VIII, 4.
Aimsenleni fin<Ien -lirh regellos v(^rtL•iltu Guirlanden nu<li mf > liiein Fresko an (1er Laibunj; ciiica
Arcoaol« der Katakombe Castta, welches die Dantteltimg einer weiblichen Urans in reichem Pninkgewande
nod mdneter Tfig«! tmi grellfiirhigeu Oefleder aefWeiat. Vgl. 3. FAbrer. a. n. 0., S. 781 (111), Na. XIV, 2.
Vgl. oben y. 145 nob«t Anmerkung 6.
Vgl. ü. B. de Koüsi, Bull, di «rch. i-rist.. «erie V. anno III (18921. |)4ig. 133 und p*g. 11)9 aq.
"*) Solche Gnirlandtm in regelloMcr VertüiUing i>in<l im 4. .Tahrhiindcrt nach Chr. f». an einer fiir
Lüculigr&ber beütiiniiiten Wandfliiche des Coemeterium Thranonis aufgemalt worden und zwar in Ver-
biodung mit roaen&hnlichen Blumen und ayminetrisch angeordneten Vögeln sowie der Gestalt einer Orans.
Vgl. Oarrncci, a. a. 0., vol. II. tav. 19, K«. I nebst 8. 79; Tk^epliile Roller, Las eataeotiAes de
Rome (Pttri-i 1881). vol. 1, pl. 46, No. 1 nebst 26€. Auch in» Coemeterium SS. Petri i»t Marc^llini sind
Guirlanden in regelloser .\nordnung nebat einzelnen Blumen auf einer kaum vor dem fänden Jahr-
hundert entstandenen Durstellung de« thronenden Chri.*tu« zu finden, an dessen Seit« die AjKjstel Petnis
osd Paulus stehen; ebenso sind Guirlanden auch neben den Gestaltan von vier Heiligen eingestreut,
weldM ebenderhellMt an beiden Seiten des auf dem mjaliaeliea B«tg» atefaeedeB Lamsses tot Avfen
geführt werden. Vgl. Garrucei, a. a. 0., fol. II, ta*. W, No. I; Roller, a. a. 0., vol. II, pl.85, No.9
nebst S. 283 IT.
"<) Vgl. 7.. B. G. R. de Uoasi, La Koma witterranea criatiana, t. III (1877), tav. XIII nebst S. 79
all' r Fr. -ku Irr Kittakouibe der hl. Soterix. eine^ Anneses des Coemeteiiom Callisti au Rom.
Abh. d. I. CL d. k. Ak. d. Wiu. XXII. Bd. L Abtb. M
148
in Verbindunfj mit PfuuiMi'') iiml rlergli'icheti*") auf (\>-u\ Fe-tl;in(l von Italien öfter ent-
gegen. £beodory< lli.f tritü'ta wir auch GegsnstQcke zu dem eigeuarUgeo AbechloM, welchen
in vnaercm Bypoguum') Setneo aw dw «tUn and den neuen Teatmeote durch Doppelp
GnirltndeD and rosenihnlicbe Blonen erhalten haben.*)
Im abrigen ist du- hänfii,^' Verwertung der beiden eben geaannteo dekoratifen Elenwnt»
für Sixilieu selbst geradezu cbarakterii>tiscb.
GnidMiden nebet Toeenfthnlieben Blomen eneheinen zam Teil allein/) zum Teil «1»
>) TgL 6. B. de Honi, hu Roma «ottermaea crutisna. t. I (1864). tav. XVI velnt 8. 937 and
tJarrucci. a. «. 0.. vol. II (1873). tav. :!, No. :! über ein avhon frühiT (S. 140 m-bst Anm. S) erwiümtcs
Uemüldt: des Cnpmetenums dor hl. Liirina in liom. IVgl. nurli R()ll<»r. a. a. O., t. 1, pl. IV, 2 und
]d. V, 1 liebst 8. 11 ff. nhet Fresken eine« jUdivcht^n GrabKenmcliL-« der Via Ai>|)iA bei Kom.j
Vgl. fenar Gtrncti, a. ». 0.. vol. II, tav. U>4, N«. 1 nnd tav. 92, Np. 2 sowie Victor ScbnUae.
Die Katakomben von 8. Gennuo des Poveri in Neapel (Jeoa IB7T(, 8. 47 f. und S. 2$ Uber iwei F^ken
von Neapel.
') In Verbindung mit «ymmetrisrh angeordneten Tauben tiinli-n pich llo)ipeljruirlanden nebst
Zwei);en mit rofCBlUHllieben RInten in einem Arco»ul des C'uenicteriums de« Calliiitu« t.» Rom oberhulb
der Ummbmuag von twei 0«mlUd«B, welche de RoB«i aof dae VerbOr und dis Venirieilung von Mär-
tyrern beKv. wKbrend Wilpert in der eioea Sceoe die Tenirteilon? der beiden Alten dnreb Daniel and
die Defn i nirr ,lpr Siisanna erkennt, dai* andere nur frapnu-ntariiffli rrliir N-ne Fresko .il i-r :iK .Iii Winter-
^Jttbe des yuellwiirLiieri« de« Moses belrathlet. V(;l. (i. H. dt! li '^-i. Ktmia »«tlcrnttiLii. 1. U Ufc>*'7),
tav. XIX und t;iv. X.\ No, 2 neb.st (S, 21!HV.' > Jt.T' i . i i u , < i a. 0.. vol. II, tav. No. i;
J. Wilpcrt, Die Malereien der äacramentitkapellen iu der KitUikoinlw de» bl. Callitlua (18d7|, flg. 7
ond 8 nebet S. II ff.
«) Vgl. Tsif. l II!. N.' 1 iHiiI Tuf.'l IV. N:). 1 <m.: 'J: v-l. an. Ii T.if. 1 V, No. H.
*) Fl>r die niuiatielbiirp Verbindniig derartiger tieiisente von di.kuiiitivein, bezw. »yttil.iuliM.ticm
Charakter mit LHintellungett bibUtcber Scenen. die unter freiem Ilimmel sich al><i]iielen, bietet tich
iQQftcbit ein Anatogon dar in einem Freekobiid einer der Katakomben von S. Qennaro bei Neapel.
Audi dort ffndet neb oberhalb einer Wiedergabe von Daniel in der Lovengnibe, b« wdcber der Fropliet
in pemiiu^her Traiht er n*:. hii. tUT Recbtau Und tur Linken «ae Gnirlaade. Tgl. Oarreeei, a.a.O..
vul. II (1Ö73). tav. D t, No, 2.
Eiieaae llnd auf einer DarütellunL' lU-r llpiphanip, welche im Coemeterium Dumitillae bei Hum
aof voa gekomawn u/t, nun oberen Abtcbluw «Im Gemftldea, auf welcbem der in der Mitte thronenden
Madonna mit dem Jeraakinde von beiden Seiten ber je cwei Magier mit ihren GeaeheDkea eieb nlbem,
>e(l)s rot<^ *5uirlanden verwendet, von welchen it:i- '..iden mittleren in ihrer tiefstri'. .Xn^liiiehtnng
iiucbmalH den Stützpunkt tllr herabhangende Gewimif bilden. Vgl. 0. II. de Kos.«!. Ijntiiugini «cell«
della Beata Vergine Maria tnitte dalle C'ataeombe Humane (Roma tav, II und tav. III; (larrueei.
a. a. 0., vol. n, tav. 36, No. 1; Liell, Die Darstellungen der alleneligrten Jungfrau und Gotteegebftrerin
Maria auf den Kanetdenkmilem der Katakomben (Frnburg i. Br., 1887), Tafd III nebit 8. 287 ft;
.T. '\V:']i<'j t, Dir Kiiiakürubengeroälde und ihre alt4^n Copicn (Freilmrg i, Hr,, 18911, TafitlSt; Marveehi,
Eleuit-iil.* il'ititkwluigie rhriHienne. vol. I (lt*5)!.'), pag. 318, vol. Ii (IDOO), pag. 12."»
Ein guirtandenartig d rapi rt e« Tu ch hingegen «ehen wir oberhalb eine« Gemäldes des Coe-
meteriu« Prieeillae bei Eom, wekfa«« den unter der lAobe rahenden Jona* nna vor Angen Abrt. Vgl.
Oarrueei, a. a. O.. vol. IT, tav. 78, No. 1.
Kiiii' r;ir;illi li' ■iti-lorcr Art bieten Ileliefdariiellungen christHrher Sarkophage des Büdwestlichen
Gallien» diii. Es (:isi.i.'.:int.>n dort hinter der Wiedergabe Daniel» zwitcben den Löwen mehrmaU halb
iarückge«ohlHgene Vorhänge. Vgl. Edmond Le Blant, Lee tarcopbagae ehretien« de la Gaule (1886]^
pag. 89 eq. [Sarkophag der iürche äaiot-HUaire m Fk>itien); pag. 117 aqq. b p|. XXXIV (Sarkophag von
Saint-Onüleai de Deeertl; pag. 196 mi. » pl. ZLTUI, S (Sarkophag von Le Maa Saint-Anlonin).
TgL a. B. den Fvieakenidw»ek ehier Orabkaumer der Katakombe Omn« bei STiakoi. J. Fflbrer,
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Beigabe*) m Ȋderen OenteHangeo, aaf welchen nnmentKeb mich Pfaae uu wiederholt ent^
gegenfaMten, oft genug innerhalb der cumeterialen Kunst Trinakriens. In anderen FäHeU
finden wir daselbst entweder Guirlanden*) oder rosenäbnliche RiQten,*) sei et hl aelbatMldiger
Verwendung oder sei es als Bestandteil einer grösseren Komposition.
a. I. Om S. 778 C (106^ No. Till, 1—8. Tg), vath ma paar OerattMe dei CDemateriatu wn 8. Maria di
Geai> Ii.-; Svr.ik.i-, T. Kahrt-r, H. ». O.. S. 7:<1 :n !l. Nn. I: S T*- inM. No. VI.
Fu!<f üb '.V 1.1. ij wind nber einander (rr«-;t'Miil-' lote (.iiiirlamlfu ii» l«*t rosen- bezw. oit-iitni. r.iLiilieheii
Bifiten bilden den Schmuck einor Ar. ' ^ ILiil'unj» einer Kutukombv in cint-m (Jarten hinter der L'hiesa
dei Niocotioi bei Maraala. £beadort«elb«t w«i«t eine andere Uraboische eine Dekoration der Ihscke
dnrch dm rote OniriandaB und eine grilraere AniaU follenlfoltater roMulliolielunr Blumen auf.
'I Vgl. bei^pielsweiiie eino lU'ihe von Fresken der Nekrrtpole San (iiovanni bei Syrakus: .1. Führer,
Forsohiintien xur ?ficilia ><otterrftiievi (1(^97), S. 766 IW), Xo. IV; S. 767 f. (97 f.). Ko. VUl, 1» u. 2, d u. e:
if.^ f. mrx N<>. IX* und Nu. XI. I. b»; 8. 709 f. (9BU No. XII, 1, e* and % h; S. 710 f, (lOOf-K
No. XIV: S. 771 aoi), No. XV. 3.
Vgl. aneh ein paar OemAlde der Katakombe Cassia bei Syralras: J. PObrer. a. a. 0^ D. 778 f.
<108f.1, No. VII, 1 und 2
\g\. de» weiteren ein hiit.ikonibenbiId von S. Murin di (iesii hei Syrakus: J. Führer, a. a. ()..
8. 785 (115), No. V, l*.
<£ia beigeaetzter Stern * weiat bei dieier und den beiden folgenden Anfsftblungen auf die Daiatel-
lunif TO«! Pfhnen bin.)
Aucli iij "iui r kl, im n Katitkumbv im Oartcn hinter der CIil'^h i ,lfi Nirinüni bei Marsata ist an
einer Areo»uili44Uuii^ eine rote Guirlsnde unterhalb eiu«s roten Kra»;ies mit gelblidigrüneii, flAtiemden
Bspdem an^ebriieht. der freie Bainm aber dnielt lota, roMnUuilidia BlQlen und grfine« Laubwerk teil'
veiae amgefalit.
*| Eine rote, mit ftrdner Schleife genert« Guirlande, tob der grfiae fi&udtr bemledarhaiifen,
ichmückt Ii" r' >'Vil>< T.iiil -niL' ler 'J. Grabni!M.'he nn der Novdmile eine« CNibienInnM WClIlicb der Bin>
gangggalene der Katakombe Kruiij^^stDi bei Girf^entt.
FOr die Beigabe mm Onärlaaden »i aaderan DanteUungan abar bialein die HaDpIkatakamben van
Sjeakna Belege dar.
TgL I. B. ein Freeko der NeknpeU ran 8. OiovaBni: J. Fahrer, a. a. 0., 8. 767 (97), Ma. Tl.
Vgl. auch ein }>aar (ieniXlde der Katakombe Cauia: J. Fabter, a. a. 0., S. 773 (109). No. IT, 1, a*
sowie S. 778 (luBI. No. VI.
') Kvüeniihnliehe Blumen nebst grünen üliLttern sebtuOekeii bei8pieUwei»e die Kückw^mi] uine*
Arooeole eine« b«lbxer«tteten Hypogennu im Garten hinter der Cbieaa d«i Nieoolini b«i Mart»l», ebenea
die Rflckwnnd und die Laibnag einm ArcoMli an Wcataeite der Eingaagegaleria der Katakombe
Franpv) ani 1» : >Mru'> nti und die Bflokwand einer GrabniMibe ia dem halbeiBgaelillniteB Ottliclien Teile
der gleiciieti Kiiliik^UjUe.
Für die Verwendung; von ro.ienähnlicben Blüten und griiii' ii lil.iftern ftle Beigabe in anderen Lhir-
■tellnngen finden nch mehrere Belege in den Haujttkatakomben v«n ijjrrafcna. TgL x. B. eäa Bild der
Katakombe tob 8. Giovanni: J. FOhrer, a. a. 0., 8. 771 (lOlK No. XT, 1*. Tgi auMardeai ein Fi«ako
der Nekropolc Cuiiiiia: J. Führer, a. a. O., S. (110). No. XII, I. Vgl. aneh ein Gemglde dc8 Coeme-
teriums von S. Maria di üe«ii: J. Filbror. a. a. 0.. S. 785 (110). No. II.
.\u»«erdem »ind aolehe roeenähnlicfae Blumen nebst grünen Blättern neben drei rebhuhnäfaalidiea
VOgeln in einem Ujpogenm anter der Kirche Santa Lucia bei Syrakui zur Dnretellnng gelangt, ferner
neben einem mit Ünlen geachmOcktcii Pnluta in einer kleinen Katakombe nlchat der Kirrhe 8. Lueia.
)!••• ' it':! < ri neben einer grossen roten I'hanta.<iepflanze und einem grüneri llri|.jn Izui it.' ;ui l in. r An . s.i;
laibung d<^r Kingangsgalerie den Coemeteriuiu Fmngapam bei Girgonti, enfllicb neben weidenden ficbufen
nnterbalb einer Inscbrifttafel in einer Katakombe im Qaitea Unter der Ghieaa dei Niccolini bei Harisla
Mwia unterhalb der Wiedergab« eioea SobiSee im Storm in einen Hjpogeum, daa dem vorhergenanatan
benachbart int.
150
Die Vflrwcftaag mdm danrtigwi iehmflekcnden Beiwerkes ist indes kaoeswegs auf
Bf'frrriV)n)s>it,'ittpn Vipsrhränkt gewesen, Ix^i clptipn ein chri'tlirhf r I'^rspriinc; entweder nn-
sweifelhaft feststebt oder doch bUher mit mehr oder minder grosser Wabntcheijüichkeit
TonumgcMtst wurde.
Denn auch in einem bei Marsala von mir anfjgMfondenen Bypogeum, welches durch
die Darstellung von Europa auf dem Stiere sowie von einem tanzenden Satjr Bicher als
heidnischen Ursprungs gekennzeichnet wird,*) vermocht« ich die Verwendung von roseo-
Kholielieit BlvmM aebat grOnen Bl&iiern zum Sebmiicln von AKOMlwandangMi naeb-
zuweisen. Wir haben es -.iho hn diesem in Sizilien besionds-rs- belifliteri dekorativen Element«
der aepulkralen Malerei mit antikem üemeingat zu thun, welches allerdiugs je nach dem
religiOaen SStaDdponkt dm «inxeben aneh noch «ine beMMidare Auslegung erfahmi konnta.
Das Gleiche gilt über umli von den Ouirlanden, deren Entlehnung aus dem auch
bei heidnischen BegräbniiistMtten *) zur Verwertung gelaugten belleniaUsch-rCmiseben Deko-
rationasyatem •) einem Zweifel nicht unterliegen kann.
Für dif* Beurteilung der Entsteh nn ptzeit der bisher behnndflf. n Fresken des
1. Arcosoliums der Westseite unseres Bypogeum» lieasen sieb schon aus emzelnen Andeu-
tnngan bei dar Bcachreibang der «malnaD Bildar mmicba Anbaltipankta antnabinan. Ei
sind Werke aua der Epoab« dea allmihlieheo Varfallai der Knnat, die uns hier
«Btgegentreten.
Ganz abgesehen davon, daes bei jedem Freako ein anderer Haeaatab zu gründe gelegt
vorda, ao daas insbesondere fast sämtliche meniH-hliclie Figuren in Terachiedwiar OiOan
ersselioinen, Rtehen auch innerhalb der einzelnen Bilder s>']l>>t die Proportionen der ver-
schiedenen Gestalten nicht mit einander im Einklang. Die Schuld daran trägt zum Teil
') Du« Kru^ot^tiU-ilH zerstört« tinibgtüuacli liegt jeD>«it» der tiabnlinie Dach Tnipani nrinllich der
Chie^A dei Niimlini innerhalb cinca OarteBi, der an einer Ziagd« ipdiArt.
^ £m paar Beispiele mfl^n gen&i^:
Von StiertcbRdeln herniederMlenda Gnirlaaden finden «di am Friet de« Orabmalet der Oaeeilia
Metella nn der Via Appi« bei H' ..
Durch (luirländen vt'rbundene Fila«ter zci^ nn linih in Temp«lform an «iei llrrkulaner .Mnmäe
vor Pompeji.
Von Futieu gehaltene GniiUnden scbmOcken allero Anschein nach den Unterbau vnd die Hütt«
der langceite einet tempdarti^ Orabmal« auf dnam der Reliefi da» im lateraaiichen Mnieara an Kou
iiuf)<ex(ellk-ti Uenkraala der Hat' li'T. » .Mi.-, auch di» Vorwendoiig vott Gnirlaaden mr Dekoialion der
I'anuipli<:tt4'n von Vt^rstortienrn v(»r Augen fuhrt.
Eroten, welche Hliimenpewinde tragen, finden nch aueb an den Edten der Terdeiftoatdee Pasiphaa-
Snrkopfaages im Louvre m Paris.
Von Putten festgehaltene Gnirlanden treten nna auch al» Unrabmiing einer Ifaeka n&d awner
ÜOHtcn an der Vorderseite «nee Kiadenarkaipliaget eatgegea, wdcher 1886 nabe dar Via Salaria bei
Rom gefundt'n wurde.
Von («reifen gehaltt^up (luirtanden zieren die SchmaUpitcn di>a Aktaion-Saibopliagce in Loavre tn
Paris« witkrmd dessen Front von Hören gehaltene Frachtgewinde aufWdat.
*) Vgl. Karl IVoernann, Gesehichte der Kamt aller 2dten und Völker, 1. Bd. (IflOO), 8. 406/7,
408. 442. ifll. Vgl. bcii!pieUw(.-i»e auch A»ipu»t Mau. Pompeji in Leben tin<i Knntt. I.fi-r.'it! (1900),
Tafel XI, femer fig. 'Jl6ü und fig. 268 sowie tig. Pas<iuale d'Amelio, Poiupoi. Dipinti inurati
scelti. ur. III, ly, r, Tin, X, XII, xnr, xv. xvi. xviii, xix.
161
die madgeUiafte Keattliiw der Pcnpdttiva,*) mm T«U aoeh eine gewiaM QkiefagOltigMt
gegm die Forderung <?er N it »rwahrheit
Ueberdies fehlt auch bereite der Sinn fQr die organische DarcbbilduDg uud
Gliederung des menaeblicben Körpers.')
Aber auch die Wiedergabe der Tiere ist dort, wn es sich um VirrfUssler handelt,
sowohl in Ilif.siclit mif iTu- Qetsamterschpinnnp als aucli in B*'zug auf die Gestaltung ein-
zelner Teile nicht frei von grüsserea Mängeln,*) während k>ei der DarsUiUang von Vögeln
wen^jer die Zriobnung als die FarbengebitaK mehr oder tniader stark gegen die Natarbwie
Auch bei der Vorfabrung Tegetabilischer Element« kommt nicht genaue Nator-
beobachtang zur Geltung.*)
Endlieh leigk aoeb die Art nnd Weieei wie lebloee Gegenstände uns vor Augen
gestellt Verden, TOD gerioger Beobaebtuogegabe oad von üngeKbiek in der Wiedergabe d«
Geliehenen.'')
') Man Uiuthte auf dem 2. Gemälde nn der rechten L.nl •aiu- il'-r 1. «Irabniwlip (Tafnl IV, No. 2)
djus Misüvcrhfiltniii zwischen der KeiterK«iitj»lt im Vordergrund und den zu beiden Seiten derselben er-
•obeinenden Oranten, auf dem 1. (lemAlde dertelben W«ndfl;Uhe hIioi- (Tafel iV, No. 1) den aiiffallendm
GrOaMnuntenchied swiachen der Figur de« Erlftaen und der am Gingaug der örabldicula ncbtbaren
Gestalt dM Laanit.
BhIhjir hif'für bipf. ri .il!.' Oemälde der Luibun^en den 1. An'Owli' dar: Man vergleiehc da«
Grössen verhalt n 18 zwischen Lfiuiufl und den Ldwen (Tafel III. No. 2) oder iwisthen der Bemannung de»
Sdliffeii nnd dem Sehiffskiirper »ellier (Tafel III. So. 1) oder xwiochen dem J7nt<-n Hirten und dem Kinde
auf seinem ROcken (Tafel IV, No. 1) oder zwiacben der als Jesus gedeuteten Oestalt und dem Beittier
(Tafel Vt, No. 2). Aueb die lor RaumlUlnsg Tcnrendeten loienMinlMsbeo Blttuien und deren BlKtter
stehen zum Teil iluroh ihre CMtso in scbarfem Getpausati au den souat auf dea KIdera vor Augan ge-
fikhrten Ge^fenstünden.
') Man fa«.«e vor allem (auf Tafel III, No. I) den OberkCrper 'I r S f ifer in» Auge, bei wdcben
der Hals uud der Ansntz der Anne gaaa verkümmert anehaineu, fem er die mittlen Partie des Leibea von
Jonas, die ftu^t je<ler W^^lbung nnd Kandnng eraiangipK, den weiteren (auf TItfel TIT, No. 8) die Biod» und
Arme und die rei t:t'- S.Mtr iL-, lim»! V-..'!»-'. vm li,itiM-| il....-.:ri r-.t.T-'lii-nk.'l, imsKerdem (auf Tafel IV.
Mo. 21 die H&nde lum Anm ilcr Ur;i:;lrii /u li.-i.ii'u ^'tiitfu der liciierdariitj'llu!:^,' u. a. m.
*) E» mag in dieser Bexiehmur .i') il'i ::; auf die ungemein unRe^chitktt' Wii^dergab« des fiiudes
auf den Scbulteni des guten Hirten iTafel IV, No. 1) hingewiesen werden, da dort der Uebergang von
d«r Bm»t des Tieres m dem Beine und die Strecininpr de» Fnsseii selhrt in einer gtmx und i^r uninnirUeben
W.'Im' (l,iiL:i~t..llt int; ftu>-''.''l''ni -ri dus Hr-itti.-r Hilf (IiTii iiii:.Ti-n/p-^plrii }V.\A- iT.if.'l TV. il) hervor-
^jsthulnu. f ri wilfhem der Vurdtnkiirper stark gestreckt, der Kopf aber wenig charaktoristwch enicbeiut;
des weiter« II .m :Liif die ganz arfaablonenhafte AusfUhraBg dar beidea LBwoB in der DanielaeeDe (Tkfel III,
No. 2) die AufuerlcMunkeit gelenkt.
Es gilt dies vor aOetn von der Daiutellwig de» Sebbnbnes auf dem DeekengemlUe (TafU n,
No. 2) HO wie von dem pfenenartigeB Tegel an der Blinaeite des Aroosdinma (Tafel No. l). Tgl. oben
S, 121 und S. 120.
*) Man erinnere nich der flüchtigen Zeichnung der 7-ur RaumfUlIung verwendeten ! uM ii ihnlii-hen
Blumen und der aam Teil iaoliert gegebenen filAtter, die namentlicb auf der Danielseene (Tafel Iii, No. 2)
nnd auf dorn Jonasbilde fhM III, No. 1) ^nlliieh wabnwhmbar ist, sowie der unbaalimmten Umnaaa
der auf dem DeckengemlUde (TaM II, No. 2) swiaden den Ouirlaadfln und Rosen eiageatreuten volt
entfalteten Blüten.
Es mag hier fiuf djc obiTlUiehliche Skizzierung diT i'imrl.Lnden auf den verschiedenen Einrol-
bildem verwiesen werden, femer auf das Sobilbsegel in der JouasdarstelluDg (l'afel III, No. 1), das
pwallel «ur Laagsdte dce Mmeogea und nicht der Bnilo nach befestigi «iscbeint, und des weiteren
152
POr dniduB von den kufgerilhrten Fehlern und MiogelD liesten sich nun allerdings
auch au8 frflberen Perioden der Entwicklung der chri^iUichen Kunst Analogien in grösserer
Menge beibringen;') in ihrer Gesamtheit aber geben sie uns das Recht, mit dem Ansatz
für die Bntitehungsseit der Fresken des 1. Anoadiams miDdestens bis ins 4. Jabr-
lumdcrt lifral/ziigebfn. Durrli ilcn l'ni=tanrl »Her, das» die Kinbrlspitzi» dfi- OrRliridiruIa iD
der Lazarusscene mit niaem griechiächeu Kreuz bekrüut ersciieint,*^ werden wir an da*
End« des 4. oder den Anfang des 5. jAbrhand«ris verwiesen. Dieser Zntansftte steht
nicht in WjdwBpruch zu der ThatuHSbef daas die nächsten Parallelen zu der Mehrzahl der
in dem Hypogenm dargestellten Sccnen immerhin noch durch Frpsken rörnisi lier Katakomben
dargeboten werden, während die Analogien, welche auf Sarkophagen und anderen Bildwerken
jUilgeren Ursprung» sieh finden, meist die Stufe einer weiter «orgeselurittenen Entwieklnng
reprlBBntieren.
Andererseits kann aber bei jener chronologischen Fixiernng, welche auch die An-
bringung einer LeudeuschUrze bei der Wiedergabe de^ nackten Daniel leichter verständlich
niaebt,*) aoeb die Waht eines Oeii^nBtandes auf dBcm der Frealcso, di« sonst befremden
niHv-t.:», nicht mehr auffällig ersclieii.en: ich nifine die Dar-tcllimsj dns Einziif^s Je^;: in
Jerusalem, einer Scene, welche bisher auf Katakomben l^ildern noch gar nicht nachgewiesen
war,*) wohl aW in einer allerdings wesantlieb verschiedenen Anag^ataltung aaf Sarkophag*
leliefs*) üowie auf spiteittn Strinskulptnien, Boll- und Elfenbeinscbnitienien, Afiniatoren
und Gbwebeo.*)
auf den Grabbau in der LasanuKene (Tafel IV, No. IK wo in naturwidriger Weise iwei Lftogsbalkcn
flbereinander il«ti oberra Ah«eh1iM» <fer Laagteit« bexelcbnea, aof dem Oaebe ab«r zwei Rmhen von
Stirii7.ip>f<rln ülicr i in iml r -i. Ii'l. ir sind, ohne da*ü gk-ichzeitig ftiirli einp Deilerkniijf il«'r FutJPn der
DaclizieKcl augctleutet wiiro, wilhivini der Utebel dur Aedicula direkt ohne ZwiniieDglied übtx deu Eck-
liilaiteni aieli aufbaol.
*) Vu'l. /.. II. .1. Wilport . Die Mnlereien der Sacnuuentikapenea in der Katakombe des bUOsIlistas
Uö'J«). «>. 30- Vgl. Tafel IV, No. 1.
') WMiKBd Daniel auf Fretki-n bis zum Anfün); des .lahrhunderln bcklHidct, dünn aber nackt
dargertellt lu «erdeii pflaffte. seigen ihn iMbesoadere ravenn»ti^r)io und gallische äarkopbsKreltefa der
»pSteren Jahrhanderte wiederholt anch mit einer OewaaduiiK anK>'tli!in.
Vgl. J. Wilport. Bull, di nrch. iri^^t., serit; VI, unno I (IKI-A |)ag. Uisq.: nictio IMaiB (Flti-
burg i. br., IS'Xf), l!ldgar Hennecke, a. a. ü., ü. &7 nebst Anin. Ü.
*) V^t. oben 8. 127 nebst Aasi. S.
*) Vgl. oben 8. 128 neUt knm. 1 ao«-ie S. 141 nebst Anm. -t.
*) Vgl. die RsliafiilantelloDg an der ein«» der beiden (wahracheiDlicb aas Pola in Istrien entflihttaa}
vonleren CihorianH-SBalen am Hauptaliar der MarkninKirebe in Venedig, welche fMher mit Rfteksiclit
iiuf di'n ClianikttT der L-rst nafbtrii'^jliih bt-igei'Otzti'n Inwhriften ins 11. statt in.s ß. Juhrhundi-rt gtnetzt
wurden iäarrucci, a. a. 0., vol. VI i,ibinti, tav. 496, Ho.i uebst pag. 170 und Veiituri, a. a. 0.. vol. I,
Sg. SfiO (pag. 968) »wie flg. 247 (pag. 360) nebst pag. 446 sqq.?.
V({1. diu» TT l/i.llif von i»l-Muullska in Kiisr es-Samaa (bui All-Kulro) [Jo8L-|jb Strxy po wnki.
Diu ( bristliolicii Li.jiikiuu.tT Ai-^typtena (Uflni. QimrtaUrhrift, 12. B.1. {lt<'.m. Tsfel II, No. 1 nebst S. 17 ff.).
Vt;l. <la!i fünfU-ilipe Eir<Mil>fiti-Di|)t.ychQn in Etürbmiailzin [Jo^ipph .Strzvjiowsk i, Byz. DotikuiUsr,
1. Bd. imi]. Tafel I. N«. 1 nebit ä. SM f.; Cbarlea Diehl, Jiutioien (1901). lig. 207 (pag. 652)1.
Vgl. aber audi das fUnfteilige Elbnbein-DiptyolKni in Paris [6arra«cl. «. a. 0., voL VI, tav. 4M,
Ne. 2 nebst 3. 8&i.
153
Die Fresko^fiririMt' <](>r 1. nmbnisolio Jr-m Aiifaiif,' (Ipk 5. Jnhrhnnflcrt.s znr.uweiMa
wird übrigens auch noch tlurch tleii bonstigen Befund des Hypogeuius emptohlen.')
Eine nähere 'W^jrl]i^ll[i^: iJe-^ Inldllihcn Schmuckes, welchen das 2. Arco«ol an der
Westseite des Korridors aufweist, führt zunächst zu dem Ergebnis, dass auch hier die
gicieheo Qrandgedkoken, wie anf den Bitdera der 1. Orabnbebe zum Amdraek geUngteo.
Dadurch, dass an rk^n I.aibiingMi tk'-^ Arcnjiols eifwirM-its der cjnte Hirte,*) andererseits
ein pMT Jonaaac«nen*) wiederg«gaben wurden, wurde auch hier wiederum die bestimmte
Erwsrtaog tob dem Fortleben der Seelen im Jenseits angedeutet.*)
Weoa hiebei al^esehen von dem Augetibiic)<e, in welchem Jonas in den Rachen des See-
ur<;etÜTiT; pestürzt «ird. nwh ji'nf Scfne ztir Darstellung kruii. in weltlier der Prophet ontor
der KUrbislaube sich der Kuhe hingibt, so wurde biedurch in stärkerem Mu^e noch ats dies bei
der in der 1. Grabnieebe gewiblten Seene der Anaspeinng des Jonas dareb das Ungebeuer*)
der Fall war, der Gedanke nahe^^elegt, die auf die Schicksale des Propheten sich grnndcnde
AuferstehuogshoffDung mit den im Todesschlummer robenden Angebörigeo seihet in Be-
siehung ta setKen.')
Die üeberzeagong von dam Eingang der Verstorbenen in i!;i<i Paradies aber bat
nicht nur nach dem Vorbild des in <i#>r 1. Grabnische für die einzelnen biblischen Scenen
gewählten Beiwerkt^^) auch hier wieder durch die der Darstellung des guten Hirten bei-
VgL famer die Uuümiant-Katbcdia von Kavenna (Garrucai, s. a. 0^ vol. VI, taT. 416, No. 8
Beb<t S. ilf» Hau* Graeven, FrDbelirull. und nittelattorl. Elfenbaiairarke (Sarie Aua Samnilaiigen
in Itulifn (1900). No. 03 inebRt s. :>i), Chnrlei Diebl. a. a. 0., iig. 179 {jfttfh M3) nnd Tentari, a. e. 0.,
tqI. I, fig. 802 {\ttt.\;. 325) uebut ]mi«. 46S].
Vgl. des weiteren eine Miniatur dpi> mit sini*>men Letten ftuf Porpurper^inunt t;eg(-hri(-benen
Eya&g«Uen-God«s von Aoaiano [Arthur Uuncloff. Codex pm]ninas RosianeDsis, Tafel II nebst S. UO f.
nnd 6. 91 IT., Cbarle« Diebl. ». a. 0^ üg. 45 fpa?. ISO) nnd Tenturi. a. a. O.. vol. I, tg. 28S (pag. 146)],
nueb eine Miniatur de* «yrisilien Kaliiiln^ Codex Tom Jnhre 5(16 Iliiirrurci, a.a, O., vol. III
(ISilll. tav. 137. No. 2 nebst S. CO und Vonluri, ii. a. O.. vol. I. tiv?. 152 l|ia<<. 162)].
Vßl. eiullieb ein fliTypti^cbes Gewel«! von Achniini-Panoi»«!)« |R. Fttrrer, Die frühcbriiitlirhpn
Alterthiüner ans dem GriLberfeldo von Achmim-Fanopolis (Straa»barg i K,, 1603), Tafel XVI, So. Vi
aebit 8. 271.
AbKOneben von den eben angeführten Bildwprkpn, auf welehen Christua nat h Fi i ; iiiiii auf «ieni
Reittifre sitzt-nd vor AuK<-'n RestelU wird, nutff nufb Krwühiiung finden eirierseit) ein KUViiWiiirelief
eine» Biicbdeckela des Domschatzes von Mailand (Garrucci, a. «. O.. vol. VI, tav. 454 nebst Ü. 79 fe
nnd Veniuri, a. a. O., vol. I, fig. 868 Ipm.töi)], anderaneits «ine Miniatur de» Cambridge-Evaagelian
(Oarracsi. a. a. 0., vol. III, tav. 141, No. 9 nebtt 6. 67]. Beide Datatellnngen xeigren den EHttier in
dar regcbniU«i(?en Reiter>f-11
') Ich erinner« an dii- i'juliin Lüt: • ilt-s Iljrpofreams, das nahe dfui oUcri-U-ii liajiUe der FeUenscbicht
inaerbalb des Katakombenkomplexi-:! il^r Mgna Cas^ia nachtrilglich eingetieft wurde, ferner an die
Utibereiiistiniinung, di« in Binaicht auf Urnndriu nnd Aufbau mit anderen Sejrallnalanlagen der Spfttseit
besteht, des weiteren an di« itarke Ansnotsong mancher GnlivtKtten, sowie inabesondere an die Gnfllti
di r lil. iiii ij Kutak Ulli" . tiiiti-r welchen nicht nur da« Monogramm mit horitontalera Ciuerbalkcn un»
aweiiijitl ''iitL'fk' 'iitnlt, »onderu auch bereit» zwei Kreuze mit verlünjferter Vertikalhaata «ich finden.
-I Vgl Tnf. 1 V. No. 3. »I V^l. Tafel V. No. 2.
*i Vgl. oben (ä. Idl nnd) S. m nebst Anm. 1 u. 8 sowie (S. 19Q/1 u.) 9. 132 nebst Aom. 1 u. 2.
•) Vgl. oben 8. m nebst TalM III, No. 1.
*) Vgl. Or ü ; i i> M u r II r I Ii i . Di un importante «arcofago cristiano rinvenuto nclla ehieia di S. Maria
Antiqua nel Foro romano iNotizie degli ««aivi dul mese di maggio 1901}, pag. 276.
1) Vgl. oben 8. 18B uad Aam. 6 aebsl TsCeil III, No. 1 nnd Ne. S und IV, New 1 and No. 2.
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g^ebeneD Guirlanden uud rosenäbnlicliea Blumen ihren bestimmten Ausdruck gefunden,
soodern imbeiondere ancb dniob dw Deckeogvmild«,*) uat irelc1i«iii wiedeniin die beiden
Pfaue,*) die inmitt«n (ippiger BlQt«nrankeii aelb>«t an den aus einem topfartigen Gefass aaf*
sprie&Aenden Blameo picken, «af die Fremden der im Jenaeiia Verklärten binmweieen be-
stimmt sind.')
Analogien zn der lehtReDnnntsB Dnratolianff wurden bereils bei der Beepreehang
des FreskensdinnicliHs der I. GrabniNcbe Dscbgewieiten. Ausser einftn Getnälde der Katar
kombe Cassia l ei Syrakus*) kommt lii«»r vor allem ein Fresko un dt^r Decke eine- Ilypo-
geams von Fünfkirchen in Ungarn in Betracht,') de^ weiteren eine eingravierte Zeichnung
anf einem llnrmonnrkopbage von Yienne*) eowie vwMliiedeQe Skolpiufen von BaTem»,^
Venedig") und Dana in Syrien.*)
Von den nur fr:itriiii"nt.iri«rli fr!i;i!t.-nrii Jonasbildern, welche «lif» linke Arcosol-
laibung schmückten,*'*; zeigt die Öcene der Aufwertung des Propheten, bei welcher das S^el
dea SehüIiM voll eotfidtet gegeben ist, in eben dieeem DeUil, welches im Widenpmeb sn
dem in der biblischen Knählung enthaltenen Ilinwei« auf im tolieuden Sturm und d:is
brandende Meer steht, eine gewiese Verwandtschaft mit der «uf Sarkophagen fast durch-
gängig festgehilteBen Art der DumlaUni^ des gletehen EreigniMBt.**)
Hingegen nKherte «ick die Wiedergabe dei der Rnbe pflegenden Propheten allem An-
scheine nach ivif'donim dem auf römischen Katakombenbildtrii fa^t >{eti zu tage tretenden
Typus. Denn während auf Sarkophagen bei dieser Sceue eine einfache Kttrbisstaode
erscheint,**) haben wir es hier mit einer aus Stangen nnd Latten emebteten Lanbe m than^
an welcher die Kanken der t'flun/.e sich vm einem schattigen Dache veiechlingNI, lAhreod
darunter die Hu-chenfi'tritiitrt'n Fiiirbtc lii'r;iicdt'rliiuii;en.
Eine Abweichung gegenüber den römischen Freskobildern aber ist insofcrne zu kon-
etatieren, ab dort**) dne Lanhdeeh meietena anf vier Stangen ruht und mebr «der nänder
wageieeht'*) oder auch gewdlbt**) erscheint, während es hier von einem vertikalen Gerflifc
') V^l. T«fcl V. S«. I. •■) V^l. oben ti. 121» f.
*i Vgl. olMn S. ISä nebfit Anmerktug Ö sowie auch ds Waal bei Fr. X. Kraus, iieal-EncjUopiidie
der duHMUelm AlterOlbmr. I. Bd. <188», S. 1«9 ff.
*) Vgl. al'en 8. Ul neb»t Anmerkiinf; G. Ab»atz 2.
•') V>?1. oben S. 145 nebtt Anm. 5. VrI. oben S. U'» ntbst Anin. 2.
') Vgl. oben S. 112 niAnt Anm. i; vgl. a«fh ^i. 14:-! nobut .\nui. 1 — 3.
«J VgL oben S. 143 nebst Änm. &. *} Vgl. oban S. lU mbtt Anm. 8.
!•) Vgl. TaftI V, N». 3.
") V;;!. Ott<^ Miliiiü, .Tono-x ituf Oen Denkmälern des cbristlicboii Alt«r(uuie (1896). S. 54.
Vffl. z. B. von römiocLon t<ark<>)ihuv;en die AbbiUnngen bei Garrucci, a. a. O., vol. V (läiU),
tav 301. 2; tav. :iu7. 1 (= Vf nturi. u. a. ().. vol. I,lig. m(piig. IM»; Garrucoi, taT.31«b4; taT.SSO, 1;
tav. m 4: ta*. S84, 9; tav. 387, (10 uud) 11.
"} riß. Uitltts, a. e. €»., S. »7. >^ TfgL, Hitius, a. a. 0.. S. M C
**} TgL Edgar Hennerke. Altchiistfidie Meierei und altkirolilicbc Literatur (18%). S. 0».
15) Vgl. «. n. Gnrrucei, a. a. O., voL II {1878), tav. ö, (>; Uv. i). 0; Uv. 41, 2; tav. bO, 1; tav. &1. 1;
tav. CS Vi nturi. a. u. O.. vol. I, 1^. 14 fpKg. 17)); Garrvcci, e. a. 0^ vol. II, tav. 61,2; toT.71, 1;
tar. 70, 2; vgl. auch tav. 73, 1.
M) Vgl. t. U. Garrucci, a. a. 0., v«L II. tov. 1«, 1; taT. 23; S; tav. S6. 1 und 3; tav. S6, 2; tav. 62, 1 ;
tav. «4, 2; Veuturi, a. a. 0^ voL I. Og. 12 (png. ID).
155
schräg emporsteigt. Ob «ach die Wiedergabe der Qeetalt de« Jonas irgend welche EIl;«-!!-
tUmlichkeit aufwies, muss angesichts der ZerstOrong der unteren Hälfte der Bildfläche ganz
dahingestellt bleiben. Jedenfalls aber war der nackte Körppr i]fs Pi.i](lieten in dem der
Sp&tzeit der chrisüicbeti Kunst eigeatQuilicbeo derben Rotbraun gegeben, welches nach den
aebwecheD (Jeberreeten der Seene der Anewerfbng dortselbat bei den Gestalten der Sebiflbr
»ir Verwendung gelangte.')
Auch bezüglich der DarsteUoog das gn!eii Dirten') au der rechten Laibung der
Grabnlscbe Ut der Erhaltangautiand ku niangeihiift, als dass sich ein sicheres Urteil über
alle Einselheiten der nriprllngliebea Kmnporitioa fällen lie«se.
Oecronfibt'r den sonst bpkanntrn Atihildnngrti des PiL-itnr Itnmis ahfir nimint du ttM
hier erhaltene <jetuülde-Brucb«t(Sck immerhin eine gewisse HondersteUang ein.
Vor allen darf wohl auf dm jOdiaehen T/pva Uagewieeen werden, websben der
Kanstler gegen die eobttigeu Gepfloguibeiten*) den nnUbüg wiedevgegebenett Heilande
verliehen bat.
Abgesieheu von der Darstellung des biürtigeu Christus auf dem Gemälde der Marcia in
der Nekropole Gusia*) ist mir kein Pendant su einer derartigen dai ethnograpbiaehe Moment
bernck.*i<^bti)Tiindfn Wiedergabe rips Rrlöjprs bekannt pfworden. Allerdings kommt diese
Eigenttiniiicbkeit, aus welcher man immerhin noch auf ein gewisses Mass von kUostleriecber
Leistungsfähigkeit seblie«en könnte, tnfolf^e des abtchenlleben Kolorites der Hautfarbe dce
guten Hirten, die in schmutzigem Graubraun gegeben ist, weniger zur Geltung.
Uebrigpns f.lilt aiuli für dir- Wahl lines Kalbes statt eines Lanimpf oder Schafes,
das sonst dem l'astor bonus beigegel>en wird, ebenso jedwede Parallele auf christlichen Bild-
werken, wie für die Wahl de* jangen Binde»*) auf dem eimebtegigen Freeko dce enten
Arcosoliums.*)
Der Gesamteindruck des Bildes aber wird auch noch durch ein paar weitere Besonder-
heiten ungünstig beeiniiusst, flir welche ich Analoga nicht heiaabringen Termag. Bs sei in
^eaer Benehung zunächst der .«elt«>anien Kopfl)ildung des vom guten Hirten getragenen
Tieres pedncht, ivelche elier den Oedanken an ein SLliwein ;ils an ein Kulb nahelegte,
während doch die braunrote Farbe erstere Deutung als unmöglich erscheinen läs»t. Ausser-
dem aei die Art und Wriae herrotgebobeD« in welcher »of anaerem Fresko die VorderAbae
des Tieres allein Anscheine nach frei hinter dem liflcken des Pastor bonus herabhangend
gedacht sind, wiewohl dieaer keineswegs die in diesem Falle unbedingt nötige gebückte
Haltung aufweist.
Wie dieae Sehwächeo, ao verrät auch die laxe Formgebung, welche bei den zur
Riiuiiifülliiin: Terwendeteii Blumen und Blättern zu tage tritt, und die rohe Skizzieninfj; der
gleichfalls nur durch Farben kleckse angedeuteten Guirlanden ein hohes Mass von FlQchtig-
k«t nnd Obertteblichkeit oder anch Ungeeohiek.
Vgl. oben »0. *} VgL Tafel V, No. &
■) Vgl. Heeser in der Rnl-Eacyklopadie der ebiistl. Alterthaiaer. 2. Bd^ 8. 666 ft} Henaeeke.
u. 21. O., S. 91 S.: Nikolaus Müller, Cbristiubilder (Real'Eai^ldopRdie fOr protestantische Theologie
iiml Kirche. S.Auflage, 4. Bd. ILeipag. 1SU6)), S. 73 ff.
') V^'L Joseph Fahrer, FtoiacbaageD nur Sidlia aottenaaea, Tafil X, No. 1 aebit S. 774 f. (KHK
No. II, 3.
•) Vgl. Tafel IV, Ne. 1. <] Vgl. oben 8. 18S uod 8. 140 nebst Anai. 1 und 2.
Abb. d. I. a d. k Ak. d. Wiü. XZIL Bd. I. Abtb. . 21
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166
Di* glaehm Eigniiehftft«ii tt«t«n na» luefa bei dner nihereD PrBfong im Deeken-
gamlUw «tgiBg«Q, deaaen ttbermdicnd« Fwlmiftiiehe sieht flbsr die Iftogel der Ana*
fthning hinwegtinschen krtrn.*)
Man beachte die eigentnmliche Gestaltaug der beiden Ffanc mit ihren langgestreckten
ESrpera, kleineii FiOfeln und aUsra liohro, ftnnlofen Fünen aoirie der vam Teil gw» witl-
kürlichen Farbengebung; insbesondere aber lenke niun sein Augenmerk auf rlit- v'düg unhe-
atimmte Gestaltung der Blumenranken, bei welchen unklare I mriase UDd Terüchwommeae
Innenzeicbnong sich vereinigen, um die Festsetzung dar Art, welcher die tot Augen gef&faTten
Blüten angebören, geradezu unmöglich xu machen.
Wenn nun aber auch die Mängel und Fehler, w>'1c1h' in den KreskinnHlt reit n des
2. Arcraolium« der Westseite sich zeigen, es offenkundig erscheinen lassen, da^ hier der
Niedeigang der Kamt in nooh etirkerem Marne rieb itlblbar maebt «la bei dem bildtieheD
Schmuck der 1. Grabnische, so ist damit doch kein Aiiln---! ^'i crcbi a, bei der chronologischen
Fixierimg dieser in künstleriacber Hinsicht tiefer stehenden Ueuiülde nocb beträchtlich Aber
den Anfang des 5. Jahrhunderte hinabzugehen. Denn der nieht nnerbebliehe Oegeuaatz,
in wddiem die genannteo Bilder zu den Predcea der 1. Chraboisehe stebw« iSert eich bot
GpiincTP aiK dfr Vf.r«rhi<>ilrnli(>it dt^r Ifilividdiliött der bddeneiti in Fnige kommenden KflosUer
oder vielmehr KunstlKiniiwerker erklären.
Im öbn'gen ist lii*- Heiientiinif di r in unserem isolierten Hypogeum dnr Nokropolo Cassia
erhalteneu Fresken, trotzdem ihnen in ihrer überwiegenden Mehnalil weder ein hoher
KoDBtwert tnkomrai, noeb aaeh rin herrom^Ddes Mass von Originnlitilt eigen M. dennoeh
eine bis zu einem gcniN-itn Orade einzigartige: Weder unter den fibnV'tn Rc^tandteilen de»
Katakomben komplexes der Vigtia Caasia, noch innerhalb des daran grenxendva Coeweteriams
Ton Seat« Marin di Geeii, noeb in der Nekropole von Sno Oiornnni oder in einem der
eonstigen llypogeen von Syrakus und fl>!>nson'enig in irgend einer von den mehr als
200 Katakomben und kleineren ?epiilki-alanhii.;i'ii ili-s i;I)ri^''-u Si/.ilien, wt-K-lie ich s<At Jrni
Jahre 181*2 näher untersucht habe, tindet sich ein zweites Aial wie hier ein Cjklus von
Oemllden, welche alle von ein nnddemeelbea eaebniologiseheo Orandgednnkea
beherrscht sind. Ja seihst ftir eine einfache Gegenüberstellung irgend welcher Scenen
des alten und des neuen Testaments ist unter allen Katakombenfresken von ganz Sizilien
ein weiteres Beiitpiel nieht Tcrtraten.*')
») Vgl. Taf«l V, So. 1.
*) Nur sn einielnen Bndeni des Ublüdien QrUus lassen nch wenigiteas tanerbalb des Ooeme'
teriums ilor Vignii Oasiia bei Syrakus noch c-in i)aftr Parnllclcn naohweiv.'n:
Bnirhatücke ton drei Jonabect-nen haben Hjrh an Teilen eine» MiirtWbelaRei erhalten, welcher
von der Verkleidung eine» l»o< ulu.i(traf>eH in einem der alteren Ue«t«ildteile der Nekropole C'tM.'ia staauit.
VgL Josepb Iführer, Forsohusgen bot iücilia sotterrauea (iei>7), 6. 77t (107|, No. V,
Zwei Darstellattgaa des guten Hirten sind neben den Gestalten wetblidier Ontnten an Lociili-
^Tülfcrn lies gleichen Katakombengsnge« norh in situ auf uns gekemnien. Tgl. J. Fflhrer, a. a.
Tafel X. N<-i. 2 und Tafel XI. No. 1 neli>( «. 776 f. (106 f.).
Frasnnent eines l'iiBtor bonus zwiseheu zwei Uranteii tindet sich an einem Loculusversehlu««
der unmittelbar angreuMDden Katakombe. Vgl. J. Führer, a. a. 0., ä.lHU (110), No. X, 2. Aosserdem
wird uns der gute Hirt« auf einem Frssko einer Arcosoltaibuug vor Augen gsfübcl» «eidis grleichlUls
einem der lUte^ten Bestandteile des Coemeteriuuu dar Vigna Cauia angebOrt. Vgl. J. y Blirer, a. a. 0.,
Si. reof. diu f.), N0.XIV, i.
167
Um ao mehr iat m la beUmeOf da» Toacnten d« Uffido RegioDftl« Hbnamanti
zu Palermo nichts geidieli«D iat, um die ««rtvolkn Gemllde vor gSnilieher YmädiAaag
ta bewahren.
That&ächlich iat das Hjpogeum, welches wie der gesamte Katakombenkomplex der Vigna
Caasi» in Privatbeaita gebliehen ist, gegen Beschädigungen durch unbefugte Uünde ebenao-
wenip ppsichert wie gegfn Ans Eindringen von Steinen und Eril«', Scblamrn und Wasser.
Die Folgen hievon machen sich schon jetzt in sehr starkem Masse geltend, wie ich bei
vulbum leMea Basoch« der Begrftbniaanlage im Jali 19W mit BedMeni konatntiavan naaate;
tritt kaina Abhilfe ein, ao aiad die IntereiaaiiteD Freekeik binaan kvraem Tdllig seratSrt!
BrIdKrung der Tafdik
Tafel I.
VaiMtab 1:100.
No. 1. Gruiulri»» iles HypoRenm« X der Vakropole C.n»ia hei Syraku«.
Ho. 2. Lftngaachnttt dnrcb das üjpogeam, nahe der W«»t*eit« de« Konridgra genmnrcik
HiA.8. LftngsirltDitt durch die BcgifttmwuilKge, nahe der (Mieite dei Ganges genenunea.
■•.4. Querxchnitt ihirch <lie beiden Arcowlien am Eingang det HyiMigeitni*, von innen gweben.
Zu Na. 1—4 vgl. ilifil
Ikfel II.
Vo> <'p*amtAn«icLt <les prsteii .Ar<o»ol» an <ler \V. -t-<it.' des (innres; au der Stirnseite unprtnglidi
iwei l'faui- zu beidun SL-it«.'ii df« mysliatheu Ktirl«."-. Vgl. S.llVf^ la4. Ü. Ul ff.
Ito. 2. DerkengfmüliU- (liesr!r'<tral)nis<'hR: zwei Pfane und ein Bebhnkn inmitten von Gnirlanden nnd
Blnnun. Vgl. S. laoS., S. mt., 6. 1 47 (T.
Tafel III.
Ho. I. £nte* Frrako an der linken Laibnng de« «nt»n Aremob der Weitaeite: Jonnaacenen. Vgl.
s. i22r.. n.m,6.mt^&. mt.
H«. 2. Zweit«« GemRlde Ml dieser Lubang: Daniel awitcben den LSwen. Vgl. S. 128 £, S. 183. S. 1S5£.
S. 150 ff.
Tafel IT.
Ho. 1. Erütes Frt^üko an dfT rf<fhtcn LiiiViiiiiff iler ertten (.iri«l>iiiiti;lie der Wi'ülionte: Die Auf^rwecknng
de» La/arvin: der gute Uirl*r. Vgl. S. lij f., S. 132 f., S. 137 ff., ü. l&Off,
Ho. 2. ZwL'ifjs Ootniilde un dicMr Lfubong: Per Einsvg Je«a in Jerutalem (9). Tgl. 8. lasff.,
a.mt^ ä. 141, & laoff.
Tkfel T.
Mb. 1. Deokenjff miildo de« zweiten Artosol» un der Westseite de« Korridoi^: twej Pfaue inmitles VOB
Blnmenranken in beiden Seiten einet tiefitues mit Blumen. Vgl. S. 129 £, 1&& f.
Ho. ft. TVeiiko an der linken Lübuag dieeer Onibnüche: Brueliataclce von Jona»«cenen. Vgl. S. ISOf.,
S. 153 ff.
Ho. 8. Gemäide au der reubtun Liubuug des Arcobol«: Fntgmeut der Daniellimg des guten Hirten.
V|^. S. 131, B. 11% 8. IM.
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. 158
Infaaltsrerzeiehnis.
•Seit«
(TOft JoMpb Ftthrer) ....«.« lOBff.
I. Eapltel {von Paolo Oni).
ms.
läge der Befr(fil>niaanlime. G«M-Iiietitt der Entdeckung. BeiehraibnBg dei HTpogaumt.
Bericht iil>er Iii- K( ;.'ehiii«*e <\cr A\i«f;ral/iiiifr. Verhältnis der Sp|iulkra]iui1airp 7.11 den
übrigen Teilen der Nukiopole ÜAsüia. AubalUpuukt« für die Be»timmuug des Alien.
Himreii auf di» nHlnliildcr.
IL lapitol (Ton Joaaph Fahmr).
Sritei Areoaol «n d*r W«stteite des Onngfl« llftff!
Fresko an der .Stim«»'ite dw Grabniscbc. ■ nii-,|.>riinK J^f Laibun^ftn und der üerke des
ArwuüU. Dcckeniieiiiiildp. Krstes Fi>>»i«i an der linken Laibung der Grabniscbe.
Zweite« (iemaldc an der Laibiinf; zur liiiikpii. Rn^te« Fresko ma dar rechten LtitMUig
des Anoeole. Zveite* Gemikl« an der Leibusg lur Bechtoo.
Zweit« Orabnieehe an der Weitceite des Korridors lüSff.
G1ipdenl^^; <\ff> ArroHol- Inneren, llcckon^'^uiiilde. Frciko Ml der linken Laibung der
Utiibuixcbe. (jemiüUe au der l.aihunt; xiir Keohten.
HI. Kapitel tvun Juiteph Führer).
VMgumq mt «kwimlniwkt Biille>aiiiin der 9mMi» 4tt Hypemw
Frpükogoraiildfi des ersten Arcoüoliunn .......... ISSff.
F.inheitlichkeit der Konzeption bei den (Temülden an den Laibunt;en der lirabnisctie
(.\bsthluss der Bilder durih ("inirlanden und Rosen 1:.; Wiil-rsphieh mit deni .Srli.irt-
plats der Handlang der dargeateliten äcenen, aber im Einklang mit dem Ürund-
gedanken stanttidier Freaken des Arooeols). Die FreAogwiMa des Ejptftam
Ki'jirüsentanten einer eii»cna rt i jfe n lokalen Kuni<t*ntwir>klnng. Trotz mnnoker Eigen-
tümlichkeiten jedoch Uebereinatimmunii; mit Bildern den römiacbeu, Ik>z«. oeciden-
talen Kunütkrei^e:« bei der iMvurUi r> c Ik . d. n .Igv:.i>i..> nen. der Lazaru»»cene nnd
der Danteilung des guien Uirt«n; Uebereinatimmung mit Bildern des bjrtantiniseheu
Kniwlbereiclies bei der Darttellang de> Bnngs Xcen in Jcniealem. Analoga nr
Wiedergabe der /.wei Pfaue 31« beiden Seiten der Cista myütiea; Analoga 2ur Wieder-
gahe von xwei Pfauen und einem lt«bbubn inmitten von Ciuirlanden und Ko.ien; Nachweis
der Ven'. i i'nii^.^ vi ii i:iii: i lliri--n h " 1 1 1- n i 9 1 i seh • röm i »ch en Dekorations.wstem».
Anbalt«putiktt! für die Beurteilung der Entstehungsxeit der Freskogemiüde des
eielan Ateoeole.
Freskobilder der zweiten Drabnisclie IWW.
Ucbereiuetiniuiung mit den Gemälden de» ersten Arcosola in Hinsicht auf die Grund-
g<>danken und Einzelheiten der Ii.it^li l'.nn;.'. K i kren tümlirli !; k 1 1 ■■ 11 1 mh i der
Joaaasceneu und der Üanieilung de» gul<>a Hirten. Auhaltspunkle für die chrono-
logieehe Fixierung der FreAen der iweiten Gralntieeh«.
Zusammenfaai^ende Bemerkong Ober die Bedeutung der Freskogemftlde des
Hj-pogcums nnd ibren dermal igen Ertuüiungazugtand 158 f,
BrUAiug der Taibln (voa Josepb Führer) 167
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ABH. a I. CL. a K. AK. a WISS. XXII. BD, I. ABTH.
TAFEL II.
ABH. D. I. CL. O. K. AK. O. WISS- XXII. BD. I. ABTH
TAFEL IV
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M. D. L CL. D. K. AK. a WISS. XXIL BD. I. ABTH.
TAFEL V.
No. 1.
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No. 3.
! tm« mcMMuNa VON j. rOHiin». «uTonmc von *. bruckimmn in *''''*c*'('^QO^Ic
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f
Die ümsehreibung
des Perfektums im Deutsehen
mit haben und sein.
Von
Hermann PaiiL
Abh. d. I.Ul. (i. k. Ak.d.Wis». XXII. Ud. LAbtli.
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Während die traQsiÜTea Verba das amscbriebene Ferf. sämtlich mit halten bilden, wird
bei d«n intnoritiTed teib hahm, teih sam varwandat. Adalnng, der hierüber toerai ein-
gehend gehandelt hat, sagt in 9!<>inem Umständlichen Lehrgebäude I, S. 823: .Die Hauptrcgel
ist ft^lich, dasa diejmigen Intraositiva, wobey das Subject tbütig, oder doch mehr thätig
als leidend gedacht «erden ma», haben, diejenigen aber, wobey es leidend, oder doch mehr
leidend ak thätig Tui^estellet wird, «ej^ bekoiomaii.* Diese Hegel ist niclit sowolil aoa den
Thatsnclieii iilistriihii^rt, al$ vielmehr n prinri konstruiert. E.« lieu'l ilabei <li<' V.ir-te!lun^ zn
Grunde, dass diejenigen Intransitiva, die wie die Trauaitiva das Perf. mit haben umschreiben,
eben darom mit den letataraB eine nähere Verwandtaehaft haben nflaaten. Di« Schwierige
keiten, die sich bei der Anwendung ergaben, konnten Adelung nicht entgehen. Er suchte
sich aber darCiber hinweg zn helfen, oft auf eine recht gezwungene Art. Und so hal)en
seine Anscbauuageu weiter fortgewirkt, lu dem Banne derselben befinden sich fast alle, die
nach Adelung fibar die gdiandeU haben, J. Orirnm nicht MMgeachloaaen. Daa hat
IttAv. irifincl^'n r;rlitii,'on Krkcniitnisv-pn im .••inzflnfn .^;is Durclutringen einer richtigen Gesamt-
auffassuog verhindert. So stellt auch neuerdings Wunderlich in seinem Deutschen Satsbau
S. SIS die, wie aieh nna ergeben wird, gant fidaehe Behauptung auf. daas für die Verwen-
dung von haben and adn der Gegensatz von Thütigkcit iimi Zustand massgebend sei; und
er bifhiuiptpt dips im aiHdrflcklichi'ii G>>gonsat/ /.n Biikughel, lirr in der ZHit>i;lir. f. ileiitsi'he
l'hiiol. 32, 72 schon auf den richtigen Gesichtspuntct iUr die lieurteihing hingewiesen hatte.
Unter dieaen Umalinden aeheint eine cnaanunenfuaeode TJnterauebvng Uber die Fknge
dringendes Bednrfnis. Mut- iiiilii-n d.i/n konnti' irli den folgcnrlpn früheren Behandlungen
entnehmen: Adelung, Umständliches Lehrgebäude dt^r deutschen Sprache §429 — 433. ^
J. Grimm, Deutsche OrmniDatilc IV, Nener Abdruck S. 187 ff. Kehrein, Orammatik der'
deut-^hen Sprache des 15. bia 17. Jahrb. III § 47. W. Grimm, Graf Rudolf», S. 23
( Anm. zu G'' 20). Erdmann, GrundzÜge der deutschen Syntax T. S. 1^7 ff. WumiHrlii h.
Der deutsche Satzbau * I, 2U2 ff. Im Deutschen Wörterbucbe ist zweiiuHl im Zusammenhange
Ober den Oaganatand gidundelt, unter heihm 4* 71—4 und unter mn 10, 315—0 (an lata- I
tf>rpr Stelle von richtigeren Gesicht^spunkten aus).*) Der an diesen Orten zusammengetragene
Stoff liesa sioh nicht unerheblich aus der Darstellung der einzelnen Verba in den Wörter-
bfiehem vermehren, die freilich ein darchgiingiges planinässiges Achten auf die Verwendung
von haben und sei» vermissen lassen, abgesehen von Sanders. Dazu kommt^ waa ich direkt
aoa d«n Texten und «na Beobachtung dur geaprooluiDen Spraebe geanmraelt habe, kh
■) Wegen der AiTfrsiHHiin); i«i noch lobend faervemmhebea GOtidnger. Die deutache Spmdie 1, 8. 474 ft,
«0 aber nnr weni^s Material gegeben wird.
162
wllnschte, daüs dieses beträchtlicher wäre, als m in der kurzen Zeit, sMtdem ich S3rstemataaeh
darauf geachtet habe, werden konnte. Indessen glaube ich nicbt, iam tick duroh reiithwM
Material die GruodzQg« verscbiebeo können.
Wollen wir geschichtlich vorpehen, i-o mfissc-n wir den Ausfiüni^ tieluiuMi von dem
Gebrauch des Partizipiums als reines odi^r prädikatives Attribut. Denn fOr diese
FtaiiktioQ aiiMl iH« Pattixipia eigentlich gesehafEm. FOr da« Prädikat atud da« Torbom
ÜnitniD cor Tarftgnng. Die Fartizipialumschreibangieil aind erst jOngeren Ursprunj^s.
Unspr wp^nanntes Part. Perfecti ist von Hatis* an? ein Tnhifs Adjektivum, dlis orst
alimählich in das Verbalsjstem eingegliedert ist und an dem Genus- und TempUAunterschied
bii sn ainem gawiaaeB Grade AataH gawoanen hat. Die Ectwiekelang hat dabio gafHhitt
dass die Partizipia rlfr transitiven Vrrhr» passiv geworden sind, während von intransitiven
attributire Partizipia nur iu aktivem äiuue vorkommt)«. Dass auch vou traiwitivaa Verben
Reste von Partizipien mit aktiTem Sinne eneheinen, herdhrt qdb hier nicht weit».
Wie steht es nun mit dem Tempus. Die Bezeichnung Part. Perfeiti i-t irreführend.
Ein Adj. bezeichnet entweder eine daueni<ii' Kipciischaft oiier einen TorfiherjielieiKien Zustami.
Im letstereu Falle versteht es sich von selbst, dass der Zustand in der Zeit besteht, auf die
dae Verb. fln. weirt, aomr wo das Gegenteil darsh BeisKtie avadrüellidi herroijgeboben
wird. Tgl. Hn ehmtd$ Ua»$er JiMrt, «m /HAer l^tbt«$ ßfid. Nicht andere Terfailt es ai«b
mit aiuenn Pait,
Wollen wir daaaelbe daraaf hin betrachten, so vrird eine ünteracbeidaDg ftr an»
wichtig, die in den elaTieehen Sprachen eine so grosse BoUe spielt, und auf die man in den
germanischen Sprachen /nnächst durch die Bfobnchtnnpen Über die Piirtikel f/a- (jtr-) hin-
gewiesen ist. Wir wollen dafQr die aus der slavischen Grammatik übernommenen Bezeich-
nnngen Verba perfeetiva und imperfeetiva beibehalten. Das Impeifektiram beidehnet
einen Vorgang in seinem Verlaufe, seiner Dauer. Das Perfektivuni enthält die Beziehung
auf einen bestimmten Moment. Es drücl<t entwedf^r <Ien Abschluss eines Vorganges oder
das Geraten in einen Zustand aus. Man küunte danach -zwei Klassen unterscheiden. Der
üoterschted kommt aber für die Funktion des PiartisipinmB so wenig wie ftr den Gebrandi
der Partikel ij(t- in Betracht.
Von den einfachen Verben können noch jetzt viele und konnten früher noch mehr
sowohl perfektiv ab tmperfsktiT gebraucht w^den. NamentUeh gilt diea von den tranritiTen.
Die Zusammensetzung mit Präpositionen, die von flaose aus Kicbtungsbezeichnungen waren,
bewirkt normaler Weise perfektiven Sinn. Indem eine solche PKrtikel '/"- (ge-) ihren son-
stigen Bedeutungsinhalt eingebOsst hatte, war in der älteren Spruche ein Mittel gegeben, die
pwihktiTft Nator des Verb, mm Anadmok wa bringen. Dieses Mittel iat aihnählieh wieder
verloren gegangen. Für dsvs Part, vfr^a^rt es schon im Ahd., indem ilie Partikel ga- hei
demselben fest geworden ist, gleichviel ob das Verb, perfektiv oder imperfektiv ist.
Betraehten wir nun unter BerOekmehtigung dieses Gceichtspunktas soniehat das Pari
Passivi, so kann sich die.ses entweder an perfektive oder an imperfektive Funktion des
Verb, anschliei^n. Im letzteren Falle verhält es sich tempoml eennn wie ilri> P:ut. Präs.
Aktivi. Man vgl. z. Ii. die von vkr Männern i/rtragcm Jxist, das tw» ikttäen getragem
Dach, da» am ZSgd gduOkitt Ff«rä, des Mar gekOte ISnd, num AseAgodUUMsr Rwnd,
mit ßefyefShltm {-eag^umdaiem) Danke. Dagegen ihr daa Part, einea PerfidttiTUUM ist die
16S
Bezeichnung i'art. Perf. insofern gerecbtferiigt, als es auf einen i»cbou ToUzogeDen Vorgang
febi. NiehtBdMto««Biifer drückt «t abwr mcIi eisMi m ier Zeit, um die es sieli bandelt,
iio<:h hesf^benden Zustand ans, den Zustatiii, welcher die Nachwirkung des durch das Verb,
bexeiclitieten Vor|puigea iat. Es wird nicht etwa gebraucht, um aazugebeo, daw der Vor-
gang »berhaupt eioinal atattgiefandeD bat £Sm hegotamer Pudel ist nicht ein Padel, der
einmal begossen worden ist, sondern einer, der noch nass ist in Folge des Hegiessens; ein
bdadener Waijen ist ein Wahren, auf dem sich die Last noch befindet, äne gdadene Flinte
eine solche, aus der die Ladung nicht wieder herau»geuominen oder abgeschoBaen ist, än
heaetttar JPIMv einer, der noeb oicbt wieder frei geworden ist.
Partizipia, die imperfektivisch gebraucht werden können, sind ausser den schon ange-
fahrten z. B. die folgenden: ycstiiUl, gedrückt, gedrängt, geplagt, gequält, geführt, gelötet,
gelenkt, geschoben, gebogen, getrieben, geschüttelt, gehetzt, gejagt, gesucht, gekannt, verkannt,
geaktU, geachtet, verachtH, gdtasst, gefnaam, gmM, serdbf, gadtSlttt geMdet, gtffieg^ ge-
hegt, gehiitsih'U. fjiTi'-hl-'x'if , tjestört, geängstigt, anges*'h'ni, amreschanf. avfirsfmtnt, anarffindd,
aag^ochten, angezweifelt, bearbeitet, beargwöhnt, beaufsichtigt, bedauert, benutleidet, beklagt,
h^mHmert, betrauert, beuänt, MSorf, beärvkt, hefMet, hfdU^, beengt, Uf&dt, bdattä, be-
gafft, beaämd, betrachtet, belauscht, bdaueri, hefürchtd, begehrt, beglüdd, begünsügt, behandelt,
misshandelt, behindert, behütet, beicacht, beschirtnt, beschützt, belagert, belacht, bef-ticltelt, be-
lastigt, bekämpft, bestritten, benagt, benutzt, beschienen, bestraJdt, besonnt, besdinuppert, be-
adtaUet, beeptSt, beetämiif betriebett, beeemumdet, beieüiet, bemuUeri, bewohnt, beuemiert, erhe0,
ersehnt, rrxfreAt, encartff, rfTah<fhntf, vrfin'hfrn, cirtriilii/f, arffHiit, rerhöhut, ccrxjK'ttet, rer-
lackt, versehen (Antt und dergl.), vertrieben (Waare), vertreten, vencahrt, venmitet, umstanden,
undatiert, umflossen, umkreht, ünmmkl, nmedHedt, «tnsjnelt, iims^affet, untuorben, übaragf,
iäerdauert, überwacht, unterhalten, unterstütsi.
Viele können daneben perf^'ktirisch •jphrnucht werden, vjjl. der i'im einem Knaben
geführte {gleitete) JUmde — schon an den iiand des VerdeHtens gef ührt, fand er doch noch
«j» Betttmganüitel; ein von vier Pferden geaogener Wagen — die etna Land (ema dem Waaeer)
gezogene Lcirl'\ Die Mehrzuh! allerdinj^s erscheint, von besonderen Ausnahms^Ien al.iu;e-
flehen, nur perfektivisch, auch wo da« Verb, imperfektinscb gebraucht werden kann. So
kann x. B. iadten sein ,zn Ende backen* oder «mit Backen besobiftigt sein*; aber ge^
backene Fische sind solch«', au denen das Backen Toll/ogea ist. Aidinli< Ii verhält es deb
mit ijrl'iichf, <ii:s(>(tfn. ijiscltnort . i/'hnih». 'iiri^sf/l, (/ihniii/, i/' inisrhi n, (/rschi ii'rf, fj'Sal^en,
gepükeii, gedorrt, gerutuhert, gehetzt, gemalen, grneben, gebügdt, genäiit, gejlickt, geschnürt,
geetrUM, gesHM, gefloMen, geietinden, gedr^, gedredueU, geadmuedet, gAont, geinmmert,
[iriKii/rlt, '/rlrllrrt, gewellt, //' vy«,»»* /». (ituiulf, gezeichnet, geschrieben, gedruckt, <jestrichen, ge-
putzt, geschmückt, gc^üft und vielen andern, namentlich auch mit den aus Adjektiven abge«
leiteten wie getrodtnet, gemarmt, gekühlt, gebleicht, geglättet eto.
Manche Verba k&noen entweder «inen einmaligen Anstoes ausdrücken, dun Ii den ein
Zustand Iierb*>ipeff1hrt wird, ocjer eine fnrtdatiernde Wirkunp. v^l. i rU urlili ti, In Imrlitm,
erfreuten, ergiitzen, belustigen, betrüben, beunruitigen, ärgern, betauben, benihren, beweget), bc-
aanAem n. a. Je aaehdem dai Part, sieb dann so die entere oder die tetitere Terwendaog
anschliesst, ist es perfektiv oder imperfektiv; der Untersi liied verwiticht sich aber leicht.
Bei manchen Verben, die von Hause aus perfektiv sind, ist später eine imperfektive
Verwendung entwickelt, indem sie nun das Aufrechterhalten der Wirkung ausdrücken, deren
164
UerbeifUbrung sie arsprttnglicb bezeiclineten. i:^ ist Männer umgtüu'n (^ttuuingtcn) Um
nnprtnglieb ,ne ttellten sich nm ihn herum*, kMa j«fati iih«r Meh Min = ,nc ifattwlen
um ilin benim*. Zum Sulij. von iiimirL'n kann auch ein leliloser. untliütij^or (icgonstand
gemacbt werden, der in andern Fällen nur ala Mittel neben einem thätig«n Subjekte gedacht
wird. Man Hnn 'nicht blo<ts sagen er umgah «K« fifatft mt ehwr Mcaur, mndeni «ooh änu
Jfamf imufiiht die Stadt, Im letzteren Falle ist das Verb, immer imperfektiv. Ein ent-
Rprrclienilcs Verhältnis haben wir bei nit Iit weniiri ii Verben, vgl. er verband die bekh i> Vjfr
durch eine Brücke — üm liriicke verbindet dir hetden Ufer; ferner Bande der Freundschaft
verhtäpfm midi not ihm; än bmtkt ffesaelf) mtdl; tße Mpen sdiädm ifreiMe») Umlieft-
land von Italien: das Mitr betfrcn^t die X<frdst'i<e der Stadt; das (icbirije beschränkt die
Aussieht; der Mantel verhüllt ihn, hüllt ihn ein; der Wall deckt «tut vor de» Geschttssen der
Fände: trisehes Grün heded^f tße Erde; Wölken nrdecken tti« Smne; (Re Erde birgt grosse
BeJiüt^c: der Strauch verbir-jt mich Um; HUgd tamacMiessen die Stadt , dn Gdähde vendämat
ftiir fix Muii'l: fin Schlaifbauni rn-'^prrrf dir Sfra:<sr. Ffir Aa-n Sinn des Part, ist es dann
ziemlich irrelevant, ob es au den perfektiven oder an den imperfektiven Sinn ded Verb, au-
gcsehloaeen wird.
Auch einige .Ausnabrnsfälle beatitigvn du Regel, dass das Part einen noch forldaueruden
Zustand l»czcichnet. Zu dem imperfektiven brauchen giebt e.s ein adjektivisches ifihraucht
in perfektischem Sinne. Aber man wendet auch die-scii nicht an um auüzudrQcken. dass
Oberhaupt einmal eine Benntsung «tatligefnnden hak, sondern es lie^ darin, da» Sparen det
0>>brn<ichf;<! hinterblieben sind. Entsprechend mhUt ei Hch mit jjwfrvt^eN, TgL achon bei
Waltber v. d. Vogelw. getragene mit.
Ich habe mich xunlehst an neuhochdealache Verbiltntne Rehalien, nm mich anf da*
lebendige Spracbgefohl stQtzen zu können. Die der älteren Sprache eind nicht weeentlieb
davon verschieden. Prä.«eiüis( b i;ebrancht n inl im T^nt. /,. H. fraisans = Trnoa^oiinoi:
fraisam fram Saianin Marc. 1, fraisans fram dtahulnu Lue. 4, 2; hulduns: hairtla siceine
heädana ot Pamma fmrgm^ Marc. 5, 11; Ehnlieh Matth. 8, 30; Lue. 8, 32. SnbetantiTiertee
leÜSi^s bedeutet .Lelirliii,'*, .Srhüler*, Job. (i. AT.- Gi<l, 6. G.
In prädikativer Verwendung, deren Ausbreitung auf Kosten des alten Passivs
erfolgte, and die dieaea Terdiängte nnd ersetzte, konnte das Part niniebst kein« andere
Bedeutung haben, als in attributiver. Es enUpricbt meiner Doppelnatur, dasü) im (>ot.
ist zur Umschreibung sowohl des Prü . als lie-i Perf.. uas zur Umschreibung des Imperf.
sowohl wie des Plusqu. gebraucht wird, während die Umschreibung mit war^ den griechi-
aehen Aorist wiederfpebt Anch in den ältesten althoehdeotsehen Denkm&lem fiberwiegt
noch die UmsclireibnKL' tnit uuejvtn für das Priis. Erst allmählich konnut nm-rdan zur
Uemchaft, dem jetzigen Gebrauch entsprechend, und nun wird uuesan ißin) auf die Um-
schreibung des Perf. beschränkt. Diese Umschreibung nimmt ihren Ausgang ron dem per-
fektiven Gebrauch des Part. Zur Entstehung eines wirklichen Perf. war aber noch eine
Funktionsvf'r-Mliit'li:iiitr ('rfiriltrliili. indogermanische iF. kduiitr i'iii lüsih in der
Gegenwart fortdauerndes Ket'ultat eine.-« in die Vergaugeubeit fallenden Vorgangs ausdrücken,
aber anch einen Vorfall der Vergangenheit ohne BOeksieht daranf, ob er ein Resultat in
der Gegenwart hinterlassen liat. Üelbrück (Vgl. Syntax 4, 177) hält die erstere Funktion
für die urspröngliche. Ich ghiulie kaum, das» diese Auffai«sung richtig ist. Aber mit dem
umschriebenen Perf. verhiUt es sich wirklich so, dass es aus einer Resultatebeseichnaag an
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einem Tempus der Vergatiiretiheil" geworden ist, w'jhfi also das Part, eine Funktion erlangte,
die 4» ia attributiver Verwendung nicht hatte, üierbei ist aber die £utwickeluDg nicht
•lekeD geblieben, indem abtt dea looldirt Tenreodeten itt im eigentlichen Perf. ist leordm
eingetreten und so die Umschreibung des Pass. mit tcirilr» ;ran/. durchgeführt ist. Die
frühesten Beispiele finden aicb im Anfang des 13. Jabrh., vgl. hu was es ouch über des järes
jöl, doM Gahmurd tjepriset v& mu wurden da m Zammime Pnniral 57, 29. Eni aUmihlicli
ist die!«e Perfektbildung zur Herrschaft in Soddeatscbland gelangfc und dann durch die Gram-
matiker Iiis Jie allein richtige hinge-t< llt. Die t:or>'Meuts( lio Fmpanj?ssprachf» ist bei der
älteren einfacheren stehen geblieben. Die neue Bildung bietet den Vorteil, da«$ nun das
eigentliofae Perf. fon der ReBoltetsbennehDnng nntenebieden werden kann, der Wärfd
is( (jeuorfm {worden)^ die Zdeile itt lakMet (werden), et itt gebeten, veiMe», eriaubt
{uwdrn).
WcndcD wir uns jetzt zu dem aktiven Part, der IntranaitiTa. Hier gilt fDr die
Perfektiva wieder, dass daa Part, daa Resultat des Yoigangee beieiebnet. Von den Imper»
fekliven »her wird ein Pnrt. in attrihntiviT V'-ru-ptidiini; fiborhaupt nicbt gcSiriuHlit, und das
ist ganz natürlich. Nach der Auabgie der passivischen Partizipien wüsste dasselbe Ja eine
Funktion baben, die von der des faxt. Ptia. in niefats nnteraebieden wSre. Ei wSre aleO'/
eine ganz flberf!Us.<iige Bildung. Denn es kann anderseits eiicnsowenig wie das passive Part.
ausdrQcken, dass ein Vorgang Oberhaupt pinmal stattgefunden hat. Man kann daher nicht
sagen dti gelaufener Hund, auch nicLi mit solcheu üestimmungeu wie ein lange, zwei
Stunden, angestrengt gtiaufener Sund, wohl aber än gngdamfener, dn enüaufener Hmd,
f{'n iiiujdtntfnirr} Snrhi-irhfrn, dir aufgiianfentn Schulden, di(.s- atujtlauft-nc Faisier, nüch das
ia den Hafen, vom Siaj^l ydaafene Schiff. Wenn TbUmmel (C, 97) sagt dem langgedauertes
Daaän, so ist daa eine fehlerhafte Neaerong. ^
So ist es dann natürlich, dass auch als Prädikat nur das Part TOB |ierfektiven Verbeut
p«*brn»icht weri^pn konnte. Nur diese konnten auf solchem Wege zur Bildung eines aktiven
FerfektumH gelangen. Man findet bei den Grammatikern, die darüber gehandelt haben, an-
gegeben, daat im ftiteren Ahd. nur die UmsehreibuDg des Perf. mit sän, nicht die mit
haben vorkommt. D.nluich kann mau leicht zu dem Irrtume verleitet werden, da»s die Verba,
die später da« Perf. mit haben bilden, dasselbe früher mit «o» gebildet hätten, verhält
es sich niobt. Tieimehr konnte tmi donedbtD tllwrl»iipt kein Perf. gebildet wgrdea. Die
Verba, von denen schon ans dieser Zeit ein Perf. mit aän belegt ist,*) sind simtlick
Perfektiva.
Auf eine andere Weise sind die Transitiva zu einem aktiven Perf. gelangt. Bei
ihnen wurde snevst (seit ca. 800) ketben (oder akd. eigan) angewendet. Bekanntlich bedeutet
eine Umschreibung wie ih haben funtan urspriinglieli »ich habe es als etwas Gefundenes'.
Auch diese Perfektbildung ist also ursprünglich UesultatsbezeicbnaDg, was nicht nur aus der
Natur des Part, folgt, sondeni mek awÄ nua dem dabei Turwendeten Verb. lin. ecgieht, üm
etwas dem indogennanisehen Perf. Gleichwertiges so aebaffni, bedoifle es noch der gleichen
') Die aus Otfrid *\\\A aufgojyllilt l>ti Kiiliuittiii. Sjntjix Otfri«i« I S •'•''l- Nach ihm wiiren fs Wrlia
de* Verharren» in einem Zusliindf und «ic» Ueber};un|{a in oineu untlc-ni. Zur emtcrcn Klttss* werilcn a>i-
rscfamt bäHwn und Uggan. Was da« letstere betrifft, m ist der eimdg« Beleg, ao den er gedadit haben
kann wde M fNMi ^cysM wwt tftcf NN4r III, 2S, 48, wo yitcpim noch gans adjektiviidw Re>ultal»beseich-
Bvng SU fSUgm s ,suni Uegeu konneii" ist (s. u.). Ueber Mtibon k. u.
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166
F'inktinnsver8chi*'biinp wie beim Pas«. Dies« ««tut schon eine Verdunkelung; dc^ ursprtlng-
hcuen Sinnes Toruus. Damus ergab sich weiter eine Oliederung^verschiebung, indem z. B.
in dem oben aogafthrtaa Beupid ir als abhlngig fon hdbi» fiaUan «miiftatMltD ward* aash
Analogie der Atihäiipigkcit von findni oder fand. Diese ümdeutiing findet ihren sprach-
lichen Anadrucic darin, da&> das Fart. nicht mebr wie ursprünglich mit dein Ubjektwoc
koiDgroi«rt (vgl. B. Im Otfrid at« eigvn mr ^nomamn Jiofia» inMn mliMHi), tondeni
immer in der flexionsloMO Form steht.
Di r letzte Schritt war nun eine Ueb^rtrufrung der ho gewonnenen Hil lniitjsweise auf
diejenigen Intransiti va, tou denen bis dahin kein Perf. gebildet werden konnte. AI«
Voratnf« d«o kSnnen wir aoleba Pill« belnehtoa, m d«n«a neben einem truritiven Verb,
das Obj. nicht ausgedrückt ist. Dafür haben wir zwei Belege srbon bei Otfrid: I, 25, 11
Idz ie sus ihuruhyän, sü wir dgun mu ^^proütan and I1L| 18, 3C nu gene tU eigm mu gida»
(nun jene alle so getfaan babeo). Aber ertt bei ITotker finden wir die frfiheeten hochdeut-
eelieil Belege für die Unuohrttibnng mit haben bei Intransitiven. Auch bei ihm sind die
Belege noch nicht /.:ihireich, und her cii^m t-iu imllifs .THhrhiinilcrt jnngern Williram habe
ich keinen einzigen gefunden. FrGher bat nich die Entwickehing auf niederdeutschem Boden
▼olbogen. Im Heliand findet eich die Umacbreibttng mit habe» bei vier Intramdtiveo: fäha»
greifen), fimimHtkm, Uttkm, gangem,*)
Nach dleaem Ueberblick über die gfochichtliche Entwickeluug versteht es sich eigentlich
▼on eelbst, wie nniprQnglicb die Verteilung von lutlnn und seht bei den Intransitiven gewesen
ist. Dif Ornndregel ist. wii» lü.s Rehairbel a. u. 0. an<redeutet hat: Die Perfcktiva
bilden das Perf. mit sein, die imperfekti va mit haben,"^) Um dies einzusehen, oiu&s
BNi oatOrKcb znniehet eine ricbtige Voratellnng von dem Unterscliiede zwiachen perfeIctiTeD
and imperfektiven Yerbvn haben. Es zeigt sich dabei, dass in maii«beil Taika «üie lltr
nns zunücb't hefr?m'iliche Auffassung stattgehabt bat. Berücksichtigt ntuss femer werden,
dass leicht eine Verschiebung der Auffassung in Verbindung mit einer bonstigen Vet-scbie-
boog der Bedeutung eintreten konnte. Beeonlem lAer rind die onprODgiiehan VerUUtnime
duilurcli in Verwirrung geraten, das.«, wo bei df>m'?elben VorViiim nr'prftn^liph der Regel
gemäss iMÜcn und «et» wechselt«, später Ausgleichung zu Gunsten des einen eingetreten ist,
tmi «war Vberwiegead so Goniten von will.*) Diüiei aind avek mandartliebe Untenehiede
') S. B( h iirlu l, Syntax dt-* H. tintnl § tOI, Wcuii Bpha);hel weiterhin bemerkt, dass nu«»« dienen
riemi «Amtliche neutrale Verlm uuoiih unii<.'bmi'u, so i«t da^ aicher falsch. Ek kann nattlrlich keine
Bede 'davon sein, da«« von »Htntliclieii Verben die Perfektumschrvibnnp belejrt i.''t. Man sollt*» bei der
«onst DO aaiAlhrUobai DanteUnnf «rwarien, dass di« wirklich vorkonunenden Umscbnibiin|;cB voUstftndig
auff^ezüblt wftren.
») Diese I!''tr>'l u-itt ur^^i riin:;!]! J; Mn li fi'Sr da« Niederländische. Englische und Skandinavischi-. rr>t
durch die »pUtere Entwickelung «»uil üuierschiedc entstanden. Auch bei den romanischen Sprachen wird
■no von einer entsprechenden Orundlafje nmiugehen haben.
*) Dabe^reiflich ist mir, wi« Woaderlich {B. 203) das Gegenteil behaupten kann. Zwar ist Mben
«pSter aufiretreten aU min, aber das i^acbah doeh niebt auf Koateu dei lelsteren fa. oben S. 166). and
Hr'tili'iii briili' u1ii\-h;iii;it liuiiliiirri.-r'Ti, i-t li ih'-n nur unter beiondf-t.-i' rmst.uul.'ii iiti (Iii- Sti-II«'- vor, "''in
getreten. Die Falle möcht« ich wohl kennen lernen, io denen, wie Wimderlicb behauptet, das Verbum
•obstantiviun manchsa Poiten, den es in den Huedartca Itasst eiagebflssl hat, nur aoeh in dar Sehrift*
spiaehe festhUt.
167
entatandeD, indeni in Sfiddeutscbluid sein ein betiüebtlich giQMerec Gebiet gewonnen h«l
als in Xordtleutschland. Aus.serdera finden sich iint h niiinclie Ausweichuiifren in Folge der
Abstumpfung des SpracbgefÜbk, für die ücb nicht immer eine VeranUssuag angeben läs»t.
Betrncbten wir nnn die vorliegenden VerbtltniMe im Einzelnen.
Imptirfekti V und darum das Pi rf. mit hnhen bildend sind bei weitem die meisten
uicl>txu!>ammeuge«>(sUt«u Verba, Tgl. urbeitetiy sinelen (urspcQngUcb uicbt tran^titiv), acheru,
htkrmt Aofte^N, metsMiR, fieäd», geigen, pfeifen, kegeln, kug^ apeUen, eehmemen, fr&t-
stUcUcn, graifdi. Ifopfeti, porhm, bete», beHeln, flclieri, schmeicMn, losen, danken, höhnen,
»pottm, flmhisH, troUen, werben, strebeut trachtm, zielen, huhlni, blirkcn, schauen, gaffen,
AofieXeN» JatweÄe», fondttn, s(awntn, streiten, kämpjen, hndem, rini/fn, fechten, zanken,
läageoy irauem, jawmens, juh. hi. si'hcreen, spns<ien, schimpfen, grollen, zürnen, raient
tohrn. ar-hmnlloi . I,'rrs<hin, iliintii, hausen, hotixivnri, li'nit'irrty. . iimilihi, eaubern, hexen,
Uiiji-n, trugen, heucheln, siotdigen, frefelu, prangen, prunken, prahlen, trauen. D'vana Würter
und Ibnliebe, die eine willkttriiebe Thitigkeit bmichnen, «ind es voroehinlieh, die dm Vor-
urteil begünstigt baben, das« es ebun diese Aktivität sei, was die UiKicbreibung des Perf.
durch haben veranla-s-^t babe. Daneben aber stehen andere, bei denen e.s .»cbon seine Be-
denken hat, eine besondere Aktivität in ihnen ta. finden, wie ftsien, feiern, fauleneen, jungen^
JuAbeti' Ferner andere, bei denen das Subj. zwar eine thaUge Pereon aein kann, eben so
irnt rtViin- c'mc SupIic. i l'ni^t.inrl. wii' helfen, nitizen, schaden. Einp (rro«.se Gruppe unter
den Verben, die das Ferf. uut haben uniscbreibeii, bilden diejenigen, die die Erzeugung eiue«
Schalles b««ieiebuen, vgl. spretken, reden, rufen, »(treten, hellen, hISken, brummen, fläetem^
giickem, girren, glucksen, grunzen, heithn. , n/./irtn, lispeln, keudien, tiopperu,
klaischen, klimpern, knirschen, knurren, krächzen, knihtn, kreischen, laUcn, lärmen, mur-
meln, murren, plappern, plärren, plaudern, palleni, röcheln, sclduchsen, schtttalsen, schnurchcn,
acknarren, teufzen, etammeln, BtSnen, tlotiem, teiehem, winseln, Jtirpen, brausen, deinen,
h'ilUn, klirren. hii'jUni. knarren, hiislcrn, kvu'hvn, prasseln, rasseln, rauschen, satisen,
suHseht, schaUen, zischen, zischein u. a. Unter die^n siud nwar wieder viele, die eine will-
htirliehe Tbitigkeit beeeiebnen, aber auch viele, die daneben oder aumchlieHÜcb ein unwiD-
kfirliche^ Geräusch austlrücken, das von leblostMi < i>'u'''i>>-t iiii]> ri aus(;elien kann. Gröiiätenteila
nicht willkürlich sind Zustände des men.st'hliclu ii 'iii'l tierischen Ki3rpcrs und Vorgänge an
demselben wie leben, voaclun, schlujcu, frieren, hungern, dürstcu, schmadtieu, laclten, u%;tii€tt,
gähnen, husten, niesen, s^tiudem, UMfan* stAwitsen, eitem, seMäen; vollend» Vorginge an
Pflanzen wie grünen, fitülfn, knospen, wdhin. Dazu kunimeu Vorgänge, die auf Geruchs-,
Geachmaclu-, Uesicbtätiinn wirken, wie schimcken, riechen, sUnken, duften, rauchen, dampfen,
schäum, Uädunt gUäten, glimmen, Schemmern, straKU». Ein Subj., das als tbätig gedacht
werden kOnnle, fehlt durchau:^ bei Au.->drüeken für Naturerscheinungen, wie regnen, schneien,
haiiehi, blitzen, donttem, sfüiiurii. dämmern. Endlich l'üth n ^'i ru.lr ili ■j. iiigen Verba, die
daa unveränderte Verharren in einem Zustande bezeichnen, dos i'art. mit. haben, vgl. rasten,
ruhen, teeHen, wohnen, harren, warten, säumen, mndem, sSgem, haften, sioeken, rvgen,
dauern.
Kormalerweise gehüren hierher auch die Verba, die ein Sichhinundhcrbewegen ohne
Ortarerlndening bezeichnen, vgl. beben, zittern, zucken, zapptln, wackeln, wanken, schwanken,
sdUhttemf nidcen, winken, wegen, sehwirrent fiatkern, flammen, lodern. Wie diese unter
Abb. d. I. Gl. d. k. Ak. d. Wü*. XIII. Bd. I. Abtb.
168
bestimmten Yoranssetzungan doch PcrfektiTR weiden kOonen, dsrOber weidan wir wciUir
unten zu hnndeln haben.
6e}i^ttb«r der gnesen Zahl von ttnperfektiveo giebi ea nur wenige Simpliein, denen
der perfektive Sinn un sich unbaAet. Iliilur ^'i-liöien utriltn. lonniien. strrhm. hrrafni,
tehmeUm. Auch diese können allerdinj^s unter Umständen imperfektiven Sinn annehmen.
Tgl. er liegt im Aer^en, tUe Sache ist nocft im Weräett^ er hoKunt = ,er nabt rieh": im
Perf. aber ist da» aufgeschlossen.
Die Hauptmasse der Perfektiva wjnl dnrch 'Yw Znsnmmenset/.ungen j?ebildet. Zu-
nächst gehören hierher eine Anzahl solcher, zu denen das Simplex untergegangen oder
nnr in einer gmns abweichenden Bedentnng erhalten ut: ^etdleKen, gene»en, gede^en^^) ge-
linge», geraten, missruten, vcrderbni, enlritwen; erschrecken {au/ schrecken, cttiporschrecken);*)
erlöschen, verloschen, atuUösehen;*) versiegen (erst in neuerer Zeit aus dem alten Part, ver-
sigen zu mhd. versihen entwickelt); eniiekeu;*) verweseitt ein; ver-, smammenschrumpfcn;^)
dazu das jet/.t vernit-tr /»kkihen = .Wunel fassen* (viele Btnspit'le fUr üsucbreibnng des
Perf. mit sein im I» Wl'.l. Ableitun^n «us Adjekti\f ti. ilir nnr in Zusammenset/nnffcn
mit er- oder ver- üblich geblieben «lud, wie erblassen, verblassen, erbleichen, verbleichen^
erNmefeir, ergrimmen, eritttUen, ermarmen^ erröten, ertcMaffen, erttaiien^ mnaiten, verottm,
verarmen, verharschen, verrohen, versauern, verstimmen, verwildern, dazu das Part, iiniilht;
auch einige dergleichen Ableitungen aus Subfltatttiven: verkolken^ »erkohie«, verknöchern,
verunglücken, dazu die Partizipia versteinert, verj<ikri.
Die aufgeführten Perfektiva bilden von jeher bia jetzt daa Part, mit Min. Doch fehlt
('S- lici i'irKCi'ii nicl'.t an \u=weichun!;on. Sclion ini Mhd. linden wir einf» solrlie hf\ qe-
raten: des sun wol gcrdten hat (im Keim auf ti&l) Erec 29 U; dagegen Umacbreibung
mil: «et» E. B. Gregoriua 203, Willebelni 423, 26 nnd mnat Dazu aus den 16. Jnbrb.;
derhalb hat [er] die that unterwunden, und hat im auch glücklich geraten Hans Sachi«
(Keller) 11, -ro, 14. Im Anhd. nicht ungewOhnlic-h ist die Umschreibung mit haben bfi
gelingen, äie findet sich bei Lu.: es liat jncn gelungen, das sie das gcsete erhielten
1. Maee. 2, 47; kette jm teiAer eanMag gdmgen Werke (Jenner Atug.) 5, 835*; doch
nicht itiin hgüngig, vgl. Hiol» !>, }, A[i. '2'i. 22. Anderp IM-^^ : tum hat gar wol nduvnen
Liiiencron, Histor. Volksl. 200'* i); es hatte jnea vbel gelungen Agricola '217; es hat mir
tnteh nit Ubel gelungen Priaehlin, Wendeigard IV, l; lAw hat» heinahe gelungen Lied Ton
l(il9 im Anz. des germ. Mus. 12, .')8; doch hat es mir so iceit gelungen, dast etc. Sim-
plicist'imus (nach Kclircin). Noch Schiller sagt (Göd. II. 9, 22) tcie weit ihr?: nfJnnrini hat.
Ein Beispiel für misslingen findet sich bei Lilieiicrun, Ui^t. Voiksl. lli'd, '47: tm hat daran
milhmgtn. Mit geraten und gdingen ist glücken nahe Terwandt. Dae Wert iat eine Ab-
') Dua oinfiulK» Wort ist nur noch mundartlich.
-) Kinfuchp.i schrecken ist Mlten unti poetisch. Auch im Mhd. int ichrteken nur in dem uriiprüug-
liehen .Sinnt' .^^pringeti* etwai blniigte. Bin Pait. * getdiTotken dürfte niigeodi verkoranea, aii«h niebt
'auf; ' emforfftachroeken.
*) Eiafacfae» UtAtn »( wieder aar poetiMii, aocb üb Uhil. «ehon aelten, uod «laa Part, 'j^dlncften'
wohl uncrhört-
*j Kinfui he» xiieken in enUipTecheutlL'ui ^iuno uur mundartlich (nordd.).
^ Kinfaehet sAmmffm kommt nur aelten vor.
16»
IdlODg aus dem Snbst. Glüeh und im Mfad. noch selten. Jetr.t ist wohl dio Umsclireibung
mit ,«pm ilas GewöhnliL-lit-: mir ist sie allein geläufig. Aber im 18. .Tahrh. scheinen sich
aulfalleiider Weis« beide Umschreibungen die Wage za halten. Nach Adelung wird das
P«rf. ebeo m oft mit hohen als nH «j« gebiidek. Dt«i atimmeo aoeh die von 8aad«n
bcipr hrat li(<n Helege. Ati« ältpfpr 7<'it vq:l. Fehlet dem die offt erfahrne J:uii:<f. dem sie
bcy andern hat so vielmahl uohl geglücket Hottmannswaldau V, 10<2. Aus neuerer: da e»
<Äer Hul tum m'dkf ge^üdd hat Sebeffel, Eckeh., Kap. 10. Auch hi miM^fic&m bemerkt
Adelung: «auch mit haben.'
Für diese Aufweichungen weiss ifh keinen aii'l»:'rn Oriiinl anzugeben, als dass das
Sprachgefühl unsicher geworden ist. Hervorheben aber muas ich, dass gerade bei diesen
VwbeD Ton einar bMonde» aktiven Nator gar keine Rede »ein kann. Etwas Derartiges
wird man denniach wohl auch nicht geltend machen dürfen mit Rücksicht auf ein von
Kehrein aus Aventin angefahrtes Beispiel: Wenn Gott diesem niciU fürkommen hett (for>
gebeugt hätte). Eber wird man sagen können, dass hier das Verb, imperfektiv gewofden
bt. indem nicht an das Resultat, sondern an die Anstalt«n zur Herbeiführung iti Resultates
P''(ia( lit i.st. Höchst lehrreich nhcr i=t dns von Wundcriioli Si>ndf>r« flirüii. v<iii Anijs-
burg angeführte Beispiel: itaeh sani Urlirhs hat der sterhent angefangen . . und um sunt
Mit^keta tagt hat e$ am «Hier feetoete» petterhen . . und »ind ißaraÜ Ater in mmma in
dieser zeit gestorben ^327 j)erso»en- Bei dem merkwürdigen unpersönlichen Gebrauch von
sterben handelt es sich eben um Schilderung eine» Zostandea. Bei der Angabe dea £nd-
ergebnis^ies greift der Verf. natUriieb wieder tu der Ablieben Umacbreibung mit tem.
Untergeguugen ist ertPtnden es .umkebren*, daher .nur bi« m einem bestimmten
I'unlct»' L.'tlien', ,bci einem bestimmtrn Punkte wovon ablassen*, v^'l. tr is^f rm hrUn
irHuuntan Utfrid V, 4, 47; da* got tcitre erwmden siner grtueK' bammnge Wemhers Maha
(Pdgr. 169, 96); twm were sie ervntnden Wolfram, Tit 155, 3; vmre ich au dm Mtunäen
Ith ihr i<)iv fr wunden Koiuul. Ott« 711; dö soU er au den vriunden sin erirMMtfen MSH II,
234*; an im ist uarlieJt nirhtn crtvitnden Schmelzl, Zug ins l'ngerland S*". Daza vgl. man
unerwunden sin » .noch nicht abgelassen haben", s. Mhd. Wb. III, 079, 27.
la dieee Gruppe gehOrt aneb bleiben » nhd. bellen, dos von jehar (schon bei
Otfrif^) und, so viel ich sehe, au^nahm^Ifv da« Prrf. mit sein bil'ift. Vfui nn^crcm Sprach-
gefühle aus scheint es freilich ein Durativurn zu sein wie nur irgend eins. Aber ursprüng-
lich drUekt e« das Endergebnis an», dos bei einem Vorgange, eioaa Bemllbeo heranskommt.
Dies ist am deutlichsten in solchen Fällen, wo da-S Resultat ein von dem früheren verschie-
di iit-r Zustand itt. Wir «atren er blieb stehen nicht bloss von jemand, di-r schon vorher
dagestanden hat, sondern aueii von jemand, der bis zu dem betreifenden Zeitpunkte in lie-
wegang gaweeen iet. Entsprechend verbUt ee rieh mit hafienf hangen, hUhe», siseftm
h'ril/tii. Wir sagen ferner er blieb Sieger im Kampfe. Damit vgl. daz si dä Jorrm hc-
liben Trisun 42(). Auch mit adjektivischem Priidikat ist eine solche Verwendung im Jdhd.
noch m5glicl), vgl. sol iA aeneder fr6 helfen, eS tnU ir von mir verirren, se^e wt/i, die
nOt, aü Wirde ich frd Ndfen 22, 2. Auch übrig bleibcti muss noch hierher gerechnet werden.
Von hieraus begreift es sich, dass das Wort im Schwedi i heu und Däni'-cben die Bedeutung
, werden" angeoommeu hat. i!^ läs&t sich in dieser Verwendung am nächsten mit dem oben
«rwihnten bddeÜben veigldeben. Aber auch da, wo es sich auf ein Beharren in dem bis*
berigen Znstande heaog, wurde ea onprUnglieh perfektiv ge&ssL Denn es wurde aunSehst
28»
170
nur '^'rliraiiplit, wo dies Ri')iarreii irgend wiV» m Tn'jp rri'm'rpn war So ist z. B. er blieb
silem soviel wie .«r »tand nicht auf, wiewohl N'eraula-xsuug dazu gegeben war". Di« Rich-
tigkeit dieaer AnfTassanK wird bettStfgt durch das analoge VfThalien «oderar Verba, die
({leiebfalkl dos Nichteintret«n einer Vertindening bezt-ichnen, vgl. weiter unten btJiafrm,
verkarre»y beruheni gesittt» (mbd.), besitseu (mbd.); bestehen.
fiemnden lebendig zeigt aich das Spraebgefabl aocb da, wo einfachen Verben, die
einen Ztintand bezeichnen, Zusuin nienset/.un sren mit er-, vrr-, ser-, ent-, ab-, auf' ><i .
ge){enüber stehen, die dann das Geraten in einen Zustand bezeichnen. Es heisst er hat
gebebtt aber er itt erhebt; Sanders zitiert: dan itmerha^ S4 Sttmden dat Erdreieh bei
140 iStS/t» erhebt hl Stumjtl': u-fr nie erhebt ivürr vor drin Aiibliefc des Todes (lutzkow;
»lagegen ui"!,'hiti hiu'ie der Bodi» erbebt Jmtle. hMir)> die £rsehuffertnn}m f^ntzlieh auf
Uumbuldt, wo aber crbehai, wie das danebeDge«;tzto iotigc zeigt, imperfektiv wie beben ge-
bnraebt ist, Ifan ngjt ferner e» hat geHifgtt aber der Gedanke tat aufyddiftt; die Bhme
hat i/eblüht — ist erhliiht, aitliiihlUht, verhliilU; das Harn hat ijehrdtint ~ int abgebramif,
verbrannt, der ürateu itt angebramt, der Zorn ist entbramti das Wasser hnt i/edampft —
tfl verdankt naeh Adelung die Feat^i^eikH «mmI abgedampft, dü Feuchi^yheit M oue-
gedamj^; die Blätter iiabm au dem Baume gedarrt ~~ sind verdorrt; dat Meer hat ga-
dunstet — das Wusser iftt i-i rdnuff' t ; er hat i/i diirsirt — ist n rdiimipf : rr hu/ .// Iiiourrrt
— ist verhungert; er itut yetroreu — ist erfrorm, verfrvreii, ei)i(jefror(ii, dns Wasser ist
gefroren, der JF7km ist tugefrorea^ die Nase ist ihm abgefroren, ieh bin gant durdigefraren;
das lAeht hat tfei/liimt — ist rrijlämt; das Feuer fiul uorh <je<jlommen — ist ert/lomtnen,
vertflomtueu (viele Meispicle itu L). Wb ), Afieitnig: die Kohlen sind ubyeylimmt: der Ofen
hat ye'jliiht - die Leidcnsrhaß ist ergliiht, venjlüht; der Ton hat geklungen — ist erhJuu/fen,
verilungen (vgl. duzn (tbijrhlunifner Liebe Traaerpf&ader Qwihe)'. es hat gekracht — das
(lesehäß isf m-l^rurhl : ihi^ Pfml ha> ijrlahnü — sein Eifer ist i i lihnif: die F'tfl'i ! h>if
geleuchtet — ist noch einmal auftjeicuclitct; er hat lange gekranket (Hut>chk}-, jetzt gekränkelt)
ist erkramht; er httt lange gesieeht — ist dahin gesiecht; er hat geMf — ist aufgdebt
{verlrbt (uljektivisch ); das Ifoh hat ijcmmhrt — ist r,imodert: er hat f/enielf — ein-
ffemeht; der Ofen hat gerauehl — der Zorn ist rerraueht; der Wald hat t/cratischt — die
Klange sind vtrrauseht: ich habe geschaudert — bin zusammmffesehaudert ((iiitzinger); der
Gestmg hat gesdtaUt — ist ersehollm, der Mann isi verschollen; die Sonne hat gesMensn
— er ist erschienen; d'is Brot hnf 7- .v / ; ^ " verschimmelt; er hnt rjr'^rldfifffn —
ist eingeschlafeUf enUcklufvit; er hat yestMummcrt — ist eingeschlummert, entschlummert i
er hat gesdimaehtet — ist verschmaehtet; er hat gewteht — ist aafgevmdii, erwacht; er hat
danach i/e.scltnappt — das Sddoss ist abgeschnappt ( Aili'liin^t. Mliliner), die Thür ist suge-
schnappt, die Stimme, er ist iiberffesehnapp/ ; er hat vor Kutte ijestarrt — ist erstarrt; er
hat gestaunt — ist i'rstauut; es hat getaut - der Fluss ist aufgebaut; der Gesang hat
getönt — ist ertönt; die Blums hat gewelkt — ist verwelkt, abgewelkt (Adelnag); er hat
ge^ltt'i f -~ ist ersitter(}\ Aui Ii /u saufen und frinf.' n. die transitiv gebraucht werden
können, werden Perfektiva gebildet: er ist ertrunken (vertrunken), erst^fen (versoffen).
») Sanders fflirt aa am Job. r, UolUr: seU auch Ar Ä*«r der Mkm Mms SsfhMis erxülert;
dagegen aus Crrphiu: <iw Vittd, die idt ^ fir feste PftUer «dkt, <fi« Aebea IcMer olt ersitttrt.
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171
Dagegen werden die Zusammenaetzungpn mit aus in dem i>inne zu Ende* nicht
als Ferfektiva bebandelt, vgl. das Feuer hat ansf/rhraunf, die Blume hnt ausifeblüht, er bat
ausgelebt, ausgerungett, ausgetobt. Adelung scbreibt auch vor die Rosen hubeti abg^UOt^
oMtpieWiAl), er hat e^geMet. Et verikiigt huheii atieh fOr einige ZusaromeiuebsDOg«!!
mit ver-, die tü ilirpr Hodenttnit? detifii mit naho k'iwmnt. Naeli ilnii «oll man sagen
der Geruch ist verduftet, aber der Bisam hat verduliet, die Blume ist virbliütet, aber der
AtWRi dU Pfiatue M wrKäkel. Er verlangt haben fdr verUtiie» mit Bsnifannf ftuf
2 Ibmii 14« 46: «fo er gar verblutet hatte, dem aber der m i t > !ten adjektivi^che Gebrauch
von verblutet pegen(5ber stellt, welches sich allerdings auch zu dem reflexiven sich verbluten
ütelleu lie$ii«. Der Adelungschen Regel cnbprecbend .sagt auch Goetlte sobald der Gesang
«erJämij/M k»t (12, 200); wem» die Wogm wrirmut hattm (Ausg. 1. H. 14, 272) gegen
Söhald der Tr^fr Sfitrm drr Vftf'Tiorhiai;r rrrhrn'i^rt tnir F illiurreyer (Sanders). Vgl. ferner
als schon alle Kanomn versaust hatten Hebel ( Sander-; gegen ich hoffe die ewxeti irriüm&r
coUeN nun aekier venmmt sein Luther (ib.); athald mein Sdmerg vtrttlU hatte Pfeffe)
(Sander!«).
Frühzeitig in'.s Schwanken geraten ist der Gebrancl; Ihm versagen und wreweijiin. Die
altere t'wüchreibuDg mit sein ist bei venageti im Mhd. iiüuhg zu belegen, vgl. z. B. die 6
veräagel ledrm Iwein 3720, n isände er wtere dran vertajft (w wire ihm lad gsworden)
A. Heinrich lOfiiVi Dazu stininit der adjektivische Gebrauch von Vfrsn<i'f {nnrereagi't),
der acbon im Mhd. häutig ist und sieb bü jetzt erhalten bat. Aber scbou ^eit dem 13. Jahrb.
tritt daneben hahen^ vgl. da» ti aUe versaget hdnt (im Reim anf gAnf) Hai n. Beaflor 163, 21 ;
heten beide vertagt Wolfd. B 683; die Itut mitchteu vertagt hciu Chron. d. deutschen
Städte 5. ;!2, 7; als wann sie verengt vud vrz'rii/f'ell hett Aveutiti (hjh Ii K Lr- inV. Iloiu hat
in keinem tnglück uicJU versagt ib.; sie hatten schon versagt, dass sie nicht würde teidcr-
iommen Judith 13, 14. GegenwSrtig wird das aneehriebeDe Perf. wohl Oberhaupt gemieden.
Von versu-ci(clu ist gleichfalls der adjektivisi lif n.liirun li des Part, im Mhd. nicht selten
und bis jetzt üblich geblieben. Aber im Perf. tritt frühzeitig haben auf; vgl. des si geiuiren,
des heim »i versvHvelt näeh Iwein 2541; aus dem 15. und 16. Jabrh. brinj;t Kebrein (S. 38)
xiemlicii vi. K Beispiele. Dnch hat aich daneben Mi» behauptet« vgl. di vil mich e vorewivilt
u-ärn .leroschiii 2t>14it: da ist er an fnunn lehen verzwcifflct inender (vgl. Wunderlich
iS. 212). Am der oeueru Zeit führt Sandera ziemlich viele Beispiele an, worunter aus
OoeUies WandMjabren: er «Sre an de» Vern^ränkimgen, die er vor sieh fattdt fast «er*
Mehrmals erscbeint haben statt des auch jetzt üblichen sei» bei einwtirseln: Und hat
SO hart gewurtselt ein Hana Sachs Fa'itn. 4, 47Ü; ich hab eingewureell bei einem geehrtten
tetk Simch 24, 16. Vereinzelte Abweichnngen sind ais» hob ich vor dir ersduenen Dieten-
berger« Hibnl, !V. 3; da haben sie erzitf' Vt vor vorrht vierte BibelüWsft/unp. }'-. 1).
FQr unser jet/.iges Gefühl auffallend, aber nach dem, wa» oben über blctbeu bemerkt
j»t, begreifliob ist ea, da» auch beharren und verharren perfektiv gefasst werden konnten.
Vgl. das SlSdäe, da$ ÜlAer a» der Stadt Zürich beharret war Stumpf, Schwei/. Chron.
(Sanders); ein Mann wie Berenfiariuf! . . wäre bei der bekannten und gelehrten Wahrheit,
Trots alle» Gefahren, drti&sig, vureig JaJire beharret Lcv-ing 11, 7y, ill; ucnn sie schlechter-
*) Mbd. in gMcber Terwendoag «rtßiße», vgh und was enofH von der rede Koand Tccj. ItKIOS.
Mweiftlt.
172
tHugi darauf brliarref ic'irr WiVl;ini1 (f) Wh. >; Knnn rr in th rgrU-eu rirharrrf teere Splmppitis
(D.Wb.); er sei lange mit ihm in eifrigster Unterredung verharrt Ueinr. König (Sanders).
Doch kt ftueh haben immer daneben gelwtriebt, namenUieli von Lntlitr. Nach Adelmig
Lti bdtomH htlitn, such lulun^' sein, verharren sein, nicht so richtig haben.
Wie li^harrer wnrde früher a)i> h hi ruhen gebraucht. Vi»!, u-ir sii.d aber darauf
beruhet, dass . . (JfaurfUrst Moritz bei Molancbtbon (D.Wb.); sie sein fast aui meiner Mei-
tamg beruhet Schwdnielini (ib.).
Dieselbe Wirkung wie die das Resultat bezeichnenden Partikeln hat auch ein prädi-
katives Adjektiv um, v;r|. ^ ist gans Uau gefroren. Weitere Beispiele fQr diese Wirkong
werden uns noch im Folgenden begegnen.
Es giebt abor auch Verha, ilie als Simplizia mit li c ii t H c !i it t" u 1 1' r-c Ii e 1<1 ii n
sowohl imperfektiv «lü perfektiv gebraucht werden und denieut«iprechend beide
Uoiacbreibnngen nebeneinaader »ngen« Im Uhd. vird denaslbeti allerd!i^ in p«rfektiT«in
Sitine meistens ge- TOrgetetxi, eiufl UnlaneheidaDg, die aber für das Part nicht in Be-
tracht kommt.
In doppeltem Sinne wird noch jetzt in der Schriftsprache knieen gebraucht ,auf
den Kniaen liegen', «ocu tcA habe gekniet, und = .sich auf das Knie werfen*, wozu ich
bin grhiirl, :int '^phrilnr-hüc-h-tpri nlliTiliiii::- i>/i l 'tii tin iiri ii, I. i,',' t . }!.'i-|'it'le für korrekten
Gebrauch ohne nieder im D.Wb. V, 1130: ah der Burg liohentmd ngtuc Leute seid ihr
gektiieel, als . . Preie erhM euch Schelfe); die Ssfifwl war nekit ihn gekniet 0. Ludwig.
Ein nihd. Beispiel fflr koiTekt^'s haben: hei er grlcnii t also til ee kirrhen ahö euo dem spil
K«nner 11308. Andere Beispiele aber zeigen, diuvs das Spnichgefllhl in Schwanken geraten
ist, Tgl. er hat nidcr gekniet md sich gelagert ivie ein Icwe 1 .Mose 4'J, i); er habe für dem
Herren »idder gekniet Wical (nach Kebrein); anderseits als die complet ist ausgewesett, sind
vil andcrhinji-r frtttiin da im rhnr ^;iurf Spn'!f»r (nach Wun(l''Mli' h); jetzt i.st wohl sildd. er
ist gekniet berrttcheml. Nicht mit voller Sicherheit kann als Ausweichung betrachtet werden
die im D. Wb. VII, 767 ans Goethe aogefinbrte Stelle ein Brief, vor dem ieh medergdanH
«m2 den hohen . . Sinn autjibctct hübe; denn hier ki'innt^> man vielleicht ein (rit ergSnaaL
Wie hnicm verhält »ich hocki n. Im Oberd. wird ea jetst auch da« wo as einen BchoD
besteheudeu Zu.->tiUid bezeichnet, mit sein verbunden.
Vor allem kommen hier drei der biafigaten Verba in Betraebt, liegen, siteen, stehen.
Diese worden im Mhd. einer^teit^« imperiektiv gebraucht in dem heute in der Schriftspraebo
üblichen Sinne, anderseits perfektiv = ,/.uni Liegen konim. n* (.nicderlallea*), ,9ich setzen*,
,/.um Stehen kommen* (,sich stellen', .treten*). Itn letzteren Falle wird Zusaramen.set/.ung
mit ijv- angewendet, aber keineswegs immer.') Im ervteren Falle bilden .sie das I'erf. ur-
sprünglich mit haben, im letzteren mit yrüi. In der Weiterentwickf'tiin<^ Mheiden sich Nord-
und Süddeutäcbland. Dort geht die perfektive Verwendung ausaer in ZusammeosetzungsQ
▼ertoren nnd damit die (Jmscbreibnng dureh «ein, hier erhilt sieb die Unscbreibnng durch
sein mit der perfektiven Verwendung, greift frtlhzeitig über ihr ur.sprOngliches Gebiet hin-
über und gelaugt scbiiesslich zur AUeinbernicbafi, nicht nur in den Mundarten, sondern auch
Vgl. aber den perfektiven Uebraucb jctct Wiertuer, B«itr. a. Uencb. d. deuttcbeu Üpr. 'J&, 422 ff.
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17S
in der gebildeten L'mgangaipradi«, and ist daher auch bei sSddmtschen Sclirifbtellern hiafig
(allgemein z. B. Iif-i Scheffel). Diese Entwickrhiiifr tiinvsf'ii wir im einzHlnen verfolgen.
Heyen. Mbd. (lund.) Beispiele für die l 'niHchreibong mit haben: he hiie gelegin di
Itaeid M Ater «Mtlm BUhard 7488: «Ida der lamine mIw moU« hdn tmw f/degm Bneid«
82(i9: 'iIs <1rr fit vroiiicn) hüf arhgen Reiiiniar, MF 152, i (-o BC, ist E). Pat^i'^xen bedeutet
ich bin gelegen zunächst .ich liege', Tgl. z. B. auch was geUgen da H dqjr euhtlose Keii
Iwmn 89. Hicfrao schlieart sich der noch jetat auch in der Schriftspraobe flbKehe adjek-
tiviKhe Gebrauch von gelegen, ▼gl, der Ort ist am Meere gelegen (auch belegen), es tear
ihm sehr gelegeti {loifii legeti); seine Wohnung ist sehr abgelegen : es ist ihm sehr angelegeti,
er lässt es sich angelegen sein; mbd. i;itt geUgen auch » , benachbart". Weiter fungiert
dann «cA im Regent Pcvf. xu geigen mit Tsnoliiedeoen BedeatongaacibattierungeD. 8o
= »niederkommen*: sein frau- irm- gelegen Siiclien«irt i, h2'i; vgl. die Frau ist gelegen
peperü Steiabacb, noch mundartlich; ,tn Falle komiu«n": der stein der was gdegen
Nib. 437, 5; tlU ir tehiere gelegen Iwdn 5016; si »int mir alle nodk gelegeti Barkam
217, 5; hiest von tjoste gelegeti Segramors Parzival 305, 2; «« ruofhf in got genddcn, die
dd sint grjcfjrti Kntirnn Hl^^, 1; 'n! h'ir ril 'irlff/eii. dir uns shiln)) tculien ib. I'l'iO, 2;
dö ich tot wäre gelegen, da hui/et ir mir von sorgen Iwein 4258 ; tr müetei mir die gelten
die voriuttt eint gOegm Nib. 1982, 8; dA wärm t»t geUgen die JUiedegirte kekU ib. 2164, 2;
das er tiud sin gesitide ist hie geUgen tut ib. 2U>!^'. 1: diu vil michel ere tcas da gelegen
tu ib. 2315, 1 : slt sö hoher prU tat iöt gelegen Willebalju 345, 26; tr geiiet mir die titen
A'e Mr in sint gelegen Wolfiti^eb A. 598, 4; in flbertn^nem Sinne b .iu Ende kommen*,
«aofböreo*: die totie tcas dtr vride gelegen Herborl 8713: der sc/utl der tcas geswiftel, der
dos der icms f/i^lcf/i'u Xib. 184 t, 1; du tcas ir übeniiliffd, ril hiirti ni:i/' i/i!<;/, ii Kih. 25:1, 4;
das iutcer höchcerten ist also gelegen ib. 443, 2; es ist an sime iii>e ai min vreude gelegen
ib. 996, 4; di wot gelegen ringr sin grbeiss edwem tmd »wA «t» 7e6«M ib. 1008, 4; voMtr
einetn oder uns beiden ist <ffl- i/ciJm gar gelegen Krcc OOCO; hie mite tcas ouch itn gelegen
diu stäche und des hergen kraft Gregurius 2t>6; im was al hoher muot gelegeti Willehalm
112, 13; disin hSehvart diu ist gelegen Tristan 7084; stcie sin prls wäre gelegen Wigafois
292, 8; nf den str(uen und üf den teego' '<'<is diu tcagencart gelegen Helmbrecht 1920;
ir innsrii mi'J ir sfiri>,r)cn tcas vil schiert rl,) iiiiiitu Koinini, Tm]. nxiflhli h<ych'
gemüdc, tcte bislu gelegen MS Ii II 71*; die kalten rifeii sint gelegen ib. SO*; im tst das
dttppem noch nit geUgen Ifone, Schauspiele II, 822, 3411; mir «e» gans mein red gelegen
Toi/, 7.-vhr. f. d. Altert. 8, 513, 97; noch in» 16. Jahrb.: der stolz uar in gelegen schoft
Lilieocron, Utst. Volksl. 5ää, 47. In dem Sinne «aich absicbtUcb niederlegen* scheint ge-
Ugen im Mbd. selten ta sein, w&brend in den oberd. Mundarten Hegen noch jetzt diesen Sinn
haben kann, doch vgl. da £fi£as der degeu an sin {siiiem M ) bedde tcas gefegtn tlneide 12706.
Aber auch das Ei;ii]rint;eii von sfin nn iVn- Stelle von haben beginnt si hnn -n-hr früh, tinrl <:nrf
überwiegt in Oberdeutsc bland schon seit dem 12. Jahrb., vgL das ich ic mit tr geredete oder
nähe U fft gelegen Meinloh MF 15, 8; oh /riiimll» mer ht im geUgeu, ket er mvme gt'
pflegen, dae ic<ere im senjle titide guot Parzival (»28, 5 (in diesen beiden Heimspielen Hesse
sich gelegen allenfalls noch perfektiv fu.s.'sen): mit JcOeheKvetrteem vellc tcas er ü/ einer hacke-
hane dU naht,, gelegen Wolfram Wh. 201, 25; *i waren die vurt (wiihrend des Zuges)
alsS geUgen ib. 238, 23; d'd g^mnden was der degm wid eine ictle tcas gelegen dnrdt reme»
und einen iddf getett d6 entwsdtte er Wigalois 215, 7. Volkndi herrscht spiter Witt bei
174
obt r l. uT.clien Schriftstellern. Beispiele bei Kehrein S. 36. Saodera II D. Wb. VI 1000*,
\ Wunderlich S. 212. Auch bei (Joethe kommt sein vor, v^;l. die französischen
Friuitm waren da lauge im Quartier yekyen (s. D. Wb.). Es drängt >.ich mitunter auch bei
SchrifUtollern «in, in deren Heim«!: «s nicbt abljeh ist, Tgl. tUe wv/äsU» tUdtt, so fwr md
für S'^sforrf (}flffitv sind .1. -. fil, 4; das er ^rJinn vier läge im ijraJie gelegen war Joh. 1 1. 17;
«fo sie nnl zerstreutem llnar Tay und 2iacht gt legeu Mwtr ätulberg I, 25ti (iui Balladenstil);
*eem ihr nidU Loma Armand im Sitme gelegen wäre Qnixkow naeh SwiidctB (ffinfluM
muca Aufenthalb ill Sekwaben?).
('nt<»r den Zusammensetzungen bildet erliegen das Perf. selbstverständlich mit sein:
ich wäre dieser Wonne nicht erlegen K!o|xstock M. 14, ;H8, häutig er ist seinen Wundcttt
de» Atufrengunge» erlegen; mhd. Beispiele b«i Lexer. Ausnahme: liiemaU iutbeH iMefc
meiner Vnsterf,iiil>J:eit Kniffe (l-ti'hfm, die Jchomh mir gtih, erlegen Kiopstock M. 1:^29.
Deägleicbeu im Mhd. iatraiusitives betigeti » .liegen bieibeu*, vgl. uttde ist alsö under
wegen M mtMm rafar bekgett Iweia 6046; der$t dd htiegen oM vil WillebBlm 256, 2;
silier dritte tAstnt tcas dä löt tcol diu ticei teil belegen ib. 27, 21; sint mine mdge tot ie>
legtn ib. .'1, den hirrtn und nitige tc<irn helegm tot ib. 10(i, Ti; die dd löt tcärn belegen
ib. 107, 4 j ir man der wäre bcleytn töt ib. 115, IS; im waren ncvitucc (üseiU töt uji sin
ehtet rMte aldä üieiejim ib. 258, 10. Hbd. entligen b ,dch weglegen*, TgL di ti wtfren
entlegen Pa-i-sional 1H.71. Aiirli Vici i/ ^ r? m )■ -oll{»> niiin a'i^s( hücsslich sein erwarten,
doch tiudet sich haben nicht selten, vgl. so hat dtnu auch Jenes yrosse Genie . . der khitt-
«fmitMcA«» Deidmugtart mierlegen Tbfimmel 6, 153; htwt du niekt dem Sekmrt deweg
Gegners im Kam}>f untefiegcnP ü, Kleist, Zweikampf; hast du dem Grafen nicht unterlegen-'
\h.: sie hat xtnlerlegin, um sich aus der Asche wiedcrsugehiiren Miindt (nach .Sanders). Zu
dem nicbt ssclteu iu gleichem Sinne gebrauckleu ünterlicge»: ohne je . . ihren Forderungen
untergetegen tu ludten ThBmmel 2, 5. Auch Adelung fUbrt mteriiegen ab «d Verb, aaf»
das im P' rf nnr An', k huf. Anders zu beurteilen i t das von Wunderlich aus Bismarks
EriuneruDgen angeführte Bei^.piel: ftei den rein ^reu&siseheu Civd-Diplomaten, tcelcJte der
Wirkung milUärueker Dttcifdin garmeht oder mMwrelehend unterlegen hatten. Bier ist
Wkn^egtH wie sonst unterstehen durativ gebraucht, folglich hatten ganx in der Ordnung,
eben.so wie in dem von SiiiitlfT'« aus Karmarsch angeführten Hcivpii'lH ofi dir' J/fsf/n Anfeile
W'tin auci* der Gährung unterlegen Jiabeu. Wenn es dagegen iiei btunipf Sauders) h«is$t
da er knner andern cb^keit mteriegeH wäre, ao ist daa ^rt. adjektiTitefa gebnuebt. Aebn-
lich wie mit unterliegen verbiilt eti sich mit obliegen in ilim ji tzt veralteten Sinne »die
Oberhand bekommen''. Dm Untprtingliclie ist die Umschreibung mit «ein, vgl. so was der
«d&e kSene degen vU ttarkeu riaett obgelegen Konrad, Troj. 4)874 und ebeoBO aonet im Mbd.
Aach später: dn hast . . gekempfet, vnd bist obgelegen 1 Mos. :{2, 28; da$0 die SoTOCeneH
uns Christen immer sind obgelegen Luther (Sanders); tcie sie schier <fhi),irgtu waren Kroiis-
perger; der l'abst . . ist also den fürsien und hcrrn . . obyeleyeu Aventin: das£ teh ihinn
Wider^and getha» md obgelegen hin Schweinicben. Dagegen: wir hatten den SgrahutaMru
im Gefecht die inehr>.<f- 7.i il ofitj' '■ ■'/en ileilmann, Thucydides. Nach Adelnn,; h.it obliegen
=~ «aiegen* sein, im lJocbdeut«cbca aucb haben. Zu eiaem »ODst nicht iiacbwci^barea in-
tranaitiveB ^erliegen gehSrt Am adjektivische Uberlegen.
Den .sonstigen Zasammensety.ungen liegt der durative Sinu zu Grunde, und sie bilden
daher daa Perf. unprOoglich nur mit AoieM» später im Oberdantscbeu mit sein, vgl. wdiegent
175
anlf.» aif>I>> beil., obl. in dem Sinne .sich womit abgeben' oder ,bU PBidll» Hlkommen*,
unter}. = .unter etwas liegen*, vorl. Beispiele für oberdeutsche Verwendung von s^in: hin
ich biliend ihm angelegen, mich . . tu entlassen Rückert (nach Sanders); er war . . den
«fiidiM o(9eI^9«n Kirchhof, Wendunnrat; mfl um dtAti, tetu «nw a» ihm objfdege» $»
Ayrer; als wäre ihr obgeletjeu, eituugesteheti Finck (nach Sanders).
Sitten, Wie in den übrigen germanischen Dialekten (rgl. geselen heefdon Beowulf
2104) wird auch im Hochdeutschen siteeti in dem jetzigen schriftsprachlichen äiune mit
haben verbunden, vgl. «■ kä» iA «sKm gmettm U äeehäatm man Pitnnv»! 438, 20;
ich hän für tnr hie gesezeev mnvfr j*ir \h. Fffi^J. 20, Dagegen bedeutet fjrsr^jien .lin zu-
nächst «sitzen*, vgl. dat du dar gcseezen List ad dexieram patris Notker, Ps. 8, 2; swat
rUitr dö fuetMen was» Uber al de» ptäat Pm. 286, 28; «in> MA« er ttu H geaettm Gre-
gariu 1325 (uneclili i Ivn-Lbub); mä itt gesessen eur rechten auf dem .stuhl goltcs Khräer
12,2; M noch jetzt oberd., Belege aus Schriftstellern bei Sanders II, 1110*. Daraus ab-
geleitet itt die Bedeutung .angesessen sein", .seinen Wohnsitz haben*, vgl. ee was ein
kätugimie gesemKn über si Nib. 323, 1. Viele Beispiele im mhd. Wb. IP 380* md bei
Lex<T mit<>r fir.tt's-zrn. Die-e Ven\ e-ni^un^ i=t auch schon ahd. (ß. (Jraff VI, 287) un'l alH.
(s. Wad8tein.s (Jloüsar). Sie erstreckt sich in's Nbd., vgl. die ZusemmeDsetzungen erbgesessen^
hofy., hausg., d«rfg. etc. hei fhuideis II, 1110*. Allgemein ist OHgetefteM, seltener einge-
sessen. Im Mhd. bedeutet gesessen ein auch .benachbiirt .^jin', vgl. diti die im gescszen
sinf Lanzolet .S877; weitere Belege im Mhd. Wb. II*" 330'' und bei Lexer. Au* der Grund-
bedeutung enti^pringt die Perfektumschreibung = «sich gewtzi haben*, vgl. dd hies si in
Sitten an. und dd er was gesessen Iwein 1217; der küttic teas geeesten und PrÜnhüt diu
meil Nib f»72, 1; si tvären niht gesessen vol Krone 2.30:J4; rlrr mrir ist vf rhi griiettrs sut
yesetseu Neidhard 24, 2i; ein guotet roa . . dar Af uww schiere geseezcii Heime Alphart 3;
ibnlicb ib. 38, 3. 448, 9. 191, 1. Denn sehlieaet sieh der attribotiTe Oehraueh bei Weither
115, 29 mis icolde ich dar gesessen. Endlieh eher kann gesessen Hn auch Perf. /.u ge-
sitsen ~ .sitzen bleiben' seirs, vt'!. sif ftnsrr leimr sine sach, oder swtc xir des vcrgüscn,
dat wir stille gesdseii {säten Lachm. nach Ada), du müht ouch ir gesessen sin Iwein 135.
Da» in diesem Sinne dae Verb. perfektiT ist, ergiebt sich eehon aee der Znaanmensefaning
mit <yc-, vgl. z. B. dir zic'ne iiurlichr i/nnun [jca'izrn Jn'iinr hi-irlr, crh'ivf rrsrhrnr von leiile
Iweret umbe das, wan im dä vor nie gesät kein ritter mit der würheit, der im sc rosse
enderreit Lanaelet 4483; andere Beispiele Mhd. Wb. II* 386* 17; Wiessoer, Beiträge 26, 437.8.
Also eiBA Uare Beslitigaag denen, was oboi onter Ikihen geaassert ist
Dns Uni'^icbirreifpn rlpr rni«rhre!l>.iiiL; mit .'^''i" auf Ko.^tcn von hnbeti beginnt iiii^bt so
früh wie bei Hegau Das älteste Beispiel, dos ich gefunden habe, ist merkwürdigerwebe md.:
dt si und ir man entaamt gesetsen wären an der i ein gans jdr Passional K. 460, 31.
Seit dem 15. Jahrb. wird sein häufig. Beispiele au» den Bibelübersetzungen bei Kehrein
S. SG, ans Senders Chronik bei Wunderlich S. 212. Auch Lu. hat sein neben haben: wer
sich seist, da er gesessen ist (neuere Ausgg. hat) 3 Mos. 15, ß; bin ich doch teglich gtstsseit
heg eudt Hatlh. 26, 65; etn fiälent auf udekem nie jSrern mensA gesessen isl (neaere Auegg.
hat) Marc. 11, '2. Audi Opitz schreibt da,<is ich Plate für und für hin gcscssm iif"-r dir
(wohl Kinttuivs seines Aufenthaltes in S&ddeutschland). Beispiele aus Gee»ner, Wieland,
(Soethe, Hebel, BSroe, Mwssner bei Inders II, 1110* unter c« aneb eine ans Cleudiita.
Abb. d. I. a d. k. Ak. d. Wjm. XXII. IW. I. Ablb. 21
176
Der Fn!l. »Inss umgekehrt haben an fli'* Stnüp von sei« petreten iit. jSndel cicll ID dcT
Livläud. lieiaicbrüii. 28G2: als er keete uiigeifiirl tif dat phert ge$€*ten.
Ünter den ZiMuniiieiiaetxa]if(Bn werden aaeh in der Schriftepncbe perfektiv g<>brattehi
abtUttn, aufs. (v^I. auch einem aufgesessen sein), «seltener rin--if-en. Sel)>»tverslSndlic]i hat
dann das Perf. sein. Im Mhd. kommt dazu intransitives bcsilzeft, welches wie gesUaen
B ,sitzt;u bleibeu* gebraucht wird, vgl. cm dorfU sUi bescetcn tiilU üfem ors uldä er sas
Pars. 74, 16; dm heidm woi gar leide, da* der irieten wie haeeeen Koloeiaer Kod. 8. 304*
•199. Durauü abgeleitet i.st der Sinn .zur r'nlhütijiikeit, L'nj ni luktivität kommen*, vgl. diu
erde wo» 8Ö harte bcsensm (gab keinen Ertrag mehr) Kaiaerchrua. 10642; ir Sit jfor be-
MKfen twer käntte Krone 2138. Lutlier bntncht heeeteen as tntgeeessen: einen toffet^Her,
der nirgend besessen ist Sirach 37, 14.
stehe». Mild. BeiNpiele fiir 1 ■|n«r'hreibung mit haben dem Jef/.igi-n norddeutsclun Ge-
brauche geniiLiä: diu tür diu vil seilen het gestandcR mi-crsyart ]ütM:V\\ii i^iiX ; uh hün da
bt gestanden und gesesMen Elebmar von Zweier 60, 7; die aUe haben nätk gr&ttn iren ge-
s'aiidni Pontuü und Sidonia (md. l.'>. Jahrh.). Mit seii> \i'v\>\\\\'\r-r\ bezeichnet du> I'.irt.
auch hier zunäclut einen noch bestehendeo Zustand: gestunden sin ist ahto a .stehen',
vg\. doM beUe vuor von stner etat, das i was gestanden Parz. 5S7, S. Als Ferfektoauckrei-
bung im Mfad. geetandeit ein in vt rM liiedeneu Bed^utuugsscliHttierimgeu. Es bezeichnet eine
Ortsveränderung und kann dann durch trelat fii iT-i'f/f u.rJiiii: niil der nKircijrävinne ge-
standen an die sinne was eil niauic schucniit meil Kiif^e L. llOö; Rcnneuart der starke
man was wd ins euren nest ersogen . . «nd gestanden iif de» dütten ast Willehalm 189, 20;
ob innen anJ rs n^rc wider sie i/estanden Krone 3537; ;in icus diu hiinet/in zeinem renster
gestanden Kruue 10183; si uiärm von den rossen gestanden üf dm sant Kudrun 1d7-1, 1;
her Hagene tsas getttmden nider 4f den sant ib. 150, 8; si wäre» atlenthotben au das siat
gestiin ib. 861, 1. In diesem Sinne ist es noch oberd. (vgl. die Beispiele bei Sauden II 1192*
unter 3), »iellistverstäiidlicb mit sein im Perf. Ks bezeichnet den Ufbergang uns siNender
oder liegender Stellung in ölebende: si wären vüh den bitten al geliehe geslun Mib. 1 7^9,4;
uneigentiicb »»eime du von den sunden bist gestanden QrieBhaben Pred. 2, 6. Ea bezetebBefe
i\m Zuruhekommen aus einer Beweguni,': den hüentn uh/andeii diu ors wirctt gestanden
i'arz. 70(i, 6; i^ä dri miiie mit ir kraft under tetem gestandest, stoischen sinen handen truog
ers ab ein kOasettn Wlllehalni 188. 13. Im Obeid. dringt aber <in auch schon frOb an die
Stelle von hän. Zwar nicht hierher zu reebnen werden die Fälle sein, in denen der .Sinn
= ,bei--i-^l'.i ii ' )>t : (hn^ihi r mit ({»■)> ^liicn tfcrrc mir tif-fffifififri mit uilliyfn handen Kluge
4Ü9; das si mit krajt Iroiaren gestunden gerne ua-nn Konrad, Troj, 3G730; denn hier
liegt niebt die Bedeotung «bei einem eteben', aondeni .atu einem traten* m Grunde, wie
sich schon daraus ergiebt, dass das Präs. dazu gcstäii, nicht s((Ui lautet. Doch vgl. Stellen
wie froun Vamiüen sarc war drüfe woi gestanden l'ar%. Oää, 9; hh was sie vrouwen eine
gestanden M einem steine Krone 11102; nu ist er gar manie ett in dem jämer gestanden
ib. 19302; also ist es her gestunden \\>. >-8; lewre es au in i/atunden il . ':'>\'2: iLw dne
dach sö manitjen tue gtafftnihn ist Bruder NVernher (Bartsch, Ld. 41, 11). .\us der ( eber-
ganggzeit, zum Nhd.; hcrtzvg Eraist ton Lunenburg und der lundigraff von Messen sind $iü
tm ehor geHanden Sender (nach Wnnderlich); <m grosser gefar bin ich gestanden Tewer>
<lank 48, 70; dazu die Beispiele bei Kehrein S. 37. .\uch Luther ist sein nicht fmuil tje-
blieben, vgl. wie ich für dir gestanden bin Jer. 16, 20; und &[Nit«r noch liadet es sich auch
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b«i Schriftstellern, die im übrigen nicht oder wenigt^tens nicht ausschliesslich unter der
Herrschaft srii!iu>iit.sclnii'. Spr;iplis»Rbrauchs «-tflicn, vgl. dns^ hier l*eh',<hti<! . . ,i<sf<niJ-'n spi,
meinen ftikJte Opitz (D. Wb.J; tmn uar mit ihm., in gutem Venu Innen ytutamkn Üoeth©
85, 47, 5; «mn» . . m^tiren im dem Wah» gtskmim teärm Le. 12, 25, 23. Dasu Tfl. den
■djfliiivisf hen Ooliraucli : rZ» * nelM-n den Fii/urrn ifcstandenen (inlicids Goethe. Briefe 21, 421,24.
Vüo deo intranäitiTen ZosammengetEungcn kommen einige wohl ausschlietslich in im-
perfektiver Verwendniig Tor: hee»', dtüun-y enti/i^fm-, ntuh', vor-, uider-, jntrüdluUJiat, ffhet'
fitflim, utUerstihm, nilid. nnssist'in. Auch bei diesen steht natürlich der norddeotseheo Uffl-
schreibuntf mit Ji<ih,ii ilie siiJdeut-che mif --lip urepennijHr. Hiisjiii lf für die l(>tzt<-re: nyi
yrosses Glück, daa nur noch hetoryestnndm uurc \V ieland (^an(ier>iJ; wie St. l'eter df'r vor-
geskmäm isf Taehudt (Kebrein), so er «eim gdü tetA teer vorgaianim Fiachart (ib.); •»»
viulde aus nieimn wi(hr.'it(tndrn sin Züricher Jahrb. 9 (Mhd. \Vb.). der nnfichtmuj hisf
du teiderstanden Geiler (Kehrein), «o sind die Gricckcn dem heiligen Vater . . alUät taffer-
Ueh idderstandm Fieehmi (Ssnden). Andere nnd »osRcfaKenlicb perfektit ond bilden dnher
von jeher das Perf. mit sdn: entsiclmi, iaiif-jersfcJirn (ars//int(iu, as/fUiUin schon ahd. und aa.),
lirtterstihm (= .imtprtreten*). Mlid. (auch anhd., und jetzt noch niundarf üeh) ist rristiin
~ ,zum Stehen kommen*, vgl. min üder brast . . diu tJit kiime ieiuu tetstundrn Tristan 15221;
an dm da» maalrmm e Jtit Ui tentandtn Anneiboch (Mfad. Wb.), Femer ~ .diireh va
langes Stehn verfallen*, vgl. inner in der hellt- bruftt müij:rn si rrrstandm dem tiuvd sin zr
phanden Martina (nach dem Mfad. Wb., das Zitat «timmt nicht), dem sind verstanden seine
fftmd H. Saeb« (Sander»). Andere kommen perfekttT nnd imperfektiv vor, und danach be-
stimmt sich die Uni.-R-hreibung, vgl. rr ist davon ahiestainli n im Iii. / 15. dar sint sie uns
abe ijestün LudB'ier'< Krenzf. :?','72). das liier ist alyestandi'n, veraltet, der jx)stpi)tt ist gleich
vom ^erd abyciftanden Ayrer — dtr Siuld lud weit von der Wund abgestanden; er ist mm
Sitte mifyetümden, dat Vtdk tat negen ikn aafgeslandM — der Begenboge» hat auf dem
Bollen atifyf standen ; rr ist nus dem iHmst (lusgrstandin (stUld.) — die Wart», du Schulden
haben lange ausgestandat ; er ist in dm Dintst eingestanden («Udd.), er ist für ihn eingestanden
(alt SteUTerbvter, ak Bürge) — das /.HmjUin der Wage hat eifujestandm. Stidd. ist nnidr>
Uch aach hier Verallgemeinerung von sdn. Vereinzelte Au.sweichung nach der entgegeo»
gesetzten Sf-ito: suvivllch rr vruo htitr des morffrr"^ '''f nfstiin Livl. Reimchron. <JS."j9.
Besondere Erörterung verdienen anstehen, imstchen, iiudeJien, best^Jum. anstehen ut
xwdfelkM perfefctiT im Sinne von .antreten*, daber Me dnd ^um Tome angestanden; ander-
seits imperfektiv im Sinne von .passen", .geziemen", daher dn solchvs Bf nehmen hätte mir
schlecht angestanden. Wenn in dem letzteren Sinne sein verwendet wird, ao ist das wieder
die eOddeutMihe Aui^gleichung, vgl. ein Bm^htaid tCM X teän ikr he»e$»er angfstnndm
Wieland; noch andere Citate bei Sandern II 1193* 3 n. 4; allerdings auch bei Claudius
dass es rij'Xi^ii Sfrfhertretem nicht iiDii.jt-r gut atigestanden ii;'ire. ihr grosses Werk im Stillen
SU treiben. Zweifelhaft dagegen könnte man sein bei anstehen = .zaadem*, , Bedenken
tragen*. Zo Grande It^ aber bier die Bedentnng ,sum Stehen kommen", daher anch bei
norddeutschen Schriftstellern des 18. .Tahrb. l'mschreibung mit s>in. Sanders führt an: teir
sind anige Zät bei uns angestanden, tjb . . Klopstock, er iviirde ebensowenig angestanden sein,
ikn ru ermorden Eugel. Ander.'^eiU sind wir jetzt geneigt, das Verb, dnratir zu famn, und
nordd. wird daher das Perf. jetzt wohl allgemein mit haben gebildet. Sanders führt j^chon
•nc Rabener an: data äe noch angettanden habe», ikn glücMidi m tnacken. Entspreebend
178
verhilt es neb mit heisiehen, mit dem wir jetst auch duraHTen Sinn Terbtnden. Ursprüng-
lich aber liegt die Bedeutun^^ .beitreten' zu Qninde (vgl. iMispritu/rti), was sich schon daniiu
erfripbt, fJass f- nilid. fast immer l>i iji^l'hi ^^■I^^f. Perf. mit sti«; mich Ir'/f 'i'liicl;r Irr //r~
satit und tst mit hie ytstanden Ii Konrad, i'roj. il7 l45; du bist mir beygvstanden Abraham
• St. KlaxB (Kehrein); Tgl. aaeh vär man in kel(laii^ pakunätm pd Lilieneraa, Hist. Volkil.
;39, 89. Doch hat daneben viellridit ^c!lnn frühzeitig die Auffassung ,bei i^iiipiii stehen'
gegolten, uud e» crscbeiot hän schon b«i dem Teichuer (s. Mbd. Wb.): dae du mir htist bi
gaMiL Adelung giebt an bmst^en mit htAm, oberd. mit aem; Sanders gewSbnlieh mit
AafleH, veieiu/.f'lt mit sem. •- fisli-hcn ist sicher perfektiv in dem jetzt nicht mehr üblichen
Sinnp .zu Ti'il weitJeii', , wiiicrfahren*, vgl. dir sind . . rief s/ Jfs-itmer Unfall . . <t<inden
Öchaidcnreisscr (Öandera). Hieraus wird der jetzige Siun »gebühren* eutstaudeu sein, in dem
man ee nordd. mit h^Stm ▼•rbiodet, vgl. Mnkmmm,
Intransitives bcstün bedeutet im Mhd. , Stand halten*, .bleiben*. Dass es in diesem
äiane perfektiv gefiunt wird, Icaan nach dem, was bei biaben bemerkt is^t, nicht Wunder
nebmen. Vgl. sA w^ere er in dem paradise iestan Geoeaia Diemer 15, 21 : bi im wart Krim-
henddlv; btstän Nib. 1066, :i : dth incr hoverdse lin icA 9elten lundtr in iestim ib. 1726, 4;
oflf.s Mf???'--' v (//> hin ifh '■'.nr bfstiin \h. 22<»0, 4; von d'H in inis li^tfayih'n zen JTfye-
lif^'n mann; rirlier trei.-it Kudrun 1U70, 4; ican dm titntkap£e, si K/mm t<jl dä bestdn
Nib. 431, 4; dÜe äni mit in betlanden tot in Juunisi^ten lanäm Klage 1826: in teitre nikt he-
statidf-n an vilic Genesis Dieiii. 103, dir schilt d<\ ttiht Ijcitandm icas (an seiner Jrtelle
geblieben) Parse. 603, 18; vaim diu houbt am buche beniaudm Teichner d; der tröst tcas in
vU verre een Mttnen blanden Khmfe 1412; in dem hereen din ist der ffäouhe lukf hesfän
Paaaional K. 106, 77; irand er mit irm tms hentan ih, 02{>, •>!>. Dazu vgl. den adjektivischen
Gel>m!h Ii in bestanden sin cinr,-; dimjc^ »etwAi viTwirkt haben*. Die ji f/t in N'i^i (UimiLm Ii-
land üi)iicbe Uuischreibung mit lud^t, eine Folge der veränderten Auttassuiig, i«t eri>t all-
mlhKeh in den teraebiedenen VerwendungiweiBen durebgedruDgen. Vgl. eine anaAiiUeke
Stadt, die sich auch nol hat K'inigen uidersdzm, auch nider sie lanije bestanden ist Mich-
r&lius {D. Wb.); bestanden ist das reich nieht durch eiyne kraft Luther (Sanders) — die
frSker emeähnte GettUtAaß fear noch immer bestanden Goethe (D. Wb.), wozu die bei Goethe
nicht seltene aliiibatiTa Verwendung an vergleichen i«:t, z. U. das lamie Itestandme gute
Vi-rlflUiiU l'.r», 112, 3. ttti^err-s immer ifut hejitandefx )i ]~ il<ii/).r'.<f s Brisf.- IT.. 1. 17. su(i-t-;in-
tiviert alles bisher JJestnndene 3t), 332, lü — in ireiehem teon vnä abcri/lauben si dann Im^
standen »an bis» anno MCCCCLXX Frank, Weltboch 120*; dene^ff« . . ist nitAt bestanden
in der icarhdt Job. 8, 44 — sie lear auf der h'emrprube bestanden Stilling (Sanders); dieses
Mädchen ist sehr wold bestanden Goetiie (D. Wb.); alle jene., iiachuolter . . sind srhteehL
ytnwj iiquTi die verfängliche Bereds/imkcil seines Kummers bestanden Schiller (D.Wb.); vgl.
weitere Citate bei Sanders II 1194* unter 10 — dass deiner Jleisrn /'U auf nichts Itesianden
sei als bloss (Uif lj(>IJ:rif Oyni/. '1). Wh.) ■-• vir cff hhi Irl. darnuf bestanden Lf^'^iiiL,' (i). Wb.);
wmn die Wetbcr darauf bestanden learen Wieland (D. Wb.); er ahr sei daruu) bestanden
Ooetbe 43, 7«, 17; aneb Adelung giebt an «r dUtrrn«/* beskmdm — der atien Jßrdt-Vaier
Bercdsawhi! svZr darin besianden Bödiker-Friäch, Grnndaitaa (1729), 8. 310. Daoebeo
findet sich über bestanden lutbcn auch schon bei Goe.
Yoo kleben wird jetzt in der Schriftsprache das Perf. mit haben gebildet, doch im
Obetd. mit sein. Dia ümehe diewr Abweichuag irt wieder, dan das Wort wrspHlnglich
179
nicht nur das Andauern, sondern auch das Eintreten des Zustandes bezeichnen konnte. Das
beweisen •in I), \Vb. V, lf>4^> i2nt<»r II f. iingpführt«>n Stellen für n» mit di -n An . neben
Utibcn. Deutlich üt weuigstens die auü Logau: Vaivus, der gatts lutJU om KvjtJ>', mini »uin
leerd am BiHk noät i/«fen (an den Galgen kommen). Aach Bildebnnd bemerkt im D. Wb.:
Jdthen ist hanrv und htcresare' , fügt aber hinzu »beides oft schwer trennbar*. Den Ein-
tritt des Zustandes zu bezeichnen, soweit er unwillkürlich war, stand der älteren Sprache
die Zitäanimen.setzung bfklebm mr Verfügung, womit das starke Verb, hdäeibm {t. oben) zu
»ergleichen ist. Von diesem wird das Perf. mit «ei» gebildet, vgl. <hij: im dihein ta rdtkeit
it'if ihr ti Jn if./s h>!:ItAtet l'iissioDu! K. .'iOS, 1\ \ cf>ros in tiuiinrn hnidfn lnl/<ll Ili iu 'M. 7;
»nun j/elnin mtd OtkleLd an meiner itutU Luther {D. Wb.). Dafür iüt später A-ifiM^n bktf>m
eingetreten. Jetit kann fe^SMe» noch ingnariT gebranebt werden. Gans richtig ist daher
bei Heyse (Nov. 15. 197); drr w» herabg^faUrn, dir nrnu Hede nlur droht n fiMtf ilffit.
Indem das einfache Wort später nur durativ gefas^t wurde, blieb nur die Uoiscbreibung
mit hohen fibrig, die schon im Mbd. nachzuweisen ist, vgl. ich hete fUr vasfe euo (ft^abet
Ava (Diemer) 2G3, 8. Die oberdeutiwhe Umschreibung mit wird uns der älteren in>
gressiven Verwendün^r ribzaleiten sein. Möglick iat abert datt aueh die |ia8nve VerwendoDg
des transitiven kliiien mitgewirkt hat.
Im Hhd. etehen oebenrnnander auiffm » ,Mhirei*gen* und gfswt(tm » »veninmmen*.
Im Perf. zeigt sieb der Unterschied un den verschiedenen rm^chreibangen, vgl. z. ß. eincr-
t*'iU oic' ji't iict ich bnz iicsirirfni AValther IIB, 10, anderiseits i/cswiifin siid die naldriffd
Dietmar, MF. ^7, 32, sit diu von Uayeimtm . . dir ictridc alsm yeswigen ist Tristan 4770;
viele weitere Beispiele im Mbd. Wb.« lekoD bei Notker (Ps. 118« 15) vngetKägiil fkm ich am
dinen ife/fif'P. Im Nlul. i-t äv^ iüfbnnfivc VervrrTifliinc;' initr>rppLra!i;;»>i'., ntif ifir lirruht rlpr
adjektivische Gebrauch von ncrscliicityen, den man nicht zu transitivem r'rsi/tnriyrn stellen
derf. Ebenao verhielt neh das synonyme, frObzeitig nntergegangme dagm zu gedagm, vgl.
du »lö/dtst uol f/edfi;/cf hnn, und tr « r/ dir •'re i'np Nib. 71>2, 2 — tär sit ir <dlr idsvs ge-
doijd Konnid, Troj. li^l^u. Daxu Vgl. das adjektivische unverdagd »nicht schweigsam* bei
ilartmann, Greg. 1427.
Bei platten ist nnpraogUeb je oaeb der Verweadong halmt nnd sfin mSglich. Adelang
giebt an: «>• hnf rirpJafrf, wpiin ^IcU um fl'jn Laut (h-^ l'liil/rns luinviclf : alier dir lUfisr
ist geltet, er ist lüuiiq^at^t. Allgemein üblich ist vou diesen Verwendungsweisen jetzt
eigentlieb nor die JRtne ist gejßaizt etc., wobei «m» aelbatvaratindlieb i«t Schon im Mbd.
fibiich ist die letzte von Adelung angegebene GehranebswMi't vgl. und sinf die wo^e lukt
in fjt'plaiztt Hadamar .'»14; umh die snciir iiax er iihrr in yejiaü Malagis 71».
Als Verba, die bald imperfektiv, bald perfektiv gebraucht werden künueu, &ind die
meisten ans A^idttiven abgeleileieii la betrachten. B« der Mdimbl kann ich noch die
Umschreibung mit haben n«'I>en »ler mi* -f"'» rnc}nvfi'--pn, wolsci fin rntpr«rhip'l nicht immer
klar hervortritt, weil ffir die subjektive Auffassung ein ziemlicher Spielraum bleibt. Doch
zeigt «ich die Neigung zur Verallgemeinerong des letzteren, was aneb dadurch begrUndet
ist, «la-a dem Perf. die imperfektive Verwendung weniger gemlas ist als dem Präs. oder
Iniperf. — alte(r)n. Am dem Mhd. kann ich nur einen Beleg für sein beibringen, bei
dem es «ich deutlich um eiu Resultat handelt: sü uidcrjunge ich stnt^ ich gullel Un in icidin
jüren Singenberg (Sdiw. Iii.) 16, 6. Dagegen verbmgi Adalaag fBr altm, aUern, ältdn
wblechtluii haben. Du D.Wb. giabt riebtiger tm «r hat (ist) früh gealtert, Bei^iele fOx
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keAm: ao sehr höht ihr yeaUd, waagdmt um nft» Jahre J. Ckittbdf (8«Bd«n); oueA dw»?
frisdien rmidMckujcn Kindt^r liatiat ffenlUrt Goethe (ib.)j /iß« Sehenschlaffr] hatt4m nur um
eine einziffr yachl i/calfni Musäus (ib.); mat; wohl vor der Zeit (jealtcrt hnlnm Schiller,
M. Stuart 2, ea schien, als hütUn sdhsi dir Uäuser ijmUirt Heine (Sanders); dtxs dunkd-
hraum Atu/e sehäMt hum ffeaUert Jv hcbat Auerbach, Dorff^esch. 3, 134; Uir habt gedlteri
Tieck (Siinrfcr«t. ^fif •.■nw; win Vftfrr i.s-f nhhf i/ailtert SiMiillfi', Pirc. f Erihihinn 1 ; K/rrnÜna
tcHt in diesen mmgm Monaten um Ja/trc geall'-ri ötahr (tSanders); ilu tust nicht »tt d<r
Zat geaU«rt nodt ergrtnä Rtiefcert (ib.) ete. NatBrIieh heimt et Ut veraltet (frUher «mh
endttt). — hltichcii muh Adelung mit ludten. Erdniunn: das Haar luit tfMrieht. Vyl.
ein schtratzir Muur, der über trieder ff^ldcket hat Felix Weisse (Sanders). Natürlich ab-,
er-, i^rbleichcn mit sein. — dürre». Kehreiii zidert aus der vieiten Bibel: der achnitt der
erd hat gedarret; mi» krafft hat gedorret alb der «afttrb. Adelang qod Sauden geben tön
an. man wirr] jt't/t Hli(»r ^chw.-^rlicl» sai^cn ist (jrdinTi, '^i-wA^'m nur ist verd'^rrt. - fnidru
mit iMbeu: der li^ndner hd gifidt vierte Bibel, Jer. 13, 7. Adelung verlangt sein, Sanders
dagegen hohe», doch, wo der bewirkte Zustand atugedrOekt werden eoll, ah Bei.
apiet ana Goethe an^effilirf wird: Sehindeln, die durdi die Jahre&trit gan; srhirarM gi^uH
lind ternuMtst sind; hierbei komtut da.s prädikative Adj. in Betracht, s. oben S. 172. Natür-
lich ter-, nn-, abfaulen mit sein, vgl. &chou luhd.: die vinger manegcm itürcn gevnlct abe
Liechtenatein HS«;. 7. — heilem nacb Sauden nrit sej» and Aa6a*. FOr letsteret bildet er
diis Beispiel: die Wunde halle schon efuas geheilt, aJ>er du hf'<f 'hn Schorf teieder abgdtratct.
NatQrliob ter-, an-, suheUeH mit sein. — nahen mit haUn: min lebe» hat genutet der tielle
vierte Bibel, Fa. 88, 4. Sandel« giebt mit an, and ich Itabe ana der neueren Zeit keine
alfweichenden ßelepe jiefiindon. ri'ifen. Steinbacli: ieh habe geriifel. Adelung, der im
Lehrji;^ bände nur haltni anj^iobt. schwankt im Wörterbnnhf nnd l>(>/:f»irbnel haben nur als
im HüchUeutscIipn ani gewühnliehsten. Das Ü. Wb. fölirt aus Birken an: ein ühre luit ge-
reiffet. Man wird auch jetst nocb aagen können die TratAem hetben mAm jdemlka ger^i,
dagegi?n nur situ! ■■■■J!i<j rrrriff. \'£ji. da-s adjfktivis. i/en-iß. .Auffallend: die Kirschenlinsl
, ., tmnH errafii hat Auerbach (Sanderü). — Für trocknen geben Adelaog und banden
nur »ein an. Han wird aber sagen: eSe WSsehe hai gut getredmd.
Aehnlich verhält es sich mit einigen aus ;?nbst«ntiven ab>;eleilet«n Verben, arten.
Im Mhd. gewöhnlich mit stin: da: du mich im gcardit bist Herbort 12789; if"- s Wf ir
eun tnir geartet ist Tri.stan Ü936. Dazu das adjektivische geartet, das auch schon mitd. ist.
Dagegen «fii* (bei addUdiert geartet Adi . . «n» dem eddn ataume Hartina 205, 34. Adelung
meint, arten =chpinp hnhm zu erfordern: er hilft sirh rlarin mit i!cr Annahme, das-i er tat
SO geartet von einem veralteten Transitivo komme. Selbstvcrstündlicli käiiuen ab-, aus-, ent-
üTten (veraltet verarte») our eein haben. Fnr »athetrim giebt Adelung sein, »nch heAe» an.
< — rosten hat nach Adelung habe», bei vielen auch sein. Ebenso giebt Sanders haben und
>'7M an. I'di h wird man jetzt wohl sagen das Elsen hat gerostet, aber 14 verrostet, nur mit
»'Hiera prädikativen Adj. gerostet. Vgl. die von Sander» angeführten adjektivischen grün gerostet,
sdtwarg gerostef.
Andere •»irh [ilinü' Ii vi-rlmlti n ie V^erba sind die folgenden, r/fii-' v. Adelung nnd das
D. Wb. («. lic) geben nur fiuben an, aber Sanders richtig daneben der Wein ist klar ge-
goren, tat eu Essig gegoren; forner Jlötf id ungegorner Wä». Man sagt femer der Regel
gemüBS da» Bier hat aatgegorm (zu ünde); aber riehtig iat wieder aeh ja nm» tä^idi Bier
181
ist köstlicfi ausj:(/<<fJiffn Weiss« (D.W. X. 310); ebenso adjektivisch mit anderem Sinne: kein
S<:fiath-nspid, im SiU der FkaiUame aus Weindunst austftyoren VVieland (Sanden). Beispiele
für arifüren mit cettt im D. Wb. Adelung Terlanjrl natflriich wieder der Most hat trrffohrm
(s aoagiegoren). — teachst n. Adelung; und .Sanders ^ebcn nur min an, die ältere Sprache
kfnrit aber auch hnh, )), v^l. Jn li>'isf iitnfiJi^' » iilur den lu/t Sipehcr. M*H II. 3r>()''; irir
hund gewacliszm vnd zu jctiommm in tnjaidcn Geiler (Kelireiu); dinn fast .sar hatten die
miuer yeteiAsem Disteiiberg«» Bit», (ib.): «Iw Auf da» evemgditm am tälentärkttm goMuStta»,
bädr an der saJd der ^eutigm VHd an wmderijarlichrr haß Luther (Ü. VVb.); mit Weclwel:
muh als di zit von ant^ctitff hat rfctmchsin an der le»yc, sus «» gmacksin an m&ruitge diss
ordim tyjrbiscicfutittiiyt Jeroscbin 7VJ. Eü lie^t aber in der Natar der Sache, daa das Peif.
nieietens ein Kesdtat ausdruckt und daher schon im Mhd. Qberwiegend mit sein gebildet
wird, vjjl. z. B. fin i/enuuJisen flores Williram; von rirfht '•'■■firi di'- u.:ir vinemt- slammc ijr-
miäntn sint Wackernagds Leseb. 192, 10; er mis iin st> ijeicah^tn duz er »t- huve reit Nib.
2S, 1. Daher »neh häufiger adjektivinber Gebraaeb von gmahim, Di« ZanmoienMtaaRgeii
haben ii.aiirlich erst recht sein. Doch richtig ist er hat ausgewaiehstn «bai aufgeh5rt an
wachsen* gegen er ist ausifeicacfisen ,ist zu seiner völligen (Srösse gewachsen'; vgl. Ihr
Körper kann Ihren Jahren naeh nocJi nicht ausyeicadism habeti Lessing I, 3.j0, Ki. —
keimen. Adetong stellt es unter die Verb« mit haben, fQgt aber in Klammer bei ,aaeh
bey einigen so/n." Ij^iivlcis stellt riui'ti fiitr-rscliierl 7.wi«f!tp>t haf/en und s/r/; auf und bildet
die Beispiele: nachdem die Orrste ijrkdmt hat, wird sie ifedani — die (Jraser uaren eUn
ntie der Erde ßertoT'] gekamt. Thon zitiert er ans Qutskow: eah . ., dasa <lw Biälter üeh
sclion if^Ki fürhti-n . ., gedacht*: dci Frühlini/s, in dnn sie <f<Veiitit tcart», LemnK sagt I,
■J-12, 10 den unijekiiumten Samen. Natürlich auf-, ent-, erkeimen mit sein, — ftpriessen ,
sprossen. Adelung giebt für beide sein an, Sandern dagegen verlangt filr sie die gleiche
Behandlnog wi« fitr keimen. Jetzt wird in Perf. nm den einfachen Wörtern kaum gebildet,
rnf.^]frirsf;rt). n}f<;j,rfs»v verlangen natürlich srui. 'juiften. Adelung: das Wasser hat
den gati^iTt Tag gnmoltm — ctic Jurttsen sind gaiuMii; das Wasser ist aus der Erde ge-
qtuBen. Aach Sanders 'eilcennt haben neben adn an und giebt ein Beispiel «la Flehte: hat
ihr nicht auch i^iitdi m inimnfort und hit auf diesen Tag die des ur^frSn^i^en hlmts
foiigequollen. Das Wort ist übrigens mit einem Teile seiner Verwendungsweiseu unter die
Betvegungsbezeichnungen zu stelleu, s. weiter unten. - schwinden. Schmeller (Bair. Wb.
II, 687) utieit ata einem Ifimfcel von 1605: der Ämm N htAen jre Arm getd>wnndm.
DersfMie fjit'bf ancli an ' >; Jmt mir firarfi'nifnl'-tf .ioh bin ohnmärlititr ^''^vrirdpri*. S'ini-;t
aber hnde ich nor sein, auch in dem letzterwähnten Sinne schon mlid. — Auch schwdlen
wire naeh seiner Bedentuog hierher m stellen, ich habe ah«r nur Vmachreibung mit «ei»
gefanden.
Zu den Vtrben. die pine d^pppHr» Auffassung zulasgen, gehört urcprünglicb auch
tfiimun = ,ini Traum erscheinen" — ,ini Traume vorschweben*, im Mhd. enicbeint daher
des Psrf. mit <fi» oder hAn, erabma aber Uhifiger. Vgl. eiBevMiti: mir ist a& getromet
Hother 2r5f11 , inr Im ■"(: <tifrömt Grieshabers Predigten I, 98; dir ist nild letA i/ilromt ib.;
mir ist getroumct von im unsanfte Stricker, Kl. Ged. 3, 32; in ist ee suoie vm ir gote ge-
inmmet Lohengrin SOSO; dar gm m/äere im von djem Mn getrounwt Reinrnnr t. Zweter
222, 12; wir ist getmmiet ab der guotin M8H II lOH-*; mir ist grtroumet h'nde nt» ami-st-
Ikher nit, teie atlti daz gefügde in dem lande tctcrc tOt üih. 1449, 3: mir ist getrwmet
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swdre . ., wie ich in einem roten bellU f^oldf $'n fveinbard Puclis 67; mir ixt rjrfrnumrf h'mte
von dir, diu muot der ste pou Aiitne Neidhard Ifi, 28; «wie vUdir si getroumet Helmbrecbt
G10: doM e» ime getrotmettoa» Knme 12171; wti nwffo im $agen mcrv, wu im getrwmet
Kccre Tristan I3'»4fi; ob er ie riticr warf und alle sine umbevart die keter in dem mtert
als eir (Laehm. als nach A) im ifetrotimet wtrre Iwein L5r>r»8; ich wände, mmr mir i^f f!e~
Stehen, doß msre mir fjdroumet gar Konrad, Troj. 14iy.>; ist mir getroumet min lettenf
Iwein :i'i77; iii mir min leben getroumetf Waltber 124, 2; al die troume tittt «m «mM <fje
«II/ norL fjctrouniet sint Helrabrecht und haitc gar dm trovm für nrhf (hr ivn uas
(/ctroumet dort Kounui, KogeHuurd <>555. AuderseiU: e£ mocht etlichem swcer dise naht han
getrompl Lisdeisuil VI. 225, S74; taget wu tu giiromii^ Mbe ICihUUer Gtoesw 80, 32;
»wir hat getroumet michel lugent IwMD 3517. Eio deotlichGr Unterschied lässt sich nicht
melir feststellen, nur Avm Wendunffen wie ist mir mht leiten getronmit = ,ist mein Leben
nar «in Traum gewesen* keine Stelle mit haben gegenüber steht. ö]täter herrscht tiobeti,
Mhon bei Lother, vgl. 1' How 40, 8. 9. 16. 41, 15. 82.
Die \ crijtt, die eine Fortbewegung bezeichnen, bilden jetzt das Perf. fast ausschliesslich
mit sein. Ursprünglich aber haben «ie beide XJiii9elireibaD|;«n. Wurde die Bewegung nach
ihrem Verlaufe vorfjeitellt, so war haben am rUf/e; wrir le iia< Eintreten oder der Ahächlu»
der Bewegung vorfjestellt, sein. Der Unterschied ist auch schon frühzeitig von Graniiiia-
tikern l>eurhtet, wenn auch nicht immer ganz /utreftcnd formuliert. Uewühulich wird das
Vorhandensein oder Fehlen einer RiebtoDgriieetiiDinang aU au^ischlaggebend belrachtci. So
hei«t eo. schon bei B>'(!iK' r-Fi i-( h ^17•2^>) 140: .Wenn l in Wi rt /.n setzen absolute,
ohne Bewegung auf ein gewisses 74iel oder an den Ort, bo brauchet man ich habei weniut
aber bedeutet motiim ad loeum, die Bewegung an einen Ort, ao aehtet man «eft hin. Ab;
Ith halte schon mein Thed geriUtH^ ich hin nach Stettin geritten. Ich habe mein Tage viel
gereiscl, ich hin nach IJumburg gereiset.* Vgl. dazu Adelung § 430, 431, 2; .1. (irinim
S. lÜO; Erdmaun 8. lOÖ; Wunderlich S. 200 ä'. In der Tradition der Grauimatikca und
WSrIerbacber hat aieh di«e tlntanebddung 1ing«r bewahrt, alt Ün wiilclielMD Gebfaneh.
Die einzelnen Verl'ii vi'rliiilf.ei; sicli üIiriji-Ts kcinp^wpi^ ylnich. Bfi einigen ist halten früher
lind völliger zurückgetreten ah bei andern. Ks bleibt daher ein Bedürfnis, die Kniwickelaug
genauer tn Terfolgen.
fahren. Beispiele für l'ni.<ichreibung mit ktdten aus dem Altn. und Ags. bei (jrinim
S. 15H. IIochdeuULhe für fahren in eigentlichem Sinne: so sie dö gi fami habetön föne trdo
üf ceiueg unde sueinjsey unde se/is tüsent huflmtilo Notker, Marc. Citp. Ii, 35; »u hau ich
«mrt^tte gevam (micli ▼erirrt) KaiBerBbrua. 5056; er Aeffe gevam dwth diu hmt Herbort 220;
si haltru verrc genuoc grvam Livl. Ueimchron. lö*)7. DaMiit vgl. z. B. slt Fridebrant ist
hin gevarn Tarz. 25, 2; ich tea» durch wunder ut getarn Walther 102, lö; die »int gemm
vor uns dar Barlaam 34, 14. Der Regel zu widenpreeben aeheiBt Nib. 293, 4 d»rdi wes
liebe die beide her gcvarn hän, sowie die Lesart von A Nib. 401, 3 durch dich mit im ich
her gcvarn hü" Altoin, wenn hier auch eine ZidiiositTüimtin'^ daneben steht, so tritt doch
die Vorstellung von der Erreichung des Zieles zurück hinter der des Beweggrundes, worauf
der Naebdrnek liegt Allerdinga ist daa ein Fall, in dem das Spradigafabl aebwaiiben konnte,
Ti:l. i.Ül' aiKili\i,'<- f^telli' tlO, 2; durch die di/f Ihhr ^,h^ wir gevanj her. Das pntspri'rhcnde
Schwanken findet sich in Strickers Karl: sU ich verre her geoaru häu 4470 gegen er teas
183
tvrre dar gevarn .'QH. V[,'l. noch Krane 2752: iV7( hä» durch dinrc miioui' heil raren üc
der heiden her. Mit Acc. der Entreckang steht varn Apollonias 4923: ich hau duz mer
gevom und eten Mft Aec dw Inbalta Pkn. 366, 9 icÄ hän gevam tnanege vari. Merk-
würdig bei Berthold I, 23, 30: cK* müeeent alle die vari tarn, die du gevarn hast uitde
hist. Umgekehrt könnte man vielleicht ein t ■el)er!»reifen von spta fiiuU-n Xib. 49G, 1: dö
gevarti wären volle niun läge; indessen ist hier die Wahl wohl durch volle gerechtfertigt.
Nfldi AddvBg f^ebt aa: wir habe» dm gante» Tag gefahren.
Besser norli bfhauptet sich die Umschreibunp mit lialru liei der uneigentlicl'.i'tt Vcrwi^n-
dang ,ncb beDebmea", .verfahreo*. Vgl. sid si wider in bue habe gemren dorne wider
andere Notker, Boetliim II, 39; mumda tr «duoi der man pcnitetUiom, ir er be^emui
uuieo er yefaren habit ib. p8. 31, 1: die stoUen Bürgenden habent s6 gecarn Nib. 231, 3;
swie ich mit wnrten hän gevarn Iweiti 7G8r. ; uu L-hif ir so ntif mir gevam ib. 3160; er hat
nickt recht gefarm, wann er ist memetd Liiiencron, Uist. Volkal. 35, 2; ich liab mit eutk
gefahren^ we ein vater mif eemem Itind ha&M (D. Wb.); i« »ekken aadben Jtaben sie mekt
gefahren nach menschni diinhen ib.; wa ist ein wUUchrr ?:iinir/ </f7((\-[7i, der so iceltlich vnd
prechtig yhe gefarm hat Lu., An den Adel S. 4U; hast du genarret und eu iioeh geftthren
Spr. 30, 32; dcMt biAer mein herr edhwAer hat mu hart gefahren gegen eim rat Ayret
(D. Wb.); meinst du, idt wusc nicht, wie du und deine gesellen mit mir gefahren habt ib.
Vereinzelte Ausweichung: er ist un ir gefuren als ein n icht Lilit-ntrun, Hist. Volks!. 179,
208. Entsprechend wird die im Mhd. nicht itelteoe Verbindung mite varn — »mit einem
Teribbrui* behaadclt, vgl. er neheihet uns imAl mite gefaren näh umeren tmiden Notker,
Ps. 102, 10; he hat hem ovdc tnede gemren Etuiie IUI?,; ir h'tnt uns minticrUrhr leiden
mversektdt gevam mite Flore 7694. Auch nocii nhd.: warumb hat der herr diesem lande
nnd äieeem hame aXee mitgeftJirtn 2 Chnm. 7, 21; also habt ihr den tSMem Jerad mit-
g^ahren Sawraa '>7 (beide Stellen in neueren Ausf^g. (Geändert); haben mir mein petscitir-
ring gnommen und mir f/ar üh> J init'/i fuhn ii Ayrer (I). Wli."); dit Galtiir, dnini sie f'isz'
hero sehr hart mUgefahren hatieti BUnau (Ü. Wb.); wetl trh memem eignen Hohne so hart
mitgrftAren he^ Letning 4, 128, 6; er hat ihm Shd mitgefahren Adelong. Bräpiel« fitr
die Uraschreibunj^ mit sein führt da* D. Wb. schon aus Luther und Öeb. Frank an. Desgl.
daä jnogera verfahren^ vgl. was sie nicht fortbriMgen körnen, haben sie erbärmlich nieder-
gesäbelt und mit solAer mmtUfrediUAen und unmensMiehen Tyrannei verfahren Retdie-
i^chluäs von 1662 (D. Wb.); daSS idt mit deinem Knechte in Zorne hart verfahren Jiabe
Lfssiiii^ 1, 125. l'l: höffc er rrrfohrfii. wi>' si-hu Tudlcr es vrlangen ib. 9, 117, 21;
er soll mit . . Irrtümern nur darum so säuberlich verfahren haben ib. 12, 92, 31; fnaii hat
mit uRgdteuren ExecutionSH verfahren Goetbo (Staden); wiArsehMnUeh hat BSnäd damit
wie mit der Bibel verfahren Goethe, Briefw. mit Zelter 5, 353; man hat eu rasch verfahren
Schiller, Karlo« 5, 4; würdig hast du stets mit uns verfahreti ib. Wall. Tod 3, 15; sie haben
gang consequent verfuhren Kant (I). Wb.). Weitere Beispiele käs Sehlnennkelier, Alexis,
Ontskow, Kohl, Danzel bei Sanders I, 393 ''. Doch gebrauchen Lessing, Goethe, Schiller
daneben auch die Umschreibung mit sei7i, .iit; schon bei Leibnitz vorkommt. Adelung: si in.
auch häufig haben. Endlich auch mhd. missevarn *= «faltoh rerfahreu*: swer dich mit
«tele eneeg^t der hat harte misseHarin IMandal. 266, 26; Adnl si mit der rede nussemm
Kaiflerchron. 13415; sint ich so openburc missevaren hün weder den Troidn Eneide 11403;
ob ein andriu missevaren hat, daz endecket niht min missetät EmclinB 8847; der hat beide
Abb. d. I. Cl. d. k. Ak. d. \Vy^. XXII. Bd. I. Abtb. 26
184
an mannen tmrfr an inhm mlssfiaru Waltiu r 1 !. "1 ; sus hün ich, hnr \ miif-^t l am Par«.
4S8, 20; M!an ich an tu, tiurer hell, missevar» fxin Krone 17985; sü hünt ir on mir misse-
«an» Beinfrid 16405; er hät <mek misKvam Pusional K. 258, 1 ; mNin ktU i'cA mtagefam
gm (/Ott Ackermann aus ])öhmen 20. 17. Dag*>gaii bedentet tftt Nil miuevam {Wintor»
Stetten, Lieder IV', 26) »du bist in die Irre geraten".
Eine andere uneigetitliche Verwendung ixt er fültrt so — ,es ergebt ihm w". Aoch
dl«« Tcvlangt /unüchi^t haben, vgl. sone heUt ir nicht tcol gevam Iwciu 149Ö; Ar hM MWl
ffevam; er ist ein saUr mi<i'fi rli'ini Wigalois 190, 17: son hiet ich hlr inhf irr.J i/'-'-rtm
ib. 209, 34; wie hat Gahmuretes sun gevamt' ParziTsl 434, 4. Jetzt herrscht setn {ixbon
hn Wieland, Winkelinmn, Goethe).
Leber fort fahren giebt Heyne an: ,irh hin fortgefahren (im Wagen); irh habe fort-
gefahren zu schreiben; doch auch ich hin in meiner Bede fortgefahren" . Adelung schreibt
vor huhen fortgefahren mu arbeiten. Das ent'spricbt unserer Grundregel, doch ««hon Le^ising
schwankt: daas die alten Artisten immer fortgefahren hotten, den Tod nach einer genauen
AfJiHlirhl'-il mit dem Schlafe eu bilden 11. "27, 22 — dass dtr beichtende Difhtrr in diesem
Tone fortgefahren iväre 4, 270, 1 1 ; bia ich itt meinem Compliniente fortgefahren Ii, 407, 5.
SHoden achrnbi htAen vor, gieht aber ein Beispiel aus Semne mit aem: tdiade, dem man
nicJit in dem Tone fortgefahren ist.
gehn. Beii^piele fQr UmMchreihung mit haben aus dem Altii. und Aga. s. bei Qrimm
S. 1dl. Das Beispiel aus dem Heliand (."^795) so ihtu frl habdm gegavgan te ihem gardm
zeigt aaf&llenderweiHe schon ein Uel)ergreifen von haben in das (.lebiet von sein. Dagegen
sind die tnir aiv (It-tn iilti'ii'ii Mhi!. In'kiirir.t £fpw(ir Icn-'n Beispiele durchaus korrekt, vgl.
dag ich mUie viiese setzen müeee dti mhi irouice hat gegiin Uaiule MSH I, 112''; ir habet
Ummer sedir hie m dem lande gegtuigen, hiä ir nu tU geigen Oberg« 8455; ntt hät ge-
gangen mbier kUnstm ruofi i^aiM nicht ganz klar) Wizlaw .MSH III, 23*; es hat in Nif-
lande gegün im wol ee hande Livl. Reimcbron. 8085. Die B«iege stammen allerdings alle
aus ntitteldeut'^chen oder hochdeutsch schreibenden niederdeatscben Autoren. Aus epStmbd.
und altnhd. Quellen, n)ei«tens wieder, aber nicht aus.<ichliei^Hlich mitieldentseben, sind viele
Hei.spielo beigebracht bei Kehrein S 'U und in» D. \Vb. IV, 1, 2381 untor 1, 12°. einige
auch bei Wunderlich S. 20l>'. Die mei.tten derselben ätimmen gleicbfalU zu der ursprUng-
Uchen Regel, vgl. haben die alten «unf htitten brueken gangen, wir hmden atioft noch darunff
gehen T. Kötterit/. <l)ei Luther); haben wir nicJU in einerley fusstapffeH gegangen 2 Kor. 12,
18 (neuere Ausgg. eind); er hat sich nicht voralellei, itatt gangen teie sunst Luther 9, 607;
als die zwei aUeniortiehmstc nitiimer, die jemals auf erden gonge» ht^en Scbuppius; ahe
der ein$ von eMere gegangen hat unde furbag gehin sal Cod. dipl. Sax. (14. Jahrb.). Vnter
den von Kehrein angeführten Füllen siür] inohref mit einem Aee. der RrstrerWtinp, der den h
vielleicht auf die Wahl von itaben eingewirkt haben könnte, z. B. aus Geiler sie haben ge-
gangen die wege der hossiaßigkeii. Ein Uebergreifen von haben liegt vor io Stolle'a Er-
furter Chron.: die sust nicht uz deme hme hetie» gegangen. Dagegen ist haben korrekt
neben z\tr Schule gehen u. dergl. trotz der Zielbezeichnung, insofern es sich auf ein wieder-
holtes Gehen, auf ein daucrndeü Verhältni-s bezieht, vgl. schon im Renner 17861: das ich
mer und sehzieh jar ze sehnJen hon gegangem; jOagwre Beleg» im D. Wb. 2382 oben. Ent-
sprecliend ich hui 'J' mrin Mr/ gu acher gangen K;istn:ieht-spiele ;^ ! (. \ 9. Rpsntidpr^ lange
hat sich haben erhalten für die uueigeutliche Verwendung in es geht ihm tcohl^ seldcdtt etc..
18&
vgl. wie wir dmn seltm, ia» ts gmtjfM tat Luther. Wdtera Belege uus Chr. Reuter, Stilling,
Tischbein im D. Wb., wo auch antretrehen wird, diuw man noch jetzt in Sachsen und
Thüringen sage wie Imt es denn immer gegangen? Für nuch eine andere bettundere An-
wendung Kogl Adelung; det Tetdk iH (Aal) «m vi«! 9^0«^. Nodi jebst ist ier Tete&
hat geganijcn minW., /.. R. im Miij.cdn-burgischen, wo nicht wie in anderen niedeidL'iit-rluM)
Gegenden das Pert. nnt haben auch «oiui noch verwendet wird. Sanders giebt tut der Teich
hat flieht ausgegangen. — Pflr Terwendong von heAen in einer ZosammenBeteuiig Imben
wir «-inen sehr alten Beleg bei Notker (Boethius III, Cj) mit tcino einen argumeuio, fj
hi'i}fmd(t, hahit si allen finucn folhmiuien fiinpre^en hm hiru uuir in sin (jeedt kfgmgm
Pisalni 131, 7). L'u).'<obreibuog mit haben konnte man auch bei »m7-, nach-, vor- und um-
ffehen ermurten, ieli vermag dieerib» aber nieht naehsaweiaen. Nor giebt Adebng an e* Aof
in dem Hause umgegangen {= gespukt). Von Hau-i' ui:s perfektiv ist natürlifh abgehen,
aber in dem Sinne ainaogeln* gewinnt es imperfektiven Ohurakter; erklärt sieb htete
fitt nihi gegangen (Ae de» beatmt tobet Af wdtm Konrad, Truj. 6'>r)tj, wo nur D. wer hat.
£ben$o ist ergehen zunächst Kesultat^bezeichnuDg, aber in Verbindung mit Adverbien unter*
Ni-heidet es sich niclit mehr wesentlich von einfachem gehen, und so begreift es sich, das«
haben neben sein auftritt, vgl. wie hat es Euch ergangen Teuerdank 37, 52; tcie hals er-
gttHffe» H. Saehe (D. Wb.); «0 lange dir es hat ntxh demwt Wmudt ergangem Opiti (ib.).
wallen (= ahd. wallon) mit haben: hast du iht rerrc gewalkt durrh diu fremden
lantif Wolfdietrich U. 400, 3; dagegen in der Antwort (401, 3) mit «ein: »cA bin vil verre
gewaitet durch diu fremden hott. Umflehretbung mit Mtn, wo man haben erwarten sollte,
auch Bit. 254: wä gewallet were (: mmre) dirre wäre gotes degen. Mystiker I, 15-3, 10 dae
si gewaVrt uyr^ii ll•'f^f^I^et wohl ,das,s sie fort crowanriert wiiren*. Ein ^ll;U*.■^ Beispiel für
habai: settdem, sagt mir die Vkr, hob ich gum Grabe jewei Stunden nur gcwalU A. \V.
Schlegel (Sftnders).
wandeln. Für Umschreibung mit haben bringt Kehrein (S. 37) rcichliclie Beispiele
aus der .sogenannten vierten Bibelttbersetzung (doch aus dieser auch ich bgn getcandeU den
weg). Geiler, Wicel. Zahlreich sind die FKlIe bei Luther, vgl. der itoeft wie gewanddt hatte
(von einem Lahmen) Ap. 14, 8; M lange wir bei ihnen gewandelt haben 1 Sani. 25, 15;
bif't du in de» gnind des wt-rx hmnnsm und hnst in den fussstapfcn dfr firfcp (iPtcintrfrlf
Hiob 38, 16; durch allen weg, daher ihr gewandelt habt 5 Mose 1, 31; die richtig vor sich
gewanelefi hoben Je*. 57, 2; habe ich geteand^t in eiteikeit Hiob 81, 5; «me er denn vor dir
getcanddt hat in Wahrheit und gerechdgkeit 1 Kön. 3, fi; u-u Irh mr dir gewandelt habe
tu der Wahrheit .le«. ;J8, 3; rr hat gewandelt unter den menschm Krlaoger Au^. 7, 85; selbst
hatt du nirgend hin gewandelt (nach Sanders). Aus «ptterer Zeit: tWi tausend und mag
sein dreghmidert Jahren ab hat ste/x von Hand auf Hand gewandelt Assurs Stab Opitz 4,
oof?; (iott'''> Sohn hat auf Erdiii iii 'cnndt lt Arii lt. Chri'stnntumli S, *">! : ((7» htdif fnibemerht
und arm m der Weit dahingewandelt Sitiiling 1, 47; riOAS ihr im Irrtum gewandelt hättet
Fonter (Sandeie); sie haben die breite Strosse des Herkenunens neuAgewandHt Jahn (Sanders);
wo sie je gewandelt hätte Kttckert (nach Kehrein). Seit dem 18. Jahrb. aber überwiegt
wohl sein, vgl. Sandera 11, 1477^ Doob giebt noch Adelung an: ,umndeln mit Beseeicbnoog
desä Ortes seyn, ohne denselben haben*.
«andern ist ein urqirfinglich mitteldeutsches Wort, dua erst gegen Ende des 13. Jahrb.
•ufianeht. Belegs mit heAen: mr »äßen leandem als Christas hat gewandert Albr. t. Byb
23»
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186
(KsIiTeiii); fofr toftM gewanderl «h dem hausz golte$ ib.; ä«a wwemt ffetellm mit eimmder
ffewandert habeti Agricola (Kehrein); tcic Christus und S. Petrr mit einander gewandert
haben ib. (Sanders); weil du so tceit will yeteaudert haben auf deim Hauduerk Fischart,
Kebrab zum GKlckh. Schiff 709; hatte iu seine» jungen Jahren lange gewandert Wieland
(Sandm): ihr habt scko» weit am der NatMherberge gemeaaleH ^<m (Skodcn); i^MMUid.,
der auf ihm F'hl ihr Si/iion;/tni!, lun- eitüijrrvKjfsfir'n 'tnrnvdert hnt WeijTand, Wb. der Srn.
2, V. Adelung giebt die gleiche Hegel an wie für wandeln. Doch sagt schon Mftfcbesius
gegen cUflM R«g«I einen demtetiken Sorten, der gemtndert «wr.
Zu marsehieren bemerkt Adelung: ,1. Segiti mit Bezeichnnug des Ortest 2. Die
Armee hat den ganzen Tag marschiert, auch häafig seyn.* In l'eberein.stinininng damit
Sanders ,Er hat (oder ist) tüchtig marschiert, ist in ewei Tagen hierher marschiert.* Da-
gegen bei $pa»iereH ktnnl Adelung nur sein.
7j\ rJem erst liegen En'li^ f1e> 1^. Jalirli, anftr^-tenden pilgern braucht An. Grfln
(L. Kitter 15) noch haben: viel hab ich schon gepilgert. Sanders T«rl«Dgt haben und sein
S«g«l gemias,
laufen. Beispiele für haben: der hacken hün ich manegen tac geloufeii nach Hart-
nianu, MF. 210, 15; als ich mit grosser eyl gelatiffen hab tcol iusetu? nwi/l Hätzlerin II,
49, 53; das ich sterker bin, und mehr darnach gelaufai und gearbeitet habe, denn jr alle
drei Lutiur (D.Wik); der M itieM verpM^ gelat^fin^ neA vergebUeh fetuMiet habe
ib., Phü. 2, Ifi; auff dfts:- irh nicht rrrr/rblirh lieffi" oder gclaiiffm h^tfr Oal. 2. 2; irh hab
gelaufen und gerannt, dasi tchs zusammenbracht Luther (Erl. Ausg.) 64, 37; er hat mit
wm hntderti gesprungen md gelauffen Agricola, Spriehw. 236: die dSMer habea tmff der
mater hin md her gelauffen Dieteiibergers Bibel, 1 Mas. 49, 22: die fmuen haben 200 schridt
>tm ain barchat tuoch gfJmtffm, grsellen und Itnecht haben auch um ein harrl.af tuoch ge-
lauffen Sender (Wunderlich); vcer seiig in den Himmel dringt, der hat recht wohl gelaufen
8. Dach (Sandart); idt war «M fieieriger Mmm, kah itber Lmd md Sand getamtfen StiUing
4, 84; ihr habt gelaufni und ilir hnhf gcsprunfjrn Freiligralli 2, 17P. Tlap'gi ii, wo Her
AbichluRB der Bewegung ausgedruckt werden soll, steht von Aufaug au sein, vgl. z. B. für
(vorbei) was gelaufen und geriten dae her ?knival 842, 1. Noob Grimm hllt die UDter»
.Scheidung aufrecht: ,ich bin gekutfeti, aber das Pferd hat stark gdanfen*. Desgl. Sanders.
Doch ist schon Adelung weniger entschieden: ,tfir ha^irri dm garrsni Tng r/rhiuftn, auch
sind". Weiter bemerkt er: ,Wenn es sich begatten bedeutet, i)ekouiuit es aUeiuahl haben".
Famar: daet Fa$e hat gt^aafen, Dia glaiebe Tonelirift bai Sonden II, 49^ a, wobl dam
allgemeinen Gebrauch enLsprprliciul, jedoi Ii mit der richtigen Einscbranknn^' di r Topf ist
übergelaufen, das Fa^e ist ausgelaufen = ,Ieer gelaufen* im Gegensatz zu das Fuss hat
ausgelaufen ss .leckt nieht melir* (51* 3).
reiten. Mit haben der Hegel gemäss: die recken von dem Sine die habent so geriten
(im Turnier) Nih, 233, 3; irh hau vil geriten, mir ist htnt ruowe not Helmbrecht 1040;
der Wirt het selbe vil gestriten und dicke üf den Up geriten Iwein 4393; er hete ofte vil
geitriieH, thirA manhml üf de» Up geriten Wigaioia 18, 25; der htaine gerne kete geriten
unde krijhi di u Jiclt gestriten Demantin 1777: i''h hi'in vrun unde späte dar nach gi riti n
teol eehen jär Wigalois 90. 1 7 ; der hett fast geritten üf den t<m llöheuUich in dem krieg
Chrom, dwr deutacben St. 4, 64, 2{ ü» ich nidht deine «wltid darauf du geritten iaet j»
Lanier eeit Us attf dieien tag 4 Moa. 22, 30; teft von Jugend a/af nkkt aetf wUden
187
Pftrdm getiam Zachariä, Phaetoa 1, 165; so hab' ich nie gerilten Goethe 12, 22G; tcür sie
aUei» gewesen, sie halte schärfer geriUen ib., Ausg. 1. H. 10, 11; er Jmf ouf iif-rittn Tieck
(Sanders); du hast seitdem geritten md geschwärmt Freiügratb (Sau<it;rä); uls er gcntien
hatte, wie ea FBrelm ehrt Skurook (fimden). Damit vgl. man die nffebeehte Verwendong
von sein in Fällen wie aho hin ich änn geriten Wipnlni-! 70, 'i: wir wärm rjrritrn mr dise
sUU ib. 129, 7; dö der künic Sigemuni woMe sin geriten Ntb. 1017, 1 (liier stebt zwar
keine Ausgangs- oder ZielbeatiaiiDang daneben, aber es bandelt sich nm den Aafbmeh);
mit urloube er dö wolte gegen dem lande sin geriten Wigalois 110, 14. Fälle von Unsicber-
heit finden sicli sehcm im Min!., iitnl /.war solcbo, in denen im fJcfjpnsatz zu ilor späteren
Zeit hän bevorzugt wird. Ein Fall wie wand ich vriuntlkhe in ditee lant geriten hän
Kib. 2020, 4 KeUferfigl ridi wohl dadunA, da« der NMbdmdr anf «rtwitfldt« raht Ao
den folgenden Stellen i<t es iJer Rfweggrund, um den e^i sich handelt: tuid sa/icn in ilin
ntwre, war mich wir her geriten hän Nib. 1169, 4; ich sage iu, warumbc icli her geriten hän
Biterolf 8889; »6 hin i(k in dar Eamm huä durA «wwr Hebe W gerihn ib. 4204. Hase
aber unter gleichen Bedingungen andere Anlfiusnng mSgliek war zeigt Kib. 10:^, 4 (wahr-
seheirilieli vfm dem reinTiirlH iti r C*): et eitsin viht klciniii m<ere, darumhc er htr geriten
ist. Eine entscliiedeue Abweichung von der Kegel ist von der licidc yrüene soltestu ge-
riten hän Aljpbait 23, 4; fr eüet hm durch dm tan, durch de» idt her geriten hän Sacben-
wirt 24, 79. Ein fröh^piti^rp'^ Fchergreifen von sein könnte mnn timlon im Wirralois 21, 28:
ei wären geriten ewelf tage . des drUekenden morgens fruo körnen si geriten euo eitlem
wuuer. Doch liegt die Rechtfertigung hier Tielleicht darin, das» auf den AbscUutt de*
Iteitens hingewiesen wird. Adelnng bat aodl die Unterscheidung, aber Schon mit einigem
Schwankt^ii : . icir haben den gatieen Tno ffritten, bey vielen auch Styn ... es hat neek
niemand auf diesem Ffcrde gerUten; hast du nie geritten*.
trafen. Adelung: .Aaftm, aber mit Beettnunang des Ortes seym er ü< mr Thär Jttmntf
getrahet. So auch trapp'n' . Hei SamltTs finile ilIi nur 1 MfUy'u'h ftlr sr?»: nur tcäre er
nicht als Elephant mit zermeUmenden ächritien itber umt re verdorbene Erde getrabt Thümmel;
ich hin dir tu F^te nath getrabt Hebel gegen die Regel.
sehreiten. Aus dem Mhd. kenne ich nur ein Beispiel mit sein, dii.^ der Kt'^cl ^rpuuLss
ist: dO wnft dir lange tac geschriten cnwec bis uf nöne Konrad, Troj. 2f>i:i l. A<it lung giebt
nur sein an. Doch vgl. icli luitte . . schon su einem recM langai Briefe geschrtten Goethe
(Brief an Kistner).
walen. Im A^'s. mit hahen: gewadcn hrtftJc Beow. 220. Im Mhd. dh'r Keu'el ent-
sprecbeod: wan sie in kumber hat getveten Krone 11700; dagegen ich bin ee der kristallen
euch tmder etmden geweten Tristan 17117; tson dae tue ime nme geweten ein engA Georg 38».
Adelung: 1. ich bin durch den Huee gewatet. 2. wir habeti den jfunzen Tag gewatet,
Sanders zitiert aus Cbami&jo: ich hahr . . ijnvntit in Sünden bis an die Knie. Aber schon
Schiller gebraucht sein, wo nach der Kegel haben erfordert würde (2, 133, 18): Bin ick
d«A oJbakw «dke» hie o» die Ohren in TedeSnden gewatet. Heyne ritiart aus Treitscbke:
hie iil'ir ilii Kniif icnr iT im Blut gricatct.
schwimmen, Cls^us giebt in seiner tirammatik aa: ich luibe vd bin geschwummen;
Steinbafih und Oottrohed nur ftm; Adelung kennt wieder bddes, für htAen: da» Helte hat
anf deee Wasser geschwommen, wir Jidben den ganeen Tag geschii omni' n. Belege fSr hohen.'
die wertm gevhmmt haben Wied (Kekrein); ich hab ein igü im baueh: der now» ge^
188
schimmmeu haben Fiaoluri (D. Wb.); dam er M gesehteummm wie teett^m ib.;
hier hnt dir Jugend . . !^irh nniht . . geschicumnien uu<1 gekämpft Ojiitz fl>. WVi ); im aUen
Wassern hatte er gescimonwien Prutz (Sanders). Im D. Wb. wird noch an der ursprOog-
lieben Kegel featgvhtlton, j«doeb anck bemerkt, daas d«r Norden kaben^ der SOdoi mir
bevorzuf^e. Dorchgingig bewahrt hat sich wohl haben in flbertragener Verwendung wie
sein Auge hat in Tkränen geschtcommeH, der Bode» hat Mit Blut ge$eha<mme», et hat mir
VW den Augm gcsckicommen.
sehliefen. Adehing gjebb onr «et« an, und dieaes wird vom ▼ornbcrein vorgewogen
haben, weil es jiewöhnlich als [{esultatsbezeichnung ^^ebraucht wurde, v>j[l. B. da tcas ein
eeMaug use der muren geschloffen Pauli ])i9; ich bin in kein hämisch nie gesloffen
B. Waldii», liMtp 1, 55, *J. Dagegeu eitu tnals, da er het lang yeloffcH u*id durth vil dicker
Aeetot geaddoffen ib. 4, 2, 8.
Mit schlüpfen verhält es sich r nts] r< cli« nd. Adelung keoBt Wieder nvr WM. Nif
ist kein lielt-g für Unucbreibuug mit haben bekauut geworden.
Schleiehen. BeUpiele fttr haben: du hAst vor mir dicke ge^then Keller, Gedieht«
(S(bd. Wb.); die durch stcindekeil nldd geglichen hetrn disen nd PaniODal K. Ol, S"). 1 la-
ffegen natHrlich <virh tr,i.< w' heimziehen dar gesüchen in de» bonmgarten Konrad, Engel-
hard Adelung nur sein,
gleiten mit hAen: mein tritt hette vil nahe geglitten Ps. 73, 2; mancher junger Fuss
vor mir geglitten hat HolTinannswaldau (Kelirein). Adtlunj;: ,1. ich hin geglitten. Auch
oft haben. 2. er hat den ganzen Tno auf ihn, f-y,<;r f;rirUiten. Heute wohl nur mit seift,
da es nicht leicht ohne Äiu>gaugä- ader ZieltK'^itiiuniung vorkonunt.
steigen. Ein nbd. Beispiel mit heAeni der tagende grdt, den uns dtn swt vor ge-
sUgen h&t Ulrich vun Albertus 15'.)2; die Verwendaug von habet} ist wohl nicht er.st durch
den Aco. des Terrain'J veranlasst. Ebensowenig wohl in der von S ii it* r-. ;i j-» Schweinichen
utierteu iStelle: dass ich uianchtnal des Tages die holte Stiege . . za viermaien gestiegen habe.
Korrekte Beispiel« mit sein: da was der dege» JreU 4f einen hmm gestigen Kudran 1144, 2;
unser 'dhr s<il':h'-U diu was ein liitecl i'iffi>.<li'/iti Trislun oS-i^i. .1. (irimm sety.t au: ich
habe gestiegen und gestiegen, bis ich auf den Berg kam; ich bin auf den Turm gestiegen.
Aber Adelung giebt nur segn an. Bei Anwendung auf die Begattung gilt haben (s. springen),
vgl. die Fi^en der Esd, so noch «idtt gestiegs» h<Aen Ryff (Sanders).
l. f' ttern. Adelung: 1. er ist auf dtn B<unn ;/< klettert, i*/ heru}n if klettert. 2. er
hat den gansen Tag geklettert. Dazu »tiuintt der Uebraucb Goethes Sauders u. L>. Wb.):
ieh tobe gestern Tag und Haeht auf dem Gebirg herumgeHettert — die &Niben mtre» auf
die Ksduske gekktterjti Felix^ der undier gdäettert wr. Dagegen für klimme» giebt
Adelunt; nur f*rn an.
kriechen. Aus dem Mhd. kann ich nur oiu Beispiel fQr Umschreibung mit sein an-
fahren, welches der EUgel entspricht: dier Prahant wir ohcA gern ee OirfirideiU getrodien
Lohengrin ÖIISO. .1. (iriuim stellt auf: Auiiisi hat so lange gekrochen, bis sie aus der
SehachtrJ Imn, sie ist über meine Hand gekrochen. Damit stimmt Sanders, der die Sätze
bildet: das Kind hat lange gekrochen, tAc es zu gehu außng; er hat vor dem Gönner ge-
hrovken und steh his in den IStaub gedemSUügt. Doch verstosst s. B. Schiller (s. D. Wb.)
gegen die Regel: denno^ tsärds die Empörung nur sdUl<^em und stUl am Bede» ge-
189
krochen sein. Adeluni; kennt rmschreihung mit haben nur fUr figfilliefa«n 6«bmiM!fa: ,er
hat vor ihm gekrochen, wn aber auch sey}i vifhrwwhi wird*.
rinnen. Adelung kennt l uischreibung mit haben nur für d^n Kail, wo das Subj.
T«rtai»eht wt: iat Fan hat den gtaun» Tag geiwmm, äa» lAeht hat gtromten. Mir iafe
keia Beletj (indi ror Art vorgekonjnien.
[Hessen. Adelung: 1. die Ihräne» sind ihm aus den Aw/m yeflossen. 2. du»
Wamer hat den gamen Tag geflossen; di« RÖhre, die Quelle hat geflossen. Fifr den Fall
der Subjektsyertaaschung steht wohl haben fest. vgl. auch Sanders: das Geschwür, die
Wunde Itüt geflossen. An.vsirdfiu zitiert S'.iiuiLrs luis Ti*-(iLri-: liiir im Bach hat Menschen-
bhtt geflossen. Merkwürdig ist die üiuKehreibuiig mit itaben im Leben der Eliaabebh: dd
«Uer hdlekeite fbtg Od» 4» geftmum MUe.
^tri'iDt'-n. Gewölinlicli mit .s<(f', fJocli wii Au-gui g uml Zid i.iclif. in Betracht komiul^
ist habm am Platze; vgl. unsere Thrüne hätte voller geströmt Engel (Sauden).
rie$9ln. Nach Adelung mit haben, was nicht aehlechthin richtig nt. Ukn wiid
MgCD der Bach hat laut gerieselt und namentlich unpersönlich es htt gerieuU (fein ge*
rfgripf), in «elrheni Falle .iiicli <-in Objektsacc. daneben stehen kann, vgl. als n-rnn i»« linde
Sc imee-i- locken gerisseU hätte Simplici&iimu«, Kurx 4, 172, (i. Aber unter andern Beding-
ongMi wird eem «rfordeit, Tgl. e$ (das BInt) lewr «t gritaser» Maseen die Vtieht auf eine
iStrohmatte gerieselt Gutzk^l^v (Simders).
sickern. Adelung: ,der Wein ist aus dem Fasse gesickert, aber das Fass Itat ge-
sickert'. Aehnlieh Kampe.
triefen, tropfen etc. Adelung: ,trä»febi, träufo,, Iritfe», tröpfeln, tropfen, ohne
Bestimmung des Ortes, hiihm, mit de! selben .«jcj^*. Sanders: tiir Srhwciss ist fo>i ihr Stinte
getrieft (Beispiel aus Luther: daher iit das neue testament aus Mose geflossen und getroffen,
«i'e der regen am der walke) — die Stirn hat van S^eeeise getrieft. ESotapncfaeDd nllsaeD
auch trätifdii. fropftii, frUpftln bei Subjekt.sverschiel)ung stet« mit haben verbunden werden.
Dagegen verlangt Adelung wieder für abtriefen, -tropfe», "tröpfeln richtig »ein; vgl. die
abgetropften Häute Knapp, Technologie (nach Randen).
fliegen. Mhd. Betspiele für haben: ieglicher tcoldc dm dd bog sin habcch geflogen
hir>r V.Yt-v 2^)^'>">; utiiii dir track geflogen hat Megenberg 2fiR. 31. l>ap^<^f'n du Iis! r'm feil
eu Itö gevlogen l'aääional K. 441, öO, wo ein Kesultat auiügedrückt wird, wenn auch keine
Zielbeaeichnung daneben sieht. Adelung giebt an: ,segn; aber ohne Bemerkung d» Ortn
die Fahnen haben den gansen Tag geflogen''. J. Grimm: der Vogel hat den ganeen Tag
geflogen, ist über die Mauer geflogen. Da7.u stimmt gleichem als «Hin si geflogai hätte
Zenn, Roeaionnd, Neudr. S. 10G. Sanders führt aus Immennann «a: die Fahnen, die auf
dem BiuMuge so lustig im Winde geflogen hattenj hier lit haben um «o mehr bereebligt,
W^l es ijfcli !im pir keine Ortsveriindenin;^ handelt.
fallen .scheint von Mause aus perfektives Verb, zu sein — ,zu liegen kommen*. Es
ist daher nicht ztt verwundere, wenn eebon im WA. das Perf. fiwt inmer mit tem um«
schrieben wird. Doch vgl. sere (schlimm) hdte er gefallen Graf Rudolf G** 20; he
«iso sere gefalien hatte von der muten, due he nit darvon kamen mochte Limburger diron.
As diesen Stellen ISsst «ich wohl haben auf Grund der allgemeinen Regel rechtfertigen.
Tielleieht auch unser heiUmt htob mich bi der rehten hant, das ich niht gevalleii hän Teichner
(Grimm) und ieh kalt nmn gefallen schon (edtm im heutigen Sinne) Tenerdank 29, 49 and
190
jedenfalls ihr inßr sir/i lutrl y ffiltm hat ib. 66, 95 weufen iles ri flexivf-ti Xcc. KnUcbiedeo
g(^{mi di« «oost geltend« Kegel «od du häst gefallen auf mich Wulkenstain 116, 1,3; ye^em
hat «IM sMer an dem cnqr den h}pl (/' lallen Luther (nkch EMtaano): ab fr ofier nwAts
ausnclitit, hat ir dem Keisir -utpfaU'-n Sleydan IITj*. Aas der modernen Sprache aber ist
mir kein Beispiel von halxn bekannt jfewordeti. wi>Avoh! för Fülle wie ilrt 77u.vs. der liaro-
tnttei, der Vreis füllt die UnuichreibuDg mit habt n der allgeineineu Hegel geniaaa sein wUrde.
Deo ZaHMooMiiMteiiiigeQ kommi natlbrKdi «irt nebt tdn sn, nur gefißm itod mn^Bm
haben in ihrer jetzigen Bedeutung, nachdem der uritprQnglicho Sinn verdunkelt worden ist|
haben ugeootomen. Im Mbd. wird noch «et» gebraucht: ich tctm dcu allcz aia getane . .
M got niM »u ml ;firall<n, m im äag ein muof missevalkn WSl8eh«r Gast 1122t. In der
Anm. zu dieser Stelle wird noch zitiert ictr in thr ;uo unr ifnalUn OtU)kar 515*; ferner
cimn nit, d'r mis in u:<A ijtmlhn Livländische Reimchroii. 'M'?*',. wo alur 'yniflrn wohl
eher der Inf. tat; die ausserdem aus dem Lanzelet angeführte ätelle gehört nicht iiierher.
Dw D. Wb. giebt noeb ein Bdspiel mw Bferator Eckart an: ww tr ie gntnient dar inne ir
iuch iulfx H ijctidlin sit ndt r ihn liutrn.*) ESn Beiipiel fBi nUssnoBm: dar es de» färskn
allen totere harte nussemUen Krone 11U83.
Von si nken sind mir UM den Kfad. nur Belege fUr die Viosebreibang mit »ein be-
kannt, die aber der allgemeinen Regel entsprechen. Tgl. sö ail ir nit- sö ti>f <i<in dnn indn-
liiiiili 'ii-tiDikin BerthoM I, 2''2, 29; d<i^- ort ?r'n.<; i>' ti' ^'tul:- >' Kroru- 177''. < Uin^vlirei-
bung mit halH-n daiifiien Ijestandeu bat, bleii>t zweifeibat't. Eben-so verhalt es sich mit
$igen, vgl. dodt mm er wider nider fft^gen Gregorins 120. Adelong kennt fllr «niei»
nnr s>in.
strauclii In, mhd. einfacher struehen. fieiapielo aus der älteren Sprache mit sein:
du u-t/.s ij'stn'ieh'i Ilatfitie mr txnm hant wO^ Nib. 927, 1; » duhfe ein iaiee Ifme, dag
Hedor Kfis <j>a(r>ichit hin Kunrod, Fi ij. 1131; Ir KOS ein tniehd teil dirnidrr ijiraUm und
ijr<fr'irli/i ib. 2ri.'>.'>;-5 ; da; jnu r von di m in^f' ri> arrf, r/- .^frr'ich' t irds Erec 02(17. Mit liuhrn:
du Ijfiiiinde er sich d's scJianuu äa^ <r ijiMritvkti hntc Konrad, Troj. 41o7: ick aim- lutit
aekier ffcstrmfefieU mit meinen fUseen Plaalm 73, 2; mdn fuss haf ffegtrem^ett ib. 93, 18.
Adelung erklärt sich S. 828 für stin, dagegen giebt er S. ü->2 an ,/tahi'n und Sri», weli lies
notwendig i.it, wenn der Ort bezeichnet wird, icit bin über den SUxa ff^rauchdl*. Auch
Sanders giebt Aofte» neben mm la.
slolpi rn. Kehrein fflkrt aus Abraham a 8. (3ara an: er kat gestolpert. Adelung:
.mit Bezeichnung des Orte«' sf>fn: t i^f ''tr Tlfirr liinii'ts' tji-sfnljtfii : nns'^pr dem aiirh WOhl
h'dxn: das l'fad Ital giStiMif-rt, er (laf im G'licn i/>slofiMrl'. Sanders: srin, hab>n.
folffen. mit dieMm Verb, verhilt es sieh ander» als mit den bisher beepioehenen. Es
bezeichnet eine im Verhültniü zu der eines anderen Gegenstandes sich gleich bleibende Be-
wegung, ut daher von Uauäo am imperfektiv. Dementsprechend wird im Mhd., wenigstens
bi.1 1400, das Perf. nur mit hafM-n umschrieben, vgl. die Belize bei J. Grimm 192 und in
den Wörterbüchern. Auch Luther gebraucht, eo weit ieb sehe, nur haben, abgesehen von
Marc. 10, 28: tcir ht^en attea veilatsen, vnd sind <fir naehgtfc^et, wo aem wobl dadurch
■) Auch iMji behagen erscheint im Mhd. Unwchreibung mit »in, indem e« eigentlich auf den Moment
iifM, in <li>m da» WoUgcJallai «ntttaht, vgl. » sritaft« mt mn iAaget mm wmmt 4tr AolMot «<ere
Lanaelet &63ä.
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191
gerechtfertigt ist, da^i e.^ auf den Beginn der Nachfolgerschaft geht. Doch tritt seit dem
15. Jahrh. st-in neben hahti auf. Kehrein bringt S. 34 neben vielen Belegen mit haben
auch einige mit 8«». Weitere Belege für haben aua ima 16., 17. Jahrh. im D. Wb. 3,
1879; vgl. auch >«> tlirser bofd . . mMem herm Christo «nd tehtem vorfakrat Pärtfhab
nadiijefoltjt Kirplifinf, Wenduninntti 372''. Noch I.pssing gebraucht ftnhn}, vul. fUrxmi
Exempd Imbcn hernach anderv (Jomöäienschrnber ijefiAyl 4, 473, 1 1 ; ausst r (ücscr alUjemdne»
Oränmg Aof der Hetmugi^ nodt änem ihn tig»m Eithtmrfe f/efolffl 4, 208, 10; «ftcr
«lieses hat der H. v. C. auch alle IWsonalstrritü/knten rermitden und mich in diesem Stüdl
diw Herrn Bajfle nicht ijefdijet 4, 222. 22; ntiUich habe ich Ihnen i/ef<J<ß und hin gestern
in dem Nicedinischt a SchauplaLic yvyccsen o, 68, 16; idi werde nie dem Papn mit mrhrem
VergHägm §efo^ kabm Jodtn 22 (unprflnglidie Tmmsg); fgl. aoaserdem D. Wb.
a. a. 0. Dorh vorw riiilrt er ohenmwnM srirr, z. B. ihs.i H' tT Klop.^ock dem Mj'' mp'I d's
Homers ff^folifH icärc 5, 83, 31 ; die erstre Audeyuntj . miclur ich in der L'iherstixunti
ffcfol'jt bin 5, 301, 35. Ebenso luit Wjehnl htAm und sei» nelMnriiiwidar, «. die Belege
im D. Wb. Üod noch länger hält sich Aoftm. Das D. VVb. bringt «MD Beleg aus Wagners
Kindermorderin, Sanders solche aus SHlling, Fichte, Z Werner «. a. Das Eintreten von
sein wird durch die Analogie der übrigen Bewegungsverba veraulaüitt sein, üelegentlicb
kooBte es »llenliBfp aneb wirUich perfektivisch werden, vgl. autter dem oben «m Latber
atigeflllirt+n Bnispielp die übertragene Vernniidniijä; in Fällen wie er w/ i7<»» in rlr Ertpr-
runy, im Atnie, im Tode gefdgL Bis jetzt erhalten bat «ich Uat/cn in Sitsen wie das Kind
hat ih-i<->l'ß ohne datiTifobe Beatimainng. Du ist: awdi flfar Adelung tebon der einzige Fall,
«ährand vs vonchreil't ,rl. hin
tceichen. Im Mlid. Wi». rind l>et Lexer werden nur Fälle von Umschreibnnp; mit sin
verzeichnet, und diese ><cheint auch der Natur des Wortes gemäss, auch wenn kein Aus»
gangspnnkt oder ZM angegeben wird. Vgl. e «drm im df» teangen mt nele beeangm . .,
prt sirfirz und in ijewichen Gregorius ;?433; rm iras uichen tiaf suert in sin^r luflr Kftrl-
meinet 84, 17; sin schvne was [w, von jm Wickiam) gewichen Albrecht von üalberstadt X,
826. Damii vgL nrao den altribatiTen Gebnncb: tRr tms mervmndrr von verretts dar
gatridtm imd m* Im gemdtm bi die linti Passiomil K, u m. in. Dh^'-),'«» erscheint in der
Zeit de« Uebergnngs vom Mhd. zum Nhd. nicht Äclti-n haben: den haln u im- :ti ki 'ui,,- ^^fundt
jfticichen 4. Bibel, Gai. 2, 5; ««m hati stin t4XH unnd sein stufij/keU ron jm ijeieiehen Ponta*!
D 8'; die Eadin hat mA ffesehm, md mir drfy mal tfeuiehen. Sonst wo sie nicht für mir
ijetcichn hrttr, so icoit ich dieh auch Jf:f •ni Hryti . . hüben Luther, 4 Mos. 22, 33; hat fnein
ga$ig gemcheu am dem wege Uiob 31, 7;') dati^ dir Mähren Oberster . . mit sänem Valk . ,
gemdte» und ausgegetgt hätte Zinkgrüf (Sunders). Adelung kennt nnr 90». Berecbtigt ist
lialjen, wenn rtii Itt daa Resaltat, «ondern da« Bemühen zu weichen ausgedrückt werden soll.
So erscheint im Mhd. sogar zu entirtchen einmal Umschreibung mit hab*ii. Greu'orins 413:
hiden & der entmchen, d. h. «hätten sie sich bemüht*, nicht ,wäre es ihnen gelungen der
aoannreichen*.
Für iiiIk! (festeich' n mit Dat. = , einen in Stich lassen" .scheint die .A.uffasfiung als
Perfektiv um am angemeaeentiten. Demgemim heiisi ei auch: da£ ist mir me gesmchen in
äßer sM Kib. 2122; wie td ntd» hn^ »» hnrm' vrud gesstetM tmd geaeiehen ist
<! Doch braucht Luther auch isdii, vgl. Hexek. 44. 10^ 1. KüB, 22,34; Pa. 44, lA.
Abb. d. i. Cl. d. k. Ak. d. Vi'in*. XXII. Üd. I. Abih. 26
192
TrittBa 9474. Dazu das Adjektivische atii/isuic/nn Rolitixisl. 94. 5: I'.ir/ivtil 7()7, 24. Merk-
wllrdipfTwoi^*» nhor Hildi^t Notker das Perf. mit Inli- n ■ <niiihilti si Hin ahn' nü j/etuit^ien htUxt
Bwtbius 1, 1 ; unciv si inio ottdi iivh Idit tj'Suicii'n tutiatw. il>. II, 39.
fliehen. Be»|H6l« mit hoAm: und v^re ieft gewesen U, ich hdr ff(flo/it^, «wie Ühne
icÄ «i Ekc 6681; von Ktuhut&n Trohaxzubf ijifhhrn h>i uhuc i- Willohalm 432. 30;
tUn ri)r hdli'tt tß-vlolf», 'liu spriiiii/tn alle /f r nid'r Ij«urin A 1477; tlö hvk- er ifcrur ii'ikxfm
Heinrichs Tristan 5587 (iiu Mhd. Wb. unrichtig unter jlkyen fjestelU). Selbst mit einer
ZienwBtiiDiiiiiiig: matd er mit älnat ffafflen kHe vor CtMStonßne <2tir gtfiiAm Konnd, Sjrl-
Tester 1291. Im Mhd. Wb. und bei Lezer iat kein Fall too Otneeliraibaiig mH sf» ?eF>
xeiehDet.
riidcni kann als Bezeichnung einer andauernden Thätigkeit nur mit liali^ii verbunden
werden. Indem aber die yorrtellaog der darch die ThStigkeit herbägefDhrten Foribewei^ng
hinzutritt, stellt sich die Umschrsibiinj; mit sriti an. So piebt Adelung an: I. s'w halMit
den ijanzcn Tag ij>rudni, du Ätdin haben mit den Füssen ffrruderi. 2. er ist iUnvm gC'
rudert. Dem enteprichi der jetzige Gebraaeh.
Mit segeln verliSlt es aieh ibnlieti, doch ist das Geftthl für die üntenebeidBiiff nicbt
mehr s » >:( lirr. Aflflniifr: ,1. irir hubru dnt tjanzi-ti Tti<j ijiSiinJt, das Schiff liaUr srhncJl
jfcgtgtit; auch häutig s<jfH. 2. mr dnd bei der Insd roihvij gfssetfeit, das ik/tiff ist nach
limütrti^ y<s'yiH'. Sdierdiaft vird aUegd» .eterben* gebrai^t. Btehibaeh gielit für
daa einfaehe Wort an er ist fftsegeU morium est.
Einige von Hause aas transitiYe Verba wurden frühzaitig gewohnheitsmässig obue
Nennung de« Objekts gebraucht. Sie eieeliienen in Folge davon als intransitiv gebrancht
und folgten dann der Analogie der eigentlichen Intranititiva in der Ver^v ii; ^ von Sfin
neben dem i1it)«>n nr^pr^ni;!!« h ulli^in zukoniniMiidtMi fiihfn, und auch bei ihueii erlangte aeia
allmählich das Lebergewiclit oder die nusMchliu««iiciie Herri>chaft.
sprengen vom Reiter« adaa Rosü Npringen macben*. Im Mhd. Wb. tind bei Lexer
lindet sich kein Beleg für Petfektumscbreibung. Kehrein ffihrt un aus .\gricola er liat iw
der not vom fd>iS4-n mit dem yanl in ilh Saal (/> sju t iii/i f, ans S<Oi. l^i ank ' ,■ h'tf in ein trassT
i/afprcnyt vnd sicJt crtrmckt. liier könnte also eine iSachwirkung des ursprunglich Iraosi-
tiven Sinnes Torliegen, da lonel «n« erfordert «Orde. An aolehe NaehwiikuDg iat um ao
eher wegen der .soTi>t;L;rii F.u tilatipr df^r iransitiTen VerwendttDg XU denken. Aber jefatt iat,
»Ofiel mir bekaunt stui allein üblich.
rennen, wozu gleicbfalU da^ lUas» zu ergänzen ist. Beispiele für haben: wir moehen
unser Dhtds und kabe» her na^ gerant {wir haben unaem viiutm d& her ndtk gerant C)
Nili. l'l??. 2; ir lifihf iimrun f vor mir Willi, v. flpstfrreich (nach Lexer); das irh rnnd das
ander voick nuin den.->elbm heilen nach yerenndt Teuerdank 93, 78; ieh hob gelaufen und ge-
rannt Lother («. laufen); so he^en . . wAt graven md freiherrm . . gerannt md getbtdtm
Zimmerscbe Chron. I, 272": wer mit dem ersten HjHess hui lamj (jinwt genmurt Hüchel 3, 1.
Dagegen sein: di'i wieren für gerant vil unkunder grste Nib. 123.">. 1; »« bin icJi von den
Hiuncn gein JSurgcnden gerant Uoüengarteu D 554,. 2; t» die hcrbergc tr uolt den Walhcn
st» gerant Lodwiga Kreuzfiilirt 7877. Das Verb, fialgt also aebon im Mhd. der Begel Rir
die Intraneitin. Adelung giebt aoeh an: vtir Aok» den gaman Tag gerannt. Doch zeigt
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ridi Uebergreifeii Toti sän «dioik b«i Zaelnrii (». S«iid«i»)t sed» Mäikm tatr n sdan im
iehtelf^-n Trili gerennt.
Mbd. erbeizen bedeutet eigentlich ,(da.H Pferd) l)«tasen, d. h. fressen lassen*, daher
aabctoiRM*. Wann es iatnuuittT geDomiDeii wurde, konnte ea nnr perfektiv gefiwt werdwi.
DHher ht es iiiclit /ii verwundem, wenn wir dfr nm$chrpibung mit sein begegnen, vgl. dä
ich dicke bin erbend i'arxival 184, 29; er was crbeisd cor Wigalais 221, 39; a vtxu erbmet
füf den pkm Konrad, Troj. 1280; dSmr ««r niht . . erieuet nf dm aant ib. 7093. An der
ietiten Stelle bat die üs. A /land fQr sin.
setzen (wobt! uraprOnclich wohl auch das Pferd liinzuzu'ienkeii ist). Anfänglich
mit h<J)en: darauff huiien die ruth so fast an hert^og WUMm gesctH Chron. d. deutschen
Städte 28, 178; ioU ktAm fU.. «mf jnm himdi vb» im Sän gesägt Fiaekert (D. Wb.);
also hat er sein Volck anführend mehr n-tfütsrf und tnltfi » in di, FfinJ (>V/7,/,s ^igreich) selbs
ffeaetset Weckherlin Nr. 2ä7, 532; Poliardm Itotte an das Land ijesetzt Opitz (l>. Wb.):
oft Mars . . mocA ztceymai mäir so arg gesetaä häU an üeA Pleniing (D. Wb.); wir hatten
alter die Maojt ge.se(::t Goethe (1). Wb.); über den Kuripus halt n h tjt setzt Schiller, Iphig. 181 j
das Pferd hat über den Oraljen gesetzt, durchgesetzt durc/i den Fluss Adelung. Weitere
Zitat« bei Banden II, 1083* (24*). .letzt i«t wühl sein uligemein durchgedrungen.
kehren. Anek kier ieb der intraaaitive Oebraiick woki dedarek entsteadeo, da« Boa«,
Wagen oder dergleichen hinzugedacJit wurde. Aiitr eine Nacluvirkuni; der transitiven Xat'.ir
acheint achon im Mbd. nicht mehr Torhanden zu sein. Es kommt zwar Jtabea vor, wo et>
der ellgemeinen Regel fSr die Intranaitiva gemäa« tat: und wunv er iender gewesen M, twäre
er haic gekeret sii Ulrichs TrisUn 540, 2C. Dagegen keiaat «a d ist reife aw gtkrret Iweio
1590; h- iTfi-ret viir (vorbei^l ti/l:rrrf ib. C097; ob er ze Kriechen wäre gestrichen und gekeret
Eonrad, Troj. 7114; sumertcimne ist hin gekeret Ulr. v. Winteratetteu L. XII, I; wir sin
ndssdteret Bnbeoadilackt 373. In der Debergangaseit rom Ukd. mm Nkd. tat nllefdinge
halten, wie Kehreins Snnunlungen zeigen, nicht ganz Helten, aber wabrücheinlich nicht anders
xa erklireo, nla eonatige Anomalien dieser Epoche, vgl. /Mt uU t^' einen augenbliek keifm-
"keret viert» Bibel; tte hond uider vniXhert Geiler; er htd vom Jagen umikehrt Opite; tioeA
halfen äe nit uidderkeret von ]!'>-■ r> mgen Dietenbergers Bibel; da er .tmot haus JUkAa än
tii iii'i ringckeret h'U iti.; er habe beg dirsem Cavalier eit>l'!,/i Moscherosch. SprUer ))errscht
setH durchaus. Nur die ZutfamuieuMtxuDg verkcitren io der intranaitiven er<t wodernea Ver-
wendung nmeki dne Ananahme, waa jedenfitlb eine Folge de« Bedentnngawandels und der
Verdunkelung des ursprünglichen Sinnes ist. Schon Adelung giebt un: ich habe in meinem
Lehen viel mit Um verkehrt. Doch vgl. doe/t bist du vaxltenlang uüt ihr verkehrt Geibel
(D. Wb.). Dazu die adjekh'vische Verwendung: «titat mil fremden Sitten rerkefirien Herrscher
Lobenatein (D. Wb.).
Bei lenken ist htdten erfinlten u>'li!iclii>n. Doch ffir rinl'^k'^i ««rlireiiit Saniler* die
Unterscheidung für /taben und siin nach der Hegel fQr die lutransitiva vor und giebt Belege
fQr aetM: gerne teäre Hasede» emgdenkt Gntzkow; eimge «lul teirMidt ämgdenkt K. Rauiner.
Für intransitives schternken schreibt Sanders haben und sein nach der Rtgel ftlr die
Intranaitira vor. Schwerlich wird man anders tragen ak er ist abgeschwenkt.
Hkd. wenken ist schon im Abd. durchaus intransitiv. Eine Macbwirliang uraprOng^
lieh transitiver Bedeutung braucht man nicht zu sehen Parziral 774, 8: bei er gan in gt-
teenhet; denn ^ein in iat hier nicht Riebtnngabenicboaog, aondern bedentet ain eeinem Ver-
se*
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halten iliuen g«t;en(Sl>er*, der Gebrauch entspricht also der Reffel für die Intransitivu. Vt;l.
dagegen min gän werUlidttr sckanu iancr gmenket ib. 2ti9, 12. Eher küDnte man
eine Stell« tm d«m Pamonftl (K. 432, 27) geltend mnchen, in der bei ttOmiAm häbm ge-
braucht wird: die örm min niht wjI haften i-nttir-nM, in in si lil f/esc/irnkfl t)i!)i.<l mi/ Intemi-
däMe. I)of Ii i-t I > liiiT wohl die unei>;eritliche VerweDdutig. die Italien tiiüglich gemacht hat.
schti 'ift n erscheint erst im Khd. intranüitir. Sander»: Itaben, sein. D. \Vb.: um-
sebriebeoee Perf. wird meist mit tein gebildet.
strelirn. In der Wendung in dit Str sUvlicn ist das SchiiF ab Obj. hiDsamdeDkeil.
Deonoeb tagt man jebet wobl allgemein i r ist in die i>ee gestochen,
landen. Dan dies Verb, nrsprünglich nur transitir var, wird aehon dadorcb erwiesen,
data die iltere Form lendcn ist (noch jetzt oberd.). Daber mhd. Umschreibung mit ftalxH:
«M.wr vroufif hat //■ J- iid'! dtm himtlische» vAc/r Konr. v. Ueimesfurt, Himmelfahrt 1110.
Wo Umschreibung mit sein vorliegt, ist die Konstruktion pa&siviücb zu fassen, z. B. is ist
inodk wmAek «nser grbe nu^mai/A latcfer getmdet (m Ende gebraebt) RolandsKed 256, 9;
dö tras (las urlingc ydant Par/.ival -11. 2R. Auch im Nhd. ist halmi noch häufis;. 'inf dirfiar
lUickmse habe er erst i» Sietiien gdendet Gebauer bei Lessing 8, 140. 25; die Üclaffer . .
ksAen imi^ gdandel Geainer (D. Wb.): mi dem F&rde» . ., ilft- gestern an «nserm Ufer
gdandd hat ib.; tin cdgieriedur Kormr habe toriyti Taif S an dieser Küste (jiJandel Schiller
4, 23f'i. 7: dl'. T'l/l')-' hattt-n in d-i Kruii ii'Jandei Forster (Sandcrri'l ; /t tcieder Boden
erfasst und so zu sagen tjcinnätt luitte Hebei (ib.); das litaugdiuin, nachdem es mts Jcru-
aakm wier da« mMeÜemififolke Jfeer m /Arfioi ^tandit Aoffe ib.; der Kmmendenf «Se dort
gdandet hatten Giesebreclit (Baaders). Adelung: ,<ße ISruj^pen and getandet; bej nelen
aoeh haben*.
Auch schiffe II ist ?ieU«cht bierfaer sti stellen. Doeb tat es nfefat so sicher, dass die
intrausitire Verwendung aus der transitiven hervorgegangen ist. Als Belege ftir Umschrei-
bung mit hab*ri fiiiiit Kehrein an: do sie hellen giuscliiffd eon jiapha viert« Hib-'l, Ap. 13, 13;
nacitdcm sie hinüber gcsdafft hatk-n Üietenbergers Bibel, Matth. 14,34. Dagegen Umschrei-
bung mit tan sdion bei Konrad, Partenopier 1273S: tw da» er dag muuxr Me getMffel
tras, wo )<ich kaum passivische Verwendung annehmen lässt. Vgl. auch toer itl vbtr meer
geselüffet Baruch 3, 30. In neuerer Zeit herrscht sein ausschliesslich.
reiun. Abd. rtMn bedeutet znrecbt machf>n. Daher H die Bedentang .aufbrechen*
entätanden, woraus sich die jetzige Bedeutung und die in der ülteren Sprache übliche .einen
Kiier'-zncr niruhm' entwickele hat Sdcn in der niittelhochdeut-scben Zeit scheint der iir-
sprtinglicbe dinn völlig vergeissen 7,u sein, und die Umschreibaag entspricht derjenigen der
ininnaitiveB BewegnngtwMer. Mit haben: nnd haben e^ nu elk mt gerettet HSH 8, 288^;
dei* er sü rdile siilitidich gen 'ist het mit inn her Snchenwirt 4, .')11; vmjläck hol mir nach-
geräset Hätzlerin II, 46, 14; ich hob offt tjrreiset 2 Cor. 11, 2t3; einem andern, der gereiset
hat Butschky (D. Wb.): wer «ieM viel geräsei hat Per». Baumgarten (ib.); uas <jdt l>cy uns
em Mann, der nieht gcreiset hat Fleming 202; selir vide reisfen nin» im Geist und üher-
redten sich, als halten r;frihf Gfllfrt 1, ff!: d>< hn^f 'j'>"i'J gereist, gisehen Qünther
(Sanders); der vid gerast und die Welt gtsvhen hat Klinger (ib.); dass er tw eitlem Jahr
. . ^iese» Weg gneret gereist halte Stilling (ib.); ein Mann, der ent in Baindt, down in
pditisclien (iesehäficn viel gereist halle Goethe (ib.). Dagegen mit sein: das di briidir und
ir vatc . . «ürin aigmeine geräsU üz Jeroscbin 7810; und so fernerhin. Adelung kennt noch
195
den Unter.^hieil, ftlier uIk «ch'ni ins Schwanken geraten: ,seyn, mit Bemerkung des Ortes.
haben ohne dieselbe: wir haben Tay und Nacht gerasei, der Mensch hat gcrdset. Aber noch
htn^er seyn*. Sobon Learing sagt (4, 158, 27) wem» FMMarttt mit einer Otityrnheii ge-
räset wäre, wo mao allerdings reisen =• .abnJnQ* ftwon könnte. Gegen die mspriingliehe
Regel i^t auch der adjektivisdie Gebrauili von iiercist (tcdfgereitt, melgereisljt der ecboo im
18. Jabrh. ganz geläufig ist uud bis ins 17. zurückgebt.
außreehe», wob« oTsprUnglich di« Zelte binnixodenkea eind, jetit niit Mi«, «nbd.
whtr tiai haben : man solte mir gehorchet und nicht von Kreta oi^l^ieftrOcAOT Aflfim Ap« 37, 21$
Aote» noch in Hah>/htnr nif auf r'^, rochen S. Frank fH. Wl.).
TÜthen, Bei der intransitiren Verwendung, die »cbon im Mhd. gewöhnlich war, iit
vobl unprOaglieb das Lager, die Zelte n. dergl. binsmndenken. Ein nhd. Benpiel ftlr
ümscbreibaug mit «an: er uns gcicmsen und« g^ärt, unde in sulk aldir geruckt Pilatus 352,
wo achweriich paarire Konatruktion ansunehmen ist Adelang: ,1. ^'t Zeiger ist neiter
gardekt, die Stmne tat höher geritdtt, die Truppen änd i» das Lager genickt. 2. er hat
herausgcrwdtt, mit dem Gdde*. Naoientlich wird sdn verwendet bei oiK OM^i ein-, »or>,
nachriieien. Dagegen heisst ea niit(5r!irli : ,■ (■ fmf ou ihr Thiir fjrriickt, er fint mit dem Bnuer
geriicli (im Schachspiel). Auch er hat geruckt von jemand, der auf einer Bank Platz macbU
Dagegen wieder: rie sind jmsrnnmengmidct.
streichen. Die intrauisitive Verwendung wird ans der traoutiven hervorgegangen nein,
imi*"[ii iil^ Obj. ursprnriLrl^fb ita- Ti rriiin hinz'r/irlenken war, über welches hin die Bpwe;;nng
stattfand. Beispiele für Umschreibung mit haben aus dem Mhd.: er häte gestrichen sirc
Krone 17542; i<A han tUr rjl ge^ri^m nach Barlnain 42, 21; m* han ich dir gestrigen na
pjiisiiinul K. 323, 2; die vor nns hünt gestrichen üf der klinste pfadcn FVauenlob MSH II,
349*. Die»e entsprechen auch der Hegel für die ursprüngliche Intransitiva; auch wohl noch:
teft hete manege mUe des iages dar gestrichen Parzival 491, 24, indem hier der Nachdruck
»d manege mde liegt. Vgl. dagegen mit sein wieder der nllgemeincn Regel gemäss: litr
hrr:rfjp rn» lirühmf hi (jryfrirh'H in di:: lattt PurziTiil fw, 24; d''i irh pir dm TUihas durch
äventiurc gestrichen was ib. 41)0, lü; ic/» bin her iiba- «■ gestrichen Konrad, Troj. 15187;
er JK XrtechtH wtere geitnehen ib. 7114; suo der vil manec fUrtte heilf gesMe^en ist «m
lande her ib. 1861; emc udtc dan ahin gestrirlm s,)> dd hin Krone 3287: die rische sind
liht dem buch gestrichen i'if die sute Liodersaul 3, 219, 78. Sogar: durch des küneges
klage so ist er nach gestrichen Iwein 4723 (sin i^t wohl gewählt, weil er noch auf der Fahrt
begrifleD iat); ob dn dmreh ätxnHHre otsns verre Inst gestridim Pardval 7«>7, 23; dö uas »
tnanic m>h iirsfridmi und rirrhisrj,rf K'innirl. Truf. !!l.^l. Von cinnr N;icliwirkung der
orapriinglichen transitiven Natur des Verb, ist abo nichts zu spüren. Adelung giebt sein
nn, »ufh er ist eA» Jahre Un Lande henm^feaMt^ien. Nur f&r eine Yerwendung Tertoogt
er haben: »die Ffsdie h^ben gesbfii^ geteicbet, <Be Bändinn hat gesMehen meh begattet*.
str^ifrii. Die intniiisih'vL' Vci wen.Iuii«^ vtrlilüt sich wohl zu der tran'^itivfn lUinlich
wie bei sträcJim. Adelung: tSig», noch häutiger Juiben, die Fände haben über die Urünze
gestrafft, heim Us tmdie Thore gestreifft* (hier aleo in dem Sinne .eineii Streibng machen*).
Sandel« noteneheidet: jemand hat in fremdem — ist m fremdes (re&tef gestraft.
Auch wischen wird hier einzureihen «ein. Umschreibung mit sein: uand er mit dn,'
trunke ak6 volde m i« «u» gewiadtd PaaaioDal K. 459, 5; er wäre ins Schlm getätsc/d Ber-
196
lichingeti (Saririers i; i>i, j.m srUtsf einmal darauf gemt^ Wagoer, Kind«niiSrderiD (ib.)*
Selbst versUud lieh er ist entuisf/i( etc.
dringe» ist ursprlinglicb nur transitiv = «drängen*. Die intransitire Yerwendang
ist dadardi eabtandMi, daas d«r w«|{gedTingte G«g«iiiifauid aii»in|i(«drllekl; f(«bBeb*ii ist
Deutlicli i*t dies in einem Falle wie ich litin ijedningm um ich niht mr dringen mar Wiilther
20, 7; weniger schon in deu folgenden Beispiele: du hast höhe «f gedrungen £berhard
Sai, MS I. 29^ Die Unudmibung mit hAen erbSit aieb in idt habe darauf gedrungen ;
Tgl. damit die ungewÖhnUcb« Fügung das er darnach u^dder gesonnen noch gedrungen hat
Luther (D. Wb.). Dagegen schon niclit nnan<j(*f!K iiU>ii bleibt icJt habe in Um ijoh-Hmen,
wie Sanders vurscbreibt; vgl. wenn man in ihn gedrungen wäre, sich um^ändliciier zu er-
Jäärm LeariiiK 10, 347, 27; aueb Heyo« gi«bfc »n: hm in ihn ffednmgm, mir wjii Qe-^
heininis zu affenlxiren. SointiL'i- B« is|iiele für haben: hat dieser Hiidenarm selbst durch den
Feind gedrungen Loheusteiu (U. Wb.); c/i schon hob ieh durchgedrungen üeasner (Sauden).
Im flbrigeo wird xo dringen dtmA oder »t «fmur, also uieb zu Atrci^ dndringen, wo m
auf den Erfolg ankommt, das l'erf. mit seht umscbrieben, Tgl. «r tat «OM tode zum Um
hindurch gedrungen Joli. 24; und isf al>o 'ler (<.il ru aUi-n vinn^rhm (lii>rh'}fdrungen
Körner &, 12; m die l eberzeugung schon durchgedrungen ist Kaut; denn die Kunde mr
atwft »I des Klosters Jtfa«em ringedrungm SebiUer, Bittot 1047.
jagen. (Grundbedeutung .verfolgen". Es bebnlt haben in der speziellen Verwendung
in Bezug auf die Tbätigkeit des Jägers, auch wenn es intransitiv gebraucht wird; auch bei
nndgentliebem Gebmuche: er hat dem Oelde nachgejagt. Nor wo es von eiliger Bewegung
gebraucht wird, folgt es der Analogie der Qbrigen Bewegungswörter. Adelung: \. er itt
doiym ff jn'if. 2. rr hat Jm i/Tn-rn T'!'/ nejagt. Sonders f Ans Beispiel: der Reiter hat
fiirchterltch gejagt, um zur rechten yCeit hier zu sein, und »> iM er denn in zwei Stunden
von BerUn lAetrhar gejagt.
Es giebt eine Anzahl von Verben, die zwar eine Bewegung bezeichnen, aber eine Be-
wegung;, mit der nicht notwendig eine Entfemiing Tom Ausgangspunkte als Eodresollat
verbunden ist, indem eine wiederholte Kückkehr ?.n demselben oM^lieb isL An dieaen llast
aieb die allgemeine Ufgel im i-t li.-(,iidiTs dt utlich erkennen.
springen. Mit Itaben: die tixhkr heroduts ums ingangen rnd hef gesprungen 4. Bibel,
Ibre. 0, 22; die AtAen s^on mae JRecMt gesprungen Goetbe, Panak 4125; «e Anteil getaneet
und gesprungen Adelung: das lilut — hoch hat es gesprungen Z. Werner (Sanders); ihr habt
gesprungen Freiligrath (a, laufen). luübesondere schreibt Adelung vor: die Fontäne Imt deti
ganzen Tag gesprungen. Entsprechend Sanders (II, 1154*): weil Riduen gesprungen sind,
hcAen heute die Wasser nicht gesimnuicn. Nooh jetzt iei wobl haben «Itgemeia bei Anwen-
dnntr auf die Bfi,Mttiin?, v^I. du- IlVh' l.nh<n rj'-^pnttumi rtrpri r-nirernnt mm rrrp-füs Sticler.
Dagegen wird nelwn Au-^gangs- und Kichtungsbestimniung von Anfang an sein verwendet,
Tgl. dn Ust äee der würgte iesae än gerie üz gesprungen. Desgl., wo ea « zerspringen ist,
vgl, icrer im enzied gesprungen daz steert an siner hende Koofad, Troj. (nach Mbd. Wb.).
Heute öberwiegend sein, auch wo früher haben (iblicli war, vgl. icie bin ich neulich noch
not ihr um Maienfest gesprungen Langbein (Sauderii). Die Zusammensetzungen werdeu
stark aar V«»llgieineiiierQng tob sein beigetngen haben. Tgl. er ist oi^-> nfr-, euts-, eiage-
Sprüngen, entsprungen etc.
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hüpfen. Adelung: 1. wir haben den t/amen Tay (jfhiipfet und ifisprungcn. 2. fr ist
in die Mähe j/düigfd. Sanders: er hat auf cinnn Ikine f/rhiipft, Iiis er miidi getrorden ist;
er jtf vber den Oraben gi-hUpft. Dazu stimmt wie hat mein Uer^ ;/fhüpft lifickert (noch
Eidmiin). Oagegeo floda ieh in titeren Beleihen haben aueb, wo sein erwartet wird: diu
(berojrpn auf .<r/¥f>) mt; (h m irinc darüf tfekäffet hdl Stdmnar HMS II, mküui er iiber
dk Schrift u>:htiplt hat Luther (D. Wb.).
tanMtn bildet du Perf. mit hfAen, nur wenn die Orbrerloderung usdrOeklich her»
Torgehoben werden »oll. mit mn: sie siml ins Hnus (himin-) tjetanzt Handers.
Ebnuo hinhcn, vgl. rahd. heil hat im gehunkcn Krone i:349. AdeliiiiK: ,er hat yi-
Knkett aber er ist daran, nach Wien gtkmket*. Sanders: vr ist im Jlaus ydunkt. Ferner
\nmpcln, worüber ich in den Wörterbflchern keine Angab« finde.
flaftrrv. Ailclnni;: .hahiti. nhcr mit HtM'nfrki)!!^ d(»s Ortr^ ^^-tn' : t i^f ht-rrin tjrfhittrrf' .
Sanders: der Vogel hat yejlattcrt, ist ots ^'ist ycftatieri. l). Wb.: dic iöyel sind aufyc/lattcrt.
Sauden zitiert aas J. Ootthelf die Mägde learm amy^latteri. KatOrlüeh mOaeaa verf., zerf.
das Perf. mit «m« iHldeo, vgl. «wim do» grün etkdait » Ut das diirr verfltdert Leh-
mann (D. Wb.).
schweben. Adelung giebt nur habin an, und dieses ist normaler Weise zu erwarten,
Tgl. X. B. habe iA weniger tuf ^nem sUIrnnsAen Meer Ae Zäi geadimbet Qoethe, Clavigo;
ans tli Di HMichen Wahne, in dnn fr hisher yeschwht haftf hiller 8, 340, 24. Nur für
die Fälle, wo eioe Ortsreränderung einbcgrüTen wird, scbeint sein korrekt, vgl. festlich ist der
I^de SiAaU dwrcft tßee hohe Baus geschwebti Ubland, Barfnerlied (I, S) 1; aufgesAw^
Stabr (Sanders ! Damit v^;!. attributive Verwendung wie mein entschwfhter Geist Matthissoii,
die EntschwiiAen Bürger (s. D. Wb.). Selbst bei Ortaveränderung gebraucht hahm Tbrimniel
(5, 221): dic Stdlcn . ,, über die Klarens Fiisse yeschwebt hatten. Dagegen steht in dem
«iiMigen mir bekannt gewordenea nlid. Beispieie tein, wo man AaftM wwartet; nwr dae
•iiAinhf hitrh sam sin pris Willflialni 4P, 2'. I'iid so nocli «pUer: der Stem * . ist ifnmerm
in der Muhe gtsachwebt Abraham a S. Clara (Sanders).
Fflr wanken giebt Adelung nar hiAen an, Sandere hat nicfaf». Sieber aber mxm man
siigj-n er ist davon, tceiier ijcicatikt ii. dergl. I^nter sehwunken giebt Sanders an: sein Fuss,
Tritt, er hat yeschirfinlt; er ist ins IIa '< (fiinfin) yesehwanktt Tg}, naten nue». ¥Hr tenekeln
=» ,s>ch wackelnd fortbewegen" verlangt Sandere sein.
taumeln. Adelung: ,keAen, aber mit Beetimmung dee Orte« tegn: er itt eur IHäre
hinaus ijetaumeU. Sauders zifii-rl uns Wieland: ich wäre m /''xlm yfaunclt; ans Mu;;^,^':
die schlaftrunken vom SÜJt aufydawneÜ tcar. Zu torkeln, wofür Adelung habe» angiebt,
sitiert Sauden aus der Garteolaobe: wie er weggetorkdt Ult von mir,
heben. Vgl. Festlich ist der JFVeude ScJiall durch dies holte Haus yesc/nceM und än
dumjifrr Wiederhall aus der druff nnporifehdut Ubland, Harfnerlied 1. Sanders zitiert:
ist hinwtiiyeUbt zu ihrer ScIdunmerh'Me Herder; il£l tMr er voriiberyebeU Gessner; seine
hrSßge Ifatmr war enrudtgAe^ Kompert; dagegm der Rcgd «identreitend: dS«Mr Ant^,
von dem i r n Hrdi iuriich/ehtit haben Engel.
Ueber schaudern fiudn ich keine Angabe, aber nach meinem Sprachgefühl beiast es
iel Mn MurSdigeidKmdert gegen ieh habe, mje& hat getdwmdert,
siitern. Ein hierher gehöriges Beispiel iBlttt Sundm aus Widand m: vcn äänes
Lebern Laub tat MM auf BlaU entsittert
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flammen, sonst mit halten, aber bei Angabe einer OrtsveränderunR mit srin: dir
Blitz ixt vom Himmel gelammt Sanders; der Jilitr tat herabge(laHmt Erdmaan; dost der
Brand von Fcrstpoiis nidU Ülosa am äner rokrn eAmrdm VsÜerei mtgimmeH sH, wrfwrtr
out dnem tMm» ütdtgujfräeA oufyefiammi 6o«IIia (Sandera).
Ebenso flackern, vgl. #m/ ich nicht so uic ein Irrwisch unihcrijr/lackoi BrnnliTog.^!
(äanden). Ferner lodern (wie Sandora an^^iebt), vgU dass eine leidenaehafllichc Eifersucht
m ihr oirfgeMert «ear Lewald (Sanders); dagegen das Nmt — AoeA hol es ycspmngm , .
empor iafs gelodert Z. WenMr (Saoden).
imll'-n (das ursprüntiliili stuiki' Verb.). Adelung; ;^it.-l>t i.iir htibcn an. Ohne Ver-
kottpfung mit eioer Kicbtuagsbeäeicboung wird es jeUt wolil auch nicht anderB gebrancbt.
Im Mbd. ersehaDt das Pkit. aacb sonst ab Resultatsbeseiehnung adjektirwcb: jnpem «ih7
auch ifcdicn mit linamhr haiss yrwallen Ring 15* 5; surr is/ sö ijnnz und sö f/uot und ao
mit statt insumt yiimllen Wiilscher Gast 14743. Für 'tiifn nJJ'u |fiehf; Ailelmit,' $fin an.
Doch Vgl. üir Utrz JmIU; hoch UHfi/ttmlU F. Lewald (äandersj. Man wird auch sagen: das
Wasser ist anpofi i» fH« BIAe gemäBt. Mhd. and anbd. ist «rwoOe», Tgl. tätem isf in
«ncoSe» dw hmec mit (hr gallt-n tiregorius 455.
stiirmt n: es hat j/estürmt, tdtcr er ist de» Berg himabgeslärmt, ins Zmmr ffestärmi
und dergl.
achwärmen, nrspranglicb von Bienen gebnudit, dnon mit haben: dte Bienen hohen
yesdueärrnrt Stieler. Von hieraus entwickeln sich eineneita Qbertragene Verwendungen, bei
denen Oberhaupt keine Vorstellung von Bewegung mehr Dbrig bleibt und daher nur h't>>en
möglich ist, vgl. das£ vr du wenig gischwmnd (einer ketzerischen Lehre gehuldigt) hat am
siArament Lnther, Erl. Atug. 8, 857\ er hat die ffa$ue NaM gesdneärmt, er hat für SdvSOer
gfschirürmt ; anderseits die Vor^tf-llung einer nr.stätpn Bewegung, wobei S'-iv sebon im
18. Jahrh. üblich ist, wiewohl Adelung nur haben angiebt, vgl. er ist in dtr Weit hemm'
gestimmt Lssaiag $, 351, 24; der BarsAe ist «bmusen henm^es^warmt Kotaeboe (D. Wb.).
Bei piniffpn Verben ist der Eintritt von .'f'ni statt haliin die Folge einer Subjekts-
vertauscbung. Das D. Wb. giebt an, wohl dem allgemeinen Gebrauche gemäss: JJlut ist
aus ihm gesehmtxt; das Wasser ist dwA den Krtig ges<^idtgt.- Adelung; aßer Wän ist
aiifi dem Fasse geleckt; ebenso Sanders. Wir haben also hier das umgekehrte Verhältnis
wie bei laufen, rinnen, ftiessen, siekern, triefen, tropfen, tritpfdn, die bei Subjektsverschiebung
stets haben verlangen. Von Haut»e aus transitiv ist spritzen. Wird das Obj. dabei nicht
nasgedriielct, so bleibt doeb habe» im Perf., wird aber die FItiaaigkeit, die urqMrfin^afa ak
Ofij. rrr-setzt wurde, zum Saii] g.>ra;icli{. sn tritt sein ein. Adelung pioht an: das ßlut ist
aus der Wunde, der Kot ist an das Kleid gesprti-t — die liohre, die Spritne hat gesj^ritit.
Man wird aneh «igen: es hat gapritH « ,fein geregnet*. Ebenso wird es rieb mit sprShen
▼erhalten, das wohl wie mhd. spraji-n /.unäclut transitiv war. Es heisst demnach: es hat
gespri'lif ,f' in fjpretfnet*: er hat von Witz ijesprüht ; nker F' u, r >.<t nut annem Äuge gesprüht.
Zweifelhaft ist es, ob bei sprudeln die transitive Verwendung die ältere ist. Jedenfalls
mnss man »neb bei diesem Worte den entsprechenden Unterschied machen, 'vgl. Senden II,
1157', wenn ce aneh Adelong noter die Verb« rechnet, die nur keiben eifoideni.
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Manche GerKaMhb«z«ichnnng«B können mit rticiamigsingabeD verbanden y.a Be-
w^piintriHc/.eiclinnnjren weHpn vtnA bilden dann statt des ihnen sonst zukommen ien l/'ifif-n
das Pert". mit Ar»». Sanders giebt an: da- CiuimjMii/Her JnU slurk yi'brauat, ala er cinijcschmkt
wurde; der ^tojffe» Ut a^etpmnge», und der Champagner ist aus der Fla$^ {heran»)
>H-braust; tias Pferd hat i/Htrausf; ilns Pf rd ist über ilrn Graben tjchranst. Vgl. ferner sir
ist («r tmr vorhey genmcht Adelung, die Dame iä dttrch dm tiaal gerauscht S«nde», es m
etwa» tUe SehnedtetuÜefftr hfraufgermtuM J. Kerner (flandm), dloeA ist der s^mnddnde
'I'aunirl rmllkh ronibtrifcrattsc/it Klopstock. M. 0, 2«59; rf/r Wat/e» itf ins Thor {hiimn) yvrmni>iU
Sanders; «m s'ih'ff-r Sturmuind ist . . über ilns nrxf SrMms ffesaitstt .T. faul (.Sauders), ist
UK 'tu Latcf forttjisaust lleithard (ib.); er ist limmy yesclinurrt Bolz, Terenz (D. Wb.), der
oufKoBeIcte hier dnr^getdmorrt itt KBtbImtkw (Sraden). EbeoMtrird man ngeo mVaaeo:
er i-if die Trejipe hitiab ijrpoifrrf; ein Warfen ist vorUiijirasSilt ; er i»t Mir 2MV AtiMHi* pt-
rumpät; das Wasser ist in den Abyrtmi fiinabtfdost u. dergl.
Noch andere Verba, die Ton Hause aus keine Bowegungsbezeichnungen sind«
werden in bestimmten Verwendnnpsweisen dazu und inhiii->n laini auch s/^in «tatt des ur-
sprünglich allein möglicbea /ta^fi an. Zu diesen gehört irren. Adelung giebt nn: ,1. einen
Fehler oder Irrtain begvbeo, «A heihe gärret. 8. irre gefaeo, er ist im Walde herum gtkrrtl,
wo p-s aljer doch zuweilen mit liabrti L'ehraucht wii'l*. Nucli Sanders sollen in der letzteren
Verwendung itaben und sein aebeueinauder geltt^n, dtr allgemainen Hegel für die Bewegungs-
SpracLgeftlbl iat dabei nur »ein zuUurig. Ee
aobeiDt aber erat aUmühlieh durchgedrungen sa aaia; die vierte Bibel hat: uir haben gmrrd
ton dem tciy der icarheit Weish, Ik 6. Ferner rasen. Adelung giebt nur ftahcn, daf^egen
Sanders verlangt sän, ,wenn die OrtsTeränderung hervorgehoben wird*. Bei ihm die Belege:
ieranteM . . te» er nadi Banse gettheankt, mar auf den FortuuäbaU gerast Gutzkow; in
einen Abgrutul hinunteryerast ist er G. Kreytag. .\uch toben, tollen, uiit'ii könnten so
gebraucJit werden. Adelung giebt für lausehen an: .2. sieb scbieicbend näherti, sejfn:
einsdn sind mr durdi verstAiedene T^ore einher g^ansM Weiiae* ; daa D. Wb. weia« aiebte
davon. Hi'^rlier geboren volkstümliche Wendungen wie er ist abgedampft (in'- smd durch
die IMnder iji'dampft Kriliuinn). ahiirhr< t :t , a u.^gelcniffcn , nHH'tf'l-raf :(. Lessins^ sapt
(4, 106, Ii) auf dem llinkiiiye bin ich betj meinem liruder eingesprochen nach der AnalogH*
TOD ankekren. Naeb Sanders bildet F. Lewald das Perf. von vorsprechen mit sdit. Aehn-
lieli i^t sind iTii Jini;/i n I^ffen einmal hinffcrochen Lessing 3, -126, 4. Reis, Beitr.
%iu Öjnt. der uaiuzer Mundart, giebt an, da-^s bei mache» =■ , reisen* die Mundart dw
y«rb. sein gebrauche, x. ß. der is uff' Franifoti yemat^t. Soviel ich beobaebtet habe, ist
die überall der Fall, wo dieser Gebrauch von moe/ien üblich igt.
Schon früher ist eilen zu eiut>r Bewegiingsbezeichnnne pf>wnrdpn. Die Gnindbfdeu-
tung ist «sich beeifern*.*) Gegenwärtig gilt sein neben haUn der Ueg<>l entsprechend, vgl.
er hat mit dar 8at^ gedlet — er ist von hier geeäel Adetang; ieh htAe nnt der Airbeit geeUf
— ich bin in die Stadt ifceilt <.<ötzin>ier; er hat ifceill, seinen Elteen zu homnien — er
in die Arme seiner EUem nach Baut geeilt Sanders. Nach dem ursprangUchen Sinne
') Daher irt di« von Ihn beiTfllimide nnd allgemein aDgeDoonneDe SSoMniDiienetelluDS mit snord.
'V .Fiiv^Htble' zu verwerfen: >le»gl. die von Klu^e weiter daran angeknOpfte Baiiehuag tu tat tVc,
Abb. d. i. Ci. d. k. Ak. d. Wixt. X2Ui. lid. L Abtb. 27
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war nur haben möglich und dies hat sich aucli /i;iuicli-t rw i h lienauptet in den Fällen, w»
jeb.t sfj« trilt, \^\. d"c irli lan dem ritt''r <f-i!t' hau 7 wci^e Meister (Keller) 178, 19; hui
mein Juss ijeniet eum betrug Hiob 31,5; trh hab zu meinem ffcscUen geeilet Scheidenreim^r
(Sand«»); er hat $m Pfwi dahin gteät A 8 Ctsra (Kehrain); er hai ^me ne^eeUet ib.
AriiN'rorsHiis fin'Iet sii'li ,<fiii n?iiit' Ad^mIh^ vnn Ziel oder Aragtagspimlct: JfätiimV wor
«0 geeilt, SQ hastig vorübcrgeschritleti Gutzkow (äandersj.
Manche ursprünglich transitive Verba sind auf andwe Weil* dABeben n intniai-
tiver Verwendung gelangt, als die nhcn 192 ff. besprochenen.
treileu. Wo von Pflanzen scheinbar intransitiv gebraucht wird, ist uraprQnglich
«in Obj. biDsuiideDkeii, and dna P«if. mius mit haben g«bi)d«t werden. Im Hhd. wird es
vom Reiter gfljninclit, wobei also wicilur dus Pferi! /u t-iu'Un/.eii Damit h.if ab^r
schwerlich die aeuho«hdeut«clie Verwendung wie das Hole (reibt im Strome etwas zu
acbaflen. Bei dieaer kommt die Reg«! fbr die intnMitiTen BewegungswSrter tat Anw«idnng.
Nach meinem HprachgefQhl würde ich sagen das HoU hat im SttOMC gelri^ettt aber Wf
<nw Ufer getrieben. Belege ütehen mir nicht zu (lelwte.
stürben erfordert ab Intransitivum immer sein. Wo es = «uiufallcu' ii>t, ist es
nntarlteb perfektiv. Wo ea fttr ein« heftige Bewegung gebranoht wird, hat e» immer «in«
Zteltii'sfiiiiMiKML' iH'li'^n >ii'li. T't'l.ri'^ens ist die intransitive Vfrwcnduni,' waiirscbeinlich erst
durch Ilmdeutung des passiven er ist geatürst entstanden, eine Erklärung, die vielleicht auch
aaf treten anzuwenden ist.
schiessen. Di« intransitive Verwendung reidit weit zurflck. Da bei ihr fast immer
Ausgangspunkt oder Ziel unixf lji 1» ii \s inl. -^^o ist die Umschreibung mit sein allgemein. Kin
uibd. l^leg: ich bin üf geschossen als ein iuftic cedcrboum Fraueulob, Leicb 1, 13, 3. Auch
da* veraltete «r«cAieweA ,gedeibon* hat tfin, vgl. jpeii«« itt mir rthto irteMsen Notker
((irafl'); din Steide tcol crschoseen ist Kiu-.iar!, 0. Sclmiii'ilf 1!''>2: uns ist niht teol cr$:ch<';:i ii
ijeliicke ib., Troj. 12448; sus ist din kunst erschoe^tn Heinzcleiu, Jobannse 74; war ir lön
ijegen mir has ertt^tMen Ulr. t. Winteratetten 38, 23; wie «oKcA* m vH guten ersthotsen
ist Landtag von 1514 (Schmeiier). Dagegen mit haben: das denen von Hern tcol erschossen
h'if DieKf'ld Schillir:;.' i Kehreio). Mit merkwürdigem Wechsel: S" d,is b.Di recht hat er-
gossen und gar teol erschossen . , so spricht er, es seg ubel erscho.isett lentels Netz 0383.
sehtagen beh&It h<Aen, auch wenn kein Aec. daneben ateht, solang» es ab die gleiche
Thätigkeitsbezeichnung erarfiiiii!in \v;rd wie da- Triin^ifivuni. Man sagt also er hat auf
Heu Tisch, in die Hände geschlagen, der Vogel hat mit den Flügeln geschlagen; auch mit
lebloeem Snbj.: die Wetle hat an den Feb, der Ton hat an mein OAr, der BlU» hat in ^f«
Eiche, die Glocke hat geschlagen. Erst, wo es zu blosser BewegungsbeseiohDung geworden
ist, tritt fi/^iii atif, jedoch auch da nicht, der Regel entcprechend, wenn es sich um eine
Ilinundherbewegung ohne ürbsvetänderung handelt. £ä heisüt also: der J*uU, das Uerg hat
ihm stärker ffesehlageti, da» Gewi$$en hat 4hm getehlagen; dagegen: er ist kingetehlagen,
er ist mit dem Kopfe an einen Stein geschlagen, die Flamme ist sum Himmel geschlii'/rii,
der kalte Brand ist eu der Wunde geeddagen^ das ist ihm in die Gedmrme, in die Glieder
gea^Aagen, er itt aus der Arft mmA eeinem Vater geschlagen. Yoa Zoeammensetningen
können entsprechend gebraucht W«rd«n: aufsch., vgl. die Flamme ist aufgeschlageti, er ist
mit dem Kopfe aufgeaeidaffe»t die Ware itt aufgenMagen; abad»^ Tgl. die Ware ist a6>
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geschhf/en; aussch., t)(I. die Weide ist ausgeschlagen, äie Kälte, die Wand ist ausgeschlagen,
etieof ist MMtn Vorteil, sum Sehaden ausgeschlagen; afueh., vgl. dos UnternehmeH igt nach
Wmseh eingesc/Uageti; fchlscL; «adtsch., \g\. er tat iteinem Vater uathgestMagen; «mach.,
v^l. der Wagent äer Wind, A'< Stimmung ist wms^cUageiti tnaammenaeL, rgl. die Wellen
sind über ihm sit^rtmntniijesrhfafjfni. Al)w i.'Ichnncrpn in Fnlfrp vnn rnFicherlicit j^prach-
gefülilü koumen vor. Vgl. das das kom nit meer dan a%n Schilling hat abgeschlagen Geiler
(Kehrein); der Fht^ hotte eker ab- als mfgesfMagen 3. Oottbelf (Sraden, vgl. noch bei
ihm II, n''i?i' 11.); Adeliinft: ^abschlagen. Im Hochdeutschen gemeiniglicti mit haben; die
Kälte, das Getreide hat abgesehlagen, im Oberd. mit seiin, welches frejlich aogemes^ener
ist So auch auf$Magen' . Ferner: er hat weder seinem Vetter noch Anherm nachge-
schlagen Aventin (Kehrein). BcMmder« findet sich hiben bei fehisch, ähnlich wie bei geraten,
gelinge)! ot.f^n S. IfiS): ihr mtfx Hcffni h(ti theils ihnen fehlgeschlagen HofTinatinswaldau
V, lUö; dass es fehlgeschlagen hat Len%, äold. III, 10; daa D. Wb. giebt an: alle seine
S^^mmgen tmä oder aiich haben «Am fddgeaeMageni Snndem aU niederrheiniacb: die Spdcit-
latioti hat gut eingeschlagen, hat fehlgeschlagen. Bei durehseh. unterscheidet Adelung:
die Dinte ist (auch wohl hat) durchgeschlagen. 2. das Papier hat durchgeschlagen*,
treten behält haben, solange die Vorstellung des Stoisens, BorUbrena mit dem Fusse
im Yordecgruode steht, also er hat der Sddange auf den Kopf, ihm auf die Unknerangen
garsten; vgl. min!, dtr ^iit/il dir rrtlcn scic: dn hrtr das ürs durrlt ^/ffnteti Farxival
445, 15. Dagegen wu die Vorstellung einer Fortbewegung mitleht de^t Auilreteiu in den
Vordergniiui trat, konnte die Analogi« der «onatigen Bewegungebeseiebnvngen wirkauu
werden. Dann konnte wie bei diesen sein zonächat in den Fällen cintreton, in denen ea
«ich um Beginn oder Abscbluss der Bewegung handelte. Und so herrscht es in der modernen
Sprache, vgl. er ist uns Fenster, aus der Thür, in den Orden getreten, er ist mir näher
getreten f tir ist an-, anf; OHa-, ein-, ffher-, unter-, surüdt0trHm ete. IN» Ersetzung
von haben durch sein hat sich ;il>er erst allmählich vollzogen. Das Mhd. liefert noch Bei-
spiele für haben: kete ein böte hin getreten l'asaional 316, 2i-, ich habe getreten vor got
ib. 390, 88; Aefen si kristen gelouhen bekant, si hefen nimmer dä van getreteM Benner 14600:
baten drisic dürftige im suo getreten ib. 17900; noch bei Geiler: die n» frÖlieh eingetreten
hat in ain beschauendes leben (.Kehrein); bei Schedel: hat dieser Papst einem ErsiUalo)i
des Papsttums abgetreten (Sanders). Dagegen schon mit sein: ich bin getreten unde kamen
«il gar in Mdes ardan Konrad, Alcxitw 1248; an dich vrolich ist getreten gumi» Up
Passional K. i'tj. fi9; tvnvd <r üf wa.t i/t treten (aufgeÄtieg'^n) fin lande unde mi gute ib. 279, 2G;
•i tcäre» uietidcr üs getreten Wigalois 9248; bei Luther herracbt sei», Tgl. a. B. er ist
mitten vmter eaeh getreten Job. 1, 26; «te sind «on dem mge getreten, den ieh jhnoi gt^oten
2 Mose 32, 8. Wu « i ohne Bezeichnung von Anagnogapunkt oder Ziel gebraucht wurde,
mu.«äte zunächst haben bleiben, vgl. ich Itab . . in meiner Vorfahrett Ftissstapfen getreten
Weidner (17. Jahrb., Sander»). Demgewüüä wird im Mhd. vou missetretcn , einen faUchen
Tritt tbon' dm P«rf. mit heiten gebildet, vgl. dar an hdt ei mistetreien Krane 11699; dae
ich hän widrr in .<ius missetrttcn fCoiirinJ, l'artt-iiopier 7217; ihiz du si'rr tiiis-chrten hast
ÜM keiserlichem prtse, ib., Sylvester 2472; hat er aber missetretcn mit ungeltmpfe an dheiner
tiat Hetnr. t. Nenenst., Apollonias 12743 (? naeh dem WSrterbucb 112743): das sie mi
dan ^eiiur stiüif mit mannen hete missetretcn ib. 14812: J^tfy ntissetrüwete unsere vrowen
und hate sorge das st missetrOea hete Mystiker I, 28, 32; nur vereinielt sein: nt» ftdb, wie
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i){r wifihcif i'sf mif^'ffreten Passionnl K. 182. 44. Scbwaolraod vA j«tit du SprsebgelttU in
Füllen wie er hat {ist) m den Kot getreten,
stossen bebtlt Aaftm, so Irage « «iae mit Abnehi «mgvfBbite ThBtigkni bsniebnet.
Tgl. der Ochse hat mit den Uöniem gestossen, der Falke hat auf die Taube rfestossett, er
hat ins Horn gealosmi, wir habet) (mit d^m Glase) angestossen. Es bekommt sein, wenn
es das zufällige Geimtmi auf einen Uegenstaod aundrückt, nicht aber (laih«Ib, weil es daoa
wenigvr aktiT ist, «mdern weil es daan iminer auf des Hbment |;ebt. in dem ein Gegen-
stand an d«in aiirlrrn ^rrBt. Afl'^lnng giebt an: das Schiff ist auf dm Grund firs:tossen;
wir sind auf Uchtcifrigkeilen gestosse». Entsprechende Verwendung bei den ZiiNamnien-
setcnngen at^* su-, jnuammeiitiosten. TTeber ofis/oMen bemeiU: Adelung: «am faiufigslen
mit haben. Allenfalls kimnte man sagen ich bin im Finstcm angestossen, das Schiff ist an
einen Feiten angestoneti, aber er hat in setMem Atnte angestosstv . . der Acker hat an de»
Weg angestossen'. Bei dem letzten Bespiele iiA e« klar, das!« aiistossfii hier wieder duratir
geworden ist. Wo anstossen — ,Amt<yis erregen* ist. hat da.s Verbla-vsen der Grundbedeu-
tung haheii vnrnnln':«it. Sr» verlangt aucli rfrstös^m ebenfalls haben. Vgl. auch dass em
Grieche da angestossen hätte (= , einen Fehler gemacht hätte*) Lessing 5, 24B, Ut>.
brechen und reisten sind aaf xweierlei Art intnnntiT geworden. Die «n» haben
wir in Fällen wie das Eis briehf, dat Seil rrisst. Hier i.st der Sinn jterfektiv und Um-
schreibung mit f^d» Helbttverständlich wie bei bersten. Anderseits werden sie von einer
heftigen Bewegun;^' gebraucht, Und da dann immer entweder Ausgangspunkt oder Ziel an-
g^eben werden, so ist gleichfalls sein zu erwarten. Vgl. din lop dae ist gar wünnediek
riir allrv prra ijflrorhcn Kourad. ("I- Srlinrlfvlc T.>T": (hr M'irä isf ii' d'-.-i TtunptJs HiiUr]-
tum gebrocheil >?chilier (D. Wb.); da sind ihr die Thrünm vom Auge gehrochen Wildenbruch
(Herne). Zosamniensetzangen: anA. (der Tag itt ängebnu^en), einb. (DnnkdheU ist ein-
(AemH-] gehrochen, dagegen der l}ieb hat eingebrochen, an den transitis'en GebraiK ' i i-
»chliesaen), ausf>. (ein tcetter ist, er ist in Thrünm amgebrochen). durchh.. hervorh. Ein-
fachen reieten in entsprechender Vertveudung ist jetzt veraltet, doch vgl. ein rclsscnder Strom
tt. dergi. Noch allgemein ttblich sind einr. nnd aitir., vgl. die Gewohnheit ist eingerissen,
er ist ausgerissen. In der älteren Sprarfie pf^chfint von d-f'-ipni reisseii dtis Perf. merk-
würdiger \Veii>e zuweilen mit haben: da hat die Frage in die gantze Welt gerissen, icie
man Jmnde t^ig teerdm Luther (D. Wb.); doA tiSreker hat mein freger geitt geritten tmff
weiszheit eu Tschorning (ib.). Dagegen sind wohl an d:>' ti;iii>itivr Verwendong anxusdiliessen
Stelieu wie Domitiunus . . hat grissen »ach gut Aventiuus (D. Wb.); fUr heute hatten solche
ErsehüUemngen tief in sein Bert hineiugeriste» J. Paul, Hesperns.
Ein« dgentOmiiehB ätalinng nimmt eintreffen ein. Wir sagen jetzt <fte Posf« die
Prophegciung ist eingetroffen. Trip «ich für eine intransitive llesultatehezeichminc' pi^hf/rt.
Der ursprüngliche Sinn des Worte» aber ist ,in das Ziel treffen *, vgl. er hat in das Schuarse
getroffen. Der tvansitiven Natur von treffen genäes blieb aneb bei eintreffen aanScbst htAen,
vgl. wie aber hat der Ausgang efugetraffea Orjpbius, Karolus Ht. (Erdmann); icas unsre
Feder schreibt von Ungewissem Hoffen — hat auf gewisse Mass heg ihnen eingetroffen
lIofTmannäwaldau V, S. lüö; diese ISchcreyruphezeinng hat so wenig eingetroffen Canitz
(äanders); wie hat et mit dmwm H^fen, wie oft mit meinem eingetroffen? Lessing 1, 112;
hat meine traurige Ahnung riihyrfroffni'^ Mendelssohn (Sunders); es hat alles einrjrfrnffm
Iffiand, Uagestoixeu IV, C; so hat also doch unsere Fropheseiung eingetroffen Schiller an
20S
(ioethe (D. VVb,); Siojers zitiert noch Sentne. Daneben Um-sclireibung mit sein AcboD bei
WieUnd. Von gntammentrefftn iat mir nur Umschreibung mit ««i'n bekannt.
Nock einige Verb« Mnd ni beepreehoi, bei denen iabm nnd mim neben eimmder
«neheiDFTi, während man nur das fi'w.f oder das andere erwarten >ollti\
begegnen emcbeint am frühesten = unserem mderfahren, wobei aUo ein Ereignis
du 8abj. bildet. Hiem vi im Perf. mit tein schon im Uhd. belegt: ti heten an n hruäen
garnet suag in wäre hcgaf/enet Genesis. Fdj^r. 63, 31; tea» ir heghtel was Fiis^ioiiftl 94, 73.
So auch sprifi r. soviel ich sehe. ausnahinsUw. Zuweilen auch ohne Dut., vgl. was mag wohl
begegnet «rm Guetfae (D. Wb.). l reprünglich md. i»t ea in dem äinoe ,von verscbiedenen
Seiten her mf einander tnffn*. D« «• neb «Mb in dieser Verwendung not einen Moneni
hpziohf, so sollte man tfleichfalLs nur srin crwarlcri, urh iii-'i jetzt als korrrkt gilt nnd z. B.
bchon bei Luther erscheint, Tgl. mit alle dem fweri, dtw leh begegnet bin 1 Mose 33, 8.
Daneben knmmt aber idion aeit dem 16. Jahrb. häufig haben vor, vgl. iarmhertsigSteit md
icarheit haben einander begegnet Dietenb«rgetB Bib. P>f. ST>. 1 1 ; teisse, dase dir goft begrgntt
hat Agricola, Spr. 9*; bat mir ein Mensch begegnet l'cr-t. üosenthal 11: « halten ihnen
etliche Soldaten begegnet Pers. Ueiseb. 1, 4; sie haben mir begegnet iienz, Soldaten III, 8;
nur «kum TnuirigeH hak* ich begegiwt Schiller, J«»gfi»a III, 4 (2703); aeit ätr grit hake
ii~h ihm ;ic'ir -wei oder rirrimaj hrtpri/tui neine fS itulersV Ganz in der Orlrnui^; 1^1 tmlilr-
lich haben, wo das Verb., wie häufig, mit dem Acc. verbunden wird, vgl. haben Sie ein
SAautpiel rtteender Unediuld begegtietP Goethe (Sanders); ein €rMntr hatte den Prmeea
dort begegnet Schiller; selten hab' ich ihn auf dieser Strasse begegnet K leint, Schroffensteiii
2222; noch weitere ncispiele bei Sanders I, 5öö'. Keis, Beitr. zur Synt. der mainzer
Mundart giebt an ich hab em begegnet. Oefter« i»t nicht auszumacbeo, ob Acc oder Dat.
gmeint ist, Tgl. die CheeUethoft hatte «idi efieit wieder he^egmet Giieibe (D. Wb.); M'e hatim
einander auf der Hahn des Ruhms und am Throne begegnet Schiller (ib.). Der Ursprung
der ümachreibung mit haben kann aber nicht ans dem tranaitiTen Gebrauche abgeleitet
werden, da sie frQher erscheint ab dieser. Tielmebr wird die Umsehreibung mit Aalen dem
TTebergani; vuiii Dat. zum Acc. den Weg gebahnt haben. Wenn es nicht gelingt, tönen
zureichcniien liruiid ffir ihr Eintreten in dieser Verwendung zu finden, so ist nie vollkommen
gerechtfertigt, wo begegnen = «feindlich entgegentreteu ist*, vgl. hätte . . das Schwert er-
griffe» md dem . . Feinde to hegegaet, wie es Pflicht mui Oewteeen verlangfeH Heine, Saton
(Sanders); ar> n\uh in dem darmis alt^rleitcti'H Sinrif .Vorkehrungen wogegen treffen*, vgl.
einem dritten Fall hatte Lgkurgus nicht begegnet Schiller 9, i4t>, 3. Ebenso i«t haben be-
greiflich, wo einem begegnen = .einen so und «o bebandeln ist* (s. oben verfahren). Tgl.
niemand hat mir das geringste böses gethan oder mir mit WiderwiUen begegnet Pers. Baum«
garten 4, -7; itir ilnn \nift nindlieh begegnet haben liabener i'S.ui'iiTs) ; welcher . . der Laura
sehr verächtlich begegnet tuttle Leaüug 3, 331, b; hat man jemals einem Frauensimmer , .
90 begegnet? ib. I, 861, 10; dett» leA «Ar noeft freundKeh begegnet hätte Goethe an Zelter
8. 162; denen Rom im Glück herrisch begegnet hatte .IvMüller (Sanders); dem hat nie das
Lebe» freundlich begegnet Kömer (Hempel) Iii. Auch in diesem Sinne kommt es übrigens
mit dem Acc. Tor, vgl. welche ihn mit »o vieier Oraneomkeit begegneten Les«)ing (Sander:^);
und auch hier sind zweifelhafte Fälle möglich, fgl. er hatte Philinen mit entschiedener
VeradUung begegnet (}oethe (Sande»). Doch kommt auch bei diesem Sinne tein vor.
204
Tßl. Hcinrirh mar Umm ouf dm italimUAeH Fddsug sehr gtMtteriatii begegmt
iSchiller (D. Wb.)-
tagen in i«t BedentuDg .Tag werden* gehört tu den Verben, die noroinler Weiee
perfektiv sind. Wir sollten daher sein statt haben erwarten. Dazu stininit auch der Ge-
brauch itri Mhd., Tgl. dü ee vil küuie was getaget A. Heinrich ()04 und mit bestimmtem
Suhj. dü in der ncehstc morgen fnio was getaget in das lanl Biterulf 1015. Ebenso bei
den Zi»Kranienset%un$;eD : db et tcas ertaget Iwein 5807; ah ee vnio was ertaget Lanzelet
717] : an mir ixt thr ;iris brfa^ii f limlaam 217, 2-1; an iJi'n ril xiHden was betagd ib. 09. .'iS;
das »I der höhen salckeit betaget htutc sl im« leben Kourad, Alexiu« 325. Noch weitere
Beiaptel« Im Lezer und in dem Glonnr xu Heinricli von Neuctidt, welebes allein fünf Be-
lege bietet. Aus dem Nhd. dageger; int mir von tagen nur Umschreibung mit Aa^i bektoat.
Zur Erklärung konnte man daran denken, dass das Verbum doch auch imperfektit gebraucbt
werden kann = .es ist im Begriff Tag 2U werden*. WaUrHcheinlich aber ist die Analogie
der anderen Impermnalia, die NatorerKhaianngen bezeichnen, massgebend gaweean. Kaum
kommt pinf Aii-,'lricl:iiiiir an fnqfii — ■ .Bpratntip lialt*'»* in Hciracht.
münden, vtni am Kude des IS. Juhrh. üblich geworden, «oUte als i'erfektivum sei»
«ribrdem. Sande» giebt haben an; doch ftthrt das D. Wb. ana RQekert an; die Fläaae <dh
$iHd ins Meer gemündet.
Durch Bedeutungsverschiebung ist gelangen perfektiv geworden, langen und gelangen
sind erst allmiilich in ihrer Bedeutung differenziert. Im Part, fallen sie zusammen. In dea
älteren Bedeutungen .sich ers^ecken bi« zu einem Ponkto* nnd «die Hand wonach aua-
-trockr-n* vsiril das Pt-rf. mit hnhrn jT;cViit(lpt jrprarlp wie von reichen. Dagegen in dem Sinne,
der jetzt an gelangen haftet, wo es alao die Erreichung eines Zielea auadrückt, bat ue ab
Pedhktirnm wm angenommen wie temmen. Detgleieben eadangen wie (HiAioiimmm. Der
Uehergang i>t aber alimähli« Ii erfülgt. Im 1(3. Jahrb. finden wir »<n;!i haben, vgl. <i2f Ae^cM
wir nicht tjelanget bis an euch 2 Kor. 10, 14; was sie selbs gesellen hatten vttd was an sie
gelanget hatte LsUier ü, 2ü; so an einem rate gelangt liat — als an einen erbent rat gelangt
hat — et hat a» ^ retke geUmget Nfimberger Poliaeiordnaogen (D. Wh.); daemteh Aaf e$
OMA au dir Trutschrn fif Jtini/t! — irif sie dann an uns gelav(jt haften Paracel>ii> (ili.l.
Eine' nur scheinbare Ausnahme von der Kegei, daw die Imperfektiva das Perf. mit
haben bilden, wigt aicb bei rotten im Mhd. Wo geragtet neben ttn atohi, ist es » adurck
Basten erholt, wieder zu Kräften gekommen*, i>t also adjcktiviüiche KesuU«tsb«zeichnuog, Tgl.
wäre gerastet im sin hant Klage 1597; doj auch gerastet warn ir pherf L'w'.. Reimchron.
Ö230; das dir wol wtere gerastet das gevidere diu Oswald 1924. Dalter auch Parallel-
aetaang mit einem reinen Adj.: sD mäed noA mgeraater im idi nie gewesen Hatalarin II.
42,92; Vtrliiiiriung mit MJcrrffH: dö ich stts wart gerastet in gotcs namrn Vütcihiuh fLexi r);
attributive Verbindung: ao vare wir gerastet an das mere Diemer 49, 17 und sonst. Zur
Bitduag eines Perf. wird aneh im Mhd. haben Terwendet, vgL nu hete der kristen her gerottet
Lohengrin 6088. Bbenso ist adjektivisches genwwet = .ausgeruht* im Mhd. häufig.
hangen, da» in der Sohnft-<prafhe ila<^ Vfüt rnit hahe» bildet, hat im nix-niuiiUchcn
sein. Sundem zitiert dafür (I, 6i>6') «Stellen aus iiailer und Auerbach. Vgl. ferner so war
idt nie au dir gdiangen HSiderlin 2, 67; ich Mn dem wittut emgdutngm H. Sacka (Kekrein);
nl}< (Ii- aeinem tattcr (xnijchnnijfn icarrn Dii'triilii'rL'ers Bi'n.'I 1. Makk. 2. Zur Erklärung
liessc sich vielleicht geltend machen, dass hangen doch zuweilen perfektiv s ^sicih anhingen*
205
erscheint, vgl. ein sleißs Atihangen ans Relifftonssysfem Stilling 4, 32. Hierher wird anch
gezogen werden mflssen: } Jähere Geister sehen die tariw Spinnetceben einer Thal durch
die gante Dehnung des Weltsystems laufen, und vielleicht an die etUlegensten Grämen der
ZuJaatfi md Vergangenheit mkäpffoi 8cbiU«r 8, 6, 3; imn man kmim bier 4mhängen wohl
nicht trut pa&sivi'si')! fas.spn. Anderseits tind vipllficht zuerst könnt» Hif» prissivisohe Vorwon-
dung TOM gebangen eingewirkt liab«». Vgl. z. b. eine ät«lle wie fest waren wir (die Locke
und ieli) an «t« gehtmgen Ooeihe 1, 47, 1, wo m obne Verioikning de« SinneB aaeh hauMi
könnt« h'hii/lai icir itiis «« sie oder hingen irir an ihr. Für nachhängen giebt Adelai^ Mi:
fhaben, bey vielen aucb seyn*. Dos Wort ist von Hause aus keine Ziisaninienset/.ung von
hanget), sondern gehört zu luhd. hetigen, ist aber jetzt an intransitives hangen angelehnt.
Wie von hangen wird im Otwrd. von iatnoaitiv«ni stecken das Perf. mit Mein ge-
bildpt. Ttrl. ( ,s- li/unr la liu-r dm anrfern . . rirhten, er sei dnm in ihm fjrstnrhm Zinkcrräf
(SandersJ; ich bin diese drei Wochen über immer £u Hause gesteckt VVieliuid (ib.j; seibat
UM Latber litieit Sandern drei Stollen. Aaeh bicr Itftmito Umdeotuog aqh pamtem Gebrauch
des von Hause aus transitiven stecken angenommea werden. Anderseits kommt in Betracht,
dws im mhd, gestecken anch in di iii Sinne von »stecken bleiben* gebraucht werden kann.
Hierher gehört auch eino St«lie aua üneshaber<> Predigten (I, 51), an der aUo die Um-
aebrnbong mit sein der onprOnglieben Regel entspriebi: iek hin gtatedUt m dem tiefim
laime. hcrre da suche mich uTi loS'" mirh dar üe. Ebensri wird Irxfrrh» — ,<feoken bleiben"
gebraucht; daxu Umschreibung mit sein: dat leatier begunde dicken von des nebels kraft
ata vattt. Acut ein, $dmft dar üme bntednt wert WigBlda 177, 9; «tl» rof mum a2»
hcrlisliin irstarret Wtd bestecket ib. 174, 12; ee was in gesunken . . unde was dar tnne
hestact Krone 14447; einem wolce ein hein bestecket was in siner kein Kenner 1978; ob ein
wagen in dem feld teer umb gefallen oder besteckt Städtechruniken 2, 258, 34; als wer er
tu dir fimda mU dem gatd besieh Seh. Fnwk, Ohion. 241*.
Es i^t aber kaum noch nötic, für die Verwendung von xein im Ohord. )>ri Vtrhi-ii,
die einen schon bestebendeu Zustand ausdrücken, io jedem einzelnen h'aile eirte besondere
ünaefae sn soeben. E« •ebemk aUmShlicfa eine darebgreifende Umlnldung dea SprachgefahU
erfüllt m Kein. So I 1 I ittz. Zur Sjotaz d«r bMebtad tischen Mundart, S. 70 geradesa an,
das« die Verliii, welclie die Ruhe nn einem Orte ausdrücken, das Perf. mit Hilfe von si
bilden. Nach ihm sagt man in Basel sogar i bi im Heu gschlofe, si sind im klai Basel
gatolM, «ibreud «bne eine eotcbe Oiiritcalimmang bei tddafrn und tDobieN haim uxge»
wendet ■wird.
Die gr&ste Schwierigkeit macht sein. Die Grammatiker und Lexikographen wundern
iiefa mnatieoB, daaa bei dieaem Verb, mbeii der ia unserer Sehrifteprache geltenden Um-
acbreibaog mit sein auch die mit AtAen Torkommt. Un» muss vielmehr umgekehrt die l'ni-
schreibung mit sein befremden. Dieselbe ist auch anfanglich nur hochdeutsch. Im Altn.,
Ags., Afries. herrscht haben, s. Grimm S. 1S9. Ebenso im Mnd. und Mnl., s. ib. ä. 188
mid Kacbtrag 8. 1261. AHerdioge bleibt mh» dem Mnd. siebt gnna fremd mid bat in den
lii'uti^'iii riinrlprd. ^f^ndnrt^■n ziemliche Au~breilung erlangt; ab<'r danolirn tirdiaiiptet sich
immer noch haben, s. D. Wb. 10, 317. Aebnlicb verhält es sich in den neuniederlundischen
Mundarten. Aueb in einen grossen Teil de« mitteldeutschen Sprachgebiet«» greift ursprüng-
lii ii h(ib':)i hinüber, vgl. ausser ürimm Weinhold, Mhd. Gr.*, 385. Mhd. Wb. III, 7*35'' 44.
Lexer UX, 799. Es erscheint nicht bloss bei hochdeatsch schreibenden Niederdeatscben wie
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Eilbard und Bnin t. SebonelMek, sondern «ach im Rother, bei Wernber toid Niedcrrb«in,
im Karlmoinet, in der VorbenriäiigB (Ddrheinisch). iu der Seele Trost, der Erlöning, im
Pa.sMniml. y.i M)f(:ir in Dfmkniiileri], deren Verfasser la der Nähe des oberdeutschen Gebietes
zu HaU!<e wuren, in dem oatfränkischen Ernet D. und in dem von mir herausgegebenen G«-
dtehto Tristan mb HSncb, «eldhw wabneli«inlieb in Sftdfhuiken an d«r GnoM im Alenmnni'
sclii'ii eiit-ianilf II ist, vgl. Ö38 wid hete. ourh lohrlichr dd vor gewesen and 810 ich hän
durch iuwer müme . . numigen iae geweten bereit. Im Flore 6322, wo der Ueniugeber uit
H. adirabt diS «uife QärU feMswi, bietet R M» jf«me$m, Aneb Lntiunr iefc Asien
nicht pinz fremd geblieben, vgl. Anwni iett nte im h^fy« «fo hSn« gmttt Weim.
Amg. I, 220, 9.
Ate eelbstfentindtteb iat bei nnaereB Ei4}rterQDgcn immer Torwingeietii, des, wenn
Intransitiva transitiv werden, dati Perf. nicbt mehr mit sein, soodeni mit hahu <^(A<\\Aiti wird.
Docb bat nicht jeder Acc. diese Folge. Des Mass des Kaumee und der Zeit neb«Q Verben
der Bewegung wird vom Hprachgefnhl nicht sb Obj. gefasst. Hmn engt dnber: er igt drei
MeSmt drei Stunden gegangen. Auch die .\ngabe des FiTniiiis, Aber die eich eine Be-
wegung erstreckt, hat keinen Einflusa. Es lu is^t: ich hin deti Weg gegangen; schon bei
Luther jr seid den weg vorhin nicht gegangen Jo». 8, 4; ferner er ist die neue Strasse ge-
riiteRt gtf«Amn-
Eine Ausn.ihini! ^icheint das landscbafllicli «dt verbreitete ich bins vergessen. Aber ter-
gessen regiert urspraoglich den Ueuitir. Das Perf. wird allerdinge im Mhd. wie jetzt in
der Sebriftepraehe mit Anim gebOdet, aber daneben beatebt ein adjeWrieehee vergeeeen in
aktivem Sinne (vgl. sündie Up vergeteen Walther), was gar niohts Aufrälliges ist, liu d^s
Verbum keinen Objekt.sacc. rerriert. Das adjektivische rrrrjesaeti dauert auch im Nhd. furt.
g^enwärtig noch in Zusammensetzungea wie ehrv., pflichtv., goUv, Daran achlieast sich ich
iflie vergestm an, worin «$ m faaeen »t wie tei ini« guftiedm. Ebenao darf dai im Mhd.
häufige enbiezen sin = „gefrQhstQckt haben* nicht auffallen, da enbizen den Gen. regiert.^)
Desgleioiien das adjektivische genoteen — ,obne Schaden erlitten zu haben*, was «ich an
gm^ten eines dinges «Vorteil wovon haben* aneoUieist.*)
Den Verben, du- in Folge von Znaammeueetanng transitiv werden, gebührt AoieH.
Doch tritt bei rim in Teile derselben, und zwar solchen, <Iie eine fortbewegong beadohneu,
nicht selten da>: dem einfachen Worte zukommende sein auf.
Unter den fteten Zaaammeneetcnngen gehdren hierher die mit dank nnd um. Bei-
spiele für durch: er ist durchfaren weite land .Soltau. Hist. Volksl. 2. 59, 21 (D. Wb.);
dtttt wir den ganzen . . Chersonet der Länge nach durchfahren waren Kohl (Sanders); wie
untere Erdkugel graste Umeälnmgen dunÄgangen ist W. Humboldt (Sanders); wie wei
er doch durchlaufen ist viel land Mumer (D. Wb.); durchlaufen bin ich die furchtbare Lauf-
bahn Klop^tut k, 0 Ivn II, I, 2 lind 3, r>5; ffiV- Urlrnihiiin>j. class tl'u Fi'ii usrhiifftu, Kiihn-
heii und Glück, den aiteti Schriftslcllent huußg beigelegt werden, wäre tch durchlaufet», und
') Daneben seltener enbiszett hün, dd enUssen Halen Ami« 1335; «i M«n mNtten Hebiriohs
Triitan 01)45.
Da« Perf. diuvt aber wird immer mit habtn uro»cbriebeji, vgl. i. Ii. ouch hei er maneger liufertde
getwutH Wdfimm, Tit 14, 2.
207
iiochmoh durchlanfen Herder IV, 21 \ : den PfuiJ, rirn irir so schnell durrhlnufe» sind F(irsf<>r
(Saniiers); sind wir mm die gange Reihe durchlaufen A. v. Humbuldt (Sanders); da weite
6e(Sld er ilurdMaBt iit Von, II. 5, 597; itk tei nun den Apatmm dureikwaiidelt Seome
(Hettiiteli 2. 105; der so die Welt durchwandert ist Tieck, Don Quix.* 2, III; wie mühsam
bist du die Irrgänge einer falschen Weisheit durchwandert Engel (Sander«); ich muss durch-
uanderi sein gerne andern Raum Rückert (Kebrein, vgl. noch Sanders II 1479^ u.); er ist
die gamxe TTett äurehstriehe» und durdtmmdelt Uuter 95*; mmeker Länder, die er dureh-
strirhfn wnr Heinde, Ard. 1, 237: dif Felder alten Etthms }>in ii h durrhyrhJirheri. Skamanders
Feld, die Bähn auf Gargarat die sel'gen Inseln hab' ich bang durchstrichat L. Schefer,
AlMcbied ton Cirimbeiiluid; idk ün da* Land 4er P^iiiüt in meinem Leben ae wenig durek'
reist Mandebtobn i'^ümler»); genug bin ich die WiÜ dwchreisi Matthisson (ib.); Frank-
reich, das er . . durchreist war Forster (ib.); ich hin schon das Erzgebirge durchreiset
Tieck (ib.); von dort aus bin ich Frankreidt in ewei Bicliiuuge» durchreiset U. Kleüt au
Henriette 29. JrK 1804; ä» ^ die gantee Jmel äureheoge» Mannt Dieteabefgen ^wl,
Ap. 13, 6; ist viel Länder und Völker diirehzoqni Schaidenreis.''er (Sanders); dass Kaiser
Ferdinand viele Frovimen . . mit den Waffen durchiogen tcor Woltwanii (ib.); ohne die
niedem Stnfen des Sdnddienriea threhbro^en m sein 6wt« (ib.); da ich den WaUrioo
recht durchkrochen bin Merck (ik); «r ist FirmAreitk iwt^togen ib. (ib.); er ist tHete Länder
nicht durchflogen Ficlile fil'.l.
Bei&piele für um: tch bin die Stadt umfaiiren und umgangen Qoethe, Briefe 12, 21:J, IG;
naekdem trir den Weinen See umgangen «oarm K. H Dller {Sender»); endlieh bin ich einen
guten Teil der Stadt t(nitcaj>drl( Zelter (ib.); dreimal bin ich £war die grosse Trojn um-
laufen Bürger (ib.); die Welt bin ich umreist A. W. Schiegel, Werke (1846) 2, 336; tceim
tcA die gante WAi umsduffl wäre Lessing 3, 296, 13. fieidei, «m vod ditrdb nebmeiiNndeir:
icü bin vmgangen die crd vn hin sie durchgangen rierte Bibel, Job 2, 2 gegen iek hA twi-
gangm die erd t« hah sie darchgnviien Job 1, 7.
Auch bei übergehen lindet sich nein, vgl. er mag die übrigen um so viel eher über-
gangen sei/n Leeaing 6, 417, 15 gegeo tdb heAs IMnen i^mrigen Umgangen ib. 27; LawOt
wäre sie ((iin rntersuchung) gern übergangen Metuli'l^sohn (Sanders).
Ein vereinzeltes son«tigeä Beispiel findet sieb bei J. Ii. Fischer in Baj-erua Mundarten I,
190^ 8: sonder Jeder sein Frennd mit List mit Oeiteen hindergangen ist.
Von unfesten Zusammensetzungen kommen zunächst wieder die mit dnrdk in Betracht,
bei flencn ein starke? Sehwaukuu l>.^>t-^ht, vj^l. wir sind dii- Jahrbücher . . geintn durchge-
gangen Klopstock (D. Wl>.;; den 6chulai, die du su Smyma durchgegangen bist Wielaad
(ib., dagegen «n endeiw Stelle worin «cA off« ^fen dwrthgegaingen Aote); wenn icH ei'nm
Tempel nach dem niulmi dm rlig* iiun<ini wäre Lessing 10, ^.'2. 17: riti Mnvn, der länger
geteht, ist verschiedene Ejtochen durchgegangen Goethe (Sanders, an andern Stellen bat Um.
Aa&ett, z. B. Briefe 13. 256, 27. 16. 104, S. 21, 200, 5); jener PkHesoj^t der iOtannUUA sder
versMednc Stufen der JUldung durchgegangen war Fichte (Sander») ; die SChon viele Wand'
lungen ditrehtieqmfjm sind Tieck (ib.); er ist die Zimmer <t!ie durchgegangen Sanders; er
ist {hat) die Arbeit mit seineM Schüler genau durchgegangin ib.; sie waren das kleinere
LAen . . dnrdtgewandM Klopetoelt, Meie. 9, 835; dass das Naturreeht ni^t nur atte mSg-
lichcn Trichr d<r mni^rldhhin ya'ur, die 'jnr:< Psi/ehologic, sondern auch alle erdenkliche
Formeln nach und nach durchgewandert ist Scbclling (WackernageU Leseb. III'' 1096, 23);
Abh. d. I. CL d. k. Ak. J. Wua. XXII. Dd. 1. Abth. 96
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der Körper, der die Livii durchgelaufen ist K;iiit ( D. Wh.); nachdem der GelchrU dm Krris
der Wissenschaften durchgelaufen ist ib.; ich bnt bereits die gante Stadl nach Ihnen durch'
geramt Lemog (Shiaden); «onifcr Stratidi^ . . bat dm dtirehger»imt die lanffcH Sdirmkm
Kosegarten (ib.); Jttceimal . . war die Sonne durchgcreiset ihre Bahn Logau (ib.); wenn ich
meine Spanne Raum durchgekrochen ttin Göckingk (ib.); eine Reihe wüligen Schwestern, di<^
alle der flatterhafte Horas dwrehgesehwSrmt ist I^eiising 5, 285, 7; mein Sehnen, ist die
Himmel durchgedrungen A. W. Schlegel, Ged. (1800), IGG. Adelung betnerkt: ,%riA 9ß hob
ich tiach dir die Fluren (luichgestrichen Geliert, wo bin "-teilen Mpllte*.
Femer üoden sich Beispiele bei an: ouuii nu nüuuc und ouwe man.' wie sU tr mich
gevaüm an mit maneger arheit Trotni 1S96; den $md «le ttngrfnXen Sendw, Aagsb.
Chroii. 358; in anderem Sinne: die stete und diu kastei diu in miren an gevallen von sinen
vordem aUm Tristan 5213. Aus jdngerer Zeit kommt in Betracht angehen, vgl. mich ist
nidUs angegangen, nach Adelung Ausdruck der Jäger, nenn ihnen kein Wild in den Schusa
g«ltoiDni«n ist; da$$ leA bereits den Pellegrin angegangen bin (um Gsld) Chuniaso (Sind«»);
was ist rr ntch an(jefjnngm? .T. Gotlhelf aiiirande'n: rinf (!riUi\ dir ihn mtfjncandeU
sein mochte Goethe (i^anders); steht der Acc. statt des Dat., so itt aatttritch sein berechtigt,
TgL wa$ iit dir angemmdeitf Tieek.
Von Zusammensetzangen mit ein Icommen eingehen und einschlagen (s. oben unter
schlagen) in Betracht, bei denen ein starkes Schwanken besteht. Vgl. das ich diesen frieden
also ingangen biti Aimon (D. Wb.); alle fürstai vnd alles volck, die solchen bund eingangen
IMMVW JeremiM 94, 10: dasa sie eine schwere Verpflichtung eingegangen «an«» P. LawaU
(Sanders); dag^'p^n 'cri! drt fr>tn::ö.<;isrhe und deutsche Geist . . nirmals einen Wfintftrbnreren
Wettstreit eingegangen h<tben Gueihe, Brief« 20, 228, 11; dazu die paaÜTisobe Verwendung
dw Part.: eingegangene Verpflichtungen. Sand«n bem«ritt; ,POr 8 (d. h. mit Acc.) gilt
meist wm* dodi adMiat haben korrekter*. Ferner: ob ich nicht «tel lieber einen gans Oft-
deren Weg eingcschlageti träre Les-ing 9, 208, 1 1 ; das ich auf eine sonderbare Art ver-
fahren, und nicht sofort den gewvhnliclisten \Veg eingescidagen bin Müser ü, VII; diesen
Weg hin iek eingetellilagen Kut 2, 6; alle Wege, die man (Mir eingeidiilagen tat ib. 8, 802;
Adelung' : ifir haben (rielleicht besser sind) diesen Wr^ ritii/e.tirhlaf/en.
Unter dea ZusammeDsetxaugen mit aus « ,zu Ende' rerniag ich die Umschreibung
mit ffl'n nachzawetsea bei andattfen: wie idk eüe hmd toat ussgeliffen in TtUedHand Tb. Plater
(D.Wb.); darumb bin ich all Land auSSgloffat J. R. FiMher, Bayerns Munda. I, 164>> 29.
Im 18. Jalirh. werden die Ztisaniinpnsetznngen mit vorhci und vorüber Iiüiifiu; mit
dem Acc. konstruiert. In Folge davon ivciieint das Gefühl für die Perfektuniüchreibung in
Sebwanken gaiatsa. Vir atehcii allwdiaga nar «in fNwr Bnspiale ivr VerfBguiig: Imn
Geschc'pf hist du torf>-:ii/> i/iiih/iit Herder, Ideen; d'txs rr dir <i>H v,hn}ichen . . Vtru irniinjcn
g^ade vorübergegangen war ib. (Sanders); — wed man das Wa/ire, das WesenÜiclie, das
Be^ädtende vcfiSbergegangen ital TSrriDg, Agnes Bemauaria T, 2.
209
Vencetchiis der besproehenen Terb«,
«iMrf^m 208. 8.
abrtthen 177.
einu'Hr:thi 171.
allem 179, Itta
anfallen 208.
entließen 174.
angthen 206.
(r6c6cn 170.
amtAm 177.
<rMf«M 191
nnttonnett 202.
ergehen ]8i.
antcandelH 2ü9.
erliegen 174.
arten 180.
emcAi;»;» 200.
außtrtdun 196.
meuUlen 169.
«i^fdllnfM «MX aOt.
irntlcnt 170.
rtufilehen 177.
fahren 182 — 4.
nusachlagen 201.
fallen 189. 190.
177.
faulen IdO.
fddtM»gm 201.
ht§*fnen 303, 4.
lIiMitni 19B.
AfAflrrfn 171, 2.
flammtn 198.
heiitehtn 178
fUütem 196.
bekleben 179.
Ilif;/en H'>.
6(<wyrn 174.
/»eA«n 192.
^cmlkci» 172.
iKcNM 169.
AciftcM 17«.
/Wtft« 190. 1.
ftMfecI-m 205.
/brt/akrrn 184.
hrsttlifn 17h.
jÄrfn ISO. I.
W<!»Aen 169, 17a
gtfallm 190.
ychm IB4, B.
frreeA<N 202.
gelangen 204.
dayen 179.
ijelingen 168.
dorren l5j((.
geraten 168.
i;e««'tc^n 191, 2.
gleiten 188.
«Am um, 900.
^Aen 16B, 9.
eingtkm 2nS.
AM^m 304, Ik
«••««^«Btrn ]:»:■;,
tintcidagtn 201, 208.
hinken l!Wi.
emijrecÄtn 199.
Atnri>cA«n IM.
ciiutckcii 177.
itocfon 172.
JhtMfM^n IM.
reÜMW 202.
Jiö/>/(r« 196.
reilf« 186. 7.
irr«! 199.
rennen 192, 3.
jagen 196.
rieseln 189,
ieftren 190.
rmN«n 189.
JMhmh 181.
im««« 160.
Jcleben 178, 9.
rücken 19.'j.
Wf««m 18B.
rudern 192.
l'niMn 172.
«cfcduJfm 197.
ib'McAM 188, U.
•CftM««*!« 2ü0.
lanttni 194.
fdWVm 194.
Imt/SHi 196.
»ehlagen 200.
latuAen 199.
schleichen 1.88.
IfcA-en 198.
sehiiefen 188.
feNjkcM m.
MMAp/m 188.
KV«! m-4.
wkr«)«! 187.
lodam 198.
«cAiranl^«» 196.
mnchm 199.
«cftirrtrw«« 198.
mdOr^iVr^M I8l').
»ehKehen 196.
mitic fahren 183, 4.
nehtceifen 104,
MtiMlrfteii 901, 2.
sdm«tj;«N 179.
miisfe^en 190.
mAmmUm 181.
mistgladen 169.
«etomtot 198.
Wrl'vv/ljrf/i-Ji 108.
sehviimmen 187, 8.
mUfaJhren 183.
«dktctmkw 181.
mAmfci» 804.
«cAtniMM 196b
KjfejM 192.
maduMagen 20I.
»«N 205, ß.
•laA^n 180.
obliegt» 174.
m'ci-*m 189.
pöjsrn 186.
sigen 190.
Itlalmi 179.
mmIccm 190.
ijueilen 181.
tUttn 17.1. e.
raMn 199.
JI/:icJ-'rV» ri 186.
rwtrii 204.
»prtngen 192.
rei/««! 160.
gpringen 196.
rctMn 194, S.
«pncwe» 181.
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210
«jtritum 196.
streifen 195.
triefen lä'J.
imRch 185. 198.
lypM«» 18L
tncktun 18U.
ipnädn 198.
•Mmm 190.
(ro)9fm 1SU.
Kmdem 185. 6.
stürieu 2C»0.
tranfcrn l'.Ni.
MfCiien l*Ji.
tti/feii 24)4.
i unterii^tff n l't-i.
KOten 1H7.
Klectcn :i<)j.
tafUfn l!N"i.
«eichen l'.ii.
««Ach 176. 7.
fawMln 106.
j vtrharren 171. 2.
«Mttüwn 193, 4.
Hagem IS».
tortfrn 106.
1 verkdtrtn 19».
«(lefttM 199. ß.
»terben Iti,-, 9.
<rafcfH 1S7.
f<r»ffÄfn 177.
tittern lÖT.
Mldpern l'Mi.
träufeln IBV.
' rerzagen 171.
fUMten 20'.'.
{räum<N 181, 2,
; terz weif ein 171.
jtraucftWN VM.
tniUn 20U.
«orjjprteh«!« 199.
ttnidkm 195.
6wlm Ml.
1 ««(ft««n 181.
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Grundfragen
der melischen Metrik der GrieckeiL
Tod
W. Ohrigt
Abb. 4. 1. a. 4. k. Ak. d. Win. XXII. IM. II. Abth.
29
Von verschiedenen Seiten schon bin ich angegangen worden, meine Metrik der Griechm
und Römer, die im Jahre 1874 in erster und 1879 in zweiffr Anflii^'^- frsiliit^nen ist, neu
SU bearbeite» und deu £wei Auflageu eine verbesserte drille hinzuzutugen. kb kann mich
duQ nioht cntietiliaMeB, hrapWtebfieh wafl mir im Siebcigw dkte Arbeit wa beiebweiiieh
jsit. Ich könnte mich rieht mit einer Vilos^en Revision be<^n?1^en. ich niüsstf eini^^e Tei^L'
uea hinzufügen und mUsste eine ausgedehnte Litteratur, die in neuerer Zeit uaoientlich in
Besng aaf atetiaHacbe FMtMbrangBn ood d«D «peci«))en Gebnneb «nxelnBr Dichter ttork in
die Halme geschossen ist, bcrOcksichtigeo. Ich kann mir zwar aus der statistischen Viel«
gescb&ftiKkcit unstror Tri^;;!' ki iu<' -phr gra^ Ausbeute für die Erkenntnis der metriwhen
Gesetze und ilirer geschieiitiiclieti Entwicklung versprechen. Die Zahl allein ist noch kein
wiMenaelMfUieber OndmeaKr und ktan geredasn tamelMn, wenn mui «vs kleiBW, Mcbt
vom Zufiill hf'rrührctuit't: Zahkninnterscbieden woit^rcifoni^!' Schlösse atif hewiisKf.e Ziele der
Dichter ableitet. Auch glaube icli nicht, dasa man die Geheimnisse der Kunst besser den
iiHehriftlicbeD KnittelTenen der Handwerker ale der geeeholton Praxis der gnmm Dichter
ablailMbeil Itaim. Aber gleichwohl mü >(>'n bei einer Neuauflage meiner Metrik alle die
pin^elilnffipen Schrifti-n henfitzt mi] nach^Lprllfl werden, und dazu fehlt mir in meinen Jahren
die Z>eit und Neigung. Auf der anderen Seite aber habe ich keineswegs in den letzten
swansig Jabrea dieae Diadplin, der ieb ebedeu iD«n« Hanptlnnift widmete, TSllig anaier
Acht gelassen, f 'in kehrt habe ich, .iiiperppt di:n-h freundliche Zasen(}'ni;K'' ii ^fn F;ich-
geoossen, die neueren ßrscbeinuogeu auf dem Gebiete der Metrik aufmerksam verfolgt,
manches neu hinstigelemt, noch Öfter mich in meiner fi-ttfaeren AuffaaMinK bcstSrkt ge-
fanden. Wenn ich jetzt zwar nicht mit einer neuen Bearbeitung meiner Metrik, aber doch
mit einer Besprechuntr (Ilt naii[itfragen der metrischen Tlirorie der t^^iwhi^clleIl ^folik
hervortrete, so bewegt mich dazu zumeist die wachsende Verwirrung, die in den letzten
Jalireo auf dem Gebiete der Metrik einseri«wa ist
Von wpnii^ Kinfln?? anf nniiieii Knlschluss waren die Angriffe, die gegen mich pfr-
aOulich erhoben wurden. Wenn der iazwisciien verstorbene Frofetsor Aug. Hossbach in der
Voirede nir dritten Auflage (1889) edner Griecbiaohen Metrik p. LV mieh emen Eklektiker
nennt, der Westphals groeae Errnngenschaftcn mit aebr wenigen und unbedeutenden eigenen
Beobachtungen, aber mit um so niflir Polemik in klfinpn um! ki-iriüctun Dinjicn vn ein^m
Handbuch verarbeitet habe, so kann ich auf das bewundernde L>ob liinweiscn, das ich den
Enldeekongen dea genialen Manoea eieta gesollt habe. Ea ist mir nie eingefidloi den groaaen
^^:'rl^iens^ell Westphals meine kleinen Nnchlu^tn '/.iir Seite zu stellen, ulur iliis Rcc'it
zur Kritik lasse ich luir nicht nehmen und in der Kritik kommt man bekanntlich durch
SO*
214
Etn.!:eheo aufs Einzelne weiter als durch nllirtiKciii'^ R"t«r>Tinrnifnt. ^Venn aljttr unlätitr^t
ein anderer Breslauer Prüfes&or, Norden, in der Kccension von ^kibroedara Piodarausgabe
<Deiitaebe lÄL'ZaL 1901 N. 6) mit eioem mitUidigen Seitenblick von der UnxnlSDgliehkät
meiner metrischen Theorie 8i)ripht. «o möge er statt in dickleibigen Büchern tiber den Stil
der antiken Knostprow von Gorgiaa bis fialzao ent aaf dem alten Wege philologischer
^xelfendiQDtf die Berecbti^ug za seinen hochfahrenden Crteilen daitban. Aber, wie
gesagt, penOnlietie AngriflSe hnbeu mich nicLt )m -timmt nochmaU die Feder /.iir Begründung
metrischer Eardinalfragen zu ergreifen: ich nehme n)ir daji Hecht zur Kritik, kann ul er
auch kritiiicbe Urteile anderer üb«r meine Arbeiten ertragen. Aber etwa« anderes ij>t e«,
wenn eine nea« Theorie lieli aaßhat and mit dem Bei« der Neitbeit die alte Lehre uauw
hUysaea sich henKUoimmt; da h«Mt ea entweder den Plan rtnmen oder faqpfer rieh nir
' Wehr eetasen.
Was die neue Theorie wolle und wie me entitanden und gewachMU, das hat ein gnter
Kenner der griechischen Metrik und Lyrik, der vor anderen Metrikern den Vorzug praktischer
Kenntnis der nhj>l. rii'-ii ^fll^■ik \•.■ir!lu^ hat, Hi:i;" .Turi'iik;i i;i liciii Auf-tit/., die neuen Theorien
der griechischen Metrik, in Zeitschr. für die öst«rr. üj'mnasien dargetliaQ. Systematisch
dnrebgelBbrt vt die netie Theorie ton dem franiSsiseheii Gelehrten P. Hasqaerai in dem
Buche Traile de metriqne grecqae (Paris 1901), das unter der Aegide von II. Weil erschienen
ist. Wie das metrische Schema einer Ode Pindars nacii der neuen Lehre aussieht, kann
man am besten ans der neaesten Pindarausgabe 0. Schroeders (Lipa. 1900) erfahren, der
schon znv</r ut r l'hilologenTersammlung in Bremen (Verh. d. 45. Yen. dentsebw Pbtlol. 1899)
die CJrundzdge seint r Aiiffiis^ ing der daktylo-epitritischen Versp vor/ctmiriTi hrtMc
Nicht viel will in der neuen Lehre die Aenderuug gebräuchliciier ^tarnen bedeuten,
so Ttel Aufhebens man auch damit maebi So wird daa Wort logaSdisch bemingeh und
auf die Verse beschränkt, in denen mehrere Daktylen mit Trochäen verbunden sind. Aber
daa Wort ist ganz richtig gebildet und wird auch passend, wenn etymologisch richtig anf-
gefiisst, von gemi8cht<>n oder ans Daktylen und Trochäen bestehenden Versen im Allgemeinen
gebraucht: XoyaoMi steht im Gegensatz zu av/uodu^ and xi0nQ<od6i und bedeutet einen,
der die Melodi« wiM>e nicht mit fJ^^n T-'nn-n ärr l'lüi.- i.lrr Kitluira. sondern n)it der Stimme
vorträgt; logaödisch werden daher auch ganz passend diejenigeo Verse genannt, denen eine
Melodie, und zwar keine «inAnnige aoudem eine knnstTollere svgmnde liegt, die also nicht
zum lierdeklamieron {xaiaiio-/tj), sondern zum Singen bestimmt sind; eine Melodie, die diesen
Namen verdient, läast sieb aber ungleich besser gemischten V'ersen anpassen als solchen, die
ans lauter gleichen Fussen bestehen. Ob blos rin Daktylus oder mehrere in einem gemischten
Metrum vorkommen, ist für die Sache ganz gleichgültig. Wenig auch verschlägt e:«, ob die
alten GraniniaUkt-r (Iin Sinn de^ WDitt-Ä lirhtig rrf,t--st und da.sselbe immer richtig ange-
wendet haben: wir wollen doch nicht in Ewigkeit der Krücke der Alten und gar der alten
Grammatiker bedHrfen. Grossen Anstoas erregte auch bei den Neuesten der Käme Daktylo-
Epitriten, so dass Gleditsch in der neuesten (3. .\ufl. \9il\) Bearbeitung seines Handbuches
der Metrik der Griechen und Kömer immer unr von sogenannten Daktflo-£pitriten redet.
Das Wort ut allerdings eine Neubildung und au seinem Lobe ISast sich nicht viel sagen,
ftbsr doch diH.t-s, dass es gleich in dem Hörer die richtige Torstellung der Elemente weekt,
«US denen der Vers be-steht. Alx-r wer das Wort, weil es nicht l>ei d(»n Altmi vorkommt,
perhorresciert, nun der möge ein anderes Wort wie enhupliscb oder chorionisch gebrauchen.
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215
lünT er glaube nicht viel mH dieser Namentanderang erreicht oder gar damit einer neaen
Theorie die Bilm gebrochen z'.i haben. Mehr Verwirrung droht die Aendei mit,' les Xamcns
Sjrnkop« suiKurichten. Man verstand bUb«r unter synkopierten Veraen solche, in denen eine
«der mcbrere Thesen anterdrOekt sind; nnn vefstebl Jorenkii anter Sjotrope die Rfickaog,
in Folge deren ein lambus fi;r L'ii.en Trochäus oder ein Diiambus für einen Choriambus und
nmgeliehrt eintritt. Wann nur nicht mit dieser Veränderung eine ähnliche Verwirraug wie
mit der Bfieklwlir zar «Iten Bedeutang Ton Anis nnd Thesit dntritt! Mit aolcliein Rfittehi
an Kleinigkeit«! nod Nmen wird mkrlieh die Ehre uoaerer Wisssnschaft bei FenMT-
atskeaden nickt gefördert.
Auch darch die hohen Namen, mit denen sich die neue Theorie schiuQckt, lasse man
Siek nicht Ünaehen. Den Namen Stademund, der in der grieekieehen Ifetrik seine meisle
Zeit mit der Bearbeitung wertloser Kompilationen des byzanlinisi In n Mittelalters vergeudete,
kann man fäglieb hier ganx beiseite lassen.') Wilamowitz bat xwar in der schneidigen Ab-
kaodlnng de Tstm Pkalaeeeo in M^Üanges Weil (1898) Hu imiisdi« Messung des phaläkiscbeu
Hendekasyllabns ao^estdlt:
aber (luljti wnhUvr»(«Iioh die korrekte Ueberlieferuii«; Jer ^riechi-c}u-n Yerfsf init l:i«:>j:^ir.nf:'rii5r'ni
Trochäus bezweifelt und den römischen Dichter Catuil, von dem wir doch allein zusamnien-
hSi^nde Gedickte in Hendeka^llaben haben, ans der BebaehtuDg ansgesekloeaen; begreif«
Uck, da er ons doek nukt in dem Terse
die Bntontin^ arfda /.umuten wollte. Uebeniii^s « rsehc ich mit GiMiujTthrning aus seinem
neuesten Werk, Griecbi«cbed Lesebuch, dasü er doch in der Analjrte der Daktylo-Epitriten
MAk nickt in dem Fakrwasser tob Bleas und Sekneder bewegt. Blase kat allerdings nickt
blos schon früher (Jahrb. f. cl. Phil. 188*3 p. 155) mit jener feinen Gelehrsamkeit, die wir
alle an ihm schätzen, gegen den Mamen Daktjlo-fipithteu polemisiert, sondern neuerdings
auch in dem Kap. III der Praefatto isüier Baeebjlidesausgabe die mangelnde Responnon in
Strophen bacchylidciscber Qediekte aus der Zerlegnng der daktyli^iclien Tripodie in einen
Cli(iri;iii)!ius und loniKn'? ^ ^ ^ ^ zu erklären gesucht. .Aber jene aufnillisie
Erscheinung und die ähnlichen Kalle bei Findar, die Svhroeder in der Appendix seiucr
Pindafaittgabe anMmmengestellt hat, lassen sieh auek, insofern sie Oberkanpt aufreckt au
erhalten und nicht durch leichte Aeuderungen zu entfernen sind, auf dem alten nur erweiterten
Wege der durch die .Analogien unserer Melodien hinlänglich geschützten Anaklasis erklkren,
nötigen nicht zu der wunderbaren neuen Theorie. Da indes die neue Lehre immer mekr
amdekl nnd Jurenka ganz, Gleditäch /.um grösbten Teil in dos Lsiger der Keformer fiber-
getreten siri l, <i> habe ich es für geboten gehaltf-n ilie iilfe Bnclch-Westphalische Lehre, zu
der ich nach wiederholter ruhiger Ueberlegung unentwegt stehe, tiefer und ausgreifender zu
begründen und so der ntnmi Theorie, anch ebne in «na direkte Polemik «innitreten, des
Wasser abzosckneiden.*)
>) Dftkaib nehme aber doch auch ich gerne Notiz von deu AüMchten Stademnuda aber die Ikten-
ttetlea, die Lathnsr De ciioriaubo et ienico a minera (IBM) ans den Torlsraniien StademoiHls mitteilt.
Dordi die Güte des Terfssssis ist mir moch vor Tbondtlma der Aa&ats von Vr. Leo rar neuesten
arida modo puniice expolitum
316
Mehr noch als das Aufk irinui n finer neuen Theorie hat mich zu einer nochmaligen
Prafnng der Hauptaätse meiner Metrik der immer mehr um sich greifende Skeptici«mas in
bat »Uen Fragen der melitehen Metrik bewogen. Ei ui richtig, dum die We«tp)iBU«Bier,
um mit diesem Namen die Anhänger der drei- und mehneitigen Liiiü^t'nthffrnL' ztiswiinien-
zufai$<;en, sirli oft leicht durch Annahme metrischer Licenzen mit offenbaren Tcxtkomiptelen
abfanden und noch öfter ihrer Theorie zulieh Fehler der Ueberlieferung annahmen, wo weder
Sinn noch Spraehform einen berechtigten Qrund mr Answeiflnng bot. Selbst Gleditacb,
dessen Buch Ober die Canticu der sophokli Im In n Hesänsje (2. Aufl. 1883) mit Recht im lu-
und Ausland gescb&tzt ist. bat gar oft in Strophe und Antistrophe den überlieferten Teit
SU Indern and mit Interpolationen en vemnetalten gewagt, blos weil eine nngewöhnliebe
Tripodie sich zwischen Tetrapodien schob oder sonst eine ungewöhnliche metrieche Form in
dt?i. Wt w trat. Man konnte sich daher nicht wnr.d»rn. wenn di« l'/iilolopen «frengerer Ob-
serranz kopfscheu wurden und sich um die Konjekturen der Metriker wenig kümmerten.
Aber ao weit durften aie nicht geben, dtm rie «ne Unwillen Ober teblechte Konjekturen der
Itetriker nun aWm fQr unsicher hielten und auch in ganz sicheren Fällen Ober die Einsprache
der Metriker und selbst Ober deren Verstcilungen zur Tage8ordnung d. i. zu den Fehlern
der alten Eolometrie fibergingen. Wir Metriker nehmen mit grö«»tem Dank die sichere
Grundlage hin, die uns Wecklein für den Text der Tragiker durch wrgsame Vergleichung
und Klas«ificii^rang der Handschriften geboten hat, aber wir vermissen mit Bedauern Mit-
teilungen Uber die Koleuabteilung der oiassgebeuden Handschriften^) und dflrfeu in ähn-
licher W«se wie einst Lachmann gegenfiber den damaligen Heiaosgebeni des Cicero ans
darrib«r beklagen, dass er in d« n im ü rln u Partien die Sätze und Vorschläge der Rhythmiker
ignoriert hat; auch H. Sr^m.idt hat hier oft da« Uiehtige gefunden oder doch den richtigen
Weg mr Verbesserung geweif^t.
Ein l)ej<onderer Skepticismns macht sich, und nicht bloa unter den Herausgebern, be*
zdiilicli (l'--r Iktfn breit. Es gibt y-t/.t i\.\i<'j;i\h<:n. in deren mptn«e!K'n Spliciiiatrn car keine
Ikten mehr vorkouimeu, wie die Ausgaben des Findar von Schroeder und des Uacchvlides
?ott Blaus; es gibt solche, in denen die Schemata mit ihm bestimmten, klar ins Ange
fallenden Lrii!|,'< - mi l Klir/ir/eichen durch allgenteine ümschreibungen in Worten ersetjtt
werden, wie die Ausgaben ihs euripideischen Herakles von Wilamowitz und der sophoklei-
schen Etektra von Kaibel; es gibt andere, wie die der Antholugia lyrica von Hiller und
CrnduB, in denen jeder IW acinan Iktos bat, unter der VoraimetBung, da« es Doppelfllsee
und KoIb mit i^ythmi^rh verfeüten iitid unterschiedenen Ikten (Hnnptiktiis imd Xebenikt'Mi)
gar nicht gebe; ganz gewülmlich endlich hört man sagen, daes nach dem Verlust der alten
Bowegong id der grieehiKiLcu Molrik. In Nluo Jahrb. f. d, cl. Alt 1903 8. 167—168 zugekommea. Der
gewiegte Kritiker isl aatarlicb m umatcbtig, als data er sidi der BSasklil in die Sehwierigfcaitfla der
neuen Lebre ganz venehUan; aber auch er kommt denetben und nanentlidi ita Anibtellangen von
Wilaoowita «ehr writ enigegen. Der Vera im nelriBi licn Fragment von O^byaehot
i«l uittiirlirh ionisch zu iiicii^eii; nber \*t er auch ein FbalaikeiosV D!\8.'> ik-r üf;,r|itische Orammiitilrer ihn
daltir au^^'ub. buweist noch nichts; Cutull halt* sicherlich dciuüelbi'ti nicht itUf{cstimn>t.
)) Ich beziehe mich bei meinen An((ab«m im Fol^fandtin auf AufMicbauageu, die mir »cincrzeil
mein lieber Schaler Dr. Zlpperar, jetat Rektor in HOanentadt. Uber die Kolometrie der eadd. Ten. 471
und 468 goaadii bat.
217
Melodien es überhaupt eitle Mube sei die Ikten der lyrischen Partien bestimmen u wollen.
Ich Terkenne nicht die Sclnvierigkeit t](>r Saclie, natiienllich in Bezug auf die Hermannische
Basis und die Unterscheidung der Choriamben und loniker. Aber so schlimm his zur Ver-
sweiflnni? «bellt es doeh m«bt; wir haben «war di« Melodien nicht mehr, aber wir haben
das nietri.sclip Skolett, das ftlr dio St'i/untr der Ikten. he^-oiiilir.'i l>ei den Alten, die anfanga
auaschlieaslich und auch später noch iu der Itegel d«u Iktus an die Länge banden,*) von
miodeeteDS gleiebem EtnfliiM war, and wenn wir nnr ernstlich in der begonnenen Analyse
anf Grand der natOrlieben Gesetze und der fltaerUefert«n Anzeichen woU-r splircitcn, so
werden wir uncii für dip logaödischen VersmTv«?'P. nicht blos dif d.'ikiyln-i'pitritiM-lien. die
noch verini.<»ten Normen dnden. Stünde es wirklich so schlecht um unser Wissen von der
Zeifiniiing der Vene in Kok und tou der Ycrtwlnng atarher nnd achwaeher Ihten in den
einzelnen Kolen, dnnD könnten wir gleich den SchlO!<sel aufs Grab kgen und auf das rhyth-
mlscbe Lesen antiker Verse ganz verzichten. Aber ehe wir so weit in der Verzweiflung
{^hen, ziemt ee nch doch nochmals alle Kräfte anzustrengen, um aus dem unsicheren Tasten
herauszukommen und auch für die Stelle der Ikten feate Anhaltspunkte zu gewinnen.
Tiitcr diesem Gesichbpunkt fil-ifi möchte ich mpinr- nachfolgenden rnfersucliuiiuen be-
trachtet sehen; sie verzichten nicht auf das Streben auch Neues zu bringen, aber sie wollen
in enter Linie Sitte, die man scfaon froher anl|;eatollt nnd gdegentlich aneb angewendet
ha!. iiuT ihre Durchfilhrbarkeit prüfen. Denn auf diesen Punkt muss ich immer wieder
zurOckkoiniueD, wenn auch fioesbacb a. 0. behauptet, dass dieses alles .schon von Westphal,
der aeine Gedanken bta in die losseraten Konsequenzen mit mathematischer Folgerichtigkeit
durchgedacht habe, gescheiien sei. Ks kommt nicht blos auf die Konsequenzen an: die
Phil'dunie ist eine historische Wi.s.icnsidiaff , nnd da fragt es sitdi, ob das in ilen rrh;ilt'nn»»n
Dichtungen vorliegende Material zu den von uns aufgestellten Sätzen stimmt und wie wir
nna mit den AnanabmeD abfinden wollen, ob durch Emendation dea überlieferten Textet oder
durch Moditlkntii ti unserer Sätze. Zuerst al.so haben wir geprüft, ob und wie weit auch in
den Ijriachen Partien die dipodische Messung und die darauf basierte vierfüssige Anlage der
lanbo^Troehten und Logaöden durchführbar sei. Es ist dieses die allerwichtigste Frage,
auf dert;n unbefangene und allseitige Prüfung wir nicht genug dringen können. Sodann
haben wir untersucht, ob und wo einp l)ei^innende Ljin;^^' i'inr svU. anc. als Anffakt m
nehmen oder als Teil dm ersten Taktes anzusehen sei. Diese schwer wiegende und schwer
m «itacheidende Frage bat die biaberige Metrik ao gut wie gans roraeile liegen laaaen, in>
s Weit ^,ie nicht den Knoten dadurch, dass sie im Widerspruch mit unserer Musik jede An-
nahme eines .Auftaktes abwies, mit dem Schwerte zerhieb. Drittens beschäftigten wir uns
mit dem Fortgang des Rhythmus über den Versschluss hinaus oder Uber die Vereinigung
mehrerer Ver^e zu einem grOtteren Ganzen. Aueh hier war Boch manchea ganx nea in
.Angriff zu nehmen, aber trotz cifrigr-n Ui-iiiiiliens mti^-^ten wir iin> doch rrPKtehc-:i, da^s wir
hier noch keine abschliessende Arbeit liefern konnten; über die Steile und Urösse der Pausen
innerhalb der Strophen nnd aber die VerhiUtniB der BinnacblSaae zu den metriacbea SchlOaaen
haben wir wohl in dem Anbang manche Andentangen g^eben, aber au einer Tollal&ndigea
>) Vom Gegeoteil geht Wilaniowito, eounient. metr. I p. 8 f. an«. Aber warum hUten dann die
gricehiMbea Dichter in Gegenaats au den nuMienien w raanoiglkche Tcnfonnen erfondent Wm WiJa-
uiowits pnunudlcata epinio nennt, trilR fiehaehr auf aeine eigene Sleinung m.
218
Behandlung fehlen noch die nötigen Vorarlieiten. Denn die 18 Beispiele des Anhangs sind
natürlich nur Proben nu.s verschiedenea Ver8g»ttung«D, die den Gegenstand nicht cr-cbüpfen.
Auch einen anderen Punkt haben wir nicht aosfllhriich behandelt, sondern nur g>'le<;entUeb
geitnift, nämlich die Fraf^, in welchem Umfang alte beliebte Mein der älteren Melik ta
die rre'iiidfrtf! Knniposifion;wi isi^ ;ies .Tnlirli. mit herUbergenommen wurden. Hier werden
wir erst klar sehen, wenn jemand die grosse Aufgabe einer geschichtlichen Darl^ung der
metriKhen Formen der 8ri«cben gdSat haben wird. Wir habm dncn nur LinwneDt»
gelben.
üie vurliegenden Untenuchungen sind keine Kintagsarl)eit; .schon lange trage ich mich
mit den behandelten Problemen, und schon seit Jahren schwebte mir die Arbeit vor, die
alierdinga ent nach und nach, oft nicht ohne Verwarfong Mberer Versuche Gestalt nnd
Orrlr.iiii^ fjpfiniHr-n bat I>ri hnrtf und las irli im VPrp-intrenPTi Herbst, dasg die Göttiuirr'r
liesetlschaft der Wiss. eine ähnliche i'reii^autgabe ausgeschrieben bat.') Die Thateacbe freute
mich, da ich daran» entnahm, daas doch aneh andere Philologen die neuest» Lahre von
Weil. BIü Sclirüt' IiT, Wilamowitz nicht so unbedingt un/uiu hnien geneigt aindi Anfangs
gedachte ich geradezu diese meine Arbeit der hohen Gesellschaft als Lösuogsrennch Torzu-
legen. Aber davon bin ich doch bald wieder abgekommen. Denn abgesehen davon, dass
man als Siebzq(er nicht mehr so leicht anter die Konica rrenten gdit, weicht doch anch die
Preisaufgabe in der j2':sti llton Ffts^ntirj niclit w<?nijj von den mir Torsrhwfhenden Zielen ab.
Ich hätte daher jedenfalls noch eine teilweise Umarbeitung und Ergänzung voruehmen
mOasen; ich hatte aber so viel schon an der Abhandlang beramgearbeitet, daas ich mit
derselben endlich einmal zum Abscbluss kommen wollte. Ich veröffentliche daher die Ab-
handlung auf einem anderen Wege, wflrde mich aber sehr freuen, wenn einer der Preis«
bewerber auch diese meine Arbeit in den Kreis seiner Untersuchung und Kritik ziehen würde.
') Di4> PreiaauffiFabe lautet: Durcli die Arbtitra der letzten Jahrzehnt«, neuordinpi rornebmlirh aiu
AhIh.s-h tlrr nfdjif'fundonpn Papyruatexte i.-it <lie niptnadie Forsolnirit.' n rmr n ■ ;■ I lr'.\ ( „'ntr,- i;. : iti-n.
K» »cbi'int an Jer Zeit die Uruu<lla?e der )yri«chfii Metrik einer tlurtb^ehenaeii i'ruiuiiR t.\t uiiuiitielien.
Die (ie^tllflchall wüniicht eine uuf ISeobachtiinK der Ältesten Texte gej^rünilete. auf die Krkciintnil
dea Imtorischen KmamiDenlumg« gerichtete Untenockang der widitigtten ist leebiscbea md icowcbaa
liede, der «^oriMhen Ljrik, dea Iriiaehen Tiäm det DtmuMS angeweadttaa Fonaea nater Beillehiitdi-
tiguag der httleuittisehoi und der altema rOmuclieB Peene.
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219
L
Mfodiadie HcMnis.
1. Ick beginne mit trimlen Sitien, nm mir den Wegr wa Sohwieriferem «i bahnen.
Wir pflegen in der Reiiel — Wilaraowitz nehme ich aus*) — von Tetrapodien, Pentapodien,
fiexapodien der griechischen Lyrik za ftprechen; ao pflegten die Alten nicht zu i^agcu; sie
benannten die Kola nnd Yevw der Melik entweder nach der Zahl der Silben, apraclien alao
Tnn einem ^alaixttov Irdtxaov/.Xaßor, ^anrpixöv iYvmov)jLaß<iv, mUt benannten die Kola
der ^T•■lik gerafJi^sn \vii> iiic> Verse rips Dislopj^s narli Doppclfil.ssen, nannten also eine Tetra-
podie difirtQot', eine Hexapodie TgifUTQor, und setzten zu difutQoy und iQifiexQov nur noch
die Adjektive ioimiltfittw, nm&h^Ktor, ßeapmtaAhftmiv, je naebdem alle 4 oder 6 Fll«e
Tollstätiilig waren oder von dem letzten Metron ein Teil, ein grosserer oder kleinerer, fehlte.
Auf die Namen kommt nicht viel an; aber hinter den Namen versteckt sich hier ein gro^^er
aacblicber Unterschied. Unseren BeneniiiiDgiu liegt die Meinung nach EinzelfQsäen (xard
/lOyonoAbf oder schlechtweg xatä noAa) zugrund; die antike Benennung hat die Zusainmen-
fa-ssung zweier Ein/.elfösse ru einem Dojijielfns^ oder Schritt ixara durodinv !} ßdoiy 7/ nhoov)
Sur Voraui!«etzung; in ihrem System hatten also, von den seit alter Zeit nach fiinzeltOssea ge-
meaMneo Daktylen abgeaefaeo, Kola ao> S einfiwben Flheen, lamal eoleben, deren letster
nnvollständig war, keinen Platz. Wir halten uns heutzutage nicht mehr absolut an die
Theorie der alteu Metriker gebunden, aber so viel Bedeutung niusa doch auch noch für uns
ihre Lebre haben, dass uns Bedenken auiätoteeD, wenn wir bei unserer netriacben Analyse
auf katalektiscbe Tripodien kommen oder ID den Texten und metrischen Schenmten der-
artigen Tripodien iinrl Ppntnpotlien liepp^rnon. Ei handelt -icli aisn iiier i.icht nie iri srj
maoeben Quisquiiien der Grammatiker um einen Wortstreit, sondern um eine tiache von
weittragender, nieht bloe die Metrik, aoodem aneb die Testkritik berfibrender Bedeotnng.
2. Hatten nun die alten Metriker Hecht, wenn sie die anapästischen, trochäischen,
iambiscben Ueibea uud ebenso die loga5di«chen, d. h. diejenigen, in denen den Trochäen ein
imtion^er oder kykliaeber Daktylus beigeoiiticbt ist. nach Dipodien mastien? Eine einfache
Antwort auf diese Frage gibt es nicht; wir müssen Zeiten und Dichter unterscheiden nnd
die Stellen, in welchen dipmliscli nicht nies-biire Kola vorkommen, kritisch prüfen. Wir
müssen uns auch auf Fälle gefasst machen, wo ein ausnahmsloeea, streng durchgeführtes
Oeeete niobt TorG^, aber gteicbwobl eioe m groaae Mehrheit für die dipodiaebe Mearang
sich herausstellt, dass erst recht die Ausnahmen Verdacht erregen oder doch so n&herer
Umgrenzung nötigen. Und so stellen wir denn zunächst fest, dass weitaus die meisten
Strophen der scenischen Dichter ohne allen Anstand sich jenem Gesetz der dipodiscbeo
Messung fügen. Bios zur VeranBcbaulicbang deaaen geben wir «ioige Beispiele aaa ver-
schiedenen Diohtern aod Tanehiedenen Tenarten; der Kondiga nag aie Qbencblagen.
>) Et fteut mich in dieser Sacbe auf einer Seite mit dem ideenreiehen Gelehrten 7.u stehen ; ich
gehe nnr in einem Punkt aber ihn hinani), insofern ich im Einklang mit den alten Metrikern auch die
Logafklen dem gleichen Ge«ctz untcroti-llc.
Abb. d. 1. Cl d. k. Ak d. Wiss. XXII. Bd. II. Abtb.
320
Aesch. Agam. 184—91 176—83):
^ xcu tuO' {^yffiiuv 6 ngia-
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ftavitv ovjtva yfifW,
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ti ftUhtv, S Ti yrrij netto.
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Soph. Oed. Col. 1211-23 (-i
1224-
-38):
rov nXlovoi fiEooi*c
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o<ny ff ifioi xatäAtjkof farai.
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imi nokkiä fiiv ai ftOHqai
A/iigat Ktni&emo dt)
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ivffo; iyyi'ieiKo, rä reg-
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ToS diorros' 6 inbtevQoe teorHanoc»
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OT€ fioTf)* ilvX'UfVtliO^
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äkvQoe äxoQOi ävanitptjye.
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Mnitoc h Tclnrrcb'.
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221
Aristopb. Ach. IISO— 61 (= 1162—73):
'Avii/ia/oy rdr W^atddtK, rür tryygfw^^, löv ftrÄhuv .-twijriji',
i&f ftiv iöyo} xaxÜK l^oUaeuy 6 Zfr;,
o,' y' lAi' T/r;_(io>^ J/imn ;^of)y;;,'(* r flT//'ii;' udnnroy'
üy &' iMÖmftt levdidoi Atöitn'ov, fj A' ihnxr)Ufni
^{iUoi, x<lja /leklonoe Xaßeär atroS Kvm^
igjtdoaoa q>evyoi.
A
Pindai 0. V epod.:
rn.-Toi^ {jftiüvoi^ 1t ftovafomxtif xm,
xlv it: xi'Avi ußijöv
nttdoata* MOfjHt ntällh fimig^ 'A* ttgaw btAgoSe »uü
Die vorstehenden Beispiele zeigen zunächst nur, dasa in ihneu die dipoditche Mesraog
ohne jeden Anstand durchgeführt werden kann. Da^ dieses allgemein der Pall war, kano
natürlich »V» einer so geringen Anzahl Ton Beispielen nicht gefolgert werden. Aber ieb
habe das ganze Material nach .^ioer Hichtung durchgearbeitft uml kann vt-rsichprn, da*s
nur Terhältniamänig wenige Verse der dipodischen Measung widerstreben, ^hon dieses nauiiä
gegen AnaljnaD, welche im bauten Weelud Tetrapodien tiod katalektiMha Tripodien auf-
weisen, nii8>trauisch machen. Aber wir haben noch andere Beweise, welche fQr die Methode
der alten Metriker, die iambisch-trocbÜscheo and logaOdiecheo Vene der Melik in Doppel-
fttoee zu zerlegen, sprechen.
S. Die Skandleraiig nach DoppelfBaBeD hei bekaootlieh in den iambiach-bioebliacheii
Versien des Dialoges und der iambischen Poesie dadurch ihren äusseren Ausdruck gefunden,
daas der erste Trochäus rein iüt, der zweite aber auf eine sjll. auceps ausgeht (~ w _ w).
Daa iat darchgängige Regel in den iambiacben Trimetem and trocbäischen Tetrametern des
IKalogB. In den indischen Partien hingegen pflegen alle F(Ls8e einer iambisch-trochäischnn
Keihc rein 7.ti sriit. und da« ist offenbar der H:iii|it^'ruiic!, Ufsliulb dii- li.-ucM ii .M.-;nker in
der Melik eine aus 4 FUtwen bestehende lieihe lieber als Tetrupodie denn als Dinieter be-
ideliBen. Aber di« Begel dar Reinbeit aimtlidier troabti§ober and iambiaeher FOeae iat
aidit ohne Anenahine, und da trillt aa aiob nun, daaa aneb in der Melik deh eine ajll. ane.
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222
gerade aar an den Ve^!^8tellen findet, die in dem Dinlog eine syll. anc. zur Regel haben.
Die Fälle gelten als AiuDabmen, aiud aber keinecwega so aeltea ak man gewöhnlich Mg«ii
hört.') Hi«r die Fille aiia der Parodo« der earipideMeben Hehn»
Aber auch in anderen Stücken erlaubt sich Euripides, und nicht blos tf, tondeni Mioh
die anderen aceniscben und lyrischen Dichter die gleiche Freiheit, wie
Zufall wird ee aber doch gewin nicht aein, dasa gerade in dem 2. and 4. Fusa einer
iruchäi^chen Reibe, nicht auch in dem 1. und 3. fine syll. anc. vorkömmt; erklärt abter
wiiil (Iii-.: Ki-cheiTiiintr finfiich, wenn auch in melischen Piirtif-n nacli Dipciu'-n ijcmesaen
und nur in Folge einer strengeren Obaervanz seltener ein irrationaler Fuss zugelasi^en wurde.
4. Aaf den gideben Grund iat es zurflekznfllfarati, wenn die Dichter dnrch 2 drriwitig«
Längen nur die 2 r.u einer Dipodie zu.<tanimengohörenden FUssc, nicht etwa auch den 2. und
3. oder -1. und 5. Fow einer trocbäiscben Reibe ta eraetsen aich erlaobten, wie find. P. I 3,
Aeüch. Euni. 920, Eur. Or. 965
Bei der Beliebtheit, welcher diese rhythmische Figur bei den Tragikern sich arfnate^
ist dif Beschränkung auf die zu einer Dipodie gehörigen FCUse gewisa nicht bedeutungtloa.
Die Iteget iat ausuahnulo« und beweist also, daas bei dem Bau der betreflSenden Verae and
ibier UnigtbaDg die Dtehter die dipodiache Messung vor Augen hatten. Die beiden letzten
ArguufiT.t» trclten allerding-t zunächst nur für die iambisch-trochäf'i lif-n Kola; da al>er diese
ganz gewöhnlich mit glykoneischen Versen verbunden sind und uiit denselben m »jm-
metriacber Responaion stehen, an haben die Beweiae indirekt aaeh flir die iogaödiaeliea Vcrat
und Strophen Kraft. Wenn bei diesen wie bei dem Glykoneion die zwei h t /Jen Einzeltakte
ein«- arnli re Gestalt wie die zwei vorderen haben, so bewi'isl dieses nur, dass das ganze rier-
gliedenge Kuluu einen einzigen must kalischeu Satz bildet, steht aber der Zerlegung des
I) Ronbatb «at^t nurh in der dritten Auflagn «einer Oriecli. Metrik 8. 196 von den TroehBen der
Tragi'iJie: wird durch Vfriiifiiliitif; •I i i 1 1 i1 iHn,-.Uni Tliofii ein »rharf iuHfrejirilift-T UhytV.iini^ e- wahrt,
der aberall reine Trochüen im »trennen dreizeitiKen Tukte zum Tr&Ker hat.* Aehnlicbe» von den iambi*
adiea Beiben wird behauptet 8. 247. In der AufzäbloDff der iambiacben Strophen de« Euri|Mdea fkUt
dann, aaa wetekaia Omiid« iat aieht ernchtticb, die Helena gua-
fiüXoti' l]^ovoai zdv Aißuy (170)
ibuidf» ij aÖQtfyof oTitvor uaoteie (171)
fuwoni rt ^^ipf/iae» Swtpdd (174)*
Phoen. 1743 nVjity' *yo> ni'tv fji7';'ui'oi' tV vßota/iürair
£ar. Ipb. A. 281 ois 'Knuov: Cuvöfiu^t .iü; ieco»
Enr. El. 1193 d»d 'fUaWAoc
8opb. OC. 12'21 *tnV-c Urf ßUHfj uvi'ufvaio;
Aeseh. Äg. 98"1 XQ'"'"'^ ^Q"/'>'>}oiaMf ivrefifioiais
Aleman 5, 78 oi* yno a xakktof/ rno;.
stti&ovtat d' äoiÖol oäfiuoiv
hutxtitm d^ Kvtdattffa.
223
Ganzen in jeo« der Form Rieh irohl vmcbiedeaei dem Zaitamfuig »ber aaefa Reiche Teile
nicht im Wege.
5. Ausserdem liUst sich für die Regel der dipodinchea Messung auch noch aiifahran,
daas DBMr» Kola htvfif itn Aitfinig des Gliora, wie in der Patodoa der Antifjone, und bei
Uanabbewe^fungen auf der BQhne, wie in der Andromache 501 ■ id, TOlbomraeo. Dom
hier war der dipodiache Bau für die den Gesang begleitende Bewegung einzig angemessen,
dieweil nun einmal der Mensch nur 2 Beine hat nnd unwillkürUch bei dem Gang rechts
mild Hain la einer Einbrni Terbindet Die lamben and Oljkoneen der Pavodoa and der
Marschgefänpe sind atirr pan? cfprnf1p<;o gnbant wie die in den übrigen Ch<iru''^llgan Vsd
Monodien; was also von jenen gilt, kann auch diesen nicht abgesprochen werden.
Mau könnte noch die Verbindung iauibischer and glykoneischer Kola mit ioniseben,
chorinnibiacben nnd kretueben anfuhren, da die letzteren sweifeUas wxeammwigeoptrto Tnkte
sinrl nnd also auch i\xc prstert^n ilrr ^'Ii-lchcii K1;i<.m> aii^'phfircn worden. Man könnte auch
auf die Analogie der anapästischen Diraeter liinwei.sen, deren dipodische Messung nieniaad
in Zweifel siebll wiewobl bei ihnen ebensowenig wie bei den reingehalteaen trocbiiKhen
Tetrapüdien die Zui^ammeufussung von je 2 einfachen Ffiäsen so wneni Doppelfuss einen
äusseren Ausdruck gefunden hat. .\ber die angeffihrten Gründe sind schon schwerwiegend
genug, um die dipudische Messung der iambisch-trochäischen und logaödi«cheu Verse auch
in den meliseben Partien al» wnbrscheinlicbt ja als sicher ersebetnen an lasNn. Bei niebls
wcnitfpn ffiilcli i^en i^t Ahcr ein ?oIcIif-s Mi^straufri in die Erf^elitii.^>e iler rliyfhmi'ichHn For-
schung eingetreten, dass sie nur die aus der Oestalt des Einzelfusses von selbst sich ergeben-
den Ikten anerkennen. So beadcbnen Hilier nnd Gmeins in der Antbologia lyrica ein«
akatalektiaebe trocbÜBebe Tetrapodie nnit
• ■ ■ •
Wara hier die Pniil<t> ? Da^s ein TroebKus den Iktus auf der T.lir k^e Itat. weiss auch
ein Anfänger; was brauiltt es da noch eines Punktes auf der Lriiit;yy Da loUi ich mir
doch noch mehr diejenigen, die jede Iktusbezeichnung unterlassen oder aus heiliger Scheu
vor Aen Iklen die Zetftllnng der Veiae dnmb Vertikalsbricbe oder Kommata ansdrfieken.
Wir hfns'efren behnlt«!!, q'e'tützt auf die dargelegten Gründo, das ahr. Verfahren h-'i und
zeichnen nach wie zuvor den ersten von 2 zuaamineogehöreodeu FOsaeu durch den Iktus aus.
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224
U.
DaklTÜiehe Tripodlwi utkt» TetrapodiAB.
1. In der ZaMnmwiiftMaiig mebiwar SnttAfllan tm kSlwran Binbett doea nnamniMi-
gesetzten Fusses herrschte hei den nri<-o!nMi gleich von vi>rn!iereln ein tiefgretferuir r l'nter-
•dbied zwischen den einzelaea Taktgescblechtern. In den lamben und Trochäen sowie in
den Logaöden, die sich, wie beraita Hör«« erkBonte,*) am den hmben entwickelt bktten,
herrschte die Dipodie und die aoa ihr durcli Verdoppelung entstandene Tetrapodie. In den
Daktylen war die Tripodie zuhanfr, die das erste EiLnunt des Uexameter» bildete*) und in
dem FenUmeter zur selbständigen Geltung kam. En waren die Daktjlea nicht das eiuiuge
VemDMi, in dem Tripodien gebildet Warden; ooeb mehrere »Ite TolitatSmUche Weiaen mit
Auflkkt, wie
nnd eben» der Docbmiiie wie
< waren tripodlüche Kola, aber diese traten doch ganz zurück gegen den massenhaften Gebmuch
der daktylieeben Tripodien. Woker dieeer XTntereelued dea tetrApodiaeben und tripodiaeb«n
Baus Jer Kola ^,'ekomnien sei, lässt sich nicht mit Bp=tinimthf»it s-ifffn; er knnn mit alten,
aus der Fremde Qbenioiumenen Melodien zusammenbüngeQ; er kann aber auch daher stammen,
daaa ta iHmbisebeB und snapietiacbeB Weiaen geaebritlen, so daktjliaeben von einem ateben-
^ den Sänger gesungen wurde. Aber die Frage des Ursprungs lassen wir beiseite liegen;
genug dass der Unterschied seit den Anfängen dor trri»'chi'rhi*n Poesie bestanden Iiat. An-
fangs gingen vermutlich diese beiden Systeme unvermittelt nebeneinander her, die einen
diebtaten nnr tn daktyliaeken Tripodien nnd Heiametera, die anderen nur in Itimbiaeben,
dipodisch gemessenen 'r< tra[i(.Hiien und OktopnHicp. Ahfr diese SchL';<liirii; blieb nicht immer
beatoben: die beiden Systeme näberten sieb einander und wurden mit einander verbunden.
Die dipodiaehe Gliederang errang die Oberband; aie war die natUrlicbere, da eben der
Menaeb aoeb swei Bainei zwei Augen, zwei Hände hat. Wäre der Hexamet/er und die Elegie
nicht i»pwpsen, so würe wohl schon bald nach Aimkrei n, dem erfirii]ir'ts('lien Verbreiter
dipodischer Verse, die Tripudie ganz von der Hüdtiäche verschwunden, äo liatte
dt« Vorliebe fOr dipodiaeb gebaute Vene nnr die Folge^ daaa aucb in die daktyltaeben Vetae
■) Hur. tp. I 19. ^8: temperet Arcbilocbi nraanm pede ma«ciila Sappbo. temperat Alcaeua. aad lebiii
et vniine diqNir. ii»n kann daraus achtieMeD, dus Bodi Horu den Gljrkoneuii und fthuUehe Tam in
KweitilUge Ffliae — - i— vt»—}-— i Terleptt hat.
^1 Dtts» die iluklylisi 1)1' TripiMlif nicht i>rit ilurrli Zi-iteillin;; i;le:< Hexuiiietons L'iit«tnin)en. Hoiidprn
das unprüugliciie, voik»mä«itiKt' Kleiiienl iiv«««lt»eu gewesen ut, i»t tiuaa der featctehcDden K«iaUaie n>u
Uaeaen AltgriechiKhcia Vanbau.
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die IKpcKlie, Tetmpodie und Oktopodi« ciawgeii. Wir werden im Aahaog daktylisdi«
Stroplien aUiscVier Draraatlker zerf;'!ie<Jern, die pnnz nach r!en Ret;eln dipoJiächor Liei^or
gebaut sind; aber schon der erste cboriscbe Dicbter der Griedbeo, Alktuan, batte daktjliwbe
Gedicht« naclt dw Norm der dipodiiclim gedichtet. Bei Aeeehylns begegnet vne «ich dne
neoe Art daktylischer FOnffUssIer, die die OeUung «nee r^er^or Saxtvhjtiv ßgoxmuxd-
l^ttcv liatten, «lao die dipodieohe Meeeang Toiuaietitea:
tti^r äi06 ei *i fiättty iiiö q>eoitlioe äx&os (Ag. 166).
Seltener war der andere Fall, dass der tripodisclie Bau ans den dakfylisclieii Versen
in die trochaiscbea eindrang. Doch auch er kaut vor. Denn in dem axchilocbiscbeu Vers
'EgaaitoviAi) XaoiXae XQ'lf^'^ ylkoiov
wird man doch wohl das zweit»- Glied einfach als eine trochäische Trlpodie (' v _ - _ j),
uiciit als ein öifittQov (i(>a/i<xaiäÄt]xtov { — ^ — v w ^) auffassen müssen, Kumal wenn aus
ihm, wie idi eeh<m frflher aa%«(teUt, der hteiiiieclie Setamioe
malam dsboot Hetelli Naisrio po«lae
•ntatMiden iet Amaerdem iit epveh wohl der Docbmine - — '-^ — nicht Uot ferwandt
luit der troehiiaelien ketaldttiadieii Tripodi«, wie sie nne im Aim 418 Toriiegt
MNidera geredexa am denelben dareh UmrOokung (83nikope in modernem Sinn) des enten
schwachbetonten Ktisses entstanden. Aber immerhin war bei der minderen Belielttlieil der
Tripodie das Uebergreifen der alten daktylischen Bauart in die iambiseb-trocliiischen Verse
■d.tBii«r>
2. Eine endere Art der Anniherong der beiden Sjsteme beetmd dArio, da» man
geradezu Kola der beiden Vertwrten mit«inander zu einer Periode verband. Den ersten
Schritt SU dieser Verbindung that Archilocbus, indem er auf einen iambiacben Trinieter
eine katalektische daktylische Tripodie ata Epodns folgen Hess, wie £r. 96
Ighu riy' vtiir ahor, ö> KtjQVXÜt),
Iq seine Fussatapfen trat Alkman, indem er in fr. 1 nur ein wenig Uber die epodiache
Anlag» hinaoeging:
M(iMf' a-/t, Mmoo ifyam siotvfifuMs,
atfydinfir, fiiko;
vfoy/ii'iv itfiy/ Titionh-oic üitAr/f.
Daraus schuf dauu SU^icborua seine daktjlo-epitritischen Vertie und atrophen. Denn
daa iat der natOrliehe, gmehiehtliche Hergang der Dinge, «o oatfirliAh, daai man kaum be-
greift, «i* Blaaa und Sehroeder auf den Gedanken kamen die daktjrliaidien a^ripodien Pindars
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226
auf das rrukrasteübett von iouUcheii oder choriambiscben DoppelfQasen su spanneu.') Auf
«n)6 weiUiuflge Widerlegung der neaen Theorie gehe ich nicht ein, itiJMc 6 fi99oe rifs
dXt}Oeiai f(fv. Der geschichtliche Verlauf der griechischen Metrik und der von Pindar
0. III 5 bezeugte dorische Charakter der Daktylo-Epitriten geben uns einen deutlichen
Fingerzeig, dass wir Stesichorus an Archilochus und Alkman und nicht an Anakreon und
die lonier anzuknapfen haben. EintBcheidflnd aber ist, dass die Qrieehen in den ältesten
Zeiten ausnahm^'li'*'* il<'n Iktiis an imiip lange Silbe baiiflen und aiirh später noch, narlidi-ni
sie auch auf eine kurze ^ilbe deu iktus su setzen sich erlaubten, dieses nur thaten, wenn
die Kfineo Vectnter «der Länge weraa und nebeo den Kflnen anefa noch die ursprüng-
liche LiDge in Gebnuch blieb, wie in
Bäk doch da« «Ite KriegsUed der Spartaner
noch gar keine Auflösung der betonten Länge in zwei Kürzen und damit auch noch keioeo
Iktoe «uf einer Kflne. Wie sollte elso Ste«ehonu achoo Verafltase gebraacbt haben, in
denen der gute Taktteil regelmässig durch KGneen ausgedrückt war? Die Äiiliänger der
neuen Theorie suchen fitilich ilariurch aus der Verlegenheit zu ziehen, dass pur
keine Ikten setzen. Aber ohne ikteii gibt t» keine V^ersfUsae, und wenu Blas« und Schroeder
etaitt Ikten sn aebsen durch nodere Zeichen die daktyliacbe Tripodie teile» in—»»— |»v 1,
so befrinnt dorh iiurmr il^r zweitf Tnkt mW oiiier Kfir^f, rnii-.^ iii.m rilso ;iin-li ilcu Iktns
oder Nachdruck auf diese Küne legen.*) Freilich kommt durch die Verbindung von daktjrli-
edien und epitritiaeheti oder troehBiaeben EüenMOteD eine gewiaee Unruhe in den Vera, di*
>) Itii^ir ut aOerdiiig*. dm «elian alte Metriltert auf deren Tbeori» «ieli Bla« nod Sdiraeder
i<üt/f ti, ilir ti'.it Auftakt versehenen Triixiilicn - - — ~ >» >. - — ,i|„i teilweise snch die -Murii Im ti
daktylischen Tripodien in ionische und cbohatubi^chc Uii»en zerlejrtfn; aber die kOnnon für uii» uitht
rn»88gebend »ein, <lii sie, von dem Vorliamelien dipodiitrhen Buus der lyrischen Verae aungehend, womt^licb
allM in DoppeUttaie {fiinttit) m cwingen roebtee, ohne bi«tori«cben Sinn and ohne Einblick in den Qntair-
•ehiod det su ihrar Zeit bemoheiiden Tersbaui von dem tlteren.
-1 D:i ijii'ine Opposition «icb bau ptsäib lieh diiruaf alßlzt, da«» iwei nieht aus AiiflM in.ir \''.\\ri T,:int,'e
tnktstiiiiili-'iii.' Ki^rzeo nicht TrüKur d«a lktu> »eia können, «ü bluibt nur für den Proaodiako« oder die Kälte,
wo der daktyli» hen Wpedi« eiii« Umg* Toneigelit, freie Oaed. Bier iit di« UCgUdikait rieer deppeltau
Meaiang gegeben
und ich nehm« dia aweitB «war nickt flir Find. P. XII, aber doch fllr eiudae beaondare FMIe an, wio
für rind. P. I i
Die Stellen u>it beginnenden Kürzen wie >• — >' — Find. 0. VII lu.6, — — —
P. III ep. 9, die anf Leo ^ 0. IM besonderen Bindmck gcuiacbt xu haben aebeiiictt, lana iek vocant
aoMer betrucht. da sie ihre specielle Stella int Aaftega' und im ScUniivan eistr Stiopbe baiteii nsd mit
der KopHonigkeit der Vene an dieser fiteile nuanuBenli&ngeii.
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227
mui «n den geMtanlnigMi, kmnemtiTeD Doricni nieht erwartet. Aber in dem alten Sparta
blOhten nach dem berflhmteD Ausi^pruch Pindars neben dem Ratf> irr Greise jiunh die Heigen
und Gesänge der Jugend, und ein Aufblühen der Musik war vor Erfindung ganz neuer
Weiasa and Takte bei dm GrieelieD kaam aodeis mS^ieli ab da» man toh der eintönigen
Wiederholung deuelben Fassee and Veiaea zor M ieohaog der Vene and Kda Iflierging.
Freilii h ist mit der Feststellung der Thatsache einer alten Verbindnrc: duktylin h«r
Tripodien mit schweren trocbäücben Dipodieu (iüpitriten) noch keine Erklärung der rbjth-
miaehea IfiSgliofaknt einer solehen Verbindung Tenehiedenartiger Kola gegeben. Alwr wenn
ick ancli g)anbe;i doK hier, wenn nicht durchweg, ao doeh sicher in den -/.um Marscli ge>
dichteten Gesängen wie Pind. P. XII und Soph. Trach. Parodo?, ire^end ein Ausi^leii b statt-
gefunden haben wird und aucii heutzutage noch mit vorsichtiger Wahrscheinlicbkeiii>l>erech-
anng gefbnden worden kann, ao geh« ich doch in dieser Abhandlung aaf dieae aahtile Frage
niebt ein,') sondern bepnü^e niicb mit der Fe=tstelIunK des Thatsächliclicn und verwahre
nur die alte Schule vor dem Vorwurf, daas sie sich selbst das Grab grabe, weil sie ver-
aebifldene Wege des Aosgleiehs nnd d« Zwtoiesnnig einecMage. Wir haben eben nan einmal
kmne Melodien noch bestimmte ZeugniMe, und da bleibl in» nichd anderes Afarig ak der
nnsichere Weg dos blos^i-n Versuubes.
I>ie Oaktylo-Epitriten waren in der chorischen Poesie, specieil bei Pindar das beUeb-
ieste and hlofigst gebraachte Metrum. Bei den eeenisehen IKehtern der Attiker, hei den
Tragikern und noch mehr bei den Komikern sind sie Liitschieden surflckgetreten ; nur teil-
wei«« erhielten sie eich hier noch in ihrer alten lieinheit, wie wenn Arittophanes in den
Kitleru 1264
«inen Anklang an alte beliebte Liedweisen anstrebte. Meistens «tlitten sie eine ümgestalr
tung, die sie den damals beliebteren und gebrüucLIicberen Lugandon oder dipodiscb gebauten
Itetren näbertea. Cbarakteri«ti8cb ist, dass bereits Aeschyius und Simonides ihre daktylo-
«pihritischen Strophen mit einem Ithyphallikas «der hraebjkatalektiachen trochltschen
Dimeter, den Pindar noch ganz von Keiner Muse fern hielt, zu schliessen liebten.*) Aber
auch sonst haben die Tragiker und besonders Euripides ihre daktylo-epi tri tischen Strophen
so den logaüdischen angenähert, dasa sich dieselben ohne besondere EUhnbeit mit den Hilfa-
nittaln dreiieit^er Llngen and ESnreehnung der Pansen in das OefBge dipodiseher Metm
bringen Ia.<.sen. In der Metrik* p. 593 babe icb bereits auf die merkwürdige Epnde Enr.
Androm. 79Ü — 801 hingewiwn, in der der erste Teil aus Daktjlo-Epitriteo, der zweite aus
vietftasigein lamben nnd Q^rbmeen besteht; in dem Anhang weide Utk noch ander» Bei-
«pisb des jflngenn Baoes daktjb-epibritischer Strophen Torfttkran.
3. Ich komme zn einer Terwandten, ff!r die sc eniaebcn Dichter wichtigeren Frage, der
l^inmiscbaDg daktylischer Tripodien in iambisch-trochäische oder logaödtsche Tetrapodien.
Die daklifliadun Tripodien sind tsik akatalektiach teils katalektisehi di« enteran kommen
>) Wie Uk 4airabar denke, habe kk in meuksr Hstrik* p. 684 und in den Ptolegon«na meiner
Pindaraaagabe p. XLT md VfO. datfeüian, und Im WsseaflidMa habe ich an ^saan DarkigwigeB nichti
zu ändern.
*i Aeach. Prom. 43C; vßl. Kur. Andr. 777. Ale. 441; StttOttiid. fr. 40.
Abh.d.L(^<Lk.Ak.d.WiiH.XXlLBd.U.Abth. Sl
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328
hier weniger in Betracht, da dieselben al.s brachjkatalektische DimslMr v ^ _ » w .1. m,)
betrachtet und mit den fibrigen dipodisch uieMharen Kolen in Einklang gebracht werden
können. Ebenso macht es einen Unterschied, ob die daktyhschc Tripodie Tereinzelt Btebt
oder ob nfllinn aoMiiNidw fUgmi, da im latateno Fall ^ Tripodien xoBanineii «ja« für
tieli stehende Periode iaaerhalb d«r Stroplw InldeB kütaaeo. Banpiele dalBr aiad:
Aeteb. Agam. 720— S6 — :')
t^gstper Si Uonos U
MV M/UNS il]nLhiinia ßav-
iv ßtdrov agoteieiott
y.nt ••mfiiniT; ?7iijnQTOv ' _l-v<_-w_l — |l
noÄ/a d' Eo)[ Ir äyxäiius v _ w — ^
^miQwiäs ^orl x*'S'*^ 00^ — •< — - v — - —
Bar. Troad. 1094—9 1—, naeb, kretieeber Periode;
yvnvrnv M ya^P
^akafiiv ieoav
'Io9fuoy, h'da -^l•/ac
Eor. Hei. 1495—7 =, Aofang der Stropbe:
naidf; I\'ydu(jidui. — — — - „ ,
Dieken Grtipppn f!nktrli 1 »ipf Tripoitien stelle iili zur Seite die Verbiiulunp -fon ini
trocbätschen katalektiscbcu i npudien lu einem iiäoDischen Gedicht Pindars Ü. 11 ep. 2
hf AU^ n ttal nagi ibcm ixot- tftw oblC Sv,
wobei zu beachten ist, daM ftbolich wie in der Stelle der Helena ausserdem eine rereinzelte
Tripodi» rorkwunt 0. U efk. 8
AJ^oc 6 »dvnM' ju^Q dvmiTo Mfu» tgftov ^2oe.
I) Dordi dM Zachen » will ich aniaaten, dam die gleiehoa Tena ib der Aatiatraphe TorkamaiMir
waa für dxa Sicherheit der AnalyM nkbt obn« Bedeutaait Ui «ud deshalb tou mhr aagnaerkt «in!.
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An dit Gnippm ton dni oder mehreren Tripodien mhl mh dü V«rlMiidniig ton tum
Tripodi«n nt «in«m Vers, dem eogenmnten Pentameter:
tÖv nojE Jißidaif xaonotpoQoi; yväkoi^ fipli- T. 1235}
ro&io 6ia/juuQie ov( Txei' äntQ n ßiio( (Cho. 480)
oEdc l/fol f0^«m( ttiM* M dt&fiaot naSts (Nnb. 1158)
ofoxtHD iQWtOftha yn'yei ufiagTiyoo^ (A. Suppl. 541)
u) q)üog, tS ^fle BoK- x'^^> oto7toiö)v (Cycl. 74).
4. Nun kommt aber auch eine einzelne katnlektiaehe Tripodie vor; ihre HaapUtelle
ist Tor dem ächlusskolon, wie:
Aeeob. Pere, 131 »a, aneh Kretikern:
ä/xtpottgai älutv — « - i_
Aesch. Prom. 164 = , nach dipodischen lamben:
ito/.oi;, CO noaii fioi.
jiard' iudv, (!} fuUa.
Bnr. Trond. 589:
Bnr. Andn 187 >s:
yvm&t A' ovo'' ini fifOC -I. « _ w ^ w ^
dftuu; ''.t' itÄ/.mf>tng — ~ « — - - , —
ii«5AfO!;,') «>a>' ou giiXaty tiv' eiaoQ'li;. — ^ — - — - —
Bor. ileL 464 »:
'Aoiifitöo^ ze deä{ — « » — - - ^
Im Anfiuig einer dipodisch messbaren Strophe, wie oft in reinen daktylischen Strophen
(t. Arüt Nnb. 875, Eur. FImmi. 784X steht ein« wie]!« TereinMlIe Tripodie;
■) Schmidt und Wecklein le»en :töhtoc tmd liehen diese* Stt dem «OrMsgelieadM Ten. Zar ebigen
Analjrse stinunl die K^lemelfi« meiner Ui«.
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2S0
V W V •* V
Arittopb. Them. 1048:
u> xnT'tniroc — ^ ~ — - -
»dtfoc AfUlfOfin* bA urandir napovofiji; " — '
£ur. Audrom. 471
iümtxoi wgavMee — " ^ "
/Ilde ä/w&'oi'cc ^^ecey. * — « — «
An aadann bdiebigan SteHan iteht die dftktjliwhe Tripodie:
Sur. Hai 525:
laXuitf uu)v liiftloi ffütXOV *• — — ** — *
M(A)n|i TgQMf&ic bt yäe- — ^ — " —
Dso Eur. Suppl. 598 f. =.
Durch öftere Verwendung ouMNe Kokine an venchiedeneo Stellen otuurRkterimrt üt
die Strophe
Bar. Ipb. AaU 1475—97:
^ly! ri III inv ']}.!r,v w «£> •» ^ ^ » _
y.ai <i'(>ryo)v {Ximohf — x w Jl. »
OTftfKt ntQtßokOl df30TC rfiofXt ' wvMWMHMrwwwu
niÖKOfUK ödt xtnatfiiiipeiv * > « _l _
j^tovißtov Tf nay&i. _i - - _1 —
liiaati' &n<f l rabv w _1 • „ «, _l «
ßtaftü» ^gtefU¥, » _ » ^ w ^
rai' drarK^a»* '^itixtiuv. — w -1 v ^
ofjHO<M 9vfuu^ je _:. M. ^ » « ^
M ,Ti'ri'K( .7<'rrKi fiüttf, <6c ddugVU OOI w s' ^»^wvw v —
Ir^li; )iid^ od agittet. v» m ^ v J. » _
M'u rhfpora fiiuuvc Atta w v tn>v_w
(5«' fuuv firnitn rnm^i - » _1 - ,
') Ueberliefatt iii täoA' ^oUAoCf va« vullstAiidig gag«n du Vsnmaas iai, weabaib ich AiUi«t ^
Glowe XU tMt yiffe «nielie. In Ibniieher. nur gew«ltauMr WeiM kwmgierte Sebmidi «lev m«tri«kea
FWhl« Bit h Amttt.
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231
Weoigw fidlw itu Ocwübt dUj«iig«ii katelektitdistt Tripodi«a, auf ik «n aiukraii-
scher Vers folgl, M da» dw b«talaktiMfa* Tripodi« so «otr Tolbttnd^n ccj^nst werden
kuu}, wie
Enr. Troftd. 828:
»Jt)}0fi>/io, xaUknar latQeiar w
Troad. 566:
and ähnlirh Tro. Sn4. 1081, Eur. Stippl. 8S5, Arist. Lys. 1302.
Mag man aber auch von den angeführten Verven einen und den andern durch Kor-
rektor oder andere Meerong eUminieren, hA beetehen bleiU die TbatMMsliei, dan die nent-
Kshen Dichter und iii)jbeM)ndere Euripide« eine katalektische daktylische Tripodie neben nnd
nnter iarobisch-trochüsclien und logaudisclien TefrapotHen zu Fetzen sich erlaubten.
In Pindar finden sich zwei Stellen, in denen eine daktylisciie katalektische Tripodie
dipodiNli nuMbann Kokn beigemiiebt iat, ninlkb 0. ZIV 8
MOtgarSoni xoQO^ dahag dUd »dr- nav ta/ifu
nnd K. VI ep. 1
tXreotP iy Jlgaitdä/ianoe Ii» 3tS9a viftw».
Aber ieb lege denielben kern beaonderee Qewidit ba, da bei Pindar ttb«rbanpt in
iogaödischen Strophen häufiger Tripodien Torkommen und deebalb die zwei FBlIa nidbt ini-
tiaode sind eine Sonderstellung der daktylisclien Tripodien tm renlitfertip™.
Aber besondere Beachtung rerdiont es, da$8 »elbat bei Flautu-^ der sonst so strenge in
MUMD KomBdieo die dipodiaebe HeaBang dnrcbgefOhrt hat, alefaTeinige katdekluebe dakly-
li.<!ch>> Tripodien finden,') nämlicli einmal in Vwbindung Bit einer nacbfo^nden anakraai-
schen Tripodie Caiv. 96, 97 und Gas. G l 4
flos veteris vini meLs naribus obieetnat,
eim anor cnpidan] ine huc prclidt per I
iiini tilii istuc cerebrum diapereatianii enetra tn, |
dann aber aoch vereinzelt, wie Gas. 873, Gare. 120 |
vostra foris crt'puit.
em tibi anus lepida. ^aUe uculi&sume bomo.
So gross also war die Beliebtheit jenes alten daktylischen Kolon; fbrterbalten aber bat
sieb daenibe bis in die neuere Kom&die durch die aneb von den alexandriniichen Gelehrten
anerkannteo xwei Ifetra lambelagoa nnd Elegiambae.
>) kdgttMM. winden dieselbeD nwiit w» Ucbeler Rli. H. B» {1864) 265 und Aß, 178. IW.
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a. Id der Ketrik handelt an «eti wie in allen empiri!>clien und historischen Diniptinen
in erster Linie um die Festatelhinp der That.saclie. Dieser Aufgabe glotiben wir oben penöprt
zu haben. An zweiter Stelle fragt es sich, wie man die Thatsache zu erklären hat. Vor
40 Jahran, äk nwn dem «aaplalaBebm Homoowter doreli Fuwm den W«ti «tnea Dimeter lo
geben sich unterfing, würde iimn sich nicht gescheut haljf-n, aiu li nnsere kntalektisclu^ Tripodir;
durch Recken und Strecken auf den Umfang einer Tetnpodie ..zu bringen, etwa durch die
Me^ng
_w » w oder — »• w _M • w A
Hfutziitage, wo die Wiss<?iisclian, dnr Motrik t^ehr ernficlitert und wesentlich zu der
Behutsamkeit Hermanne zurQokgekehrt ist, wird mau 80 etwas nicht mehr wagen dürfen:
vn Anoaliine aber Mogwen FkiiM gibt d«r Sinn bat an htkva dar angefülirtctt StaUen
•inen Anhalt, ud sechsxeitige oder gar aehtnitige Längen haben talbat die Rhythmiker dar
ruiuisclioii Kaiser7eit nicht angenommen. Auf diesem Weg kommen wir nbo nirht ?.nn> Ziel;
aber vielleicht kommen wir auf einem andern Weg weiter. Wir haben bekanntlich bei
Arietidea d« mos. § 87 W. di« markwQnlige Lahr« wn d«n 3i69ae SoBiexdmffuu xmA mQhior,
wonach man die Kola, in denen den iambiscli-frocliäischi'ii Füs.si'ti liii Daktylus bi^;i;emisclit
ist, nach unserer Terminologie die logaödiscben Kola in zweisilbige EiazelfOsse zerlegte.
Dieoe Zergliederung halte wohl, TOB der ihr ngranda liegandem VerkennoDg das kjkliaolwn
Daktylas abgaaehan, die praktiiah« Badaatmtig, daa Kehenainandar der Tenehiadenen Foniieii
dea Olf konaoa
SU erklliea, da alle diese in 4 Flbae von snaamnen 12 Zeitan zarlegt werden kooiiten.
Auch die ilaki yli.^ciio Triiioilic, wenn vollständig, hatte 12 Zeiten «nd 1)08 aich nach jener
Theorie der zwei&ilbigeu EinzelftUse in 4 FQs<>e r.erle^en:
- " : - - 1 — . —
Diese Eigenschaft liess die daktylische akatalektische Tnpodie als gleichwertig mit
dem Olykoneoa und der traehliiehen Tetr^iodie eraohainen, ao da« ihr KebendDander keioen
Ansto« mehr erregen durfte. Liess man aher die akatalektische Form der daktylischeit Tripodie
ZU, so konnte in ihrem tiefolge sich leicht auch die katalektische Tripodie eiuacbleicben, die
man vni ao weniger abweisen mochte, da ai* in Baeehyl. V 11 nnd 14 gendeni für dia
akatalaktiiehe Tripodie stellvertretend «intnt nnd obendrein durch ihren Ausgang bewar ao
den polywh*»raaHsrlieii Glyknneiis (^»_«_- anklang. Die ganze Lehre war ver-
kehrt, da sie (ite Natur de« unter Trochäen eingemischten Daktylus verkannte, und da die
dak^iaeba Tripodi« ein ftlr allcBat nar 8, keine 4 Hebungen hatte. Aber die mnaibali-
scbeo Thenretiker haben ntiii einmal Jen feinen l'nsinn der zweisilbigen Analyse ausire-
aponnen, und da ist es doch nicht zu kQhn zu vermuten, daas dieses ecbon in der Zeit des
Enripidca geachab.*) Aach der Venniehnng war ich nnageietit die Qleicbstellong der daktyli-
schen Tripodie mit einem Glykoneus durch ein Beispiel SU erwei««n, nämlich durch die iwet
in Strophe und Antistropbe sich gegenQber atehenden Verse Enr. Or. 818 und 82&
') Kuba allerdiDga ist eine andere Venanttug, di« idi im in den Noten «ovantragen wsfe, data
Bftmlich das M ti Mvn^iixnwt in dem bitteren fl^tt dei Aiistophanea Ben. laa? flher die llsl» dsa
Eoxipidc« mit dam mvc dudmiägfone der ShytluDiker inwammtnhtogtii
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xaxotfQÖviov t' äydocjy naoflyoi \ a " üavdiov ydo d/xtpl <pußfO.
Aber die Verse der 8lrü|ilie 'i.-iuxe •/orntn^ Tui^ d/ov',- 'Irdc T'n jit/.l^iui oV/iiQoiajn
Sotydfiata xai wpiiYia yervaicuv lexewv geben doch auch durch die schwer Ten>tändiiche
gnunmmtiieli« Straktur AhIm xu BedtokMi, da man diar die »ueh mefanaefa suliaige FiMiiig
Andre ;i;ei'oeac dt' IjMf v — « — v w »
dei>^ ifltfi 31mal£9a<g -1 v _ v w —
erwartet. Jedenfalls ist mir der Gberlieferte Test zu unsicher, als da» ich durch dessen
Yerteidi>;uiiv,' und die dainit verl)undene Annahine tiunt ungewöhnlichm Keapouaion meiner
Theorie mehr schaden als nUtzen möchte.
6. Der EiOrtenrag Über die dektyKadte Tripodie inmitten dipodiseber Kola der iambbeh-
troch&ischen und logaödiscben Taktart mnss ich noch einen Anhang über die daktylische
Tripodie liehen diiklyllsclieii Tetrapodien hinzufügen. Wir liaben oLen gi-Äehen, das.s df»m
daktylischen Versbau von Hause aus die Tripodie eigen war, dass aber später in Folge der
umriebgreiftnden Yoiliebe fitr dipodiaeben Venban die Dipodie, Tetrapodie und Oktopodie
auch in die daktylischen Strophen sich einschlichen. Diiiiiit stellte sieli über itiieh bei den
sceniacbeo Dichtem ein Konflikt beider Systeme eiu, indem tiameotUch Euripides die alte
dakfyliscbe Tripodie neben den neuen daktylischen Tetrapodien in denelban Sbt>phe ge-
braaehle. Das ist befremdend, ist geradezu eine rhythmische Verirrung; aber die Thatsacbe
steht nun einnial, wie wir gleich sehen werden, feet, so das.s höchstens nur um die Aus-
dehnung derselben gestritten werden kann. Wir geben aku zunächst das Thatsächliche.
Dipodiseh gemeaaetten Daktylen ist als Einleitung (jigoipiutöv) eine katalektiaebe Tri-
podie vurausgeschickt Das bekannteste und siebente BeJapiel birtel die daktjliaehe ^rodoa
der Wolken V. 275 ff. DieMlbe beginnt mit
Darauf folgen mit
&o&ü)iuv <pan^ ÖQimtQay <f voiv evdyrjtw
TiuTQOS dji' 'Qxeayov ßagi'axios
{<if't]X(üy dgecov xogvqidig ini
&€v&Qox6ftovi, tya
lauter dipodiaeb gemeMne Yene.
DMem Baspid «teile ieh anr Seile die Monodie der Aniignna in Enr. Phoen. 1485 £
^tQi'xcodiog äßga nagijidoe ovd'
Denn mit der AUeitnng
ttqoxaXvmopiiva ßojQViwdioi
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334
«ttrd« man, wie teh banib in meiiiar Metrik* p. 2S7 iMiiiMrkte, nur amtSnige Vafw
hallen, entweder ein« niulattlwft« ^tylndi« Paitepodie od«r «iae fthkrhaft« Tabttpodw
ohne WoriBchiiiss.
Attdh m Phoen. 784 ff. inSefaU mtn die AUeilang
liooftifßv nagifuivooe iogiäif;
der haudtchriftlichen Teilung
<5 MiJLVftox^'foi 'Aotji, r( not}' aTfxazi
«al ^ayixtf) xait^a DQOfuov jiaQa}tovao{ iogtat^;
Toniflbeot um in der Antivtropbe
die anstössige Wortbrocliung zu verüiei'Jen.
Dem tripodi8cb«Q Proodikon stellt sich als GegeapartQor ein gleiches Epodikon gegeu-
flber Enr. FIimd. 353
SHoitO T'iiV, tlrt f}(Aa(>o;
frt^ fw> tTrf miri^ij <' nn; aTxiOi,
tlie TÖ öntfiöriov xuTextü/taae
MfMotr Oüatöda,
wenn hier nieht mit dem Ood. Marannu 468 (P) OtdaMao etatt OttatSda an laaen ist
An vorletzterstelle steht, wie so oft in logaödischen oder iambiecIi-tTochiiaeliea Sfarophen,
eiue daktylische Tripodie Kwischea T>'tiapi>dien Phoeo. 1572
ijVQe d' iv "Hi.ixjQaioi nviatf ttxva
xoiyöy irvdkior
fiagtmftivovt . , .
Sonst isdal sieh noch die Anfiiinanderfolge xwdav kataiMdiiaoher Tripodien and «nar
naohlblgandan Tetoapodin Aaseb. BnppL 641 — S ss
rprvyri liuaouvoos,
TioHu ßnoTMV ötauLi[i'jjiua
(es folgen Choriamben) und ähulieh Eur. Troad. 256—8
>) Unbegreiflicher Weise lieht Nauck in seiner Au»g&l>e Ujime in die folgende Zeile, was in
glueher Weise dea Bstäselm Oasetsea and dar haadseihrifUicheu Ealoimsttia widenpaeihk
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230
welchen BiMungen sich noch verf^leichen lässt die verwandte Verbindung einer auf einen
TrochÄua aosgehendea Tripodio mit ein«m naehfolgeDden tetrapodiscb«» Kolon Enr. Uero.
1029 f. und imt.
tdta&t, diävdtxa xXijOoa
xXhvjat vy>tnido)v döfitov.
ISea^, ra') xixva :iq6 staxQÖs
ädha taifum ivotdifw
and ähnlich Kur. Androm. 82C f. =, Orest. 1256 f. =.
Die Vers«^. in deiif^n nach reinen daktylischen Tetrapodien oder Hexapodien zwei m
einem Vers verbundene schwere d. i. auf einen Spondeus ausgehende Tripodien folgen, wie
Enr. Soppl. 274. 288. 285
TiaTdai; h> aXixut rä nä y.nii^fjq l>trrev(o.
ym'rvaniv rnfir rrnvii) ri'y.yoi; i(ifpnv f^nvvnnaifrjt
ziehe icb gar nicht heran, da in ihnen die Tripodien, wofUr ihre btellung am äcbliiss von
AbicbnittBO apriehi, dnreb Dehnung des Spondeaa cn Tetnpodien eradUit werdM k&nnen
nnd mItaMB
Im übrigen wird für die Verbindung daktylischer Tripodien and Tetrapodien in daktjli-
•ch«n Strophen di« gkiohe Prethnt in Daktylo-GpitritsQ nna^gnband gewesen eein. Denn
in der letzteren Strophengattung war die daktyltacbe Tripodie, wie wir oben sahen, das
nrsprflngliche Mass. Aber schon Pindar wandte ausser der daktylischen Tripodie auch die
daktylische Tetrapodie an P. IV 4 und ep. 5, N. I 6 und ep. 2, N. V ep. 2, und dem
Beiapiole I%idnie aind dnnn die teenieehen Diebter der Attiker gefo^ wie SopboUee im
Ai. I72f. —
ij Qsi ae TavQ<Ki6ia Jiöi yiQxejiis,
Em. Androm. 102 1 f
'i'/.ifi!Snt ßimO.fjr^
ovö' in ni'Q lmßtü}uoy iv TqoU} Oemotr.
Aristoph. Han. ii79 =■
q doTtudtfQat KXeöqpcurroi, If'' ov di)
/tUeaiv diirptXfiXoie
ifiyuv 'nißnt Hi rat
Wir fassen die Ter^weigten Auseinandersetzungen diesei Kapitels dahin zusammen, dasn
«obl die Tripodien nnd Teirnpodien venebiedeaen KliMn ton Venmeaaen eugebiBren, dvs
') td für TÖit rührt voa Bermanu her; dai aborlioferta rdAr iridei*trebt ebenso dem Ketnnn wie
da« von Wilamowitz in der prüfen Atifl. (Jafür geaetsto Ai
Abh.d. I.Ci.d.k. Ak.d. W'iiia. XXII. Ud. II.Abth. «I
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236
aber die attischen Dichter und besumlers Euripide« das Nebeneinander Ton daktjliscben
Tripodien und trochäischen oder logaadischen Tetrapodien, Tielleicht in Anbetracht ihrer
gleichen Grösse (jityeüo;), nicht ausschlössen, und dass auch in daktylischen Strophen die
alte daktyliafllifl Tripodie ii«b«ii der jOngweii Tetrapodie dck lbrtorbi«U. Beid« F^b«iteii
waren AVtweicluingen von <\em nltra rcrjelrechfen VersbiitJ. flfirfen aber von uns in 'Icr
Textkritik nicht beanstandet und in der metrischen Analyse nicht durch ungewöhnliche
Uemmgea iMMitigt «erdwii.
HL
Tripodien nnd l'entapodlen des uuglekhen TaktgüHcblectatos.
1. Ich haht; (Iii' daktylisoke Tripodie, weQsie eine Snnderbtellang «nniDebmen scheint,')
gesondert behandelt. Ich wende mich n«n r.w den ilhri^en Tripofli«»!!. inflfni ich cä den-
jenigen, die jene Sonderstellung nicht anerkennen, überlasse beide Kapitel %u kotubioieren.
Aueb hier nelinie i«h suent di^enigen Stellen »na, an deaeii mebfw« Tripodien hinter-
einander stehen, da diese die Vereinigung zu eini>r figensn INirindp nebfn anderen dipodi-
Bcben PeriodeD zulassen, wie Soph. El. 243 — 6 nach einem daktylisch-anapästischen System
mit tripodiacber Ososabi:
fl yt'to 6 fih ■&Qvu)i> yä n »al oMiv äv
xetotiai xäkas, ef ^ /IJ^ n&h»
Bar. Pboeo. 10!^— 25 nteb dipodteehen Troebien:
Äehnlich Orest. 992-4 =, 1458—9, Hipp. 125—7, Med. 846— 7, Soph. OB. 1208—10,
Ai. 401— S, Find. 0. 1 ep. l.
>) Ich habe mich hier bebatna SMflBdrtckt, veil doch auf der asdertii Seite beide irten von
Tripodien
_ V M w w — und — V ^— V — 0ift M _ V ^
imOelraut-b vivlo AehnlicbkeitoB li*b«i Und Mgar neben rinander in der gleidieii Periode vorkommen, wie
Eur. Hi|tp. 7 —
OrnfiaTft^ aurQav
Eor. Hed. e4«-8 —
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237
2. Auch hier koaunai wie im dakijljaehflB Ifetcum Öfter swä Tripodien biateiMDaiidnr
▼or, die iQm Teil genuletn dtnrdi Sjrnaiiliie «i dnem Ten verl»iuideD nnd:
i^ia fuv, qHXtM, df'ikii •/ äU.' (i/toK (Ale. 218)
halha' htAXma^) ßaQßÜQt^ ßoij (Pboen. 079),
ebenso Phoeu. 686, Ag, lOi =:
Koe^irAnr bü Uh- rßoie & v6fUK lic« (Tro. 824 — )
tftf/iA»* ofr/o/MU 20>olai» NOiUeai (l^ind. L VQI 5),
ebenso Find. P. II ep. 8, moI. 1, 4.
Xvnavtai .-raTpqJ- ta» fuy^J.tav xaxmv
5i' xnlfoov iQfx<ov lrd69ey <b<; Ifii (Niib. 10(i3f.).
Diese Doppeltripudien raQ^ien in der Frage Uber die Zuiässigkeit der Tripodien aus»er
Setraebit blmbeo, d» der geiu» T«e di|NMli«e]ie Hosting nliert:
W V _ W —L. W» .
W W . — , w W W
Dm führt zur Skandienmg der asklepiadeiaoben Veise. Horaz nach deo An-
iMoben der Gbnr deo kletnen Aeklepiadeaa in zwei dreifiteige Kola serUgt:
Uaeeesis utavis edite regibos
end den grasen Askleinsdens in drei Kol», sw« dretfUeeige, und ein sweifBseigee:
nDllem Vare eeera vtto pries severis wlioretn
Aber das nwt niebt die lleaeang dee HephiitioiB, der dieselben in DoppelfQsee, Anii-
spaste, /frlrtllt, unil nicht A'k Acr ^ccnischen Dichter der Attiker, die dieselbtti in Verbin-
duug mit dipodiscLen Versen gebrauchen. So stehen zwei Askleptadeeu zwiacheu drei
glykouelaeben Perioden bei Arietoph. Sqn. 559 t:
Di« tfiL M«. ui ScUiM ist flidft UBli^idi, iliCr nii leiehter Aendenmg lant ndi die rmeU
F«n beratellan: hMu' htHuf i fiveßitv ßof.
»2*
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238
— " - — " — — A
-All
ßr.-«* äva£ Ilooeidnv, (ii
][ai.XO>:oihiiir T.-rntny y.rrnoi
xai }^Q£pLeua/tö; ayÖiirtt
Kol Mvavifißoim &oal
fifxoaxiuiv ?>' SfiiHa kuft-
TiQvvofifvojy Iv noftaotv
xai ßaQv&atftorovrnov '
dtX<i(ywy fudiioy ^^ovvidQaze,
& renahnt na? Kc&rov
T&r SlXioy Tf &eöty 'AOi/-
valoK .Tgoc tÖ nagtaroi.
Wenn so leicht die zwei mitteu drin 8t«bend«D eilfailbigen Verse in der Weise, wie
ich getfaan habe, mit den llbrigra Kolen des scIiSoea RmterliwI« nntor einen Tftkt gebracht
werden kSnnen, au wird man doch nicht zweifeln, data diese Skandierung die richtige und
einzig richtige ist, hier so w«*nif^ wie in dem neu in Deli'lii pjefundeiien PSan dm Philo-
damoe, dessen Äebulichkeit mit dem Ueiterlicd des Aristophane» schon der erste üeraus-
geber Weil, Boll, de corr. betl. XIX 411 «nuBMrken ntebt venBomk bat; aaehe An-
bang Ko. 7.
Die^ien b^den durchsichtij^en Fiillfn fn^^e icd tiodi eine dritte Strophe an, in iw
gleichfallü ein Aükkepiadeua mit dipudiachea Kulen und darunter auch iunischea verbunden
lat, Em, loa 1829—1243:
oiht lot' odx Arriv dai*rfrov nagarnoTiä fuif<} /tot*
^pOngi yün qmyeQU TÜd' ijdtj
oxayöai fityvvfuvus fföytp.
^pmncä 04fMma nqtiQwv, rnft^pogal fth i/uft fi^,
Ifvaiftoi Ai xataff'tiogai dioTiohtf.
liyn ffvydr miQÖeooar § JiJthurbs i'-aö oxoriujy /iv^toy
jioQevOib, tfordrov tevnfMf ünof Umoqavyowni, TeOifijTntoy^)
duamäy xaZfir hußäif* 9 KP^/iync M vamr;
') Dir Kiinjwktur von Wecklein a.^o^f tvJ^ol^o' ttOni.-x.Koy ist mit dem atmser Frag«? «tcheuden ioiii-
•eben Bau des Verie» onvereiobar; sie wird aber auch too dem Siane nicht verlangt: der Ohwr ftuKt
uient, ob er in die Loft oder entar die Erde Hieben mH, und ahdU dann daven nuabhingig eme streite
Altarnative, oh mit dem Wa^'en »der za Scbif. Daher genfljjt et, nacb dsB^nfj^MNi un Konm» sn
»et^D, um die iweite Fritze von der ärtit«u zu trennen.
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239
Aehnlicb wie mit dem kleinen Asklepiadeus verhält es «ich mit dem prossen Asklepia-
d«tu and den «ideren, diesw verwradtso Metren, wie in der zweiten Strophe des borabmtea
Hymons aof Atb«D, OC. 694—706 :
&nr 9* «by fyi> ySe 'Aohe o6x kaaioim
o6r* h TU nrynhi JtnQÜii vdwp lUkimos lu&noit ßXaoTÖr,
^vrei^ft' (fvfjniTov aMnoiOVf
iyjl^iutv q}6p>jfia datcav,
8 T^it ^iUet fUyuna x*^Q't
yXnt'xäg jtatdoTo6<f>ov (f'ökkov ilalas'
ri fUr TIS otrre ycoQÖg ovie yijffi}
avwaiaiv äiu&aa ji^ nigaceß' i yäif thaih 6qw hökUos
ItwHui vtr fioglov Arne 2^ ^'^iwäbi« "A^dm,
Die Tontebende Analjae steht zwar nicht nach allen Seiten aieher, da iu den Versen
2 und 7 der Text der Antistrophe mit dem der Strophe nicht ToUcHndig tlbereinatimmt;
aber dn iat der Mangel der Kongmans entweder durch Emendation nn beseitigen oder als
nicht unerlaubt ru!ii<r IiiuzDiichrnrnr gp^pn die Richtigkeit der dipodiwben Meeanng selbst
ist daraus keineswegs ein Argument abzuleiten.
Die A«kle|nadeeD nnd die renrnndten Vene enthalten alao nnr eehrinbar Tripodteoi
thatsächlich sind sie so skandiert worden, dass die Tripodien nicht mr Geltnng kamen,
aondem die Vfrse nh Ganzes in Dipodien zerüeleo, wie
w — >w w
(Ean. 324 in ion. Str.)
(PWL 176. 715)
( Ai. n29. OC. 701)
(OC. 694)
(OC. 704)
(Uhes. 36«)
(Ion 1232).
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340
Hephiation stellt bereit«, wie oben gesagt, die dipodiaclie Heeming aaf, nur dta er wh
GrundauH Um vie in dem verwandten (ilykooens den AntUpast annimmt. In ticrechti^^ter
Äf>neij;un(? pegsn d«»n msrliythmischen Aiitispast nahm Hermann lieber choriambische Mes-
sung an, indem er dem ersten Cbonambus seine sogenauute Basis vorausgeben liess. Also
»ueh er, der groNe B^grünler der modemen Metrik, legte dem Haoptetoek ein dipodialiee
Metron zu grund. Wenn wir ihm niclit tinrrhwr'p fnlpen, so bpwegen uns die starken Be-
denken, die von fart allen Metrikern der Neuzeit gegen jene Hermannische Baxis geltend
fenaiiht wurden. Lidei mxm ich doch offen bekennen, d»n mir aelbet die diiKMÜsche llae-
•nng der Aeklqpindeen fltr die ältere Zeit, aleo epeeidl für die Aaklepiedeen des Alkftui
nicht ganz 3ii=t=;pr Frapf« sfoht. Die le-'iisclu.'n Dklilfr li.itten niitnüch noch nicht jene starke
Abneigung gegen die Verbindung von dipudischen Kulen mit tripodischen, die wohl durch
Annkieon nnfloun nnd von dort auf die soeniwben Diebter i^tUkee flber^^in^. Ich gebe also
eu, den Alkioa eieh vielleicbt den von ihm erfundenen Asklepiadcus aus zwei katalektischen
Tripodien ru^^ammenpOTct/t dachte; schade nur, dass weder bei ihm noch bei den Attikem
die Cäsur einen festen Ausschlag gibt. Denn es stehen Verse mit verschiedener Ciisur
nntnütdbH' neben «nuider, wie Alfr (r. 87 nnd 43
Xttvvaio' nvi^nu fta/nhav ßaoikiftiov.
itUeue MOH KeqiaJläf, A d' hega riv higa» xviij.
Ent der Dichter der Skolien (n<i. 17. 18. 19) und niich ikoi Horas beben in die
Casuren dieser Vpfs*» fpstf R*»f.'<^lri ^diracht.
3. Ick komme nun zu dem üauptgegenstaud dieses Kapitels, zu den vereinzelt stehenden
kntalektifleben Tripodien. Dnbw eclüieaee ich eber iwei Arten «oa, entena diejenigen, auf
die ein «nakraiMeher Yen folgt, wie Hipp. 127
nmaftUf AoSoo)
denn diese gehen eben dorch die ergänzende äiibe im Anfan<; des folgenden Verses aus
katalektiiehen Tripodien in nkatelektiube Uber; and zweitens d iejonigen, dev(ii efeteu Pnn
eine lange Silbe voiaus^'i-ht, wie th)v oOi datwy (00. 1044); denn auch bei diesm ist es
7wcifelhrif1:, ob sie noch akatalektischo Tripulifti virnt, dii tniii^iicliHr Weise, um ijiirh 5?»nz
vorsicbug zu äussern, jene beginnende Länge kein Auftakt ist, sondern mit zum ersten t'u^
gehSfi Aneeaidem bemerke ick gleiek einleitend, deas bei den bier an beepreekenden
Tripodien selir viel auf die Stellung nnlc ur.iiit, tli*- sie iti der Sdopiie orler Periode einnehmen.
Ich werde daber unteracheiden: 1) Tripodien im Eingang einer Periode {nQoqtdtxd)^ 2) Tri-
podien am Seklnaa einer Periode {impdtxd oder elansuke), 3) Tripodien an Torietater Stell«
(meonUetm), 4) Booatige Tripodien.
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Ah FroMfikon gabt «ne iwnbiMhe Tripoiiie vortm Ipb, AnL 288
ie$iiv aiAtae Ixoiv ^ « _ w ^ « _
Iph. Aal. 256 =
Iph. Aul. 1491
Htd. 156 —
rf a o6s nAms v _ w _
Ion 508
Iii Sil ti lieber Weise iat ein« logaödiaeh« Tripodie (— > _ w . _ oder — v v _ v _) «b
Proodikun gebraucht*)
Aeäch. Suppl. G3Ü =, nach anapiUti^cbem Sy&Uim:
rvv Sie xcd tfeoi — «• w _ « _
Pbil. 177 -
io naid/tm 4tär,
CluMpb. 845 s
ebeoso Phii. lOÖO, Uhe.-. Psr,?, Hipp. 545.
Die Stelle eine» Proodikoa vertritt eine iambische Tripodie mit Torausgebendam
kniMB Aoftiki A«. 198 —
Imi M Mal «tx^S w _ « — » —
') So nach ood. P WecUein. Hennuin schrieb ohne Grund i<o l-'i ruindri.
') Die Kola — - — " — xati ^ " — " — ktooen aacb ala Docbnien gefimt weideo. nod
weidea ao vidfiidi gefbwti w dan die Heravigebn aveh vtn eiaem Dochniiw imd «iaar mcUblgeadm
Tetniwdi« oder Haupodie leden.
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B. EL 479 -
Cme.azi /im öoaoo»') ^ — w _ _
äivitv6(ov xivovatf » — >^ —
«beow Ion 112 Sappl. 778 — , El. 187 Find. 0. IX 1.
4. Ab EFodikon oder Gkasala fioden wir «n« mmbiseba Tripodie mineiidal in den
haliMditii Lied der aparbmieclien Jaagfinuien Ly*. 1307
rä atc'jv ynQoi fiikom - -' _ — - — v
xui jioAürv xivnos. — " — - —
Lys. 1215
iiyriiat u Aifiae ntäs ifvA _ ^ L z.
Iph. A. 295 —
äioy xal vavfliitoy — >- — S — w —
elMpiav Xnor. — »» — " —
Aesch. öuppl. i;57 =
d;j;f//irtio»' /i' tm{4.-je oiv ffWMdir fi^Uuff, w-lw — v^»—. w_L»»_
Hee. 168»
ähnlich üec 2lU, Andr. 799.
Die Tripodi« bildet die CianMilR eioe» Vent»:
l/t&Ucr <2aai /liiar (Or. 1472).
exÄjiae d' äkkoy uÄÄck»' t'»* OTf;^'i»c 'Or. 1448).*)
Die iogaödische Ckasula v _ » _ gleicbt ebenso wie die iambiscbe mit Auflösung
der «raten länge — dnem Doehaün«, e» dea« man leidit ene eoldie Ti^podSe
lieber für einen Dodtmlua halten nBelite. Die sncbt nber keinen Untenebied, dn ja, vie
'1 DiT »Tii-i.ri'i hi'nde Vem der Antistropht? ist unlieber; irh schreibe Irni Pitii), iilcbt tJciu M?tniin
suLieb -•»(><» ««"k*« t»« «^yan».- (i»/ f»" Laur.). Die Dedenken und Aenderungen icou OleUiUcL und Kaibel
halten nicht .Stand.
*) Der Vera steht nidii gant Cwt, da uin ilm tu erhalten, JltQoif^ooa in der Stroph» «ntntwerfen,
nd ia der Aatutropfae ^poiWa ^fm? ir jn(I« (mil/nuc oodd>) aa eolireiben ist.
>) Banman aelurefbt gegen die Hm. A> «t^**««!»« olme dringende Hot.
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24S
wir oben tthen, Mwb d«r DoebmtiH als md draiflteigiei Kokn m Unm iit Sokb« Tri-
podien <x!er Do<-tiinic?n fimlen sidl I, B. S. EU 248 vaA H«C. 185 RRcIl ratipia^liai
Dimetern, ferner S. El. 121 =
q/ev q>eü töjy ajicxUmy itovoiv — w _« v -L w _
KCl) mvy€QSie itae, .i _ « _
A«m1i. Gbo. 786 =
Sebr häufig siod die tripodiaeben VernebtHase bei Pindar, wie 0. I 6
AUi» öajbtyittgor h äfiiQf 'patyyiv äaxouv i{)>inni />i ai&fQo;.
* * 4 »4
ferner 0. IV ep. 5, XIV 9. P. VIII 7, X 4 ond 6, N. III 3, IV 5. I. VU 5 and ep. 7«
I. Vlil 10; ebenso Bactl.yl. XVIII 7.
DiV Trip()(3ien itii Anfring (mj'xofiiy.ii) und am Si:liln-.s ilmiidixd) von Verton viiid
Perioden erregen am wenigsten Anstoss, da sie eine doppelte EnUchuldigung zulassen. Üenn
einmet nebmen die Einlritunga» und SebltiMkofai ttberimapl eine privilegierte Steliong «in,
8o dass auch eine Abweichung von der dipodiächen Messung der Qbrigen Glieder der Periode
nicbl allzusehr auffallen darf. Sodann bietet sich auch für beide FiUe eine planaibele rbjtb-
miBcbe Erklärung : jede Periode scblie&st mit einer Pause; wenn deber im Worttezt das
Schlusskolon (clausula) nur 2'/a Küsse hatte, so konnten in der begleitenden Maaik die fehlan-
den 1 '/» B'(5.-^-e (liircli die iiher ilie Textpause sich erstreckende Modulation ausgefüllt wprden.
Im Anfang der Periode ai>er war die andere Möglichkeit geboten, das« die Musik früher
anhob nnd dw 8Id|^ mit dem Text ent bei dem zwmlien Hnlbtalct eiafid. SUItnnid ftllt
für diese Annahme die auch sutu-^t whId m fimbare ähnliche Textgestalt Pindars io die Weg-
sehale. Denn in mehreren Oden O. VII, XIII, P. IX« N. X, I. VII ist der erste Vsrs der
Strophe ein sogenannter äxitpnloi oxtxoi d. i. einer, denen erstem Kolon der Kopf fehlt, so
dem X. B. etati der vollständigen Form _w»_ww nur die Tom Terstümmelte
V _ - - - vnrhantlen i-t. Recht l;i'zeirlinenf} irst, dass aui'li ein«' iIiiktvlo-'-]<itritiache
Strophe der Tragödie mit euiein soiciien ko}in<)seii Vers beginnt, nämlich Hec 906
ob fikv, ib naij^J; 'Ihä:
x&¥ 6me&^iav 3t6hs odx^t XUeu
Bezüglich der tripodischen Clausula verdient es Überdies Beachtung, dass sich eine
aolcbe auch bei den altiateiniaeben Komikern findet, wiewohl diese aout ao konaeqtieot die
dipodieche Meenng dnrebgefHbrt baben, wie Pfauit Pwnd. 1285
?oz Tin pemnmi | me exdat ibre» — I
Ebenso wenig wie die Tripodien am Anfang und am Schluss der Perioden sprechen
gegen die Kegel der dipodischen Messung die ganz vereinzelt steheuden, einen in sich ab-
geachlosenen Gedanken enthaltenden Tripodien, wie wenn im Ion. 222 der Tempelkuabe
daawiichai ringt
Abb. d. 1. a d. k. Ak. d. Wiw. XXll. Bd. IL Abtfa. SS
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oder der Dichter in AriatopL 945 daa Gitik d« piDdaiiaeiieD HyporeheiiM tbbrieht mit
d«r Aaffoirdtnmg
fvTK 5 jot Uyta.
5. In den bü jrtti betfiroelMiien Pill«» habe» wir flfr den Oebnneh «iaer kktakktt»
seilen 'rrijmilie n^^ben Tetn^lodiM oder sonstif^en dipodiachen Versen eine Erklärung iind
Rechtfertii^ung bci/.ubrin^f^n fjOTncht. Nun hlin'bfii (illfrtliii^;^ noch einige Dutzend von
Fällen übrig, wo die bisherigen Knt^cbuldigungsgrUnde vertagen. Ich gehe dabei rasch Ober
die Stollra weg, «o rieh die misUbb^ Tripodie Iciebt dovcli beaen KoJonefane boeitigeii
liNt und «ueb to deo soigfiltigenD Augaben meist eehon beaeltigi ist, wi«
Ag.434f.
Choeph. a22
tnebti naoakkä^aoa btii x^foüiv
PbU. 1132
Tracb. 893
Here. 768
nieht: äq&mov &6i oot
hw* ittxe fuydia» d
nicbt: frtxn' htxtf ^leynlav
ßißux' umi 6 xntrn::, '> de naiaitegoe
nicht: ßißax üvai 6 xatvoe,
6 di 3taltiheQOB
Hera. 776 mii; Hematra'i UmitelluDg von Ma
Qiebt: ;foöi'oj' j'rto oi'tii Itlet
t6 ndkir eloogav
Hmd. 856
Beoeb. B75
nicht: fif'ti.rjynitiittoi 6' ^Hfi;
foera; ov ifoßi'jOfii
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6. Von Tripodien die nicht wegkorrigiert «eidsn kOniMD, gibt es, abgesehen von Pindar,
(Ihi Iiier eine abweichende Stt^Hung einnimmt,*) nur ganx wenige nnd dieae stehen tttt alle
an vorletzter Stelle {jiagaTiievia), iiäuilicb Ant. 104 a
Ant. 860 «
dfuUgo» 7t6t/tov
idtmüe AaßdaxlHaufOf.
Oed. Col. 129 —
Tffwd* dtfmtittauxS» no^,
Ak. 971 —
nvTnttitov ßtymoToiv.
feroer Ai. 1201». li.h. A. 208, Hec. 473, Hacd.. 117.
Von den vorbezeicbneten Stellen kann die aus OC. \2i* leicht mit der dipodischen
Qfiedenag in Eioklug gabradit «MdMi, iia dit M«fafiglg«adt Kolon mH cin«D Dnk^n»
aoftogt, so diH lidli für die «wm Kol» sMuinieD die Skandionnig «fgibt
Auch in den Stellen Ai. 120*> nnt? Bacch. 117 lils^-f sivii die erste Silbe des nach-
folgenden Koloa rbjrtbiuiscb zum vurausgehenden ziehen und auf solche Weise die katalek-
iinbo Tripodio in eine mindor wnUtaiigiB aIntRkktiiobe T«rwaiid«Iti
Abttr an den tlbrigen Stellen ist anch diese Aushilfe versperrt und bleibt nur die
Au.sflufht, dass Jie Elicliter in Jeni StrebL'ii duicli ein kurzns Pnniteleutnn dtMi Pciiodcnschluss
einzuleiten, statt der gesetzlich zulässigen daktylischen Tripodie auch eine logaödiache dem
SoUoMTen TonNiBiinelnefcm ricli «rlnobten.
Die langwierige Untersuchung, in der wir die Ausnahmen von der dipodischen Gliede»
rung zu konstatieren und zu enttscbuldigen suchten, wird roancheo Leser so peinlich berfihren,
dass er es vorziehen möchte die Regel, von der man doch so viele Ausnahmen und Ein-
«elirKnkangflii annabmeo mllase, liebar gar niebt galtan m lassan nnd Tapodien nabao Tatrar
•) Piii.liu Int mittun im Vers Tripodi»-!! 0. I fp. H. O. XIV i und 5. P. VI 5. P. VFI ep. 4. P. X
4 nnd cp. 6. M. Iii 7 und ep. 3. 1. Vill 7; er scheint eben sech mehr Gebrauch von der Alteren FMiheit
der LTrfter, welebe TiipodieB neben dipodiiehen 7erMa duldeten, gemacht tn haben.
*) Uttrübf-i- Nnhere» im Anhang unter No. 7, wo die ;-Mii/( Strophe zergliedert ist. — In den Vemen,
ia denaa an zweiter Stelle eine Läng« steht, wie Aut. 13t> und Hec. 473, li«s»e «ich auch durch dreiseitige
Mceiaag der bsputsBdaa Ltogan bdfba
aber icb babo mstaa gipstaen Sedeakeo gegen dreiieitige Meerang einer Länge, an derun .'^ielle sonst
«ine Küne oder ajlL aae. stebt.
38'
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podien einfach ruhig liin/unclimi'n. Gegenülier einer solclien Luxlieit nuiss ich aber doch
betonen, dan die Ausnabiueo, venu es ihrer auch eia paar Dutzeud gibt, doch nur einen
▼«ndtwhidenden Brachten bildea von den Yimn und Strophen, dra neb der Regel fügen,
wai dass dem unbefangenen Kritiker QbenU neben den aoninhmiloeen Gesetzen auch Nei-
gungen der Pprachf und Autoren bojrpjjncn , die 7.\vnr Ausnahmen nicht absolut au8-
«chliesaeB, aber doch im grossen Ganzen die Sprache und Dichtung beherrschen. Mao klagt,
dMi für die logaSdncben oder iotneben Sfarophen noch niehi eo sicbere Regeb wie fttr die
daktylo-epitritischen aufgefunden sind; um «» mehr thot man unrecht, wenn man die ent-
schiedene Neigung der Dichter zum dipodiachen Aufbau der Logaöden zurseite aebiebt und
nicbt TOa ihr aas bessere Einriebt in den Ban der logaddiaehen Gesäuge zu gewinnen anoht.
Zwei Vorschriften ergeben sich jedt-nfülls ans unserer Untersuchung für den Metriker mti
Kritiker: erstens dai» pr in iamfiisc h-troi häischen und logaödisrlien OeiiioliScii wo immer
möglich dipodiscbe Kola und Perioden m geirinoen suche, und zweitens dass er auf der
andoitn Seite aieb hüte in den pioodbshen, «podbeben und Torkfatten Olieden mit Kon-
jdduren dipodiaebe AnInge <n enwingen.
7. Ptntapoilien. In engstem Zusammenhang mit den Tn'iioiten stellen die Penta-
podien: insoweit jene neben dipodischeo VersNi unzulässig sind, sind es auch diese;*) der
Unterschied beetebt nur darin, dasa FtlnfAtaler Uberbnnpt eine weit adtanera Anwendung
in der antiken Poesie hatten. Vollständig» PeniapodieB kOönen als brachjkatalektische Tri-
meter keinem Anstand begegnen: sie kommen am ueielen zum Abscbluaa einer dipodischen
Periode vor, wie Ag. 105
MVQtos tlfu dgoür ödtor HQdto; ahiov ävdgwv
hmiito*' ft« jfdp ^tMt» ttatoitvilet
Pboen. 24B
xotvöy atfia, xoivct xcxta
tSf xtgaoq^^ÖQOv niqnmsr "Lme.
Aescbylos gebxaueht nuh gern die daJrtytisebo PoDtapodi« mSk nUieasondein Spoodena
als nagatUevrov jor dem Sehlnaakokm, wie Ag. 171
ttv$aai ^pßsw&r id ndr.
An^tuss aber umss die unvollständige Pcntapodie neben dipodischen Versen erregen,
da sie in ein dipodisches Maas ebenso wenig wie die katalektische Tripodie gebracht werden
kann. Benobtenawert ist, daas «n alter Dichter selbst, AristopiMmea in den Pritschen 1313
und 1340 die l nre^elmässigkeit dieser Bildung andeutet, indem er in das Potpourri fehler-
hafter Verse der moderaen Ljrik auch zwei logafidiscbe Pentapodien V. 1313 nod 1340
einmischt:
<&c dy #sibi' Simgor iioMtivam.
') Die Pentapodien bei Sophoklei und Euripiden sind neben den Tripodien vulUtändig zuMmneD<
gealcllt in den BorgnUtigen Diaaertjitiunen von Walt. lierf^er De SophocUs TSnibss logsosdicis, Bemi 1884,
und Alb. Qroeppel De £uripidi* venibua logaoedici«, Lipaiae lti$K>.
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.4
247
Oflaielurt f^eiehirolil nnd in uish«! Teztea folgende PeotapodieD:
bvaotßiaj ftiv vfigti ttxot d)i itvuun: (Kntii. n^A — )
t&r ficyäiuty Jaraafv vno xi.ns.ofieva¥ (Ai. 225 —)
&leaev dUeae IK^a/ta Jagiarbe (Hei. 884)
'IXtö&tv 6' fxÄvöv uvoi Iv hfttair (E. El. 452 ")
ICöfUvoi fitita^ im qfvlXoxöfiov (Av. 742)
Oigavida ydroy iv/jv/iidotta Kqövqv (Find. P. III 4)
*A/tgmgve9)Hddar (f^flov/i^^ (BMebyl. ZVl 15).
*
Dieae Venfmnn darf wohl nach der gronen Zahl voa Bdegen alt geaSehert getten,
wenn auch teilweise eiiif nnditre Mitling versucht worden kr>nntc und insiifsonJoro (Ün FSlIo,
wo der Baclifolg«nde Vers mit eioem Vorlakt b«gioBt wi« P. III 4, nicht sur Klasse der
kaialektiaebiD Tene dOilen. Aber der Orinntdi tob koohlkeboB ButqiodMn Inf aoe
dieeen daktjÜBcben Pentapodien nooh nioht gefolgert weidea, da den daktyliiehen Bdhen
aidit von Baoe aoa dk dipodische Heflsaog eigen war.
ai ftky ovy KaxfxXevaojuey, to fitaQii xeqxüi} (Ach. 285).
IXeser anapäitttsche Vers, dem der Cbor akdaan Kretiker and Fäonen nachfolgen lä«st,
mosB im raschesten Tempo gesprochen werden, so dass ein Fu&i auf den andern folgt, nidit
SWM an einer 0ipodie verbunden werden (Hcaning xoTd n&Aa, nicht xard duioA&iv).
MeviXti ■ dui ytig :ivQds ^i^' rttgto lixet (Andf. 487 =) ■
fiiyaiayoQiav vneQiroQa xotftt^ci; (PhoOD. 184)
IVa BAtXio; d^q^mvoavi dLviyMV Jtevxat (Ion. 716)
J;i9örf0v iiftn J7fOn/</<n'i^ r' /(Vlxoi i- rdt/iv ([oii. 1442)
ßfkfiu^ nvxinüov öuxijiumiy auiXiiiiui (Herc. 1201IJ.
Diese Verse kouimen bei der Frage über dipodiscbe Messung nur wenig in Betracht,
weil Ibek dniehweg ein Vc» mit Auftakt« der zur fiigiaaang des voraaqgeheiMleo Fdaiea
gezogPTi werden kann, nachfolgt, und weil meist die Tor!«?f7to Silbe lang ist, wodurch für
den Schlus» die Möglichkeit einer anderen MeesttOg «ich ergibt
vjjAi lu tqAt fu jiQÖtilt^ mu^iaas (Traeh. 1025 =).
Der Yen atoht in Umgobnag von Dodunm ond hat darin leine Bntadialdigung.
^ W mV V ^ V
fyno^mma l^^mtos MovtSs (Baceh, 866
Daivs der Vers, der den Schluss eines Ab8at7.es bildet, als katalektiscbo Pcntapodie
gefasst werden oifisae, tat nicht ausgemacht, da die zwei ersten Silben in Strophe und Anti-
strophe lang sind, aleo aneh ab Doppelspondeus ( ) gefaaat werden UkmeD. Im tbrigen
bildet der Vera den Schluss einer Periode, ao daaB er durah oeiDe Stelltmg eine ihnlicbft
Enteehnldigong hat wie die Seblneabipodie.
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24d
iifiuTt tiiy' fufiv oX'xiva (Ai. 425).
Dieses Beispiel i<«t ^nnz unsicher, da ein Vers mit Aaftaki folgt, der abo SUr Elgia*
zung des vorau^ehenden Verses gezogen werden kann.
Audi dUw V«i«fiim ki niebt dcber: to Phoao. 387
ivfbrta TtatAojtotov tlihviv
Sh'otan' Iv do/wis tyriv
folgt auf die Fentapodie ein Auftakt, der aUo zur Ergäuxnng d«r Tonw^beodeu PenUpodie
gezogen weiden kann; Pen. 552
EtQS'if ^ JtAn' bUone dvotpQÖveos
hai Dindorf, mo di« Dishannonie mit d«B Toiaii^gebeDdeii Dimetem
SiQ^ /flv äyaytv, roroT,
Stgigs 4* 4mUtat¥, jotot,
m baMitigm, Sig^ite ab Interpolation hinaiugewor&n nod gMehrieben
t6 aäv x' IniajM deaq^giifwc.
Phoen. 1715
OL Hob »ogeiofuu jfttvw,
AN. yevöficita yev6/u&' ädktai
iat trobl eine Pentapodie nach TonHugebender Tetrapodie flbertiefert, liart aber die naior»
geiuässe Symmetrie /.\vi.-,(lii'n Jen Worten ile> Oedipuä und denen der Antigene ▼ermnten,
doJiü, wie schon Üermuun augenommen hat, in V. 1715 ein Fuss iov dt), av uot . . Hermanil,
oir ^ta /IM Wertpbal, ob 9 i&Uov yevov nod. ä0iSa Härtung) ausgefallen isi.
Wae «onafc aoeb von itatitektiao1i«ii Pentapodi» «berUefert ist and in den Ausgaben
steht, läsät sich ohne Schwierigkeit, xnoi Teil doTch bloBM Aendening der Kolametria
emendiercn. Ich schreibe also
Tr«. 290
ßifimca &io3t»Tfioe tXjififC d
atatt ßtßaxa dva.^oTfioi, otypftm
Ipb.Tknr.U49
tpÜQta tau Jtioiidftovf mgipailufUra fhnm»
atatt 'jiv mnvfiira xoimnbttla figea
xai :ijioxdfioVS
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949
iph. aqi. m
Choeph. 641
ital Mtae' «d fi^ 'fiifus fyiQ ei]
Im Allfjorneinon hostätigt auch dieses Kapitel die entschiedene VorlieV)!'- der attischen
Dichter fUr dipodiscbe Messung der iambiscb-troebMwbeo Veras und die daraos folgende
TJnridMrkaii ilar ktttaklüidien TripotUen mid Pentspodien.
IV.
Yenaofuig.
1. Nichts baratlet dem Metriker bei Aa&tellaiig metriacheT Schemata mehr Verlegen-
heit als die Fragp, wo tfpr rliythmisohe T-anf seinen Anfang nehme und anf welche Silbe
der er»te Iktus zu setzen sei. Die Verlegenheit w^het dadurch, dasa es sieb nicht blos um
oaaer Taktgefühl huddt, aoDdem auch um die Pn^, oh die Alten beim Taktiarai gldch
verfahren seien. In dir Natur der Sache liegt ca, dass wir in der Erörtemag dnaer Fragen
»cbeiden zwischen Reihen, die mit einer kurzen, also unbetonten Silbe beginnen, und solchen,
die mit einer langen, und demnach voraussichtlieh betonten Silbe anfangen. Aber diese
Seheidiiog sebon Itok «ich niebt reiiilieb durchfahren. Denn fiele Bdben beginnen mit
einer sjU. anc; ob nhpr eine Innere Silbe zu Anfang einer Keihe eine wirkliche Lätipe oder
eine irrationale von dem Werte einer Kyll. anc. sei, lässt sich nur dann mit einiger Sicher-
heit beilimiiWD, wenn viele gleiche Vene torliegeu oder mit anderni Worten, wenn das
Gedicht ans mehreren Strophen besteht. Das ist aber durchaas nicht \m\wT der Fall; um-
gekehrt sind die Fälle häufiger, wo der Strophe nur eine .4ntistrophe oder selbst gar keine
g^eaUberatebt. Indem wir aber über die Schwierigkeit dieser Vorfrage ganz weggeben,
«ollen wir snerat diejenigen Reihen bebnndeln, die mit einer konen oder sweiMhaflen
Silbe beginnen.
Da gilt nun bekanntlich bei uns Modernen die einfache Regel, dass der rhythmische
Satz mit der ersten Hebung anfängt und daas, venu der ersten Hebung eine unbetonte Silbe
oder Note voniigeht, dieee ab Auftakt von der rhytbmiaehen Reihe «bgenndert und vor den
erstnn Takt^trirh pesetzt wird. Diethe Methode ist so eirfacb und gibt eine so ^letchmässige
Richtschnur für alle Verse, dass sie allgemeine Anerkennung verdient, die l'oesie derjenigen
V«lker nicht aoagenommeB, deren Theoretiker »ir Erkenntnie dieieB onfeehen Geaeteee
noch nicht gekommen waren. Aber fragen mOaten wir dodi immer, ob auch die Oriechen
schon dieses Verfahren kannten. Da intls.*en wir nnn allerdings gestehen, dass dieses
nicht ausgemacht ist, dass vielmehr die griechischen Musiker den Auftakt nicht abgeson-
dert, «ondem die rbTtlm^hen Reiben mit der eraten Klbe, tnoebte dieae knie oder
lang eein, begonnen «i haben eeheinen. Aber iob aege nnr ^iBBkeinenS ond betone diesen
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250
reserrierten Ausdruck namentlich dann, wenn man anter den Alten nicht bl<» die Gramma-
tiker und Metriker des Altertuins, sondern such die miuagebeodsten Leute, die Dichter und
Schöpfer der poetischen Forraen Tentebt. Die griecbiacheo Musiker haben allerdings die
drei Aiteo dee Rhythmus (yirt) C»'9ftov), in yhos tow, ^tnUimor, fifuihov, auch iaxivlaiArt
la/ißix6r, 7iaKi)ytx6v frenannt (so Aristoxenus rhythm. pl«'in. p. 300 Mor ), lial>en ako nn
zweiter Stelle den Aufdruck jQoxaütov, den wir nach unserer Theorie vorziehen wOrden,
Diebt gebravebt^; mber (bntm sie dieeee mit Rfieksidit mat irgead «ine rhjtlinnaob^inunkM*
lische Theorie oder nur deshalb, weil in ihrer Poesie die larobcn vorherrschten und an der
Spitze der Dichter des zweiten Rhythmengeschlecbts der lamhograph Archüochus stund?
Es haben ferner schon die Dichter, nicht erst die Omnmatiker, gern die ionischea Yen«
auf M — oder auf einen IutaI«ktiaebeB looiittti adiliaMm buMn, wi« Bnriindes in d«r
PwodM der Schutsflehenden
httttvo) at ytgaia ytoauTiv ly. üTonditny .th'/^- --'irv jitiTovna n) oo»
^ \
Aber that dieses Euripides, weil er es aU Norm betrachtete, Atis» ein Vers katalekttsch
BcbÜMMn mOsM, und dieser Norm in den Ionik«rn nnr Kendi^en m kSiinen gbiabto, WMn
er die rhythrattche Heilif? mit den KtSr/cn hppitmen lasse? Mf'crüch; ahrr uniiere nnd ältere
Dichter thaten dieses nicht. Sicher hat Alkäus in dem berühmten von Horaz nachgeahmten
Oediebt
ifu Aiflay, ifK n/ha» maxatdtmf Jteüjfumi»
die Reihe mit einem vnlls'n Imiiker eiulen laf.>»»n, und auch Aeschylos noch versrluiuihte rlcn
Ausgang auf einen katalektiacben lonikua, wenn er auch statt des vollen lonikus des Alkäua
nndtre SeblossfiimMn liebt», wi« in den Pcfsern 70
Wie wenig »ber schon sur Zeit des Alkins die Theorie, da« jede rbytbmieebe Reibe
von der ersten Silhe an m /ühlen allgemein fesistnnd, üeht man am basten ans dem
dritten Vers der von ihm benannten Strophe
Das ist «in hyperbatalektiseber und damit ein rsgelwidriger Yen, wonn die Skandie-
rung mit der en<ten Silbe beginnt; er fügt sich aber der Regel, wenn man die erste Silbe,
so wie wir es xu thun pflegen, als Auftakt absondert und somit den ganzen Vers als akata-
lektischen Dimeter mit voransgehendem Auftakt betrachtet. Dabei iat noch besonders zu
beachten, dasa es (Iberhaupt lijperkatalektifiehe Vene nur im iambiseben Rhythmus gibt,
hier aber selbst noch bei Piautus.
Wir halten also unsererseits nicht blos an der Hentlej-Uermann'acbeo Lehre vom Auf-
takt all der natorgemissen mid praktisch empfehteiuwertesteo fissi, sondern behaopten, dass
auch die älteren und die besten Dicht«r der Griechen von ihr in der Praxis de« Dichtens aus-
gingen. Aber die Theoretiker, das wollen wir zugeben, haben das andere Verfuhren, in jedem
Vers mit der ersten Silbe den Takt beginnen zu lassen befolgt, und dieses wahrscheinlich
nicht erst in Alexandrien sondern schon in Athen und schon Kur Zeit dee Sophokles und
£uripides. Das letztere sehliesse ich daraus, dass um difisa Zeit an den alten hfibscben Venn
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2Ö1
des aufsteigenden ioiii>t}ien Rliythttjus die lendenlahmen, uns so imsrmpathischen falleDdeD
loniker (lonici a maiore) kamen viiul ila'^s der au'^ der Vcrkeniiuntr les Auftaktes entsprungene
Satz, dass die erste Silbe dieses lonicus a mniore auch kurz sein dürfe,') bereits faktiiche
Anwendung bei den Diefatero nnd selbat b«i Sopboklw f(efand«ii hat in den knuNlMn Tetm-
nwtorn OR. 885 f.
Autos dqi6ßt}xos ovdf dat/tövMy f A») aifituv
matd wr ßaao ftmga 9wai6t/tw xAgtP xhdäs.
Aber nmif dem »ein wie es wolle, »os pnktisdien nnd rationellen Orflnden bnKen
wir in dc-in Fülle, das« der Vers mit einer KOrzf oior einnr /:w< if, llKin.'ii Siün? l>v^'i!int, an
der Beotlej'Ueruianniscbea Lehre von deiu Auftakt fest and notieren demnach vor viie nach
den isrnbiBchen Ven
ohne ilf^shalh das vpr«c'iiedene Etho»« liet laniben und Trochäen zu vi rkennen oder gW die
Gesetze des daktylischen Versbaus auf den anapüstiscben Übertragen zu wollen.*)
Kieht eo einlkeb aleUt sich die Sache, wenn die Reibe mit einer Linge anftngL Aneh
hier zwar ^^t der Wc;j t,'e<linet, wenn auf die beginnende Liluge eine Kürze folgt, wie in
den trochäi^hen und daktylischen Versen; aber schwer fililfc die Entscheidung, wenn der
Vera nnt zwei langen Silben beginnt. Wer da sagen wollte, daas dann die erste Länge
eine Sebeiolänge sei, in der Tbat aber die Bedeutung.' i r syll. anc. habe, nähme doch dM
Sache zn loiclit nnd beachtete zu wenig die faktischen VerhriUni^sc. In l im ni iatul iM !ien
Trinieter kimnen einmal dem ersten vollständigen Fu^a zwei Kürzen alij Auftakt vorausgehen
aber nnerliSrt wir» es, wenn alle Trinieter eines Prologa mit zwei Kfimn be^hinen. Ebenen
tavm ma nnbefinngener Beobachter stutzig werden, wenn ein logaiidtscher Ven durchweg
statt mit einer syll. anc. mit einer Länge anhebt. Solche Fälle gibt es aber, und da niuas
man denn doch sich fragen, ob denn jene beginnende Länge wirklich ein Auftakt und nicht
vieluMbr «in Teil des ersten Fnsaes ist, ob, um einen koubieten Fall anxnfQfaten, der Yers
mit einem Daktylus und voniu.sgehendcr At:alvru-;s lieginnt und nirlit vielmehr mit einem
lonicus a uiaiore. In diesem Dilemma wird man aber um so eher /ur Klarheit kommen,
je giteer die Zahl der zum Veiglaieb «ich bietenden Verse iet Wir gehen also bier von
Pindar aus, wo der Strophe nicht Wos eine Antistrophe gegen üLer-telit, sondern oft zehn
und nifdir. Vorausgeschickt «ei nur noi li, dass die ganze ErsclieiMiiiig mit der zutielinieiiileD,
auch in der Prosa hervortretenden Neigung, den Satz lieber mit einer kngeu als kurzen
Silbe sn beginnen, snsanmieDxahkngen aebeinL
2. Zuerst aUo stellen wir diqenigen Kola nnd Vene Pindase ansammen, die dnrebweg
ftosserlifib mit einem lonicna a nuüore beginnen:
') II-p: ;i'-^t c, 15: iij.- !u>rixii; Kai ßi\nfi\ar r!jv .Toeürijv flf/n/ierfi;.
^) Auch V. Leo, Zur ncui!»t(!n Uewe^ping in der ghecb. Metrik ä. Ili9 ftimmt in das Feldgeacbrei
fSgan die Bentley-HemaaDUcbe Lehre vom Auftakt oidit ein, sptklit sich aber gegen den Auadmek Ana'
knuis aas, weil man raiuikalisclte Termitii in metritchen Dingen sieht ohne Not anwenden doII. Warum
dieses Verbot? Die Leihre der alten 1l(>tri)(er iHt eben dadurch auf so viele Abwege gekommen, daa« »ia
sich von der Muaik trennte; iiiul wir »olltcu ihnen folgen?
AhlL d. I. Cl. d. fc. Ak. d. Wi«». XXK. Ud. 1 1. Abtb. U
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252
0. l ep. 6 in 4 Stropfaeo; P.XI cp. 3 in 4 .Str.; N. VII 6 a. 7 io 10 8tt.
0. XIII ep. 1 in 5 Str.; 0. IV ep. 4 u. 7 in je 1 Str.
K. II 8 in 5 Str.; I. VII 4 io 6 Str.; ebenao HaaAjl, XIX 11 in 2 Str.
^ I '
N. III 1 in 8 Str.
Et twgbincD feniw dnidiweg mit dnem ADtibaochioa
O. iV 8 in 2 Str.; O. XIV 8 in 2 Str.
P. Vlll 3 in 10 Str.; T. II ep. 7 in 4 Str.; P. X ep. 4 u. 5 in je 4 Str.; P. XI 2 in 8 Str.;
H. IV 8 in 12 Str.
Bfi ilif'.ier (il)f'rwiiItif?f'ntlf'M Zulil von Belegen tii'rt cigeullich ihiA S'rliwankfii aiif; liior
ist die beginnende Länge keine s^U. anc. und kein Auftakt, aondera gebürt mit zum ersten
Fuas. Wenn TOirichtig« Kritiker gleichwohl nicht feat cinzusttmuen waf^en, so hat diese»
seinen Grund wohl darin, dass an anderen Steilen die erste Silbe nicht immer laof^ ist.
Auch Iiier indes wird e» darauf nnkiaiuii« n da-- Vi ihriltni-- der /ich «'ntgegenatehenden Fälle
in Zahlen kennen zu lernen und die Abweiciiungon liriti-sch zu prüfen.
*«• — «•( — »-. I .
I. VUT 10,- im Scbinn««»; biet «tebt in 6 Str. di« geforderte Lloge; nnr in V. 10 steht
'jr'nTr/;.r>t' üdoy, was: ^ewis^ ver>l>'rl)t. t^t, wie aucfa Schroedtr Mwimmt, wenn gleich eine
evidente Verbesaerong noch nicht gefunden isL
P. X ep. 3 vnd N. IV 2. in dem ertteren Gedieht ctehen zwei Vntaen mit hegianender LSnge
zwei mit beginnender Kürze gegenüber; von den letzteren ist aber V. 17 mit Leichtigkeit
achon Ton Moechopuloa korrigiert, wenn sich auch Schroeder der Einsicht des byzantinischen
Ommmatikera Ter«chlies.st: auch V. 69 ist von Triklinios korrigiert, aber nicht mit gleicher
Endenz. Zu beachten ist ausserdem, das-s auch die beiden folgenden Verse, ep. 4 und 5, mit
V —w - — beginnen und dieses Mal aiisiHilini^Io» in ülu ii 1 Strnphrn. Tu dem zweiten
Gedicht N. IV 2 sind in 12 Str. zwei Verse mit beginnender Kürze überliefert, V. 42 und
90; in dem enten tdtmte »dr/ioc ävai empfiebli «ick die Besaeroog ipdcana statt ldwa$ in
dem /.weiten o aic dthnm naX schlag« ick fBr die oOfankar kormpie Lesart jetst vor Stio*
i ods tite noL
N. ni S m 8 Str.
P. VIU ep. 6 ia 5 Str.
863
(). IX 2; lilor luit unter R Strophen nur die eine, Str. •/, die an^tö^sit^e K'lrzo ßvynny u,-jf>
yiii 'Knnüiv; die Konjektur des Trikliuios rdv naü}' statt OvyatQ' hat wenig Wabrscheiulicii-
keit, Tielloebt diante di« swiMpIttige N«tar des Vokals « nr Batachiildigaiig.
4t — [ I
O. IV 9; eine syll. anc. ira Anfang wfirde sich ergeben, wenn man mit Schroeder sich
scheute, die homerische Nebenform Oi'lvimiovbtmf ffir die in den alten hm. überlieferte
Form 'Oki\umorixar bencostellen.
N. IV R. Schlussvers; lii^-r liuljon 1 1 Str., iiüpIiLifm V. Aa< (iiiL-rlieiVrto [In/JiOF mit Sicher-
heit entweder gebessert oder richtiger geuie-8en ist, die verlangte Lange; widerstrebend ist
ÜBT V. 64, dao iah oiii der von Sebioeder io deo Texl au{g«wnDiMi«i Konjektur und
{je eodd.) bmmAraw nieht m heilea waf{e.
N. VI 7, Schlussvers; unter 6 Versen bietet bios einer, V. 51 yfj<in] ymnßfu- 'A^'^n'^ ^V'
uQftdxatv, im Anfang eine £Urze, die leicht mit der in meiner Ausgabe vorge^eblageneD
Konjektur entferot werden kann.
Fragt man nun. wie die Silben des «fiten Taktes mit den daraQifoIgeodeo Doppel-
takten in Einklang gebracht werden können, so liegt ea nahe zu meseeii:
Diese Messung wttrde ich anch unbedingt billigen, wenn nicht die wenn auch äosaerst
aalten nigelaasenei, so doch immer mebk avsgisebloasene Anfangakfine im Wege atOnde. Für
diese Verse schlage ich also, da die benidioete Form nur am Kopfe des Verses vorkommt,
die kopflose Me<»UDg ^ - _ ^ and \ ^ ^ vor und habe nichts dagegen, wenn einer
diese Messung, um die beiden so nah verwandten Formen nicht zu trennen, fQr alle Fälle
in Anwendang bringt. Der Deutlichkeit wegen habe ich oben, um keine der beiden Mög-
lichkeiten auszu5schliessen, die »echsji^itigcn D;>]){iel!akte mit VertikuUtrichen, stntt dureh Tkteu
aogedeuteU Will mau aber auf die Iktcu nicht verzichten, so wird man entweder mit dem
Setaan der Ikien erst bei dem sweiteD Doppeltakt beginnen
4 *
oder im ersten Doppeltakt nur den Iktus des zweiten eiDÜMshen Fnaaes, und nrar snm Ana»
droak der geringeren Stirke mit einem Punkt bemiehneD
Den beiden aechszeitigen Anfaugstakten <~ und a " stellen sich noch zwei
weiten Fwrmea anr Saite, di« ioh doeh ko» erwlbnoi maas. & kann aimlioh eiateDS den
awei Llngen «ine Anakrmi» voranagesehifikt wmtden. Dann ergeben aieb die l)eiden neuen
Formen
tntt»^ ifde ««fctAdc (l. Till d)
^orrm di xal riois iv iofÖQiatv (0. iV ep. ä).
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254
Zweiten« findet sieb nicht selteii statt d«r enten Länge «ine Doppelkane, wie
trv — - — u ^— w — Und vu_wv_w — v> jni * *
TO ^J(tyjÄ.i)yov liü.n; ((.). IX 1, N. III ep»5)
Jamov Ttöitr uYlaoOijövotf (N. X 1)
jin t&v Tii&goe & f4<iy.»i<tn Otjß'i (I. VII 1)
ora^iaraw «^crär w de^uatdm d)raAfv(K.III 8).
Aoch hier liegt es n»be den eisten Doppeltakt fOr einen lonieus • mMore mit muf-
gelöst«T erster Länge zu erklären ^ — - Aber ein definitives Url«il über diese Messung
wird man sich doch erst bilden dCrfen, wenn man such die entsprechenden Beispiele anderer
Dichter in Betracht gezogen hat, wovon später.
Hit Besprechnng der pindarischen Formen habe ich in der Hauptaseh« aoeb schon
den Gebrauch der scenisclien Dichter umfa^*>t. Denn diese bleiben wesentlich bei d^n schon
Ton Pindar anepcl>iltIHpn Fornnn stehen; sie unterscheiflen sich von dem pindarischcn Vor-
bild wesentlich nur dadurch — und das ist überhaupt bedeutuni für das VerhSttnii) der
Dramatiker ta den Lyrikern ^ data sia gewima Formen ftfter liiniereinander wiederholen,
xsrA dn^s "Hp ein7rlnp Fonncn mit Vorliebe und fn^f tvjii-ib ati be^-tirntiiten Stellten tind in
bestimmter Verbindung gebrauchen. Von diesen tie&ichtäpunkten aus betiprecbe ich gleichsam
aar Erginmng das Gesagten den Gebraach der scenisehan Dichter.
Eh« ein« Knnsi TerfiUIt, pflegt sie noch «ine KaehUfIte dadnreh berforanbringeo, dasa
sie von den vielen Formen, die eine ^-clii'iiforiicliiTi' V<»rgnnt;fnilieit ijHscliafftMi. dir sehönston
auswählt und in populäre, leicht fa«»bare Verbindung mit einander bringt. Die populärste
Terbindnng ist aber die Wiederbolno^; des gleichen Kolon mit einer leiditen Variation am
Schluss oder am Anfang und S(:hlu!$<). Das i.st die Form des Tou den attischen Driiraatikern,
besonders aber vuti <1< ni volk^itnmHi'listen d^'r-fUn^n, von Aristophanes im Anschluss an Änakreon
ausgebildeten avonjjui dfioiwv. Zu einem solchen System wurde nun auch das TelesiUeion
— ausammen mit seiner katalektiwhvn Form •* » gnbrancbt. Als
hübscbe'5 n.-i-^pi(;l s>j{/e ich das ChorIii>d ricr in die Kkklfsia 7.:r'hm.1en Frauen Fcfl. '2S^)--20!>
her, indem ich nach Weise der alten Uetriker das Kode der einiselneu Perioden mit einer
Phragraphos beaeicbne:
890 6 9eafm9injf, Sc Ar
f^xji xexoviuivo;
ßXhttuv v.-tÖToiuua, ui)
iil', fS Xaoiiifudi)
fisop »metefyto», —
«ol SfU>ai>0t noi .tijiixtji,
295 nnviiii Ttfionfy'in' n-fwj
(MF dü o' unoiitii'ii- —
ihtoK d£ TO ovftßolov
aiot xaOtdovueO', t&s
6v ytiooxorüiutv —
800 luAot H iÄyto; ^pUove
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255
Auch die Tragiker gebrauchen das von der Diobterin Telailla benannte Metrum in
öfterer Wie(l. rliolung, wi» Sopb. OC, 1044 — 9 wo npr an Torl«tit«r Stelle ein Tollerer
dtmeter epitrito» ^teht:
eti^y 5dt 6aimv ivigSir tü^^ imatQOipai
Statt der Liin^^e im Anfang erlauben sich die Dramatiker und bosonden Aristopbanes
öfter als Pindar eine Kürze zu set/t-ii. Eine Kürzp stolit i-o !j<-i Arii^tophane» ausser an den
Stellen des oben au^q^ea^hriebeuen Liedes noch Kqu. 1114. Uli». 1120. 1123. 1128, Fax 1336.
1338. 1340. 134«. 1357« Ar. 1787, Tbeem. 931.*)
Sodann babea beiooden gern üe Tragiker unser Kolon in der doppelten Form
« " — - — und — ^ V _ mit Giyl^onecn zu einer Periode oder Strophe rerbtinflfn,
entweder so dass sie die ätrupbe mit einem »uicbeu Kolon einleiteten und abschlössen, wie
8oph. OR, 1186—94 »
/«dl ymal ßgot&i', <&c ifiSc Um mi ri ft^.
Ah' C<i*fj«s IvfiQißfiiT). —
Ttf yäg, Tis arqg :tXioy lü; tiAatfiormi iftQ€t
^ joaovnr Soow Soxeh wkl d6(«trr* ijumitwat; —
t6v aoy roi nnn<\f)tiyii rxoiv, thv aöv daiftova, iAf o6i», &
T/.'itif»/ OlAt.iöAa, [inorän' obAhv ftaxagiZto. —
oder da» sie zwei solcher Kola hintereiaander gebrauchten, wi« JBar. Ion 461 f.
oder endlich dass sie uiik einem solchen Kolon als l'roodikon eine Periode von der andern
«diiedea, wie Eor. Hei. 1508 —
vaötatf tö«uSe drifmr niputoints dt&6iv nvoät •
Pir 'lAnioiv hiiArnr :totvrif'h'n' htrtjOnfri, rr'v
tirx h.lhivo'i nnj' 'ikiov *J>i/irii cor ; fjtl Ttruyrn'^, —
Ich habe zuerst den verscbiedenea Gebrauch nnaeres offenbar beliebten and popnl&ren
KoloDB tnsamuM^psteUt, um mir nnn «nk ehn Urteil Uber seine Meonng m erlaabao.
ffitteo wir laoter Vene wie die der Hdcnba 4751.
<5/iM rex^cev Iftfyf,
80 würde idi ohne Bedenken die toq den alten Metrikeni anigesleUta ioniscba Uessong
billiges
~ — — — oder ——«•«* — « —
<) Eine ujlH, anc. rteht auch in Sopli. DR. «8. 866. 886. 897, Eor. Heiael. 766, Tpb. A. 661.
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256
Aber die zablreiclieii Fülle, w» die erste Silbe kurz oiler zweifelhaft ist, ^r-on lers ;il.-r
di^eoigeo, wo mmr Koloo eine oeue gljkoneiache Periode eialeibet, ia welcbeoi Falle «ine
Imn Zeik via 8eh«daDg d«r PormbD fiut golbtd«rt, jadtofidl» wbr am PUtM kti muheo
midi doeh gwuiglar im Anfang das Kolon eioe kaw Zok aniniMhiiNii, daa garna KdoD
«Ito XU mmm
A ^ — - ^ ~ "
D«nueh gehSrta abo nnser Kdon nidit xu dea mnen lonikern. Wi« es' mit den
\'i:>r>eti iler Telesiila .stund, lässt »ich nicht sa^cn, da wir kein ^an/e-s (iedicbt von ihr haben
und das aiugehobene Mtt»terkolon uns keine Öaraotie giebt, da^s die Uichteha nirgend« im
Anfang eioe ajrll. anc rageloasen habe. Aber wie kamen die alten Tbeoretiicer dasa, nnear
Kolon, auch wenn die erste Siltie kurz war und daber niebt den Ikius hatt«. unter die
lonikcr einzureihen? Ich denke, das erklärt sich am einfachsten durch die Aimabme, dass
in unserem Kolon unter allen L'uistilndcn die driUletzke Silbe den Uauptiktu^ hatte und daas
dann die Metrikor, indem sie den beliebten no6? iHot^futs sogrande legten, das Ganze nicht
als eine Tri|)odie mit Torau^gehendem Auftakt fassten, sondern als einen Dimeter, dessen
entes Metrum entweder volkländig war v w oder die blrgänzong durch eioe leere Zeit
im Aufbiß kdUhb a « — « w. Wt miawaa Noten liart aiob das oieht genao wiedergeben,
aber an idebstan der Wabrbeit wird doeh die Messung komman
- — — w u I ^ w 1
Das besprochene Kolon bildet aneh den Ausgang lu einem lingeren Yen und an dem
beliebtesten unter den trochäischen und ionischen Versen, SD einem Tetrameter, wofl&r daa
berObmteste Beispiel Soph. OK. 885—888 = 899—903
aiQ. ü di TU i'nf'no.Tta X'^goir ^ Xdyto .loon'fTai,
AUas u'fi'tfitjTo; oiiA AtUftäifiav Sdti a/^iinv,
xaxd vt» Siono ftotga ivmitfiov x^9** X^^f'
in. ovxhi T.'ir liOiXTov ehit yn: niHj •t'/.'.y
oid' ii luv 'A/iaiat vaüv ot di luv 'Okvfiniav,
Ich bekenne offen, dass diese Verse, deren symmetrischer bau otieukundig ut, wenn
ihn aoeb neuerdings wieder Koasbech in der dritten Anfl^ der Grieehiaefaen Metrik S. 716
verkennt, mich am meisten in der oben vorgetragenen Messung des Telesilleion )>estiirkt
haben, äleditsch, der in Keinem Huehe Die Caotiea der sopbokieiwhen Tragödien S. 84 di«
Tetrameter mit uns anerkennt, aUer gleichwohl bei der llteten Lehr» ron einem den lugu-
ddiaehen Tripodien Torausg»hen<ten Vortakt stehen bleibt, sieht sieh lur nachstehenden Mes-
sung genStigt
. S-L -LmA-^v Iw-
Aber damit sind gleich drei Abweichungen von dem einfachen Textbeatand verbunden,
die dreizeitige Messung der 7. Sill)e, die Krhebung der KOrxe an 8. Stolle zu einer syll. anc,
die Einfügung einer Pause mitten in den Vers. Das ist doch de« Goten zu Tie! veriaagt.
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257
Da halten wir ans lieber an die Lsbn dar Alton and specieU dtt Hephästion, der c. 15
aii^r?r;ii klii h lehrt, da>s ihr Idiiinw a maioro an erster Stelle anrh eine Kfir/.e dulde (r/Jc
horix»]; xni (igax^nv xljy .iqwtiiv de^"/''^''?*)' Freilich in dieser Allgemeinheit kann der
Sats niebi m Radtt batiehen, and di« NMwen tltoD siebt gut dsnm, wton sie wi« Jorank»,
Hie neuen Theorien der grieefa. Mtirik S. 21 geradezu die Regel aufstellen, der loaimi
matore baba die Grondform ^ — <• v und der lonicua a minore die Grundfurm - ^ ^
Der zweite 8«bs stotzt sich f&r die klassische Zeit aaf wenige verderbte Stellen,') und der
erste muss auf den ersten Fuss eingeschränkt und mit der nur an dieser St. Ilc /,iilii>.-.fgen
Entschuldigung eines kopnn<;r>n Versanfangs gerecblfertigt veiden.') Die^Regel acbeiat ab-
strahiert zu sein aus dem sapphLschen Vers
ob mä Baeht» stobt nicht fest. Ich weuig^^tens ziehe die cbonuDbiieba IfflHong
entschieden der ionischen vor
*) Tn OC. Slfi T<rOf §7 «nifftatoe «S ! itt»* fN&m jmrpiffc» hat aehon TriUinioi dnreh die Iriehfe Kor-
rektur ff'i! uMt -i in Ordnnnir (tebriuht, '-.ml uijrh in Phil. 1185 <'> tirnt im'tajr n,j': >'i.,r,i' ziehe ich <ien
Ueilversuciä vum lüeditsch. der «u vor fitirau eintcUt, der von WilamowUi., Injilus i>. Iü3 aufgest«llU-n
Theorie vor.
*) Ich habe tHim die Foim m — v » jQr den lonikn» im Allgemeinen gelten gelaiaan, wndera
auf den eisten Fuss etner metriichen Reihe henchrlUilct und ans den hier geltenden 8i>eeialbed{]](ning(>n
r.n erklären gesucht. Noch vor Jetu ünick iÜ '-l^ v'i n» küiiiuit mir «I i in.ii'- v.n S Ijuli.irf Sitzb. fl.
pr. Ak. 20. Febr. liMi pubhcierte Gedicht der Saji^tbo ru Uesicht, daa dies« meine Uehatiptung umzu-
aitossen «cbemt. Hier eati]HeelMii sich ntalich im Anfing der Strophe die Yens
fCr Si Aviatoi» iv^iic.niai pmu
ä 3' finoa >täÄ.a xr'j^irat iröai
SO data, wam aian die Silben 6—8 des eilbilbigen Vene« als mittleren Ooppellnn gelten Iftsit, sich fhr
denselhcB das Schema j<. — » « ergiebt. Aber so nnst imd so daif man des Tcrs Dicht mcMsn, da die
5. .Silbe nur dann kiir-. i f wenn an 4. St^ eine Lloge steht. B> ergeben sieh daher (ttr den Ten die
swei «ich «nttprechenden Schemata
Dm ist eine aene, bisher ginilicfa «nbekannte Art der Reiponsion. Aber das Osdi^tchen hat
auch noch die Betpomion de» rcf;>.'lri.-chten und iwlrsohomatistiücben (.ilykuneas
0/« dikaaaar ia' dA/nf/af — w —
«««m* &e «•»' drfis» — w — * — «■ " —
für die man bisher kein BL^i-i ii l Suppho kannte. Gerade für die Vielgestaltiiirkeit renpondierender
Verse scheint uns jeder Tag Neuen zu bringen, damit aber auch neue Einblicke in ilie rhythrniwhe tii-l-
tunß der Silben zu genithrea. Aas uii«erc-ui F.ill ersehen wir, das« in der Tliat di« rier Silben iles
lonicviB den genaoen Wert ton ^ — « ~ hatten; wir ktanen dann veiter Tenauten, das« Ober den drei-
seitigeu Längen swei Gewngsnoten «tnndeü; denn so ist am eheiten die Stellvertretung von ^ durch
— w SV srUirsn.
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258
da d«r brachykat iK-kti-chi- Vcr^ans^jang uni,'leii-1] Itelleliler war als ilt-r Hkfif alcktischr-,
worüb«r Näbere» im fulgendea Kapitel. Aber wean aach Sappho jenen Yen nicht ionisch
iMUi, ao mius doeh fltr Soplioklw dtr Skia «ngenotmiiwi wtrden, itui nadi tmur AnadiMMiog
in einem ioni^bea Yen isr ente Pom atutt daidi «• « «ach dweli ^ — » « kuage-
drOckt worden konnte.
Wir wenden uns nun zu der zweiten Form deä sog. ionischen Üinieter — —
Wie nimlieli in flyiconeiaebeii Strophen neben dem cnten Olykoneoa und Phereknteiis »ncli
die Kola — ->->- - - (ind - - vorkommen, so finden aich in densellu n i:lvko-
nenchen äfcrc^heo auch die Kola _ w w _ « _ und ^ — und zwar zumeist,
WM noch mehr xnr Vergleichung der betden VwM anleiteft» an denwlben SteUen, itn An-
fang und am Ende von Perioden. Beeenders beldnend iat nach dieeer Biehtung die Stropke
Enr. HeracU 718—58 =
yü xiti nnfvvyii); ofv.u- — 5 — v «# — - —
ru >tat mfi:jQÖtatai 9eoi -i- w ^ — "
Ay-'f/'nr iioi h-lyxnr*, -Iw w > — «
l(un>'loaxi <V ovfjiivfd M — —V ~ — « I —
xal na^d ^gdpor iQX^ar — S — » » » w
}'ilat';(cic T* iv ^dAvae. « w ^ _ ^
fu').X<t> r«< .irtrni#i»fi4oc — - — v « -1 v .
j'if, fiiüut xu'i vjiIq döfuov — S — V . _L w _
fisiroc £ffoAr;(9«/c> v ^ — A
Dassell« Kolon " — — fiii<lff >if]i in f^lykor»»'i-.cliei! Strophen Hora«-!.
Or. 8^. 1004, Ale. 253, und in ähnlicher Weise kouuut »tatt deä gewühnlichen Glykoneion
die Form vor
fj ffoldi^ 'EQtx&twi (Ion 4GS f.)
ebenso E. Sappl 778, E. El. 699, Beeeh. 421,*) Hec 635, Ipb. A. 582, Aristoph. Tbeam. 1020,
Eccl. 972.
Rf! Hipser («Ipiciibeit der Verwciuluii),' liryt d'T ( H it.itikc nahe, auch diese beiden Kola
auf das Schema eiiic^ iouiacbea DitneU'rs /.uritckz-uführen und in den beiden ersten Kürzen
die AoflSenng der eraten Linge cinee loniene a maiore la erblicken
— - X j — — [ und w u I _ _ A I
Möglich dass wirklich »o die Musiker des 5. Jahrh. lehrten und die Dichter glaubten,
doch niu$s ich bemerken, das« ein doherar Beweie daffir nicht erbracht iist, da sich keine
stelle findet, wo die Kola ^ _ w w _ _ nnd m _ ~ — einander in Strophe und Anti-
sfaropbe eniipredien.
') 8o itt der Anlistr. Toa d' if iny öißior. Da» in <J?r Str<i]»lie 40C (liier) iefeHe flägoy i>' fir
iMMtefoyiM, WM aachlich unmöglich Ut, man dann mit Heinek« und Xauck korrigiert vetden in gS^m 9\
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Ist aber wirklich in ^lykoafliaehen Strapben das Kolon _ ^ w _ » _ als eine Stell-
vertrpttinp iJes ionisclien Diineter — betrachtet woHen, so i--t liasselbe selbst-
verständlich auch der Fall, wenn das kolou sich in anderer Umgebung findet, wie in
B. Et. 107, Ale. d08— 10, Em, 640—2, Androm, 1084, RIim. 862, Arittoph. Ar. 458. 468.
Dem Kolon «tellan mik dann weiter melirere Ymm mit glüebeai
Binguig nur Seite, aindieb
ßQo&ondxsK ä^vat XAgati, divxa Aiic x6gat (Sapph. (37)
€ni aarü ii9^ OKOgadoe, ^talg*, Anodvmu (Scd). 17)
9«N>e^ in* ait0 m^deeo* ni^a (OEL 609)
i.iiAif.tvi(ji; (o; jiitioifi ;V i ?t i\y \ Hoc. 027)
1^ dydJUov o&ray oiWcvt^c (Ale. 437)
«toJUk 61^ «lotö }^t>aik* ii^otw (Ale. 442)
90<piav fAi&äSdTO xai dvaaidoiv (Ant. H67).
Auch hier kann nmn Cum lie/ricliiKten Venen mit beginnender Dq>pelkQne andere
mit beginnender Länge zur Seite ^Id^n wiu
* »
^^aigovad ftot elv 'Atda d6fiotatr (Ale. -i'iü)
/Ii} /lof ffovf ob» MOH^ 99arefi}c (Hipp. 526— '8).
Aber wenn aelbel alle dieae Vene die Diebter, durch feliehe Lehre verieiteli, ioniceh
n]a,--ei), war Joch nie der leiste Di>]>j'i'Ifu-- r-iii ('(■liti-r loniker. r>>'iin <l(iini infi--^fo lünn
die erste KQrze mit dem Ikiiu versehen, wo« uiau doch nicht so leicht billigen wird. Wir
habao eben nw «nie AnnaliiDafenB dn enien Fönes, oicbt ein« allgemeine Regel für den
Ban der Icoiker.
3. Busi.-i H I' rm rt n ij i an a. Ks i.^t üf^'e! in ilfr alten wie neuen Theorie, dass der
Iktus der ersten in der Hebung stehenden Silbe an Stärke ttber die anderen benrorragtw In
F6lge deeeen terlritt nach der Lehre der Alten ron swei zu einem Doppdfiun vereinten
Trochäen oder lamben der erste Fusä die Stelle der 9iaii, der /.weite die der änoi^ L » j_ ^ .
Unter den Neueren haben mehrere dii sra Verhältnis ikdnrcli iiu>^''edrückt, dass sie den ersten
Iktus mit zwei Accenten bezeichneten. Das ist des Guten zu viel; so stark wird nicht der
eine Iktns tot dem anderen hervorgetreten sein; aber wir Uhnem doch immer sagen, daae
rlcr orsf-' Iktns in der Kegel eine (Unrragtri l«- Stillimi,' einnahm. Alxr nur in der Ufgol;
e» gab Ausnahmen und Abechwächuugen beim liecitieren und im Gesang« Der Vortrag
der homerieehea Rhapeoden trilre eintönig und langweilig geworden, wenn eie immer die
erste Silbe des Yerwe mit einem i3ombenkuull loügeschossen hätten. Der Dichter sell>»i
verbat sich dieses, indem er im ersten Fuss auch unbetonte Worte eetxte und anaer Daktjlen
Al»h.d.I.CL«Lk.Ak.d.WiM.XXILlid.Il.Abth. »
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4
260
und Spondeen hie und da kveh imtiooal« Ffiue, Troehien, Tribnchen uod lunben, ta-
lien,*) wie
A7av *Jdoft$n» re, Moxofc 2ael oiM fcHxe (!F 408)
avvtxd, S^pga xt düoottr alinXoa xelita &th] (.VSS6)
iTttttVij yffnc tt xnt 7ü/»}o.to»toi' Tkoito 2).
XocVi mehr mochte (Ii-» ifflodik in der lyrischen Poesie ein Ansrhweüfn ik-s Acceiites
und damit ein Herabdrücken des Iktus des ersten Fus.-tes empfehlen. Die aolischen
Dichter, Sappho nnd Alkios, haben «uf «olehe Weise eine eigene Form wo AtohitA
ertiy niisgchililMt. im ersten Fuss ein util'-fontes i\nn<'/.}.aßov 'ididtfooiiv hatten und
douDach bald mit eiuetu Troobäua balil einem lambus und biild selbst einem Pyrrhicbiiw
nnhabeo:
Iqo^ d' <tvif II 6 iffKiuh/i öwei
^ttf» «ol d* ifMer pkr dm^x^eto.
In der uns erhaltenen Poesie flehen in ähntieher Weite dem IMrtylas der Glykoneen,
Uendekasyüatu n iin^! r^rwarTlf^r Kola lial«! ein Trodiäus, bald ein Spondeu«, bald i'in Tauit>us
(nicht Pyrrhichiuci) voraus, und indem nuu Goltfr. üermaun diese Art logaödischer Kola mit
den ^loAiMd tmi Ktnantmenatellte, fand er in dem enten Fott dieeer Verae eine Art Vortaict
(praeludium),*) so das» er^t mit dem zweiten Fuss oder dem Daktylus der Rhythmus fe^t
einsetze. Die Lehre ist fein erdacht, sie hatte gewiss anch für die Zeit des äolischen Dichter-
paaiee Geltung: aber für die Dichtungen Pindars und der Dramatiker, Überhaupt für die
Zeit, in der die dipüdische Meaenng aiiefa aaf die iolischen VerM nnegedehnt wnrde, liart
sie sicu nicht aufrfr-ht crhnltr-n. Ah^nsflipn xnn dem Namen Hii^is, rinr im Altrrtnjn nnc
andere Bedeutung hatte und den Doppeli'uK^ (pa.<>$iiiä) im Gegensatz zu dem Ein2eUu«s (pe^)
bedenteie, nigt auch nnsweiCdhaft der parallele Gebranefa dee Olykoneiw und der troebäisehen
Tetra|K>die, ferner die Gleiclutdhing des reinen Glykoneus mit dem polyt-chemati.schen, endlieh
die Anwendung der Glykoneen in Marschgesiinpen, das« der erste Fuss des Glykoneus niclit
ausserhalb des Rhythmus stund und dass mit liecht HephiUtiou und die alten Theoretiker
den Gljkoneas ab katalektiicben Dimeter xboH den HeadekaajrUabas als braebjkafaitakliitaheD
Trimeter bewichiieten. Ba mag in
der Iktii.s des ersten Fu:yses nicht so stark wie sonst vor dem des »weiten hervorgetreten sein,
aber der erst« Fusa stand nicht ausserhalb des Rhythmus, war kein Vortakt, sondern erster
Fuss einer vierfüssigen Reihe. Darüber kann heutzutage ein Zweifel nicht mehr bestehen,
und ich begreifiB den energischen Ton, mit dem der leider 7.u frfih verstorbene Kenner der
Mntik und Litteratar, Erw. Rohde, jeden Gedanken an eine fimchtigang der HtfmanniicheD
<) Uebir Ver»c Ur Art s. Härtel HoD. JM. III 70 ff., Scbolx« Qoaesl, ep. 411 ff.. Solnitat üntsn,
z. gr. Laut- u. Veralehru lÜU.
Henaaaa, Elen, dectr. metr, p. 60: iure Tiden w eiistinan bo« quasi piaelodiun qnoddam et
tsatansatum anneri deinceps wcaturi.
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261
Basis zurflckwies. Dass dem beginnenden Trochäus in der Strophe oft, nicht bei Pindar,
aber bei dm Dramatiki-rn, fiti lanibus in der Antistroplie entspricht, muss als fnrtscb reiten Je
Freiheit in der Behaniiiung dieses beliebten Kolon bingenotuiueo werden, darf aber nicht
4en AttagMgqrankt einer m» rielen anderen GrHiideo iiiini5|;fUehen Lehn bildm. FV«|;lioh
ist es ntir. wif mnn <]i n Anfnn? des Kolon zn nit'S---eii und zu arrcntniprcn ha!w, wenn ^t<1tl
des irrationalen Trochäus ein lambus steht. Uei Pindar, der sich noch nicht die Freiheit
itahin iimnä hmbin mit «iomb Trocblm respondferai zu Umwo,*) hilta ich et «neh heute
noeh fttr de» Richtige, ak «tsten Volitalit. einen lonicus a meiore eoxonehmeD nnd dem-
aelbeo eineo Auftakt voraasr.uschicken, ub<o den Vers 0. 1 1
ägmw fiit> Sdmg 6 di jßvobs at^i/terov n9g
90 sn meaaen
* * • ^ '
Bei den Dramatikern ab<-i-, die jenen Tfimhn«; mit «Einern Trochäus respot) liieren l!f>s<?en,
will ich gegen die heutzutage beliebtti Acceittuierimg der beginnenden Kürze des lambus
keine Einwendung erheben, bie lässt sich freilich um der antiken Theorie und der sontst
▼OD den Diehfami geOhten Prexis Dicht «rktftico, eher aie hat daa Got», deai dorefa sie in
alle Glykoneen eine gleichniäsaige Rftonutii; l^ommt. Und da für sie wenigstens an? der
modemeo Musik Analogien beigebracht werden, ao scbiiewe ich mich dem Urteil der besser
Üntpirichlsten*) an, glaube aber mit der Befonnng j. w w w _. am meisten die
d]«a>}r^ des alten Kbjthmus zu treSisQ.
4. Beffinnprider Di^pondeui«. Der Annahme einis Voitaktes baben wir bei den
Versen, die mit der sogen. Hermauni$cben Basis beginnen, entsagt, aber etwas ähnliches
findet sieb doch in der griechischen Poesie. Ich flnde das Aehnliehe snnlchst in den Versen,
die mit zvrei Liliigen, welrlie d* n Tnifanj^ einer Dipndie oder einer Basiü im antiken Sinnt-
haben, beginaen. Solche Verse gibt es zweifellos; eines der sicher«ten Beispiele ist Find. P. 1 3
juähmi 9* AotieA oAficanw.
Die gnnse Ode ist in Dnktflo-Epitriten gedichtet, nnd da wlirde unser Ten gans ans
dem Gefüge herausfallen, wenn man in ihm nicht den beginnenden zwei Längen auf die
beseichneie Weise den Wert eines Epitrit gäbe, äleditsch hat in seinem Buch Gantica
•) Die Freiheit findet ncli aber •ebon bei Baccbrl. XIX 15 u. 83.
Zd beachten Ut, dssi aidi die iambiidie fona 4sr sogen. Bans hRufig nach ^eem abitalekti<
sehen Vera ludst, wie RA. 516
S ^gß^jama' i^if^ V n||NliiMW
Hee. 640
xaxüv I') ^i/ioum'St ylf.
l>a» hat vicUoiclit sinnen Grund darin, da*« man «cli ~ eiiit; VerkUratun^t von ""^ - dachte,
•0 dsM davor eher eine aJaUatektiwhe Dipodie — » — ^ stehea konnte, indem die Müende Kotae im
Anhag das smitan Kelon dea üeheradtgn *en Zeit, den der ekatnlsküadie ablast des «raten Kolon
«erlaagte, aasKlieh.
35»
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363
der soph. Trai,'. .st-lir oft von dieser MeJtsung anch h<»i Hlvkoiipt^i fieKraucli gomaflit, woun
dieselben im ersten Fun io Strophe und Autistrophe eineu Spoodeu« babeo. Ich wage nicht
■o wttt ni gehen, da doch der Qehraueh de« Spondem atalt des nraÜoMl«! Troohtnt, auch
wenn er in Strophe und Antistrophe vorkoisiniK gleichwohl auf Zufall beruhen kann. Aber
ninncliiiial doch machen Jit' umgebenden Verhältnisse die Annahmt einer dufWadcMChea
Basis sehr wabischeinlicb, wie in Aesch. Pers. 855 =
;iarxaQxij{ äxdxui äfta^oi ßaaucvi
nnd ebenda V. 868 860 =, 879 884 ». da die reinen Dakfykn der daktylischen
Verse jenes Liedes offenbar di]>or]i>c]i 7n me-v^en ^inr), zu dieser Messung aber etnrig die
Einleitung durch einen Doppelrju-n ieus stimmt; ferner Eur. Ale. 89 =
oi fiuv ot'Öi Tii Aii(fi:i6uov -iw — —
d fäg /tmaeßfuoe ihas i-w — «.«
wo auf ähnliche Weif^p drei tlnktvüsoVif Trijiotlirn diirrh einen solchen scluveren Sinnidcus
eingeführt werden, womit man den gleichen Gebrauch des einleitenden Dis^pondeus vor rier
logaSdiscben Kolen in Piad. I. VII S Terglnehe. Unbadenklich todann wird man eine solch«
Basis annehmen dOrSm in troehSiscben Sfaropfaen, w«m den troehliiebeB Dipodicn ein
Spondens Toransgehi, wie Iph. A. 253—5
iwyxi^xorta vijas ildofiav
miftdotetr lanhapiumt
Cjel. 614 ti. 620
jJAj dai.üi ijfdQaxw/ii'ru;
5. Beginnender lumbus. Viel schweier KU erklären sind die Fälle, wo einer
trochäiücheu oder logaödischen l!eitiH fin lüinViu:» vorhet^^tlit. Hier gilt es, zuerst dio Tliat-
sache festzanagein ; ich werde daher zuerst die betreffenden Beispiele geben, dabei aber zu-
gkicb auch den ToraingeheDden Veia nii BnAhien, da nur so erMhen werden kann, ob
dar lamhna ansMr dem Takfc aUhi:
Choeph. 362 — , am Schltua
ftonifiof ).t^yo; nrnittrior _1 _ » -1 _
yrnotv TittntfujtiJM xe ßüxXQtfi «• w v _ » _ _
Cbovph. 409 f. —
alfiaxöiaoa n).a-/u, -i« —
Jä> Monw* fffieera «ijdi}> j>
Ivi dvaxatAstaviJiw &lyoq » — v w
Euni. 150 =
ttvytv dtnaf dtifiJijidxov m — — «» w _ «.
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263
IPara. 575 am ScUiub
jUifniv Ttkiiiynr avddy ~ — — - — » — —
öept. 74;'! =
aldwa d' ie t(pfw fämt' —
*AjiAlXtatmz cSrr ASmos " — — «. „ x ^ ». _
A. Sappl. 97 am Schluss
ßtav d' ovTiv' l^o:Tkii^ft. «»-_ — -—, v ^
Eur. Suppl. 804, am iSchlass
JtQootiyÖQtjfia ftmiQUfV •* .iw_»_S.v —
Ear. SnppL 984« am 8chliw*)
Ytjöoßn0xi)r riry. fy/'i
Tfxnvrt' i't T'i/'in ii nnitia. *• —
Med. \dl — , zum Schlu-«
oMi ovyi]do/iai, u» yvvai, äiytoi diufuxtoe
Incf /KM jf^^oirm
Avdrom. 10)7 am Schlnm naeb akat. V«n
mUaiyav fttQthe Tooiar —
Flerc. 38(i za Anfang einer ntoau Pwiode
iitn<7n' ^' i^ovfooortt'rfi»' "EßQoy ~ —
ferner Choeph. 383, Trach. 210, Or. 1012, Ipb. A. 1531, Iph. T. 394, sodann Find. 0. 1 2,
P. n ep. 8 (Anaplrt atatt lambin wie Hipp. 740), VI 5, BomhjL XIX 15.
Wie bat man aieh nun diese aafibllende Forni de« Rhythmus zu erklären? Da man
Rieh nur schwer zur Annahme ein?« nnsserhall) lll^s FJhyllimus stehenden Elemente» ent-
Dchliessen wird, so möchte man fast hier zu dem Ternifeneii Antispaät seine Zuflucht nehmen,
um den man docli «n «inigeD Stelleo wie Tioad. 560 ff.
Idgw 6' iHßaiv'"'A^, n6eae Iqy» IlaXMSoe'
Xniii'tliiltQi iQtjfiia
und Aristoph. Tbesm. 1095
nicht herumkommt. Aber wenn auch der Yer|^ei6b mit jenen scheinbaren Antispasten zu-
toeßlnid ist, ao natenoheiden aioh doch amere Vene fon jenen dadurch, dose in ihnen mit
') Wilamowitz, comment. metr. I 12 entgeht dem Vere durch andere Versteilnng, wobei er aber
«iiM anitÖMige trip. catiü. f»^^ A§Uat in die stelle bringt. Aehnlictaou AnatoM erregt die ebenda
|iu 30 ufsnosaxasae THpodie Tn^ ISDB Wt^unr wsiMr iek eBbedanklieli dsn tadellsieii Doebniiu
iümfiM"n,os letse.
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der 3., niclit 2. Silbe die dipoducb gemwwne R«ibe begiost, wenn mu nicht «m tlMar
lektiwh« Scblussfigar
aaniDint. Einer aolshen Messung wOrde ich abtr, namentlich mit Rücksiebt auf die Vvm
%. _ — - — — , die Annahme eines« vornntjehcnden Docbmius von 'ier Betonung
w '- - — ... oder die Messung mit beginnender leerer Zeit v _ -i v ^ . . . entschieden
vorn«ben. Oiesa B«toiiniig pami nimlieb gut mm Aoadraek des Umbi^eiu «rai SeblnaSf aber
zu/.ngt'iii'ti ']<\. 'hmu, iLlss lüiser Zweck besser, im Hinklang mit der dipodischen Oliederaog«
erreicht wurde darcb die aadere, dem Eunpide« geläu^ere Form »^»..^v —
6. Einleitung dnrch einen Daktylus. Eine beliebte Art miuikaUachor Konpaeition
var es bei den Griechen wie bei anderen V5Ikem, einen Gelang durch ein kleine! Praeludium
(.-ujoot^ixör) einzuleiten. üusHelbe uiUisite zwar an den Grundtou und Rhythmus der Haupt-
masse anklingen, hatte aber doch die selbständigere Stellung eines V^urspiels. Besunders in
den chortambiachen and iooiedien Sintpben waten aolehe Pvoodika beliebt, di« Pmodika
blieben, auch wenn sie, wie nicht selten, mit ilem llauptteil durch Synn]:itiie verbunflun waren.
üeiq;ii«le mögen das erläatern. In der Parodos dea Prometheus V. 128 ff. geht, ähnlich wie
Prom. 897 n. Sept. 720, den fbrtlaafonden loaikwu diu Pkoodikon - — ft^dh (f oßti^fit
voraus. In Prom. 149. 397, SepL 720, E. EI. 480 ist daiMlbe nicht durch WoctNUnas von
dem folgenden Tere geschieden:
vlot yuQ oiaxovofiot xjiUToca^ 'Olvftnov.
oUvtu ot TÖs oMo/tivas tv^OC IJnoin^Oa-,
ni^pQom lav ojktiuotxov diöv ov fhnl; nftoiay.
A?.''k nnuivnTnt rrfi')ihiir,i r^-vt'iy /"i. y ihyriv.
Ein ähnliches ebenfalls auch durch Synaphie verkuilpfbnres Proodikon vor louikern ist
_ s _« wie Baeoh. 113, Ran. 326, Ai. 1199 (nach dem Muter tod Alkäns fr. 43— bO):
Udi i6vl)' dyd htft&ita Jifi^ooiaw.
-■Too' inv h'vvytiftv dei'/inTo; ijv flot xgoßoi/d.
Dasselbe läset «ich zwar durch die Messung
mit dem Folgenden unter einen Takt bringen, liat aber doch immer mehr die Geltung einer
ßinleitnng. Hit den lonikem nahe verwandt rind die Baeehiea, auch diete haben ein eolohee
Vorfiel, da* «og mit den tilgenden rmnen Baccbien verknapft iat in OR. 649 ™
Vor Charinniben und den T«>rwandt(in Gljkoneen geht Öfter eine logaödische Tripodie
als solches Proodikon voraus, wie Piiil. 1?7
Rhes. 307
& ^^üoe, cl9« /tot f
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Waivn schon diese Proodika manchmal mit dem folgenden HaaptTV« donb SyDfe|ilue
verknOpfr. ^^l t^r-^cheint nun vollendä ein einleitender Daktjliu vor loBikcni als Teil da*
Verses in Fällen wie Pere. 648 = (ähnlich 033 =)
i; ytto; är^Q, (filoi Sx^"* ' J'"0 xixev^er Ij&ti .
FhiL 1181
Nob. 955
Tbeam. 109 in eineiD ioniBcbai Lied
0 0
. . W — u
Aof Grand dieser Vente und des rhythmischen Zusammenhangs der Kola OC 120 f.
wage ich denn auch diu AnfanKsveree
tow Ir ovQanp ßtßaxtu; (Ileracl. 910 =)
& jfiwi» ßem€XiH ^fut (8. EL 1066
ägd not* oMiff d nakcuA (Rhee. 360 =)
so zu mesaen, dass der beginnende Oaktjlne ein Vonplal sa der intt dem ersten l^hlae
an&Dgenden dipodiMhen Reihe ist:
Wiluwibeiinlich ging die Neigung, eiiMD Daktylus, eiiMD idnea oder amkmnacbcD,
einer ioniielieii oder logefiditdieD Beih« voraiunieeliiekcii, noeh viel weiter nnd derf maii aoeh
ia V«mii wie
Ärfi-a _H^»' Ol»' &fiva rnodtjoei 0<up6s oitoro^hai (OK. 813)
Kgovida ßaaü.>jo; yero; Atar ibv dt^ftfrov netf' 'Äx^Xia (Ale. Ü3)
die entn 8 «der 5 Silben nb PrSlndinm ebaondem in folgender Weiee:
Damit enifemen wir nn«? allerdinj»« ron dem olien S. 2'»4 aufgestellten Versuch, in dem
zweiten Vers die ersten zwei Kürzen ab AuÜüsuDg der ersten Länge eines lonicus a maiore
') Gleditüch, Cant. \Ti wXsmi den Ver» cbonauibisch: aber daf;egen spricht hier deutlich der durch-
^gifie Mangel einer Cäaor naeh dea angablüdMB ChoriamtMo. Aach aom Btluw det Venes paait beiaar
die ioninche Mewuiig.
Witamowita» 1^11. 1S6 ndit gegen neberiiefenug und IntetpanktteiB den Aulkag das Venea
■n dem vonraiBefaieDdeD. Uchrigeu kana der Yen auch äobeh cheriaiabneh genwiKa werden.
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zu fassen. Aber di« Entfernung i^t nicht sehr gro^H, und ich habe durt schon die Mündlich-
keit einer anderen Analyse angedeutet. Die EutacbeiduDg mö^en die Musiker geben, deren
geübtem Gehör icli in solchen subtilen Fragen mehr vertratte als den Zahlen der Statistik«
oder dem Macbtf^ebot der Grammatiken. Ihrem Urteil mSchte ioli ancb die Frage anbeioi''
•teUeiDt ob wir in daktylit^chcn V'nmeil mit einleitendem Diiambus) wie
Ä.T'Os W/mwv Aißoovov xoüto; '£}J.udoi Tjßac (.4g. 109
und Ag. 116 OB. 175 =, OK. 130 Ran. 1204, 1270, 1285 m mcaea haben
oder unter B^chtung der regeimä-ssigen Cäsur nach der fünften Silbe
In ktsteroiD Falle wfirden wir atteh hier einen VemUag haben ihnlieb dem oben
betraohteten OR. 049. Einem Kolon ~ _ w ^ — brauoben «ir aber nm so weniger aoa
den Wege zu gehen, als wir deiusolh^n auch sonst lirmfi^ hn^e?nen, wie in den Proodikon
w — <• — — ionischer Reihen, uad wahrscheinlich auch m dcu Versen
iyut 6' 6 tldpuof | :ialatöi ä(f' ov ^.QÖvof
'/d^ ßti/anor | x'*/"'^ firjvw (Ai 600 f. =)
Irvxä dl Y>'j(iff | f*ÜTtjQ rtr ihtxv voaoi'yxa (Ai. 022 f. =)')
ov d' bt itkv <^ai9 I nor^cDT itdieMMB (Med. 431
fflr welche Yeiee aUe die etebende Cleiir naeh der fünften Silbe eharakterjitiwb iat. Wie
bnliobt aber und volkstümlich bis in die römische Zeit das Kolon z — ^ mit dem Iktus
auf dem zweiten lambus war, kann man daraus entnehmen, daae die r5miachea Metriker
Juba, Cäaius Bassus und TcrentianuM (.s. Metrik* g 00) den iambischen Trimeter so perkn«
tierten, dan das er^te Kolon vor der Cäsura penthemimeres die Form z ^ „ -l. z erhielt.
Denn diu« regelmiL<$ig und schon bei den Griechen in iI't uiintii-ehKii Sy/vifii- imd ikmnach
auch in der trochäiüchen der zweite Fu^ vor dem ersten den stärkeren Iktui hatte, ist
gewin falach, wie ich an dem a. 0. erwieaeD habe; fragt man aber nach dem Grand der
beitimmt beaeugten PvknHKm der lömnchen Metriker
8o wird man zunächst auf die in der Ijiti iniM hnn SitücIiö l^efionders herviu tictrndt» Neiffting
den Trochäus oder Spondeus vor der Cäsur /,u bHtonen hinweisen musseu, diese Neigung aber
dnrcb die Beliebtbwt des alten Kolon « — - -i — nnd der verwandten Kola - » _ > ^
und - ' - iiiA h t i klnrüt hi r machen dürfen. Die f^l- icli.- Perkussion des zweiten
Teiles des Senars war dann nur eine KouaequenZ| aUerdiogs eine rein doktrinäre, der im
Anfang befolgten Betonung.
*i Wikmowitt, MAanire* Weil p. 480 ni«»t die Vene nnd die gwne Strophe Ai «21—634 MHnwh.
was un(;efubr auf das (ilt-icliH hinaiixkoiiinit, aber die tjül' aac, io AoAmg, die, wean aedi lettea, dodi
nicbc ganz veruii^Jeu Ut, uutirkJiiirt liU^t.
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Y.
Ak«t»lelrtiMli* SeUoBST«»«.
1. Zum W«ien da Vmm und der 9hm die OrSae einw YeiMa (von ykiultm»
32 Zeiten) hinausgehenden Peträde gtb< es, das» sie einen Äbschlusa habeo. Dienr Ah-
Bchlii'-s kann ein doppelter sein: er kann in der W«1;I t]er zum Siit/schln«s t»p«>iKneten
Rhythmen beruhen, oder er kann sich auf die zur Erholung der ätiiiiuie erforderliclte und
■OBiit die Vene von eiiunder acbeidende BnheMit (Pkiue) beneheu. Den enbtn wollen mt
dm Rlivthinn^siiMnR^, don zwoitcn den Zeit«chliis> nfnnrii. Der Rliytliiims>clilnss hat
Geltung für die Poesie wie für die Prom; er ist nur in der Poesie infolge des dem Verse
zngrund liegenden Metnuna beetiminler filiert. Im allgenMineD dod die hMpWtebliebeten
RbjtbmiiMeblliaM der grieebiwben Rede:
_»>' — _ wie im daktylischen Hexameter Dod dem «nnpiatiaciiMi PnOmiakiiB,
— « _ s wie in iambiacben Septenar,
* — und — w wie im Doehmins und in Sfcaionten,
_ w w ^ vnt im Pentsmeter,
— » — wie im iamhischcn und trochäischea Septeonr,
— u w V — wif iti Dithyramben und Titanen, ')
wobei aber noch einen grossen, die Silbenlblge fast noch Überragenden Untertichied macht,
wie die Wörter «nf jene flilbenkomplexe sieh Tertdlen, ob z. B, em Seblnsa ein ein- oder
mehrsilbiges Wort steht und ob nnd an welcher Steile ein Worteinacboitt (GGear) die
Scbluasfigur durduohneidet.
Yon den ZeifaeUlbeen sind an wichtigsten die emmetrieeben d. i. diejenigen, bei denen
der Umfang der Pause genau normiert nnd in das rhythmische GefSge der Strophe mit
festen Werten von I cAcr 2 orlir inelircri'ii Zeiten eingerechnet ist. Solche cmmotrische
Schlilsa« sind allen Marschgesängen, insbesondere denen eines Schwarmes oder Chores eigen,
weil ohne sie die Bow^ng des Chon leidit in Unordnung bime. Aber «e gibt aneb
VerM-, l)iM ili'iien die Pause am Schluss nicht mitgemessen ist, die folgende Zeile viel-
mehr so fortgeht, als ob kerne Pause dazwischen läge. Das ist z. B. bei den iambisohen
Trimetera des Dialoges der Fall; denn wenn ieb im Eingang des OR lese
A ndnu, Kdifiov i<oi( nditu via tQoq>^,
^hac ffotf * Id^cic «dodie ftot <M(eu;
>} "Wir streUim Iiier nw das in enserer Zdt mehr lebbaft mnatrittSBa als la sidimm Absebliiss
gebrachte oder ilberhaupl bringbare Gebiet der KhythmuB*chlösse. Sonnt njuarte aui-h di»> K-'lir^n'fe
beleocht«t werden, welche äehlQBEe bei den Griechen, U'il« durchwej,' teils z« gewissen Zeiten — denn
auch hier war die Mode von Einfluga verpönt waren. Unter den Si:hlu»»foruieu habe ich den Puan
aa letster Stelle gesetzt, wiewohl denselben Aristoteles rhet. lU 8 be<ond«ts empfi«hlt nnd dem Tbiaajr'
aiadras, dem Brflnder des PranrfiytbtinH, msdinibi: ick Üiai dieses, weO thatildilich disie Sehlawfbmi
die flf>!(fiis(.:' ist,
Abb. d. LCLd.k.Ak.d.Wis«.XmBd.lLAbth. S6
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so lasse ich am Selilnssc jefTes Verses ('Uie kleine Rahepause eintreten, alter der Rb^thmus
gebt oau&terbrocben fort and nimmt auf die Zeit jen«r P«nae soblmhtardings nicht Rfickmebt:
Die alten Metriker halten sich in der ünterscheidung der Vwae nach den Schlfluen
•o die Zeitäclilü^s)' und lu^bmen auf den Rhythmu^ohloM nur iiualeni Bezug, als er dureh
die Arten dm Zeitacbluaaet mit faMliinnit wird. Si« antenehadtn also mit Bexug auf den
äcbluss
xnTn}.rj>iTn /texQU, Vf rsip, lieren ! tr r Fuss unvollständipf i'^t.
ßnnyyy.mnhjxjfi, X'erse. iu dei.en am Schluss ein ganzer Fus» fehlt.
Im Gebrauch der Dichter macht neb «in groaaer Unterachied der VeraachlQne uacb
Am Taktnrten whI den Zeiten bemerkbiir. Der gr8sit» ist der, dm braeb^kttaldctiieh»
Verse nur in Sbythmen des yivoi; deiidatov Torknmiucii, das ist also in Trochäen, lamben
und Logaüden, nnd in den Daktylen erirt naclidt-m der dipodische Bau auch in die daktyli-
schen Kompositionen eingedrungen war. Dabei wird man wohl kaum heutzutage noch einer
Ificn« dee Zweifels begegnen, wenn mui ngt, daas in diesen braehjkntnlektisehen Yersen
nicht der Umfang des ganzen fehlenden Fus-ses oder drei Zeiten in die Pause fielen, sondern
dus die vorletzte Länge durch längeres Anhalten (toi^) bis zu drei oder vier Zeiten g&>
dduit und iementqurMbend die Pause Terkleinert worde in felgandar Wdsa
A
^
Was sodann den Unterschied der Zeiten anbelangt, so hat man in älterer Zeit, wahr-
scheinlich in Folge davon, das« die Verse in der Rege) nicht nnter Tansbewegungen, son-
dern von einem stehenden Sänger vorgetragen wurden, mehr auf de» rhjthuii-i hen Schluis
als auf den Zeilschhis.« ifeiithtet. S'o hat denn das älteste Versiuiiss, der dnktylisLhe Hexiinieter.
einen sehr wohlkiiogeuden Rhythmusschhiis^, aber keine Pauste zur Eriiolung der Btirome.
Denn die Pans«, welch« dnrcb «in«n wbUesssndsn Troebins sieh «igab
wnrd« so w«nig angestrebt, dass umgekehrt die Verse mit sehliessendem Spondens als woU-
kliiijicnder bevorzugt wurden.') Diesi,' Vernin-liIiL-sif^uni; des Zelt^chlnsses im dakf_vlisclien
U«z«meter*) ging auf die Daktylo-Epitriteo über, in denen gerade mit vollen Epitriten wie
mit dorn ans drn vollen Epitriten gabiMetoD Stswcboidon gern «n« Stroplw editoss, wi«
in dem alterMmliehen Siagwgesaog anf Theron Find. 0. III
>) Nicht« bedeuten dagegen die Flunkereien der Grammatiker, die, om IHM» Ittn Zeit sn «rbalten,
dem TrochAtit den Vorzug gabcu, wie Victorinua 1 17, 24.
*) IKe yeraacbltsngunj; des KeitiefaliatM sa Oenstsn des Bbythmusichliwiei eridelt sioh ancii
■pät«r noch in dakt>M lim .<Lnii,hen, wie insbesondere in Her«d.4M— M, «ottiber mein« lletr.'aast,
nicht beachtet vou Wecklein in «einer Au^be.
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xXeivav lAxQayavra ytQalooty fT-yoimt,
(^QomK 'Oinfmutvixav Bfiror öoätüoan;, dxafiavTo:t66ü>v
StmiMr ämev. JHoioa off?» fioi naQ«jiait} reoalyalov fvQiivTi iQ6nw
In dem daktylo-cpitritisclirn Siegesgesang auf Arkwilis P. IV udigeo unter deo seht
Versen der Strophe drei (3. 4. 8) akatalektisch.
Umgekehrt herrschte ia der jnngeren Zeit, seit dem Ie»1>i8eheii Dichterpaar,') und in
dea jQogeren Formen der mdiMhen Poesie*) eine entschiedene Vorliebe fQr den brachy-
krttalcklischi'ti Scliluss namentlich am >chluas der Strophen unJ der längSraQ PwiodoD»
war dieses uatQrlich; denn in den brachykütalektiscben ScblUseen wie
vereinigten rieb ^ beiden Tonri^ ebm gotm KhjthmaaMbliuaeB anf wwm Längen and
eines guten Zeitsehlusses mit aoagiebiger PlRwe. Die brachjkatalektieelM Form wurde
namentlich in Lo^jüöjen hetieht. da hier aus sanglichen Motiven immer mehr die Sitte
sich verbreitete die Kola innerhalb der Periode katalektiscb d. i. auf eine dreizeitigo Länge
sa aelilieam, eo dw doh Dir den Penodeneehltu» eine aSrkere SfiUiuefomi, dae ist «ib»
die brachykatalektiache sich empfahL Man nc-hnio irgend ein Stück des Kuripideri her, und
tuau wird sich leicht von der Uicbüginit dea Geaagten und der Häufigkeit der brachjkata»
Uditdien PeriodaiaeUONa in den logaSdiaehen und tmehÜNlien oder iambotraebiiadifia
Staopbeo flbemiigen. So b^egnen im HcMiIiIm Ibigenda bmehjkiitalekliaehe SeblBew;
112. 117. 197. 985. 776. 884.
388.
410. 418. 771.
849. 858. 860. 863. 654. 684. 686. 783. 797.
638.
854. 644.
858. 853. 764.
A«icb in der KouSdi« «nd die bmbykatRlelrtieeben PeriodeneUflaw Begd, wenn die
vorausgehenden Kola katalektiscb sind; gleichwohl sind in ihr im Ganzen die brachykata-
lelctiaeben Verae aeltenart weil in den Metren, welche die energische Komödie Uebte, den
>) Die brachylcatalcktiachcn Vene kamen D&tQrlich erat auf, nachdem dem altea daktgpiitcheB
RhTthmu« dar iOagere iambisohe «od tvocbiktscb» war Seite getreten wac; m fisdca sieh aascsl, wann
aach aolftiifls wu adtaa, bei Arddloohna, wie ia fr. 104
Wenn so die bmehykaUJAtiiwiliiw Tarn aaeral in diplasiiclun Bh^lluiMagaaehtcefai «orkommen,
•o ist doch walnacbcjalidi der Awgaii« ebaa anderao TeiMBt daa katalekttadtea Aaafaataa, Torbild
geweaen.
^) leh musa oiKeus hinzufttgen ^ den jüngeren Formen'. Denn aucli b-n <l<.'u Attikem erhielten
■ich die Dakt^lo-Kpitriten, und waoa aaeb in dieses oad scboa bei Aaachjrlus »neb die biachjkatalek-
tiadhe SeUasafiMm — — - — — aalkan, so behaoptate aiek doch bei diaaao aoch die alte akatalek-
tiadia Fena, wie i. & Hee. 918 f.
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hmbcn« AsApSsten uud Püoneo die Bracbykatalexe entweder gar keinen oder Dvr dnen Mkr
ijfrinp^n Platz hatte. In der römisclien Kumödie ist die Brfichjkatalexe fast ganz ver-
schwunden, indem in Horn die Dichtung wieder zu den einfachen Verhältoisiieii des älterea
VmlMitt oad dar mebtgvsangeiifltt Poem« sorBeklrahrl». Eb wIn lohnend dee Verbiltme
der <lrr'i ScliliiHsurlon im Einzelnen durch dio griechische Poesie zu verfolgen; nm liegt
diese Aufgabe hier fern, wir wollen uiu hier vielmehr nach dieser allgemeia orientierendea
Einldtaiig mit «ner aufflilligen Encbeinung, dem Yorbomiaen der akttatektischen 8cblTw
Tone neben den brachykatalektischen bei den scenisciien Dichtern der Attiker lj*'.srlultri^'«n.
2. Akafcileliti^che Kola als Yorderglieder einer Periode haben nichts auffallendfi=. ob-
wohl auch sie in logaödischcn Gedichten verhältnismässig selten sind; aber akatalektische
Teiee nnd Perioden aind von vomhenin befremdend, «dl ei« iUr die am Ende eioes Venaa
erforderliche Pause keitifti Platz übrig I.i-^on; ^;e Viefremdeii insbesondere in der Zeit nach
AnakreoD, nachdem man durch den brachjkatalektiächen Ausgang einen in jeder Weise
passenden Bebliiie gofandeo batie. Oleidiwobl kommen aoeb noeb ha den «eeidMdMD Diptam
Aclikas akatalektische Schlusskola neljen bnchykiilaltekti'^hen vor. Zuerst abo gUt et aneh
hi<'r ili'- Thutsache fe^tzustellei]. Ala SoUmakolon oder Epode foidieni an enter Stall«
genannt zu weriieii tiiki Alkaikuu
zuerst gebraucht von Alkäus in iler altiüscheu Strüjihe, sodann von den Lyrikern Alkman
5, 14, Ibykud 1, 9, Bakchjlidcs 4, (3 (lÖJ. Von den v^cenikem gebrauchen dasselbe Aeack.
Pen. 652 Epode nach looikoro
dfor itfdiaoQa Aa^äva.
SepL 860 Epode oaeb inmbiBchen Hexapodieii
.-r(i>'()oKOK tk